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Ravers for Future

Clubkultur wird nachhaltiger

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N° 190

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AUSGABE DEZEMBER 2021 / JÄNNER 2022 — THE GAP IST KOSTENLOS UND ERSCHEINT ZWEIMONATLICH. VERLAGSPOSTAMT 1052 WIEN, P.B.B. | MZ 18Z041505 M


14. FEBRUAR 2022 WIENER STADTHALLE

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Medieninhaber: Barracuda Music GmbH, 1090 Wien • Hersteller: Print Alliance HAV Produktions GmbH, 2540 Bad Vöslau

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Editorial

Was für eine Zeit, um am Leben zu sein

Web www.thegap.at Facebook www.facebook.com / thegapmagazin Twitter @the_gap Instagram thegapmag Issuu the_gap

Herausgeber Manuel Fronhofer, Thomas Heher Chefredaktion Sandro Nicolussi Leitender Redakteur Manfred Gram Gestaltung Markus Raffetseder

Isn’t it ironic? Im ersten Heft dieses Jahres titelte das Cover noch von der vermeintlich abzusehenden Corona-Aftermath. Was würde wohl passieren mit der Gesellschaft und vor allem der (Sub-)Kultur dieses Landes – nach der Pandemie? Kaum vorstellbar war dabei, dass es sich dabei um eine derartige Zukunftsmusik handeln sollte. Nicht, dass keine der prognostizierten Schäden und Herausforderungen bereits Wirklichkeit geworden wären, aber eine derartig laue Zugabe würde man sich nicht mal von einer teilpensionierten Rock-’n’-Roll-Coverband erwarten. It is what it is und wir nutzen nun einfach die Möglichkeit, um aus diesem unabsichtlichen Antizyklismus eine Tugend zu machen, und legen direkt mit einer passenden Coverstory nach: Denn in der Clubkultur – für die bis Redaktionsschluss noch ein Lockdown vermutet wird – steckt eine Menge Nachhaltigkeitspotenzial. Bioökonom Bernhard Kastner unterstützt uns auf dem Weg, ein Kollektiv von REvA (ravers who are environmentally aware) zu werden. Das traditionelle Foto-Special dieser Ausgabe bringt die Rubrik »Prosa« in eine völlig neue Form, begleitet jene Fotograf*innen, die ihre Gesundheit für die Wahrung der Demokratie aufs Spiel setzten, und gemeinsam entdecken wir durch die Linse von etablierten Fotopersonen junge Talente. Außerdem wackelt die Zukunft des heimeligen Senders FM4 weiterhin, was Bernhard Frena zu einer Reminiszenz bewegte. Und weil es im vergangenen Jahr so »lustig« war, dass wir uns fast ein bisschen daran gewöhnt haben, spielen wir doch gemeinsam ein bisschen Terminbingo und schauen, welche Ankündigungen tatsächlich noch irgendwie halten. Bevor wir 2022 dann thematisch auf 25 Jahre The Gap einschwenken, ziehen wir uns hiermit in den Winter zurück. Stay safe, stay sane – wir sehen uns unter angenehmeren Umständen an gleicher, aber dennoch anderer Stelle wieder: ohne Seuchen, ohne Krieg.

Autor*innen dieser Ausgabe Michel Attia, Magdalena Augustin, Barbara Fohringer, Bernhard Frena, Susanne Gottlieb, Itta Francesca Ivellio-Vellin, Bernhard Kastner, Oliver Maus, Victor Cos Ortega, Dominik Oswald, Jana Wachtmann, Maximilian Weissensteiner Kolumnist*innen Imoan Kinshasa, Josef Jöchl, Christoph Prenner, Gabriel Roland Fotograf*innen dieser Ausgabe Fabian Gasperl Lektorat Jana Wachtmann Coverfoto Christopher Glanzl Anzeigenverkauf Herwig Bauer, Manuel Fronhofer, Sarah Gerstmayer (Leitung), Thomas Heher, Martin Mühl, Thomas Weber Distribution Andrea Pfeiffer Druck Grafički Zavod Hrvatske d. o. o. Mičevečka ulica 7, 10000 Zagreb, Kroatien Geschäftsführung Thomas Heher Produktion & Medieninhaberin Comrades GmbH, Stauraczgasse 10/4, 1050 Wien Kontakt The Gap c/o Comrades GmbH Stauraczgasse 10/4, 1050 Wien office@thegap.at — www.thegap.at Bankverbindung Comrades GmbH, Erste Bank, IBAN: AT39 2011 1841 4485 6600, BIC: GIBAATWWXXX Abonnement 6 Ausgaben; Euro 21,— (aktuell: Euro 19,97) www.thegap.at/abo Heftpreis Euro 0,— Erscheinungsweise 6 Ausgaben pro Jahr; Erscheinungsort Wien; Verlagspostamt 1052 Wien

Daniel Nuderscher

Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz www.thegap.at/impressum

Sandro Nicolussi

Chefredakteur • nicolussi@thegap.at @vorarlwiener

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Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber*innen wieder. Für den Inhalt von Inseraten haften ausschließlich die Inserierenden. Für unaufgefordert zugesandtes Bildund Textmaterial wird keine Haftung übernommen. Jegliche Reproduktion nur mit schriftlicher Genehmi­ gung der Geschäftsführung.

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Magazin

Ravers for Future Ansätze für eine nachhaltigere Praxis in der Clubkultur

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030 Spot on! Etablierte Fotograf*innen stellen Hidden Talents vor 036 Vollkontaktlinsen Wie Demo-Fotograf*innen ihre Sicherheit riskieren

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020 Michel’s Sound of Music 2022 Die 10 spannendsten Newcomer*innen aus Österreich 025 Ein Zuhause für die Subkultur Warum FM4 nie (nur) Jugendsender war 028 Schulterschluss und Community-Support Netzwerke von Musiker*innen für Musiker*innen

Didi Drobna, Dimitrijs Fjodorovs, Rania Moslam, Sarah Gerstmayer, Victor Cos Ortega

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Didi Drobna, Dimitrijs Fjodorovs, Rania Moslam, Sarah Gerstmayer, Victor Cos Ortega

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Sarah Gerstmayer Dass The Gap überhaupt erscheinen kann, liegt zu einem guten Teil an Sarah. Sie sorgt seit 2020 als Head of Sales dafür, »dass Kohle reinkommt«, wie sie selbst sagt. Nicht ganz unwesentlich für ein primär werbe­finanziertes Medium. Überdies kümmert sich der Rechtschreib- und Kinofan um Koops wie die beliebten The-Gap-Filmpremieren. Große Teile ihrer Freizeit verbringt die gebürtige Linzerin auf Konzerten, um sich österreichische Indie-Acts anzusehen, »weil sich die nicht hinter interna­ tionalen verstecken müssen«. Word!

Victor Cos Ortega

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Als Kunstkritiker und Fußballtrainer gibt sich Victor in seiner Kurzbio zu erkennen. Interessant. Dennoch ließen wir ihn nach seiner Bewerbungsmail unnötig lange auf eine Antwort warten. Aber, hey, es war und ist Pandemie! Was sein Studium der Kunstgeschichte betrifft, legt Victor Wert darauf, sich dort als »eingeschrieben« zu bezeichnen – was auch immer das andeuten mag. Der 24-jährige Heidelberger macht sein TheGap-Debüt mit dem »Golden Frame« dieser Ausgabe, wo er direkt mit kühnen Interpretationen jongliert.

065 Rubriken

»The Cut« ist The Gaps Antwort auf den »Bravo Starschnitt« unserer Jugend. In dieser und den kommenden Ausgaben liefern wir euch – in vier Teilen – einen Print der Künstlerin Verena Dengler. Einfach entlang der gekennzeichneten Linie ausschneiden und mit einem Klebemittel eurer Wahl zusammenfügen.

003 Editorial / Impressum 007 Charts 018 Golden Frame 044 Prosa: Didi Drobna 048 Gewinnen 049 Rezensionen 054 Termine

Kolumnen

Teil 4: The Gap #191

Verena Dengler studierte Druckgrafik an der Wiener Kunstschule und Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste Wien. In einer waghalsigen Unternehmung drucken wir ein Standbild aus ihrer animierten NFT-Sammelkarte zum virtuellen Groschenroman »Die Galeristin und der schöne Antikapitalist«. Pixelkunst, die im Original als GIF-Unikat erschienen ist.

006 Einteiler: Gabriel Roland 008 Gender Gap: Imoan Kinshasa 062 Screen Lights: Christoph Prenner 066 Sex and the Lugner City: Josef Jöchl

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Gabriel Roland

betrachtet die hiesige Modeszene Stück für Stück

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Einteiler Fein nudelig geschnitten Es ist nicht oft, dass die Erledigung seiner Aufgabe dem Kolumnisten einen Lokalaugenschein an einem Ort nahelegt, der kein Atelier oder Geschäft ist. Schon allein sich auszumalen, wie man vom Versuch der Beschreibung eines Kleidungsstücks zu einem fettigen Asia-Imbiss in der Praterstraße geführt wird und was das für ein Kleidungsstück sein müsste, ist nicht ganz einfach – zumindest bis man die Arbeit Christina Steiners für ihr Label Gon kennenlernt. Im Speziellen eine Kollektion, die sich ihren Namen mit der erwähnten Leopoldstädter Straßenküche teilt: Noodle House. Aber zurück in den raren Moment der VorOrt-Recherche da draußen im echten Leben: Mittels einer ebenso ausgiebig großen wie salzigen Portion knusprigen Huhns mit Eierreis und Teriyaki-Soße stellt sich das Noodle House nicht ohne Charme als Befriediger grundlegender Bedürfnisse vor: mit stetig brutzelnder Theke, schnörkellosem Personal und kargem Interieur bei eigenwilligem Grundriss. Niemand fällt durch sein Gewand auf, was also hat der Ort mit Mode zu tun, zumal mit ihrer von Gon praktizierten künstlerisch-konzeptuellen Spielart?

Davon ausgehend entwickelt sich aber auch der Gedanke, wie schön es sein kann, ein Kleidungsstück für genau einen Zweck zu haben. Wenn es normal ist, ein Hochzeitskleid für nur einen einzigen, hochspezifischen Anwendungsfall bereitzustellen, ist es doch genauso vertretbar ein Outfit nur dafür zu haben, um ins Noodle House zu gehen. Diese eher poetische als praktische Herangehensweise ist das Gegenteil von Uniform und zeichnet stattdessen den Alltag als Schauplatz von Ritualen, an deren Zufällen und Geheimnissen wir uns erfreuen und aufrichten können, wenn wir sie angemessen zelebrieren. Nicht vergessen also: Things will turn towards the bright side! roland@thegap.at • @wasichgsehnhab Der angemessene Ort, um die Produkte von Gon zu zelebrieren, ist der neu eröffnete Schauraum in der Marc-Aurel-Straße 5 in Wien, wo alle Einrichtungsgegenstände Kunstwerke sind. www.gonvienna.com

Zweckmäßig gewandet Das abgebildete Seidenkleid mit seinem historisch anmutenden Schnitt und den auf einem Muster aus Fischschuppen liegenden Glückskekszettelchen ist in Zusammenarbeit zwischen Gon und der Künstlerin Kerstin von Gabain entstanden. Die gemeinsame Kollektion war nicht nur inspiriert vom Noodle House, das die beiden gerne frequentieren, sie wurde auch inmitten dieses »careless and casual display of cultural globalism« (so der Begleittext treffenderweise) im Rahmen einer Performance mit weiteren Arbeiten Gabains präsentiert. Ein bisschen anekdotische Witzelei also?

Fabian Gasperl

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Charts Karin Wasner TOP 10

Retro-Fantasyfiguren in Nebenrollen 01 Die siamesischen Zwillingsschwestern (»Die Stadt der verlorenen Kinder«) 02 Rumpelwichte (»Ronja Räubertochter«) 03 Die Alraune (»Pans Labyrinth«) 04 Fidor (»Prinzessin Fantaghirò«) 05 Hoggle (»Die Reise ins Labyrinth«) 06 Steinbeißer (»Die unendliche Geschichte«) 07 Die Ritter vom Nie (»Die Ritter der Kokusnuss«) 08 Der Tod (»Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit«) 09 Elliot, das Schmunzelmonster 10 Zaphod Beeblebrox (»Per Anhalter durch die Galaxis«)

TOP 03

Sollte man gesehen haben 01 Nordlichter 02 Wie ein Kücken schlüpft 03 Lissabon Auch nicht schlecht: Aus dem Fenster schauen. Saisonal z. B. auf ein fröhlich frequentiertes Vogelhaus. Karin Wasner arbeitet als selbstständige Fotografin für verschiedene Magazine und als Fotoredakteurin im Falter Verlag.

Charts Ingo Pertramer TOP 10

Die besten Copyright-Angaben unter Bildern der letzten 30 Jahre 01 Pier Drama 02 Ingo Bergrammer 03 Herr Ingo 04 Ingolf Bertramer 05 Fotosissi 06 Peter Rigaud 07 Ingo Berndramer 08 Ingo Perghammer 09 Der Geile aus Wien 10 Ingrid Pertramer

privat, Dino Berghammer

TOP 03

Beschissenste Fahrräder der Welt 01 Tom Turbo 02 Tom Turbo 03 Tom Turbo

AB 16. DEZEMBER NUR IM KINO

Auch nicht schlecht Ein Schuss Thai Sweet Chili Sauce in die Hühnersuppe Ingo Pertramer ist Fotograf und vor allem – aber bei Weitem nicht nur – im Kulturbereich tätig. Sein zweites Standbein: Film und Video (z. B. »Ochs im Glas«).

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Imoan Kinshasa

beschäftigt sich hier mit den großen und kleinen Fragen zu Feminismus.

Seit meinen Kindertagen haben mich Berufe interessiert, die man klassisch als »Männerberufe« bezeichnet. Als Mädchen wollte ich Polizistin werden, wie mein Onkel. Später wollte ich Automechanikerin werden, weil mich das Schrauben an den Autos meines anderen Onkels faszinierte. Oft war ich mit meinem Opa auf seinen Baustellen, habe Ziegel geschleppt, Rasen gemäht und Bauschutt zusammengekehrt. Das alles war für mich keine Besonderheit, ich habe mir keine großen Gedanken darüber gemacht. Doch laut Patriarchat verstoße ich damit gegen meine Natur als Frau. Kürzlich veröffentlichte das Magazin National Geographic einen Artikel darüber, dass es vor 9.000 Jahren wohl keine festgefahrenen Genderrollen wie heute gab: Auch Frauen haben gejagt, während sich Männer um die Kinder kümmerten. Es war notwendig, Frauen über Jahrtausende zu gaslighten, damit das erfolgreichste Konzept des Patriachats, der Kapitalismus, aufgeht: Nur der Mann kann aufgrund seiner angeblichen körperlichen und geistigen Überlegenheit bestimmte Arbeiten erledigen. Frauen können nur putzen, kochen und die Kinder hüten. Diese Hackordnung ermöglichte es Männern, ihre Karrieren zu pflegen, Affären zu haben und die Welt zu ruinieren, ohne lästige Dinge wie Hausarbeit erledigen zu müssen. Und lange hielten wir das für die natürliche Ordnung der Dinge.

Schrödingers Frau? Als es bei mir dann wirklich ernst wurde und ich mich für einen Beruf entscheiden musste, war sofort klar, dass eine Frau sicher nicht Mechanikerin werden kann – egal wie talentiert und motiviert sie ist. Daher ging es an die Tourismusschule. Wenn auch widerwillig. Bei meinem ersten Pflichtpraktikum arbeitete ich in einer Hotelküche. In einem Team von circa zehn Köchen und Küchenhilfen war ich die einzige Frau. Einer riss einen Witz darüber, dass Frauen in der Küche eigentlich nichts verloren haben, weil sie zu sehr ablenken. Alle grölten vor Lachen. In der Mittags-

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pause verkündet der andere, dass Frauen in die Küche gehören. Wieder Gelächter. Der Einstieg in die Arbeitswelt warf bei mir viele neue Fragen auf. Gibt es Schrödingers Frau, die gleichzeitig außerhalb und in der Küche zu sein hat?

Wir können das Das Buch »Das Märchen von der Gleichheit: Frauen, Männer und die Zukunft der Arbeit« von Suzanne Franks erklärt mein Erlebnis: Der Beruf des Kochs hat lange Tradition und Prestige. Wenn es also um das kommerzielle Kochen geht, haben sich traditionell Männer in den Vordergrund gedrängt. Geht es um das erledigen einer Notwendigkeit wie das Kochen für die Familie, welches maximal mit einem »Danke!« entlohnt wird, dann sind die Frauen zuständig. Eine Tätigkeit hat also mehr Wert und ist »professioneller«, sobald sie ein Mann für Geld ausführt. Mittlerweile gibt es gezielte Kampagnen wie den Girls’ Day, bei dem Mädchen Betriebe besuchen, um in technische und handwerkliche Berufe reinzuschnuppern. Aber das allein reicht nicht, um diesen Arbeitsmarkt für Frauen zu öffnen. So gibt es kaum bis keine Teilzeitstellen als Maurer*in, Elektriker*in oder Kranführer*in – also so ziemlich alles, was außerhalb eines Büros stattfindet. Der Schrei nach weiblicher Repräsentation in sogenannten MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) wie Programmiererin oder Chemikerin ist besonders laut. Spätestens seit anderthalb Jahren wissen wir, wie wichtig ein reibungslos laufendes IT-System ist. So haben diese Berufe einiges an Prestige erlangt: #Girlboss. Die notwendige, aber dreckige, gefährliche und körperlich anstrengende Arbeit auf dem Bau, bei der Müllabfuhr und im Bergbau sind auch noch Männerdomänen. Für diese Berufe entscheiden sich noch immer wenige Frauen. Ist ein Beruf aber als Frauenberuf gelesen, dann ist es egal, wie dreckig und hart dieser Job ist. Niemand fragt sich, ob die OktoberfestKellnerin 14 Maß Bier (ca. 30 Kilo) heben kann.

Es ist einfach so. Aber wenn dieselbe Frau auf einer Baustelle einen Sack Zement (25 Kilo) schleppen soll, dann ist man sich nicht mehr sicher, ob das klappt. Ich bin heute Rettungssanitäterin. Bereits vor der Ausbildung wusste ich, was mich erwarten würde. Mir war bewusst, dass ich schwere Menschen umlagern und mehrere Stockwerke rauf- oder runtertragen muss. Trotzdem werde ich jeden Tag daran erinnert, dass ich eine Frau bin und dass das, was ich mache, komisch ist. Besonders die älteren Herren sind erstaunt, dass eine junge Frau ein Einsatzfahrzeug lenken darf. »Schaffst du das, Puppal?«, fragte mich ein »besorgter« Patient, den ich in den zweiten Stock tragen sollte.

Rollenbilder verwerfen Das sind harmlose Auszüge der Frauenfeindlichkeit und des Sexismus, den ich täglich im Dienst erlebe. Wenn ich Patient*innen auf die Wirkung ihrer Kommentare hinweise, beteuern sie, dass sie sich ja nur Sorgen um mich und meine Bandscheiben machen. Historisch gesehen wurden Frauen schon immer vor diesen sogenannten »dreckigen Jobs« »beschützt«. Aber wen interessieren eigentlich die wirklich harten Berufe? Niemand fragt Pfleger*innen, Gebäudereiniger*innen oder Kellner*innen, ob sie dieses oder jenes heben können. Niemand scheint bei Planung und Bau von öffentlichen Gebäuden besorgt, wie eine Mutter ohne Aufzug samt Kinderwagen in den zweiten Stock kommt. Kein Hahn kräht danach, welche organisatorische Meisterleistung Alleinerziehende (meist Mütter) tagtäglich hinlegen. Also lasst mich mit eurer falschen Besorgtheit um meinen körperlichen Zustand zufrieden. Es ist an der Zeit, alte Rollenbilder und Annahmen zu verwerfen: Frauen sind Männern nicht körperlich unterlegen. Frauen können sich nicht besser kümmern. Frauen sind nicht zerbrechlich. Stehen wir auf und tun was dagegen. Die Töchter dieses Landes haben Besseres verdient. kinshasaa@thegap.at @imoankinshasa

Roman Strazanec

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Gender Gap Schaffst du das, Puppal?

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Roman Strazanec

AK.AT/FÜRDICH

GLEICHE BEZAHLUNG #FÜRDICH Die Arbeiterkammer ist deine Stimme für gleiche Chancen. Deshalb fordern wir gleichen Lohn für gleiche Arbeit.

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Ravers for Future Ansätze für eine nachhaltigere Praxis in der Clubkultur Die Clubkultur versteht sich als Vorzeigemodell für ein diskriminierungsfreies gesellschaftliches Miteinander. Auch im deutschsprachigen Raum zielen ihre Akteur*innen nun immer mehr darauf ab, sich dem Kampf gegen die menschengemachte Klimakatastrophe und für eine rundum verträgliche Lebens- und Feierweise einzusetzen. In der ökologischen Dimension ist das ein schwer zu erfüllender Anspruch, in sozialen Fragen brilliert die Nacht dafür umso mehr. Ein Blick auf die Szene, die sich immer weiter ins öffentliche Bewusstsein schiebt. ———— »Die Kultur der Nacht, der elektronischen Musik, der Outdoor-Raves, der ranzigen Beislkonzerte, des losgelösten Feierns, kurz: die Clubkultur, zog in den letzten Jahren in den medialen und gesellschaftlichen Mainstream ein. Damit steht sie nun dort, wo es sich auch die Debatte um die Klimakrise gerade gemütlich macht. Das führt vielerorts zu Synergien und Bewusstseinsbildung, aber auch zu Kritik und Widersprüchen: Wie soll eine Kultur nachhaltig sein, die Wochenende für Wochenende Nebelfluid in Literangaben verpulvert, Shots aus Einwegbechern runterspült, und auf die Nacht wartet, um sie erst recht wieder fancy zu beleuchten? Wie erklärt man den Konsum von Drogen und deren entsetzliche Produktionsbedingungen? Die schlechte Nachricht ist: Genau genommen ist die Clubkultur in keiner Weise »nachhaltig«. Die paradoxe gute Nachricht ist allerdings, dass ausgerechnet in diesem verantwortungslosen Exzess eine Blüte der sozialen Nachhaltigkeit zu finden ist.

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Will man sich ernsthaft mit der Nachhaltigkeit der Clubkultur auseinandersetzen, muss man sich zuerst ein Bild davon machen, was mit diesem Begriff eigentlich gemeint ist. Das ist aber nicht so einfach, denn die wissenschaftliche Gemeinschaft debattiert darüber schon seit drei Jahrhunderten. Auf den derzeit gültigen minimalen Konsens hat man sich vor etwa 40 Jahren im sogenannten Brundtland-Report geeinigt: Nachhaltig ist, wenn bei der Nutzung einer Sache ihre sozialen, ökologischen und ökonomischen Grundlagen selbsterhaltungsfähig bleiben. Diese drei Säulen – sozial, ökologisch und ökonomisch – sind jeweils unersetzbar, wenn auch nur eine davon fehlt, funktioniert das ganze Konstrukt nicht mehr. Das bedeutet in der heutigen Welt, dass kaum etwas wirklich nachhaltig ist. Es gibt nur mehr oder weniger schädlich, sofern es sich dabei nicht um überlebensnotwendige Unternehmungen handelt.

