The Gap 191a – Sonderausgabe: Diagonale 2022

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Kurdwin Ayub

Vom Horror des Alltags

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N° 191 a — Diagonale 2022

SONDERAUSGABE — THE GAP IST KOSTENLOS UND ERSCHEINT ZWEIMONATLICH. VERLAGSPOSTAMT 1052 WIEN, P.B.B. | MZ 18Z041505 M


AB 15. APRIL IM KINO

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Editorial

From: Jubiläum To: Jubiläum

Florian Auer

Es verdankt sich natürlich einem Zufall, dass die Diagonale, das Festival des österreichischen Films, ausgerechnet im selben Monat sein 25-Jahr-Jubiläum feiert wie The Gap, wenn man so will, das Magazin der österreichischen Popkultur. Und weil die Verbundenheit dieser beiden Institutionen, so darf man nach einem Vierteljahrhundert durchaus dazu sagen, in den letzten Jahren mehr und mehr zugenommen hat, ist heuer nicht nur erneut eine DiagonaleSonderausgabe von The Gap fällig, sondern gleich auch eine gemeinsamer Kurzfilmabend am 20. April im Metro Kinokulturhaus, der das historische Special des Festivals zum Thema »Rausch« nach Wien verlängert. Zu sehen sind das »Rauschlied« aus der Operette »Künstlerblut« (1906), »Rauchen und Saufen« (1997) von Albert Sackl, »Erdbeerland« (2012) von Florian Pochlatko und »LOLOLOL« (2020) von Kurdwin Ayub. Wer mehr über den Themenkomplex erfahren möchte, liest am besten in Sandro Nicolussis Text zu den unterschiedlichen Aspekten des Rauschs nach – und / oder gönnt sich die »Rausch«-Vollversion bei der Diagonale in Graz. Die bereits erwähnte Kurdwin Ayub wird das Festival würdigerweise mit ihrem Film »Sonne« eröffnen. Grund genug, ihr hier auch die Coverstory zu widmen, für die Susanne Gottlieb mit der Filmemacherin dem Foltermuseum in Wien einen Besuch abgestattet hat. Beiträge über die ThaliwoodTraumfabrik am Flughafen Thalerhof bei Graz, Johannes Grenzfurthners gefeierten Horrorfilm »Masking Threshold« sowie weitere Empfehlungen aus dem Diagonale-Programm runden diese Ausgabe ab. Außerdem haben wir anlässlich des Jubiläums den ersten beiden und den aktuellen beiden Leiter*innen des Festivals ein paar Fragen zur Diagonale und zum österreichischen Film gestellt. Bleibt mir nur noch eines zu sagen: Liebe Diagonale, wir gratulieren!

Manuel Fronhofer

Herausgeber • fronhofer@thegap.at

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Herausgeber Manuel Fronhofer, Thomas Heher Chefredaktion Sandro Nicolussi Gestaltung Markus Raffetseder Autor*innen dieser Ausgabe Barbara Fohringer, Susanne Gottlieb, Victor Cos Ortega, Jana Wachtmann Coverfoto Teresa Wagenhofer Lektorat Jana Wachtmann Anzeigenverkauf Herwig Bauer, Manuel Fronhofer, Sarah Gerstmayer (Leitung), Thomas Heher Distribution Andrea Pfeiffer Druck Grafički Zavod Hrvatske d. o. o. Mičevečka ulica 7, 10000 Zagreb, Kroatien Geschäftsführung Thomas Heher Produktion & Medieninhaberin Comrades GmbH, Stauraczgasse 10/4, 1050 Wien Kontakt The Gap c/o Comrades GmbH Stauraczgasse 10/4, 1050 Wien office@thegap.at — www.thegap.at Bankverbindung Comrades GmbH, Erste Bank, IBAN: AT39 2011 1841 4485 6600, BIC: GIBAATWWXXX Abonnement 6 Ausgaben; Euro 21,— (aktuell: Euro 19,97) abo.thegap.at Heftpreis Euro 0,— Erscheinungsweise Sonderausgabe zur Diagonale – Festival des österreichischen Films; Erscheinungsort Wien; Verlagspostamt 1052 Wien Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz www.thegap.at/impressum Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber*innen wieder. Für den Inhalt von Inseraten haften ausschließlich die Inserierenden. Für unaufgefordert zugesandtes Bildund Textmaterial wird keine Haftung übernommen. Jegliche Reproduktion nur mit schriftlicher Genehmi­ gung der Geschäftsführung.

