4 minute read
Mein Doktor mit der kalten Schnauze
r
· GESUND DANK HUND ·
Advertisement
Mein Doktor mit der kalten Schnauze
TEXT: HANNA STEPHAN
Hunden wird vieles zugetraut: Sie sollen unser Selbstbewusstsein stärken, Stress lindern, soziale Kontakte fördern und sogar beim Flirten helfen. Ein echtes Wundertier auf vier Pfoten eben. Doch jetzt sollen sie auch noch unsere Arztrechnungen schmälern, denn Hunde können sich nachweislich positiv auf unsere Gesundheit auswirken und uns vor Übergewicht, Immunschwäche und trübsinnigen Winterdepressionen retten. Sogar chronische Schmerzen und physische Leiden sollen dank unserer „Vier-Pfoten-Doktor-McDreamys“ leichter werden oder gar ganz verschwinden.
Das einfache Hunderezept dafür lautet: Anwesenheit, Anteilnahme, Abenteuerlust und bei Bedarf ein sanfter Stupser mit der Hundenase. Klingt doch fast zu schön, um wahr zu sein – ist aber wissenschaftlich bewiesen. Mit dem Phänomen „Hund als positiver Trigger für die Zweibeinergesundheit“ haben sich zahlreiche wissenschaftliche Studien auf der ganzen Welt beschäftigt, um alle zu dem selben Ergebnis zu kommen: Hundehilfe ist wahre Hilfe! Die treuen Vierbeiner können uns mit ihrem reinen Sein in vielerlei (Fach-) Bereichen guttun. Und welchem Doktor würden wir uns lieber anvertrauen als einem Helfer mit kuscheligem Fell und unschlagbarem Hundeblick?
p
KLASSENLEHRER Kinder lernen durch Hunde Verantwortung zu übernehmen. Auf aggressiv oder hyperaktiv veranlagte Kinder, kann der Vierbeiner zusätzlich beruhigend und entspannend einwirken. An der Universität Wien hat Verhaltensbiologe Kurt Kotrschal bereits 2003 diesen positiven Effekt von Hunden in Schulen untersucht. Hierfür beurteilte er das Verhalten einer Schulklasse bei Anwesenheit eines Hundes. Mit tollem Resultat. Auffällig stille Kinder unterhielten sich plötzlich und trauten sich ihre Meinung zu äußern, während unruhige Kinder sich entspannten. Sie konnten ihre Aufmerksamkeit nun dem Hund schenken.
FEEL-GOOD-MANAGER Stress macht krank. Was dagegen hilft, haben Wissenschaftler der State University of New York in Buffalo untersucht. Hierfür wurde eine Gruppe aus Börsenmaklern bestimmten Stresssituationen ausgesetzt und dabei wurden die typischen Stressparameter wie Herzfrequenz, Blutdruck, Schweißproduktion gemessen. Ergebnis: Personen, die diese Stressmomente mit Hunden erlebten, zeigten einen verringerten Blutdruckanstieg und insgesamt eine reduzierte Stresssymptomatik. Verantwortlich hierfür machten die Forscher den Anstieg der Glückshormone Dopamin und Serotonin, während das Stresshormon Cortisol heruntergefahren wurde. Interessant in diesem Studienzusammenhang: Wer statt eines Hundes von einer zweiten Person begleitet wurde, war zwar weniger gestresst als die Probanden, welche gar keine Begleitung hatten, zeigte aber immer noch stärkere Symptome als eine Person, die in Hundebegleitung war. IMMUNBOOSTER Sonne, Regen, Sturm: Der Vierbeiner kennt weder Jahreszeit noch Schlechtwetter-Ausreden. Er muss bei jedem Wetter und jeden Tag raus. So viel frische Luft härtet ab. Die vermehrte Bewegung und die gesunde Sauerstoffzufuhr unterstützen Herrchens Immunabwehr, so dass Hundebesitzer in der Folge weniger erkranken. Zudem verjagen Gassigänge trübe Gedanken und Depressionen. Den klassischen Winterblues kennt kaum ein Hundebesitzer. Auch chronische Schmerzen wie bei Rheuma oder einer langwierigen Verletzung können die Vierbeiner lindern. Durch die entspannende Wirkung, die vom Hund ausgeht, wird das Schmerzempfinden nachweislich abgemildert und Schmerzmedikamente können unter Umständen niedriger dosiert werden.