Säulen der Nachhaltigkeit Die Geschichte der ökologischen Nachhaltigkeit beginnt mit Alexander von Humboldt vor rund 200 Jahren in Südamerika. Als er dort einen See und dessen umliegenden Hänge untersuchte, entdeckte er, wie die landwirtschaftliche Nutzung im Einzugsgebiet des Sees dessen Fähigkeit zur Wassernachbildung beeinflusste. Es dauerte aber bis in die 1960er, bis das Bewusstsein über diese Mensch-NaturBeziehung so weit verbreitet war, dass man das erste Mal von einer sozialen Bewegung

»Was die clubkulturelle Praxis in Individuen bewegt, resoniert in Wissenschaft, Wirtschaft und letztlich auch Politik.«

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011 Christopher Glanzl

Auch draußen tanzt es sich besser, wenn man auf sich und die Umwelt achtet.

sprechen konnte, die sich für einen strukturellen Wandel der Wirtschaftsordnung einsetzte. Auf ihre Initiative hin wurden umfangreiche Naturschutzgesetze erlassen, um Böden, Gewässer und Luft zu verbessern und schließlich mit der Verabschiedung der Sustainable Development Goals (SDGs) von den Vereinten Nationen ein Meilenstein erreicht. Nach wie vor wird in der politischen Arena darüber gestritten, ob beziehungsweise wie die Gesellschaft am besten zur Stabilisierung der globalen Ökosysteme beitragen kann. Das ist auch der Grund, warum fleischreduzierte Biokost zum woken Lifestyle gehört und freiwillige Konsumreduktion salonfähig werden muss. Damit Hand in Hand geht die Entwicklung der sozialen Nachhaltigkeit: Während Humboldt in den Anden herumkraxelte, krepierten in England die in den Teufelsmühlen der Fabriken entstellten Arbeiter*innen in den fäkalverseuchten Rinnsteinen der hochverdichteten Industriestädte an kohlestaub-

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durchsetzter Luft. Heute schreiben wir unter dem Begriff »soziale Nachhaltigkeit« gegen Leistungsdruck in der Popkultur an, setzen uns für faire Gewinnverteilung ein, propagieren Diversity und Equality, und finden es selbstverständlich, dass Frauen wählen dürfen. Im Vergleich zu den damaligen Verhältnissen sind unsere Probleme heutzutage – ja, genau – First World Problems. Dadurch haben wir aber gelernt, dass emotionaler Druck genauso existenzbedrohend sein kann, und wir haben ein Bewusstsein darüber erlangt, wie verantwortungsloser Konsum im globalen Norden ganze Gesellschaften im globalen Süden prägt. Bis eine glaubwürdige soziale Nachhaltigkeit erreicht ist, liegt noch ein weiter Weg vor uns. Die dritte Säule, die ökonomische Nachhaltigkeit, bedeutet prinzipiell, dass sich eine Unternehmung früher oder später einmal selbst erhält und vielleicht sogar Gewinn abwirft. Problematisch ist diese Nachhaltigkeit insofern, als dass ökologisch und sozial nachhaltige Ge-

schäftspraktiken heute in der Regel noch wenig wirtschaftlich sind. Öl- und Gasheizungen zählen zu den billigsten Wärmeproduzenten, Fleisch aus Massentierhaltung kostet weniger als Biofleisch, und je mehr chinesische Kinder und indische Mütter bei der Herstellung von Mobiltelefonen und trendy Fashion ums Leben kommen, desto billiger ist es, im freshesten Look durch die Innenstadt zu flanieren. Mit gutem Gewissen eine nachhaltigere Unternehmensbilanz zu zaubern, bedeutet in der Regel entweder von Förderungen abhängig zu sein oder hochpreisige Güter zu verkaufen – und das wiederum führt zur sozialen Frage der Leistbarkeit. Die Sache ist also äußerst komplex, lässt sich aber genauso angehen, wie eine große Reise: mit dem ersten Schritt. Der Betrieb eines Veranstaltungsraums verursacht Emissionen die vermeidbar sind, so viel steht fest. Das beginnt beim Eingang, wenn man an der Kassa das Eintrittsbändchen erhält und die Schutzfolie von dessen Klebe-

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streifen im A wie Abfall landet, und endet an der Hintertüre, wo über dem Notausgang die ungenutzte Abwärme aus dem Z wie zentralen Lüftungssystem strömt. Dazwischen liegen beispielsweise der Barbetrieb mit gastronomischen Angeboten aus möglicherweise zweifelhaften Produktionsverhältnissen und natürlich Licht und Ton als Stromfresser. Zu deren Verbrauch gibt es verschiedene Zahlen, die je nach Größe und Ausstattung des Clubs stark variieren. Im Schnitt verbraucht ein mittelgroßer Club pro Jahr rund so viel Strom wie 30 Zwei-Personen-Haushalte. Die genaue Menge hängt davon ab, wie oft und wie laut die Musikanlage läuft, was an Licht, Heizung und Lüftung installiert ist und so weiter. Für die komplette Ökobilanz kommen dann noch Abfallmanagement und andere Dinge hinzu, wie etwa die Stromquelle selbst: Der Innsbrucker Club Dachsbau hat dank günstiger Alpenlage mit 15.000 Kilowattstunden reinem Ökostrom einen anderen Fußabdruck, als ein Wiener Pendant, das über den Strommix auch tschechischen Atomstrom bezieht.

Inside the Machine Von der elektronischen Hardware made in China kann sich ein Club aber genauso wenig verabschieden, wie sich Eigenheimbesitzer*innen im Weinviertler Outback von ihrem Auto trennen können, weil sie in die Stadt zur Arbeit müssen. Sich ein Einfamilienhaus auf die grüne Wiese zu stellen, das konnte man in der Vergangenheit schon mal machen, jetzt ist es ökologisch fragwürdig. Aber wer dorthin geboren wurde, dem kann man schwer die Schuld am Klimawandel geben, nur weil der Schulbus noch mit Diesel fährt. Die meisten Rahmenbedingungen in unserem Leben haben wir uns eben nicht selbst ausgesucht. Anders formuliert: Die globale Technosphäre (sic!) operiert aktuell nicht nachhaltig und als Homo oeconomicus am Ende der Wertschöpfungskette ist man prinzipiell darauf angewiesen zu fressen, was einem die unbarmherzige Produktionsmaschinerie vor die Füße wirft. Allerdings: Es regt sich Widerstand. Bei einer Befragung durch Clubtopia, eine Initiative zur Ökologisierung der Clubkultur, in Berlin im Frühjahr 2018 (also noch vor der Gründung von Fridays for Future) haben sich satte 89 Prozent der 530 befragten Gäste von den Clubbetreibenden gewünscht, dass diese sich aktiv für eine umwelt- und klimafreundliche Clubszene einsetzen. 82 Prozent der Befragten wollen auch selbst dazu beitragen. Für Wien fehlen solche Zahlen zwar, in der Podiumsdiskussion beim Kick-off-Event von About Later, Wiens erstem Veranstaltungskollektiv, das sich explizit einer nachhaltigen

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Clubkultur verschrieben hat, war man sich aber einig, dass auch hierzulande die Stimmungslage ganz ähnlich aussieht. Nachhaltigkeit wird als etwas Positives wahrgenommen und, sich dafür zu engagieren, ist eine gute Sache. »Leute fühlen sich gut, wenn sie Gutes tun«, resümierte Penny Fox von der World Trash Foundation am Podium, »und eine solche Stimmung schlägt dann natürlich auf die ganze Veranstaltung um«. Wie schwierig es ist, bei all dem Feel-good den Blick fürs Wesentliche zu behalten, zeigte das Booking bei der anschließenden Party; das männerdominierte Line-up führte einmal mehr bekannte Probleme der sozialen Nachhaltigkeit vor Augen. In der ökologischen Dimension ist jetzt aber zumindest ein expliziter Anfang gemacht.

»Nachhaltigkeit und Klimawandel machen nicht an der Schwelle des Hedonismus Halt.« Dass Gutes zu tun guttut, spüren viele Veranstaltungskollektive schon. Sie nützen Carsharing-Angebote, teilen Lagerplätze, tauschen Deko und Technik. Bau- und andere Materialien werden so oft verwendet wie möglich. Snappies, Molton, wiederverwendbare Kabelbinder oder Draht, das sind die Gegenentwürfe zu Einwegprodukten. Manch ausrangierte Gegenstände erwachen

im Club zu neuem Leben. Upcycling ist nicht nur Methode, sondern auch Mode, Reparieren selbstverständlich. Die Leipziger Initiative Trash Galore hat diese Prinzipien vom Clubkontext heraus professionalisiert und wird mittlerweile sogar von großen Messen für die Wiederverwendung von Bühnen- und Dekoelementen angeheuert. Überhaupt lässt sich die Clubkultur als Teil der Sharing Economy bezeichnen. Sie demonstriert, wie mit einer Vielzahl individueller Entscheidungen die Paradigmen des herrschenden Systems schlichtweg ignoriert und antikonsumistisch eine Transformation vorangetrieben werden kann, die nebenbei auch noch Spaß macht. Damit steht sie in einer Reihe mit gesellschaftlichen Trends wie Tiny Living, emissionsfreier urbaner Mobilität, bewusster Ernährung und einem durch Corona katalysierten Regionaltourismus. Sie alle führen zu dauerhaften kulturellen Erneuerungen, die auf verändertem Konsumverhalten basieren. Wie weit dies bereits in die Gesellschaft ausstrahlt, zeigt der kürzlich publizierte »Leitfaden für nachhaltiges Feiern«, der im Zuge eines interdisziplinären Praktikums an der Grazer Karl-Franzens-Universität entwickelt wurde. Was die clubkulturelle Praxis in Individuen bewegt, resoniert in Wissenschaft, Wirtschaft und letztlich auch Politik. Die Crew rund um das niederösterreichische Soundsystem Shalamanda HiFi ging sogar so weit, eine eigene Firma zu gründen. Weil es das Dub-Kollektiv satthatte, auf seinem sonst nachhaltigen Festival stinkende Chemietoiletten aus Plastik stehen zu haben, hat es seine eigenen Mobiltoiletten entworfen. Fünf Jahre später ist aus dem Hippie-Startup Öklo, ein bekanntes Vermietungsservice für nachhaltige Komposttoiletten geworden. So

Christopher Glanzl

Nebel, Sound, Lüftung, Licht: Clubkultur bedeutet auch Konsum, Müll und Emissionen.

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Christopher Glanzl

Ab Silvester 31.12.2021 österreichweit im Kino! Nach »MEIN HALBES LEBEN« und »NÄGEL MIT KÖPFEN« die Fortsetzung der KULTSERIE von MARKO DORINGER

viel ökologischen Idealismus in das eigene Unternehmen zu stecken, ist nicht jedermanns Sache, aber es kommt vor. Die Wiener Clubszene sieht die Angelegenheit recht pragmatisch. In den Städten, wo vielfältige Nutzungsansprüche an den öffentlichen Raum und sommerliche Hitzewellen das Thema Nachhaltigkeit besonders greifbar machen, sind einschlägige Initiativen öffentlichkeitswirksam und damit auch ein Hebel für Förderungen. Das Wiener Fluc am Praterstern hat kürzlich beim Programm »Neustart Kultur» des Bundes eingereicht, wie der dortige Musikverantwortliche Peter Nachtnebel berichtet. Angesucht wurde um einen sechsstelligen Betrag, mit dem rund um die geplante Begrünung des Pratersterns auch eine FotovoltaikAnlage am Clubdach finanziert werden soll.

Verzwickte Abhängigkeiten In der Szene bewegen sich also finanzielle Beträge, die teilweise kein Kleinvieh mehr sind, und in der Summe machen sie erst recht ordentlich Mist. Das wird besonders deutlich bei den Kleinstinvestitionen der Gäste, die sich insgesamt zu einem wesentlichen Geschäftsfaktor ausweiten: »Ein Nachtlokal macht den Großteil seines Umsatzes mit dem Getränkeverkauf«, erklärt Walter Gössinger vom Getränkegroßhandel Juicebrothers. Das Unternehmen setzt in seinem Sortiment einen Schwerpunkt auf ökologisch nachhaltig und fair produzierte Erfrischungen. »Wenn ein Club Getränke einkauft, die nicht von einem multinationalen Konzern und seinem neoliberalen Geschäftsmodell stammen, dann macht das schon einen Unterschied«, so Gössinger weiter. Als österreichischer Club kann man für Hersteller*innen aus der Region zu einem wichtigen Standbein werden, Getränkeriesen, die für schlechtes Geld am Ende der Welt produzieren lassen, wirft man damit aber nicht aus der Bahn, wie Frederik Lordick vom Club Dachsbau und der Innsbruck Club Commission erläutert: »Wir versuchen, bei allen Produkten keinen Konzern zu führen, der verwerflich ist. Ab einer gewissen Größe des Clubs ist man aber oft gezwungen, auf gewisse Alternativen zu verzichten.« Konkret betrifft das Getränkehersteller, deren Logos in vielen Clubs prangen. Sie machen den wirtschaftlich oft schwierigen Betrieb durch Sponsorings möglich, nehmen damit aber die Betreibenden in der Mangel und halten ihre Getränke im Sortiment. Solche einseitigen Abhängigkeitsverhältnisse sind nicht gerade ein Aushängeschild für die Clubkultur, die in puncto sozialer Nachhaltigkeit ansonsten ein Vorzeigemodell für ein wertschätzendes Miteinander ist. Während einer Veranstaltung lebt man nämlich in

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WENN UND ABER

Um sich selbst zu verwirklichen, muss man erst mal wissen, was man will.

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einer anderen Welt in der zunächst viel anti daherkommt: Antisexismus, Antirassismus, Antikapitalismus, Antifaschismus – kurz: Antidiskriminierung. Niemand soll schlechter behandelt werden, weil man sich abseits einer erfundenen Norm befindet. Wie von unsichtbarer Hand entwickelt sich aus diesem Paradigma ein Pro-Verhalten: pro Einvernehmlichkeit, pro Entscheidungsfreiheit, pro Freiwilligkeit. Während »draußen« Konkurrenz und Wettbewerb das gesellschaftliche Gefüge unter dem Leitbild von Leistung und Erfolg zusammenkitten, halten »drinnen« Wertschätzung und Kooperation ein aufgeschlossenes Zusammensein aufrecht. Im Club entwickelt sich ein neues »Normverhalten«, das nachhaltig beeindruckte Besucher*innen in ihre andere, alte Normalität hinaustragen. Allerdings ist das vor den Kulissen gelebte Ideal noch immer in die historisch gewachsenen Strukturen der Gastro- und Kulturbetriebe eingebettet und leidet damit häufig unter neoliberaler Verwertungslogik: prekäre Anstellungsverhältnisse, sexistische und hierarchische Arbeitsbedingungen, abstruse Arbeitszeiten, Fremd- und Selbstausbeutung. Um diesen Missständen wirksam entgegenzutreten, ist ein gemeinsames Vorgehen vonnöten.

Die institutionelle Ebene Clubkultur ist nicht mehr nur Nische, sondern für viele Menschen Arbeitsplatz, Zufluchtsort, Entspannungsmöglichkeit, Passion und Lebensmittelpunkt. Ein geeinter Auftritt ist in der Clubkultur mitunter schwierig, aber in der politischen Arena notwendig. Die Club Commission Berlin besteht darum bereits seit 20 Jahren und im vergangenen Jahr zog auch die Stadt Wien nach. Als öffentlich finanzierte Service- und Beratungsstelle wurde die Clubkultur mit der Vienna Club Commission politisch gewürdigt. Eine weiterführende Finanzierung wurde von der Stadt Wien bereits

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zugesichert, die offizielle Ausschreibung für die Nachfolge des im November auslaufenden Pilotprojekts lässt allerdings vor dem zweiten Coronawinter noch auf sich warten. Die erst kürzlich ins Leben gerufene Szenegewerkschaft Deck und die als Reaktion auf das pandemieverstärkte künstlerische Prekariat gegründete IG Club Kultur dürften damit weiter an Bedeutung gewinnen. Das Commission-Pendant in Innsbruck besteht weiterhin ohne Unterbrechung, ist aber wegen der Ehrenamtlichkeit seines Engagements strukturell kaum nachhaltig, wie Frederik Lordick betont. Beide Beratungsstellen seien in ihrer bisherigen Funktionsperiode noch kaum von Clubs zu Maßnahmen der Nachhaltigkeit angefragt worden – allerdings agierten beide seit ihren Gründungen Anfang 2020 quasi durchgängig im Pandemiemodus. Martina Brunner und Laurent Koepp von der Vienna Club Commission reflektieren ihre Arbeit in Richtung Nachhaltigkeit hauptsächlich über die soziale Perspektive. Auf www.viennaclubcommission.at finden sich sowohl Leitfäden zu Barrierefreiheit und Gender Equality als auch zu Schallemissionen und Müllvermeidung. »Wer auch immer die VCC in Zukunft leiten wird, der Anspruch an eine Expertise in Richtung Nachhaltigkeit aller Art wird auf jeden Fall immer wichtiger«, stimmen Koepp und Brunner überein. Weit über diese lokalen Best Practices hinaus bildeten sich überregionale Zusammenschlüsse wie beispielsweise die Green Music Initiative in Deutschland. Sie möchte, so wie die global agierende NGO Music Declares Emergency, die sich ebenfalls aus dem Club- und Live-Musik-Bereich entwickelte, einen alternativen Betrieb zur Emissionsminimierung – und weiters bis hin zu Gagenfairness für Acts – etablieren. Auf den ersten Blick fällt es schwer, alle nächtliche Feierei unter den einen Hut der Clubkultur zu bringen. Zwischen funda-

mental-widerständigem Anarcho-Tekk und mainstream-fähiger EDM liegen allein in Wien schon Welten – darüber hinaus sitzen eigentlich auch Festivalveranstaltende, Messebetreibende und Outdoor-Ravende im selben Boot. Die gesellschaftliche Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit greift aber schon von Haus aus auf zwei Ebenen: Zum einen sorgt der längst überfällige Umbau hin zu einer ökologisch nachhaltigeren Club- und Feierkultur für weniger Umweltverschmutzung und zum anderen lassen neue Kooperationen auf dem Weg zu diesem gemeinsamen Ziel in branchenübergreifenden Solidargemeinschaften eine sozial nachhaltigere Praxis gedeihen.

Die Richtung stimmt! Nachhaltigkeit und Klimawandel machen nämlich keineswegs an der Schwelle des Hedonismus Halt. Die Beständigkeit der Clubkultur hängt deshalb letztlich auch davon ab, ob diese imstande ist, das postpandemische Momentum für eine nachhaltige Transformation zu nutzen. Es scheint wenig Zweifel daran zu geben, dass die »alte Normalität« Vergangenheit ist. Eine Subkultur, die den Trend der Nachhaltigkeit und ihre drei Säulen nicht internalisiert, wird kaum von Bestand sein. Die Dringlichkeit des Klimawandels erfordert konsequentes Handeln auf allen Ebenen. Vor uns liegt nicht nur eine Zeit der technischen Lösungen für eine Wirtschaft, die außer Kontrolle geraten ist, sondern auch und vor allem eine Zeit des gesellschaftlichen Wandels. Was sich die Zivilisation seit Humboldt und der industriellen Revolution angelernt hat, ist nun wesentlich zu überdenken und neu zu gestalten. Auch die Clubkultur ist Teil dieser notwendigen Entwicklung. Sie ist nicht nur ein Resultat des konsumistisch-hedonistischen Konstrukts und damit ein Teil des Problems, sondern auch ein Teil der Lösung. Wie kaum eine kulturelle Bewegung ist sie offen und progressiv, besonders in ihrer sozialen Dimension – und darin liegt ihre größte Chance. Bernhard Kastner & Sandro Nicolussi

Bernhard Kastner ist wissenschaftlicher Koordinator für nachhaltige Wirtschaftsentwicklung an der Universität für Bodenkultur in Wien. Unter seinem Alias Ernst Huber geistert er als engagierter Gast und kritischer Mitveranstalter seit einigen Jahren durch die Wiener Clubkultur. Aktuell residiert er als DJ Ernstl beim Kulturverein Untere Willkyr. Co-Autor Sandro Nicolussi ist Chefredakteur von The Gap und ebenfalls in der Clubkultur verwurzelt.

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Sigrid Viir »Destination Superlative«, 2019, Foto: Simon Veres The_Gap_190_010-047_Story_FIN_BBA_mf_.indd 19

Sigrid Viir deckt in der Ausstellung »False Vacationer« die Untergrabung von Freizeit durch ein System auf, das den Selbstoptimierungswahn und verdeckte Arbeit fördert. Präzise und gewitzt wird das Streben nach ständigem Fortschritt hinterfragt. Ein Plädoyer für reuelosen Müßiggang. ———— »Beim false vacationer verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit. Das Office wird zum Homeoffice, der Urlaub wird zum Power-Nap. Sigrid Viir greift damit einen ganz aktuellen Diskurs auf und analysiert in einer reduzierten, aber intelligent pointierten Neuauflage ihrer Ausstellung von 2019 (EKKM, Tallin) die Implikationen eines Arbeitskults, der an weltanschauliche und lebensphilosophische Grundsätze gebunden ist. Es stellt sich nicht nur die Frage nach dem Verhältnis von Leben und Arbeit, sondern auch nach der Möglichkeit einer Loslösung vom ewigen Schaffensdruck der Konsumund Produktionsgesellschaft. Der Begriff ist Roland Barthes »The Writer on Holiday« (1954) entlehnt: Hier scheint die Figur des false vacationers, ein Schriftsteller, weder je zu arbeiten, noch zu ruhen. Sogar am Strand liest er noch Bücher. Er ist ein false worker und also ein false vacationer. Was hier noch auf einige wenige, vor allem kreative und von der Bourgeoisie romantisierte Berufe zutraf, ist mittlerweile Realität großer Teile dessen was »zeitgenössische Arbeit« ausmacht: Flexibilität und Verfügbarkeit, Eigenverantwortung, unbezahlte Arbeit und Identifikation mit dem Job. Gleichermaßen ist auch der »zeitgenössische Urlaub« betroffen, der zielorientiert in Angriff genommen wird, sei es als konsumgesteuerte Schnitzeljagd auf gute Fotos zur Profilierung und Bereicherung oder als explizite Verweigerung des Produktionszwangs. Als Analyse des Problems liefert Viir eine schematische Darstellung der passenden Stichworte in einem Diagramm (»Souvenirs of the False Vacationer«, 2019). Die Einhaltung sachlicher Distanz lässt die verzwickte Tragik des Konflikts fast komisch erscheinen: Wie lässt sich Urlaub mit einem ökologischen Bewusstsein gestalten? Wie der Ausbeutung des eigenen Arbeitsethos und sozialen Engagements entgehen? Die Arbeit »Destination Superlative« (2019) überspitzt das Fotografieren, das so eng mit der Idee von Urlaub verkuppelt ist, zur endlosen und sinnentleerten, kitschigen korinthischen Säule vor dem Farbverlauf eines Abendhimmels aus dem Grafikprogramm. Fotografieren als unreflektierte Reaktion auf Arbeitslosigkeit und Form der Aneignung der Welt (Susan Sontag, »On Photography«, 1977). Bei aller Sensibilität, die sich die Ausstellung für subtile Zwischentöne innerhalb der Vereinbarung eines Arbeitsauftrags und Schaffensdrangs (Stichwort: Berufung) mit der Idee der Selbstgenügsamkeit des Lebens beibehält – das ist ein beißender Kommentar der zeitgenössischen Kultur: Office is Victor Cos Ortega not a place – it’s a feeling.

