Chris Peters & Maria Schulze Beiering
ba.m1.2_allegorical space 8.0 prof. kazu blumfeld hanada
MSA | münster school of architecture 2022
Inhalt
01 [poetik des raumes] 004 a die dialektik des drinnen und draußen b analyse durch fotographie c indexmodelle
02 [space of dialogue_composition] 014 a nishinoyama house, kyoto b indexmodelle
03 [re-thinking living after covid-19] 024 a re-thinking in relation to the draft
04 [house after the pandemic] 028 a verortung b kontext c entwurf d modell
[poetik des raumes]
01.00 Foto der Bibliothek auf dem Campus der MSA 2022 01.01 Arbeitsmodell 1 01.02 Arbeitsmodell 2 01.03 Indexmodell 01.04 Indexmodell_Gang des Lichtes 01.05 Indexmodell_Schattenwurf 01.06 Indexmodell_Spiegelung
Die Dialektik des Drinnen und Draußen
In der ersten Phase haben wir uns mit dem Text „IX. Die Dialektik des Drinnen und Drau ßen“ aus dem Buch „Poetik des Raumes“ von Gaston Bachelard beschäftigt.
Gaston Bachelard lebte von 1884 - 1962 und war französischer Philosoph. Er setze sich mit Wissenschaftstheorien und der Philosophie auseinander.
In dem Text von Bachelard geht es um den Bezug von Drinnen und Draußen und seine Wirklichkeit. Dazu formuliert Bachelard fol gende Aussage:
In the first phase we dealt with the text “IX. Die Dialektik des Drinnen und Draußen” from the book “Poetik des Raumes” by Gaston Ba chelard.
Gaston Bachelard lived from 1884 to 1962 and was a French philosopher. He treats theories of science and philosophy. Bachelard’s text is about the relationship bet ween inside and outside and its reality. To this, Bachelard formulates the following statement:
„
Man will das Sein fixieren, und indem man es fixiert, will man alle Situationen transzen dieren, will es in eine alle Situationen umfas sende Situation versetzen.“
Er beschäftigt sich also mit dem Sein. Der Mensch strebt danach, alles verstehen zu wollen. Er möchte genau definieren, was ist. Bachelard sagt jedoch, dass dies nur dann möglich ist, wenn man alle Situationen mit einbezieht. Dies ist quasi unmöglich, denn der Mensch ist subjektiv und kann nicht die all umfassende Situation festhalten.
“You want to fix the being, and by fixing it, you want to transcend all situations, you want to put it in a situation encompassing all situa tions.”
So he deals with being. Humans strives to understand everything. He wants to define exactly what is. However, Bachelard says that this is only possible if you consider all situa tions. This is impossible, because humans are subjective and cannot grasp the all-encom passing situation.
Ebenso schreibt er erfolgendes:
„Man erhebt die Dialektik des Hier und des Dort in den Rang eines Absolutums.“ Aber die Ortsbestimmungen haben „schlecht kontrollierbare ontologische Be deutungen“
Wir deuten diese Aussage so, dass das Hier und das Dort als absolut gelten. Jedoch ist die genaue Ortsbestimmung des Gegenstandes nicht eindeutig. Wo genau sich der Gegen stand befindet, kann durch die Zuordnung zum Hier oder Dort nicht geklärt werden. Eine detailliertere Ortsbeschreibung ist nötig.
Nach der Analyse des Textes haben wir den Inhalt des Textes versucht, in einem Foto um zusetzen.
He also writes the following:
“One elevates the dialectics of the here and there to the rank of an absolute.” But the location regulations have “poorly controllable ontological meanings”
We interpret this statement in such a way that here and there are considered absolute. Ho wever, the precise location of the object is un clear. It is not possible to determine exactly where the object is located by assigning it to here or there.
A more detailed description of the location is required.
After analyzing the text, we tried to translate the content of the text into a photo.
Analyse durch Fotographie
Wir haben uns für ein Foto auf dem Campus gelände der MSA entschieden. Es zeigt die Glasfassade der Bibliothek. In ihr spiegelt sich das Außengelände vor der Bibliothek. Obwohl die Bäume nicht im Bild stehen, können die auf dem Foto wahrgenommen werden. Außerdem sind auch die Bücherregale zu er kennen. Bücherregale und Bäume scheinen gleichzeitig in der Bibliothek zu stehen.
