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Gretas“ auf vier Pfoten
»GRETAS« AUF VIER PF TEN
Wie Hunde uns zurück in die Natur führen
TEXT: HANNA STEPHAN FOTO: GEORGE ROTAN
„Der Hund ist der sechste Sinn des Menschen“, sagte einst der Lyriker Christian Friedrich Hebbel. Was er damit ausdrücken wollte, ist auch heute noch für jeden Hundebesitzer eine gelebte Wahrheit. Unsere Hunde sind nämlich nicht einfach nur Freunde auf vier Pfoten, sie sind unsere Wegweiser durchs Leben. Sie erinnern uns daran, was bedingungslose Liebe bedeutet. Sie laden uns ein, Abenteuer mit ihnen zu erleben und Neues zu entdecken, und führen uns auf vielen verschiedenen Wegen zurück in die Natur. Hunde machen unsere Welt dadurch jeden Tag ein kleines bisschen besser.
Sonntagmorgen. Es ist noch halbdunkel, leichter Nieselregen und stürmischer Wind. Kein Wetter, um das gemütliche Bett zu verlassen und nach draußen zu gehen. Doch mein Hund ist gnadenlos – er möchte, er will, er MUSS ganz einfach raus. Also heißt es, dick einmummeln, Gummistiefel an und raus in den kalten Morgen. Ist der innere Schweinehund erstmal überwunden und ich bin draußen an der frischen Luft, gibt es fast nichts Schöneres. Denn wenn der Regen langsam nachlässt und die Sonne aufgeht, bin ich der glücklichste Mensch der Welt. Der Morgen draußen in der Natur, der gehört nämlich mir und meinem Hund ganz alleine. Zusammen mit ihm habe ich die schönsten Sonnenaufgänge, die besten Morgenspaziergänge und die wundervollsten Naturschauspiele erlebt. Ohne meinen Hund wäre ich sicher nie auf die Idee gekommen, um 7 Uhr morgens aufzustehen, um mir die Morgenstimmung bei einem Spaziergang zu Gemüte zu führen. Dank meinem unternehmungslustigen Vierbeiner erlebe ich dies nun regelmäßig – und an vielen wunderbaren Orten. Mein Hund begleitet mich nicht nur durchs Leben, sondern auch draußen in der Natur. Er zieht mich vom Sofa, holt mich weg vom Bildschirm und zwingt mich, mein Handy in die Jackentasche zu stecken. Mein Hund führt mich zurück ins Hier und Jetzt. Er öffnet mir die Augen für das Schöne und das Naheliegende. Für die Natur und den Augenblick.
Viele Menschen haben den Bezug zur Natur verloren. Zwischen Büro und Wohnung ist das einzige Grüne im Alltag eines Stadtmenschen häufig ausschließlich die Gemüseabteilung des Supermarkts. Sehr schade, denn die Natur kann uns Menschen, genau wie ein Hund, hervorragend zu uns selbst zurückführen. Ein Spaziergang durch den Wald, ein Lauf über eine Wiese oder der Blick aufs Wasser können Stress lindern, helfen beim Durchatmen und bringen neue Energie zurück. Wer einen Hund als Lebensfreund hat, hat eine ständige Erinnerung an die Natur an seiner Seite und kann sie mit ihm gemeinsam erkunden und erleben. In Zeiten von Klimaschutzdebatten, der Suche nach erneuerbaren Energien und einem Umdenken im Umweltschutz nimmt der Hund deswegen einen neuen Stellenwert ein. Er ist nicht nur Familienmitglied und Lieblingsfreund, er wird auch zum Umweltbeauftragten, der daran erinnert, wie sorgsam wir mit Umwelt und Tieren umzugehen haben.
Neben seiner Stellung als Botschafter für die Natur wird der Hund sogar immer häufiger ganz aktiv für den Umweltschutz eingesetzt. Wie etwa drei ganz besondere Hunde in Chile: Ausgestattet mit speziellen Rucksäcken helfen sie das nach schweren Bränden brachliegende Land wieder neu aufzuforsten. Hierzu laufen die Border Collies „Das“, „Summer“ und „Olivia“ durch bestimmte Gebiete und verteilen dabei die Baumsamen, die aus ihren Spezialrucksäcken fallen.
Für die drei lebhaften Hunde ist ihre Umweltmission in erster Linie ein großer Spaß, denn sie dürfen kilometerlange Landabschnitte spielerisch erkunden. Immer mit dabei ist Hundebesitzerin Francisca Torres, die das Projekt bereits seit 2017 vorantreibt. Durch ihr Geschick, die Ausdauer und Trittfestigkeit kommen die klugen Hunde in nahezu alle Ecken der verbrannten Landabstriche. Und ihr Einsatz trägt bereits Früchte, denn Flora und Fauna kehren langsam, aber sicher in die zerstörten Gebiete zurück.
Eine ganz andere Form, aber ebenso wichtige Aufgabe für den Umweltschutz übernehmen sogenannte Scat Detection Dogs (Losungssuchhunde). Diese trainierten Spürnasen werden für die Suche von schwer auffindbaren und vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten eingesetzt. Eine dieser bedrohten Arten ist der Eurasische Fischotter (Lutra lutra). Diese bedrohte Tierart lebt im Verborgenen, ist vor allem nachts aktiv und kaum zu beobachten. Um seinen Lebensraum identifizieren zu können, orientieren sich die Forschergruppen an seinem Kotabsatz. Dieser wird verschwenderisch abgesetzt, da sich die Spezies untereinander ebenfalls über diesen verständigt. Da sich Fischotter-Kot haptisch und visuell kaum von den Ausscheidungen nah verwandter Arten unterscheidet, sind die Fischotter-Forscher auf die feinen Spürnasen speziell ausgebildeter Naturschutz-Hunde angewiesen. Diese können die richtigen Kotproben ausmachen und damit den Fischotter-Lebensraum sehr genau eingrenzen. Diese Nasenarbeit der Hunde wurde sogar in einer Studie untersucht, um herauszufinden, ob sie auch Kotproben sehr ähnlicher Spezies mit exakt gleicher Diät unterscheiden können. Ebenso wurde die Erfolgsquote der Hunde der der zweibeinigen Naturschützer gegenübergestellt.