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Sigrid Viir »False Vacationer« Rast’ ich, so rost’ ich

Sigrid Viir studierte Fotografie und Medienkunst an der Estnischen Kunstakademie und der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Ihre Arbeit wurde mehrfach ausgezeichnet. Die Ausstellung »False Vacationer«, kuratiert von Maarin Murky, war 2019 im EKKM in Tallinn zu sehen und ist nun in kleinerem Umfang bis zum 23. Dezember bei Koenig2 by_robbygreif in Wien.

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Michel Attia gilt als »einer der Kenner des Musik- und Szenegeschehens« (Rainer Krispel in The Gap 057). Er ist Head of Booking & Events bei Radio FM4 und zählte zu den ersten TheGap-Redakteur*innen überhaupt. Für die letzte Print-Ausgabe in diesem Jahr hat er für uns die seiner Meinung nach erfolgversprechendsten österreichischen Acts 2022 zusammengestellt. ———— Die zehn Acts in dieser Liste zählen meiner unbescheidenen Meinung nach aktuell zu den aufregendsten Must-Watch-Talenten aus Österreich. Im Wesentlichen gab es nur ein einziges Kriterium, um als Newcomer*in zu gelten: Es darf noch kein Album erschienen sein. Alles andere ist Gefühlssache. Aber worum genau geht es bei Michel’s Sound of Music 2022? Angelehnt an die legendäre Shortlist der BBC (»Sound of …«) geht es in erster Linie darum, Potenziale aufzuzeigen – kreative und künstlerische, professionelle und exporttaugliche. Ich wage mich an ein Best-of aus zwei Welten: Musik und Business, die sich seit geraumer Zeit mehr und mehr verschränken. Es geht natürlich um die Musik an sich, aber auch um deren kommerzielle Verwertbarkeit. Es fällt auch dieses Jahr auf, wie jung die meisten Musiker*innen in dieser Liste sind (alle deutlich unter 30, zwei sogar deutlich unter 20). Wie hoch der Anteil an Musikerinnen mittlerweile ist (sechs von zehn). Wie wichtig die deutsche Sprache im Pop geworden ist (sieben von zehn). Wie der österreichische mit dem deutschen Rap-Underground immer mehr verschmilzt (u. a. Bibiza, Eli Preiss, Boloboys aus Berlin – deren zweiter Hauptwohnsitz gefühlt mittlerweile Wien ist). Und wie selbstverständlich und mühelos die diversen Hip-Hop-Genres gemixt werden – diese New Wave bestimmt auch die diesjährige Bestenliste. Es ist schön zu beobachten, dass neue Musik aus Österreich und das Set-up drumherum international geworden sind. Diese Top-Ten-Liste soll dazu beitragen und Lust machen reinzuhören – egal ob als Music-Lover oder Professional … Michel Attia

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Was ist bei den letztjährigen Top 3 passiert? Florence Arman (Platz 1), Oska (Platz 2) und Sharktank (Platz 3) sind beim Reeperbahn Festival aufgetreten, Florence Arman und Oska wurden sogar beide für den Anchor – Reeperbahn Festival International Music Award nominiert. Damit waren zwei von sechs nominierten internationalen Acts aus Österreich. Wer hätte das noch vor wenigen Jahren für möglich gehalten? Zudem waren alle drei Acts bei den Amadeus Austrian Music Awards in den Kategorien Alternative (Oska, Sharktank), FM4 (Florence Arman, Oska) bzw. Songwriter*in (Florence Arman) nominiert; Oska und Sharktank hatten auch einen Auftritt in der – was die Zuseher*innenzahlen betrifft – leider ziemlich gefloppten Award-Show. Weitere Highlights waren der Einstieg des Debütalbums »Get It Done« von Sharktank auf Platz 10 der Austria Top 40, Oskas starke Streaming-Zuwächse in Holland, Deutschland und im UK sowie Florence Arman mit »Out of the Blue« erstmalig auf Platz 1 der FM4-Charts – und der Gewinn des XA – Export Awards beim Waves Festival, quasi im Vorbeigehen.

Amine Sabeur, Rob Luethje, Viktoria Zoe

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Michel’s Sound of Music 2022 Die 10 spannendsten Newcomer*innen aus Österreich

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Amine Sabeur, Rob Luethje, Viktoria Zoe

Eli Preiss Platz 1 und 2 gehen dieses Jahr zwar an Sony Music Deutschland (bzw. Columbia und RCA), aber Universal Music Österreich lässt nicht locker und hat mit der 22-jährigen Elisabeth Preiss alias Eli Preiss viel vor. Und sie hinterlässt tatsächlich ziemlich viel Eindruck im R&B- und HipHop-Game: empowering und emotional, unverstellt und ursympathisch. Anfangs hat sie noch englisch gesungen, doch mit der Zeit hat sich die deutsche Sprache bei ihr durchgesetzt. Der künstlerische Austausch mit diversen Artists aus dem Rap-Underground in Österreich (und immer mehr auch in Deutschland) ist ihr wichtig – was sie verbindet ist nicht die Hood, sondern die Mood. Selbst die Mutter wird supportet – in »Danke Mami« bedankt sie sich »für die Grübchen, meine Locken und den Body / Dank dir bin ich kein Dummy« und zeigt ihren allerersten Fan im dazugehörigen Video stolz her. Die kommenden Singles sind jedenfalls musikalisch noch mal stärker und textlich noch mal ausgefeilter. Eli Preiss springt von Level zu Level zu Level und ich bin schon sehr gespannt, wie das Debütalbum nächstes Jahr einschlagen wird. Denn einschlagen wird es um jeden Preiss.

Bibiza Franz Bibiza alias Bibiza hat es letztes Jahr knapp nicht in die Top Ten geschafft, wurde aber namentlich schon als heißer Kandidat für die Zukunft erwähnt. Mittlerweile bin ich mir sicher: Es wird 2022 keine*n heißere*n Newcomer*in aus Österreich geben. Nach 16 Singles – darunter »Quarantäne Song« und »So bei mir« an der Spitze der FM4Charts – und drei Mixtapes wird im Dezember ein Indie-Album (»Lebe wie ein Hippie«) erscheinen und schon wenige Monate später soll das erste reguläre Album folgen. Das sagt viel über die schnelle, flexible Arbeitsweise und musikalische Bandbreite des 22-jährigen Wieners aus. Wer glaubt Yung Hurn (inklusive seiner Love Hotel Band) sei vielfältig, sollte sich unbedingt mal näher mit Bibiza auseinandersetzen. Dessen Musik ist nicht nur nachhaltiger, sie ist auch einfach viel lässiger. Er jongliert mit diversen Hip-Hop-Styles und bewegt sich dabei irgendwo zwischen Old School, Trap und Grime, serviert mit einem Indie-Rock-Sahnehäubchen obendrauf. Seine Texte sind authentisch und sein Flow scheinbar mühelos. Vor Kurzem hat er – übrigens bis heute ganz ohne Management – einen fetten Deal bei Columbia Deutschland unterschrieben. Nach Bibu kommt jetzt Bibi.

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Esther Graf Wenn schon deutschsprachiger Mainstream-Pop, dann bitte genau so, wie Esther Graf das macht. Die 23-jährige Kärntnerin lebt seit einem Jahr in Berlin, sie modelt, sie moderiert (bei Radio Fritz), aber vor allem singt sie und schreibt Songs. Für sich selbst und zusammen mit namhaften Acts wie Bausa oder Katja Krasavice. Ihr Deutsch-Pop hat einen starken R&B- und Hip-Hop-Vibe und ist durchaus leichte Kost – dennoch hat der Sound einen sehr eigenen Charme. Keine Ahnung, wann ich das letzte Mal so unverschämt naiven Bubblegum-Pop wie »Bum Bum Eis« aus Österreich gehört habe, die 80er-Jahre-Synthies sorgen jedenfalls sofort für gute Laune und sogar das Saxofon am Ende macht Spaß. Sie ist in Deutschland bei RCA unter Vertrag und hat mit Feature-Artists wie Alligatoah (»Mit dir schlafen«) oder Olexesh (»Weck mich auf«) bereits starke Supporter an ihrer Seite. Esther Grafs wohl größter bisheriger Erfolg ist ihr Beitrag zur aktuellen, internationalen Weihnachtskampagne von Apple, einer exklusiven Coverversion des Shakin’-Stevens-Klassikers »Merry Christmas Everyone«. In Österreich wird sie bis jetzt leider kaum wahrgenommen, aber das wird sich nächstes Jahr definitiv ändern.

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Oskar Haag Der Kärntner Oskar Haag ist seit Kurzem 16 Jahre alt und damit der jüngste Act in diesen Top Ten (knapp gefolgt von Ness). Angeblich hat er erst im ersten Corona-Lockdown angefangen Gitarre zu spielen, Lieder zu schreiben und diese dann im Kinderzimmer am Computer aufzunehmen – und auf Soundcloud hochgeladen. Das ist relativ schwer zu glauben, wenn man sich die durchdachten Indie-Songs anhört. Das Talent hat er wohl von seinem Vater Oliver Welter geerbt, seines Zeichens Sänger und Frontmann der Indie-Helden Naked Lunch. Klingt natürlich klischeehaft, ist aber die einzig mögliche Erklärung. Sein erstes Konzert hat der Liedermacher beim Wiener Popfest gegeben und ausnahmslos alle, die ihn da live erlebt haben, wussten sofort: Da sitzt ein junges Popwunder mit Gitarre und Laptop vor ihnen. Label macht er selber, Sony Music Österreich macht den Vertrieb, Management sucht er noch, da stehen aber eh schon einige Schlange. Seine Debütsingle »Stargazing« wird leider erst kurz nach Erscheinen dieser Top Ten veröffentlicht, das Album kommt dann nächstes Jahr. Er wird uns jedenfalls noch lange erhalten bleiben, so viel steht fest.

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Verifiziert Die Songs der 24-jährigen Wienerin Verena alias Verifiziert klingen so, wie sie ist: jung, heartbroken und on the run. Ihre deskriptiven Alltagsbeobachtungen sind so einfach wie charmant und lassen direkt an ihrem Leben teilhaben. Sie findet die richtige Balance irgendwo zwischen treibend und melancholisch und unterscheidet sich mit ihrem eigenständigen Cloud-Pop so von vielen anderen in diesem Genre. Die Releases werden über Columbia Deutschland vertrieben und ihr bis dato größter Hit »Rotkäppchen« – eine Kollabo mit Florida Juicy und Longus Mongus – hat vor Kurzem die 1,5 Millionen Streams auf Spotify geknackt. Mit ihrer vorletzten Single »Tschick« war sie zum ersten (aber sicherlich nicht zum letzten) Mal in den FM4-Charts vertreten. Nach ihrer ersten EP »Sonntag 17:00« ist kürzlich das neue Tape »40100« erschienen und für nächstes Jahr ist auch schon ihr Debütalbum geplant. Würde mich nicht wundern, wenn ich mich schon bald ärgere, dass ich Verifiziert nicht noch weiter oben in der Bestenliste platziert habe.

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Martin Hintermayer, Michelle Rassnitzer, Kayra Aslan, Michael Würmer

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Ness Die 16-jährige Niederösterreicherin Vanessa Dulhofer alias Ness hat bei der letzten Staffel von Österreichs größter Castingshow »Starmania« zwar »nur« den dritten Platz gemacht, aber spätestens seit dem überragenden Erfolg der Zweitplatzierten aus der ersten Staffel wissen wir, dass das nicht allzu viel heißen muss. Die Streaming-Plattformen (vor allem Spotify) unterstützten den Publikumsliebling von Anfang an mit starken Editorial-Platzierungen und auch Ö3 hat ihre ersten beiden gefühlvollen Deutsch-Pop-Singles »Deine Richtung« (mittlerweile insgesamt mehr als eine Million Streams) und »Isso« gespielt. Überhaupt hat Ness bereits eine beachtliche Fanbase – nicht nur auf den Socials, sondern auch in der LGBTIQ+-Community. Das haben auch die Majors mitbekommen, die sie entsprechend umwerben. Die neue Single »Schuhe« erscheint demnächst und das Debütalbum ist für den Herbst 2022 anvisiert. Mit ihrer markanten Stimme, ihrem Talent und ihrer klaren Haltung ist Ness – neben dem »Starmania«-Zweitplatzierten Fred Owusu – eindeutig der interessanteste Act aus der diesjährigen TV-Show.

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Martin Hintermayer, Michelle Rassnitzer, Kayra Aslan, Michael Würmer

Sophia Blenda Sophie Löw alias Sophia Blenda hat nicht nur das Artwork für das kommende Debütalbum von Nummer 10 in dieser Liste gemacht, vor allem machte sie in den letzten Jahren bereits als Culk-Frontfrau von sich Reden. Musikalisch präsentiert sich die Multiinstrumentalistin solo etwas reduzierter und düsterer, aber ihre betörende Stimme bleibt natürlich. Ich musste beim Hören des Albums oft an zwei wunderbare Musikerinnen aus Österreich denken: Gustav (Sprache, poetische Texte, Gesellschaftskritik) und Soap & Skin (Klavier, Synthesizer, knarzige Beats). Sehr speziell und spannend was die 26-jährige Niederösterreicherin da macht. So spannend, dass PIAS Deutschland – dessen Chef Stefan Strüver übrigens als Erster kommentiert hat, als ich letztes Jahr die Bestenliste auf Facebook geteilt habe (»Wer noch keinen Deal hat, bitte bei mir lang schicken ;)«) – auf sie aufmerksam wurde und ihr Album nächstes Jahr veröffentlichen wird. Ihre Debütsingle »Wie laut es war« erscheint erst kurz nach Erscheinen dieser Top Ten, es gibt also leider noch nichts zu Hören. Zur zweiten Single »Wo bleib ich« wird es im Frühjahr dann die ersten Konzerte geben. Und Sophia Blenda wird auch auf den Bühnen einen blendenden Eindruck machen.

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Apollo Sissi Der 23-jährige Oberösterreicher Christoph alias Apollo Sissi wird nächstes Jahr mit seinem Sound Aufmerksamkeit erregen. Der Leftfield-Rapper arbeitet größtenteils mit dem Produzenten Alex The Flipper (u. a. Mavi Phoenix) zusammen und das hört man auch: eigenständig und edgy, aber momentan vielleicht nicht besonders trendy. Damit tanzt er etwas aus der Reihe – was ich durchaus sympathisch finde. Nach einer flockigen Debütsingle wie »Partner in Crime« einen fast schon dramatischen Song wie »Augen rot« nachzulegen muss man sich mal trauen. Sein Album »Shady & schön« erscheint im Mai nächsten Jahres, bis dahin kommen aber noch fünf Singles (up next: »Maradona«) und das Livedebüt steht für 2022 auch an. Sein Indie-Label Vienna Hollywood wird von A Million vertrieben, der bekannteste Partner im Vertriebs-Crime ist damit kein Geringerer als Apache 207. Wie der Apollo Sissi findet, konnte ich zwar leider nicht herausfinden, die Voraussetzungen für einen guten Start sind dennoch gegeben: Das Management von Bilderbuch kümmert sich mittlerweile um ihn.

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Mit Nenda Neururer alias Nenda ist der musikalisch vielleicht stärkste Act auf dem achten Platz, obwohl sie eigentlich meine persönliche Number One ist. Die 26-jährige Tirolerin mit Wohnsitz in London ist einfach unpackbar cool: Wie sie die Songs locker aus dem Ärmel schüttelt, die englische Sprache mit der deutschen (bzw. Tirolerisch) kombiniert und gesellschaftspolitische Themen in ihren funky Hip-HopTracks anspricht, fasziniert mich jedes Mal aufs Neue. Und das beeindruckende Video zur Debütsingle »Mixed Feelings« muss man sowieso gesehen haben. Das alles hat durchaus internationales Potenzial. Leider konzentriert sich das Multitalent aktuell auf ihre vielversprechende Schauspielkarriere – nächstes Jahr ist sie beispielsweise in einer Hauptrolle in der Serie »The Rising« auf Sky zu sehen. Das ist natürlich ebenso außergewöhnlich, spielt hier aber keine große Rolle (darum auch der achte Platz). Sie hat ihr eigenes Label, kein Management und ist noch nie live aufgetreten (das wird sich 2022 hoffentlich ändern). Es gibt bisher nur zwei Singles und ich kann es kaum erwarten, dass Anfang nächsten Jahres endlich wieder eine neue Nummer von Nenda erscheint.

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Doppelfinger Wenn man Richtung Übersee schaut ist die Art von Folkmusik, die Clemens Bäre alias Doppelfinger macht, aktuell ziemlich angesagt und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis der Trend auch zu uns überschwappt. Acts wie Phoebe Bridgers, Big Thief und Bon Iver (mit oder ohne Taylor Swift) zählen zu seinen musikalischen Einflüssen. Speziell unter den Musiker*innen wird der 24-jährige Oberösterreicher für sein Songwriting und sein MundharmonikaSpiel gelobt und Sophie Lindinger (My Ugly Clementine, Leyya) hat sich so sehr in seine Musik verliebt, dass sie das Mixing für sein Album übernehmen wird. Außerdem spielt er in der Liveband von Oska (letztes Jahr Platz 2 in dieser Liste), die wiederum gerne mal die Backing Vocals übernimmt. Bei FM4 und Radio eins ist er bereits auf Rotation, das Debütalbum wird voraussichtlich im zweiten Quartal nächsten Jahres bei Ink Music erscheinen und ich traue mich zu wetten, dass er von allen zehn Acts derjenige ist, der 2022 am öftesten live spielen wird. Auch wenn der Name Doppelfinger vielleicht nicht die ideale Wahl ist, um die Welt zu erobern, seine Musik ist absolut zeitlos und hat internationalen Anspruch.

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Yuki Gaderer, David Daub, Alex Gotter

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025 Droht der Traum eines Senders zu zerplatzen?

Samuel Kreuz

Yuki Gaderer, David Daub, Alex Gotter

Ein Zuhause für die Subkultur Warum FM4 nie (nur) Jugendsender war

Nicht zum ersten Mal rumort es rund um die Zukunft von FM4. Doch diesmal könnte es ernst werden. Mit einer neuen Senderleitung und einer neuen ORF-Direktion, die dem Sender Verjüngung vorschreibt, stehen die Vorzeichen auf Umbau. Doch wohin soll die Reise gehen? Ist Verjüngung um jeden Preis das richtige Rezept für FM4? Was ist der eigentliche Wert des angeblichen Jugendsenders für die österreichische Kulturlandschaft? ———— Um die Jahrtausendwende in der oberösterreichischen Provinz aufzuwachsen, war oft einsam. Insbesondere für Jugendliche, die sich aus verschiedensten Gründen anders, nicht zu Hause fühlten. Nicht zu Hause im sie umgebenden Ort. Nicht zu Hause im sie umgebenden Leben. Nicht zu Hause in der sie umgebenden Kultur. Pop- und Subkultur boten potenzielle Auswege, waren aber abseits der Städte schwer zugänglich. Das Internet war weit weniger interaktiv, soziale Medien im heutigen Sinn existierten

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noch nicht. Wo von neuer Musik erfahren? Wo neue Musik hören? Wo in eine eigene Subkultur eintauchen? Für mich wie für viele andere bot FM4 dieses kulturelle Zuhause in einer österreichischen Medienlandschaft, in der sonst weder der Jugend noch der Nische viel Platz eingeräumt wurde. Auf FM4 hörte ich neue Tracks, neue Künstler*innen, neue Genres. Ich hörte Menschen, die Popkultur ernst nahmen, für die Musik nicht nur etwas war, das nebenbei lief. Nicht zuletzt hörte ich auch andere Hörer*innen, hörte mich selbst und meine Erfahrungen hundertfach gespiegelt.

Gegen den (Main-)Strom »You’re at Home, Baby!« – Der langjährige Leitspruch des Senders drückt für Angelika Lang diese Vision des Senders aus, mit dem er auch 1995 on Air ging: »Wir wollten damals Radio machen für Menschen, die bis dahin auf Ö3 in Enklaven wie ›Musicbox‹, ›Zick Zack‹,

›Nachtexpress‹ wahrgenommen wurden. Für eine an alternativer Popkultur und Subkulturen in allen Spielarten interessierte Community, verbunden durch Eigenschaften, die gemeinhin der ›Jugend‹ zugeschrieben werden: Die Lust an Opposition, am Hinterfragen, an Neuem, am eigenen Urteil, am Schwimmen gegen den (Main-)Strom. Kurz und pathetisch gesagt: am Abenteuer – mit Musik als Lebensmittel.« Wenige können diese Anfangsintention wohl so gut einschätzen wie Lang, die erste Stimme auf FM4. Sie selbst wollte damals vor allem das Radio machen, das sie selbst hören wollte. Radio nicht (nur) für Jugend als Altersgruppe, sondern als Geisteshaltung. Dieses Verständnis von Jugend und der damit einhergehenden Ausrichtung zieht sich durch den ganzen Sender. Es ist der Grund, warum Menschen wie ich, für die FM4 als Jugendliche Homebase war, ihm nach wie vor treu geblieben sind und warum die

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Verjüngung um jeden Preis? Das alles dürfte aber demnächst konkretere Züge annehmen, wurde doch im Oktober die Stelle der Senderleitung ausgeschrieben. Monika Eigensperger ist seit 1996 an der Spitze von FM4, seit 2016 mit einer Doppelrolle als Radiodirektorin für den gesamten ORF. Zur Drucklegung dieser Ausgabe stand noch nicht fest, wer ihre Nachfolge antritt, 16 Bewerber*innen gab es gerüchteweise, einige aus dem bestehenden Senderteam, aber auch aussichtsreiche Kandidat*innen, die bislang wenig mit Radio und nichts mit FM4 zu tun hatten. Sicher scheint jedenfalls, dass ein Umbau des Senders durch die neue Senderleitung zumindest auf der Wunschliste von Weißmann steht. Ziel dieses Umbaus soll dann eben die Verjüngung des Senders sein, eine Konzentration auf die Aufgabe als Jugendkultursender. Dabei besteht allerdings die große Gefahr, dass in diesem Umbauprozess der eigentliche

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Rund um den 16. Jänner feiert FM4 alljährlich seinen Geburtstag – standesgemäß mit Torte.

Das FM4-Logo ist in der österreichischen Kulturszene fast allgegenwärtig. In Kinos und Clubs, auf Plakaten und Flyern: FM4 ist nicht nur Radio, FM4 ist Vernetzung. Es ist ein Team von Mitarbeiter*innen, die eine unglaubliche Menge an Wissen um (österreichische) Popkultur angehäuft haben und täglich vermitteln. Es sind Formate, Initiativen und Projekte wie etwa der »Soundpark«, der für so viele österreichische Musiker*innen die erste Plattform, die erste Form der breiteren Öffentlichkeit war und ist. Es sind die Veranstaltungen, die Feste, die

Festivals, die nicht nur in Wien, sondern in ganz Österreich ein bisschen alternative Popkultur verbreiten. Und nicht zuletzt ist es eine Community von Hörer*innen und Mitstreiter*innen, die um den wahren Wert von FM4 wissen.

