MIGRATING SUBURBAN 2.0
ma.m2.3 Entwurf Zwischenraum - zwischen Verfallenem und Historischem
Frederik Teupen
MSA I Münster School of Architecture
Wintersemester 22 23
betreut durch Prof. Kazu Blumfeld Hanada AA. Dipl.
ma.m2.3 Entwurf Zwischenraum - zwischen Verfallenem und Historischem
Frederik Teupen
MSA I Münster School of Architecture
Wintersemester 22 23
betreut durch Prof. Kazu Blumfeld Hanada AA. Dipl.
Potenziale + Eigenrationalität
Die Peripherie als Zwischenraum
Das Planungsgebiet befindet sich in Burgsteinfurt, dem nord-westlichen Stadtteil der münsterländischen Kreisstadt Steinfurt. Zur Entwicklung neuer, innerstädtischer Lösungen für die wachsende Nachfrage nach urbanen Lebensraum lohnt sich ein Blick auf die Megatrends des Zukunftsinstituts. Die großen Treiber des Wandels benennen komplexe Veränderungsdynamiken der Gesellschaft. Konnektivität, Individualisierung, Mobilität oder die Gesundheit spielen hier beispielsweise eine gewichtige Rolle. Spätestens seit der Corona-Pandemie drängen sich aber immer mehr Themen rund um den Megatrend New Work in den Vordergrund. Gemeint sind hier neue Arbeitsmodelle. Alternierend zur rationalen Leistungsgesellschaft, nimmt die Work-Life-Balance an Bedeutung zu. Die Pandemie hat sich als Treiber dieses Trends erwiesen, denn durch den beschleunigten Digitalisierungsschub in der Arbeitswelt treten neue Arbeitsmodelle auf den Plan.
Für digitale Nomaden, Unternehmer oder Arbeitnehmer, die nahezu ausschließlich mithilfe digitaler Technologien ihre Arbeit verrichten und somit ein mulitlokales Leben führen, wird plötzlich die Peripherie als Lebensraum interessant. Kostengünstigere Mieten verschlagen einstige Stadtkinder in die Vororte.
Hier treten gut angebunene Kleinstädte wie Steinfurt in den Vordergrund. Gut ausgebauter ÖPNV und eine Bahnanbindung nach Münster ist allerdings nur ein Teil der Lösung gegen den Leerstand von Geschäftsflächen im Zentrum.
Hier bedarf neuer Konzepte, einer neuen Identität der ausgedienten Innenstädte. Eine Mischung verschiedener Typologien, wie lokale Handwerksbetriebe oder verträgliche Industrie kann beispielsweise neben Wohnraum koexistieren.
So kann ein Zwischenraum entstehen, städtischer Raum für die Menschen, Raum für Möglichkeiten, Raum für das miteinander.
Die Kreisstadt Steinfurt
Seit fast 50 Jahren als Einheit?
Um das innerstädtische Leben wieder zu erwecken und Kleinstädte und ihre Zentren nachhaltig wieder zu beleben, kann ein Maßstabssprung helfen.
Betrachtet man die die Kreisstadt als Ganzes stellt man zunächst fest, dass diese sich erst 1975 durch den Zusammenschluss der Städte Burgsteinfurt und Borghorst als Einheit präsentiert. Dies wird auch durch zwei unabhängig voneinander gewachsene Altstadtstrukturen deutlich. Erkundigt man sich bei Einnwohnern nach der Stadt Steinfurt, so wird häufig mit einer Gegenfrage nach Borghorst oder Burgsteinfurt geantwortet.
Dabei haben die Bürger die Idee von „einer GEMEINSAMEN Stadt“. Schon vor Corona setzten sich zwei Arbeitsinseln zusammen, die gesamtstädtische Perspektiven für die beiden Ortsteile und die Stadt als Ganzes erarbeitet haben. Für beide ist das Bagno ein Naturschutzgebiet, entworfen als Lustgarten für den Gra
fen Karl Paul Ernst von Bentheim-Steinfurt - ein Bindeglied beider Ortsteile. Der Bagno dient mittlerweile auch als Eventfläche für Feste und Veranstaltungen, die das Zusammenwachsen fördern. Dies gilt als Schützenswerter Faktor, der weiter forciert werden kann.
Gleichsam soll die Mobilität untereinander barriereärmer ausgebaut werden. Für die Mobilität der Zukunft kann hier Mikromobilität und ein Ausbau vom Radwegenetz den ÖPNV und bereits ehrenamtlich geführte Bürgerbusse unterstützen.
