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Corona-Aftermath

Was der Kulturbranche von der Krise bleiben wird

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N° 185

€ 0,—

AUSGABE FEBRUAR / MÄRZ 2021 — THE GAP IST KOSTENLOS UND ERSCHEINT ZWEIMONATLICH. VERLAGSPOSTAMT 1052 WIEN, P.B.B. | MZ 18Z041505 M


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Editorial Who can say where the road goes?

Web www.thegap.at Facebook www.facebook.com / thegapmagazin Twitter @the_gap Instagram thegapmag Issuu the_gap

Herausgeber Manuel Fronhofer, Thomas Heher Chefredaktion Sandro Nicolussi Leitender Redakteur Manfred Gram

Das Jahr 2020 machte manches ungewohnt, einiges obsolet und vieles neu. So auch an dieser Stelle. Gestatten, Sandro Nicolussi mein Name. Von nun an werden wir uns hier öfters begegnen, nachdem ich mit dem Jahreswechsel die Chefredaktion von The Gap als Nachfolger von Theresa Ziegler übernehmen durfte. Über die Zeit wird hier mehr über mich zu erfahren sein, fürs Erste stellt euch beim Lesen dieser Zeilen einfach einen mäßig erfolgreich unterdrückten Vorarlberger Dialekt vor. Da viele meiner sonst üblichen Aktivitätsfelder wie das Veranstalten oder Auflegen in Clubs oder das belustigte Analysieren weirder Saunagespräche derzeit eher schwierig zu bewerkstelligen sind, bleiben wir vorerst beim mit Anglizismen gespickten Journalismus, den ich nach Abbruch meines kurzen Jus-Studiums (siehe The Gap 179) in Wien studiert habe. Zu Beginn der Produktion dieses Heftes, es war eine illustre ZoomRunde kurz vor den Weihnachtsfeiertagen, waren wir uns einig, dass wir das neue Jahr mit Fokus auf Aspekte abseits der Pandemie einläuten wollen. Schnell wurde allerdings klar, dass das dem Versuch gleicht, ein Wörterbuch ohne Buchstaben zu schreiben – dieses Heft ist immerhin fast komplett im Lockdown entstanden. Für die überlange Coverstory haben wir mit rund 40 Leuten aus Kunst, Kultur und Dunstkreis gesprochen und daraus Thesen abgeleitet, die uns zukünftig begleiten könnten. Für die Workstation waren wir in einem Wiener Kaffeehaus, das nun als sogenanntes »fliegendes Lerncafé« betrieben wird, während die Lernmöglichkeiten pandemiebedingt eingeschränkt sind. Aber es geht auch virenfrei: Bernhard Frena schreibt im Bildungsspecial von der Lehre mit Comics und wir haben Menschen, die im Kultursektor arbeiten, gebeten, ihren Bildungsweg nachzuzeichnen. Und in der Prosa gewährt uns Mieze Medusa Einblick in ihren neuen Roman »Du bist dran«. Wo der weitere Weg im Laufe dieses Jahres hingehen wird, weiß nur die Zeit. Einstweilen freue ich mich auf viele gemeinsame Momente – ob gedruckt oder so ganz in echt und zum Angreifen an der Bar, spätestens dann, wenn wir Anfang 2022 gemeinsam ein Vierteljahrhundert The Gap feiern.

Gestaltung Markus Raffetseder Autor*innen dieser Ausgabe Katharina Brunner, Barbara Fohringer, Bernhard Frena, Susanne Gottlieb, Sebastian Gruber, Rainer Krispel, Oliver Maus, Dominik Oswald, Michaela Pichler, Johannes Piller, Mira Schneidereit, Emily Staats, Jana Wachtmann, Maximilian Weissensteiner Kolumnist*innen Astrid Exner, Josef Jöchl, Gabriel Roland Fotograf*innen dieser Ausgabe Fabian Gasperl, Alex Gotter, Marlene Mautner Lektorat Jana Wachtmann Coverfoto Marlene Mautner Anzeigenverkauf Herwig Bauer, Manuel Fronhofer, Sarah Gerstmayer (Leitung), Thomas Heher, Martin Mühl, Thomas Weber Distribution Andrea Pfeiffer Druck Grafički Zavod Hrvatske d. o. o. Mičevečka ulica 7, 10000 Zagreb, Kroatien Geschäftsführung Thomas Heher Produktion & Medieninhaberin Comrades GmbH, Stauraczgasse 10/4, 1050 Wien Kontakt The Gap c/o Comrades GmbH Stauraczgasse 10/4, 1050 Wien office@thegap.at — www.thegap.at Bankverbindung Comrades GmbH, Erste Bank, IBAN: AT39 2011 1841 4485 6600, BIC: GIBAATWWXXX Abonnement 6 Ausgaben; Euro 21,— (aktuell: Euro 9,90) www.thegap.at/abo Heftpreis Euro 0,— Erscheinungsweise 6 Ausgaben pro Jahr; Erscheinungsort Wien; Verlagspostamt 1052 Wien

Daniel Nuderscher

Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz www.thegap.at/impressum

Sandro Nicolussi

Chefredakteur • nicolussi@thegap.at @vorarlwiener

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Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber*innen wieder. Für den Inhalt von Inseraten haften ausschließlich die Inserierenden. Für unaufgefordert zugesandtes Bildund Textmaterial wird keine Haftung übernommen. Jegliche Reproduktion nur mit schriftlicher Genehmi­ gung der Geschäftsführung.

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Magazin

Corona-Aftermath in der Kulturbranche Was uns vom Krisenjahr bleiben wird – und was nicht

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024 Comics im Unterricht Lernen zwischen Bild und Text

027 Eine Branche, viele Möglichkeiten Bildungswege in die Kultur

Rubriken

Kolumnen

003 Editorial / Impressum 007 Charts 022 Golden Frame 030 Workstation: Irmgard Querfeld Savanka Schwarz 034 Prosa: Mieze Medusa 037 Rezensionen 041 Gewinnen 042 Termine

006 Einteiler: Gabriel Roland 008 Gender Gap: Astrid Exner 050 Sex and the Lugner City: Josef Jöchl

Frederik von Reumont, privat, Roland Zygmunt

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Katharina Brunner Die 26-jährige Kärntnerin gehört wie so viele zur Gruppe der Neo-Wiener*innen, die dann einfach nicht mehr von der Hauptstadt wegkommen (wollen). Für diese Ausgabe hat die freie Journalistin und Anthropologie-Studentin mit ihrem Kollegen Sebastian Gruber Interviews im Bereich der Club-, Theater- und Filmszene Österreichs geführt, die sich nun in der Titelgeschichte wiederfinden. Vergangenes Jahr hat Katharina die Medieninitiative »andererseits« mitbegründet, bei der Menschen mit und ohne Behinderung zusammenarbeiten.

Fabian Gasperl Wo über Fashion geschrieben wird, müssen auch die Bilder on fleek ausschauen. Deshalb sorgt der autodidaktische Fotograf aus Wien – quasi als Phantom, auch wir kennen ihn noch immer nicht persönlich – seit 2018 für die passende Bebilderung der Modekolumne von Gabriel Roland. Seine Ausbildung schloss der 30-Jährige mit einem Bachelor der Theater-, Film- und Medienwissenschaft ab, wobei sich ein eindeutiger Hang zu Filmen herauskristallisieren sollte. Seine primäre Post-Lockdown-Etappe dürfte also ein Kino sein.

LEBENSMITTEL BILDUNG: WAS WIR IN UNBESTÄNDIGEN ZEITEN BRAUCHEN SYMPOSION DÜRNSTEIN FEIERT 10­JÄHRIGES JUBILÄUM

Corona-Aftermath

Was der Kulturbranche von der Krise

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6 Ausgaben um € 9,90 statt € 21 Ihr mögt uns und das, was wir schreiben? Und ihr habt knapp € 10 übrig für unabhängigen Popkultur-Journalismus, der seit 1997 Kulturschaffen aus und in Österreich begleitet?

Frederik von Reumont, privat, Roland Zygmunt

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© KLAUS RANGER / PATRICA PLASSER

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ERSCHEINT — THE GAP IST KOSTENLOS UND AUSGABE FEBBRUAR / MÄRZ 2021 | MZ 18Z041505 M VERLAGSPOSTAMT 1052 WIEN, P.B.B.

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Es heißt wieder: Denkräume öffnen! In seiner zehnten Ausgabe beschäftigt sich das Symposion Dürnstein mit dem Thema Bildung, das viel mehr umfasst als bloßes Fach­ wissen. Bildung ermöglicht es uns, ein gutes Zusammen­ leben zu entwickeln. Sie öffnet Zugänge zu Kreativität und Innovation. Sie hilft uns dabei, Probleme zu lösen und Krisen zu bewältigen, ist somit wesentlicher Faktor des Lebens und Überlebens. Darüber diskutieren u. a. der Schriftsteller Michael Köhlmeier, der Historiker Timothy Snyder, die Soziologin Gabriele Klein, der Umweltwissenschaftler und Wildnispädagoge Sebastian Pfütze sowie die Neuropsychologin Leonie Ascone Michelis. Pandemiebedingt findet die Veranstaltung kostenlos online statt. Nähere Infos unter: www.symposionduernstein.at

SYMPOSION DÜR N STEIN The_Gap_185_003-009_Splitter_FINAL.indd 5

4.— 6. MÄRZ ONLINE 12.02.21 20:18


Gabriel Roland

betrachtet die hiesige Modeszene Stück für Stück

Auch wenn es bisweilen so wirken mag, der Kolumnist ist nicht als eine Art abgeschlossener Meinungskanister in diese Welt gekommen, der seither tröpfchenweise Takes auf die Seiten dieses Magazins absondert. Das soll nicht als halblaut gemurmelte Entschuldigung für juveniles Gebrabbel oder pennälerhaftes Schwadronieren vergangener Ausgaben daherkommen, sondern vielmehr als Erkenntnis und Eingeständnis, dass man manches erlebt haben muss, bevor man es verstehen kann. Apropos Gebrabbel: Es geht um Kindergewand. Genauer gesagt sollen die ersten Schritte in unserem lebenslangen Tanz mit den Textilien diesmal Thema sein – also die Kunst, einen Säugling zu kleiden. Wobei Kunst sollte das ja keine sein, eher ein Handwerk, möchte man einwenden. Schließlich hat ein neugeborener Mensch ja keine ausdifferenzierten sozialen oder kulturellen Repräsentationsbedürfnisse. Von einem eigenen Geschmack kann auch keine Rede sein. Angemessen warm, weich und trocken hätte er es gern, das kann man sich leicht vorstellen. Alles, was darüber hinausgeht, ist mehr für die Eltern als das Kind.

Un- und allbedeutend zugleich Neugeborenengewand schafft es, gleichzeitig un- und allbedeutend zu sein. Einerseits ist es so wichtig, dass es sogar am Anfang des Neuen Testaments (Lk 2,12) erwähnt wird, andererseits wird es auch dem frischen Jesus Christus egal gewesen sein, was er anhatte, so denn seinen Grundinstinkten Genüge getan wurde. Es ist unbekannt, ob der kleine Messias für den Besuch der Weisen speziell angezogen wurde. Jenseits der Vorstellungen, die Erwachsene zu Anstand und Identität haben, sollte Babygewand doch nach utilitaristischen Gesichtspunkten von Hygiene und Komfort gestaltet sein. Derartige Unterfangen sind natürlich nie so einfach, wie sie vielleicht wirken mögen. Das rein zweckdienliche Objekt gibt es nicht. In der Regel können wir uns nicht einmal auf einen Zweck einigen. (Wir leben in einer Gesellschaft, Leu-

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te!) Der Body, heutzutage und hierzulande das Standardunterbekleidungsstück für Babys, hat einmal hier eine Reihe an Druckknöpfen, ein anderes Mal da. Manchen reichen zwei Schlitze an den Schultern zum Anziehen, andere kommen als aufwändige Zweireiher daher. Baumwolljersey scheint die Regel zu sein, aber da hören die Gemeinsamkeiten auch schon wieder auf. Von dieser wenig stabilen Basis aus geht es fröhlich weiter mit auf der ästhetischen Ebene verhandelten Fragen, wie etwa zu Geschlechtszuweisungen, die wir hier weiträumig umgehen wollen. Auch die Idee, dass auf den ersten Blick klar funktionale Aspekte eigentlich ein Spiegel unserer Gesellschaft sein könnten – der heute übliche, freie Bewegung zulassende Strampelanzug ist eine US-amerikanische Erfindung der Fünfziger; das davor gebräuchliche enge Umwickeln mit Windeln (siehe Jesus) erfreut sich aber zusehends erneuerter Beliebtheit – soll hier nur en passant angerissen werden. Stattdessen sei es ein anderes gesellschaftliches Konzept, das der letzte Absatz mithilfe des

abgebildeten Bodys in Stellung bringen darf: das des Besitzes. Kleinen Menschen passt ihr Gewand oft nur wenige Wochen oder Monate lang. Rund um diese Tatsache dreht sich ein emsiger Komplex aus Vermachungen in den Tribal Networks unserer Zeit – sowie ein oft per Kilopreis agierender Second-Hand-Markt. Mit Sicherheit gibt es auch findige Start-ups, die hier nach Art der Woom Bikes herumkommodifizieren. Altehrwürdige Anbieter wie Salesianer Miettex befreien Spitäler von der Last des Textilbesitzes. Da ist es doch nicht so weit hergeholt, sich eine kollektivierte Versorgung mit Kindergewand vorzustellen – und wenn man schon dabei ist, Betreuung und Erziehung auch gleich! Mit einem Kind im Arm gelingt das Gedankenexperiment leichter. roland@thegap.at • @wasichgsehnhab Der vorliegende Body wurde im Zuge des Transfers von der Entbindung nach Hause ungeplanterweise Teil des Hausstandes des Kolumnisten und wird bei sich eröffnender Gelegenheit gerne retourniert.

Fabian Gasperl

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Einteiler Baby-Besitzverhältnisse

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TOP 10

Dinge, die man in einer großen Familie oft machen muss 01 Schneller essen 02 Lauter schreien 03 Sich schneller Essen ausschöpfen 04 Tupperware-Deckel finden 05 Verlorene Wäsche finden 06 Teilen (leider) 07 Sich selbst verstecken 08 Essen verstecken 09 Mit Kindern spielen 10 Milch holen

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ? Ab 17.12.2020 In Zusammenarbeit mit

BMK

WIE WIR?

TOP 03

Songs on Repeat in letzter Zeit 01 Tobe Nwigwe – »Eat« 02 Nao – »Feels Like« 03 Eleanor Kane – »All but Numb« Auch nicht schlecht: Sticken Nenda Neururer (»Mixed Feelings«) lebt und arbeitet als Schauspielerin und Musikerin in London. Sie ist in einer großen Familie im Tiroler Ötztal aufgewachsen.

Partner

Hauptsponsoren

Charts Rade Petrasevic TOP 10

Painters from Vienna aka Wiemer (sic!) Schule 01 Tallal Shammout 02 Sarah Bogner 03 Adnan Alijagic 04 Marianne Vlaschits 05 Katarina Spielmann 06 Edin Zenun 07 Katherina Olschbaur 08 Dejana Dukic 09 Daniel Ferstl 10 Arbi Jaballah

TOP 03

Besser als Top 10 01 Smegma – »(Sag’ mir) Warum« 02 Smegma – »Scheidenkrampf« 03 Smegma – »Ich bin ein Skin« Yuki Gaderer, privat

Fabian Gasperl

Charts Nenda

SIE REDEN.

Auch nicht schlecht (aka sowieso beste): Pomeranze Art Foundation Der Wiener Künstler Rade Petrasevic bewegt sich im Spannungsfeld von Zeichnung und Malerei. Einige seiner Werke sind noch bis 31. März in der Christine König Galerie in Wien zu sehen.

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Astrid Exner

beschäftigt sich hier mit den großen und kleinen Fragen zu Feminismus.

Nach 21 Kolumnen an dieser Stelle ist es an der Zeit, auch einmal an die Männerquote zu denken. Im Feminismus sind Männer natürlich immer mitgemeint – eine feministische Lebenspraxis befreit schließlich auch sie von festgefahrenen Mustern und Zwängen. Diesmal widme ich mich ihnen ganz explizit. Dazu habe ich eine Online-Expedition in die Untiefen der toxischen Männlichkeit gewagt. Und alles hat damit begonnen, dass die Autorin Stefanie Sargnagel auf Twitter den Screenshot einer Nachricht geteilt hat, die eine Leserin auf einer Datingplattform bekommen hatte. Es ist so eine Sache mit dem Daten während dieser Pandemie: Zufällig neue Menschen kennenzulernen, ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Was bleibt Einpersonenhaushalten auf der Suche nach Gesellschaft also anderes übrig, als auf Dating-Apps auszuweichen? Während die geneigte Daterin vor Corona durch die Wahl der Aufrisslocation oder des Freundeskreises grob vorselektieren konnte, mit wem sie es zu tun haben wollte, konfrontiert Tinder sie mit einem Querschnitt der Bevölkerung. Abhilfe schaffen Erkennungsmerkmale wie »Swipe links, wenn du rechts bist«. Die anonyme Urheberin des eingangs erwähnten Screenshots hat zum Beispiel ihr Profil mit einem Sargnagel-Zitat versehen und sich damit einer spezifischen Subkultur zugeordnet.

Subjekt und Objekt zugleich Das nahm ein Ok-Cupid-User namens Christof, 28, zum Anlass, sich bei der Frau mit seinem Urteil über Sargnagel vorzustellen: »Als ob die unattraktive, talentlose, niveaulose, pseudointellektuelle Narzisstin sich die Männer aussuchen könnte.« Ob er sich erhofft hat, mit diesem Einstieg sympathisch rüberzukommen? Christof kennt die Autorin aus der Tageszeitung Der Standard, »weil der sie auf penetrante Art und Weise dauernd unterstützt, sodass die gesamte Leserschaft schon das Kotzen kriegt«. Ich möchte Christof an der Hand nehmen, sanft

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seinen Browser-Tab mit dem Standard-Forum wegklicken und ihm ins Ohr flüstern, dass er auf Datingplattformen nicht nur Subjekt, sondern immer auch Objekt ist. Dass er zwar über Frauen und ihren Geschmack richten kann, aber im Umkehrschluss auch selbst bewertet werden wird. Und in diesem Fall eher nicht positiv. Im Standard-Forum kann man zwar den Glauben an die Menschheit verlieren, wenn man fälschlicherweise annimmt, hier versammle sich die intellektuelle Elite des Landes. Über Christof, 28, können wir milde lächeln. In anderen Internet-Communitys bleibt uns das Lachen aber wie ein unangenehmer Covid-Schnelltest im Hals stecken. Online-Filterblasen unterstützen die Abkapselung und Radikalisierung ihrer User*innen. Wer in so einer Bubble gefangen ist, wird immer stärker in eine Parallelwelt hineingezogen und verliert die gemeinsame Basis mit den Mitmenschen. Wir sehen das bei CoronaLeugner*innen, Impfgegner*innen und anderen Verschwörungstheoretiker*innen. Und, um bei Männern auf der Suche nach Liebe zu bleiben, auch bei den sogenannten Incels. Incel ist ein Kofferwort, das die englischen Begriffe »involuntary« und »celibate« miteinander verschmilzt. Es handelt sich also um einen unfreiwillig sexuell enthaltsamen Menschen, oder wie das flapsige Urban Dictionary es formuliert: »A frustrated virgin who feels as if the world owes them sex.« Die allermeisten von ihnen sind heterosexuelle Cis-Männer. Wie so manch genervter User auf Datingplattformen machen sie für ihre eigenen zwischenmenschlichen Defizite pauschal andere verantwortlich – eine klassische Täter-OpferUmkehr und narzisstische Kränkung. Incels suchen einfache Antworten auf komplexe Probleme und landen dabei beim naheliegenden Sündenbock Frauen. Die sind das ja schon gewohnt. Die moderne Hexenverfolgung spielte sich lange im Subreddit »r/Incels« ab, das 2017 mit über 40.000 Mitgliedern gesperrt wurde. Heute trifft sich die Community auf Wikiman-

nia und ähnlichen Foren. Trauriger bisheriger Höhepunkt: 2018 verübte ein bekennender Incel in Toronto einen Terroranschlag mit zehn Toten, darunter acht Frauen. Laut der Incel-Expertin und Autorin Veronika Kracher glauben Incels, dass keinen Sex zu haben das Schlimmste ist, was ihnen passieren kann. Anstatt jedoch an ihrem Charakter zu arbeiten, sehen sie das Problem nur in Äußerlichkeiten und versteigen sich in Theorien von triebgesteuerten Frauen (»Stacys«), die im Tunnelblick der Incel-Fantasie kaum menschliche Züge haben und nichts als Sex mit gutaussenden »Chads« wollen. Den Widerspruch, dass sie Frauen verachten und gleichzeitig von ihnen geliebt werden wollen, sehen sie nicht.