»FM4 entdeckt und fördert« Der AKM-Präsident Peter Vieweger formuliert es sehr deutlich: »Meiner Meinung nach muss alles unternommen werden, dass FM4 eine lange und erfolgreiche Zukunft haben wird. Der ORF behauptet, dass die österreichische Kultur Teil seiner DNA sei. FM4 als kleiner Spartensender im großen Getriebe steht sinnbildlich für diese DNA und ich hoffe sehr, dass nicht nur in diesem Sender, sondern auch in anderen ORF-Sendern die österreichische Musik den ihr gebührenden Stellenwert bekommt.« Für Franz Pleterski von Warner Music Austria kommt der Sender seinem öffentlich-rechtlichen Auftrag nicht nur nach, sondern ist »Musterschüler im ORF-Universum«. FM4 hat für ihn eine »wichtige Rolle im Entdecken und Fördern österreichischer Musik. FM4 entdeckt und fördert, vor allem auch diejenigen, die sonst kaum Gehör finden. Und das zumeist nachhaltig über viele Jahre.« Auch Vieweger unterstreicht die Bedeutung, die FM4 in der Förderung junger Bands hat: »Vor allem für den Nachwuchs in der Musikszene ist FM4 essenziell. Österreichische Acts wie Bilderbuch, Wanda, Cari Cari und viele andere wurden durch FM4 in der Öffentlichkeit wahrgenommen und wenig später sehr erfolgreich. FM4 bietet speziell jungen Bands und Künstler*innen eine Medienbühne, die nicht nur als Startrampe für spätere Karrieren, sondern auch als Brand für eine bestimmte Musikrichtung gilt.« Tatjana Domany vom Österreichischen Musikfonds bezeichnet FM4 als »den ers-

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Wert des Senders verloren geht. Denn wie auch bei Lang anklingt war die Positionierung des Senders nie ausschließlich an eine Altersgruppe geknüpft. Auch wenn die Hörer*innen von FM4 früher im Schnitt jünger gewesen sein mögen, FM4 war nie Jugendradio, zumindest nicht nur. Es war immer auch Popkulturradio, immer auch Subkulturradio. In den letzten Jahrzehnten hat FM4 es geschafft zentral für die österreichische Popkultur und insbesondere für die österreichische Popmusik zu werden.

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Hörer*innenschaft dementsprechend über die Jahre mit dem Sender gealtert ist. Für viele im ORF scheint die Aufgabe von FM4 jedoch primär an eine Altersgruppe gebunden. Der neue Generaldirektor Roland Weißmann wurde bereits vorab in seinem Wahlkonzept für den ORF sehr deutlich: »In seiner Ausrichtung als Jugendradio verfehlt FM4 sein Mission Statement und ist in der erreichten Zielgruppe zu spitz positioniert.« FM4 müsse neu gedacht werden. Ingrid Thurnher, die neue Radiodirektorin des ORF, ließ bei der ersten Pressekonferenz verlauten, sie möchte sich FM4 »sehr genau anschauen«. FM4 scheint auch sie vor allem als Jugendsender zu verstehen und die Hörer*innenschaft müsse wieder »in Richtung Jugend« erweitert werden. »Wenn uns das gelingt, dann hat FM4 seinen Platz, wo er jetzt ist.« Was geschehen wird, falls das nicht gelingen sollte, darüber schwieg sie sich bislang aus.

Clemens Fantur, Radio FM4

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Ein Teil des FM4Teams rund um Monika Eigens­perger (rechts vorne) bei der Einweihung der neuen FM4Studios am Küniglberg im November 2019.


Natürlich nicht perfekt

dikalen Umbau sucht, falls die ORF-Direktion den Wert, den sie an FM4 hat, die Bedeutung für die österreichische (Pop-)Kulturlandschaft, weiterhin ignoriert, dann wird es auch mit der gewünschten Verjüngung sicherlich nicht funktionieren. Denn FM4 nur als Jugendsender zu verstehen, ist eben einfach ein grundlegendes Missverständnis, sowohl vom Sender als auch von Jugend. Vom Sender, weil Anspruch und Ausrichtung sich nie auf ein bestimmtes Alter beschränkt haben. Und nur deswegen konnte der Sender überhaupt die popkulturelle Bedeutung erlangen, die er heute hat. Von der Jugend, weil diese noch nie ein monolithischer Block war und ganz besonders nicht unter den heutigen Vorzeichen von sozialen Medien und nahezu unlimitiertem Zugang zu neuer Musik.

Noch ist FM4 jedenfalls 24/7 on air. Neben der klassischen Variante via Radiogerät lässt sich der Sender auch per Stream hören, als Pod­cast aufrufen, auf der Website lesen oder auf Instagram liken. Und – so Corona will – gibt’s im Jänner 2022 auch wieder ein FM4Geburtstagfest. Stay tuned!

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Selbstverständlich gibt es auch bei FM4 trotz allen Lobes Potenzial für Verbesserung. Lang etwa sieht die Zukunft von FM4 »vielfältiger und vielstimmiger«. FM4 sollte aber nicht versuchen krampfhaft jünger zu werden, sondern: »nicht bequem zu werden; einerseits inhaltlich mutig zu sein, andererseits beweglich zu sein, wenn es darum geht, für Junge (diesmal wirklich als Alterszuschreibung gemeint) auffindbar zu werden, die uns vielleicht gar nicht suchen und auch ihnen eine Homebase anzubieten, wo sie sind – und das sind eben nicht mehr nur Konzerte, Clubs, Läden, sondern digitale Plattformen.« Vieweger wünscht sich noch mehr österreichische Musik. Wie auch Domany: »Jeder öffentlich-rechtliche Radio- und TV-Sender in Österreich könnte mehr tun, um die österreichische Kulturlandschaft abzudecken. FM4 macht aber tatsächlich im Sendervergleich sowieso schon am meisten.« Wenn die neue Senderleitung aber statt solch behutsamen Veränderungen einen ra-

FM4 hat immer schon Nischen angesprochen und die Menschen in diesen Nischen – jüngere wie ältere. Um weiterhin junge Menschen zu erreichen, braucht es keine völlige Neuorientierung, es braucht ein Verständnis dafür, was Radio, was lineare Medien ausmacht. Wie Domany es formuliert: »Radio ist ein Entdeckermedium, wo Menschen mit Dingen konfrontiert werden, die sie nicht kannten. Das ist gesellschaftlich ein großer Wert, dass man nicht nur auf die Dinge stößt, die man eh schon kennt, oder die Menschen, mit denen man im Weltbild eh schon übereinstimmt.« Es wird hoffentlich immer Menschen geben, denen dieser Wert bewusst ist, eine Community von Jung bis Alt, für die das Entdecken von Neuem, die Begegnung mit Anderem und das Schwimmen gegen den (Main-)Strom einen Wert haben. Das war der Grund, warum FM4 für mich als Jugendlicher mein kulturelles Zuhause war. Das ist der Grund, warum ich mich auch zwei Jahrzehnte später immer noch beim gleichen Sender zu Hause fühle. Hoffen wir, dass FM4 auch in Zukunft noch ein vielstimmiges und vielfältiges Zuhause bieten kann. Bernhard Frena

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Clemens Fantur, Radio FM4

ten Ansprechpartner, das erste offene Ohr, das man findet. Es ist nicht selbstverständlich, dass es einen Sender mit so einem Qualitätsstandard, so einer Offenheit für neue Musik gibt. In Deutschland werden wir oft dafür beneidet.« Wenn FM4 über neue österreichische Bands berichtet, ist das für sie ein »Qualitätsmerkmal nach außen« und FM4 selbst ein »unersetzliches Medium, um das Ansehen von österreichischer Musik hochzuhalten«.

»Wir wollten damals Radio machen für eine an alternativer Popkultur und Subkulturen aller Art interessierte Community.« — Angelika Lang, FM4s erste Stimme

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In Österreich gibt es viele Anlaufstellen für Musiker*innen, die Hilfe benötigen: mica – music austria, Austrian Music Export, die Musikergilde sowie verschiedene IGs. Im Leben von Musiker*innen tauchen aber oft Fragen und Probleme auf, die nur schwer von Institutionen beantwortet werden können. Netzwerke, die von Musiker*innen für Musiker*innen ins Leben gerufen wurden, können in diesen Situationen auf niederschwellige Art helfen. Oft handelt es sich dabei um Online-Netzwerke auf Facebook und Co, teilweise bieten aber auch analoge Netzwerk-Formate und Datenbanken Support.

Click Collective

FLINTA*-Netwerk | Workshops | Vernetzung Facebook Gruppe: Click Collective (Community)

Click Collective ist eine Online-Plattform für FLINTA*-Musiker*innen, die Anfang 2021 von Christina Kerschner kreiert wurde. »Click Collective sehe ich als Möglichkeit, sich künstlerisch, aber im besten Fall auch persönlich weiterzuentwickeln, da es einen Raum bietet, in dem man Probleme ehrlich ansprechen kann und wo eine Community da ist, die vielleicht Lösungen dafür findet«, meint die Gründerin über das Netzwerk. Zweimal im Monat bietet Christina Kerschner kostenlose SongwritingSessions über Zoom an, in regelmäßigen Abständen gibt es auch Songwriting-Challenges. Außerdem organisiert Christina Masterclasses und Workshops, die von Expert*innen zu Themen wie Musikproduktion oder Interviewtraining gehalten werden. Das wichtigste

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Standbein des Click Collective ist allerdings die Community, die offen für alle FLINTA*Musiker*innen ist und einen Ort bietet, an dem alles angesprochen werden kann und stets Support gegeben wird.

klingt.org

Server | Online-Plattform klingt.org ist sowohl Online-Plattform als auch ein Server, bei dem Musiker*innen ihre Websites und Mail-Adressen einrichten können. Dieter Kovacic aka Dieb13 hat das Projekt 2000 gestartet, mittlerweile nutzen Hunderte Gruppen bzw. Musiker*innen den Server für verschiedene Aktivitäten. Die Plattform bietet neben einem Veranstaltungskalender mit monatlichem Mail-Aussand auch eine Jukebox mit rund 143 Stunden Musik, die kostenlos gehört und runtergeladen werden kann. »Einmal im Jahr – das nächste Mal am 22. Jänner 2022 im Fluc – machen wir ein Fest, bei dem Künstler*innen aus dem klingt.org-Umfeld Programm machen. Die Einnahmen daraus werden jeweils für das Serverhousing bzw. die Hardware des Servers verwendet«, erklärt Musiker und Systemadministrator Kovacic.

Pink Noise

Feministisches Mentoring-Netzwerk www.girlsrock.at Pink Noise ist Musikvermittlung, Multiplikator*in und Vernetzungstool für femi-

nistische, pop- und jugendkulturelle Projekte. Pink Noise konzipiert und organisiert Veranstaltungen in Form von Workshops, Konzerten, Diskussionen oder Musik- und Bandprojektwochen. Die Organisator*innen der vielfältigen Projekte verorten sich in der Tradition der Riot-Grrrl– und LadyfestBewegungen und können auf diverse feministische Netzwerke zurückgreifen, wie sie etwa im Kontext der Initiierung des feministischen Magazins Fiber in den frühen Nullerjahren entstanden sind.

Music Women Austria

Online- und Offline-Plattform

Facebook-Gruppe: Music Women Austria Music Women Austria ist eine analoge und digitale Plattform für Frauen, die in der Musikindustrie tätig sind. Ziel ist es, Frauen untereinander zu vernetzen. MWA organisiert regelmäßig Offline und Online Veranstaltungen. Ebenfalls werden gezielt PRAktionen gesetzt, um auf die Genderdefizite im Musikbusiness hinzuweisen. Die Facebook-Gruppe der Organisation weist mehr als 600 Mitglieder auf. In der Gruppe sind viele Frauen sehr aktiv und helfen anderen, wenn diese zur Musikkarriere Fragen haben. »MWA steht für Hilfe zur Selbsthilfe«, erklärt die Komponistin und Gründerin Zarah Lii. »Durch die Vernetzung von Frauen und die gegenseitige Unterstützung soll man gemeinsam ein Stück des Karriereweges gehen, um selber weiter voranzukommen.«

Pink Noise

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Schulterschluss und Community-Support Netzwerke von Musiker*innen für Musiker*innen

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Datenbank | Online-Netzwerk www.femalepressure.net Female Pressure ist ein von DJ Electric Indigo 1998 gegründetes Netzwerk und eine Datenbank für FLINTA*, die im Bereich der elektronischen Musik und der zugehörigen bildenden Künste arbeiten. Zurzeit sind über 2.800 Personen aus 83 Ländern in diesem Netzwerk versammelt. Eines der wichtigsten Projekte ist die seit 2013 ca. alle zwei Jahre erscheinende FACTS Survey, in der die Geschlechterverhältnisse auf den Bühnen von Festivals für elektronische Musik analysiert werden.

Grrrls Kulturverein

FLINTA*-Netzwerk | Workshops | Festival | Radiosendung | Chor | DJ-Crew www.grrrls.at Seit 2010 fördert der Grrrls Kulturverein in Graz Künstler*innen, Musiker*innen, Instrumentalist*innen und DJs. Alle Veranstaltungsformate und Aktivitäten dienen der Sichtbarmachung von weiblicher, queer-feministischer, emanzipatorischer Musik und Kunst und bezwecken die Gleichstellung der Geschlechter. Der Grrrls Kulturverein bietet verschiedene Veranstaltungen wie Workshops, Jam-Sessions, und Teilnahme am Grrrls Chor an. Dazu gibt es auch die Grrrls DJ-Crew, die Nachwuchsförderung betreibt und Workshops und DJ-Foren veranstaltet, die zum

Austausch, zur Übung und zur Vernetzung dienen. 2022 wird der Grrrls Kulturverein von 25. bis 26. Juni das Sterrrn Festival umsetzen. Mit diesem Festival im österreichischen Skulpturenpark soll dem Argument entgegengewirkt werden, dass es unmöglich sei, eine 50-Prozent-Frauenquote auf Musikfestivals erreichen zu können – mit einem Line-up, das zu 100 Prozent aus FLINTA*-Acts besteht.

Sisters of Music

FLINTA*-Netzwerk | Datenbank www.sistersofmusic.com Sisters of Music nennt sich das neue Netzwerk für FLINTA* in der Livemusikbranche. Das Netzwerk organisiert NetworkMeetings, Shadowing-Days und Workshops. Auf der Website von Sisters of Music befindet sich zudem ein Crew-Pool, in dem man FLINTA*-Branchenmitglieder findet – von Techniker*innen über Stagehands bis hin zu Arbeiter*innen in Catering und Artist Care.

Dieser Artikel ist Teil einer ContentPartner*innenschaft mit mica – music austria. Das österreichische Musikinformationszentrum ist dein professioneller Partner bei allem, was mit Musikschaffen in Österreich zu tun hat. Hier gibt es kostenlose Beratungen und Tipps von Expert*innen, die dabei helfen, sich im Musikbusiness zurechtzufinden. Weiterführende Infos unter www.musicaustria.at.

Bei Initiativen wie Pink Noise findest du Austausch, Netzwerk und Unterstützung von aktiven Musiker*innen.

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Itta Francesca Ivellio-Vellin

18/11 2021—20/2 2022

Pink Noise

Female Pressure

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Spot on! Etablierte Fotograf*innen stellen Hidden Talents vor Für diese Bilder- und Porträtstrecke des Foto-Specials begaben wir uns auf ganz schön dünnes Eis, denn was bedeutet schon »etabliert« und wer will sich in Zeiten der allumfassenden Professionalisierung noch als Newcomer oder Hidden Talent bezeichnen lassen? Der Workaround: Die Definition von Newcomer als Person, der bisher wenig mediale Aufmerksamkeit – quasi die Währung des 21. Jahrhundert, gleich nach Geld – zuteilwurde. Die Definition der etablierten Fotograf*innen? Na ja, exakt das Gegenteil. So gewinnen wir Einblick in den Geschmack, die Vorlieben und Ratschläge von vier professionellen Fotomenschen und präsentieren die Werke jener Hidden Talents, von denen die Profis der Stunde angetan sind. Ob professionelle Avancen oder Hobby-Ablichter*in, auf das Werk dieser Fototalente lohnt es sich ein Auge zu haben.

Margarita Keller Die Fotografie ist für Margarita Keller Beruf, Antwort, große Liebe und Kampf. Die 27-jährige Ukrainerin, die in ihrer Freizeit gerne Kartoffeln am Land ausgräbt, lebt in Wien und Graz und studierte Dokumentarfotografie an der Docdocdoc-Schule in St. Petersburg. Der Kontakt zu Anna Breit kam durch eine Kampagne des Wiener Modelabels Miyagi zustande, bei dem sie Margarita als Model fotografierte und danach auf ihre Bilder stieß: »Ich bin keine Kunsthistorikerin, insofern beurteile ich Fotos meist nur nach einem Gefühl. Und Margaritas Arbeiten berührten mich«, so Breit. In Margaritas Kunst- und Forschungsarbeiten geht es vor allem um die zerbrechliche Verbindung zwischen Mensch und Natur, Sterblichkeit und Ursprung sowie um die Bedeutung von Heimat und Zugehörigkeit. Auch sie arbeitet hauptsächlich mit analogen Kameras, seit sie mit einer alten Minolta ihre ersten Schritte gemacht hat. Trotz des Studiums der Dokumentarfotografie lernt Margarita am liebsten nach wie vor by doing – auch durch die Kooperation mit immer neuen Menschen. margaritakeller.tilda.ws

nominiert von Anna Breit

Sandro Nicolussi Kirill Keller, Robert Schwarz, Susanne Garber (2), Ernst Lima, Pamela Rußmann, Ben Hergovich, Theresa Wey

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Special Fotografie Anna Jochum

nominiert von Pamela Rußmann

Nikola Hergovich An Nikola Hergovich fällt als Allererstes auf, dass er sehr positiv über sein Aufwachsen in der Eisenstädter Peripherie der 1990er und 2000er spricht. Zwischen Metalband und den wenig goutierten Dorffesten war es das Skateboarding, das Niki vor rund zehn Jahren zur Fotografie brachte: »Fotografieren und Filmen ist ein wesentlicher Teil der SkateboardKultur. Das geht Hand in Hand. Man will seine Tricks und die Momente rundherum festhalten.« In der Zwischenzeit studierte er Architektur in Wien. Der Kontakt zu Paul Pibernig entstand 2019, als dieser bei der Suche nach Analogfotograf*innen aus Wien für seine jähriliche Reihe »One Thousand and More Pictures« auf seinen Nominee aufmerksam wurde. Hergovich, der meistens Alltagsmomente festhält, arbeitet impulsiv. Er ist Autodidakt und hat immer eine analoge Kamera in der Jackentasche. »Ich folge meiner Neugier und fotografiere alles, was vor mir aufpoppt. Erst später durch Ordnen und In-Beziehung-Setzen gesammelter Fotos entwickeln sich Serien oder neue Zusammenhänge.« www.instagram.com/niko__blue

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Marija Sabanovic Das Aufwachsen im ehemaligen Jugoslawien während Kriegen, Diktatur und Armut hat Marija Sabanovic persönlich, politisch und beruflich geprägt. Die Umstände haben sie als Teenager zur Aktivistin gemacht: zuerst Antikriegsbewegung, gefolgt von Feminismus und LGBTIQ+-Community. Marija fotografierte bereits als Kind: »Ich habe es mit Zeichnen, Design, Theater und Performance versucht, bin aber ganz natürlich immer wieder zur Fotografie zurückgekehrt.« Ihr derzeitiger Stil habe sich erst 2016 entwickelt. Als sie bei Elsa Okazakis Projekt »Space 20« einreichte, erwischte die Fotografin Marijas Balance zwischen Realität und Poesie, wie Okazaki erzählt. Die Arbeit der Serbin konzentriert sich auf Körper, Identitäten und Erzählungen der von ihr porträtierten Menschen. Ihr Werkzeug ist eine Digitalkamera. Selbst bezeichnet sich die 42-Jährige als Late Bloomer, denn: »Wenn ich zurückblicke, hätten die Art und Weise, wie ich fotografiere, und die Themen, die ich behandle, nicht früher aus mir hervorgehen können.« www.marijasabanovic.com

Die aus Wien stammende und nach ein paar Zwischenstopps wieder in der Hauptstadt residierende Fotografin studierte an der Kunstuniversität Linz Grafikdesign und Fotografie und legt nun gerade an der Schule Friedl Kubelka für künstlerische Fotografie in Wien nach. Von Pamela Rußmann wurde sie, ganz 21.-Jahrhundert-like, aber dennoch »sad but true« auf Instagram entdeckt, »weil sie mit reduzierten, sehr klaren Mitteln Körperlichkeit darstellt und diese mit einem Hauch Humor versieht«. Die Leidenschaft für die Fotografie erbte Anna Jochum von ihrer Mutter, seitdem verbrachte sie die meiste Zeit ihres Lebens im Umfeld von Kameras, Film und Linsen. In ihren Arbeiten bevorzugt die 28-Jährige analoge Medien, meist im Klein- und Mittelformat, weil sie dabei nicht so wahllos abdrücke: »Ich liebe die Arbeit in der Dunkelkammer, weil man sich lang mit dem einzelnen Bild beschäftigen und auseinandersetzen muss, bis man das endgültige Foto in der Hand hat.« Ein konkreter Wunsch ist es, einmal ein Plattencover und die Fotostrecke für ein Album zu fotografieren. Mit Musiker*innen, Tänzer*innen, Künstler*innen, Theatermacher*innen zusammenzuarbeiten, steht weit oben auf Annas Bucket List. www.annajochum.com

nominiert von Paul Pibernig

nominiert von Elsa Okazaki

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Margarita Keller »Wer Lia«, 2021

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033 Marija Sabanovic »Mirrors«, 2021 The_Gap_190_010-047_Story_FIN_BBA_mf_.indd 33

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Anna Jochum »Call Me When You Get There«, 2021

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035 Niki Hergovich »Flummi«, 2020 The_Gap_190_010-047_Story_FIN_BBA_mf_.indd 35

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Vollkontaktlinsen Wie Demo-Fotograf*innen ihre Sicherheit riskieren

Spätestens seit dem vermehrten Aufkommen rechter Aufmärsche Mitte der 2010er-Jahre ist es für Fotograf*innen von Straßenprotesten bedeutend ungemütlicher geworden. Nicht nur durch teils undurchsichtige Situationen, wie sie bei Menschenansammlungen und Polizeiaufgeboten eben zustande kommen. Sondern vor allem durch gewaltbereite Protestteilnehmer*innen, die die Medien als Feindbild innerhalb eines groß angelegten Verschwörungskonstrukts betrachten. In Zeiten der Corona-Pandemie hat die Aggression gegen Fotograf*innen auf der Straße ein neues Level erreicht, Schutz und Unterstützung für Medienpersonal ist jedoch immer noch kaum gegeben. ———— Wo die Parole »Lügenpresse!« auf einer Demonstration zum Standardrepertoire gehört, sind meist Hardliner der extremen Rechten nicht weit, die die medienfeindliche Stimmung für Angriffe auf

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Fotograf*innen und Journalist*innen nutzen. Denn die Dokumentation der Aktivitäten, des Klientels und der Ausdruckssprache durch Fotojournalist*innen liefert eine Grundlage für die Einschätzung der rechten Szene. Im Zuge der sogenannten Anti-Corona-Demos haben sich die Versuche, diese Arbeit gezielt zu verunmöglichen, noch weiter zugespitzt.