Das Backsteingebäude spiegelt sich ebenfalls und scheint frei zu stehen. In Wirklichkeit be findet sich hinter der Bibliothek jedoch ein Innenhof, an den das Backsteingebäude an schließt. Ein Blickwinkel kann also auch etwas zeigen, was nicht der Realität entspricht. Man kann das Sein nicht fixieren oder eindeutig definieren.
Mit diesem Foto möchten wir zeigen, dass das Sein sehr vielschichtig ist. Drinnen und drau ßen verschwimmen.
Das Foto verdeutlicht, dass es nicht nur eine Realität mit einem eindeutigen Sein gibt. Das Sein ist vielschichtig.
Um dieses weiter zu erforschen, haben wir In dexmodelle gebaut, die uns weitere Erkennt nisse zum Drinnen und Draußen liefern sollen. Dazu haben wir uns auf die Spiegelung in der Glasfassade konzentriert.
We decided to take a photo on the MSA (münster school of art) campus. It shows the glass facade of the library. It ref lects the exterior area in front of the library. The trees are not in the picture, but they can be seen in the photo.
Inside the library bookshelves are also visible. Bookshelves and trees seem to be in the libra ry at the same time.
The brick building is also reflected and seems to be not connected with another buliding. In reality, there is a courtyard behind the library, to which the brick building adjoins. So a point of view can also show something that does not correspond to reality. You cannot fix or clearly define being.
With this photo we want to show that being is very multi-layered. Blurring indoors and out doors.
The photo illustrates thatthere is not only one reality with a clearly being. Being is multilayered.
In order to further investigate this, we have built index models that should provide us with further insights into the inside and outside. We focused on the reflection in the glass fa cade.
Im ersten Arbeitsmodell haben wir mehre re Scheiben quer in eine Reihe gestellt. Mit Wänden und Decken haben wir einen Innen raum geschaffen.
Licht trifft auf die schräg gestellten Scheiben, sodass sich ein Spiel aus Licht und Schatten ergibt. Die Schatten der Scheiben überlagern sich je nach Einfallswinkel. Ebenfalls spie gelt sich die Bodenplatte in den Scheiben. Es entsteht eine Überlagerung von Licht und Schatten.
In diesem Modell haben wir versucht, die Vielschichtigkeit einzufangen, die durch das schräg gestellte Glas entsteht.
In the first working model, we put several discs across in a row. We have created an in terior with walls and ceilings. Light hits the slanted windows, resulting in a play of light and shadow. The shadows of the windows overlap depending on the angle of incidence. The base plate is also reflected in the panes. The result is a superposition of light and shadow. In this model, we tried to capture the com plexity created by the slanted glass.
Im zweiten Arbeitsmodell liegt der Fokus auf der Spiegelung anderer Gebäude in der Glasfassade. Es scheint, als befinde sich das graue Papphaus hinter den Glasscheiben, in dem hinteren Gebäude. Dieses Phänomen kam auch im Foto der Bibliothek zu Geltung.
Es zeigt, dass sowohl das Gebäude auf dem Außengelände, als auch die Spiegelung im Inneren als „echt“ wahrgenommen werden können.
In the second working model, the focus is on the reflection of other buildings in the glass facade. It seems as if the grey cardboard house is behind the glass panes, in the back building. This phenomenon was also reflec ted in the photograph of the library.
It shows that both the building on the out side and the reflection inside can be percei ved as “real.”
01.03
Das weiter entwickelte Indexmodell umfasst nun mehrere quer gestellte Glasscheiben hintereinander. Die Kraft der Spiegelung wurde so noch weiter herausgearbeitet. Die Holzstützen tragen das Dach.
Unter 01.04 sieht man den Gang des Lich tes. Bei starker Sonneneinstrahlung entsteht ein hoher Spiegelungsgrad. Dadurch wird die Durchblickbarkeit beeinflusst.
Je nach Sonnenstand können sehr vielschich tige Licht-Schatten-Spiele entstehen (01.05). Außerdem spiegelt sich die Außenwelt in den schräg gestellten Scheiben. Das „reale“ Objekt lässt sich kaum von der Spiegelung unterscheiden.
The further developed index model includes several transverse glass panes in succession. The power of reflection was further elabora ted. The wooden supports carry the roof.
In 01.04 you can see the reflecion depending on the time of day. High levels of reflecti on result in strong sunlight. This affects the transparency.
Depending on the position of the sun, very complex light-shadow games can occur (01.05).
In addition, the outside world is reflected in the slanted windows. The “real” object can hardly be distinguished from the reflection.