Nährboden für Selbsthass Die wahren Gründe für ihre Situation liegen freilich woanders. Dass es Incels aufgrund ihrer eigenen Beziehungsunfähigkeit nicht schaffen, auf ein Gegenüber einzugehen, hat mit patriarchalen Strukturen und gelernten Stereotypen zu tun, so der Psychotherapeut Helmut Tesarek 2019 im Kurier. Dazu kommt, dass neoliberale Verhältnisse junge Männer zu Systemverlierern machen. Wenn es – wie etwa auf Instagram (vgl. The Gap #183) – um eine Inszenierung von Attraktivität und Erfolg geht, ist das ein Nährboden für Selbsthass, erklärt Kracher immer wieder. Statt das System an sich als Ursache zu erkennen, wird das Problem aber fälschlicherweise im Feminismus verortet. Was hilft gegen diese toxische Situation? Kracher glaubt an eine Mischung aus Aussteigerprogrammen und Präventionsarbeit mittels gendersensibler Pädagogik. Außerdem wird es therapeutische Prozesse brauchen, die Incels ermöglichen, ihre eigene Rolle in ihrem Dilemma zu erkennen. Und schließlich gilt es, wie bei vielen anderen Verschwörungstheorien der letzten Jahre, die unregulierten Internetplattformen in die Verantwortung zu nehmen. exner@thegap.at @astridexner

Michael Exner

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Gender Gap Nehmt den Männern das Internet weg

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Michael Exner

PROMOTION

Grandoro – reine Genusssache!

Kein Scherz: Maschek-Satiriker Ulrich Salamun baut auf seiner eigenen Finca im Nebelwald Nicaraguas Kaffee an. Nach der Röstung im Burgenland kommt dieser unter der Marke Grandoro in den heimischen Handel.

Neben Bier ist Kaffee mit Sicherheit das Getränk, das es in den letzten Jahren geschafft hat, bei den KonsumentInnen ein breiteres Bewusstsein als nuancenreiches Genussmittel zu entwickeln. Spätestens seit mehr als ein Third-Wave-Coffeeshop pro Straßenecke aufgemacht hat, ist dieses Bewusstsein auch in Österreich angekommen. Die unterschiedlichen Anbauregionen und die Sortenvielfalt, aber auch die handwerkliche Perfektionierung aller Produktionsstufen – vom Anbau über die Ernte und die Trocknung bis hin natürlich zur Röstung – wirken sich auf den Geschmack von Kaffee aus.

Caffé Dolcevita

Ein Espresso-Cuvée aus den ArabicaSorten Bourbon, Catimor und Caturra — erhältlich bei Merkur / Billa Plus

Eine geradezu ansteckende Begeisterung für eben diesen Nuancenreichtum ist schon sehr früh, noch bevor es die neue »Rösterszene« in Wien gab, in Ulrich Salamun ausgebrochen. Dass es den Österreicher schließlich vor gut einem Jahrzehnt sogar in den Norden Nicaraguas verschlagen hat, um dort selbst als Kaffeebauer aktiv zu werden, kann man aber als eher außerge-

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Kilambé BioNationalparkkaffee Von der Grandoro-Biosphären-Finca Los Alpes im Nationalpark Kilambé — erhältlich bei Denn’s und Reform Martin

wöhnlich beschreiben. War Salamun – nach einer ersten Karriere als Jurist im künstlerischen Bereich – hierzulande doch vor allem als ein Drittel der begnadeten »Drüberreder« Maschek auffällig geworden.

Aus Leidenschaft Politisches Kabarett und Kaffeeanbau – gibt es da eine Verbindung? »Ja, man braucht viel Kaffee, um politisches Kabarett zu machen«, so Salamun schmunzelnd, »weil alles immer sehr kurzfristig passiert und just in time produziert wird. Wenn wir uns treffen, um zu proben, nehme ich immer kiloweise Kaffee mit.« Dass seine Zeit für Maschek in den letzten Jahren etwas knapper geworden ist, liegt daran, dass die Kaffeeernte mit der Spielsaison im Theater zusammenfällt. Ursprünglich kam er in den Nullerjahren nach Nicaragua, um dort ein freies Radio aufzubauen, das es immer noch gibt, und er hat dabei Land und Leute kennengelernt. Aus der Leidenschaft für Kaffee entwickelte sich vor Ort ein Interesse

am Anbau und daran, kleinbäuerlichen Kooperativen bei der Vermarktung unter die Arme zu greifen. Seit mehr als fünf Jahren produziert und vertreibt Salamun nun unter dem Namen Grandoro auf einem Teil des Weinguts seiner Freunde, der Topwinzer Gernot und Heike Heinrich selbst Kaffee auf höchstem Niveau – gemeinsam mit seinen Geschäftspartnern Tobias Radinger, der mit der Kaffeefabrik in Wien für Qualität in Tassen und To-go-Bechern sorgt, und Fotograf Ingo Pertramer, dessen Genussaffinität durch die Foodie-Doku »Ochs im Glas« belegt ist. Das Mission Statement des Kaffeetrios: an die gute alte Zeit des Kaffees anschließen, als dieser noch als Luxusprodukt galt – als ein Produkt, das für ein gewisses Lebensgefühl stand. Mit den fast ausschließlich in Handarbeit und mit einem Augenmerk auf Nachhaltigkeit hergestellten Spezialitätenkaffees von Grandoro gelingt das den dreien sehr gut. — www.cafegrandoro.com

Grandoro Volcán

Eine Arabica-Mischung mit einem Hauch Robusta aus Nicaragua — erhältlich bei Spar Gourmet

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Marlene Mautner The_Gap_185_010-035_Story_FINAL.indd 11

Wie lange die Pandemie noch dauern wird, ist nach wie vor unklar. Dass uns davon einiges bleiben wird, relativ sicher. Ein Versuch, die Frage nach dem Was zu beantworten. ———— Knapp ein Jahr ist es nun her, dass in Österreich der erste Lockdown ausgerufen wurde. Vorbote dafür waren die Ankündigung von Besucher*innenobergrenzen für Veranstaltungen. Direkt danach: die komplette Absage von Events und Schließung von Kultureinrichtungen. Die ehemalige Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek musste wegen des Drucks der Szene 63 Tage nach Beginn des ersten Lockdowns zurücktreten. »Wir waren die ersten, die zusperren mussten, und sind die letzten, die wieder aufsperren dürfen«, lauten seither die Klageschreie eines am Boden liegenden Kulturbetriebs rund um Spielstätten, Verlage, Labels, Bookingagenturen und Künstler*innen. In dieser Zeit hat sich mehr denn je gezeigt, wie komplex die einzelnen Branchen, Szenen und Firmen der Kunst- und Kulturwirtschaft miteinander vernetzt sind und wie sich diese wiederum im Kontext des alltäglichen Zusammenlebens gegenseitig bedingen und beeinflussen: Ohne Kulturbetrieb bricht beispielsweise der Tourismus ein und so weiter. Der Blick darauf war im Fahrwasser des Alltags – im Trott der alten

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CoronaAftermath in der Kulturbranche Was uns vom Krisenjahr bleiben wird – und was nicht Normalität sozusagen – getrübt. Nach einem Jahr der Pandemie scheint es aber nicht weniger, sondern mehr Fragezeichen zu geben. Sowohl im Umgang mit dem Virus an sich als auch in der Frage nach der Rolle des Kulturbetriebs in dieser globalen Krise. Das hat nicht zuletzt auch eine Diskussion um die Systemrelevanz von Kunst und Kultur losgetreten. Was können, wollen beziehungsweise sollten wir uns leisten, wenn es um Theater, Museen, Musikfestivals, Kinos und Konsorten geht? The show must go on. Es ist Branchenkonsens, dass es weitergehen muss, und die Akteur*innen des Kunst- und Kulturbetriebs sind nicht selten bereits krisenerprobt, durch allgemein prekäre Verhältnisse geübt im kreativen Umgang mit größeren und kleineren Katastrophen. Mit Dutzenden von ihnen haben wir gesprochen und gefragt, was von der Pandemie bleiben wird – und was nicht. Mit steigender Anzahl an Interviews kristallisierten sich so einige Entwicklungen heraus, die von der Branche erlebt, befürchtet und teilweise auch freudig erwartet werden. Die daraus abgeleiteten (und die Krise nicht in vollem Umfang behandelnden) Thesen stehen zwar in sich als geschlossene Gedanken separat, wirken in der Praxis aber auch in gegenseitiger Abhängigkeit und Verstärkung.

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These 1 Die Pandemie war Initialzündung für eine breite Digitalisierung des Kulturangebots, die aber nicht alle gleich verstehen.

Lilli Hollein Vienna Design Week

Michael Stejskal Filmladen

»Nach der Wirtschaftskrise 2008 hat es mindestens drei Jahre gebraucht, bis sich für Kulturbetriebe, die einen relevanten Teil ihres Budgets aus Sponsoring und privaten Mitteln bewerkstelligen, wieder halbwegs eine Normalität eingestellt hat. Ich glaube, das wird diesmal nicht anders sein.«

»Da die Filmmärkte frühestens im Sommer in Schwung kommen und viele Produktionen abgebrochen oder verschoben wurden, wird uns ein Wechselspiel zwischen Filmmangel und Filmüberfluss noch längere Zeit begleiten.«

»Die Emotionen, die bei einem guten Konzert aufkommen, das Gemeinschaftsgefühl und die Interaktion von Künstler*innen und Publikum lassen sich unseres Erachtens nur schwer digitalisieren.«

Christine Dollhofer Crossing Europe Filmfestival

»Um uns nicht gegenseitig im Weg zu stehen, haben wir uns für die Zeit nach der Pandemie mit anderen Filmfestivals abgesprochen. Wir werden uns auch proaktiv gegenseitig bewerben und unterstützen.«

Marie Kreutzer Regisseurin

»Für das Kino wird es schwer, sich von dieser Zeit zu erholen, da es schon lange geschwächt war. Ich glaube aber an das Kino als magischen Ort des analogen Miteinanders und hoffe, dass die Zeit der Entbehrung das vielen wieder in Erinnerung ruft.«

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Filip Potocki Arcadia Live

Martin Borovnik Viper Room

»Bedroht sind hauptsächlich die nicht-geförderten Locations. Dabei geht es auch um die Zeit nach der Pandemie, wo dann gestundete Zahlungen fällig werden. Eine Hoffnung ist, dass zukünftig mit der Kulturförderung anders umgegangen wird.«

Andreas Jantsch Las Vegas Records

»Ein Riesenproblem wird der Rückstau an Terminen und Festivals sein: Wenn jetzt jedes Festival das Programm spielt, dass für 2020 geplant war, dann bedeutet das für junge Acts, dass sie erst mal warten müssen. Im schlimmsten Fall zwei Jahre.«

Michaela Englert Admiral Kino

»In der Arthouse-Filmbranche gibt es einen Stau an Filmen, der aber durch die Aufweichung der Kinosperrfristen und die rasche Auswertung der Filme über Online-Angebote schnell abgebaut werden wird.«

Veronica Kaup-Hasler Wiener Kulturstadträtin

»Die Pandemie hat klar gezeigt, dass der öffentlichen Hand hier eine noch viel größere Verantwortung zukommt. Es ist eindeutig, dass der Neoliberalismus, der Kapitalismus, wie wir ihn zuvor als Selbstverständlichkeit wahrgenommen haben, an ein Ende gekommen ist, wenn es um öffentliches Gut geht.«

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Katharina Gossow, Violetta Wakolbinger, Wolf Silveri, Yannick Steer, Ingo Pertramer, privat, Andreas Jantsch,

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Es dauerte nicht lange, bis sich die ersten abgesagten Kulturangebote in den digitalen Raum verschoben. Die ersten DJs streamten ihre Partys noch Mitte März aus dem Wohnzimmer, Filmpremieren wurden exklusiv per Video on Demand bewerkstelligt und Podiumsdiskussionen konnten ohne Beschränkung auf Plattformen wie Zoom stattfinden, deren Name bis dahin kaum jemandem bekannt war. Mit diesen neuen Möglichkeiten zeigten sich aber auch bald die ersten Probleme. Ob es eher Befindlichkeiten waren und diskutiert wurde, wie nervig Streams mittlerweile doch seien, oder ob Expert*innen Vorbehalte wegen des löchrigen Datenschutzes anmeldeten – die Bedenken, und damit auch die verschiedenen Lager, waren mannigfaltig. Gezeigt hat sich jedenfalls, dass digitale Optionen, die bisher nicht bedacht wurden, den gesamten Kulturbetrieb zugänglicher machten. Veranstaltungen in architekto-

nisch schwer zugänglichen Gebäuden könnten dadurch, natürlich unter Beachtung der Schwelle der Digitalisierung an sich, plötzlich barrierefrei(er) angeboten werden. Die neu gewonnenen Reichweiten sprengen die Kapazitäten aller Konzertlocations in Wien und beim Publikumsgespräch nach einer Premiere beispielsweise kann plötzlich auch die Regie auf mehreren Hochzeiten (lies: Bildschirmen) gleichzeitig tanzen. Soweit zumindest die Theorie. Denn in der praktischen Anwendung ist der Publikumsgeschmack natürlich nicht auszuklammern. Nimmt die Fraktion der dem Streaming Abgeneigten zu, sinkt nämlich auch die Reichweite wieder und die Chance ist vertan. Analoge Konzepte mittels Kamera und Liveschnitt ins Netz zu schießen, reicht also bald nicht mehr. Clubs, Konzerte, Ausstellungen, Messen und andere Events werden wohl weiterhin auch in Virtual-Reality-Manier verfolgt werden – sofern möglich. Denn Streaming ist in einem ansprechenden Gewand aufwendig und nicht billig. In bisherigen und sowieso schon knappen Kalkulationen von Kulturveranstaltungen findet das Konzept oft keinen Platz, was darauf hindeutet, dass auch hier die Gewinner*innen eher jene großen und etablierten Player be-


Wiktoria Pelzer Programmleitung Stadtkino im Künstlerhaus / Stadt­ kino Filmverleih

Katharina Gossow, Violetta Wakolbinger, Wolf Silveri, Yannick Steer, Ingo Pertramer, privat, Andreas Jantsch, Admiral Kino / Franz Gruber, Johannes Kernmayer, Elodie Grethen, privat, Meike Kenn, Andrea Trsek

»Vorher starteten vielleicht zehn Filme an einem Donnerstag oder einem Freitag. Das werden nach der Pandemie bis zu doppelt so viele sein. Was nicht unbedingt der Aufmerksamkeitsökonomie gerecht wird. Leute gehen, wenn man optimistisch ist, vielleicht zweimal im Monat ins Kino.«

ziehungsweise Institutionen sein werden, die im Spiel um die Aufmerksamkeit alleine durch höhere Finanzkraft längst die besseren Karten haben. Außerdem ist die Digitalisierung nicht in allen Branchen eine Chance. Die auch vor der Krise schon teilweise angeschlagenen Kinos fürchten sich umfassend vor einer weiteren Raumnahme der Streaminganbieter, die der Filmindustrie zum immer bedrohlicher werdenden Verhängnis werden. Die Corona-Krise verpasste so auch der ohnehin fortschreitenden Digitalisierung einen Schub. Daraus etwas möglichst Positives zu machen, ist Aufgabe der Szene und in weiterer Folge von den politischen Rahmenbedingungen abhängig.

These 2 Der Kulturbetrieb wird sich breitenwirksamer von Wirtschaftsparametern entkoppeln (müssen). Die Diskussion um das Förderwesen im Bereich der Kunst und Kultur ist ebenfalls keine neue. Aber auch sie wurde noch mal zunehmend befeuert, als im zweiten Quartal 2020 plötzlich klar wurde, dass viele geförderte Projekte nicht werden stattfinden können. Das Problem: Die zugesicherten Förderungen werden nur ausbezahlt, wenn die geförderte Veranstaltung auch stattfindet bzw. das Werk zu einem Ende kommt. Das Förderwesen ist damit hauptsächlich am Ergebnis orientiert und nicht an der Arbeit – dem eigentlichen Kern des Kunstschaffens – selbst. Die Stadt Wien hat dabei einigermaßen souverän reagiert und Förderungen trotz nicht stattfindender Events ausbezahlt beziehungsweise grobe Konzeptänderungen zugelassen. Auch der Fördertopf für Arbeitsstipendien wurde erhöht. An den teilweise sehr hochschwelligen Zugangsbedingungen für Förderungen aller Art ändert das allerdings vorerst nichts. Mit dieser Diskussion geht auch die Debatte um den gesellschaftlichen Wert der

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Kultur einher. Denn Fördergelder kommen meist aus öffentlichen Töpfen, was bedeutet, dass die Steuerzahler*innen des Landes zahlen und damit auch – zumindest in sinnvoller Art und Weise – ein Mitspracherecht haben sollten. Das gestaltet sich schwierig, denn auf die Frage nach dem Mehrwert der österreichischen Kulturbetriebs wird man unter allen Steuerzahlenden wohl rund acht Millionen verschiedene Antworten bekommen. Ein weiterer Hinweis auf die Dringlichkeit der Einrichtung von partizipativen Formaten und Begegnungsräumen. Seit dem ersten Lockdowns wurden die Kulturbranche und ihre Zusammenhänge aber auch verstärkt beforscht. Die Erkenntnisse reichen dabei von den massiven Umsätzen, die die Kulturwirtschaft Jahr für Jahr einfährt (oder im Falle von 2020 eben nicht) bis hin zu Modellen wie jenem von Shain Shapiro, der sogenannten »Music Cities« eine größere Krisenresilienz zuschreibt. Auf lange Sicht sollte das Argument der Wirtschaftlichkeit oder des Umsatzes in Kunst und Kultur allerdings nicht das grundlegendste sein. Denn so geht die Schere zwischen Nischenkünsten und dem kulturellen Mainstream immer weiter auf, was unter anderem der Diversität der Kulturlandschaft schaden würde.