Gefährliche Arbeit Die Fotografin mit dem Alias Antifa Prinzessin hat diese Erfahrung schon öfters machen müssen und teilt die Dokumentation der Konfrontationen auch öffentlich via Twitter. Seit den ersten Mobilisierungen der neofaschistischen Identitären in Wien 2016 hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, sowohl Liveberichterstattung rechter Aufmärsche zu liefern als auch qualitativ hochwertige Bilder bereitstellen zu können: »Neben der Möglichkeit, die Aktivi-

täten der rechten Szene mit Hilfe von Fotos fundiert zu analysieren, geht es auch darum, der extremen Rechten nicht das Feld zu überlassen, wenn es um Bildsprache und Ästhetik ihres Auftretens geht.« Die Fotos stehen für Journalist*innen zur Verfügung, um zu verhindern, dass die selbstgemachten Bilder der Rechten abgedruckt und reproduziert werden. Es ist nämlich nicht selbstverständlich, dass etablierte Medien immer Fotograf*innen zur Stelle haben, denn: »Bei der Welle an Protesten von rechts in den letzten Jahren kann es sich keine Redaktion leisten, laufend Personal auf all diese Demos zu schicken – und oft ist es auch einfach zu gefährlich. Diese Lücke versuchen wir Medienaktivist*innen zu füllen«, erklärt die Fotografin. Die angesprochene Gefahr meint das Risiko nicht nur verbal, sondern auch physisch von Demonstrationsteilnehmen-

Presse Service Wien (3)

Bei einer Demo in Wien im März 2021 gegen die Corona-Maßnahmen werden Journalist*innen geschubst, bespuckt, getreten oder geschlagen und ihre Objektive verdeckt.

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Special Fotografie Demo in Eisenstadt – der Klassiker: Objektive werden verdeckt und Demo-Teilnehmende wahren keine Distanz.

Presse Service Wien (3)

zung, aber viel ist da noch nicht rausgekommen, selbst wenn Fotos und Videos zum Fall existieren. Der Ermittlungsdruck, wenn es um Angriffe auf die Presse geht, scheint hier noch nicht groß genug zu sein und parallel dazu verhält sich die Polizei vor Ort eben auch wenig unterstützend«, berichtet die Fotografin. Polizeisprecher Mohamed Ibrahim entgegnet, dass Beamt*innen besonders bei Großeinsätzen hervorragende Arbeit leisteten und Bedrohungen aller Art dementsprechend geahndet würden. Mit den Erfahrungen der Journalist*innen konfrontiert, erklärt er: »Wichtig ist, dass sich jedermann an die geltenden Gesetze hält und anderen Menschen respektvoll entgegentritt. Eine adäquate Distanz zu hitzigen Situationen bietet zusätzlichen Schutz. Sollte eine Journalistin oder ein Journalist Opfer einer Straftat werden, sind selbstverständlich die Beamten vor Ort immer Ansprechpartner.« Nach vermehrten Berichten von Übergriffen und Beschwerden wurde von polizeilicher Seite im Frühling 2021 mit den sogenannten Medienkontaktbeamt*innen reagiert. Diese sind während Versammlungen, die eine grö-

ßere Gefahrenlage vermuten lassen, per Telefon erreichbar und sollen Anlaufstelle für Pressepersonal sein, das Angriffen ausgesetzt ist: »Die Funktion der so genannten Medienkontaktbeamten (MKB) ist, Journalistinnen und Journalisten bei größeren Demonstrationen in sicherheitspolizeilicher Sicht zu unterstützen«, erklärt der Polizeisprecher.

Exekutive hinkt hinterher Diese laut Polizei als Serviceleistung für Journalist*innen zu verstehende Polizeimitarbeiter*innen könnten ein Hinweis auf wachsendes Bewusstsein seitens der Exekutive für den Schutz von Journalist*innen sein. Allerdings bietet die Anlaufstelle wenig Akuthilfe, wenn sich der Vorfall nicht zufällig vor den Augen der Beamt*innen abspielt. Übrige Beamt*innen, die zwar präsent aber nicht als Medienkontakt beauftragt sind, verweisen auf die Telefonnummer und fühlten sich nicht zuständig, so Betroffene. Wenn es dann um die Aufarbeitung von Fällen im Nachhinein geht, ist polizeiintern das Referat für besondere Ermittlungen zuständig. Der Berufsfotograf Kurt Prinz ist seit Jahrzehnten auf der Straße unterwegs und lichtet Proteste ab. Im Zuge dessen hat er auch schon öfters mit diesem Referat zu tun gehabt, das verantwortlich ist, wenn gegen Polizeipersonal ermittelt wird. Nachdem Medien von polizeilichen Übergriffen ihm gegenüber berichtet haben, hat sich die Stelle bei dem Fotografen gemeldet. Daraufhin verbrachte er viele Stunden im Büro des Referats, um Fälle mittels Bildmaterial zu klären. Das Ergebnis war ernüchternd, schildert Prinz: »Ich hatte vor Ort das Gefühl, dass es Bemühungen gibt etwas zu unternehmen, und dementsprechend viel Zeit investiert, um meine Erfahrungen genau zu schildern. Aber am Ende fehlen der Polizei – wie so oft – die technischen Möglichkeiten, um Vorfälle auf-

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den attackiert zu werden. Bei Versammlungen von Corona-Leugner*innen und Maßnahmengegner*innen ist dies quasi vorprogrammiert. Die Aggression gegenüber Fotograf*innen und Medien generell ist seit Pandemiebeginn deutlich gestiegen. Ein Umstand, mit dem die Antifa Prinzessin umzugehen lernen musste: »Ich kannte es von Identitären oder Pegida schon, beschimpft oder geschubst zu werden, aber bei den Demos von Corona-Leuger*innen, die ich eben auch dokumentiere, weil die extreme Rechte sich dort einfindet, hat die physische Bedrohung ein neues Level erreicht. Und da die Polizei leider auch meist nur zusieht und nicht einschreitet, müssen wir Fotograf *innen uns selbst um unseren Schutz kümmern.« Um bei der Dokumentationsarbeit möglichst unversehrt zu bleiben, wird zu Schutzausrüstung gegriffen, es werden Teams gebildet und Begleitung organisiert. Vor allem ist es wichtig, dass genügend Kameras unterwegs und zur Hand sind, um gegebenenfalls Übergriffe festhalten zu können. »Im Kontext von Corona-bezogenen Demonstrationen gibt es bereits einige Verfahren wegen Körperverlet-

Gewaltbereite Rechtsextreme auf der Straße sind nicht selten präsent und dabei oft auf Krawall gebürstet. So gesehen in Wien im April 2021.

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zuklären. Ohne Kennzeichnung der Beamten ist es nahezu unmöglich Einzelne zur Verantwortung zu ziehen. Schlussendlich wurden von meinen Protokollen größtenteils die entlastenden Kommentare herangezogen.« Das Problem liege darin, dass es keine unabhängige Stelle gibt, die gezielt als Anlaufpunkt für Betroffene von Polizeigewalt dient, sondern nur jenes interne Referat, dessen Objektivität strukturell erschwert wird. Selbst wenn es um Aufklärung bemüht ist, verhindert oft die fehlende Kennzeichnungspflicht die Strafverfolgung. Diese Umstände seien Ausdruck des immer noch fehlenden Problembewusstseins bei Polizei und Innenministerium.

Fundamentale Dokumentation Prinz hat genau dies in den verschiedenen Aufarbeitungsprozessen beobachtet: »Eine Garantie, dass Konsequenzen folgen, gibt es trotz Fotos und Videos nicht. Beispielsweise kam es im Wiener Votivpark am 1. Mai 2021 zu wirklich unschönen Szenen und Übergriffen durch die Polizei und es wurde alles dokumentiert. Neben vielen anderen Materialien boten auch meine Fotos die Grundlage für eine parlamentarische Anfrage von Nurten Yilmaz mit insgesamt 80 Fragen zu dem Einsatz.« Die Beantwortungen des Ministeriums auf solche Anfragen fielen aber meist wenig aussagekräftig aus und in letzter Konsequenz werde nichts unternommen, um zukünftiges Fehlverhalten zu verhindern. Prinz fasst zusammen: »Es zeigt sich keinerlei Schuldbewusstsein bei den Behörden und der Politik. Nicht einmal Problembewusstsein ist vorhanden. Da wird einfach oft so getan, als wäre alles in Ordnung und als gäbe es schlicht nie übergriffiges Verhalten von Polizeiangestellten.« Wenn klar wird, wozu Fotos dienen können, wird auch nachvollziehbar, warum Fotograf*innen oft zur Zielscheibe gemacht

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werden. Das Feindbild Fotograf*in hat in der extremen Rechten schon länger bestanden, jedoch ergab sich mit den großen Mobilisierungen im Kontext von Corona ein neues Spielfeld für gewaltbereite Hardliner. Wenn über weite Strecken keine Polizei auf einer Demo zu sehen ist und die meisten Teilnehmer*innen des Protests die medienfeindliche Gesinnung teilen, wird es für Journalist*innen riskanter, ihren Job zu machen.

»Es zeigt sich keinerlei Schuldbewusstsein bei den Behörden und der Politik.« — Kurt Prinz, Fotograf Nichtsdestotrotz ist es fundamental, rechtsextreme Demos zu dokumentieren und auch in ein systematisches sowie professionelles Setting zu bringen. Genau dieser Aufgabe hat sich das 2018 gegründete Netzwerk Presseservice Wien angenommen. Mit der Zeit hat sich das Spektrum der dokumentierten Straßenproteste auch auf soziale Bewegungen ausgeweitet. In sozialen Medien und auf seiner Website werden Fotos verschiedenster Fotograf*innen gesammelt, mit Reportagetexten kombiniert. Wer Fotos verwenden mag, kann sich derer unter der Creative-Commons-Lizenz bedienen.

Seit der Gründung hat sich das Netzwerk auf mehreren Ebenen sehr bewährt. Es sei aber auch sehr aufwendig, wie ein Sprecher des Presseservice beschreibt: »Fotos zu machen, aufzuarbeiten und zu verbreiten ist viel Arbeit. Den Aufrufen, uns Fotos zukommen zu lassen, sind viele gefolgt und mittlerweile haben wir ein gutes Netzwerk an Fotograf*innen und Journalist*innen. Es war wirklich eine Nische in Österreich, die schnell gut funktioniert hat.« Viele Redaktionen greifen bereits auf die Bilder des Presseservice zurück und somit erfüllt sich ein wichtiger Teil der Mission, denn es gehe auch hier darum, professionelle Fotos bereitzustellen, die nicht von den Rechten selbst kommen. Die Möglichkeit, die eigenen Fotos im Namen des Netzwerks zu veröffentlichen, bietet außerdem Anonymität und Selbstschutz. Faktoren, die in Zeiten der Pandemie und den damit aufgekommenen Mobilisierungen wieder extrem wichtig geworden sind. Die weiterhin zahlreich stattfindenden Versammlungen rechtsextremer und reaktionärer Kräfte auf der Straße und die prekäre Lage von Journalist*innen und Fotograf*innen bei der Dokumentation dieser verdeutlichen den hierzulande eingeschränkten Spielraum freier Berichterstattung. Es ist in Österreich kein Normalzustand, dass die Aufzeichnung und strafrechtliche Untersuchung rechtsextremer Aktivitäten möglich gemacht und systematisch behandelt wird. Es sind vor allem ehrenamtliche, selbstorganisierte und aktivistische Initiativen, die für diese grundlegende Arbeit in Wien und Österreich Ressourcen investieren und immer wieder auch ihre Gesundheit aufs Spiel setzen. Bevor es auch ihnen zu heiß wird, sollte dringend an der Akuthilfe durch Exekutive und Justiz gearbeitet werden, denn trotz Schritten in die richtige Richtung kratzen die bisherigen Maßnahmen nur an der Oberfläche. Von den erforderlichen Rahmenbedingungen auf politischer Ebene ganz zu schweigen, schließlich fallen rechte Ideen und Medienfeindlichkeit nicht vom Himmel. Wer Korruption, Hetze und Abstiegsängste sät, wird Misstrauen, Verschwörungstheorien und Gewaltbereitschaft ernten. Ein teures Spiel auf Kosten eines elementaren Grundpfeilers der Demokratie: der Pressefreiheit. Magdalena Augustin

Die Arbeit der Journalist*innen aus diesem Text lässt sich unter anderem auf Twitter (@_schwarzekatze), auf www.kurtprinz.at oder auf www.presse-service.net verfolgen. Die vor Kurzem veröffentlichte Doku »Konformistische Rebellen – Verschwörungsideologie und Antisemitismus während der Corona-Pandemie« ist auf dem Youtube-Channel des Presseservice Wien abrufbar.

Antifa Prinzessin

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Mitten im Geschehen: Störaktion von Antifaschist*innen direkt in einer Anti-Corona-Kundgebung im Oktober 2021.

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Antifa Prinzessin

Tag der offenen Tür Universität für angewandte Kunst Wien

OPEN HOUSE 21 DIGITAL

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GEWIN

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Regie-Legende Paul Verhoeven – sein Werk reicht von »Robocop« und »Total Recall« bis »Basic Instinct« und »Showgirls« – hat mit der erotischen Liebesgeschichte zweier Nonnen heuer nicht nur in Cannes für Aufregung gesorgt. Ein fieberhafter Geniestreich. Mit Virginie Efira, Daphne Patakia und Charlotte Rampling als ehemaliger Klostervorsteherin.

15.12.2021

dieangewandte.at/openhouse

Film-Screening Benedetta (OmU)

10–18 Uhr

Mi., 1. Dezember, 20.45 Uhr Filmcasino Margaretenstraße 78 1050 Wien Wir verlosen 10 � 2 Tickets für das Screening von »Benedetta«. Der Film wird in französischer Original­ version mit deutschen Untertiteln gezeigt. Die Gewinnspielteilnahme ist bis 28. November unter www.thegap.at / gewinnen möglich.

In Kooperation mit

Teilnahmebedingungen: Die Gewinnspielteilnahme kann ausschließlich unter der an­gegebenen Adresse erfolgen. Die Gewinner*innen werden bis 29. November 2021 per E-Mail verständigt. Eine Ablöse des Gewinns in bar ist nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. MitarbeiterInnen des Verlags sind nicht teilnahmeberechtigt.

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Das könnt ihr euch schenken Weihnachtstipps für Fortgeschrittene Ob man Xmas als Fest des Konsums oder als Fest der Liebe feiert, ändert selten etwas an der Tatsache, dass man die Menschen in seinem Leben, die einem wichtig sind, beschenken möchte. Und da soll das auserwählte Präsent natürlich sitzen und mindestens für Freude, wenn nicht sogar für ein mächtiges »Oho!« sorgen. Welche Finessen das Schenken heuer so hergibt, haben wir auf den folgenden Seiten für euch zusammengestellt.

Glänzende Jäger-Shots

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Mit seiner diesjährigen Limited Winter Edition lässt Jägermeister die Weihnachtszeit in Gold erstrahlen. Zu jeder 0,7-Liter-Flasche des kultigen Kräuterlikörs gibt’s aktuell zwei goldene Design-Shot-Becher oder eine edle Tin-Box im Polygon-Look dazu. Vor der Bescherung idealerweise noch schnell ins Eisfach legen, denn Jägermeister genießt man am besten eiskalt! Ab sofort für kurze Zeit und in streng limitierter Auflage im teilnehmenden Lebensmitteleinzelhandel erhältlich. www.jagermeister.com

Upgedateter Uhrenklassiker Wenn schon Armbanduhr, dann Casio! Die A100 aus der Vintage Edgy Collection blickt zurück und gleichzeitig nach vorne. Retro im Look, aber natürlich auf der Höhe der Zeit, was die Technik betrifft. Schon Sci-Fi-Heldin Ripley aus »Alien« trug diesen Uhrenklassiker. Erhältlich in Schwarz, Grau und Gold, verfügen die neuen Modelle über ein Resingehäuse und ein Armband aus Edelstahl. Automatischer Kalender, Tagesalarm- und Stoppfunktion sowie energiesparende LED-Zifferblattbeleuchtung inklusive. ab € 49,90 www.casio-shop.eu

Individuelle Line-Art-Porträts Wir alle wissen, dass persönliche Geschenke oft die besten Geschenke sind. Aus deinem Lieblingsfoto kannst du jetzt ganz easy ein individuelles Porträt im Line-Art-Stil anfertigen lassen. Lade dein Bild einfach hoch und wähle aus, ob du es als Poster oder auf Leinwand erhalten möchtest. Das Designteam von Linewand kümmert sich um den Rest und zeichnet dein Bild von Hand nach. Ob gemeinsame Momente oder das Haustier – mit diesen handgezeichneten Porträts kannst du Erinnerungen in ganz besonderer Form verschenken. ab € 44,90 www.linewand.at

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Abenteuer verschenken Mehr als 15 verschiedene VR-Escape-RoomAbenteuer erwarten euch bei virtual escape. Ob Dschungel, Pyramide, Horror oder »Alice im Wunderland«, hier ist für jeden etwas dabei und dank Virtual Reality fühlt es sich an, als wäre man mit seinem Team tatsächlich vor Ort und mitten drin. Als Held*innen dieser Geschichten könnt ihr aufregende Erfahrungen sammeln, die im echten Leben zu gefährlich oder gar unmöglich wären. Ideal zum Verschenken – in Form eines Gutscheins. ab € 25 www.virtual-escape.at

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PR OMOT I O N

Freudige Höhepunkte Weltweit erfreuen sich Millionen Frauen – aber auch Männer und Paare – an den Produkten der Marke Satisfyer. Beim Pro 2+ sorgt die berührungslos mittels Druckwellen stimulierende Airpulse-Technologie gemeinsam mit einer zusätzlichen Vibrationsfunktion für unvergesslich intensive Höhepunkte. Das Ergebnis? Pure Ekstase! Deine Klitoris würde vor Freude jubeln, wenn sie könnte. Dieses und viele weitere Sextoys gibt’s bei Eis, dem Online-Sexshop deines Vertrauens. € 39,99 www.eis.at

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Leistungsstarker Heißluftstyler Jeden Tag aussehen wie frisch vom Friseur? Mit der Air Style 1000 Warmluftbürste geht das einfacher, als du denkst! Ob Fülle und Form, ob lockiger oder seidig-glatter Look – die vier verschiedenen Aufsätze bieten jede Menge Möglichkeiten für Stylings, die zu dir passen. Die Ionen-Technologie sorgt dabei dank Anti-Frizz-Effekt für extraweiches, glänzendes Haar. Ab sofort sind alle Produkte von Babyliss übrigens ganz ohne Einwegkunststoffe verpackt. Gute Sache! € 69,90 www.babyliss.de

Träumen in Bio-Hanf Ein Drittel unseres Lebens verbringen wir im Bett. Die Hefel Bio-Hanf Bettdecke schafft die besten Voraussetzungen, sich dabei so richtig wohlzufühlen. Das liegt zum einen am hohen Wärmespeichervermögen des Hanfs und zum anderen an seiner besonderen Umweltverträglichkeit. Zu 100 % vegan und für Tierhaar- und Milbenallergiker*innen eine echte Alternative zu synthetischen Füllungen, wurde diese Decke 2019 zum Austria Produkt des Jahres in der Kategorie Bettwaren gewählt. € 199 www.hefel.com

Starker Smartspeaker Nichts weniger als den perfekten Sound – das darf man sich seit jeher von Sonos-Produkten erwarten. Der Smartspeaker Sonos One ist da natürlich keine Ausnahme. Er ist besonders leistungsstark und verfügt über eine integrierte Sprachsteuerung via Amazon Alexa oder Google Assistant. Musikliebhaber*innen steht damit außerdem die gesamte Soundwelt des Streamingdienstes Sonos Radio offen – mit handkuratierten Sounderlebnissen über alle Genres hinweg. Neu im Angebot: die von Cro kuratierte Station »Count Your Blessings«. € 229 www.sonos.com

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P RO MOTION

Glänzende Erinnerungsstücke Zum Sammeln und Schenken – Schmuck von Xenox Choice feiert Individualität, einzigartige Freundschaften und unvergessliche Momente. Erzähle deine Geschichte von Liebe, Versöhnung, neuen Anfängen, Erfolgen, fernen Reisen oder erreichten Meilensteinen. Erinnerungsstücke, die bunt sind wie das Leben, frech, augenzwinkernd und außergewöhnlich wie jeder Augenblick. Graviere, was dir wichtig ist, zelebriere besondere Jahrestage und lasse deine Persönlichkeit strahlen. Your memories, your story, your choice. Mehr entdecken unter www.xenox.at

Knit it yourself

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Bei We are Knitters gibt’s alles rund ums Stricken, Häkeln & Co. Besonders beliebt sind die Kits, die neben Anleitung und Holznadeln genau die richtige Menge natürlicher peruanischer Wolle enthalten, um Beanie, Schal, Sweater oder Decke selbst zu machen. Weltweit strickt die Knitters-Community diese Do-it-yourself-Projekte in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden nach. Ein Trend, der süchtig macht und das eine oder andere stylishe Kleidungsstück abwirft. ab € 27 www.weareknitters.de

Alternative Wien-Postkarten Postkarten zu schreiben ist in unserer schnelllebigen Welt eine ganz besondere Aufmerksamkeit und wieder angesagt, was nicht nur Trends wie Postcrossing beweisen. Bussi, Wien, das junge Postkartenlabel aus Meidling, legt den Fokus auf alternative Ansichten der Hauptstadt, abseits der üblichen Motive. Im Mittelpunkt stehen jene Ecken Wiens, deren Charme sich erst auf den zweiten Blick erschließt. Als Fünfer- oder Zehnerset erhältlich. ab € 9 www.bussiwien.at

Ein Sextoy in Grün

Abgefahren: U-Bahn-Socken Im Online-Shop der Wiener Linien gibt’s nicht nur Fahrscheine, sondern auch diverse Fan- und Geschenkartikel. Wer seinem Outfit etwa nachhaltig U-Bahn-Farbe verleihen möchte, sollte hier zugreifen: Die Wiener U-Bahn-Linien im Sockenformat gibt es für kurze Zeit als Set in der praktischen Kartonbox – die neue, türkise U5 ist auch schon dabei. Erhältlich in drei verschiedenen Unisexgrößen. Hergestellt aus Oeko-Tex-zertifizierten Materialien. € 59,90 shop.wienerlinien.at

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Warum gerade bei Sexspielzeug auf Nachhaltigkeit verzichten? Eben. Der Premium Eco von Womanizer ist komplett in seine Einzelteile zerleg- sowie recycelbar und besteht aus biologisch abbaubarem Biolene-Material. Für jedes verkaufte Exemplar wird außerdem ein Baum gepflanzt. Das kleine grüne Orgasmuswunder arbeitet mit der patentierten Pleasure-Air-Technologie und stimuliert die Klitoris punktgenau ohne Berührung. Umweltfreundlich zu sein, hat sich noch nie so gut angefühlt. € 189 www.orion.at

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Robuste Uhrenikone G-Shock, der stoßfeste, achteckige Klassiker aus dem Hause Casio, verbindet schlichte Eleganz mit hochwertigen Materialien und extremer Usability. Die GA-2100-Reihe setzt wie das Ursprungsmodell DW-5000C auf eine Kombination aus analog und digital. Mit schlankem Profil und einer Vielzahl an Farb- und Materialvarianten erfreut sich diese ikonische Uhr besonderer Beliebtheit – nicht zuletzt dank ihrer außergewöhnlichen Langlebigkeit. ab € 99,90 www.g-shock.eu

Festtage für die Gesundheit Wer die ganze Zeit sitzt, tut seinem Körper eher nichts Gutes. Die Produkte von Standsome versuchen hier zu helfen. Ob mit Stehschreibtisch oder Tischaufsatz, ob im Büro oder zu Hause – die gebückte Haltung vor dem Rechner gehört der Vergangenheit an und die Rückenmuskulatur wird gestärkt. Durch das innovative Steckprinzip ist der Standsome schnell auf- und abgebaut, flexibel einsetzbar, platzsparend zu verstauen sowie leicht zu transportieren. Qualität made in Germany. ab € 149 www.standsome.com

xen! »Mach keine Fa Christkind.« s Jetzt kommt da (Lilibet in Single

Bells, 1997)

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Weihnachten auf Österreichisch Mit Weihnachtsfilmen und liebgewonnenen Klassikern wie »Single Bells« oder »O Palmenbaum« bietet der Streamingdienst Flimmit bestes Programm für die Weihnachtsferien. Für die passende Einstimmung sorgt heuer außerdem der Flimmit-Adventkalender. Es warten 24 Türchen voller Überraschungen, Filmtipps und Geschenke rund um die (un)besinnlichste Zeit im Jahr. Mitmachen lohnt sich! Tipp: Ein Flimmit-Abo unter dem Christbaum ist das ideale Geschenk für gute Unterhaltung. Jahresabo € 39,99 www.flimmit.at

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PROSA — DIDI DROBNA

MAKING OF … In ihrem Roman »Was bei uns bleibt« rollt Didi Drobna die letzten Kriegsmonate im unscheinbaren niederösterreichischen Ort Hirtenberg auf. Protagonistin Klara erzählt ihrem Enkel ihre Geschichte und erinnert sich an die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs, als sie in der Hirtenberg’schen Waffenfabrik Patronen herstellte. Es ist ein gelungenes Erinnerungsstück, das fiktive Familiengeschichte und historische Perspektive elegant in Balance hält und für das Didi Drobna exakt recherchiert hat. Mit kommentierten Bilddokumentationen gewährt die Autorin einen Einblick, wie genau.