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Florian Hofer

Magazin 006 Der Horror des Alltags Kurdwin Ayubs wahre Geschichten 014 Gefahr oder Kitt der Gesellschaft? Aspekte des Rauschs 018 Bright Lights, Small City Wie Thaliwood Filmflair nach Graz brachte 022 Nerdistischer Selbstexorzismus »Masking Threshold« von Johannes Grenzfurthner 026 Was ist die Diagonale? Ein Q&A mit ehemaligen und aktuellen Festivalverantwortlichen 030 Diagonale-Essentials Weitere Filmempfehlungen 034 Außerdem in Graz Was sich sonst so tut

022 Rubriken 003 Editorial / Impressum 012 Golden Frame

info.termine 19.5.2022 23.6.2022

Ein Vierteljahrhundert

© Stella Hofstadler

Film, TV & Media – Creation and Distribution Masterlehrgang berufsbegleitend

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Dauer • 4 Semester

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© FH St. Pölten

VORVERKAUF UND INFOS ZU DEN WEITEREN JUBILÄUMSFEIERLICHKEITEN INKLUSIVE KURZFILMPROGRAMM »RAUSCH« IN KOOPERATION MIT DER DIAGONALE AM 20.04. IM METRO KINOKULTURHAUS IN WIEN UNTER WWW.THEGAP.AT / 25

Bewerbungsfrist • 28.08.2022 Jetzt bewerben: fhstp.ac.at/lftm

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Auf dem Weg durch das Folter­museum in Wien begegnete Kurdwin Ayub unter anderem einem Fallbeil, ...

Teresa Wagenhofer

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Der Horror des Alltags Kurdwin Ayubs wahre Geschichten

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Gerade erst hat Kurdwin Ayub in Berlin für ihren ersten Langspielfilm einen Preis gewonnen, nun darf die Regisseurin mit »Sonne« die Diagonale eröffnen. Beim Gespräch in Wien erzählt Ayub, wie sie mit ihren Filmen immer wieder das Grauen der migrantischen Identitätsprobleme der zweiten Generation, kulturelle Aneignung und mediale Selbstdarstellung vor die Linse holt. ———— Im ehemaligen Luftschutzbunker, in dem das Wiener Foltermuseum untergebracht ist, ist an diesem Tag die Heizung ausgefallen. Deshalb frösteln die Fotografin und ich bereits ein wenig, als wir zwischen Totenkopf-Briefbeschwerern, Schokoriegeln und gravierten Namensarmbändern im Museumsshop auf Kurdwin Ayub warten. Doch der Jungregisseurin, die mit »Sonne« gerade erst bei der Berlinale mit dem GWFF Preis für den besten Erstlingsfilm ausgezeichnet wurde, läge nichts ferner, als hier einen absichtlich verspäteten Promiauftritt hinzulegen: »Entschuldigung, aber ich kann nicht einparken«, überschlägt sich ihre Stimme, als sie sich schließlich hastig durch die Tür zwängt. Eine gewitzte Verspieltheit blitzt in ihren braunen Augen auf, die kunstvoll mit einem dicken schwarzen Lidstrich umrandet sind. Die Kombination von schwarzer Lederhose mit hellviolettem Pullover, den eingestickte blutähnliche Tropfen säumen, wirkt sowohl stylish

als auch provokant und passt perfekt ins Fotoshooting, für das Ayub gleich mit Eiserner Jungfrau und Guillotine auf Tuchfühlung gehen wird. Doch provozieren will Ayub in diesem Moment eigentlich gar nicht. Für sie hat der Ort einen nostalgischen Wert. »In 80er- und 90er-Filmen wie ›Terminator‹, ›Gremlins‹ oder ›Robocop‹ wurde mit StopMotion-Effekten gearbeitet. Ich habe das in der Malerei- und Animationsfilm-Klasse an der Universität für angewandte Kunst studiert, und die Puppen erinnern mich daran.« Diese Verbundenheit zeigt sich, als Ayub sich beinahe zärtlich an die Frau am Scheiterhaufen schmiegt. Ein bisschen weniger Einsatz, so die Anweisung von unserer Seite. Wir haben schließlich keine Idee davon, wie desolat die Puppen nach all den Jahren bereits sind. Warum dann keine Karriere als Genre- und Horrorfilm­ regisseurin? »Keine Ahnung«, sagt Ayub und zuckt mit den Schultern, »ich meine, ich zeige den Horror des Alltags. Das ist auch okay. Es ist Realismus.«

Schwieriger Begriff Heimat Dieser Horror des Alltags nährt sich für die junge Filmemacherin immer wieder aus der eigenen Biografie. Als Tochter zweier irakischer Kurd*innen 1990 im Nordirak geboren, flüchtete ihre Familie 1991 im zweiten

