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Können Hunde eine CoronaInfektion erschnüffeln?
KÖNNEN HUNDE EINE INFEKTION MIT CORONAVIREN ERSCHNÜFFELN?
TEXT: DR. YVONNE KOSANKE
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Als sogenannte Medical Detection Dogs ausgebildete Hunde sind mittlerweile in der Lage, verschiedene Krankheiten zu erschnüffeln, so z. B. mehrere Krebsarten, Blutzuckerschwankungen, Parkinson oder auch Malaria. Aus diesem Grund beschäftigen sich Forschungsgruppen in vielen Ländern aktuell mit der Frage, ob Hunde auch auf den Geruch des für die Covid-19-Erkrankung zuständigen Coronavirus trainiert werden können, da sie davon ausgehen, dass auch dieses Virus eine ganz spezifische Veränderung des Körpergeruchs verursacht. Zum Training dienen Proben von Speichel, Urin und Schweiß von nichtinfizierten und infizierten Personen. Die in den Proben enthaltenen Coronaviren werden zum Schutz aller Beteiligten unschädlich gemacht, so dass keine Gefährdung für Trainer und Hunde besteht.
Erste Ergebnisse verschiedener Arbeitsgruppen sehen vielversprechend aus. So berichtet die Bundeswehr, die aktuell in Kooperation mit der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover Hunde auf den neuen Geruch in Speichelproben trainiert, von einer Trefferquote von 80 %. Eine Forschergruppe in Frankreich, die sich auf Schweißproben konzentriert, erreichte sogar um die 95 %. Auch Forscher in Helsinki, die mit Urinproben arbeiten, berichten, dass schon nach wenigen Wochen die Hunde erfolgreich das Virus identifizieren konnten – und das fast so zuverlässig wie ein PCR-Test. Hunde scheinen somit ein vielversprechender Detektor im Aufspüren von Infizierten zu sein. Dies ist vor allem interessant, um noch asymptomatische Infizierte in Menschengruppen auszumachen. Die Hunde können diese ohne Kontakt, allein durch den Geruch, anzeigen. Ein Einsatz von Hunden würde somit das unkomplizierte und unaufdringliche Screening großer Menschenansammlungen möglich machen, beispielsweise an Flughäfen, und könnte helfen, Infektionsketten einzudämmen. Forscher diskutieren auch, ob Hunde darüber hinaus eingesetzt werden könnten, um das Virus auf Oberflächen auszumachen, d. h., ob sie Räume auf Viren überprüfen könnten. Dies wäre eine gute Methode, um Flugzeuge oder große Versammlungsräume vor dem Gebrauch zu prüfen.
In London läuft eine große Studie in Zusammenarbeit mit der Organisation Medical Detection Dogs, der London School of Hygiene & Tropical Medicine und der Durham University. Erste Ergebnisse werden in Kürze erwartet. Zunächst werden sechs Hunde – die Super 6 genannt – trainiert. Das Training erfolgt unter strengen Vorsichtsmaßnahmen, um niemanden zu gefährden, da aktuell noch strikte Anweisungen zur Viruseindämmung in Großbritannien gelten. So werden die Hunde z. B. vor dem Training und nach dem Training gewaschen und wechseln Halsband sowie Leine jeweils zwischen dem Trainingszentrum und dem Zuhause, um eine mögliche Kontamination zu verhindern. Im ersten Schritt geht es beim Training darum, die Hunde auf den Geruch des Virus zu trainieren. Die Proben hierzu stammen aus Krankenhäusern, z. B. gebrauchter Mundschutz. Wenn die Hunde den ersten Schritt erfolgreich gemeistert haben, geht es in die nächste Phase, in der der Geruch an Menschen – sozusagen in der Praxis – festgestellt werden soll. Dabei haben die Hunde keinen direkten Kontakt mit den Testpersonen, sondern screenen die Testperson passiv durch den Geruch in der Luft. Dies dient auch dem Schutz von Hund und Hundeführer.
Auch in Frankreich, Finnland und Deutschland wird nach diesem in London angewandten Prinzip vorgegangen. Die für das Training vorgesehenen Hunde haben in der Regel bereits eine Ausbildung als Bomben- oder Drogenspürhund, Suchhund oder auch zum Erschnüffeln von Krankheiten wie Krebs. Forscher in Frankreich stellten fest, dass insbesondere ihre Hunde, die bereits auf Sprengstoff, Drogen und Krankheiten trainiert waren, sehr schnell lernen. Weitere Ergebnisse zu den laufenden Studien sollten in den nächsten Wochen vorliegen und werden mit Spannung erwartet.