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AUFMAGAZINIERT Als ich als junge Erwachsene zu schreiben begann, hatte ich immer die größte Hochachtung vor Romanen mit realhistorischer Komponente – die Einbettung in Zeitgeschehen, in gesellschaftspolitische Vorgänge eines anderen Jahrhunderts und überhaupt das glaubwürdige Einfangen des Zeitgeists, das erschien mir wahnsinnig herausfordernd. Speziell, wenn es um Themen rund um den Zweiten Weltkrieg ging. Nie und nimmer hätte ich mich mit Anfang oder Mitte 20 drübergetraut. Und jetzt stehe ich hier und habe einen Roman über die größte Munitionsfabrik der Nationalsozialisten geschrieben. Bin durch staubige Archive gestiefelt, habe ZeitzeugInnen ausfindig gemacht, Experten interviewt und habe mit Kompass und alten Landkarten in einem Wald Ruinen des Dritten Reichs gesucht. Who would have thought, not me anyway.

Schaubild 2: Nie zuvor habe ich eine Waffe in der Hand gehalten – bis ich einen Roman über eine Waffenfabrik schrieb. Als Teil meiner Recherchen nahm ich Privatstunden bei einem österreichischen Schießexperten. Geschossen habe ich u. a. mit der berühmten ParabellumMunition, die zu den meistproduziertesten Patronen in Hirtenberg zählte.

Schaubild 1: Frau Sona aus der Slowakei ist die Tochter eines Überlebenden des KZMauthausens. Ihr Vater wurde vor ihren Augen deportiert und in einen Transportzug nach Österreich gesteckt. Er überlebte, gerade so, kam aber als gebrochener Mann aus dem Krieg zurück. Seit rund zwei Jahren stehen wir in Briefkontakt. Schaubild 3: Vor rund 75 Jahren wurde am Ortseingang von Hirtenberg ein Konzentrationslager errichtet. Das »SS-Arbeitslager Hirtenberg«. 400 Frauen aus dem Ostblock wurden dort gefangen gehalten und für die besonders gefährliche Arbeit in der Fabrik eingesetzt. Heute erinnert vor Ort nichts mehr an diese Vergangenheit. Keine Gedenktafel, kein Hinweisschild.

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Schaubild 5: Während ich noch knietief im Lektorat stecke wird schon das Cover finalisiert. Beim schwarz-weißen Sujet mit dem Retro-Feel waren wir uns sofort einig, aber dann bleiben noch die Details – welche Schriftfarbe? Habe selten so viel über die Unterschiede zwischen Hellund Mittelrot nachgedacht.

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Schaubild 4: Die Ruinen der alten Hirtenberger Patronenfabrik sind auf keiner aktuellen Landkarte eingezeichnet. Doch man kann sie finden, wenn man weiß, wo man zwischen den hohen Bäumen suchen muss. Hier zu sehen ist eine gut erhaltene Fabrikseinheit: der Eingang zu mehreren unterirdischen Arbeitsräumen mit angeschlossenem Beobachtungsbunker.

Didi Drobna

Schaubild 6: Die zweite Hirtenberger Patronenfabrik war teils unterirdisch – um sie vor feindlichen, aber auch befreundeten Augen zu schützen. Hunderte Frauen arbeiteten hier täglich in Werkshallen viele Meter unter der Oberfläche, Sauerstoff erhielten sie über Lüftungsrohre zur Oberfläche.

Schaubild 7: An jedem freien Tag lange Schreibund Archivschichten, z. B. in der Nationalbibliothek. Obligatorisches Klo-Selfie und Müdigkeitsanfälle nach zehn Stunden schreiben sowie Notizen vong 1 Hand auf Instagram.

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PROSA — DIDI DROBNA

Schaubild 9: Die Ruinen der eigens für den Zweiten Weltkrieg erbauten Hirtenberger Munitionsfabrik vergammeln einfach so im Wald. Eine Metapher für Österreichs Umgang mit seiner Vergangenheit.

Schaubild 10: Lüftungsrohre führen aus den unterirdischen Werkstätten an die Oberfläche. Während der letzten Kriegstage blieben die Hallen geschlossen, wegen der ständigen Flieger- und Bombenbedrohung.

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Schaubild 8: Recherchiert habe ich auch in Hirtenberg und der Patronenfabrik selbst. Heute heißt das Unternehmen Hirtenberger Holding und hat auf ganz andere Segmente umgestellt, z. B. werden im Bereich der Sicherheitstechnik Sicherheitsgurtsysteme entwickelt. Die letzte Rüstungssparte wurde erst 2019 verkauft – nach 160 Jahren Munitionsproduktion. Das Ende einer Ära.

Schaubild 11: Mehrmals machte ich mich im Wald über der kleinen Pendler-Gemeinde Hirtenberg auf die Suche nach den Überresten der zweiten Patronenfabrik. Es fühlte sich teilweise surreal an, wie ein Pfadfinder-Abenteuer.

Schaubild 12: Didi Drobna in einem der erhaltenen Bunker der zweiten Hirtenberger Munitionsfabrik. Diese zweite Fabrik wurde eigens für die hohen Produktionsanforderungen im Zweiten Weltkrieg tief versteckt im Hirtenberger Wald gebaut.

Didi Drobna »Was bei uns bleibt« Piper Verlag, € 20,60

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PROMOTION

So stylish wie du:

Huawei nova 9 Ihr Design ist das, was herausragende Smart­phones von gewöhnlichen unterscheidet. Im Huawei nova 9 findet der auffallende Look der Huawei nova Serie nun seinen Höhepunkt.

Trotz leistungsstarkem Akku, der in nur 38 Minuten voll geladen ist, ist das brandneue Huawei Smartphone mit lediglich 7,77 Millimetern und 175 Gramm außergewöhnlich dünn und leicht. So findet es, immer wenn du unterwegs bist, ganz easy in deiner Clutch oder Hosentasche Platz. Vorder- wie Rückseite liegen dank einer dezenten Wölbung angenehm in der Hand.

Fashion-Accessoire In zwei Farbvarianten erhältlich, ist das Huawei nova 9 nicht nur ein Hightech-Gadget der neuesten Generation, sondern hat auch das Zeug zum schimmernden Fashion-Accessoire, das so stylish ist wie du. Nicht nur das zeitlos-elegante Black, sondern auch die herausstechende Farbvariante Starry Blue ist ein echter Hingucker. Für dessen hellblau-violette Oberfläche kommt ein spezielles Herstellungsverfahren zum Einsatz, das die schlanke Glasrückseite noch schillernder macht. Je nach Lichtverhältnissen verändert sich dabei die Farbe des Smartphones. Überzeug dich selbst, wie perfekt dieser Look zu jedem Outfit passt!

Ein echtes Erlebnis Damit aber nicht genug: Mit über einer Milliarde Farben und einer Bildwiederholungsrate von 120 Hz ist das abgerundete OLED-Display des Huawei nova 9 besonders brillant. Seine Oberfläche ist überdies rutschfest, dank besonderer Materialeigenschaften vor Fingerabdrücken geschützt und haptisch ein echtes Erlebnis. Du wirst es nicht mehr aus der Hand geben wollen!

Weitere Infos unter consumer.huawei.com/at

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Und vieles mehr … Das neue Huawei nova 9 besticht nicht nur mit seinem Design: Das 50MP Ultra Vision Kamerasystem sorgt bei allen Lichtverhältnissen für beeindruckende Bilder – egal ob Tag oder Nacht. Und für dynamische Vlogs ermöglicht es dir 4K-Aufnahmen mit Frontund Hauptkamera gleichzeitig. Lass es Likes regnen!

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Film-Screening Annette (OmU)

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Sebastian Hofer | Wolfgang Paterno

SPAZIERENGEHEN IST ERLAUBT Eine Stimmen-Collage der Pandemie in Erinnerungen, Zitaten, Träumen & Albträumen

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In Leos Carax’ erstem Film in englischer Sprache wird nicht allzu viel gesprochen, dafür aber – es ist ein Musical – umso mehr gesungen. Und zwar zu Musik aus der Feder des Avantgarde-Pop-Duos Sparks. Adam Driver und Marion Cotillard als glamouröses Paar, deren Leben nach der Geburt ihrer Tochter auf den Kopf gestellt wird.

Do., 16. Dezember, 20.15 Uhr Stadtkino im Künstlerhaus Akademiestraße 13 1010 Wien Wir verlosen 10 � 2 Tickets für das Screening von »Annette«. Der Film wird in englischsprachiger Original­version mit deutschen Untertiteln gezeigt. Die Gewinnspielteilnahme ist bis 13. Dezember unter www.thegap.at / gewinnen möglich.

In Kooperation mit

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1 Beerlovers-Geschenkebox Der Beerlovers Store in der Gumpendorfer Straße ist erste Anlaufstelle für (Craft-)Bier-Fans in Wien. Das breite Sortiment, aktuell etwa Geschenkeboxen mit thematischen Schwerpunkten, ist auch unter www.beerlovers.at erhältlich. Wir verlosen eine Geschenkebox mit 16 Bieren und Sensorikglas.

2 Nirvana »Nevermind« (30th Anniversary Edition) Anlässlich seines 30-jährigen Jubiläums wird das Grunge-Meisterwerk »Nevermind« in diversen Sondereditionen neu aufgelegt. Neben einer »Deluxe Box« gibt’s auch diese Vinylversion (180 Gramm!) inklusive der erstmals erhältlichen 7-Inch von »Endless, Nameless«. Wir verlosen drei Exemplare.

3 »Fuchs im Bau« »Willkommen im Strafvollzug!« – Hannes Fuchs (Aleksandar Petrović) tritt einen neuen Job als Gefängnislehrer an und muss sich mit seiner Kollegin (Maria Hofstätter) und deren unkonventionellen Methoden arrangieren. Regie und Drehbuch: Arman T. Riahi (»Die Migrantigen«). Wir verlosen drei DVDs.

4 »Me, We« Verena Altenberger, »Jedermann«-Buhlschaft und drogenabhängige Mutter in »Die beste aller Welten«, spielt in David Clay Diaz’ »Me, We« eine freiwillige Helferin, die auf Lesbos Geflüchtete retten will. Ein Film über Hilfe und Hilflosigkeit, aber auch Menschlichkeit. Wir verlosen drei DVDs.

5 Raphaela Edelbauer »Dave« Was braucht es, um eine Maschine mit menschlichem Bewusstsein auszustatten? Damit beschäftigt sich der Programmierer Syz Tag und Nacht – bis er einen Blick hinter die Kulissen des Labors wagt, in dem er arbeitet. Österreichischer Buchpreis 2021! Wir verlosen drei Exemplare.

6 »Spazierengehen ist erlaubt« Teilnahmebedingungen: Die Gewinnspielteilnahme kann ausschließlich unter der an­gegebenen Adresse erfolgen. Die Gewinner*innen werden bis 14. Dezember 2021 per E-Mail verständigt. Eine Ablöse des Gewinns in bar ist nicht möglich. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. MitarbeiterInnen des Verlags sind nicht teilnahmeberechtigt.

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Die beiden Profil-Redakteure Sebastian Hofer und Wolfgang Paterno versuchen in ihrem Buch die Dynamiken der Pandemie zu ermessen – an dem, was über diese gesagt und geschrieben wurde. Eine Collage aus Erinnerungen, Zitaten, Träumen und Albträumen. Wir verlosen drei Exemplare.

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Rezensionen Musik Wolf Lehmann

Wolf Lehmann

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Meine Mama hat immer gesagt: »Das Leben ist wie eine Platte, auf der Wolfgang Möstl draufsteht. Man weiß nie, was man kriegt.« Und sie sollte recht behalten. Einer der beweglichsten Tausendsassa des österreichischen Musikuniversums schiebt nach seinem Ausflug in die Gefilde des Vaporwave als Voyage Futur nun unter dem bürgerlich anmutenden Namen Wolf Lehmann ein Brett nach, das noch während des drohenden Extremfall-Winters Richtung balearischer Sommer lugt. Nach einer kurzen Ankündigung mit Dives-Feature im vergangenen Sommer wird daraus jetzt doch ein ganzes Album. Die bereits veröffentlichte Single schafft es als Weiterentwicklung namens »Neutral 2.0« auch drauf. »Neutral II« gibt’s obendrauf – und dann eben noch »Neoland« und »Neoland II«. Rekursive Selbstreferenz aus dem Lehrbuch. Zehn Tracks haben Platz auf der Platte, bis auf die siebenminütige Schlussnummer halten sich alle äußerst kurz. Möstls, äh, Lehmanns Gespür für eine stabile Komposition tut das allerdings keinen Abbruch. Die Verbindung von Beat-Tape, Sommerhits und gnadenlosen Grooves zum Mittanzen ist catchy, die Ausführung teils außergewöhnlich und an mancher Stelle gar rhythmisch herausfordernd. Alles in einem Maße, das sich durch soulige Vocal-Samples zusammenhalten lässt. Die Tracks, die wie in einem auseinandergesäbelten Live-Set nahtlos ineinander übergehen sind durchwegs smooth, über die gesamte Zeit des Albums könnte Kenner*innen von Lehmans Œuvre allerdings etwas an Edgyness fehlen. Aber wer weiß das schon, die Platte erscheint immerhin erst im Februar und bis dahin werden sich Stimmung, Umstände und Lockdown-Situation wohl noch des Öfteren ändern. Eine gute Gelegenheit, sich nochmal zu vergegenwärtigen, was eigentlich wirklich echt ist. Dabei hilft das Album dann auch nur bedingt, aber immerhin liefert es einen abwechslungsreichen Soundtrack, um zwischen all dem harschen Input kurz abzutauchen. (VÖ: 4. Februar) Sandro Nicolussi

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Lucid Living — Vill4in / Siluh Records

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Rezensionen Musik

Combat Beach

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Spiel mir ein Album aus den 90ern, ohne dass du ein Album aus den 90ern spielst! Combat Beach legt ein Debütalbum vor und es strotzt vor lauter nostalgischer Melancholie, die mit ordentlich Minimalismus-Salz in den Haaren dennoch das Zeug hat, die sich unausweichlich auftürmende Winterdepression mit der Melodica in die Garage zu verbannen. Klingt ironisch, ist es aber eigentlich gar nicht. Früher war eben alles – ach … Verantwortliches Mastermind der Band, die gar nicht so klingt, als wäre sie eine, ist Moritz Irion, der als Combat Beach bisher EPs im Eigenverlag auf Bandcamp droppte. Und auch wenn das Album nach Ein-Personen-Projekt zwischen Studio 1 (Schlafzimmer) und Studio 2 (Garage der Großmutter) anmutet, steckt dahinter doch ein rotierendes Kollektiv an Musiker*innen, die sich ganz nach Gusto auf der Platte und live abwechseln. Der Begriff der Situationselastizität kocht ein weiteres Mal hoch. »I Never Asked to Be Here« ist bereits als Single draußen und liefert Einblick in den Tenor des gesamten Albums: Zwischen Trompeten, Melodicas und Vocals direkt aus dem Journal auf dem staubigen Nachtkastl lädt dieses Album ein, alle Sorgen noch vor dem Zähneputzen tanzend abzuschütteln – weil: Ist ja eh schon alles wurscht. Noch während die Platte läuft, lässt es sich aber auch hervorragend in der Dusche heulen. Multifunktional! Eine Schätzung des Alters von Moritz Irion soll an dieser Stelle nicht vorgenommen werden, aber es lässt sich ziemlich sicher sagen, dass das, was musikalisch zwischen 1990, 2003 und heute passierte, nicht spurlos an ihm vorbeiging. Nicht dass der Hinweis-Track »Kristen Stewart 2016« nicht ohnehin schon genug verraten würde, sind auch Themen wie die erste Mixtape-Nervosität und ein Song namens »Talking with Girls about Green Day« unmissverständlich. Damit aber nicht genug: Das Schlussstück »Alone Again« dreht den Linkin-Park-Hit »Numb« mit der global bekannten Mitgrölzeile »All I want to do / Is be more like me / And be less like you« kurzerhand um – und zwar glaubhaft. Power-Pop-Indie-Punk zum Schwelgen. (VÖ: 3. Dezember) Sandro Nicolussi

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Sag’ ich, »Euroteuro«, sagst du, »Autogrill«. Dass das Wiener Dada-Pop-Kollektiv Euroteuro mehr kann als italophile Liebeslieder an das Wegfahren und Party-Party-Party, ist weniger bekannt als der sprichwörtlich bunte Hund. Wenn man sich aber das zweite Album »Volume II« reinzieht, muss man dann schon sagen: »Bist du g’scheit«. Also im Wortsinne. Sicherlich, er darf nicht fehlen, der große Sommerhit, dieses Mal bleibt das Ehepaar Seyser-Trenk – wobei: das Gesicht der Band ist schon er – mitsamt seinen Weg- beziehungsweise in diesem Fall Daheimbleib-Gefährt*innen in Wien, wegen dem CO2-Fußabdrück wäre es löblicherweise gewesen. »Insel« heißt er, der Hit, und er reiht sich ein in die vielen großartigen sommerlichen Stücke rund um die Donauinsel, deren fettigen und süßen Spezereien und Bequemlichkeiten. Österreichischer Autogrill, quasi. Sicherlich, die meisten Lieder sind tanzbar, die Synthesizer sind als klangliche Schwergewichte aber in vielen Zügen des Albums von ebenso gewichtiger Schwermut. Beispiele dafür sind die drei exzellenten Coverversionen, die im Original nicht unterschiedlicher sein könnten, aber damit auch umso passender für Euroteuro: »Franzi« etwa, eigentlich von den Wavern XTC, verwienerischt von der 80er-Supergroup Der Eiserne Vorhang, das vom Zusammenbrechen unter dem gesellschaftlichen Erwartungsdruck erzählt. Oder »Wenn das alle täten«, eine freie Interpretation nach Georg Kreisler, die der Banalität des Arguments der kollektiven Auswirkungen individuellen Handels den Garaus macht. Aber nicht, dass du denkst: »Kitsch«. Weil erstens natürlich aktualisiert und auf Tagesaktuelles angepasst und zweitens musikalisch mit einer Entschleunigung, dass sich vor allem das Textliche in deinen Hippocampus fräst. Aber natürlich können auch die eigentlich eigenen Stücke einiges – versteht sich von selbst. Da zeigt sich dann diese Variabilität, dieser melancholische Elektropop an der einen Stelle (»Sag alles ab«), treibender Neonröhrenjeans-Postpunk an einer anderen (gar nicht schlecht: »Purple Susi«) und großstädtischer Neojazz an wieder einer anderen (»Fluss«). Zweifelsohne lässt sich also festhalten: Bei Euroteuro, da geht was weiter. Und wenn’s nur bis zur Donauinsel ist. (VÖ: 19. November) Dominik Oswald

Julie Hill, Maria Schneider, Jules Stipsits

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Nowhere Feels Like Home — Seayou Records Volume II — Siluh Records

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AB 23. DEZEMBER NUR IM KINO

EIN FILM VON STEFAN JÄGER

Familie Lässig

Eine heile Welt! — Asinella Records

TELLFILM · KGP FILMPRODUKTION UND COIN FILM PRÄSENTIEREN MONTE VERITÀ IN KOPRODUKTION MIT MMC MOVIES · RSI RADIOTELEVISIONE SVIZZERA / SRG SSR UND BLUE TV DREHBUCH KORNELIJA NARAKS DOP DANIELA KNAPP DOP 2ND UNIT KNUT SCHMITZ PRODUCTION DESIGN KATHARINA WÖPPERMANN · NINA MADER KOSTÜM VERONIKA ALBERT MAKE-UP HELENE LANG MUSIK VOLKER BERTELMANN MONTAGE NOEMI PREISWERK ORIGINALTON RETO STAMM SOUND DESIGN GINA KELLER CASTING LISA OLÁH PRODUZENTIN KATRIN RENZ CO-PRODUZENTINNEN BARBARA PICHLER · GABRIELE KRANZELBINDER · CHRISTINE KIAUK · HERBERT SCHWERING UND BASTIE GRIESE · JENS WOLF REGIE STEFAN JÄGER