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Golfkrieg nach Österreich. Ayub wuchs gemeinsam mit ihren zwei Geschwistern in einer Siedlung im Bezirk Simmering im Süden Wiens auf. Den Eltern, die vor der Flucht als Ärzt*innen gearbeitet hatten, gelang es, diesen Beruf in Österreich wieder aufzunehmen. Der Horror, den Ayub in ihren Filmen ausdrückt, spiegelt aber nicht nur die Fluchterfahrung der Eltern wider. Ihre Protagonist*innen kommen aus der zweiten Generation. »Das wird super unterschätzt«, erklärt sie. »Wenn die Eltern kriegstraumatisiert sind, dann nehmen das die Kinder ja auch mit aus der Erziehung.« Dass sie das auch selber betrifft, erkannte sie erst, als sie älter wurde: »Ich habe als Kind immer geglaubt, ich lebe ein Leben wie alle anderen. Aber das stimmt nicht.« Heimat sei für sie nach wie vor ein schwieriger Begriff: »Ich sage immer, ich komme aus der Wohnung meiner Familie in Simmering.« Diese gebrochene Familiendynamik zu verarbeiten, dabei half Therapie. Und letztlich auch der Film. »Ich packe Erinnerungen, die ich gemacht habe, und die irgendwie schmerzhaft sind, nicht in eine mentale Box,

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»Besser man scheitert mit seiner eigenen Vision als mit der Vision von jemand anderem.« — Kurdwin Ayub sondern in einen Kamerarahmen, und schmücke sie mit ein bisschen Humor.« Diesen lernte sie in Wien: »Ich mag, dass die Leute hier so grauslich sind, dass sie so sudern, und dass sie so lustig sind. Dieser Wiener Humor spiegelt sich auch in den Filmen wider.« Eine Melange aus Tragik und Komik zog sich schon durch Ayubs frühe Performance-Arbeiten wie »Abscission (Vaginale VI)«, »Katzenjammer«, »Sexy« oder »Video 1«, als sie die Kamera noch nicht auf andere richtete, sondern auf sich selbst. »Ich wollte kleine Kurzfilme machen mit diesen Geschichten. Dafür habe ich aber keine Schauspielerin gefunden. Daher habe

ich mich benutzt.« Ayub spielt in all diesen Shorts eine junge Frau, die sowohl für einen nie gezeigten Freund als auch für ihre Online-Follower eine Show abzieht, während im Lauf der Handlung hinter dem Zwang, attraktiv und sexy zu wirken, eine Gebrochenheit, eine Einsamkeit zutage tritt. Dieser Bruch zwischen Lebensrealität und Online-Selbstdarstellung ist auch Thema ihrer späteren Dokumentar- und Spielfilme. Fiktion und persönliche Erfahrung liegen hier oft nahe beieinander. »Diese Erlebnisse hatte ich auch.« Ayub schaut nachdenklich, ihre Gedanken kreisen irgendwo über der Vergangenheit. Wir sind inzwischen den kalten Gängen des Foltermuseums entkommen und haben uns im Kaffeehaus nebenan niedergelassen. Der kleine Raum, zunächst nur von den Geräuschen unserer Konversation und vom gelegentlichen Dampfen der Kaffeemaschine erfüllt, ist bald voll vom Stimmengewirr an den umliegenden Tischen. Unser intensives Gespräch vermischt sich mit dieser lebendigen Nachmittagsgeselligkeit. Nicht dass ein Herausstechen für

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… etwas maroden, aber dennoch instagramablen Puppen, ...

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Meist speist er sich aus der Interaktion mit ihrem Vater Omar. »Ich habe für den Film an der amerikanischen Privatuni (in Erbil; Anm.) recherchiert und mein Vater ist immer wieder vor der Kamera aufgetaucht und hat Blödsinn gemacht. Da fiel schnell die Entscheidung, dass der Film über ihn sein wird.«

Richtig erzählt Bei ihrem kürzlich prämierten Werk »Sonne« steht eine junge österreichische Kurdin im Mittelpunkt, die mit ihren zwei nicht aus diesem Kulturkreis stammenden Freundinnen zur Internetsensation wird, als ein Video, im dem sie im Hijab zu »Losing My Religion« von R.E.M. twerken, auf Youtube landet. Hier treffen erneut Familiendynamiken, die Frage nach Religion, kultureller Aneignung sowie problematischem Patriotismus aufeinander. Die Idee zum Film sei ihr gekommen, als sie online eine schiitische Girlband in England entdeckte, die muslimische Lieder auf Eng-

lisch sang. Das war 2018. In ihren Antrag auf Filmförderung schrieb Ayub, dass dies eine migrantische Geschichte sein sollte, die richtig erzählt wird. »Andere arbeiten so viel mit Klischees«, umreißt sie das Problem. »Man will bei den Leuten Mitleid erzeugen. Das mag ich nicht.« Ayub spiele viel lieber mit den Erwartungen des Publikums, sie lässt die Figuren anders agieren, als man vermuten würde. Dieser Bruch mit dem Vorhersehbaren gilt vor allem für den Vater von Hauptfigur Yesmin (Melina Benli). Er verurteilt den plötzlichen Internet-Fame der Mädchen nicht, sondern beginnt, sie für Auftritte von einer muslimischen Feier zur nächsten zu kutschieren. Die Figur wird von ihrem eigenen Vater Omar gespielt, obwohl dieser sich zunächst geweigert hatte, die Rolle zu übernehmen. »Er meinte, ich solle mir meine eigenen Geschichten und Rollen suchen. Dann habe ich aber meine Mutter gecastet und er wurde eifersüchtig«, sagt Ayub lachend.