Es lässt sich festhalten, dass die Anwohner die Stadt durchaus gewillt sind, ihre Stadt als Einheit zu begreifen, jedoch Entwicklungspotenzial in der Vernetzung und Infrastruktur untereinander sehen. Wichtig hierbei ist jedoch, dass sich die Ortsteile nicht überplant werden, sondern aus sich selbst heraus entwickeln (bsp. Burgsteinfurt: historisch, literarisch, kulturell, musikalisch).
Burgsteinfurt - Ort
Am Bagno - Buchenberg
Steinfurter Bagno
Borghorst - Ort
Naturschutzgebiet Bagno Bindeglied beider Ortsteile
Verfall der Vergessenen Bilder der Verwahrlosung
Ehemaliger Burgmannshof Denkmalnummer: 34
Eingetragen seit: 08.10.1986
Tischlerei & Weberei Verfall + Leerstand
Verfall der Vergessenen
Bilder der Verwahrlosung
Bürgerhaus
Denkmalnummer: 88
Eingetragen seit: 05.10.1988
Verfall + Leerstand
Verfall der Vergessenen Bilder der Verwahrlosung
Ehemaliges Wirtshaus Fritz Preußner
Denkmalnummer: 89
Eingetragen seit: 05.10.1988
Leerstand seit 2008
„Älteste Stemmerter
Kneipe macht dicht“
Westfälische Nachrichten
Donnerstag, 10.01.2008
https://www.wn.de/muensterland/kreis-steinfurt/steinfurt/alteste-stemmerter-kneipe-macht-dicht-2140887?&npg
Verfall der Vergessenen Bilder der Verwahrlosung
Ehemaliges Bürgerhaus Kupferschmied (H. Hohne, 1896)
Denkmalnummer: 86
Eingetragen seit: 05.10.1988
Verfall
Leerstand seit 1999
Verfall der Vergessenen Nutzungskonzept
Flintenstraße
Kirchstraße 22
Kirchstraße 14
Kirchstraße Türkei
Heute Verfall
Kirchstraße 18
Mitten in der Stadt
Zwischen Freiraum und Verfall im K-Viertel
Das öffentliche Leben beginnt an den wichtigen Stadtadern und Hauptachsen der Stadt
Cafes, Bars, Werkstätten, Manufakturen, Co-Working entwickeln sind dort wo Menschen zusammenkommen
Eingangsbereiche und Vorzonen sind Treffpunkte im öffentlichen Raum
Entwicklung des K-Viertels
Von Altem und Neuem
Betrachtet man die Straßen detaillierter, lassen sich diese als eigenständiger Bereich der Stadt wahrnehmen. Geprägt von einer wichtigen Ader der Stadt, die durch den Leerstand und den Verfall, und somit durch das Fernbleiben von Menschen und Passanten, nicht mehr zu pulsieren scheint.
Ein neues Café, eine Manufaktur bzw. Holzwerkstätten, Metalloder Elektronikateliers- bzw. Gemeinschaftswerkstätten, Co-Working-Spaces für Studenten und junge Leute können der verlassenen Stadtsockelzone im Erdgeschossbereich wieder Leben verleihen. An den Ecken, in Eingangsbereichen und Vorzonen auch bestehender Ateliers und Kunstgalerien entstehen Treffpunkte im öffentlichen Raum.
Zu unterschiedlichen Zeiten schwirren Menschen durch die Straßen und aus dem Hinterzimmer der Stadt wird ein pulsierendes, neues Viertel. Ein Viertel mit einer eigenen Identität. Cafés und Co. locken Menschen in die Straßen des K-Viertels
Die öffentliche Nutzung befindet sich vorwiegend im Erdgeschoss
Das Zeitregime bestimmt das Zusammenkommen von Menschen
Entwicklung des K-Viertels
Gemeinschaftlich und Ressourcenschonend
Mit Bezug zu einer zukünftigen Entwicklung des Viertels und den vorangegangenen Analysen ergibt sich ein Anforderungsprofil für neue innerstädtische Räume.
Gemeinschaftlich wohnen und dadurch Ressourcen sparen. Kombinieren und Teilen von Räumen und Dingen und durch flexible, freie Grundrisse wandelbaren Raum für die Gemeinschaft schaffen. Vor allem bei den fortwährend steigenden Material- und Personalkosten, wird urbaner und suburbaner Wohnraum immer bedeutender.
Gemeinschaft bedeutet teilen und ein Teil sein bedeutet sich einzubringen. Bei Idee des Zusammenseins und gemeinschaftlich Nutzens geht es vor allem um Freiwilligkeit. Man kann sich in AGs einbringen, Gemeinschaftsküchen zusammen beleben oder in Werkstätten gebrauchte oder defekte Dinge reparieren.