Gernot Kremser Posthof Linz

»Ich bin der Meinung, dass die Popkultur, dieses emotionale Grundnahrungsmittel, einfach so stark ist, dass wir da sein werden und dass das Publikum kommen wird und dass wir 2022 im Laufe des Jahres wieder sehr, sehr normal spielen werden.«

Kira Kirsch Brut

»Der Wert des Live-Moments wird in dieser Krise ganz besonders bewusst, wir lernen das alles neu wertzuschätzen. Digitale Formate wird es in Zukunft vermutlich punktuell weiterhin geben, da sich manches als durchaus sinnvoll und gut erwiesen hat. Über Zoom konnten wir die Zahl des Publikums mehr als verdoppeln.«

Miriam Schmid Performancekollektiv Planetenpartyprinzip

»Es sind eher größere Player, denen der digitale Raum mehr Reichweite gebracht hat. In der Masse Internet, wer klickt da Planetenpartyprinzip an? Internationales Publikum haben wir nicht angezogen. Wir spielen auf Deutsch und sind dadurch sprachlich begrenzt.«

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These 3 Das Geschäft mit der Kultur wird insgesamt jünger, lokaler und flexibler. 2021 begann mit einer Welle der Resignation, die ihren Ursprung schon im Vorjahr hatte. Einige Idealist*innen aus dem Kulturbetrieb, die sich bisher unter prekären Verhältnissen von Monatsmiete zu Monatsmiete hangelten, erkannten plötzlich, dass sie von den verschiedenen Covid-19-Fonds nicht aufgefangen werden. Einer der niederschwelligeren davon war der Künstlersozialversicherungsfonds (KSVF), für andere mussten teilweise

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Einkommensnachweise oder SVS-Meldungen vorliegen, die in der Praxis des Kulturbetriebs aber längst nicht alle vorweisen können. Während die Bilanz etwa bei Locations wie Clubs, die die Krise glücklicherweise glimpflicher überstanden als noch im Spätsommer befürchtet, zumindest okay ausfällt, resignierten einige von denen, die diese Locations bislang im wöchentlichen oder monatlichen Rhythmus bespielt hatten. Das betrifft vor allem jene im fortgeschrittenen Alter, die sich aufgrund von Betreuungs- oder sonstigen Unterhaltspflichten ein derartiges Wechselbad der Stimmungen nicht mehr antun konnten oder wollten. Das könnte sich in einer Verjüngung, vor allem im Bereich der freien Szene, niederschlagen. Veranstalten muss man sich wieder leisten können. Diejenigen, die übrig bleiben, sind allerdings nicht wenige. Sie dürften sich in Zukunft genauer überlegen müssen, wie sie ihre Veranstaltungen bespielen werden. Bookings aus dem Ausland, vor allem aus NichtEU-Ländern, wird es vermutlich für längere Zeit nicht oder nur unter hohem Kostenaufwand und Risiko spielen. Diese Entwicklung hätte vermutlich in den kommenden Jahren auch aus Sicht der Nachhaltigkeit, genauer gesagt in der Diskussion um den CO2-Ausstoß der Kulturindustrie neu verhandelt werden müssen und wurde somit durch die Krise vorgezogen. Und obwohl das stärkere Einbeziehen lokaler Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen per se nichts Schlechtes ist – selbst wenn es wegen des Mitwirkens höherer Gewalt einen schalen Beigeschmack hat –, wird vor allem in der Konzert- und

Clubszene ein steigender Konkurrenzdruck befürchtet. Der Raum in Wien ist (noch) relativ begrenzt beziehungsweise infrastrukturell noch nicht optimal genutzt, aber das Publikum wird trotzdem sehr durstig sein. Das könnte das Veranstalten nach der Pandemie dazu zwingen, flexibler zu werden – in Gestaltung, Line-up, Location und so weiter. Der vergangene Sommer hat mit der intensiven Bespielung des öffentlichen Raums und diverser Donauinselbrücken bereits einige Möglichkeiten zu kreativen Ausweichmanövern offengelegt.

These 4 Künstler*innen, Locations und Publikum rücken näher zusammen. Fragt man (sehr vorsichtig) nach den Chancen oder den positiven Seiten der Krise, werden häufig Aspekte der Vernetzung untereinander genannt. Branchenmitglieder mit Branchenmitgliedern, Fans mit Bands, Locations mit Kollektiven, Galerien mit Künstler*innen – mit dem Stillstand scheint eine Welle der Verknüpfung durch Österreich geschwappt zu sein. Das ist vor allem dann erfreulich, wenn diese Verbindungen nachhaltig bestehen bleiben und der oben genannte mögliche Konkurrenzdruck dadurch abgefedert werden kann. War anfangs nicht abzusehen, wie lange die Pandemie im Generellen und der erste Lockdown im Speziellen andauern würden, wurden die Füße der Branche (womöglich aufgrund der bereits erwähnten

Nastasja Ronck My Ugly Clementine

Tomas Zierhofer-Kin Kurator und Kulturmanager

»Was Kommunikation und Organisation betrifft, haben die Online-Tools gewisse Arbeitsschritte erleichtert beziehungsweise überhaupt erst möglich gemacht. Es wäre wünschenswert, dass mehr politisches und öffentliches Bewusstsein für Arbeitsstrukturen von Künstler*innen entsteht.«

»Eine Rückkehr zu einer Normalität, die die Ursache einer viel größeren Bedrohung ist, kann nicht unser Ziel sein. Es muss vielmehr darum gehen, Utopien einer möglichen Welt von morgen zu entwickeln, denen eine radikale soziale wie ökologische Wende vorangeht.«

Roland Teichmann Österreichisches Filminstitut

»Die zahlreichen staatlichen Unterstützungen sorgen dafür, dass sich die Branche über Wasser halten kann. Besonders schwierig ist es aber natürlich für den Verleih- und ganz besonders für den Kinobereich. Da hoffe ich vor allem, dass insbesondere im Kinobereich auch die Größeren überleben, die in der Krise anfälliger, weil marktabhängiger sind.«

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Peter Nachtnebel Fluc

»Sollte der Spuk irgendwann vorbei sein, wird es für die flexible Subkultur leichter sein, wieder auf die Beine zu kommen als für die großen Player der Unterhaltungsindustrie. Neben Visa-Troubles (Post-Brexit) und Antiterror­ maßnahmen ist mit der Seuchenprävention ein weiterer Stolperstein für Großveranstalter hinzugekommen. Das wird sich auf die eh schon recht hohen Ticketpreise auswirken müssen.«

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Hanna Fasching, Österreichisches Filminstitut, David Visnjic, Anne Feldkamp, Marlene Mautner

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prekären Verhältnisse) doch relativ schnell kalt. Es dauerte keine drei Wochen, bis Startnext quasi zur Szeneplattform wurde, auf der von allen Seiten nach Rettungsringen aus der Community gerufen wurde. Mal verspielter, mal fatalistischer wurde bei denjenigen um Unterstützung gerungen, die bereits eine emotionale Bindung zu der bespendeten Institution ihrer Wahl hatten. Und die, die sich nicht entscheiden konnten, wurden durch die verschiedensten Aktionen zum Spenden animiert: Streams, DJ-Workshops, Pakete mit Getränken, die irgendwann ablaufen würden. In den Posteingängen von Labels landeten plötzlich Nachrichten von Fans, wie sie denn ihre Lieblingsband direkter unterstützen könnten als durch den Kauf über Zwischenhändler*innen. Eine freiwillige Umverteilung der Ressourcen derer, die als systemrelevant gelten, hin zu den Kulturschaffenden, die sie in bester Erinnerung hatten sozusagen. Auf sozialen Netzwerken stieg der Austausch ebenfalls und so kam es, dass sich während der Krise einige Interessenvertretungen gründeten (IG Kabarett, IG Club Kultur), angeschoben durch die plötzlich sichtbar werdende Dringlichkeit. Diese Solidarität ist beeindruckend und gewissermaßen beruhigend zu beobachten, fraglich bleibt dabei allerdings, inwiefern sie sich aufrechterhalten lässt, sollte es mal tatsächlich um das – alarmistisch ausgedrückt – blanke Überleben einzelner Institutionen, Akteur*innen oder der Community selbst gehen. Das neue Theaterstück seines liebsten Performance-Kollektivs wird auf der Prioritätenliste stark nach unten rutschen, sollte es dem drohenden Verlust der Wohnung gegenüberstehen.

These 5 Initiativen aus der Kreativszene könnten immer öfters in das gesamtgesellschaftliche Zusammenleben überschwappen. Unsere komplexe und globalisierte Art zu leben trägt auch in sich, dass Krisen nicht immer planbar nacheinander auftreten. Das ist, was sie zu Krisen macht. So auch letztes Jahr, als neben Covid-19 auch die Situation an den EU-Außengrenzen die Schlagzeilen dominierte. In der österreichischen Kulturszene war auch in Zeiten der Krise noch genug Verve vorhanden, um Kunst auf eine Art zu vermitteln und zu verkaufen, die es erlaubte, Teile der Einnahmen an Hilfsorganisationen

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Gerlinde Seitner Filmfonds Wien

»Dem Filmfonds Wien steht 2021 eine Million Euro mehr, das heißt insgesamt 11,5 Millionen Euro, zur Verfügung. Das wurde von der Stadt Wien Ende 2020 entschieden. Und besser als diese Nachricht ist nur das Timing der Erhöhung. Denn durch die Maßnahmen zur Gesundheitssicherung an den Filmsets sind Dreharbeiten komplizierter geworden, dauern teilweise länger und kosten dementsprechend mehr Geld.«

Shilla Strelka Struma + Iodine

»Gleichzeitig werden vermutlich die Eintrittspreise steigen, aber die Gagen sinken. Dass die Gagen bei sogenannten Headliner-Acts sinken, ist allerdings nicht nur negativ zu sehen, da vor allem im DJ-Bereich schon horrende Summen im Spiel waren, die in keiner Relation mehr zu den Gagen eines nicht so gehypten Acts standen.«

Mimie Maggale Sonic Territories Festival

»Es scheint in der Regierung wenig bis kein Verständnis vorhanden zu sein für die derzeit schwierige Situation der Kulturschaffenden und Veranstalter*innen. Ich bin auch skeptisch, ob das Interesse, Streams von zu Hause aus zu verfolgen, nach dem Ende der Corona-Krise noch gegeben sein wird.«

Hosea Ratschiller Kabarettist

Eine Krankheit, über die wir noch wenig wissen, legt Fehlentwicklungen frei und beschleunigt sie. Die Sozialsysteme wurden schon vor Corona kaputtgespart, Arbeit schon lange irrational verteilt, genau wie Wohlstand und Lebensraum. Über all das haben wir im letzten Jahr zu wenig gesprochen. Aber, wenn die Impfung da ist, kommt die Gegenwart wieder in all ihrer Vielfalt auf die Tagesordnung. Wahrscheinlich sogar in verschärfter, zugespitzter Form.

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Foto Wilke, David Visnjic, Severin Dostal, Christian Pitschl, Marlene Mautner

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rudimentär ausfallenden Veranstaltungskonzepte entstanden bald ganze Stadt- beziehungsweise Festivalkonzepte, die nach wie vor auf Freigaben warten und im Bereich der Nachtgastronomie sogar in Zusammenarbeit mit Expert*innen aus dem Gesundheitssektor entstanden sind. Hier zeigt sich, dass es nicht unbedingt die teils verachtete Corona-Art, also Kunst mit Corona-Hintergrund oder Fokus, sein muss, in der sich der Umgang von Kulturarbeitenden mit der Krise manifestiert. Der Drang, so schnell und gleichzeitig so sicher wie möglich weitermachen zu können, bündelte die ganze Kreativität einer ohnehin kreativen Sparte. Dieses Potenzial kann auch zukünftig weiter genutzt werden, um sich branchen- und disziplinübergreifend den tendenziell nicht abnehmenden Problemen der modernen Gesellschaft anzunehmen und Innovationen vorzustellen.

These 6 Aufgestaute Werke bedrängen manche Branchen, einen »Kulturüberschuss« wird es aber keinen geben. Was, wenn nach der Krise alle aufgestauten Werke gleichzeitig auf das Publikum losgelassen werden? Wer kann es sich dann noch leisten, sich all das zu geben, was eigentlich von Interesse wäre? Und wie soll man es mit dem

Wiener Mischung DJ-Kollektiv

Claudia Romeder Residenz Verlag

»Einen Überschuss an Kultur kann es niemals geben. Die Vielfältigkeit, Diversität und Vision kann nur Chancen für Neues bringen. Neue Pläne und Konzepte werden entworfen und wieder verworfen und das, was funktioniert, könnte uns vielleicht zu neuen Höhen verhelfen oder ganz neue Formate hervorbringen sowie neue Dynamiken entstehen lassen.«

»Doch, es gibt positive Aspekte. Wir sind alle gezwungen worden aus unserem Alltagstrott herauszutreten und den Blick auf die Welt zu schärfen. Was ist wirklich wichtig in unserem Leben? Auf jeden Fall ist mehr Zeit eingekehrt, ein gutes Buch zu lesen.«

»2022 und 2023 werden definitiv sehr starke und dicht gedrängte Konzertjahre werden. Da aber 2022 noch einige Shows aus den Jahren 2020 und 2021 nachgeholt werden, denke ich, wird dann eine Art Selektion eintreten. Inwiefern sich diese auf den Gesamtmarkt auswirken wird, bleibt abzuwarten, da hier noch viele Faktoren reinspielen werden.«

Susanna Kuschnig Rockhouse Salzburg

»Gerade nach der Pandemie, werden die Grassroot-Venues wichtiger, also jene lokalen Veranstaltungszentren, die den Künstler*innen einer Region den nötigen Kickstart verpassen, um es in die Finanzierbarkeit zu schaffen.«

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Adam Balogh, Wolfgang Descho, Residenz Verlag, Nova Music, Universal Music Group,

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vor Ort zu schicken, wo sich zusätzlich zur globalen Gesundheitskrise auch noch eine humanitäre Krise manifestierte. Die Zwangspause im Kulturbetrieb wurde von vielen Branchenvertreter*innen genutzt, um sich für einen Moment wieder auf Wesentliches zu besinnen und einen Blick von außen auf die eigene Arbeit und die Mechanik der Branche zu werfen. Relativ bald tauchten auch die ersten Pläne, Konzepte und Vorschläge zur sicheren Durchführung eines reduzierten Kulturbetriebs auf, die selbstbewusst an die Politik herangetragen wurden. Dazu hielt quasi ein neuer Berufs- beziehungsweise Ausbildungsstand Einzug in der Kulturbranche, nämlich der der Covid-19-Beauftragten. Der Kurs, der vom Roten Kreuz angeboten wurde, umfasste Online-Lehrvideos zu Themen wie Crowdmanagement, Grundlagen der Infektiologie sowie Recht und Datenschutz und musste von den Teilnehmenden selbst bezahlt werden. Unter den Abschlüssen waren nicht selten Menschen, die schon zuvor im Veranstaltungsbereich tätig waren, sich das Wissen für das eigene Weitermachen aneignen wollten oder generell unter die Gruppe der »Kulturverliebten« zu zählen sind. Und obwohl die ersten Konzepte immer wieder in der Politik ankamen und besprochen wurden, kam es bislang noch nie dazu, dass in der Stadt Wien entsprechende Testläufe oder Studien durchgeführt wurden, wie es in Nachbarländern teils relativ rasch der Fall war. Auf Basis der ersten, noch sehr

Ewald Tatar Barracuda Music

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Cornelius Ballin Universal Music

Olivia Schütz Die Referentin

»Die Pandemie hat gezeigt, wo die Kulturbranche am verwundbarsten ist, im physischen und im Live-Bereich. Hier wird man sich Gedanken machen müssen, inwieweit es Möglichkeiten gibt, sich vor zukünftigen Ereignissen dieser Art zu schützen. Labels sind im Gegensatz zu unseren Live-Partnern relativ glimpflich durch die Krise gekommen.«

»Aus meiner Erfahrung sind freie Initiativen, Vereine, Einzel­künstler*innen seit jeher gefordert aus den, oftmals leider schlechten, Rahmenbedingungen hinsichtlich persönlicher finanzieller Absicherung und Planungssicherheit das Beste herauszuholen.«

»Wenn man von der Kultur, so wie sie jetzt ist, ein bissl was wegnimmt, wird es in manchen Bereichen noch existenzbedrohender. Viele werden dann sagen, dass geht jetzt nicht mehr. Wir könnten auch ein Generationenproblem bekommen, dass Vereine nicht mehr diese jungen Enthusiasten finden.«

Josef Schick Kulturvernetzung Niederösterreich

»Die Klimakrise ist derzeit fast vollständig von Corona überdeckt. Mir fehlt so gut wie vollständig die Diskussion darüber, wie klimaneutrale Veranstaltungen zu realisieren sind. Und es gilt auch, eine schwierige Diskussion zu führen: Wie können im weltweiten Starsystem die künstlerischen Produktionen klimaneutral werden?«

Adam Balogh, Wolfgang Descho, Residenz Verlag, Nova Music, Universal Music Group, Christian Mueller, Karin Klammer, Ingo Pertramer, privat, Christoph Liebentritt

Klaus Mitter Kreisky

Terminkalender vereinbaren, in einer Woche auf sechs Konzerte zu gehen? Die Frage nach dem Kulturüberschuss nach der Krise ist ähnlich heikel wie die nach den positiven Aspekten einer Pandemie. Und nicht überall antwortet man darauf gleich. Dort, wo Shows, Touren, Aufführungen, Lesungen, Messen, Konzerte, Ausstellungen und so weiter geplant, verschoben, abgesagt, neu konzipiert und wieder verschoben wurden, hat sich schnell der Begriff der Kannibalisierung eingeschlichen, der ansonsten eigentlich eher der reinen Ökonomie vorbehalten war. Er meint im Kulturkontext, dass es ein schwieriges (um nicht zu sagen unmögliches) Unterfangen ist, verschobene Termine nach der Pandemie weiterhin stattfinden zu lassen, ohne dabei auf neues Material zu verzichten. Das traf vor allem diejenigen, die nicht dafür bekannt sind, die größten Umsätze einzufahren – sprich: die lokale Szene. Nicht nur im Presswerk wurden kleinere Bands hinter diejenigen gereiht, die eigentlich eh schon genügend Tonträger für zwei Karrieren verkauft haben, auch im Veranstaltungsbereich wurden große Termine verschoben, während die heimischen Akteur*innen bei der Neuplanung eher abgesägt wurden. Das ist grundsätzlich nichts weiter als eine Einmaleinsrechnung der Wirtschaftlichkeit, aber auf lange Sicht eben jene Entwicklung zugunsten der wirtschaftlichen Rentabilität von Kunst und Kultur, die es eigentlich zu vermeiden gilt. Im Bereich der Kinos stellt sich diese Frage sehr dringlich, weil es nun bald zu entscheiden sein wird, ob die großen Blockbuster kürzer im Programm bleiben und damit potenzielles Publikum verloren geht oder ob man die stärksten Pferde auf Kosten von Arthouse-Produktionen ausspielt – und damit potenzielles Publikum verloren geht.

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Robert Rotifer Musiker und Journalist

»Ich fürchte, dass viele ruiniert sein werden. Und wenn’s noch länger so weitergeht, wird sich bald der politische Diskurs zu ungunsten der Künstler*innen und in der Branche prekär Beschäftigten verschieben, so nach dem Motto: Wär’s nicht vernünftig, wenn Sie was anderes machen? Was Sie da zu tun pflegten, ist halt heutzutage nicht mehr möglich.«

Martina Brunner Vienna Club Commission

»Ich glaube, es wird einen Twist geben im Thema Hochkultur versus Subkultur. Das könnte sich viel mehr vermischen. Dass zum Beispiel Clubveranstaltungen wirklich öfter in öffentlich geförderten Gebäuden stattfinden werden, wie zum Beispiel dem Volkstheater. Das steht auch im Legislaturpapier. Und unsere Utopie ist natürlich: weg von der Sperrstunde.«

Die Branche der Filmverleihe, die ohnehin schon mit Bauchschmerzen in Richtung der Streaming-Riesen geblickt hat, bekommt so ein weiteres ernstes Problem. Grundsätzlich ist sich die Branche aber einig, dass es niemals zu viel Kulturgenuss geben kann. Ein Überangebot kann auf den ersten Blick erdrückend wirken, aber nach der Pandemie auch helfen, Besucher*innenströme so zu verteilen, dass ihr Volumen dem postpandemischen Zeitalter gerecht wird. Ein Start von null auf hundert wird jedenfalls nicht zu erwarten sein.