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Also rein vom (Küchen-)Psychologischen her ist es so, dass es bei einem Wunsch nach einer heilen Welt gleich TheGap_MonteVeritá_105x140.indd 1 heißt: Die echte Welt da draußen ist mir zu stressig, zu negativ, zu wenig wie damals, als das Hosenscheißen noch nicht nur eine Sache des Metaphorischen war. Aber keine Sorge, die Proponent*innen der Familie Lässig des Jahres 2022 sind zwar in vielerlei Hinsicht verdächtig – nicht jedoch, der Rückwärtsgewandtheit anheim zu fallen, weil namentlich: Manuel Rubey, Clara Luzia, Gerald Votava, Gunkl, Boris Fiala und Cathi Priemer. Da wird selbstverständlich nichts den altvatrischen Gedanken zugestanden, »eine heile Welt, die eine Weile hält«, ist da natürlich eher im Schmäh gemeint. Ganz unironisch aber ist das zweite Album – im 18er-Jahr, einem Land vor unserer Zeit, erschien »Im Herzen des Kommerz« – zielgruppenoptimiert zum Maximum. Was aber nicht schlecht ist, im Gegenteil. Stell dir vor: laue Sommernächte im Bobo-Bezirk deiner Stadt, Wien Neubau, Graz Lend, Innsbruck Wilten, oder wo auch immer die Ökoliberalen deiner Stadt sich zusammenfinden. Stell dir vor: gemütliche Bühne, Strohballen, Kinderschminken, Limonaden im Rexglaserl. Diese Unbeschwertheit. Dazu passend natürlich die musikalische Gestaltung, die zwar niebis 28.8.2022 mals wirklich aneckt – ist ja eher mehr für die gute Laune –, aber dafür derart vielgestaltig ist, das Kollektiv regelt da einiges. Die zwölf Stücke, Stephansplatz 6 bei denen so ziemlich alle Mitglieder einmal ihre Stimme ins Mikrofon dommuseum.at schicken dürfen, wandeln tatsächlich von A nach B und bewegen sich dabei zwischen entschleunigtem und traumwandlerischem MelancholiePop (»Nur nachts sind alle Schaukeln frei«), kindlich-naivem GitarrenPop (»Büro Büro«), existenzialistischem Wienerlied (»Wichtig«) und Granada-eskem Schunkel-Rock-’n’-Roll (»Besserwisser«). Apropos »Besserwisser«: ein gutes Beispiel, wie auch gesellschaftskritischere Töne zielgruppengerecht aufbereitet werden; da wird an die Steineschmeißer im eigenen Glashaus appelliert, immer wieder die Hybris der angeblich intellektuellen Elite diagnostiziert. Weil die Message natürlich nur ankommt, wenn es um die Hörenden selbst geht. Man sieht also: Die wissen, was sie tun. (VÖ: 7. Jänner) Dominik Oswald

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arm & reich

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Dom Museum Wien

Dom Museum Wien

David Hammons, Bliz-aard Ball Sale, 1983. Courtesy Tilton Gallery, New York. Foto: Dawoud Bey

Julie Hill, Maria Schneider, Jules Stipsits

MARESI RIEGNER · MAX HUBACHER · JULIA JENTSCH · HANNAH HERZSPRUNG · PHILIPP HAUSS UND JOEL BASMAN ALS HERMANN HESSE

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JOBS

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IMMO

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P ROMOTION

Must have! Sachen, die den Alltag schöner machen

Ein wahrer Fruchtgenuss

Fiasko — Gspusi Records

Gspusi Records

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Fiasko ist ein frisches Hip-Hop-Projekt, das es mit seinem gleichnamigen Debütalbum jetzt so richtig wissen will. Auch wenn die popkulturelle Sozialisation schon ein Weilchen zurückliegt, markiert das hier ihre erste Zusammenarbeit. Dass musikalische Blüten auch abseits des großen Scheinwerferkegels sprießen können, führen einem Fiasko hiermit vor Augen. Denn was da herangewachsen ist, entlockt selbst sturen Boom-Bap-Purist*innen ein demütiges Lächeln. Die beiden stehen auf den Schultern ihrer Rap-Ahnen und erschaffen eine immens vielschichtige Musik. Zwischen beatlastig und verspielt instrumental schwingt das Pendel hin und her. Und das Sounddesign strotzt nur so vor Raffinesse. Der eingefleischte Head sollte sich das dick notieren. Sowas hört man schließlich nicht jeden Tag. Wo es zunächst nach verstaubtem Vintage klingt, dort spannen die Raps den Bogen bis in die Gegenwart. Da gibt’s einiges vom Stapel zu lassen: Die alltäglichen Wehwechen im mittleren Lebensalter oder die Langzeitfolgen des Corona-Blues. Nach einem knackigen Intro folgt mit »Solitude« der erste Faustschlag. Im Kontrast dazu wird ein introspektiver Blick gewählt. Mut zur Unvollkommenheit anstelle anmaßender Selbstdarstellung, so lautet das Credo. Vorsicht, wenn die zahllosen Eindrücke auf einen niederprasseln! »Polaroid« flaniert ein Stück weiter auf der Memory Lane. Das Pianothema plätschert dahin und die Worte – wenn auch im Verborgenen – tun ihr Übriges. Und langsam verblassen die letzten Erinnerungen im Nebel dieses Songs. Ein erstes Video zu »Die Stadt« wurde vorab rausgehauen. Eine MA48-Spezialeinheit sieht man auf intergalaktischer Mission in Wien. Dieser Track strapaziert das Genick, reißt uns aus der leidigen Covid-Trance. Um uns zu erinnern: »Die Stadt gehört wieder dir!«. Einen besonderen Abschluss bildet »Eurydike«. Ein glänzender Neo-Soul-esker Track, mit einer sanften Gitarrenmelodie und Trommelwirbel inklusive. Fiasko werden nach dieser Feuertaufe hoffentlich bald einem breiteren Publikum bekannt sein. Den Grundstein haben sie jedenfalls bravourös gelegt. Ihr Debüt strahlt nicht zuletzt durch die Produktion eine unglaubliche Reife aus. (VÖ: 12. Dezember) Maximilian Weissensteiner

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Fiasko

Ob als Topping für die Breakfast-Bowl, im Joghurt oder einfach so zum Aus­löffeln – das efko naschglaserl winter edition ist süße Versuchung für Naschkatzen und -kater. Fruchtig feines Apfelmus mit zarten Birnenwürfeln und winterlichen Gewürzen wie Zimt, Nelke und Vanille. www.efko.at

Perfekt aufgeschäumt Feinporiger Schaum, ganz ohne tierische Milch? Mit den BaristaDrinks von joya kein Problem! Neu im Sortiment: der bio hafer barista. Milder Geschmack, cremige Textur, ohne Zuckerzusatz. www.joya.info

Ganz ohne Fleisch Es muss nicht immer Chicken sein, köst­liche Nuggets gibt’s auch ohne Fleisch! Dieveganennuggetsvondieohnesindideal, wenn mal schnell was Warmes auf den Tisch soll. Sie bestehen aus Weizenund Erbsenprotein und sind in Backteig gebacken. www.die-ohne.at

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sam n i e m Ge gig n ä h b una

Termine Musik

Sophie Hunger Auf weihnachtlich wackeligen Beinen stehen nach aktuellen Prognosen all jene Konzerte, die sich im Dezember die Ehre geben wollen. Aber etwas Optimismus sei doch wohl noch erlaubt. Die Schweizer Singer-Songwriterin Sophie Hunger setzt sich mit ihrer Musik zwischen die Stühle von Jazz und Soul und weiß in der kalten Jahreszeit mit warmer Stimme und gefühlvoller Melancholie selbst das kühlste Gemäuer zu erwärmen. Da wird’s schnell Sommer im Herzen – auch ohne übertriebenes Pathos. 21. Dezember 2021 Wien, Konzerthaus

DER VTMÖ: Die lautstarke Vertretung für alle unabhängigen Labels, MusikproduzentInnen, Musikverlage. JETZT MITGLIED WERDEN! Fortbildung, Beratung, Rabatte und Konditionen für Mitglieder ●

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Rojin Sharafi / PFL / Kim Leclerc Die in Teheran geborene Rojin Sharafi kuratiert diesen Winter ihre eigene Reihe in der Sargfabrik Wien. Wenn in der Goldschlagstraße in Rudolfsheim-Fünfhaus schon nicht in der Sauna aufgegossen wird, kann man sich immerhin auf ordentlich musikalischen Dampf gefasst machen. Für das zweite Konzert der Reihe stellt sie sich mit ihrem neuen Album »Kariz« (Ventil) an die Seite von PFL und Kim Leclerc. Zu hören gibt es Klangkunst zwischen Lärm und Tanzbarkeit, die vermutlich länger nachhallen wird. 15. Jänner 2022 Wien, Sargfabrik

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Termine Musik Dry Cleaning

highlights

Dieses Südlondoner Quartett hat sich tatsächlich irgendwie zufällig gegründet. Jams, Karaoke-Abend, mal bisschen ausprobieren, und plötzlich hat man auch noch eine Vokalistin zu vermelden. Seither machte die eingängige Kombination aus Sprechgesang und Instrumental-Indie ganz schön die Runde – bald auch in das Gürtellokal, das gerade verblüffende 25 Jahre Bestehen feiert. 24. Jänner 2022 Wien, Chelsea

Sandro Nicolussi

Nadia Tarra, Hessam Samavatian, Hanna-Katrina Jędrosz, Max Hof­stetter, Christoph Liebentritt, Danny Kötter, Philipp Gladsome & Gerngross Glowinksi

Spitting Ibex Eine Band, die alle Tropen spielt und sie in ein eigenes SkillSet umwandelt. Fast genau zwei Jahre nach dem Release von »Love Hate Fear Fate« gibt es sich die achtköpfige Truppe mal wieder auf der lokalen Jazzbühne. Da wird’s gut und gern mal kuschelig, aber das kommt wohl in der aktuellen Situation und Mid-Winter auch gar nicht so verkehrt. 25. Jänner 2022 Wien, Porgy & Bess

Gesangskapelle Hermann Wer erinnert sich noch dran, dass die Gesangskapelle Hermann einen Wahlkampfsong für Alexander Van der Bellen geschrieben hat? Viel ist passiert in den zehn Jahren ihres Bestehens, aber offenbar ist noch lange nicht Schluss. Die Jubiläumsrevue des Chors verspricht Acapella-Volks-Pop gespickt mit »wilden« akrobatischen Choreos. Noch ein Schluck Olivenöl, und los geht’s! 28. Jänner 2022 Linz, Posthof

Antilopen Gang Abbruch, Aufbruch, Abriss! Die Antilopen Gang hat sich in den vergangenen Jahren des Öfteren in die Charts gespielt und scheint dort bleiben zu wollen. Nachdem Gang-Mitglied Danger Dan (»Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt«) bereits Konzerthäuser ausverkauft hat, dürfte der Hunger mit dem ersten Sampler auf dem eigenen Label Antilopen Geldwäsche nicht abreißen. 3. Februar 2022 Wien, Arena

K.I.Z. An manch schlechtem Tag war man schon versucht, das Berliner Rap-Trio in die Vergessenheit abzuschreiben, doch dann erschien vergangenen Mai doch noch ein neues Album. Für »Rap über Hass« gibt es aktuell mehr Material und Anknüpfungspunkte als man sich das noch vor Kurzem vorstellen hätte wollen. Deswegen auch die Tour mal lieber gleich auf groß machen! 19. Februar 2022 Wien, Stadthalle

Megaloh

The Residents

Kafvka

»Nichts ist beständiger als der Wandel«, so heißt es im Pressetext zur Megaloh-Tour. Das stimmt vor allem, wenn man die sich wandelnden Konzerttermine betrachtet – leider ohne Auftritt. Nun dürfte es endlich so weit sein: Rap zieht in gebrochenen Wellen über die Spittelau! 23. Jänner 2022 Wien, Grelle Forelle

Bereits 2017 traten The Residents mit Pestmasken aus dem 17. Jahrhundert auf, als hätten sie gewusst, was auf sie zukommt. Dieser Termin hätte nämlich ebenfalls bereits Anfang 2021 stattfinden sollen, aber … Ja, eh klar. Einmal Blues-Avantgarde zum Gleich-Genießen, danke! 25. Jänner 2022 Wien, Flex

Spätestens seit 2018 spielen sich Kafvka mit ihrer Single »Alle hassen Nazis« durch linke Demo-Playlists. Auch in Wien waren sie immer wieder zu hören – die Gelegenheiten scheinen ja nicht abzureißen. Jetzt bald also auch als Konzert. So richtig und in echt – mit Schweiß und Bier! 4. Februar 2022 Wien, B72

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01.–04.12. 21.

Österr. TheatersportMeisterschaften 04.12. GReeeN / Frinc 09.12. Science Busters 09.12. Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys 10.12. Fiva / Umme Block 11.12. BumBumKunst & Skero 15.12. Sophie Hunger 17.12. Yukno / Anger 20.12. Schubert Theater 06.01. Leonhardsberger & Schmid 08.01. Flüsterzweieck 09.01. Selig 12.01. Thomas Maurer 14.01. Manuel Rubey 15.01. Vince Ebert 19.01. maschek 21.01. Eva Maria Marold 25.01. The Baseballs 28.01. Bodo Kirchhoff 28.01. Gesangskapelle Hermann 02.02. Matthias Egersdörfer 08.02. Elli Bauer 10.02. Lina Maly 11.02. Provinz 12.02. Benedikt Mitmannsgruber 14.02. Verena Koch 18.02. Frinc 20.02. Mathea 22.02. Familie Lässig 22.02. Rea Garvey 23.02. Granada 24.02. Pigor & Eichhorn www.posthof.at POSTHOF – Zeitkultur am Hafen, Posthofstraße 43, A – 4020 Linz Info + Tickets: 0732 / 78 18 00 kassa@posthof.at | www.posthof.at Weiterer VVK: LIVA Servicecenter im Brucknerhaus, Thalia Linz, oeticket und alle oberösterreichischen Raiffeisenbanken.

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JUK.AT

Termine Festivals

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Retrospektive: Valie Export Schon für Dezember 2020 – zu ihrem 80. Geburtstag und anlässlich der Schenkung ihrer filmischen Arbeiten an das Filmmuseum – wäre eine umfassende Retrospektive zu Valie Exports Schaffen geplant gewesen. Nun sollen die Spiel-, Kurz-, und Dokumentarfilme der einflussreichen österreichischen Künstlerin sowie Dokumentationen ihrer Performances mit einem Jahr Verspätung präsentiert und ihre Werk, das multimediale Kunstpraxis und Theorie mit feministischen Anliegen kurzschließt, in einem hochkarätig besetzten Symposium behandelt werden. In Anwesenheit der Künstlerin! 9. bis 22. Dezember 2021 Wien, Filmmuseum

In vier Theaterproduktionen (teils online, teils analog) und zwei Diskussionsrunden wird sich die Veranstaltung Future Lab im Februar mit der Zukunft des Theaters auseinandersetzen. Dystopische wie utopische Aspekte, der Austausch von Kunst und Technologie sollen dabei ebenso beleuchtet werden wie konkrete Fragen, die während der Pandemie aufkamen: Wie wichtig ist Theater für eine Gesellschaft? Sind Kunst und Kultur systemrelevant? 1. bis 28. Februar 2022 Wien, Schubert Theater

Wildes Kino – Filme im Metro 1951–1999

Jana Wachtmann

Österreichisches Filmmuseum, This Human World

Am 25. Dezember 1951 eröffnet das von Robert Kotas umgebaute Metro-Kino. 2002 wird das Architekturjuwel vom Filmarchiv Austria übernommen und so zur Auslage des heimischen Filmerbes. Zum 70er wird ein Blick zurück auf die ersten 50 Jahre des Metro geworfen: Eine »wilde Mischung« soll das breite Spektrum der damaligen Programmierung abbilden. 10. Dezember 2021 bis 11. Jänner 2022 Wien, Metro

Feschmarkt Allerhand Feschheiten von nah und fern erwarten die Besucher*innen kurz vor Weihnachten in Feldkirch, wo – so Corona will – die Vorarlberg-Ausgabe des beliebten Marktfestivals stattfinden wird. Es präsentieren sich Start-ups und Kleinproduzent*innen aus Bereichen wie Mode, Kosmetik, Schmuck, Papeterie, Kunst und Delikatesse. 17. bis 19. Dezember 2021 Feldkirch, Pförtnerhaus

This Human World Nach der Online-Ausgabe 2020 wollten die Verantwortlichen von This Human World heuer mit einer Hybridversion ihres Festivals ins Kino zurückkehren, das Programm parallel aber auch per Streaming anbieten. Die sich zuspitzende Corona-Lage machte letztlich eine Umstrukturierung notwendig. Wie viel vom Programm wann und wo stattfinden kann, ist noch offen. Geplant wären 80 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme zu Menschenrechtsthemen, darunter »Flee« (Bild), eine berührende Doku über einen jungen Mann, der sich mit seiner traumatischen Vergangenheit auseinandersetzt. 2. bis 12. Dezember 2021 Wien, diverse Locations bzw. online

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POFF.plus Ab Jänner zeigt diese neue Reihe monatlich politische Filme, die noch nicht in Österreich zu sehen waren – mit internationalen Gästen, Expert*innen sowie den jeweiligen Filmemacher*innen, die im Anschluss zum jeweiligen Thema diskutieren. Den Anfang macht »Collective«, der von Korruption im rumänischen Gesundheitssystem handelt. 13. Jänner 2022 Wien, Burgkino

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ÖSTERREICHS CLUBSZENE IM RADIOKULTURHAUS

Termine Kunst

DOWNERS & MILK

14.12.2021

© Manolo Ponte

KARTEN UND INFOS: radiokulturhaus.ORF.at

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Ein Vierteljahrhundert

Fr., 22. April 2022 Fluc, Wien

40 Jahre Fotohof In zwei Ausstellungen lässt der Fotohof sein Jubiläumsjahr 2021 ausklingen. Er blickt dabei mit einem Auge nach innen und dem andern nach außen. Unter dem Titel »Bilder, Dokumente, Artefakte« widmet man sich – der Blick nach innen – der eigenen Entwicklung von der kleinen Hinterhofgalerie zum national wie international agierenden Zentrum für Fotografie. Jedes Jahr des Bestehens wird dabei von einem Exponat aus dieser Zeit repräsentiert. Und was den Blick nach außen betrifft: Für die parallel stattfindende Ausstellung »One Artist – One Minute« in der Stadtgalerie Lehen wird Künstler*innen, die zuvor schon mit dem Fotohof zusammengearbeitet haben, der gesamte Ausstellungsraum jeweils für eine Minute zur Verfügung gestellt, um diesen mit mindestens einem und maximal 20 Bildern in Form einer Projektion zu bespielen. bis 22. Jänner 2022 Salzburg, Fotohof — bis 20. Jänner 2022 Salzburg, Stadtgalerie Lehen

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Michaela Moscouw, Keith Haring, kunst-dokumentation.com, Johanna Kandl

Termine Kunst The 80s. Die Kunst der 80er-Jahre Über 160 Arbeiten sind in dieser Blockbuster-Schau zu sehen, Arbeiten von Künstler*innen, deren Schaffen nicht nur die 80er geprägt hat, in denen plötzlich alles möglich schien, sondern auch weit darüber hinaus wirkt. Mit dabei: Größen wie Jeff Koons, Cindy Sherman und Keith Haring (Bild). Das Werk österreichischer Künstler*innen wie Brigitte Kowanz, Maria Lassnig und Franz West gliedert sich gut in diesen Kanon ein. bis 13. Februar 2022 Wien, Albertina modern

Do Nothing, Feel Everything Die Gruppenausstellung bezieht sich in ihrem Titel auf das Versprechen aus einer Tamponwerbung: »Do Everything. Feel Nothing.« Nichts zu fühlen, das schien den Kurator*innen symptomatisch für die heutige Zeit. Die Umkehrung des Slogans ist daher ein Versuch, das Bedürfnis nach anderen räumlichen und zeitlichen Rahmenbedingungen zu formulieren, die es uns wieder ermöglichen, intensiv zu fühlen. bis 20. Februar 2022 Wien, Kunsthalle Karlsplatz

Jana Wachtmann

Helmut & Johanna Kandl: Palette Dass die Herkunft eines Kunstwerks fast immer durch die dominante Bedeutung der künstlerischen Autor*innenschaft bestimmt wird, es aber kaum Interesse daran gibt, woher Farben, Pigmente oder Bindemittel für diese Kunst stammen, thematisieren Helmut und Johanna Kandl in der Ausstellung »Palette«. Dabei wird auch sichtbar, welche ökologische, soziale und kulturelle Bedeutung die Minen und Plantagen vor Ort haben. bis 13. März 2022 Graz, Kunsthaus

21/12/21 Di, 19.30 Uhr · Großer Saal

Sophie Hunger & Band © Sophie Hunger

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Termine Filme & Serien

3 Fragen an Sebastian Meise

Annette Regie: Leos Carax ———— Adam Driver ist 2021 fast überall: Nachdem er vor Kurzem mit einer Burberry-Kampagne von sich reden machte, hat er neben »The Last Duel« und »House of Gucci« (beide von Ridley Scott) Ende des Jahres auch noch »Annette« am Start. An seiner Seite: Marion Cotillard. In diesem MusicalFilm, mimt Driver den Stand-up-Comedian Henry, der mit der Sängerin Ann (Cotillard) liiert ist – vermeintlich glücklich. Als Annette, ihr erstes Kind, geboren wird, ändert sich alles, denn das kleine Mädchen hat ein geheimnisvolles Talent. Der französische Regisseur Leos Carax schrieb das Drehbuch gemeinsam mit dem Brüderpaar Ron und Russell Mael. Die beiden könnte man vom Art-PopDuo Sparks kennen und sind schlüssigerweise auch bei »Annette« für die Musik verantwortlich. Start: 16. Dezember 2011

Der Film konzentriert sich auf eine ungewöhnliche Liebe, die keinem klassischen hetero-normativen Muster folgt. Sie ist nicht sexuell, sondern beruft sich sehr symbolisch auf das Gefühl von Verständnis und Zuhause. Ist es schade oder doch zufriedenstellend für Hans, dass er zwar keine romantische Liebe gefunden hat, aber diese andere Form, die trotz allem funktioniert? Schwer zu sagen. Ob es ein Happy End ist? Ich finde schon. Er hat jemanden gefunden, die beiden haben einander gefunden, in einer sehr speziellen Beziehung. Man findet selten solche Menschen im Leben. Ich finde es gut. Die Liebe geht doch immer solche Wege. Es ist doch nie das, was man sich wünscht oder gedacht hat. Man wird immer überrascht von der Liebe. Du hast mit Hans einen sehr kompromisslosen Charakter, der sich nicht fügen will. Wie sind dir bei deinen Recherchen die Zeitzeugen begegnet? Gab es da auch gebrochene Menschen? Eigentlich nicht. Die, die gebrochen waren, die gibt es auch leider nicht mehr. Viele haben sich damals das Leben genommen. Andere haben in Scheinehen gelebt und sich versteckt. Aber die, die wir treffen konnten, waren alle ungebrochene Menschen. Und sie sind auch alle in den Charakter eingeflossen – der Gedanke, man muss weitermachen, weil man ja keine Wahl hat. Es geht nicht anders, man kann ja nicht aufhören zu existieren und sich das Leben verbieten lassen. »Große Freiheit« Start: 19. November 2021

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Der schönste Tag Regie: Fabian Eder ———— Eine Zugfahrt kann für vieles genutzt werden. In Fabian Eders neuem Film »Der schönste Tag« diskutieren unterschiedliche Persönlichkeiten (etwa Aba Lewit, Valerie Schieder oder Doron Rabinovici) über Österreich und den Nationalsozialismus – sich im Zugabteil gegenübersitzend. Welche Geschichten erzählen wir uns? Wofür zu glauben entscheiden wir uns? Der Film war auch auf der Diagonale 2021 zu sehen und liefert eine Bestandsaufnahme Österreichs. Eder, der an der Filmakademie studierte und zuvor als Kamermann tätig war, gab mit der Literaturverfilmung »Die Schrift des Freundes« sein Debüt als Regisseur. Er publizierte zudem zwei Romane und eine Erzählung und war auch für die Regie einer »Tatort«-Folge verantwortlich. Start: 28. Jänner 2022

Elsa Okazaki, Stadtkino Filmverleih (2), A1 now, Hendrik Heiden / Sky Studios

Dein neuer Film handelt davon, dass Homosexualität Mitte des letzten Jahrhunderts noch als krimineller Akt gesehen und geahndet wurde. Wie bist du auf das Thema gestoßen? Durch Zufall. Ich habe Berichte gelesen von Schwulen, die von den Alliierten aus dem KZ befreit wurden und direkt wieder ins Gefängnis gesteckt wurden, um ihre Reststrafe abzusitzen. Ich wusste über den betreffenden Paragrafen nicht sehr viel, muss ich sagen. Es hat mich auch verwundert, dass es eine Thematik ist, die so unglaublich wenig im geschichtlichen Bewusstsein aufscheint. Mit welchem Aufwand die Verfolgung betrieben wurde, war mir überhaupt nicht klar.