Der neu geschaffene Raum sieht sich als integrativer Ort zwischen
Gemeingut
weder öffentlich, noch privat
Gemeingüter (engl. commons) gehören allen und niemandem. Sie sind weder öfentlich noch privat, sind aber immer für die Allgemeinheit zugänglich und sorgen für mehr demokratische Teilhabe am Stadtleben. Was komplex klingt, ist auch in Wirklichkeit eine Herausforderung. Denn es gibt keine Gemeingüter ohne stetige Aushandlungsprozesse zwischen individuellen Freiheiten und kollektiven Bedarfen. Natürliche Lebensgrundlagen wie Luft und Wasser können genauso als Gemeingut genutzt werden wie gemeinschaftlich entwickelte Ressourcen, etwa selbstverwaltete Energienetze, Flächen zum gemeinsamen Gärtnern oder auch Immobilien. Gemeingüter – egal ob in der Stadt oder auf dem Land – sind demnach geprägt durch Selbstbestimmung, Selbstorganisation und durch die gemeinschaftliche Gestaltung der sozialen und physischen Umwelt. Gemeingüter sind nie fertig, sondern kontinuierlich im Entstehen.
Glossar zur gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Bonn 2020
Zwischenräume als Orte der Gemeinschaft
connencting the dots dritte Orte als Verbindung der Orte 1.0 und 2.0
Entwicklung des K-Viertels Gemeinschaftlich und Ressourcenschonend
sein, ohne Zwänge des Konsums
im privaten Raum Familie, Freunde und Bekannte; urbanes Wohnen
arbeiten und wohnen. Ein Dritter Ort für die soziale und demographische Durchmischung der Bevölkerung, mit einer Diffenrenzierung zwischen privaten, halböffentlichen und öffentlichen Bereichen.
im halböffentlichen Raum Arbeitskollegen, Mitbewohner; Co-Working Spaces, Gemeinschaftsbereiche
Gemeinschaftsflächen wie Küchen, Waschräume, Co-Werkstätten, Co-Working, ein Café oder Ateliers dienen als Treffpunkte und Überschneidungspunkte von Alltagsstrukturen und können die Gemeinschaft fördern.
im öffentlichen Raum geplante, aber auch spontane Begegnungen
Die Bewegungsbereiche werden auf geweitet und so von reinen Verkehrsflächen zu Begegnungszonen, in denen man mit den Nachbarn ins Gespräch kommen kann.
Wohnungen unterschiedlicher Größen können mit Jokerräumen oder flexiblen Trennwänden an wechselnde Anforderung angepasst werden. So entsteht ein Mix von Wohnungsgrößen für wechselnde Anforderungen von Nachfolgegenerationen.
Arten der Begegnungen
Dritte Orte als Verbindung von Wohnen und Arbeiten
Dritte Orte sind offene Orte für alle. Sie sind weder das Zuhause noch der Arbeitsort und laden zum Verweilen ein. Sie sind in ihren Nutzungsmöglichkeiten offen, bieten Raum für Kommunikation und Unvorhergesehenes. Jenseits traditioneller Dritter Orte wie etwa Bibliotheken, Kneipen oder der Dorfbäckerei, stellen viele soziokulturelle Projekte oder Immovielien eine neue Kategorie dieser Dritten Orte dar. Das Selbstgemachte und der persönliche Einsatz Vieler wirken einladend und niedrigschwellig. Sie ermöglichen das Zusammenkommen von Menschen unterschiedlichen Alters und sozialer Milieus – unabhängig von gesellschaftlichen Rollen oder Status. Als Orte des ungeplanten Miteinanders und Nebeneinanders spielen Dritte Orte somit für eine demokratische Gesellschaft eine bedeutende Rolle. Dritte Orte sollten im Sinne des Gemeinwohls frei von Verwertungsinteressen und Konsumzwang entstehen.
Glossar zur gemeinw. Stadtentwicklung, Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), Bonn 2020; Dritte Orte
Raumprogramm Rückbesinnung auf frühere Strukturen
Die Stadtsockelzone soll durch öffentliche und gemeinschaftliche Nutzungen wiederbelebt werden. Transparente Fassadenflächen und großzügige Öffnungen im Erdgeschossbereich laden zum Eintreten ein und signalisieren alltägliche Geschäftigkeit. Die neuen Nutzung der historischen und neuen Gebäude stehen im Bezug zu ihren vorangegangen Nutzungen. So entstehen im Erdgeschoss im gesamten Planungsgebiet neue Treffpunkte für die Gemeinschaft. Gemeinschaftliches Wohnen und Freizeit wird fest im Gesamtkonzept verankert und belebt die Gebäude in einer weiteren Zeitachse, sodass ein Puls des Stadtteils zu spüren ist. Verträgliches Handwerk und Gewerbe halten wieder Einzug in den innerstädtischen Raum. So, wie sich die Stadt im Ursprung bereits definierte Als Zwischenraum mit wechselnden Anforderungen des alltäglichen Lebens.