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These 7 Bis zu einer vollständigen Genesung der Branche wird es noch eine Weile dauern. Wenn hier von der Zeit »nach der Pandemie« gesprochen wird, ist eigentlich noch ziemlich unklar, wann genau das sein wird. Mit Blick auf neue Virusmutationen made in Austria ziehen ganz schnell dunkle Wolken am Horizont des Optimismus auf, aber vielleicht werden das die Impfungen ja richten – »Jaukerl« for Wort des Jahres 2021! Wie dem auch sei, es lässt sich jetzt schon erahnen, dass die Auswirkungen auf die Branche ziemlich verheerend sein werden. Nicht genug, dass aufgrund hoher Fixkosten und teilweise schwer zugänglicher Hilfsfonds die finanziellen Reserven langsam, aber sicher auch nach den erfolgreichen Crowdfundings des Frühsommer 2020 aufgebracht sein werden. Denn auch die gestundeten Zahlungen und Kredite, die für den Fortbestand von Institutionen aufgenommen werden mussten, werden irgendwann fällig. Pläne für Vorhaben, die unter Einbezug

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von Erspartem auf dem Tisch lagen, wandern unter mürrischem Widerwillen vorerst wieder in die Schubladen. Die Zahlen, die man aus der Kulturbranche hört, wenn es um die Schätzung des Corona-Nachhalls in Jahren geht, reichen von einem Dreivierteljahr (teilweise wird von Normalität ab Herbst 2021 gesprochen) bis hin zu einem Rattenschwanz von bis zu fünf Jahren. Verglichen wird die Krise dabei mit der Wirtschaftskrise von 2008, aber auch mit den schrecklichen Ereignissen vom 11. September 2001, wobei in letzterem Fall eher der krasse Vorher-nachherUnterschied gemeint ist. Unklar ist auch, inwiefern diejenigen wieder zu Kulturgenuss bereit sind, die sich bald ein Jahr lang nicht damit beschäftigt und somit den Kontakt verloren haben. Auf jede Prognose des hedonistischen Post-CoronaNeustarts kommt eine Stimme, die befürchtet, dass im Publikumsbereich Unbehagen und Argwohn einziehen werden. Das Bier teilen mit random Leuten bei einem Konzert? Dicht gedrängtes Tanzen in dunklen Clubs mit freudigem Schweißverteilen auf alle umstehenden Personen? Im Kino mal heimlich in die Popcornschachtel von nebenan greifen? Was schon vor Corona nicht gerade breite Begeisterung ausgelöst hat, wird sich vermutlich auch in den ersten Wochen und Monaten nach Betriebsbeginn nicht grob ändern. Desweiteren stellt sich die Frage nach der Risikofreudigkeit respektive dem Idealismus derer, die bis vor 2020 noch mit der Idee spielten, einen Kulturbetrieb zu eröffnen. Dass für jede geschlossene Institution eine

Numavi Label »Wir machen Schritte ins Leere. (2020) Es ist eine Wette mit der Zukunft. (2021)«

Hannes Tschürtz Ink Music

»In der österreichischen Musikwirtschaft ist man es gewohnt, mit wenig Mitteln viel erreichen zu wollen, und dadurch schon etwas resilienter. Die Krise mag paradoxerweise einige neue Chancen auftun, birgt aber in erster Linie neue Herausforderungen und Risiken.«

neue aus dem Boden schießen wird, wird zurecht angezweifelt, nachdem nun weitgehend bekannt ist, dass nicht nur die Akteur*innen der Szene selbst, sondern auch die Branchen, die sich – in welcher Form auch immer – auf die Kunst- und Kulturszene gestützt haben, keine rosige Zeit hinter und vor sich haben. Die tatsächliche Tragweite der Krise wird sich vermutlich erst zeigen, wenn die staatlichen Hilfszahlungen eingestellt werden. Manche nennen es »Sterben mit Anlauf«.

These 8 Nach der Pandemie ist vor der Pandemie, aber Kunst und Kultur stehen niemals still. Wir erinnern uns an das virale Meme mit den zwei Wellen: eine kleine, surfbare Welle namens »Coronavirus« im Vordergrund, gefolgt von einer riesigen, furchteinflößenden Welle mit der Aufschrift »Klimawandel«. Ah ja, da war ja noch was. In Lockdown eins gingen Bilder um die Welt, die beschwingt davon berichteten, dass sich die Umwelt gerade von der Strapaze Mensch erholt und sich selbst heilt. Mittlerweile lässt sich beobachten, dass wir unseren CO2-Ausstoß auch dann ganz gut hinkriegen, wenn viele Menschen zuhause sitzen. Quasi jedes noch so leichte mediale Aufatmen bezüglich des Virus wurde flankiert von der Erinnerung, dass das nicht die letzte derartige Pandemie gewesen sein wird. Der Prophezeihung erschwerende Begleitung: Die zeitlichen Abstände zwischen globalen Pandemien, die direkt aus der Ausbeutung von Mensch und Natur resultieren, sollen tendenziell kürzer werden. Nach der Pandemie könnte gleichzeitig auch vor der Pandemie sein. Beruhigend liest sich das nicht, aber zu spät soll es auch noch nicht sein. Ob wir als Gesamtheit nach erlebter Pandemie alarmierter und bereit zu mehr Handlung sind oder ob der teils vermutete Post-Corona-Hedonismus dort die Entwicklungen hemmen wird, wo sie dringend notwendig sind, wird sich weisen. Definiert man den Begriff der Kultur allerdings als allumfassende Gesamtheit des menschlichen Schaffens, bedeutet das auch, dass Paradigmenwechsel nach wie vor möglich sind, was die Handlungsmöglichkeit nicht nur in die Hände einer Branche oder Industrie legt, sondern sie zur verbindenden Verantwortung macht. Ungefähr so wie das Bierteilen mit der unbekannten Person nebenan in der aufgeheizten Crowd zukünftiger Kulturerlebnisse. Sandro Nicolussi

Diese sehr ausgedehnte Coverstory entstand unter der Mitarbeit von Katharina Brunner, Manuel Fronhofer, Susanne Gottlieb, Sebas­ tian Gruber und Gabriel Roland.

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Ilias Dahimène Seayou Entertainment

»Wir hatten das Glück, als Label in der Krise relativ normal weiterarbeiten zu können. Das ist aber nur bedingt beruhigend, weil wir auch von anderen Zweigen der Branche abhängen. Den Einbruch der Live-Branche merken auch wir. Im Vergleich zum Vorjahr haben wir einen hohen fünfstelligen Bereich an Umsatz verloren.«

Hennes Weiss Praterstraße / TestFrwd

»Wir wären aufgrund der vorliegenden Test- und Hygienekonzepte längst in der Lage, sicher zu veranstalten. Wir bekommen auch teils gute Rückmeldung aus der Politik, dort herrscht aber derzeit die Angst, Fehler zu machen. Wir fordern, in Kulturstätten mithilfe der Technologie schrittweise eine Art der Normalität herzustellen.«

Veronika Steinböck Kosmos Theater

»Im Zuge der Krise haben wir nun die Möglichkeit, uns zu überlegen, wie wir die Theater­ kunst über die neu entdeckten Wege der Digitalisierung breiter zugänglich machen können. Allerdings entstehen durch die Reichweite sozialer Medien auch neue Konkurrenzstrukturen.«

Christoph Huber Porgy & Bess

»Dadurch, dass wir auch im Normalbetrieb schon ein Payas-you-wish-System etabliert hatten, nämlich in der sogenannten ›Strengen Kammer‹, war unser Publikum auch bereit, für unsere Konzertstreams Geld zu zahlen. Das war ein massiver Vorteil, wobei die Stimmung selbstverständlich nicht die gleiche ist wie live im Club.«

Seayou Entertainment, Markus Sandner, Kurt Patzak, Bettina Frenzel, Georg Cizek-Graf

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Weil wir’s wissen wollen.

Was passiert gerade auf den Bühnen von Politik, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Lifest yle? Wie hängen diese Ereignisse zusammen? Und was bedeutet das für uns alle? Unser Leben w ird begleitet von Fragen, auf die es keine einfachen Ant worten gibt. Die Redaktion der „Presse“ ist täglich dabei, den Dingen und Geschehnissen auf den Grund zu gehen, zu informieren, zu analysieren und ein möglichst breites Meinungsspektrum zu den Themen der Zeit zu bieten.

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Golden Frame Zeitgenössische Kunst im angemessenen Rahmen

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Ein absolut Corona-, aber auch Lockdown-sicheres Ausstellungsformat hat das QM&A Artist Collective entwickelt. Am 24. Februar eröffnet die Gruppen­ ausstellung »Real Stories« in fünf Wiener Schaufenstern. ———— Auch wenn es aktuell kleinere Öffnungsschritte gibt, die sogar einen Ausstellungsbesuch ermöglichen – es bleibt die Unsicherheit, ob diese Lockerungen nicht doch schneller zurückgenommen werden müssen, als uns lieb ist. Der Gruppenausstellung »Real Stories« droht dadurch keine Gefahr, denn das QM&A Artist Collective bespielt dafür vier Schaufenster im siebten und 15. Wiener Gemeindebezirk. Zu sehen sind neben dem hier abgebildeten Kunstwerk von Aklima Iqbal, Olga Shapovalova und Alexandra Tatar weitere Werke von insgesamt zwölf Künstler*innen. Wobei die Besucher*innen eingeladen sind, die Ausstellung spazierend zu besuchen – indem sie stadtauswärts einer festgelegten Ausstellungsroute folgen. Die Vernissage findet am 24. Februar im virtuellen Raum statt. Das QM&A Artist Collective schließt damit an den Pandemietrend an, Kunst online zugänglich zu machen. Schließlich kann die Kunstwelt nirgends so offen sein wie im Internet. Online bedeutet Zugang für alle – ohne Einladung und ohne Dresscode. Um auch in der Zeit nach der Pandemie leichte Zugänglichkeit gewährleisten zu können, erprobt das Künstler*innenkollektiv mit »Real Stories« ein dezentrales Ausstellungsformat. Seinen Ursprung hat das QM&A Artist Collective in der Initiative Question Me & Answer, die sich um Diversität in der Wiener Kulturlandschaft bemüht. Das Team von Question Me & Answer stellt Künstler*innenkollektive zusammen, sowohl aus langjährigen als auch aus neu zugezogenen Wiener*innen mit Migrations- oder Fluchterfahrung. Künstler*innen aller Sparten, die erst seit Kurzem in Wien sind und Kontakte in die Szene suchen, bekommen jedes Jahr bei einem Open Call die Möglichkeit sich zu bewerben. Beim letzten Call vergangenen August wurden jene zwölf Künstler*innen ausgewählt, die nun die Ausstellung »Real Stories« erarbeitet haben. Die Gruppenschau ist an vier verschiedenen Orten in Wien installiert, hinter fünf Fenstern und für jeden zugänglich. In ihren Werken wollen die Künstler*innen die mutigen Stimmen derer ehren, die vom fortbestehenden System begraben wurden. Sie teilen persönliche Geschichten der Migration, hinterfragen soziale Bindung, sprechen vom wirtschaftlichen Prozess im System der Kultur und erinnern an Angelo Soliman, der im 18. Jahrhundert als Sklave aus Afrika nach Europa verschleppt wurde und an den österreichischen Hof kam. Diese real stories sollen die Betrachtenden einladen, sich wütend, traurig, enttäuscht und hilflos zu fühlen. Die Ausstellung möchte unsanft daran erinnern, dass die Konfrontation mit der Realität und das Sich-Einlassen auf visuelle, klangliche und literarische Erfahrungen das Gefühl von Verbundenheit und Hoffnung verstärken. Emily Staats

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Aklima Iqbal, Olga Shapovalova und Alexandra Tatar »<Miss>Representation«, ein Teil von »Gaia Is Watching You«

QM&A Artist Collective: »Real Stories« Kunst im Schaufenster

Die Ausstellung »Real Stories« ist hinter fünf Schaufenstern an folgenden vier Orten zu sehen: Café Das Möbel (Burggasse 10, 1070 Wien), Burggasse 24 – Coffee Shop & Vintage Fashion (Burggasse 24, 1070 Wien), Galerie Aa Collections (Reindorfgasse 9, 1150 Wien) sowie Eben 44 – Organic & Fair Trade Fashion (Reindorfgasse 44, 1150 Wien).

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Lernen zwischen Bild und Text

Comics im Unterricht The_Gap_185_010-035_Story_PACK_mf_FINAL.indd 24

Seine Fähigkeiten aus Kartographie und Illustration kombiniert Frederik von Reumont in seiner Lehre der Geografiedidaktik an der Universität zu Köln.

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Special Bildung Frederik von Reumont

verstehen.« Der Comic hingegen zeigt Figuren und ihre Körper. Er zeigt, wie sie sich verändern, zeigt die Konsequenzen der Handlung. »Es geht um emotionale Authentizität«, so Oppolzer. Auch für Frederik von Reumont sind Figuren und Visualität im Comic zentral. Als Kartograf und Illustrator lehrt er im Bereich Geografiedidaktik an der Universität zu Köln. »Für den Schulunterricht sind Comics sehr gut geeignet, weil sie die menschliche Ebene mit der faktischen Ebene verbinden können«, meint er. »Quantitative Daten können im Comic mithilfe von Figuren interpretiert werden und helfen dadurch dem Verständnis komplexer Zusammenhänge.«

Emotionale Authentizität

Diese Komplexität sieht er – trotz aller Schwierigkeiten – als große Chance des Comics: »Gerade über die Mühe, die Geschichte aus einem komplexen Comic herauszuarbeiten, ist man sehr involviert. Man taucht in die Geschichte ein. Jemand, der Comics nicht so gut kennt, muss lernen, sich Zeit zu nehmen. Gerade wenn man Schwierigkeiten hat oder mehr Zeit braucht, taucht man umso mehr in die Geschichte ein.« Dabei hilft, dass man bei Comics sein eigenes Tempo wählen und jederzeit zurückspringen kann: »Du wirst nicht durch die Geschichte getrieben anhand von 24 Bildern pro Sekunde, die man im Film verarbeiten muss.«

Markus Oppolzer lehrt englische Fachdidaktik an der Universität Salzburg. Bereits seit zwölf Jahren versucht er, Comics in seinem Unterricht zu verankern. Auch in seiner kürzlich erschienenen Habilitation widmet er sich autobiografischen Comics im Englischunterricht. Für ihn bieten Figuren im Comic die Möglichkeit, den Schüler*innen neue Perspektiven anzubieten: »Während ich im Unterricht nicht immer Gäste einladen kann, die Vielfalt direkt ins Klassenzimmer tragen, kann ich das mit Comics bis zu einem gewissen Grad simulieren.« Dies ist für ihn besonders entscheidend, da diese Stimmenvielfalt in der Klasse heute wichtiger ist denn je: »Heutzutage ist eine Klasse keine homogene kulturelle Gruppe mehr, sondern es sind Schüler*innen mit ganz unterschiedlichen kulturellen Hintergründen. Die Schüler*innen sollen sich in den Texten, die behandelt werden, wiederfinden, aber auch unterschiedliche Perspektiven verstehen lernen.« Die Körperlichkeit der Figuren macht Comics für ihn besonders interessant: »Bei einem Prosatext steige ich intellektuell ein, ich stelle mir das vor und versuche das zu

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»Comics simulieren im Unterricht die Diversität, die ansonsten durch Gäste entsteht.« — Markus Oppolzer

Verdorbene Schundliteratur Allerdings ist das Unterrichten mit Comics nicht ohne Hürden. Marina Rauchenbacher und Katharina Serles forschen und unterrichten am Institut für Germanistik der Universität Wien. Im Wintersemester 2020 haben sie etwa gemeinsam in einem Kurs Zusammenhänge zwischen Gender Studies und Comicwissenschaft aufgearbeitet. »Bei jedem Seminar muss man wieder neu beginnen«, erklärt Rauchenbacher. »Man kommt nie so weit, wie man eigentlich will, weil man

immer wieder auf Grundsätzliches zurückkommen muss. Das zeigt auch, dass es dringend einen eigenen Lehrgang für Comicwissenschaft bräuchte und nicht nur vereinzelte Seminare.« Die Unterrepräsentation von Comicforschung im deutschen Sprachraum hat für Serles nicht zuletzt historische Gründe: »Im Nationalsozialismus und darauffolgend waren Comics ein verbotenes, zensiertes Medium. Schund- und Schmutzliteratur, die verdorben ist und verdirbt. Deswegen wurden Comics in eine Ecke gestellt, aus der sie lange nicht herauskamen.«

Mehr Platz für Bildlichkeit Der Comic ist eben nach wie vor ein Medium der Nische. Wenn Comics, dann lieber »Lustiges Taschenbuch« statt Liv Strömquist, eher »Avengers: Endgame« im Kino statt Ulli Lust im Print. Oppolzer sieht im Umgang mit Bildern einen harten Bruch nach der Volksschule: »In der Volksschule sind Bilderbücher der Einstieg in die Buchwelt, die man die ganze Zeit mit den Kindern liest. Dann heißt es plötzlich, du bist zu alt dafür, du musst von dem wieder weg.« In diesem Bruch ginge sehr viel verloren, man müsste diese Kompetenzen eigentlich kontinuierlich aufbauen. Auch Serles sieht hier einen Mangel im Bildungssystem, den Comics beheben könnten: »Im Bildungssystem wird der Bildlichkeit viel zu wenig Platz eingeräumt. Die Fächer, die sich damit beschäftigen, sind reduziert, sie haben einen geringeren Stellenwert und weniger Stunden.« Diesen Fokus auf Bildlichkeit sieht Gesine Wegner von der Universität Leipzig hingegen kritischer. Sie forscht und unterrichtet im Bereich Amerikanistik – insbesondere über den Zusammenhang von Behinderung und Comics. »Nicht selten werden die Vorzüge des Comics auf das Visuelle reduziert«, fasst sie ihre Beobachtungen zusammen. »Es geht dann nicht um das Zusammenspiel von Text und Bild, sondern vorrangig um das Bild. Es herrscht ein Okularzentrismus, bei dem das Visuelle über den Text gestellt wird, auch darin, was es leisten kann.« Den Universalanspruch von Bildern stellt sie grundlegend in Frage: »Bilder stellen im Unterricht keine Selbstläufer dar, die ohne weitere Zutun Wissen generieren. Sie müssen genauso wie Text interpretiert werden. Sie sind nicht universell.« Diese Interpretation der Bilder ist vom kulturellen Kontext der Schüler*innen abhängig. Deutschen Schüler*innen erschließt sich nicht jedes Bild eines amerikanischen Comics automatisch. Bildsprache ist nicht immer komplett übersetzbar und gilt auch nicht für alle gleich. Dies trifft insbesondere bei sehbehinderten Schüler*innen zu, denen sich die Bildebene zunächst verschließt. Hier bietet Wegner jedoch auch gleich eine Lösung an: »Man kann die anderen Schüler*innen einbeziehen, in-

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Comics boomen. Das Marvel Cinematic Universe sprengt re­ gelmäßig das Box Office. Soge­ nannte Graphic Novels toppen die Bestsellerlisten. Comics bewegen sich zu­ nehmend in die Mitte der Gesellschaft. Auch auf Schulbänken und Uni-Pulten kommt die Bildliteratur zunehmend an. Wir haben mit fünf Comicforscher*innen aus Österreich und Deutschland darüber geredet, was an Comics im Unterricht so toll ist und wie sie selbst dafür sorgen, dass Studierende und Schüler*innen den Wert der bunten Heftchen erkennen lernen. ———— Asterix in Latein, Garfield in Englisch und Aufklärungscomics gegen Drogen sowie für sicheren Sex: Diese Beispiele fallen vermutlich den meisten zu Comics im Unterricht ein. Doch besonders im letzten Jahrzehnt haben sich Comics in der Öffentlichkeit zunehmend einen Platz erkämpft. Sei es in Filmadaptionen auf den Multiplex-Schirmen oder unter dem Marketing-Begriff »Graphic Novel« im Bücherregal der Literaturkritiker*innen. Diese erhöhte Präsenz schlägt sich langsam auch an den Schulen und Universitäten nieder. Seminare befassen sich mit dem Œuvre von Chris Ware, »Watchmen« wird im Englischunterricht analysiert und Comickarten erklären Schüler*innen den internationalen Rosenhandel. Vorangetrieben wird diese Entwicklung nicht zuletzt von einzelnen Forscher*innen, die einerseits selbst mit Comics unterrichten und andererseits neue Generationen von Lehrer*innen ermutigen, es ihnen gleich zu tun.