Susanne Gottlieb, Barbara Fohringer

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Regisseur von »Große Freiheit«

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Elsa Okazaki, Stadtkino Filmverleih (2), A1 now, Hendrik Heiden / Sky Studios

Susanne Gottlieb, Barbara Fohringer

Mein Wenn und Aber Regie: Marko Doringer ———— Die Frage, ob und, wenn ja, wann man Nachwuchs bekommt, stellen sich Menschen Tag für Tag. Gerade seit der Corona-Pandemie ist vieles unsicher geworden, so wohl auch die Familienplanung vieler. In seinem dritten Film »Mein Wenn und Aber« begleitet Marko Doringer Paare, die gerade in dieser Situation sind, und verhandelt zugleich seine eigene. Der Regisseur und Produzent hat bisher einige Dokus realisiert, etwa »Voices Of(f)«, »Beirut« und »Mein halbes Leben«. Start: 31. Dezember 2021

Parallele Mütter Regie: Pedro Almodóvar ———— Pedro Almodóvar ist zurück: Der spanische Regisseur erzählt in seinem neuen Film die Geschichte zweier Frauen, die ungeplant schwanger werden. Abermals ist es also – nach »Alles über meine Mutter« – das Thema der Mutter- bzw. Elternschaft, das ihn interessiert. Abermals ist Penélope Cruz zu sehen. Abermals konnte die Kritik überzeugt werden. Gedreht wurde in Madrid, die Uraufführung fand im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele von Venedig 2021 statt. Start: 7. Jänner 2022

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Moneyboys Regie: C. B. Yi ———— Moneyboys, so werden in China junge Männer genannt, die sich prostituieren, um ihre Familien zu unterstützen. Fei (Kai Ko) ist einer von ihnen. Seine Familie kann ihn und seine Homosexualität nicht akzeptieren, sein Geld nehmen sie aber dennoch. Gedreht wurde an 39 Tagen in Taiwan, produziert wurde der Film u. a. von Barbara Pichler und Gabriele Kranzelbinder (KGP Filmproduktion GmbH). Seine Premiere feierte »Moneyboys« in Cannes in der Sparte »Un Certain Regard«. Start: 14. Jänner 2022

MIT EXTRA VIEL

RINDFLEISCH AUS ÖSTERREICH

Spencer Regie: Pablo Larraín ———— Seit »The Crown« ist Diana Spencer wieder sehr präsent – ihr soziales Engagement, ihre Verhältnis zum Königshaus, ihre Mode, ihre Scheidung und natürlich ihr tragischer Tod. In »Spencer« schlüpft nun Kristen Stewart, laut New Yorker »her generation’s most interesting movie star«, in diese große Rolle – und überzeugt dabei nicht nur Dianas ehemaligen Bodyguard Ken Wharfe, der meinte, dass Stewart von allen Schauspielerinnen Diana bisher am besten verkörpert habe. Start: 27. Januar 2022

Morbius Regie: Daniel Espinosa ———— Nach »Venom« und »Venom 2« erweitert Sony nun mit einem dritten Kinofilm das Spider-Man-Universum. In der Hauptrolle ist Jared Leto als Dr. Michael Morbius zu sehen, ein Biochemiker mit einer seltenen Blutkrankheit. Er möchte anderen mit derselben Krankheit helfen, doch das erweist sich als keine gute Idee. Regie führte der chilenisch-schwedische Regisseur Daniél Espinosa, der mit »Easy Money« einen der erfolgreichsten schwedischen Filme überhaupt inszeniert hat. Start: 28. Jänner 2022

WTF Happened?

Der Pass – Staffel 2

Idee: Gregor Perle, Gitti Wirnharter & Laurin Gausch ———— In dieser Miniserie (vier Folgen, zwei Komödien, zwei Dramen) dreht sich alles um skurrile Ereignisse. Teils sind diese auch aus dem Leben der Produzent*innen (bzw. deren Umfeld) gegriffen. Zu sehen sind Dagmar Kutzenberger, Lisa Schrammel, Martin Leutgeb, Franz Josef Danner und Felix Geiwagner. Gedreht wurde in Wien, Nieder­ österreich und Salzburg. ab 18. November 2021 A1 now

Idee: Cyrill Boss & Philipp Stennert ———— Julia Jentsch und Nicholas Ofczarek sind zurück! Der Sohn einer einflussreichen Familie begeht einen Mord, sein älterer Bruder möchte die Familie schützen – die Ermittlungen beginnen. Die erste Staffel der Serie gewann die Goldene Kamera als »Beste TV-Serie«, zudem gab es Romy-Auszeichnungen in den Kategorien »Beste Serie« und »Beste Produzenten«. Philip Peschlow ist auch dieses Mal für die Kamera zuständig. ab 21. Jänner 2022 Sky

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Christoph Prenner

bewegen bewegte Bilder – in diesem Kompendium zum gleichnamigen Podcast schreibt er drüber

Screen Lights Das Evangelium nach Paul Man hatte es vermisst. Schmerzlich nachgerade. Das ungläubige Raunen, das aufgewühlte Hüsteln, das hysterische Auflachen. Im Saal selbst. Der angeregte, gern aufgeregte Austausch, das ungefilterte Aufeinanderprallen der Ansichten über das soeben Erlebte. Danach, im Foyer. Anlässlich einer Filmfestivalvorführung etwa. Wo man sich im besten Fall auch mal über jene Sorte von filmbezogenem Gesprächsstoff und -bedarf freuen darf, der so rar geworden ist im Zeitalter der zur pandemischen Routine gewordenen Solo-Streaming-Sitzungen und des ergänzenden stromlinienförmigen Konfektionskinos, mit dem uns Marvel und Co in den Multiplexen abzuspeisen versuchen. Ein solcher bester Fall trat neulich zum Glück wieder auf, als auf dem Spielplan der Viennale mit »Benedetta« eine Arbeit zu finden war, die, wie schon bei ihrer Premiere in Cannes Monate zuvor, für die Erregung öffentlicher Erregung zu sorgen verstand.

Transgressiver Edel-Trash Aber was hat man sich auch sonst erwartet, wenn Paul Verhoeven seine Bilder und Ideen auf Leinwände wirft – die öffentliche Erregung begleitet den Altmeister des transgressiven Edel-Trashs schließlich zeit seines rund halbjahrhundertjährigen Schaffens. Die Karriere des Holländers lässt sich unbesehen als Chronik der nicht immer angekündigten, wiewohl stets geflissentlich miteinkalkulierten Skandale lesen: Von frühen Saubarteleien wie »Türkische Früchte« und »Der vierte Mann« über Hollywood-Grenzüberschreitungen wie »Basic Instinct« und »Starship Troopers« bis hin zu alles anders als altersmilden Spätwerken wie »Black Book« oder »Elle« ist die Geschichte des Verhoeven mit guter Gesetzmäßigkeit eine voller Missverständnisse. Mit Absicht und Vorsatz. Er würde es gar nicht anders wollen. Weil es seine Arbeiten proaktiv nicht nur darauf anlegen, Autoritäten zu hinterfragen, sondern auch bei dir selbst Reibung und Augenreibung

zu erzeugen, dich aus der kuschligen Komfortzone zu locken, dir den Boden von Weltanschauung und Schaugewohnheit unter den Füßen wegzuziehen – und sei es nur eine einzelne Szene lang. Kontroverse nicht der Kontroverse, sondern der Konversation wegen. Gesprächsbedarf legt nun auch der eingangs erwähnte jüngste Tabubruch des ewigen Agent Provocateur nahe – gleichsam selbstredend, wenn diesem ein Werk mit dem Titel »Schändliche Leidenschaften. Das Leben einer lesbischen Nonne in Italien zur Zeit der Renaissance« als Vorlage dient, und dieses obendrein noch auf (von Judith Cora Brown notierten) wahren Begebenheiten beruht. Die Geschichte von Benedetta Carlini (Virginie Efira) klingt für Tatsachen tatsächlich fast zu wild: Nachdem sich die Visionen, die die Klosterfrau von Jesus – in Verhoevens Version: fesch, bärtig, pferdereitend, schwerterschwingend – hatte, in Stigmata (selbstzugefügten womöglich?) manifestierten, wurde diese von den Kirchenoberen zur neuen Äbtissin des Klosters befördert. Ihr privilegierter Quasi-Heiligenstatus ermöglichte es Benedetta in weiterer Folge, hinter ihren privaten Klostermauern im Intimverbunde mit der Novizin Bartholomea (Daphnè Patakia) die sakrale mit der fleischlichen Liebe verschmelzen zu lassen. Was der argwöhnischen Vorgängerin (Charlotte Rampling) freilich Munition für ein sinisteres Kompliment lieferte … Versteht sich eigentlich von selbst, dass der amtsbekannte Atheist Verhoeven diesen ersten bekundeten Fall eines lesbischen Liebesverhältnisses in einem Kloster in provokanter, sexuell expliziter, natürlich auch streitbarer Ästhetik einzufangen trachtete – einen Marienfigurendildo hat man im Kino bisher noch nicht gesehen. Versteht sich ebenfalls von selbst, dass er dafür bereits aus allen ideologischen Himmelsrichtungen Haue und Schelte bekam, vom Verbot des Filmes in Russland wegen des Verstoßes gegen Gesetze zum Schutz der Gläubigen und der Religions-

ausübung bis hin zur obligatorischen Aufpudelei auf einschlägigen Empöriker-Plattformen. Ärgerlich, aber auch wenig überraschend, dass dabei wie so oft beim 83-Jährigen wieder mal vergessen wurde, einen Blick unter die grelle, hochglänzende Oberfläche zu werfen.

Hochgradig reflektiert Man hätte im Zuge dessen nämlich erkennen können, dass sich hinter dem angeprangerten male gaze eigentlich eine Hinterfragung desselben durch eine Kamerafrau (Jeanne Lapoirie) verbirgt. Dass im selben ästhetischen, aber auch inhaltlichen Aufwasch gleich noch eine Distanzierung von der Heiligenscheinheiligkeit klassischer Klosterdramen der Marke »Black Narcissus«, mit ihrem verkorksten Schwelgen in weiblicher Unschuld, stattfindet. Dass hier eben vielmehr, wie bereits in ebenso gern fehlverstandenen Paul-Pics von »Basic Instinct« über »Showgirls« bis »Elle«, erneut eine unbemerkt selbstbestimmte, souveräne Frau im Fokus steht, eine unterschätzte Meistermanipulatorin, die männlich geprägte Machtverhältnisse geschickt zu ihren Gunsten zu drehen versteht. Ja, dass das enthemmte Feuerwerk aus cheap thrills, dass all die plakativen Skandalszenen lediglich Aufhänger und Dreingabe sind für einen hochgradig reflektierten Film, der zur Abwechslung einmal seine Heldin und ihre Motivationen ernst nimmt. Darüber sollte man reden. Am besten hoffentlich demnächst in einem Kinofoyer deiner Wahl. prenner@thegap.at • @prennero Christoph Prenner und Lillian Moschen plaudern im Podcast »Screen Lights« zweimal monatlich über das aktuelle Film- und Seriengeschehen – und hoffen, dass man sich »Benedetta« bald wirklich auch in einem Lichtspieltheater anschauen wird können. Zum Zeitpunkt der Kolumnenabgabe war dies aus den evidenten Gründen leider schon wieder sehr zweifelhaft.

Luca Senoner, Polyfilm

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Virginie Efira in Paul Verhoevens »Benedetta«

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Termine Bühne

Durst

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Rocky! Die Rückkehr des Verlierers Ein unangefochtener Weltmeister im Boxen gibt einem »Niemand« die Chance, gegen ihn anzutreten. Doch für das Publikum geht dieser »Niemand«, Sylvester Stallones Filmfigur Rocky, als Sieger aus diesem Kampf hervor und inspiriert damit seither ganze Generation heranwachsender Männer, die dem Underdog so gerne nacheifern. Auch die Hauptfigur dieses Stücks, Vertreter der Sorte »kleiner Mann«, gehört zur Gruppe jener, die auch gerne zum »Jemand« aufsteigen möchten. Das Stück von Tue Biering überführt die Geschichte des mittelmäßigen Boxers in die heutige Zeit und untersucht den Prototyp eines Verlierers, der sich Respekt verschaffen möchte und sich dabei in Merkmalen toxischer Männlichkeit und im Rechtspopulismus verliert. 12. bis 22. Jänner 2022 Wien, Werk-X Petersplatz

In »Durst«, einer »performativen Oper über sechs Frequenzen«, beschäftigt sich Choreografin Linda Samaraweerová mit dem menschlichen Unvermögen, sich den eigenen Emotionen zu stellen, gerade da, wo es um dunkle Seiten und Affekte geht. »Mitten in einem dunklen Wald leben unsere Emotionen in einem geheimen Garten als mächtige Dämonen«. Zusammen mit dem Komponisten Robert Jíša entwirft sie eine Kampfansage gegen kulturelle Tabus und gegen das Verleugnen der Gefühle. 3. und 4. Dezember Wien, Tanzquartier

Aufmarschieren Im Gleichschritt Schritt halten. Vier Frauen sind in »Aufmarschieren« in ihrem Willen und ihrem Glauben miteinander vereint. Ausdruck dieser Verbindung ist ihr synchronisierter Stechschritt. Das Performancekollektiv Planetenparty Prinzip ergründet in diesem Stück die »Psychologie des Marsches« als Teil seiner »Bürgerkriegstrilogie«. Über den Versuch, gemeinsam aus der Krise zu kommen, über die Dichotomie von Gruppe und Individuum, über den Wunsch, gemeinsam stark zu sein, und die Angst, ausgeschlossen zu werden. 7. bis 9. Dezember Graz, Theater am Lend

Anne Bonny – Weill sie Normen Brecht

Die beiden Choreografinnen Olivia Mitterhuemer und Farah Deen präsentieren zusammen mit zwei weiteren Performerinnen mit »4 A.M.« ein »House Dance Piece«. Beeinflusst von Clubkultur als urteilsfreiem Raum, beziehen sie sich auf Housemusic und die dazugehörige Subkultur der 80erJahre in Chicago und New York, welche durch die afroamerikanische und LGBTIQ+-Community etabliert wurde. Als choreografische Untersuchung und Hommage erfahren die Tänzerinnen die Musik als zentralen Gegenstand für ihr körperliches Erleben, während ihr Aufeinandertreffen und Zusammenspiel einen Raum der Transzendenz und Freiheit eröffnet. Die Tanzfläche als inklusiver, sicherer Ort abseits gesellschaftlicher Konventionen. 9. bis 11. Dezember Wien, Brut Nordwest

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Die Fellner Lesung »Schauspieler*innen lesen Wolfgang Fellner«, so lautet das erfolgreiche Konzept, entwickelt vom Kollektiv Institut für Medien, Politik und Theater. Während sich die Ö24-Sendung »Fellner! Live« in der Selbstbeschreibung als »unabhängig, unparteiisch, kritisch« begreift, lässt sich im Reenactment ein System des »Fellnerismus« herausarbeiten, das letztendlich als absurdes Theater offenbart wird. Über die Techniken des Boulevards – zwischen Medienanalyse und politischer Satire und den titelgebenden Fellner, der dieser Tage selbst häufiger in den Medien vorkommt, als ihm lieb sein dürfte. 22. Jänner 2022 Linz, Theater Phönix

Oliver Maus

4 A.M.

Alexander Gotter, Christine Miess

Eine Piratin in männlich kodierter Kleidung lernt eine andere Piratin kennen, ihrerseits ebenfalls in männliche Piratenkleidung gehüllt. Die beiden verlieben sich ineinander und machen zusammen um 1700 die Karibik unsicher, so jedenfalls besagt es die Legende um Anne Bonny und Mary Read. Brigitte Souček bringt die queere Liebesgeschichte nach Koschka Linkerhands Roman »Die Irrfahrten der Anne Bonnie«, als szenisch-musikalische Collage auf die Bühne. 12. und 13. Jänner 2022 Klagenfurt, Klagenfurter Ensemble

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Josef Jöchl

artikuliert hier ziemlich viele Feels

Wien ist keine Stadt, die sich an dich ranschmeißt. Sie hat zwar gute Manieren und sieht für ihr Alter ganz passabel aus. Aber besonders freundlich ist sie nicht. Interessanterweise wissen das auch die Wiener*innen selbst. Kaum jemand geht hier alleine aus, man bleibt gerne unter sich. Wenn man in anderen Städten nach einer Reise davon schwärmt, wie gastfreundlich die Menschen am Reiseziel gewesen wären, kommt man vielleicht aus Indien oder Costa Rica. Als Wiener*in reicht es, aus irgendeiner mittelgroßen, deutschen Stadt zurückzukehren, um festzustellen, dass man dort viel netter ist als daheim. Mit dem stereotypen Wiener Grant hat das wenig zu tun, der existiert ohnehin nur auf dem Instagram der »Wiener Alltagspoeten«. Vielmehr ist es eine Mischung aus Steifheit, Langsamkeit und Dummheit, die den Wiener Vibe aufs Erste hin ein bisschen unsympathisch macht. In Bars und Clubs verbreitet er sich über Aerosole und gibt jeder fremden Person zu verstehen: Du bist nicht zum Vergnügen hier. Vor allem beim Dating kann die eher geringe Likeability der Wiener*innen für Schwierigkeiten sorgen.

Eyes Wide Shut Meine Boyfriends ließen sich, obwohl direkt aus dem Kühlschrank, immer recht leicht aufs Brot schmieren. Mit Bad Boys konnte ich nämlich noch nie was anfangen. In Wien kommst du aber nicht um sie herum. Wie zum Beispiel um den einen, den ich im Café Kafka traf. Drei Bierlängen redete er nur von sich. Richtig unangenehm wurde er aber auf dem Nachhauseweg. Von der Mariahilfer Straße an führte er sich auf wie mein persönlicher Schülerlotse. Schließlich erreichten wir die langsamste Ampel Wiens, jene vor dem Museumsquartier. Als ich mich dazu entschied, die Museumsstraße bei Rot zu

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queren, hielt er mich plötzlich zurück, obwohl weit und breit kein Auto zu sehen war – nur um die Straße selber bei Rot zu queren, sobald er es für richtig hielt. Paternalistisches Verhalten im Straßenverkehr ist eine absolute Red Flag. Ich beschloss, dass wir an diesem Abend kein Ampelpärchen mehr werden würden, und verabschiedete mich höflich. Dating im Club schön und gut, aber doch nicht im ÖAMTC.

Funny Games Manche Wiener Typen wirken zunächst sogar ganz freundlich. Ein paar Wochen später kam ich mit einem überein, an einem Sonntagnachmittag »was zu machen«. Mit dem Zeitpunkt assoziierte ich einen Spaziergang, Kaffee und Kuchen. Deshalb war ich etwas irritiert, als er vorschlug, sich direkt in seiner Wohnung zu treffen. Dort hatten wir dann relativ bald Sex. Weil ich von meiner Sonntagsfantasy noch nicht ganz runtergekommen war, bat ich ihn, mir einen Kaffee zu machen. Doch er hatte nicht nur keinen Kaffee zuhause. Im krassen Unterschied zu einer halben Stunde vorher redete er kaum noch mit mir. Plötzlich wurde mir klar: Er war also doch ein Unsympath. Ich verließ seine Wohnung und spazierte in die Kurkonditorei Oberlaa. Dort bestellte ich einen Einspänner. Das ist ein Espresso mit einer Haube aus kalter Schlagsahne. The irony!

Before Sunrise Nach diesen Erlebnissen konnten mir die Wiener gestohlen bleiben. Doch just in diesem Moment sollte mir wieder einer begegnen. Dieses Mal war es jedoch ein perfektes Meet-Cute: ab und zu neugierige Blicke über die Budel, den Rest der Zeit die Anwesenheit des anderen wohlig im Rücken spüren. Ein bisschen brauchte ich, um ihn anzusprechen. Ich sagte »Lorem ipsum dolor sit amet«, darauf er so: »consecte-

tur adipiscing elit«, während wir einander pausenlos ins Gesicht lachten. Wie alle netten Wiener war er Deutscher. Weil die Nacht gerade erst begonnen hatte, zogen wir weiter in einen Club, wo ich mich kurz von ihm abwandte, um aufs Klo zu gehen, Getränke zu holen und meinen Freund*innen bis ins letzte Detail zu erzählen, was bisher geschehen war. Leider dauerte das circa eine Stunde. Als ich den Typen wieder traf, ließ er sich gerade seine Jacke rausgeben. Es wäre ziemlich spät geworden, er wollte nach Hause. Enttäuscht sagte ich leise Servus und ging wieder in den Club, wo mich die Leute erwarteten, die ich ohnehin jede Woche sah. Doch wenige Minuten später wurde mir klar, wie dumm ich mich verhalten hatte. Ich machte auf dem Absatz kehrt und lief hinaus in die Nacht. Wie um mein Leben sprintete ich den Kanal entlang und holte ihn schließlich keuchend ein. Der Typ blieb stehen und drehte sich verwundert zu mir um. Zur Erklärung erzählte ich ihm die Geschichte von dem Schülerlotsen und dass ich Dates mit Kaffee und Kuchen viel lieber mag. »Josef, erst lässt du mich eine Stunde allein, dann läufst du mir hinterher und erzählst mir irgendeine merkwürdige Geschichte«, sagte er. »Kommst du normalerweise damit durch?« Ich weiß nicht mehr, was ich antwortete, aber was folgte, war die beste Nacht der Jahre 2020 und 2021. Auch weil ich beim Laufen meine Geldtasche verlor, das städtische Fundservice sie mir aber nur eine Woche später per Post zukommen ließ. Wien ist schon auch einfach gut verwaltet. joechl@thegap.at • @knosef4lyfe Josef Jöchl ist Comedian. Sein aktuelles Programm heißt »Nobody«. Josefs Auftrittstermine sind auf seiner Website www.knosef. at zu finden.

Ari Y. Richter

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Sex and the Lugner City Der dritte Mann

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