Um bedrohte Lebensräume und Tiere zu schützen, ist diese Unterstützung durch Hunde eine sehr wertvolle Arbeitsweise, weshalb in Zukunft vermehrt Vierbeiner hierfür ausgebildet werden sollen und die Arbeit mit ihnen durch Studien weiterhin gefördert wird.
Somit sind Hunde nicht nur unsere besten Freunde, sondern helfen auch Umwelt, Natur und Tiere zu schützen. Und dafür lieben wir sie einfach noch ein bisschen mehr.
Heutzutage gibt es Hunde im Daunenmantel, Hunde mit kariertem Schal und Hunde mit GlitzerGeschirr. Der Hund von Welt geht natürlich aber auch zu seinem eigenen Friseur, trifft sich an schicken Plätzen in der Stadt auf der eigens ausgewiesenen Hundewiese oder misst sich auf Schönheitswettbewerben mit Artgenossen. Kurzum: Das Leben eines Hundes enthält (fast) alle Facetten eines Zweibeineralltages.
Diese „Vermenschlichung“ kann dabei bei Hunden, die in der Stadt wohnen, meist ausgeprägter beobachtet werden als bei Hunden, die auf dem Land leben. Fernab von der freien Natur gewöhnt sich der Hund in der Großstadt (notgedrungen) schnell an Straßenlärm, Betonwüsten und eingezäunte Freilaufzonen. Gott sei Dank sind unsere Hunde Meister der Anpassung und können auch in der Stadt ihre Komfortzone finden. Das Fehlen von Natur und Natürlichkeit betrifft bei Hunden jedoch nicht nur Wohnraum und Revier, sondern auch den Fressnapf: Fleisch wird durch Getreide ersetzt, anstatt auf natürlichen Geschmack wird auf künstliche Aromastoffe und statt auf frische Zubereitung auf synthetische Konservierungsstoffe gesetzt.
Das fehlende Maß an Natur hinterlässt beim Hund, genau wie bei uns Menschen, Spuren. Und aus diesen können Krankheiten entstehen, welche als sogenannte Zivilisationserkrankungen immer häufiger beim Vierbeiner diagnostiziert werden.
HUND OHNE NATUR
HALLO ZIVILISATIONSERKRANKUNGEN
TEXT: HANNA STEPHAN FOTO: GEORGE ROTAN
☛ FUTTERMITTELALLERGIEN
Strauss, Antilope, Känguru – immer wildere Exoten halten Einzug in die Futternäpfe unserer Hunde. Grund hierfür sind Futtermittelallergien gegen tierisches Eiweiß, manche Getreidesorten, Milch- oder Sojaprodukte. Diese Form der Reaktionen auf bestimmte Nahrungsbestandteile nimmt beim Hund stetig zu. Gefördert durch Umweltbelastungen und minderwertige Futtermittel wird mittlerweile jede dritte Hauterkrankung beim Hund durch eine Futtermittelallergie ausgelöst.
Neben Futterbestandteilen kann der Hund auch auf Umweltstoffe in seiner Umgebung allergisch reagieren. Eine sogenannte Kontaktallergie kann z. B. durch Decken, Shampoo oder Halsbänder ausgelöst werden und äußert sich durch deutliche Hautsymptome.
Da es bis heute keine zuverlässigen Testsysteme für die Diagnose einer Futtermittelallergie beim Hund gibt (Sicherheit der erhältlichen Tests nur ca. 50 %), ist die einzige Diagnose-Möglichkeit der Ausschluss aller anderen Erkrankungen. Bei einer Futtermittelallergie muss eine sogenannte Ausschlussdiät durchgeführt werden, die aus einer exotischen Fleischsorte und einer einzigen Gemüsekomponente besteht und über mindestens acht Wochen durchgeführt werden muss. ☛ KREBS UND ENTARTETE ZELLEN
Die Industrialisierung hat das Nahrungsspektrum und das Essverhalten des Menschen entscheidend verändert. Laut Studien aus der Krebsforschung hat sich der Stärkeanteil massiv erhöht und dadurch die Krebsanfälligkeit verstärkt. Dieser Umstand hat sich leider, mit einer gewissen Verzögerung, auch auf den Vierbeiner übertragen, denn auch er bekommt in der modernen Zeit mehr Getreide im Napf präsentiert, als gesund für ihn wäre. Das größere Angebot von Kohlenhydraten bzw. Zucker bietet entarteten Zellen reichlich Treibstoff. Dies liegt am Energiegewinnungsprozess, der sich von gesunden Zellen unterscheidet, was in der Krebsforschung 2005 erstmals belegt werden konnte. Während im Energiezentrum einer gesunden Zelle Protein, Fett und nur ein sehr kleiner Anteil Zucker in Energie umgewandelt werden, hat sich die Krebszelle auf die ausschließliche Nutzung von Zucker spezialisiert. Am Ende dieses Prozesses entsteht dabei Milchsäure, die im weiteren Verlauf umgebendes Gewebe schädigt und Metastasen einen einfachen Weg ebnet.
Wenig Getreide oder der komplette Verzicht darauf bedeuten wenig Treibstoff für die bösen Zellen. Abgesehen davon, dass der Hund Getreide schlecht verdauen kann, ist dies somit ein