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Ein Auszug aus den pädagogischen Comics von Frederik von Reumont

»Es gibt oft eine Betroffenheit, eine unmittelbare Angegriffenheit durch die Bildlichkeit von Comics.« — Marina Rauchenbacher

dem sie die Bilder, die Texte und gerade auch die Text-Bild-Kombination kürzerer Comics beschreiben. Das lebt Inklusion so, wie sie ursprünglich gedacht war. Nämlich, dass alle Schüler*innen davon profitieren und gleichzeitig angeregt werden, über Barrieren in ihrem Umfeld nachzudenken.«

Tragische Konsequenzen Bei aller Positivität muss trotzdem erwähnt werden, dass das Unterrichten mit Comics vergangenen Herbst überaus tragische Konsequenzen hatte. Am 16. Oktober 2020 wurde der Lehrer Samuel Paty ermordet. Etwas über eine Woche davor zeigte er Karikaturen von Mohammed aus der Zeitschrift Charlie Hebdo im Unterricht. Das Thema der Lehreinheit war Meinungsfreiheit. Sein Mörder saß nicht in der Klasse, hatte keinen direkten Bezug zu Paty, der Schule oder der Klasse. Er fühlte sich und seine Religion allein durch die Tatsache, dass Paty diese Comics zeigte, so beleidigt, dass er es nötig fand, ihn zu ermorden. Ein Verdrängen anstößiger Bilder wäre für Serles jedoch keine Lösung: »Dass Darstellungen übergriffig sein können, verletzend sein können, gewaltvoll sein können, ist nicht dadurch zu bewältigen, indem wir sie vermeiden.« Für Rauchenbacher gibt es oft »eine Betroffenheit, eine unmittelbare Angegriffen-

The_Gap_185_010-035_Story_PACK_mf_FINAL.indd 26

heit durch die Bildlichkeit von Comics«. Der Umgang mit dieser Betroffenheit ist eine Verantwortung, der sich Lehrende bewusst sein müssen. Von Reumont meint hierzu: »Man muss sich der eigenen Machtposition als Lehrender bewusst sein. Aufgrund der Visualität von Comics hat man immer auch ein Stück Ideologie oder zumindest Sozialisation, das im Unterricht sichtbar wird.« Oppolzer bringt die Aufgabe der Lehrenden auf den Punkt: »Unterricht ist nicht Propaganda, sondern schafft eine Lernsituation, in der Schüler*innen selbstständig einen Zugang zum Text finden, über Argumente Stellung nehmen und zuhören, was andere sagen. Über diesen Prozess finden sie zu einer eigenen Meinung, die über Stereotype und erste Reaktionen hinausgeht.«

Ein kleines Universum Wenn diese Aufgabe aber erfüllt wird, dann eröffnet sich, wie Rauchenbacher es ausdrückt, für die Lernenden »ein kleines Universum, in dem sie Lust haben, sich einzulesen und weiter damit zu beschäftigen.« Der Zugang zu diesem Universum mag nicht immer leicht sein. Er mag für Lehrende wie Lernende mit Mühe und Schwierigkeiten durchsetzt sein. Doch die Arbeit lohnt sich. Das Universum der Comics ist bunt und

vielfältig. Es ist lustig, dramatisch, experimentell und schräg. Es ist schön, traurig, ergreifend und mitreißend. Es lehrt wie unterschiedliche mediale Formen sich gegenseitig befruchten. Es zeigt, dass Geschichten nicht immer eindeutig, nicht immer linear sein müssen. Nicht zuletzt zeigt es uns, wie wichtig es ist, nicht auf die Menschen in unseren Geschichten zu vergessen. Nicht auf die Menschen, von denen sie handeln, nicht auf die Menschen, die sie lesen, nicht auf die Menschen, die sie schreiben und zeichnen, aber auch nicht auf die Menschen, die sie unterrichten. Bernhard Frena

Die Habilitation von Markus Oppolzer »Rea­ ding Autobiographical Comics: A Framework for Educational Settings« ist 2020 im Peter Lang Verlag erschienen und online abrufbar. Comics, Karten und andere Projekte von Frederik von Reumont finden sich auf seiner Website frederik.vonreumont.de. Marina Rauchenbacher und Katharina Serles bilden gemeinsam mit dem Autor dieses Texts das Vorstandsteam der Österreichischen Gesell­ schaft für Comic-Forschung und -Vermittlung, im Internet zu finden unter www.oegec.com. Zudem arbeiten beide unter www.gender­ comics.net am Projekt »Visualitäten von Geschlecht im deutschsprachigen Comic«.

Frederik von Reumont

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Geschäftsführerin sowie Artistund Labelmanagerin bei Ink Music

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Special Bildung Alle Wege führen nach Rom und viele in die Kulturbranche. Sechs Bildungslaufbahnen von Menschen aus dem Kulturbereich, die zeigen, dass es den einen klassischen Bildungsweg nicht wirklich gibt.

Bildungswege in die Kultur Eine Branche, viele Möglichkeiten

Elisabeth Anna Photography Barbara Fohringer

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Bettina Schöll

Bettina wusste schon immer, wohin ihre berufliche Reise gehen soll: »Ich hatte mich nach der Matura und auch während meines ersten Studiums bei einem Label beworben und dabei einen Anforderungskatalog vorgelegt bekommen. Beim Durchsehen war mir schnell klar: Das sind alles Aufgaben, die ich gern mache und die ich mir auch zutraue.« Nun ist sie Geschäftsführerin sowie Artist- und Labelmanagerin bei Ink Music. Alles richtig gemacht also. Durch ihren Vater, selbst Musiker in verschiedenen Bands, habe sie wohl schon »eine Art Vorprägung« erfahren und danach sei sie zu einem »kleinen Musiknerd« geworden, verrät uns Bettina. Sie schätze es, sich kreativ ausleben zu können und mit interessanten Menschen und Projekten zu arbeiten, »für die ich gern mein Herzblut gebe«. Studiert hat sie Kommunikationswirtschaft und Komparatistik; gerade ihr wirtschaftliches Wissen helfe ihr sehr in ihrem Berufsalltag. Wer könnte mit dem Job glücklich sein? »Menschen mit Organisationstalent, die gut den Überblick bewahren können, Leidenschaft für Musik und Konzerte mit sich bringen, auch mal kein Problem mit Überstunden und Nachtarbeit haben.«

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Special Bildung

Jonathan Gabler

Valerie Besl

Kulturkommunikatorin, Agentur Vielseitig »Ich organisiere und kommuniziere Kultur«, so fasst Valerie Besl ihren Job zusammen. Bereits vor zwölf Jahren hat die heute 45-Jährige gemeinsam mit Sonja Franzke und Silvia Wahrstätter die Agentur Vielseitig gegründet. Valeries Schwerpunkt ist die Medienarbeit: »Ich bringe dabei die von mir betreuten Projekte aus den Bereichen Literatur, Theater und Film ins Gespräch. Ich vermittle sie an Journalist*innen, damit diese darüber berichten. Außerdem berate und kuratiere ich Kulturfestivals und konzipiere und organisiere Veranstaltungen.« Ihr geisteswissenschaftliches Studium – Germanistik und Geschichte – habe ihr geholfen »zwischen den Disziplinen« zu denken, das Private gehe dabei oft ins Berufliche über und umgekehrt, so Valerie. »Man liest weiter, denkt weiter, schaut weiter, hört weiter. Hätte das eine so gar nichts mit dem anderen zu tun, wäre es wohl ein anderes Leben.« Ihren Horizont erweitere sie dadurch täglich, eine typische Ausbildung gebe es in ihrem Job jedoch nicht, lässt sie uns wissen. Das meiste habe sie in der Praxis gelernt. Und für wen ist ihr Job geeignet? »Für Menschen, die gerne kommunizieren. – auf allen Kanälen und zu fast jeder Uhrzeit.«

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Jonathan Gabler vermarktet Musiker*innen und ihre Musik. Der 31-Jährige ist sowohl selbstständig als auch als Angestellter bei GAB Music Production tätig. Dabei war sein Plan eigentlich ein anderer: »Ich wollte ursprünglich mit einem BOKU-Studium die Welt retten.« Mit Musik lässt sich aber auch die Welt retten, könnte man sagen. Sein Interesse an Musik hat Jonathan jedenfalls von seiner Familie mitbekommen: »Bei uns zu Hause ging es immer um Musik. Von den Omas und Opas über die Tanten, Onkels, Eltern und Geschwister waren alle mehr oder weniger (zum großen Teil auch beruflich) in das Thema involviert. Insofern lag es mir eigentlich sehr nahe.« In seinem Job stehe er jeden Tag vor neuen Herausforderungen, kein Tag sei wie der andere, so Jonathan. Mittlerweile gibt es in Österreich verschiedene Studien im Bereich Musikmanagement. Er selbst hat neben der Arbeit Publizistik- und Kommunikationswissenschaft studiert und abgeschlossen. Wem sein Beruf gefallen könnte? »Allen, die gut darin sind, mit wenig Mitteln viel zu machen und sich auf neue Herausforderungen und andere Menschen einzulassen.«

Sophie Lothaller

Billeteurin und Vorführerin im Admiralkino So manch eine*r mag sich erinnern: Kinos, die Orte, an denen wir uns in einem Leben vor Corona getroffen haben. Die Schlange vor der Kasse, der Geruch von Popcorn, die Filmplakate an den Wänden, der Moment kurz bevor sich der Vorhang öffnet – all das gehört zu Sophies Alltag. Sie ist Billeteurin und Vorführerin im Admiralkino. 2014 war die heute 29-Jährige zum ersten Mal in diesem Bereich tätigt, damals noch in der UCI Kinowelt Millennium City. Auch Sophies Umfeld ist recht cinephil: Ihre beste Freundin hat lange im Kinogeschäft gearbeitet, ihr Freund ist Kameramann und ebenso Filmvorführer, aber in einem anderen Kino. Das Beste an ihrem Job: »Dass ich immer neue und wirklich gute Filme sehen kann, interessante Leute treffe und flexible Arbeitszeiten habe.« Eine spezielle Ausbildung brauche es nicht, man lerne beim Arbeiten, so Sophie. Sie selbst hat zuerst eine Handelsakademie absolviert und danach eine Weile Komparatistik studiert. Wem würde sie ihren Job empfehlen? »Jungen, zeitlich flexiblen Menschen. Der Job eignet sich auch toll für Studierende, da die Arbeit immer nachmittags/abends stattfindet. Interesse am Film und höfliche Umgangsformen sind jedoch ein absolutes Muss!«

Barbara Fohringer Pamela Rußmann, Martin Diesch, privat, Christoph Liebentritt, Marija Kanizaij

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Künstler- und Labelmanager, selbstständig und bei GAB Music Production

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Videoproduzent bei Buero Butter

privat, Christoph Liebentritt, Marija Kanizaij

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Beatrix Brunschko

Schauspielerin, Schauspiellehrerin, Regisseurin, künstlerische Leiterin der TiB Impro am Theater im Bahnhof Bei Beatrix Brunschko ist, wie ihr sehen könnt, viel Text für die Berufsbeschreibung nötig, ist sie doch vielseitig in der Film- bzw. Theaterszene unterwegs. Sie wollte schon immer für und mit Menschen arbeiten, und nach kurzer Überlegung, diese Leidenschaft im Sozialbereich auszuleben, entschied sie sich dann doch für das Leben in und mit der Kunst. »Mein Privatleben und mein Berufsleben sind nicht voneinander zu trennen«, lässt sie uns wissen. Ihre Rollen sind dabei mannigfaltig: Sie spielt in Stücken und Filmen, inszeniert, entwickelt eigene Stoffe, arbeitet dramaturgisch, unterrichtet. Freiheit, die hat sie auf jeden Fall: »Ich muss nicht entsprechen, ich muss nichts erfüllen.« Die Ausbildung sei in diesem Bereich quasi nie vorbei, so Brunschko, die eigentlich studierte Psychologin ist. Wem würde sie diesen Beruf empfehlen? »Allen, die zu den gesellschaftspolitischen Fragen und Themen dieser Welt künstlerisch Stellung beziehen wollen, und allen, die die Welt gerne durch andere Augen sehen, begreifen und erleben wollen. Allen, die keine Angst haben zu scheitern und sich zu blamieren.«

bis 25 / 4 2021

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Margareten hat Butter oder zumindest: das Buero Butter, ein Konzeptstudio für Design, Fotografie und Film. Dieses ist seit eineinhalb Jahren im fünften Wiener Gemeindebezirk beheimatet und Matthias ist Teil davon. Er ist für Ideen, Konzeption und Produktion von Filmen und Livestreamings für (Kultur-) Veranstalter*innen, Bands sowie Unternehmen zuständig. Matthias hat erst vor einigen Jahren, nämlich mit 34, mit dem Filmen begonnen, und nun ist er mit 40 erfolgreich als Co-Inhaber seiner eigenen Firma in genau diesem Bereich tätig. Geplant war diese Karriere jedoch nicht: »Durch Zufall bin ich zum Filmen gekommen, ich habe sehr amateurhaft angefangen. Die Videos wurden immer besser und irgendwann kamen dann die ersten Unternehmen auf mich zu, ob ich nicht auch Videos für sie drehen möchte.« Kann jede*r diesen Job ausüben? »Da das Filmgewerbe ein freies ist, kann es im Grunde jede*r ausüben. Ich habe mir das meiste autodidaktisch angeeignet, wäre ich 20 Jahre jünger, würde ich vermutlich aber gleich in eine adäquate Filmausbildung investieren.« Das Beste an seinem Job sei die Abwechslung sowie die Möglichkeit, sich kreativ auszutoben, erklärt Matthias.

robert adrian X, painter and decorator, brian pollard, from the series 24 jobs, 1979, Courtesy of mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, © Bildrecht Wien, 2021

Matthias Bayr

Cybernetics of the Poor

museumsquartier


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Workstation Menschen am Arbeitsplatz Alex Gotter

Sandro Nicolussi

Irmgard Querfeld

Geschäftsführerin Café Museum Seit März 2020 war nicht viel los im Café Museum. Wo man sich sonst auf den roten Sitzgarnituren zwischen Zeitungshaltern, Melange und Mehlspeis angeregt unterhielt, herrschte in der Pandemiezeit verständlicherweise Stille. Umso willkommener war die Abwechslung für Irmgard Querfeld, als sie im vergangenen November dank einer Kooperation mit der Wiener Bildungsdirektion als sogenanntes »fliegendes Lerncafé« wieder aufsperren konnte: »Es war ein gutes Gefühl, hier wieder hereinzukommen, das Licht einzuschalten und Leben im Café zu wissen«, erzählt sie. Derzeit können Schüler*innen und Studierende einen Platz buchen, um dort in Bibliotheksatmosphäre zu lernen. »Wir hoffen, dass durch dieses Angebot in Zukunft auch ein etwas jüngeres Publikum wieder zurück zur Wiener Kaffeehauskultur findet«, sagt die Kaffeehausbetreiberin. Das Angebot kommt jedenfalls gut an. Die insgesamt 15 Lernplätze sind jeden Tag ausgebucht.

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Savanka Schwarz

Studentin der Politikwissenschaft »Ich mag es, Arbeit und Wohnen zu trennen. Derzeit ist das etwas kompliziert, deswegen freu ich mich, dass ich hier meinen Uni-Kram erledigen kann«, erzählt Savanka. Sie nutzt das Angebot des fliegenden Lerncafés bereits zum dritten Mal, um ihre Bachelorarbeit zu schreiben. In puncto Prüfungen hat sie im vergangenen Jahr profitiert, erklärt Savanka lachend. Dass die Onlineversion so mancher gefürchteter Wissensabfrage leichter von der Hand geht, ist unter Studierenden kein Geheimnis mehr. Neben der Uni arbeitet die Wienerin selbst in einem Café, ansonsten hatte sie bisher aber eher weniger Berührungspunkte mit der Wiener Kaffeehauskultur. Bis zum Ende ihres Studiums ist die neue Situation für sie willkommen: »Während es allgemeine Ausgangsbeschränkungen gibt, fällt es mir leicht, hier zu arbeiten, weil mich draußen nichts ablenken kann. Aber ich habe natürlich auch nichts dagegen, wenn das Leben im Frühling dann wieder so richtig losgeht.«

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Special Bildung The_Gap_185_010-035_Story_PACK_mf_FINAL.indd 33

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PROSA — MIEZE MEDUSA

SHOWDOWN IN DER PROVINZ

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Mieze Medusa lässt in ihrem neuen Roman »Du bist dran« gleich drei Protagonist*innen erzählen. Eine Jugendliche mit Migrationshintergrund, einen IT-Berater mit einer Hidden-Stalking-Agenda in seinen besten Jahren und eine noch immer streitbare Feministin, die auf ihren Siebziger zumarschiert. Raus kommt ein Generationsporträt dreier Außenseiter, die ihren Platz in der Gesellschaft suchen. Eine kleine Leseprobe.

