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Zen-Faktor Hund

ZEN

FAKTOR HUND

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TEXT: HANNA STEPHAN · FOTO: ALESSANDRA LEIMER

Die mentale Stütze einer warmen Hundenase ist unbezahlbar: Wir weinen in sein Fell, wenn wir Liebeskummer haben, flüstern ihm unsere intimsten Geheimnisse in die flauschigen Ohren und gehen mit ihm zusammen auf Entdeckungsreise, wenn uns zu Hause die Decke auf den Kopf fällt. Hunde sind etwas Besonderes, und das nicht nur, weil sie uns treu durchs Leben begleiten, sondern weil sie für uns zum unerschütterlichen Fels in der Brandung werden. Gerade in schwierigen Zeiten wird mir selber das immer wieder bewusst, denn „wenn ich mal nicht weiterweiß, dann gucke ich zu meinem Hund. Der hat zwar selten eine Lösung. Aber er guckt so süß.“

Aber natürlich ist es nicht (nur) der süße Blick, dem wir dan- hen zum Zeitungskiosk oder treffen unsere Nachbarn, können wir ken. Es ist das Hundewesen selbst, das uns an seine tröstende auch hier wir einem Thema nicht entkommen: Corona ist allgePfote nimmt. Ein Hund wertet nicht, er lacht uns nicht aus, er genwärtig. Wir werden an nahezu allen Stellen unseres Alltags verstellt sich nicht und er geht nicht weg, wenn er gebraucht wird. daran erinnert: Abstandhalten beim Bäcker, Schlangestehen vor Ein Hund ist einfach da: pur, treu und voller Liebe. dem Supermarkt, Maskieren in geschlossenen Räumen und ausNiemand auf der Welt kann sich so herzlich freuen, wenn wir nach verkauftes Klopapier sprechen eine eindeutige Sprache. Hause kommen, niemand schleckt einem so liebevoll die Hand, Zuflucht vor diesem unfreiwilligen Sonderstatus unseres neu gewenn wir verzweifelt sind, und keiner kann uns mit wonnen „Alltags“ bieten uns unsere lieben Hunde. solcher Begeisterung vor die Tür locken, selbst wenn EIN HUND Für unseren Vierbeiner existiert Corona nicht. Wir es draußen aus Kübeln regnet. Hunde lassen ihr IST EINFACH DA: müssen ihm nicht mit Gesichtsmaske begegnen, keiHerrchen nicht in Trübsal versinken, denn sie leben den Moment und nehmen uns dabei einfach mit. Wie gut sie das können, haben sie uns dieses Jahr PUR, ne zwei Meter Abstand halten und dürfen ihn nach Herzenslust knuddeln. Er straft uns nicht mit Blicken, wenn wir mal niesen, und nimmt auch weitersehr deutlich bewiesen, seitdem die weltweite Coro- TREU hin sehr gerne Leckerlis direkt aus der Hand. Aber na-Pandemie die Welt lahmgelegt hat. Geschlossene Geschäfte, Restaurants und Büros, abgesagte VeranUND VOLLER nicht nur seine wohltuende Nähe hilft uns durch diese Krise. Hunde geben unserem Alltag seine Struktur staltungen, stillgelegte Sportplätze und Vereine. Was vorher den normalen Alltag ausmachte, gibt es nicht LIEBE zurück. Gassi gehen, Fressnapf füllen, ausführlich toben – der Hund fordert seine Bedürfnisse auch in mehr. In Corona-Zeiten ist soziale Distanz die neue Krisenzeiten ein und lässt uns damit keine Zeit, in Art, Nähe zu zeigen. Wenn man aus seinem Alltag in die eigenen schlechten Gedanken zu versinken. Der Hund wird dadurch in vier Wände verbannt wird, kann das über kurz oder lang ziemlich der Krise immer mehr zum Vorbild. Zum Vorbild, den Moment zu aufs Gemüt schlagen. Ein Glück, wenn da der treue Freund auf genießen, nicht ständig über morgen zu grübeln und sich auch vier Pfoten schon schwanzwedelnd an der Tür steht und einen über kleine Dinge zu freuen. weg von der Krise zieht, denn wenn zwischenmenschliche Kon- Abraham Lincoln sagte einst, dass „die Welt nie eine gute Definititakte untersagt werden, wird jeder Vierbeiner zum Service-Dog. on für das Wort Freiheit gefunden hat“. Für mich ist diese Definition mein Hund. Mit meinem Hund gemeinsam kann ich wunderbar

Mein Hund – meine Definition von Freiheit krisenfreie Räume finden und erkunden. Abseits von MenschenIn der Corona-Krise werden normale Dinge zu moralisch anstößi- schlangen, maskierten Zweibeinern und strengen Regeln kann gen Handlungen: Darf ich meinem Kollegen noch die Hand ge- auf offener Flur das eigene Stück Freiheit genossen werden. Ausben, ist es verantwortungsvoll, meine Mutter zu umarmen, und gedehnte Spaziergänge an schönen Naturschauplätzen machen muss ich mich für meinen Heuschnupfen vor fremden Menschen Herrchen/Frauchen und Hund gleichermaßen fit und glücklich. So rechtfertigen, das sind Fragen, die uns in den Wahnsinn treiben lassen sich auch die härtesten Zeiten gut überstehen. Ein Hoch können. Schalten wir zur Entspannung den Fernseher ein, ge- auf unsere wunderbaren Hunde – danke, dass es euch gibt.

OMMMMMMM!

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