FLIRTDOKTOR Hast du einen Hund, bist du selten allein. Hunde sorgen nicht nur für tierisch gute Gesellschaft, sondern fördern auch unsere sozialen Kontakte. Mit einem Vierbeiner erntet man häufiger ein Lächeln von seinen Mitmenschen und kommt leichter ins Gespräch, denn Hundesympathie verbindet. Wissenschaftlich belegt ist jetzt auch die Flirtkompetenz des Vierbeiners. In einer Studie am rheingold institut in Köln, konnten 70 % der Befragten von Flirterfolgen mit Hund berichten. Ihnen hat der Hund bei der Verkupplung auf die Sprünge geholfen. Als Hauptgrund gaben die Studienteilnehmer an, dass erste Gespräche durch das unverstellte Verhalten der Hunde erleichtert wurden. Ein lustiger Hüpfer, ein unvorhergesehener Stupser oder ein liebevolles Betteln und schon ist man im Gespräch. Das Beste daran: Ein Hauptgesprächsthema ist dann auch schon gefunden.
HERZENSHUND Jedem Menschen wird für seine Gesundheit ein Bewegungspensum von 2,5 Stunden pro Woche empfohlen. Kein Problem für Hundebesitzer, gibt es doch die täglichen Hundeausflüge, welche sich positiv auf die Fitness auswirken, wie eine Studie der Michigan State University belegt. Die tägliche Aktivität lässt zudem Cholesterinspiegel und Blutdruck sinken. Dies unterstützt ein gesundes Herz-Kreislauf-System. Den positiven Hund-Herz-Zusammenhang konnten die Mediziner der American Heart Association wissenschaftlich untermauern. Auch die Medizinische Hochschule Glenn Levine in Texas hat sich mit Herzpatienten und Hunden beschäftigt. Sie konnte beweisen, dass Hunde die Überlebensrate ihrer Herrchen nach überstandenem Herzinfarkt oder Schlaganfall signifikant steigern. Das trifft doch mitten ins Herz.
JUGENDWART Hunde bewahren Teenager vor der schiefen Laufbahn und klassischen Pubertätsproblemen. Dieses Thema war Bestandteil einer Studie am Psychologischen Institut in Bonn. In dieser wurden 400 Berliner Jugendliche unterschiedlichster Schichten befragt. Während die eine Hälfte der Gruppe einen Hund zu Hause hatte, war die andere Hälfte hundelos. Die Jugendlichen mit Hund zeigten im Ergebnis der Studie eine allgemein höhere Zufriedenheit und Freude am Leben. Selbst bei gestörten Familienkonstrukten gaben sie an, dass der Hund ein Zuhause-Gefühl sowie Geborgenheit und Selbstsicherheit vermittelt, woran sie Halt finden und sich orientieren. Dies fördert das beschriebene positivere Lebensgefühl der Jugendlichen aus Hundehaushalten. Zudem konnte bei der Hundegruppe ein größeres Interesse an Hobbys und Aktivitäten festgestellt werden, während Langeweile und Frust eher untergeordnete Probleme waren.
KINDERGESUNDHEIT Besonders das erste Lebensjahr ist für das menschliche Immunsystem entscheidend. Manche besorgten Eltern halten in dieser Zeit alles von ihren Kleinen fern, vor allem Tiere, denn die bedeuten für sie Schmutz und mangelnde Hygiene. Sie haben zudem häufig Angst, dass ein „unreiner Hund“ Allergien bei ihren Kindern auslösen könnte. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Ärztin Ganesa Wegienka veröffentlichte 2011 eine amerikanische Langzeitstudie. In der „Detroit Allergy Study“ waren Kinder aus Hundehaushalten nicht häufiger von Allergien betroffen und Jungen konnten sogar von ihren tierischen Freunden profitieren, denn bei ihnen traten weniger Tierhaarallergien im späteren Alter auf. Hunde haben zudem einen positiven Einfluss auf das Bakterienmilieu ihres Umfelds. Dies ist eine mögliche Ursache für ein Phänomen, das in Finnland unter Beweis gestellt werden konnte: Am Universitätsklinikum in Kuopio nahmen 397 Neugeborenen an einer Studie teil. Die Eltern informierten, von der Geburt an, ein Jahr lang über die Gesundheit der Kinder. Ergebnis: Babys aus Hundehaushalten erkrankten deutlich weniger an Ohrenentzündungen, Husten oder Schnupfen.