ZIGARREN AUSDRÜCKEN AUF DER DÜNNEN HAUT DES PATRIARCHATS Wer in Bruck an der Laa die Welt verbessern will, trifft sich in der Volksschule. Hermann ist die Zeit dafür zu schade. Er hat mich am Parkplatz aussteigen lassen und ist mit quietschenden Reifen davongefahren. Zum Abschied hat er gehupt. Dabei weiß er doch, wie sehr mich das ärgert. Aber gut, das ist auch eine Form von Kommunikation. Bevor ich die Volksschule betrete, lasse ich meinen Blick über das Dorf gleiten. Ich bin nicht von hier. Vor ein paar Jahren habe ich mich entschlossen, Wien zu verlassen und zu Hermann zu ziehen. Es gibt Tage, da vermisse ich das Gewusel der Stadt. Doch im Moment zeigt sich das Dorf von seiner schönsten Seite. Über den Häusern liegt das weiche Licht, das die Abenddämmerung ankündigt, aber noch eindeutig zum Tag gehört. Die Schatten sind lang und ein lauer Wind streicht durch die Straßen. Entschlossen öffne ich die Tür und betrete die Volksschule. Die Luft ist abgestanden. Versammelt haben sich die üblichen Verdächtigen. Marianne, die Lehrerin, engagiert sich auch in der Freizeit für das Wohl der Menschen. Franz leitet nicht nur den Kirchenchor, er ist auch sonst überall dabei. Ein paar Frauen vom Trachtenverein dürfen nicht fehlen. Neben einem jungen Mädchen mit Henna-Tattoos sitzt Hans, der Sohn des Fleischers. Weiter hinten kann ich Uschi sehen. Ich grüße und überlege, ob ich mich in ihre Nähe setzen soll. Doch neben ihr sitzt Sophie. Sie betreibt einen Bauernhof, auf dem man Urlaub machen kann. Vor Jahren, als ich noch nicht bei Hermann wohnte, habe ich das gelegentlich gemacht, wenn ich ihn besucht habe. Ich kann sie nicht leiden und das mit gutem Grund. Marianne begrüßt uns wortreich: »Wie schön, dass sich so viele eingefunden haben. Gerade in Zeiten wie diesen ist unser aller Engagement besonders wichtig …«

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Die Vorfreude in meinem Bauch verwandelt sich in einen Klumpen. Auf Floskeln habe ich keine Lust. Marianne dankt den Frauen vom Trachtenverein für die mitgebrachten Mehlspeisen. Leider sei die Kaffeemaschine im Lehrerzimmer kaputtgegangen und noch nicht ersetzt. »Aber unser Wasser schmeckt besonders gut und außerdem hat ja die Uschi ihren selbstgemachten Hollersaft mitgebracht. Bevor wir uns stärken und austauschen, möchte ich euch einladen zuzuhören. Wir haben heute ein volles Programm. Neben dem üblichen Thema«, damit meint sie den Widerstand gegen die angekündigte Schließung des letzten Hallenbades in der Gegend, »freuen wir uns heute sehr darüber, Hans bei uns begrüßen zu dürfen!« Hans lächelt verbindlich in die Runde. Die Trachtenfrauen lächeln beglückt zurück. Eine meldet sich zu Wort und erwähnt das monatliche Zusammentreffen zum gemeinsamen Singen. Sie wirft Hans einen bedeutungsvollen Blick zu. »Wir sind immer auf der Suche nach ein paar Bassstimmen.« Marianne übergibt das Wort an eine junge Frau. Sie trägt praktische Kleidung in Erdfarben. Die Haare hat sie mit einem bunten Tuch zurückgebunden. Ihre Haut ist gebräunt, ihre Stimme angenehm. Sie erzählt vom letzten freiwilligen Waldaufräumtag. »Es haben sich auch zwei Volksschulklassen beteiligt. Danke, Marianne, für die unkomplizierte Zusammenarbeit. Wir haben elf große Plastiksäcke mit Müll aus dem Wald rausgetragen, die Entsorgungskosten übernimmt die Gemeinde, den Abtransport hat der Max mit dem Traktor gemacht. Die Aktion war ein voller Erfolg, wir werden sie nächstes Jahr sicher wiederholen.« Im Raum macht sich zustimmendes Gemurmel breit. Eine unzufriedene Stimme setzt sich durch. Natürlich Sophie: »Was bringt denn das? Am Wochenende geht die ganze Jugend wieder in den Wald feiern. Party mit Tschick und Dosenbier und mein Mann und ich müssen wieder hinterherräumen. Als hätten wir nichts anderes zu tun.«

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Mieze Medusa

Sie streicht sich mit beiden Händen über den Bauch. Erst jetzt fällt mir auf, dass sie schwanger ist. Noch nicht ganz hochschwanger, aber übersehen kann man es auch nicht mehr. Dass sie nochmal ein Kind bekommt? Ich glaube mich an zwei Töchter erinnern zu können, die vor Jahren schon im Schulalter waren und jetzt wohl schon aus dem Haus sind. Marianne lächelt Sophie beschwichtigend an. Die Reaktionen reichen von »Wohin sollen sie denn gehen, der Wirt hat ja zugesperrt« über »Besser als sie fahren besoffen mit dem Auto durch die Gegend« bis zu »Hauptsache, sie nehmen keine Drogen«. Als könnte man im Wald keine Drogen nehmen. Meine schönsten Drogenerlebnisse hab ich in der Natur gehabt. Das Mädchen mit den Henna-Tattoos meldet sich: »Also vielleicht kann man ja ein Freiwilligenprojekt starten. Weil, in Indien …« Erleichtert unterbricht Marianne, ruft den Raum zur Ruhe und stellt sie vor: »Ja, das ist übrigens Franziska. Sie ist gerade von einer Indienreise zurückgekehrt. Schön, dass du heute bei uns bist.« Mit glänzenden Augen erzählt das Mädchen von der Reise. Junge Frau, sollte ich wohl sagen. Wer alleine ein paar Monate durch Indien reist, ist kein Mädchen mehr. Aber sie sieht so jung aus. Sie redet über die Reisen, die Natur, die Farben Indiens. Gemeinsam mit Interessierten möchte sie natürliche Färbetechniken ausprobieren und eventuell auch ein paar importierte Seidensaris direkt vermarkten. Ihre Begeisterung ist ansteckend. In meinem Kopf entstehen Bilder: bunte Gewänder, Yoga, Curry und ganz, ganz viele Menschen, die anmutig lächeln. Klischees, ich weiß. Doch dank Franziska will ich jetzt mehr wissen. »Na, Indien, das ist mir suspekt, dort sind ja alle Vegetarier, die essen ja nicht mal ihre Kühe«, murrt einer der wenigen Männer der Runde vernehmlich. Vielleicht hat er sein Hörgerät falsch eingestellt oder er hat mit Absicht so laut geredet. Hans verdreht die Augen, versucht es sich aber nicht anmerken zu lassen.

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aka Doris Mitterbacher ist bei The Gap keine Unbekannte. Das ist mitt­ lerweile wohl auch schon über hundert Ausgaben her, dennoch: Das pop­ kulturelle Know-how der Musikerin, Slam-Poetin und Spoken-Word-Performerin war integraler Bestandteil so manchen Heftes. Doch zurück ins Jetzt. Das wartet nämlich mit dem Roman »Du bist dran« (Residenz Verlag) auf, der gleichsam liebevoll wie gnadenlos genau drei Menschen und ihr Leben porträtiert. Dass dabei auch die drei Schicksale miteinander verwoben werden, mag auf den ersten Blick nicht sonderlich überraschen. Doch die Kunst besteht darin, dies mit Leichtigkeit und Witz zu tun. Und das schafft Mieze Medusa fulminant.

»Na, Hans, entschuldige schon«, fährt der Mann fort, »dein Vater würd’ sich schön bedanken, wenn wir jetzt alle nur mehr Salat essen würden.« »Tät uns nicht schaden, wenn wir alle ein bisschen weniger Fleisch essen würden«, nütze ich das Vorrecht der alten Frau, sich überall einzumischen. Dazu haben alle im Raum eine Meinung und das Treffen versinkt im Chaos. Was soll ich sagen? Alle hier wollen die Welt verbessern und trinken dabei aus Plastikbechern. Später stehe ich mit Kuchen auf dem Pappteller in Wandnähe und warte vergeblich darauf, dass jemand mit mir das Gespräch sucht. Uschi grüßt aus der Ferne, aber wenn Hermann dabei ist, ist sie herzlicher. Die Trachtenfrauen loben gegenseitig ihre Kuchen und verraten konspirativ die Zutaten. Ich schnappe Gesprächsfetzen auf: »Sie hat ja nicht unrecht.« »Aber ihm so drüberzufahren?« »Man muss ja Geduld mit ihm haben. Jetzt, wo seine Frau tot ist und er endlich wieder unter die Leute geht.« Habe ich also wieder mal alles falsch gemacht. Nicht mal Hans scheint sich über meine Wortmeldung gefreut zu haben. Als er später von seinen Plänen erzählt, Würste auf Pilzbasis herzustellen, war das Thema »vegetarische Ernährung« irgendwie durch. Ich mache, was ich mein Leben lang getan habe. Ich halte mein Kinn hoch und bewahre Haltung. Betont langsam esse ich meinen Kuchen fertig. Soll niemand denken, sie hätten mich in die Flucht geschlagen. Der jungen Frau mit den Saris aus Indien dränge ich meine Mailadresse auf und schlage ihr vor, eine Mailingliste aufzulegen. Danach fällt mir nichts mehr ein, was meine Anwesenheit rechtfertigt. Also gehe ich Hermann suchen.

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NZERT NSCHKO 88.6 WUVE -EVENT IM RADIO DAS LI

BON JOVI 21. 2. 2021 18:00 Uhr .6B+ 8 8 IO D A R F U A DA F D AU IN DER APP, IM WEB UN

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VOLBEAT AC/DC 28. 2. 2021 18:00 Uhr

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7. 3. 2021 18:00 Uhr

AUF RADIO 88.6

IN DER APP, IM WEB UN D AUF DAB+

radio886.at

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Rezensionen Musik

Kerosin95 08

Hanne Fasching

»Wärst du auch mal gern so zart? / Und wärst du auch gern so knallhart?«, rappt Kerosin95 im Song »Futter« und fasst damit die Dualität von »Volume 1« in einem Satz zusammen. Üblicherweise beschäftigt sich Kerosins Musik mit dem Unbequemen und kritisiert dabei Gesellschaft, Sexismus und System. All das rückt bei »Volume 1« in den Hintergrund, denn Kerosin nutzt das neue Album, um – anstelle des Patriarchats – vor allem mit sich selbst abzurechnen. Ein Album zwischen Selbstbewusstsein und Selbstzweifel, in einem bipolaren Spiel zwischen Manie und Depression. Kerosin95 zeigt, dass diese Gegensätze nicht unvereinbar sind und lässt sie auf dem Album nebeneinander existieren. Zeilen wie »In meinem Kopf bleibt es immer Nacht. Es ist so laut. Ich wünsche mir nur etwas Stille unter meiner Haut« und »Ja, ich hab keine Zeit, ich bin busy am Relaxen / Mit meinen Achselhaaren im Wind ein bisschen flexen« schließen sich nicht aus. Die Singleauskopplung »Heeey« spiegelt die Gesamtstimmung des Albums gut wider. Auf anfängliche Gefühle des Selbstvertrauens und der Sorglosigkeit folgen Ängste und Hilflosigkeit. Diese Balance der Gegensätze zeigt sich nicht nur inhaltlich, sondern auch musikalisch. Minimalistische Upturn-Beats, die teilweise an Tech House angelehnt sind – wie etwa bei »Futter« – wechseln sich mit soften Melodien und tiefen Bässen ab. Härtere Songs wie »Meine Welt« sind ein musikalischer Egoboost. In Tracks wie »Nie wieder fühlen«, »Nacht« oder »Beton« fällt der Schutzmantel aus Selbstbewusstsein und weicht stattdessen Unsicherheit und Bewegungsunfähigkeit. Auf gefühlvollen Klavier- und Gitarrenbeats rappt Kerosin über das Sich-selbst-Verlieren und Vermissen. »Volume 1« ist eine musikalische Einladung in Kerosins Kopf. Eine Einladung, die man annehmen sollte. (VÖ: 19. März 2021) Mira Schneidereit

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Volume 1 — Ink Music

Live: 4. Juni, Wien, Kulturhaus Sargfabrik — 5. Juni, Durchholzen, Stoabeatz Festival

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Rezensionen Musik

Adorno

Blacklight Chameleon

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»Fun ist ein Stahlbad« lautet der Titel des ersten Albums von Adorno auf seinem eigenen Label Entkunstung, das sich mit dem Konstrukt der Kulturindustrie in einem subkulturellen Kontext auseinandersetzt. Der Tonträger umfasst acht Stücke, die selbst weit weniger klingende Namen vorweisen. Stattdessen sind sie von eins bis acht in römischen Zahlen durchnummeriert. Von Beginn an gleiten die Hörer*innen in ein auf Köpertemperatur erwärmtes Bad und werden mit fluoreszierenden Pads umspült. Die Kälte des Stahls lässt sich zwar erahnen, wird aber außen vor gelassen. Vielmehr ereilt einen das Gefühl, es sich mit Timothy Leary im Isolationstank gemütlich gemacht zu haben. Der Verstand driftet jedoch nicht ab, sondern seziert messerscharf jeden Gedanken, als wären die Badewannenränder mit Rasierklingen gespickt – und Horkheimer kommt auf ein Glas Courvoisier vorbei, um auf den Zusammenbruch der bürgerlichen Zivilisation anzustoßen. Hier geht es nicht um Blutvergießen, sondern viel mehr um den mentalen Aderlass. Zur Sedierung kreisen rhythmische Schleifen zunächst im Hintergrund und bieten zugleich das Fundament für diese sonoren Hypothesen. Dabei treten sie nach und nach ans Tageslicht und werden – wie im Höhlengleichnis – zum unwandelbaren Sein. Die Antithesen dazu bilden die Stücke »III« und »VI«, die fast komplett auf synthetische Klänge verzichten – mit Ausnahme der Basslines, die wie Geschenksschleifen die Pakete nicht nur zusammenhalten, sondern den Zweck der Zierde nicht negieren können. Außerdem muss ja etwas weiter den »Ausverkauf der Kultur« bis ins letzte Dorf erschüttern. Funktionalität als Gegenstück zum Rest der pseudoaufgeklärten Welt also. »Fun ist ein Stahlbad« verbindet die acht in sich geschlossenen Stücke zu einem Gesamtwerk, das uns zusammenrücken lässt und uns Adornos Ansichten näherbringt; in einer Zeit, die sich oft anfühlt wie das Nehmen eines Bades gefüllt mit Scherben einer längst zerbrochenen Welt. Flieg, du kleiner Schmetterling, flieg! Das Ende war schon in Sicht. (VÖ: 15. Februar) Johannes Piller

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Tearing at the Edges of All Restraint — Nutriot Schließt man die Augen und stellt sich ein Chamäleon vor, ist die erste Assoziation wahrscheinlich eher ein in sich verlaufendes Farbenspiel als ein Patchwork-ähnliches Konstrukt verschiedener Oberflächen. Mit »Tearing at the Edges of All Restraint« erscheint unter dem bisher unbekannten Projektnamen Blacklight Chameleon ein Album von Martin Riedler, das mit eben diesen Erwartungen spielt. Die Platte, die auf dem Wiener Label Nutriot erschienen ist, kommt mit einem nicht zu leugnenden Konzeptalbum-Vibe daher – sehr abstrakt und schlicht auf den ersten Blick, aber voller Interpretationsspielraum auf den zweiten. Und dabei sind noch nicht mal die ersten Takte ertönt. Die sezieren dann mit disharmonischer Klinge den Aufmerksamkeitsspeicher und verlangen gleich zu Beginn schon einiges ab. Im weiteren Verlauf wandert das Chamäleon dann durch einen Dschungel der modernen Musikgeschichte und passiert über Umwege Stationen wie Drone, Krautrock, klassische und experimentelle Elektronik. Aber auch die einzelnen Nummern sind in sich alles andere als stringent aufgebaut. Anfangs sorgt das für Stirnrunzeln, was sich aber schnell in ein gespanntes Grinsen verwandelt, denn genau diese Unvorhersehbarkeit hält bei der Stange. Manchmal braucht es wohl eine ordentliche Portion Disruption, um aus eingefahrenen Mustern auszubrechen. Aus dem Infotext zum Album geht hervor, dass sich Riedler vor Produktionsbeginn im Jahr 2014 einem strengen Anti-Social-Media-Retreat unterzogen und dabei auch auf algorithmisch kuratierte Playlists verzichtet hat – weg vom ohrenbetäubenden Grundrauschen, hin zu einer unbeeinflussten neuen Arbeitsweise. Das Album entstammt allerdings nicht gänzlich dem Schaffen Martin Riedlers. Auf den acht Tracks finden sich zahlreiche Gastmusiker*innen, die allesamt mit Überraschungsmomenten vor den Schleier der Reduktion treten. »Tearing at the Edges of all Restraint« ist eher keine Platte, das man sich zum Entspannen auflegt. Mag man schallgewordene Suchbilder, ist man hier allerdings genau richtig.(VÖ: 29. Jänner 2021) Sandro Nicolussi

Felipe Duque, Anna Pilstl, Manuel Gruber, Oliver Nanzig, Gager, Andros

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Fun ist ein Stahlbad — Entkunstung

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Felipe Duque, Anna Pilstl, Manuel Gruber, Oliver Nanzig, Gager, Andros

P ROMOTION

Must have! Sachen, die den Alltag schöner machen

Upcycling-Unikate

Songs of Fear and Flight — Closing Time

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Auf den Rücken legen. Tief durch die Nase einatmen. Langsam bis fünf zählen. Ohne Anstrengung ausatmen. Langsam bis fünf zählen. Wiederholen bis Entspannung einsetzt. Gähnen erwünscht. Oder, wie es die Gruppe Downers & Milk sagen würde: »Breathe in and yawn / breathe in and yawn.« Das Folk-Noir-Duo, dessen Name eine Fährte Richtung Einschlafen legt, bietet zumindest an, sich dieser Welt mit entspanntem Habitus zu widersetzen. Was bleibt einem schon groß über, wenn alles dem Untergang geweiht scheint? Wobei: Downers & Milk haben sich doch für anderes entschieden: für die Flucht nach vorne, für die ganz große Geste, für großartig dunklen und gleichzeitig hoffnungsvollen ChamberPop, so facettenreich und verspielt, so anziehend und reizvoll, dass keine Referenz gescheut werden muss. Nein, was das live insgesamt sieben Menschen umfassende Projekt auf seinem Debüt – eine EP namens »Zozo« gab’s schon 2018, ein Leyya-Cover erst 2020 – abliefert, macht ganz und gar nicht müde. Gar aufrüttelnd wird von Anfang an (im bockstarken »Islands») vom Weltenende erzählt: mit dem Gewitter der Akustischen, dem verschleppten Klavier, das zum Rundumschlag ausholt, mit Bläsern sowie apokalyptischen Geigen – und dann dieses dunkle Timbre. Da reißt sich die Welt aus Angstrespekt gleich wieder zusammen. Dazu passend: »Fuck your prayers / Fuck your gods / Your ghosts and spiritual thoughts / The whole world is drowning / And faith can’t save you / no whit.« Vom Glauben abzufallen droht auch, wer erfährt, dass die Stücke über mehrere Jahre zusammengetragen wurden. Das hört man nicht. Zu verbunden die zynischen Texte, zu verwoben die Geschichte eines Aufbruchs: von der Apokalypse über die Belanglosigkeit in ihr, von geborgten Jahren mit heiligen Kriegen in goldenen Feldern bis hin zu versöhnlichen Tönen, die eben das kleine Fünkchen Hoffnung am Ende sehen. Musikalisch klingt das mal nach den Bad Seeds, mal nach Calexico, mal nach Adam Green, mal nach dem Glimmern einsamer Wüstenstädte, immer aber nach Nordamerika, jener Weltgegend, die einst für diesen Aufbruch stand. Wenn du nur fest daran glaubst und tief genug einatmest, kannst du es noch spüren. (VÖ: 26. Februar 2021) Dominik Oswald

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Wein mit Charakter Das Streben nach der Perfektion im Wein ist es, was das Weingut gager im burgen­ländischen Deutschkreutz tagtäglich antreibt. Vinifiziert wird ausschließlich Rotwein, Sortimentsklassiker und bekannteste Cuvée des Landes ist die cuvée quattro. Kräftig, fruchtig und zu 100 % gager. www.weingut-gager.at

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Downers & Milk

Für die Produktreihe tarp on pet kombi­ nieren die Upcycling-Pioniere von freitag Lkw-Planen mit einem flexiblen, aber robus­ ten Gewebe aus wiederverwerteten PETFlaschen. Erhältlich sind etwa die RucksackModelle F600 Carter und F601 Malcolm. www.freitag.ch/de/tarponpet

Bewusster Genuss Wie gut bewusste Ernährung schmecken kann, zeigen die rein pflanzlichen Desserts von andros gourmand & végétal. Exquisite Gaumenerlebnisse auf Kokosund Mandelmilchbasis, die ver­wöhnen. 100 % cremig, 100 % pflanzlich. www.andros-fruit.eu/gourmand-vegetal