1 bis 4-Zimmer Wohnungen
Fahrrad abstellen
Treffpunkt Briefkasten
gemeinschaftlich kochen Wäsche bereiten
lagern Technik
reinigen & pflegen
Wohnen
1.50 A3 hoch Arbeiten
1.50 A3 hoch
Co-Working Werkstätten
Holzwerkstatt l Tischlerei
Projektfläche für Private und Studierenden
Metall -und Elektrowerkstatt Schlosserei
Stoffe & Textilien l second-hand Einzelhandel l Café
Kaffee trinken pumpen oder sporteln
nähen & basteln
gärtnern
entspannen & chillen
Dinge reparieren & werkeln
Partys feiern
Bücher wälzen
Freizeit 1.50 A3 hoch
WOHNEN WOHNEN W WOHNEN W
WOHNEN WOHNEN
GEMEIN SCHAFT
Vertiefungsgebiet
Zwischenraum im neuen Kiez
Migrating Suburban Städtebauliche Einfriedung
Migrating Suburban Städtebauliche Einfriedung
Konservatorische Maßnahmen gemäß Denkmalschutz & Gestaltungsrichtlinien
Migrating Suburban Städtebauliche Einfriedung
Gebäude Nr. 16 verfällt zunehmend. Der vordere im 20. Jahrhundert nachträglich hinzugefügt Teil soll zurückgebaut werden, um die städtebaulich, bedeutende Struktur wieder herzustellen.
Auf den Grundstücken Kirchstraße 18 & 22 sind im Urkastaster von 1828 und im historischen Stadtmodell Gebäude belegt, die an nahezu identischer Position wieder neu errichtet werden sollen.
Neue Gebäude werden repositioniert.
Migrating Suburban Städtebauliche Einfriedung
Verschieden definierte Höfe ergänzen funktional und gestalterisch das Gesamtensemble und geben der Gemeinschaft halböffentliche und öffentliche Außenräume.
Neue Dritte Orte für den Kiez.
Migrating Suburban Städtebauliche Einfriedung
Die einzelnen Gebäude werden in den oberen Wohngeschossen über Laubengänge miteinander verknüpft. So kann bei minimalem Platz innerhalb der Gesamtsituation eine Erschließung im Kaltbereich gewährleistet werden. Die Verkehrsflächen wird maximal reduziert.
anliefern
Producers Space
Werkhof l
Teeküche Server Kopi.
im Freien arbeiten in der Sonne sitzen
Wohnen gedeckter Eingang
im Schatten sitzen Grünhof
Werkhof
Laser 3D-Drucker 5-Achs-Fräse Treffpunkt Briefkasten
Prototypes Space Technik
Fußball spielen ankommen
Creators Space
Projektegemeinsame im Freien Mittagspause machen
Station Elektro & Kleingeräte
Digitale Repairstation transparente Soden
Grundriss Erdgeschoss
Wohnen im Zwischenraum Erschließungskonzept
Wohnungen
Schlafen ca. 12 bis 13m2
Erschließen & Wohnen
Sanitär
Verbindung der Wohnungen
Wohnen im Zwischenraum Erschließungskonzept
Wohnungen
Schlafen ca. 12 bis 13m2
Erschließen & Wohnen Sanitär
Verbindung der Wohnungen
Erschließung
Fassadengestaltung
Stahlschwerter als Halterung
Stahlseil als Sonnenschutzführung
Glasfasergewebe als Vertikalmarkise
- seilgeführt, aufgerollt
- alu bedampft, seidenglänzend
Pfosten-Riegel-Fassade
3-fach verglast
- chemisch permanen mattiert, wellig
T-Profil, 50x120 mm
210 mm
5 mm 95 mm
190 mm 120 mm
Deckenaufbau Regelgeschoss
Heiz- und Kühlestrich, roh geschliffen
PE-Trennfolie
Trittschalldämmung
Stahlbetondecke I Aufbeton
Trapezblech I verlorene Schalung
IPE-Träger
gesamt
65 mm 20 mm 150 mm 6 mm 300 mm 535 mm