Schattenwurf
fixieren, und indem man es fixiert, will Situationen transzendieren, will es in eine alle umfassende Situation versetzen.“
Spiegelung
die Dialektik des Hier und des Dort in den Rang eines Absolutums.“
02.00 Nishinoyama House in Kyoto, Dachaufsicht 02.01 Nishinoyama House in Kyoto, Innenraum 02.02 Arbeitsmodell 1 02.03 Arbeitsmodell 2 02.04 Arbeitsmodell 3_Draufsicht 02.05 Arbeitsmodell 3_Perspektive 02.06 Indexmodell 02.07 Indexmodell_Blick in den Innenhof 02.08 Indexmodell_Spiegelung im Innenhof
In der zweiten Phase haben wir ein Gebäude aus vielen vorausgewählten Gebäuden be kannter Architekten ausgewählt.
Dabei haben wir uns für das Nishinoyama House in Kyoto, Japan entschieden. Es wur de von 2009-2014 von der Architektin Kazuyo Seijma erbaut und umfasst 10 Wohneinheiten mit je 55-110 m² Wohnfläche.
Charakteristisch für das Gebäude ist die An sammlung einzelner Häuser, die durch Innen höfe miteinander verbunden sind. Die Höfe dienen als Gärten und Kommunikationskorri dore. Das Öffentliche wird mit dem Privaten verbunden.
Meistens bilden zwei bis drei Häuser eine Wohnung. Die Häuser werden mit Pultdächern bedeckt, die verschiedene Dachneigungen und Höhen haben. Dadurch passt sich die Dachlandschaft an die benachbarten Vor stadthäuser an. Die traditionelle Gebäudeku batur wird aufgegriffen.
In the second phase, we selected a building from many pre-selected buildings by wellknown architects.
We chose the Nishinoyama House in Kyoto, Japan. It was built from 2009-2014 by archi tect Kazuyo Seijma and includes 10 residential units, each with 55-110 m² of living space.
Characteristic of the building is the collection of individual houses connected by courtyards. The courtyards serve as gardens and commu nication corridors. The public is connected with the private.
Two to three houses form one apartment. The houses are covered with monopitch roofs, which have different roof pitches and heights.
As a result, the roofscape blends in with the neighboring suburban homes. The traditional building cubature is taken up.
Außerdem entstehen durch die unregelmä ßigen Anodnungen der Dächer Oberlicher, die den offenen Wohnraum belichten. Große Glasschiebewände und fehlende Trennwände schaffen Luftigkeit und ein helles Umfeld. Im Inneren gibt es hohe Decken, Lufträume und Galerien. Dadurch erhält der Wohnraum einen Loftcharakter. Die vielen Glasflächen verbinden den Innen bereich mit dem Außenbereich. Die Innenhöfe werden so Teil des Wohnraumes. Drinnen und Draußen verschwimmen. Privater und öffentli cher Raum können auch nicht mehr eindeutig definiert werden.
In addition, the irregular anodings of the roofs create roofs that illuminate the open living space. Large glass sliding walls and missing partitions create airiness and a bright environ ment. Inside there are high ceilings, air spaces and galleries. This gives the living room a loft character.
The many glass surfaces connect the interior with the exterior. The courtyards become part of the living space. Blurring indoors and out doors. Private and public space can no longer be clearly defined.
Um den Gebäudekomplex genauer verstehen zu können, haben wir zunächst versucht das Prinzip der Gebäudekubatur herauszuarbei ten. Dazu haben wir verschiedene Häuser mit Pultdächern in unterschiedlichen Größen ge baut. Wir haben verschiedene Anordnungen aus probiert.
In order to better understand the building complex, we first tried to work out the prin ciple of building cubature. For this purpose, we have built several houses with pent roofs in different sizes. We’ve tried different arrangements.
02.03
Im zweiten Arbeitsmodell haben wir uns auf den Innenhof fokussiert. Drei Gebäude um geben den Innenhof. Sie haben zum Innen hof große Fensterfronten, wie auch im Nis hinoyama House.
Wir haben die schräg gestellten Scheiben aus dem ersten Indexmodell versucht miteinzu bringen, indem sie Teil der Fassade werden. Durch die Schrägstellung der Scheiben könn te beispielsweise trotz großer Fensterfront etwas mehr Privatsphäre gewonnen werden.
In the second working model, we focused on the inner courtyard. Three buildings sur round the courtyard. They have large win dows facing the courtyard, as well as the Nishinoyama House.
We tried to incorporate the slanted panes from the first index model by making them part of the facade.
Due to the slanting of the windows, for example, a little more privacy could be gai ned despite the large window front.