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OHNE KUNST & KULTUR

WIRD’S STILL

Lilly, 24, Beatboxerin und Rapperin Rudi, 64, Plakatierer

Kreiml & Samurai

Auf olle 4re (Remix Edition) — Honigdachs

Thomas, 44, Trompeter

Silvia, 42, Schauspielerin

Sevda, 42, bildende Künstlerin

Jonathan, 31, Musikmanager

Konzeption: Maria Paz Caraccioli Gutierrez Fotografie: Martin Diesch Grafik: Patricio Handl in Zusammenarbeit mit Loop e.V

ohne Kunst und Kultur wird’s still ohnekunstundkultur_still

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Well played, Kreiml & Samurai! Beinahe hättet ihr uns glauben gemacht, es würde in Pandemiezeiten etwas ruhiger um euch werden. Doch die stadtbekannten Unruhestifter wissen um ihren Ruf und schütteln daher die Remix-Edition von »Auf olle 4re« aus dem Ärmel. Mit Testa, Trishes, Fid Mella, B. Visible und vielen mehr gibt sich hier das Who’s who der Wiener Producer-Szene die Ehre. Und genau das, wonach es klingt, ist es auch geworden: ein farbenreiches Potpourri, dem jeder Mitwirkende seinen ganz persönlichen Flavour beigemischt hat. Es gibt Dinge im Leben, von denen man zunächst nicht ahnt, dass einem der Sinn danach steht. Erst wenn sie eintreten, wird klar, dass man längst sehnsüchstigst darauf gewartet hat. So auch beim neuen alten Album von Kreiml & Samurai. Völlig ohne Vorwarnung wurde jüngst die frohe Botschaft des baldigen Releases verkündet. Was dem dürstenden Volk Balsam auf der Seele war. Ein kurzes Snippet reichte, um das Feuer wieder zu entfachen. Und was es da nun zu hören gibt, verleiht dem alten Schabernack neue Wucht. Dass die beiden keine Kinder von Traurigkeit sind,machen sie mit dieser vielfältigen Collage einmal mehr deutlich. Für den Remix zum Titel »Auf olle 4re« hat Labelkollege Digga Mindz sein Können unter Beweis gestellt. Das soulige Intro leitet in den Track über, der staubtrocken samt dezenten Bläsersamples dahinhatscht. Enorme Power generiert er in der Hook mittels brummendem Bass und der prägnanten Synth-Melodie. »4re in da Friah«, zu dem Illeagle einen Beat beigesteuert hat, wurde bereits als erste Kostprobe rausgehauen. Dessen melancholische Färbung erschafft den idealen Hintergrund für die makabren G’schichten unserer tragischen Helden. Der Schlusstrack »4re vor 12« supportet von B. Visible fährt das Tempo runter und schafft so Raum für Momente des Rückbesinnens. Ein Move, der einen beschwichtigenden Ausklang schafft, für diese geballte Ladung Zügellosigkeit. Und nach der zweiten Runde, die dieses Album hiermit dreht, kann man das ganz gut gebrauchen. (VÖ: 26. Februar 2021) Maximilian Weissensteiner Live: 11. September, Wien, Gasometer

Alex Dietrich, Marija Kanizaj

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Alex Dietrich, Marija Kanizaj

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Solitary Company — Fluff & Gravy

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Allerspätestens seit »Red Chamber Music«, dem vor zehn Jahren erschienen sechsten Album von Son of the Velvet Rat, ist jedes neue Studiowerk die jeweils unmittelbar zwingendste Ausprägung von deren – im Kern die Stimme, die Gitarre und die Songs von Georg Altziebler, die Tasten, das Theremin und die Stimme von Heike Binder – immer atmosphärisch intensiven, anziehenden und einnehmenden Expeditionen in den »Tower of Song«. Gerade jetzt, in einer Zeit des unfreiwilligen Rückzugs ins Innere, in die Innenräume erfüllt die lebenssatte Substanz dieser Songs mit großer Dankbarkeit. Es ist abermals – »Dorado«, obwohl schon 2017 erschienen, ist noch deutlich im Sinn, wie ein definierter, köstlicher, sinnlicher Geschmack auf den Lippen – ein Album, mit dem sich Lebenszeit vortrefflich und gerne verbringen lässt. Eines, das seinen wesentlichen Charakter erst nach und nach enthüllt, wenn es mit dir leben kann, und dabei Begrifflichkeiten wie Americana oder Euro Folk Noir nicht nur ob der transatlantischen Existenz von Altziebler/Binder – mit den Polen Joshua Tree und Graz – ins Absurde führt. Es mag sein, dass Altziebler »nur« der Sänger und nicht der Song ist, wie er in Opener »Alicia« singt. Aber Sänger und Lied werden immer unwiderstehlicher in ihrem Sog, in ihrer so souveränen Kunst, aus auch vermeintlich obsoleten Akkordfolgen Großes zu schürfen wie mit »Beautiful Disarray« oder »The Only Child«. Bei »Stardust« erreicht Altziebler mit einer seltener gehörten höheren Stimmlage die verletzte Brüchigkeit und Kraft des ganz späten Bowie, andernorts hören wir ein »Lalalalalalala« (»When the Lights Go Down«), wie es so schön alles sagend sonst nur Arik Brauer zu singen vermochte. Bei allem Pathos: Mit so einer wunderbar schimmernden und sich mit unerschütterlicher Ruhe durch die Zeit bewegenden Gesellschaft wie diesem Album, diesen Liedern verliert jede Einsamkeit ihren Schrecken. (VÖ: 19. März 2021) Rainer Krispel Live: 12. März, Bruck an der Mur, Dachbodentheater 2.0 — 13. März, Frauental, Bluegarage — 9. April, Ebensee, Kino — 10. April, Wien, Porgy & Bess — 6. Mai, Gleisdorf, Kulturkeller — 7. Mai, Graz, Orpheum — 12. Juni, Wies, Pumpkin Festival — 2. Juli, Graz, Brücke-Open-Air

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1 »Ghost World« Mit »Ghost World« hat der US-Comiczeichner Daniel Clowes eine 90erJahre-Zeitgeistchronik geschaffen, die als eine der einflussreichsten Independent-Comicerzählungen weltweit gilt. Zum 30-Jahr-Jubiläum des Verlags Reprodukt – Clowes war einer der ersten Autor*innen in dessen Programm – erscheint die Graphic Novel in einer Neuauflage. Wir verlosen fünf Exemplare.

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Son of the Velvet Rat

2 »Schlag den Duden« Wer ein Faible für Sprache hat und überdies kompetitiv veranlagt ist, wird mit »Schlag den Duden – Das ultimative Sprach-Quiz« unterhaltsame Stunden verbringen. Reinhard Pietsch hat dafür 400 teils knifflige, teils weniger knifflige Fragen zur deutschen Sprache in zwölf Themengebieten zusammengestellt. Erläuterungen zu den richtigen Antworten inklusive. Wir verlosen fünf Exemplare.

3 »Niemals selten manchmal immer« Eliza Hittman ließ sich für ihr intimes Porträt zweier junger Frauen aus dem ländlichen Pennsylvania von realen Ereignissen inspirieren: Die 17-jährige Autumn wird ungewollt schwanger. Mit ihrer Cousine Skylar bricht sie nach New York auf – mit nicht viel mehr im Gepäck als der Adresse einer Abtreibungsklinik. Silberner Bär bei der Berlinale 2020! Wir verlosen zwei DVDs.

4 »Necromancer – Stay Metal!« Skurrile Einfälle, schräge Typen und liebevoll handgemacht Effekte – die okkulte dänische Horrorkomödie »Necromancer« stimmt ein Hohelied auf Freundschaft, Blut und Heavy Metal an. Dass sie sich dabei kreuz und quer durch Genrekultfilme der 80er-Jahre zitiert, macht gleichermaßen großen Spaß wie ein bisschen nostalgisch. Jedenfalls: ein Horrorfilm mit viel Herz. Wir verlosen drei Blu-Rays.

5 »Music – Ein Film von Sia« Die Popmusikerin Sia hat vor Kurzem ihren ersten Spielfilm (Regie, Drehbuch und Produktion) vorgelegt. In der Hauptrolle: Maddie Ziegler, die auch schon durch einige Musikvideos der Australierin getanzt ist. Dass Sia damit eine Nicht-Autistin für die Titelfigur eines autistischen Mädchens ausgewählt hat, sorgte übrigens für einen Shitstorm. Wir verlosen zwei DVDs und eine Blu-Ray.

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Termine Musik

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Merkst du es?

Du liest gerade, was hier steht.

Wie lange ist es her, dass es möglich war, Konzerte zu besuchen? Der Durst jedenfalls könnte größer kaum sein. Was liegt da näher als sich in gepflegter Manier ein Doppelkonzert zu gönnen? Sigrid Horn und Alicia Edelweiss, beide keine Unbekannten in der österreichischen Musiklandschaft, um nicht zu sagen Meisterinnen im reduzierten Transportieren intensiver Gefühle, teilen sich die Bühne des Berio-Saales im Wiener Konzerthaus. Leider vorerst nicht gleichzeitig, sondern nacheinander in ihren eigenen, stromlos instrumentierten Trios, aber immerhin. Realistischen Vermutungen zufolge könnte das ein Einstieg zurück in einen fast gewohnten Konzert­ rhythmus werden. Und auch wenn nicht, garantiert das Line-up dennoch einen Abend, von dem man genau dann zehren kann, wenn es draußen wieder schwierig wird. 10. März Wien, Konzerthaus

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ÖSTERREICHS CLUBSZENE IM RADIOKULTURHAUS

MARY BROADCAST

16.03.2021

KARTEN UND INFOS: radiokulturhaus.ORF.at

Kreisky Die Großmeister des Grant, allesamt Mitglieder der Band Kreisky, machen sich auf den Weg durch Österreich, um ihr neues Album »Atlantis« live und (laut Eigenangabe) in voller Länge zu präsentieren. Die eindeutige Losung: »Wenn einer sagt, was du da machst, ist der letzte Dreck – sag: Es ist mein Dreck!« 19. März Salzburg, ARGE Kultur — 20. März Linz, Posthof — 13. April Graz, Dom im Berg

© Agnes Slupek

Ant Antic

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Tobias Koett aka Ant Antic beschäftigt sich auf seinem zweiten Album »Good Vids, Vile Times« mit ernsten Fragen, verpackt in strahlende Popsongs. Eine dieser Fragen ist beispielsweise, was das konstante Bombardement schlechter Nachrichten mit uns macht. Oder anders ausgedrückt: Der aktuelle kleinste gemeinsame Nenner der globalen Gesellschaft in Konzertform. 9. April Wien, Fluc

Heribert Corn, Olesya Parfenyuk, Ingo Pertramer, Nora Hollstein

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Sigrid Horn & Alicia Edelweiss

Sandro Nicolussi

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Ja, sogar das Kleingedruckte! Und damit bist du nicht allein. Werbung in The Gap erreicht ein interessiertes und sehr musikaffines Publikum. Und das Beste daran: Für Bands und Musiker*innen bieten wir besondere Konditionen. Absolut leistbar, auf all unseren Kanälen und nah dran an einer jungen, aktiven Zielgruppe. Melde dich, wir beraten dich gerne! sales@thegap.at

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Termine Festivals

3 Fragen an Waltraud Grausgruber

CIVA – Contemporary Immersive Virtual Art

Heribert Corn, Olesya Parfenyuk, Ingo Pertramer, Nora Hollstein

CIVA / Prag, Evelyn Rois, Forward Festival / DVTK, Pier Cathew

Sandro Nicolussi

Jana Wachtmann

Mitten in der Pandemie gibt es auch gute Nachrichten: Ein neues Medienkunstfestival geht an den Start. CIVA sei aus dem starken Wunsch heraus entstanden, zu zeigen, »wie aktuell Medienkunst ist und schon immer war«, so Festivalleiterin Eva Fischer, die zuvor bereits das Sound:Frame Festival initiiert hat. »Medienkünstler*innen beschäftigen sich mit Themen, die mitten aus der Gesellschaft kommen. Sie hinterfragen kritisch, wie wir mit jenen Medien umgehen, die wir selbst geschaffen haben. Medien, die Menschen und gesellschaftliche Zusammenhänge prägen.« Das aktuelle Überthema der Veranstaltung lautet »Social Distancing – Virtual Bonding«. Das Programm umfasst u. a. eine virtuelle Ausstellung, Talks und Workshops, Livekonzerte und Filmscreenings, ein umfassendes Vermittlungsangebot sowie einen digitalen Wellnesstag. 19. bis 27. Februar online

Forward Festival

Imagetanz Festival

Das Festival für Kreativität, Design und Kommunikation versammelt seit 2015 die internationale Kreativbranche. Protagonist*innen aus nahezu allen kreativen Disziplinen nutzen die Veranstaltung als Plattform und zum Austausch. Die Münchner Festivalausgabe findet heuer pandemiebedingt online statt – u. a. mit Stefan Sagmeister, Annie Atkins, Martin Parr, Emily Cohen, Refik Anadol, Esra Gülmen und DVTK (Bild). 12. und 13. März online

Neues aus Choreografie und Performance gibt es auch heuer wieder – trotz, ihr wisst schon. Zu erleben ist etwa ein Projekt der Australierin Samara Hersch (Bild), das das Publikum online in einen Dialog mit Jugendlichen bringt. Gesprochen wird dabei über dringliche Anliegen wie Sexualität und Körperbilder. Spannend! Auch Probenbesuche, Workshops und diverse Premieren stehen wieder geplant – diesmal aber im virtuellen Raum. März online

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Euer Festival existiert nun seit 20 Jahren. Hat sich an eurem Anliegen, das Filmschaffen von Frauen* sichtbarer zu machen, in dieser Zeit Wesentliches geändert? Unser Anliegen ist heute genauso wichtig wie vor 20 Jahren. Animationsfilmerinnen*, Filmemacherinnen* und Künstlerinnen* allgemein sind im Kunst- und Kulturbetrieb nach wie vor unterrepräsentiert, Filmemacherinnen* werden seltener (ausreichend) finanziert und Frauen* sind seltener in Jurys vertreten. Genau deswegen stellt Tricky Women/Tricky Realities seit 20 Jahren Bilder und Geschichten von Frauen* ins Rampenlicht. Tricky Women/Tricky Realities ist ein Statement. Überall, wo wir mit unseren Programmen hinkommen, sei es in China, Südkorea, Norwegen, New York oder Sankt Pölten, wir sind sofort mitten in der Debatte um Geschlechtergerechtigkeit – und das ist gut so.

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Festivalleiterin Tricky Women / Tricky Realities

Eine Jubiläumsausgabe in Zeiten der Pandemie – das geht nur unter Einschränkungen. Wie wird das Festival 2021 konkret aussehen? Wir feiern heuer online. Und bereiten die virtuelle Bühne für Filmprogramme, Talks, Lectures, Workshops und Masterclasses. Auf dieses Weise können auch Menschen, die nicht in Wien leben, aber schon immer zu Tricky Women/Tricky Realities gehen wollten, daran teilhaben. Die Ausstellung, die das Festival begleitet, wird hoffentlich ganz physisch im Bildraum 07 stattfinden. Zu sehen sind hier Arbeiten von Flavia Mazzanti und Magdalena Pfeifer. Was kannst du uns schon über das Programm verraten? Große Themen sind heuer neue Möglichkeitsräume und andere Narrationen. Mit wohl kaum einem anderen Genre lässt sich ein alternatives (visuelles) Vokabular besser zelebrieren, als mit dem Animationsfilm. Animation erweitert das filmische Vokabular und erinnert uns daran, dass es alternative Möglichkeiten gibt, sich zu engagieren und eben tricky realities miteinzubeziehen. Die Filme, die beim Festival 2021 zu sehen sind, spiegeln das wider. Tricky Women / Tricky Realities 10. bis 14. März online

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Vergangenheit und Gegenwart prallen ebenso wie Fiktion und Realität im Ausstellungsraum der Kunsthalle Wien am Karlsplatz aufeinander: In »Weaving Truths, Untangling Fictions« verhandeln die Künstlerinnen Abiona Esther Ojo und Huda Takriti Fragen nach Identität, Repräsentation, Protest und dem kollektiven Gedächtnis – wie in Ojos textil bedruckter Cyanotypie-Installation »Die Magie steckt in jeder Strähne« (Foto), die sich mit der sozialpolitischen Dimension von Afro Hair auseinandersetzt. Für die ausgestellten Installationen, Skulpturen und multimedialen Arbeiten wurden Abiona Esther Ojo und Huda Takriti 2020 mit dem Preis der Kunsthalle Wien ausgezeichnet. bis 28. März Wien, Kunsthalle Karlsplatz

Abiona Esther Ojo & Huda Takriti: Weaving Truths, Untangling Fictions

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Termine Kunst

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Termine Kunst Sheila Hicks Im MAK in Wien leuchten die Ausstellungsräumlichkeiten: Verantwortlich dafür sind aber nicht Lichter und Lampen, sondern die textilen Skulpturen und Installationen der US-amerikanischen Künstlerin Sheila Hicks. Als Studentin lernte sie von Anni Albers und Josef Albers, seit den 1960er-Jahren verbindet Sheila Hicks in ihrer Textilkunst Fragen zu Natur, Produktion, Raum und Architektur. Die Personale »Garn, Bäume, Fluss« ist die erste Einzelausstellung in Österreich, die sich der Virtuosin textiler Techniken widmet. bis 18. April Wien, MAK

Omer Fast

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Joseph Beuys Der »Mann mit dem Filzhut«, der kontrovers diskutierte Aktionskünstler oder der erste deutsche Künstler, der es zu Lebzeiten mit einer Retrospektive ins New Yorker Guggenheim-Museum geschafft hat: Joseph Beuys hat alle diese Rollen geprägt, heuer wäre er 100 Jahre alt geworden. Unter den Schlagworten »Denken. Handeln. Vermitteln.« zeigt das Belvedere 21 einige Hauptwerke des gesellschaftskritischen Kunstdenkers Beuys und außerdem Arbeiten und Dokumentationen zu seinem Wirken in Wien. 4. März bis 13. Juni Wien, Belvedere 21

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Michaela Pichler Kunsthalle Wien, MAK / Georg Mayer / Bildrecht Wien, Salzburger Kunstverein / Omer Fast, Louisiana Museum / Bildrecht Wien, Franz Kapfer / Bildrecht Wien, Kunsthaus Bregenz / Marc Asekhame, Kunsthalle Krems / Graham Baring

Der israelische Videokünstler und Regisseur Omer Fast inszeniert ein jüdisches Märchen in den Schnee bedeckten Alpen und thematisiert damit das Leben, den Tod und Traumata, die dazwischen ausgelöst werden: Für den Salzburger Kunstverein hat er den Kurzfilm »Der Oylem iz a Goylem« (2019) als Auftragsarbeit produziert. In der Ringgalerie ist neben diesem außerdem Omer Fasts Film »The Invisible Hand« zu sehen, der die Besucher*innen in einer 3D-VR-Installation abholt und bis nach China bringt. bis 31. Dezember Salzburg, Kunstverein

Transformation und Wiederkehr Das Lentos in Linz startet das Kunstjahr mit einem Zeitgeschichteschwerpunkt: In der Sammelausstellung »Transformation und Wiederkehr – Radikale Nationalismen im Spiegel der zeitgenössischen Kunst« spielen faschistoide Mechanismen und Symbole eine Schlüsselrolle. Nationalistische Ideologien und deren Repräsentation in zeitgenössischen Arbeiten werden einer künstlerischen Analyse unterzogen, die internationalen Positionen reichen von Aneignung und Subversion, bis hin zu Inszenierung und Dekonstruktion. 24. März bis 6. Juni Linz, Lentos

Pamela Rosenkranz Spätestens seit 2015 hat das vielschichtige Schaffen von Pamela Rosenkranz internationale Kreise gezogen: Damals hat die gefeierte Künstlerin auf der 56. Biennale di Venezia das Schweizer Pavillon bespielt. Schon da zeigten sich Düfte, Farben, Licht und Mikroorganismen elementar für Rosenkranz’ Produktionsweise. Auf der Suche nach den menschlichen Befindlichkeiten und dem Warum dahinter zeigt das Kunsthaus Bregenz erstmals Pamela Rosenkranz’ Arbeiten in einer Einzelausstellung. 27. März bis 4. Juli Bregenz, Kunsthaus

Patricia Piccinini Mensch, Tier und Maschine nehmen in Patricia Piccininis Arbeiten in hybrider Form die Protagonist*innenrolle ein. Dabei kombiniert die Künstlerin organische Elemente mit technischem Kalkül – und kreiert damit bei den Besucher*innen eine breite Gefühlspalette zwischen Empathie, Unbehagen, Identifikationspotenzial und Ekel. Ihre Tier-Plastiken sollen Fragen der Ethik aufwerfen. Mit »Embracing the Future« geschieht das erstmals in Österreich in der Kunsthalle Krems mit einer Retrospektive der Künstlerin. 27. März bis 3. Oktober Krems, Kunsthalle

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Termine Bühne

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Fight Club Fantasy Vor dem Hintergrund, dass der Fight Club ein Men-only-Club ist: Ist ein Stück über David Finchers Kultfilm aus 1999 (bzw. über den ihm zugrundeliegenden Roman Chuck Palahniuks) an einem feministischen Theaterhaus gut aufgehoben? Ja, gerade dort, liefert der Stoff doch mehr als genug Material, um sich mit toxischer Maskulinität und deren Ausdruck in Gewalt sowie mit der Sehnsucht nach Männerbünden auseinanderzusetzen. »Fight Club Fantasy« ist der letzte Teil einer Theatertrilogie in Zusammenarbeit mit dem Kollektiv Wirgehenschonmalvor: »Zwischen Masse, Macht und Maskulinität – wo gehen die Angry Lost Boys unserer Gesellschaft verloren?« Corona-bedingt ist die Uraufführung vier Tage lang als Stream abrufbar. Pay as you wish. 16. bis 20. Februar Wien, Kosmos Theater

Untertitelt ist Yael Ronens und Dimitrij Schaads »(R)evolution« mit dem Zusatz »Eine Anleitung zum Überleben im 21. Jahrhundert«. Inspiriert von Yuval Noah Hararis Sachbüchern zwischen Gesellschaftsanalyse und Überlegungen zur Zukunft, geht es um Smarthomes, Designerbabys und intelligente Apps à la Spike Jonzes »Her«. Von Big Data, künstlicher Intelligenz und der Auflösung der Privatsphäre. Corona-bedingt ist das Stück online als Stream verfügbar. 6. bis 26. Februar Villach, Neue Bühne

Gott ist nicht schüchtern Olgas Grjasnowas Theatertext erzählt die Geschichte zweier Menschen, die sich infolge des syrischen Bürgerkriegs zur Flucht gezwungen sehen. Einige Jahre später treffen die beiden in Berlin wieder aufeinander. Die Inszenierung von Susanne Draxler beschäftigt sich gleichzeitig mit Zufallsbegegnungen sowie mit Abschiednehmen und Ankommen. Nach zwei Verschiebungen der Premiere ist die Aufführung eine Woche lang als Online-Stream abrufbar. 25. Februar bis 3. März Wien, Werk X-Petersplatz

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Oxytocin Baby Auf die Gefahr hin, dass diese Empfehlung wie ein Déjà-read wirkt: Die Uraufführung von Anna Neatas »Oxytocin Baby« war uns bereits im vorigen Heft eine Empfehlung wert. Nach einer Corona-bedingten Absage, soll die doppelbödige Inszenierung von Rieke Süßkow, das Stück dreht sich um die Themen Geburt und Mutterschaft, bald nachgeholt werden. »As soon as possible«, wie es aktuell auf Werbeplakaten heißt. Termin offen Wien, Schauspielhaus

Oliver Maus

Reineke Fuchs Als Erzählung, die sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen lässt, handelt Goethes »Reineke Fuchs« davon, wie sich ein Übeltäter durch seine Lügengeschichten aus der Verantwortung stehlen und gegenüber seinen Widersacher*innen zu triumphieren vermag. Nicht zuletzt durch die Beobachtung, wie sich Populist*innen ihre Sicht zurechtbiegen und welche Dynamiken dies freisetzt, gewinnt der Stoff – gespielt auf reduzierter Bühne mit minimalistischem Kostümbild – an Relevanz und Dringlichkeit. Die Inszenierung von Mina Salehpour wurde bereits letzten Oktober uraufgeführt. Sie wurde als einzige österreichische Produktion zum Nachtkritik-Theatertreffen 2021 eingeladen. 27. März Graz, Schauspielhaus

In einem Universum, in dem Menschen, Technologie und organische Materialien koexistieren, entwirft Mette Ingvartsen eine performative Poesie aus abstrakten Bewegungen und Lichtskulpturen. Die dänische Choreografin und Tänzerin erarbeitet in ihren Stücken Hybride, die Tanz mit Technik, Theorie und anderen Formen bildender Kunst verbinden. Im Anschluss an die Vorstellung vom 6. März findet ein Artist Talk mit der Künstlerin statt. 5. und 6. März Wien, Tanzquartier

Bettina Frenzel, Lex Karelly

Moving in Concert

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LADIES FIRST!

______ Universalmuseum Joanneum

Neue Galerie Graz 25. 09. 2020 — 02. 05. 2021

Künstlerinnen in und aus der Steiermark 1850 bis 1950

Joanneumsviertel, 8010 Graz Di–So, 10–17 Uhr, www.neuegaleriegraz.at Mara Schrötter-Malliczky, Plakat Mirus. Antinikotin, 1919 (überarbeitet), MAK – Museum für angewandte Kunst, Wien, Foto: © MAK

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Termine Filme & Serien

4 Fragen an Elsa Kremser und Levin Peter

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»Space Dogs« ist aus der Perspektive zweier Hunde erzählt und gefilmt. Wie kam es dazu? Über viele Jahre hinweg hatte uns die Idee begleitet, Hunde ins Zentrum eines Kinofilms zu rücken – fernab von Disney oder Doku. Als wir herausfanden, dass Laika, das erste Lebewesen im Erdorbit, auf den Straßen Moskaus aufgewachsen war, entfaltete sich für uns eine Geschichte, die wir auf der großen Leinwand erzählen wollten: zwischen dem Weltraum und dem Erdboden. Der Film wurde besonders für seine visuelle Darstellung gelobt. Was waren dabei die größten Herausforderungen? Uns war von Anfang an wichtig, dass man den Hunden im Kino buchstäblich auf Augenhöhe begegnet. Technisch mussten wir bei null beginnen, denn Vorbilder gab es in diesem Sinn nicht. Mit der Ästhetik von Dokus wollten wir bewusst brechen. Wir wollten mit der Kamera inmitten eines wilden Straßenhunderudels sein. Dafür mussten wir ein eigenes Kamerasystem entwickeln und vor allem als Team sozusagen Teil dieses Rudels werden.

Wonder Woman 1984 Regie: Patty Jenkins ———— Das neue Abenteuer aus dem DC-Universum ist einer dieser Filme, auf die wir alle schon sehr lange warten. Nach mehreren Verschiebungen steht jetzt fest, dass »Wonder Woman 1984« noch vor seinem Kinostart bei Sky zu sehen sein wird. Auch das neue Kapitel der Superheldinnengeschichte wurde von Patty Jenkins inszeniert und die famose Gal Gadot übernahm auch dieses Mal die Hauptrolle. Es ist das Jahr 1984, eine pulsierende, mondäne Zeit, in der sich alles um Exzess und Besitz zu drehen scheint. Die Titelheldin lebt friedlich und inkognito unter den Sterblichen, muss dann aber doch ins Rampenlicht treten, um die Menschheit vor einer selbstgeschaffenen Bedrohung zu bewahren. Ein klassischer Superheld*innenstoff. Die Vorfreude der Fans dürfte jedenfalls absolut gerechtfertigt sein. Apropos: Ein dritter Film rund um Wonder Woman ist laut Jenkins bereits in Planung. Ab 18. Februar Sky

Worum wird es bei eurem nächsten Projekt gehen? In unserem neuen Film ist der Wellensittich unsere Hauptfigur. Erzählt wird die Geschichte einer jungen Frau, die den Tod sucht und auf einen Mann trifft, der in Leichenhallen tote Körper öffnet und diese auf Ölgemälden wieder zum Leben erweckt. Zwei Außenseiter finden durch die Nähe zum Tod zueinander. Der Film spielt in Belarus und erzählt von einer Zeitwende, einem Aufbruch. Was können wir aus der aktuellen Krise über den Umgang mit Tieren und Umwelt lernen? In unseren Arbeiten beschäftigen wir uns mit der Romantisierung von Natur. Vom Kitsch bis zur Vermenschlichung der sogenannten »Wildheit« da draußen. Als im März Videos von Delphinen an der italienischen Küste oder Wildschweinen, die durch Altstädte ziehen, viral gingen, wurde einmal mehr klar, wie sehr die menschliche Dramaturgie immer wieder versucht, sich von der »Natur« abzugrenzen. »Space Dogs« Start: 16. April

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Now Regie: Jim Rakete ———— Nach Filmen wie »Eine unbequeme Wahrheit«, »Before the Flood« oder »Unser Planet« kommt nun mit »Now« ein weiterer Film, der die Klimakrise behandelt, auf die große Leinwand. Regisseur und Fotograf Jim Rakete, der mit seinen Porträts von Musiker*innen wie David Bowie und Mick Jagger Bekanntheit erlangte, holt nun Klimaaktivist*innen vor die Kamera. Sie erzählen von ihrer Motivation und ihren Wünschen und geben dadurch all jenen eine Stimme und ein Gesicht, die sich (politische) Veränderungen wünschen. Zugleich zeichnen sie das Bild einer jungen Generation, die gerade dabei ist, ihre Stimme zu finden; waren und sind es doch größtenteils junge Menschen, die in den letzten Jahren durch ihr Engagement gegen die Klimakrise auf diese aufmerksam gemacht haben. Eines wird deutlich sichtbar: Wir müssen jetzt handeln. Start: 12. März

Barbara Fohringer und Jana Wachtmann WBEI / Wonder WomanTM / DC, Locarno Film Festival, W-Film / Starhaus Produktionen, Amazon Prime Video / Constantin Television / Mike Kraus, Marvel Studios

Regisseur*innen von »Space Dogs«

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Amazon Prime Video / Constantin Television / Mike Kraus, Marvel Studios

Aufzeichnungen aus der Unterwelt Regie: Tizza Covi und Rainer Frimmel ———— Wien in den 1960er-Jahren, in der Unterwelt brodelt es: Dem Wienerlied-Sänger Kurt Girk und seinem Freund Alois Schmutzer drohen rechtliche Konsequenzen qua ihrer Nähe zum illegalen Kartenspiel »Stoß«. Die Filmemacher*innen Tizza Covi und Rainer Frimmel präsentieren in ihrer in Schwarz-Weiß gehaltenen Dokumentation sowohl ein Sittenbild der Nachkriegszeit als auch eine Liebeserklärung an ein vergangenes, aber nicht vergessenes Wien. Start: 19. März

Der Rausch Regie: Thomas Vinterberg ———— Schule kann frustrieren, das wissen (ehemalige) Schüler*innen gut, das wissen (aktuelle) Lehrer*innen noch besser. Vier davon (u. a. Mads Mikkelsen) starten ein »Trinkexperiment«, um wieder motiviert in der Klasse zu stehen. Thomas Vinterbergs satirischer Blick auf unseren Umgang mit Alkohol hätte eigentlich seine Premiere in Cannes gehabt; zum erfolgreichsten dänischen Film 2020 hat es dennoch gereicht und ebenso für eine Einreichung bei den Oscars. Start: 26. März

Nomadland Regie: Chloé Zhao ———— Basierend auf dem gleichnamigen Buch von Jessica Bruder erzählt »Nomadland« die Geschichte von Fern (Frances McDormand), die nach der Rezession 2008 alles verloren hat und beschließt, von nun als Nomadin zu leben. Dass auf Filme mit Frances McDormand Verlass ist, davon zeugen auch diesmal wieder diverse Awards und das nahezu uneingeschränkte Lob der Kritiker*innen. Start: 8. April

Falling

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Regie: Viggo Mortensen ———— Für sein Regiedebüt hat Viggo Mortensen sich viele verschiedene Hüte aufgesetzt: So hat der eigentlich als Schauspieler bekannte Mortensen nicht nur Regie geführt, sondern auch das Drehbuch geschrieben, die Musik komponiert und die Hauptrolle übernommen. Er spielt John Peterson, der sich um seinen an Alzheimer erkrankten Vater kümmert. Eine Geschichte über Liebe und Vergebung. Start: 9. April

Wir Kinder vom Bahnhof Zoo

The Falcon and the Winter Soldier

Regie: Philipp Kadelbach ———— »Der autobiografische Roman »Wir Kinder vom Bahnhof Zoo« sagt wohl nahezu allen etwas: Jugendliche, Berlin, Drogen und Prostitution. Auf Amazon Prime ist nun bald eine neue Adaption des ursprünglich 1978 erschienenen Bestsellers von Christiane F. zu sehen. Annette Hess, die bereits beim dreiteiligen Film »Ku’damm 56« für das Drehbuch verantwortlich war, adaptierte die Geschichte. Regie führte bei allen acht Folgen Philipp Kadelbach. Gedreht wurde in Prag und Berlin. Ab 19. Februar Amazon Prime

Regie: Kari Skogland ———— Nach »Wanda Vision« kommt nun die zweite Marvel-Serie auf Disney+. Bereits Ende 2018 entstanden die ersten Pläne zu »The Falcon and the Winter Soldier«: Nach dem Tod von Captain America müssen die beiden titelgebenden Helden (Anthony Mackie und Sebastian Stan) für das Gute kämpfen. Wichtig war den Beteiligten dabei, den Figuren in den sechs Folgen genügend Raum zur Entwicklung zu geben. Regie führte Kari Skogland, die zuvor mitunter Episoden von »The Walking Dead« inszenierte. Ab 19. März Disney+

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Josef Jöchl

artikuliert hier ziemlich viele Feels

Es gibt dieses eine Zitat von Karl Lagerfeld über Jogginghosen, und ich halte es für völlig falsch. Schon ein kurzer Streifzug durch die Lugner City beweist, dass man gleichzeitig Kontrolle über sein Leben bewahren und Trackpants tragen kann, weil mittlerweile völlig legitime Alltagskleidung. Das war nicht immer so. Jede Zeit hat ihren Publikumsgeschmack, das gilt für Kleidung wie für Sex. Die Neunzigerjahre machten den Bootcut und Oralsex populär, in den Nullerjahren schälte man sich aus Skinny Jeans, um sich danach ein bisschen zu würgen, die Zehnerjahre konfrontierten uns mit Mom Jeans und Pegging. In den Achtzigern hatte man Sex ausschließlich zur Zeugung von Kindern und in den Siebzigern wurde viel dabei gelacht, weil man ständig Sex-Gags aus den Automaten auf Wirtshaustoiletten ausprobierte. Soweit die Kulturgeschichte. Doch in Zeiten pandemiebedingter Enthaltsamkeit droht einem das Gefühl für den sexuellen Zeitgeist abhanden zu kommen. Allein beim Gedanken daran fühle ich mich wie vor einem überquellenden Kleiderschrank: Ist das noch sexy oder kann das weg? Drängend wurde die Frage, als ein stadtbekannter Damenschneider in meine DMs slidete. Dabei waren seine Messages am Anfang gar nicht so direct. Er lud mich in sein Wochenendhaus zum Abendessen ein, und weil ich sowohl hungrig als auch thirsty war, sagte ich gerne zu. »Jetzt bin ich also bei Menschen mit Wochenendhaus angelangt«, dachte ich, als er mich einige Tage später vom Bahnhof abholte. Der stadtbekannte Damenschneider begrüßte mich zwar etwas distanziert, aber amikal, und fuhr mich in das Wochenendhaus, das genauso aussah wie auf den Bildern, die er

mir vorab geschickt hatte: sehr modern, alles offen, viel weiß. Er warf die selbstgewalzten Nudeln ins köchelnde Wasser, röstete an Pinienkernen herum und fragte mich schließlich, ob ich ein Glas Natural Wine trinken wolle. »Natural Wine? Nicht beim ersten Date«, entgegnete ich entschieden, änderte aber wenig später meine Meinung. Natural Wines sind Weine, die ohne Zusätze und aufwendige önologische Verfahren produziert werden, das wusste ich zu jenem Zeitpunkt.

Prêt-à-baiser Obwohl ich etwas eingerostet war, hatte ich die Choreografie solcher Abende nicht vergessen. Beim Essen bewegten wir uns thematisch an der Oberfläche, er erzählte von beruflichen Stationen und eher beiläufig von seiner neunjährigen Beziehung zu einem Innenarchitekten. Danach schwoften wir zur Couch, nach einigen routinierten Moves folgten Küsse wie ein alter Tanz. Den letzten Regionalzug hatte ich längst verpasst, weshalb der Weg ins Schlafzimmer vorgezeichnet war. Was soll ich sagen? Der Sex war zeitgenössisch, um nicht zu sagen trendy. Anything went! Wir spielten die größten Hits der Achtziger, Neunziger und von heute und schliefen zufrieden ein. Beim morgendlichen Kaffee kamen wir dann auf meine Sexkolumne zu sprechen. Der stadtbekannte Damenschneider fand, dass sich unsere Episode prima dafür eigne. »Du müsstest allerdings meinen Beruf ändern, man weiß sonst sofort, wer ich bin«, fügte er hinzu. »Kein Problem«, antwortete ich, »ich schreib einfach, du bist ein stadtbekannter Damenschneider.« Er nickte zustimmend, dann brachte er mich zum Regionalexpress.

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Noch vor der Stadtgrenze erreichte mich eine Message von ihm. »Wär super, wenn wir das nicht an die große Glocke hängen, neun Jahre und so.« Ich versicherte ihm meine Diskretion, gleichzeitig war ich jedoch ein wenig enttäuscht. Ich fühlte mich auf der Stelle weniger ihm close, eher wie Glenn Close. Wie selbstverständlich war ich davon ausgegangen, dass es sich bei der Sache mit dem Innenarchitekten um eine offene Beziehung handle. Auf einmal schien mir mein kleiner Ausflug in sein Wochenendhaus überhaupt nicht mehr so angesagt. Ganz im Gegenteil: Kein Sex ist so out-of-date wie ein Seitensprung, den immer ein Hauch Fünfzigerjahre umweht. Wer sich 2021 noch im Schrank versteckt oder von einem Privatdetektiv beschattet wird, sammelt definitiv keine Distinktionspunkte. Offenheit rules, und das nicht erst seit dem letzten Jahr. Und sie ist gekommen, um zu bleiben. Zu Hause zog ich mir die festen Hosen aus und eine Jogginghose an. Ich schwor mir, künftige Instagram-Hook-ups im Vorhinein auf ihre Beziehungs-Policy abzuklopfen und die Geheimniskrämereien endgültig zum Container zu bringen. Mode könne man kaufen, Stil müsse man schon haben, sagte immerhin Coco Chanel. Ohne die wäre es für Karl Lagerfeld nicht halb so gut gelaufen und die Jogginghose wäre nie derart in Verruf geraten. Genau genommen war Autumn-Winter ja schon immer SweatpantsSeason, und wer es nicht ehrlich und casual mag, hat vielleicht nicht die Kontrolle, aber ein bisschen im Leben verloren. joechl@thegap.at • @knosef4lyfe Josef Jöchl ist Comedian. Sein aktuelles Programm heißt »Nobody«. Aktuelle Termine sind unter www.knosef.at zu finden.

Ari Y. Richter

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Sex and the Lugner City Sex is great, but is it fashion?

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