Elektrische Zahnbürsten, elektronisches Kinderspielzeug, Rasierapparate, Fernbedienungen – sie sind klein und handlich und landen, wenn sie kaputt sind, leider oftmals im Hausmüll. Doch auch kleine Elektrogeräte enthalten neben wertvollen Rohstoffen auch gefährliche Inhaltsstoffe sowie Akkus, die im Restmüll nichts verloren haben, da sie zu Bränden führen können.

Ab zur Sammelstelle

Klein, aber oho

Zu den Kleingeräten zählen nahezu alle tragbaren Elektrogeräte wie Bügeleisen, Mixer, Kaffeemaschinen, Radios, aber auch Werkzeuge wie Bohrmaschinen oder Handkreissägen, sowie sämtliches Computerzubehör wie Tastatur, Drucker, Maus, USB-Sticks, Telefone und Headsets, also einfach alle Geräte, deren längste starre Seitenkante kürzer als 50 cm ist.

Kleine Geräte – großer Wert

Auch wenn sie noch so winzig sind – Kleingeräte und Batterien haben nichts im Restmüll verloren BEZAHLTE ANZEIGE

Teresa Wagenhofer

Ayub relevant wäre. Inzwischen sei es ihr nicht mehr wichtig, wie sie auf andere wirke. Aber sie habe sich früher bei derartigen Gedanken ertappt. »Bin ich hübsch genug für den Freund? Oder: Will man genau so sein, wie er es will?« Indem sie diese Gedanken auf Film bannt, kann sie sie später betrachten und sagen: »So will ich nicht sein!« 2012 wendete sich ihr filmischer Blick mit »Familienurlaub« erstmals der autonomen kurdischen Region im Nordirak zu. 2016 fuhr sie mit ihrem Vater für ihren ersten Langdokumentarfilm »Paradies! Paradies!« nach Erbil, um ihn bei der Wohnungssuche zu begleiten. Was auf den ersten Blick wie eine dramatische Inszenierung des kriegerischen und desolaten Zustands der Region anmutet, geht viel tiefer. Der Film deckt zerrüttete Dynamiken und Konflikte auf, die die Abwärtsspirale der familiären Traumata immer weiter befeuern. Und doch findet sich auch hier der für Ayub so typische Humor.

Informationen, Adressen, Öffnungszeiten aller Sammelstellen: elektro-ade.at Eine Initiative der EAK Austria GmbH und der Stadt Graz|Umweltamt.

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Alle Produkte, die blinken, leuchten, Geräusche machen oder sich bewegen, werden durch Akkus/ Batterien gespeist und müssen, wenn sie kaputt sind, zu einer der rund 2000 Sammelstellen Österreichs gebracht werden. Dort können sie während der Öffnungszeiten völlig unbürokratisch und kostenlos abgegeben werden. Bevor Sie Ihr Elektrogerät zur Sammelstelle bringen, entfernen Sie bitte die Akkus/Batterien, da diese gesondert verwertet werden.

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Der Vater war es auch, der ihr zum 14. Geburtstag ihre erste Mini-DV-Kamera schenkte. »Ich musste urlange betteln.« Dass sie schon immer Filme machen wollte, wusste Ayub früh. Mit zwölf Jahren schrieb sie ihr erstes Hollywood-Drehbuch, das ihr die Freundin auf Englisch übersetzen hätte sollen. Mit der Kamera wurde der Alltag dann in seiner ganzen Vielfalt festgehalten. Was ihr abermals Probleme brachte: »Irgendwie haben sich immer Jungs vor meiner Kamera ausgezogen. Da war sie schnell wieder weg.« Dass sie selbst keine Laufbahn als Ärztin anstrebte, missfiel dem Vater zunächst. Die progressive Vorbildfunktion fiel ihrer Mutter zu. »Mein Vater war eher der Strengere. Ich wollte das im Film daher umdrehen.« Jetzt sei er offener und cooler, sogar ein richtiger Feminist geworden. Woher der Sinneswandel? »Ich nehme an, das habe ich ihm beigebracht.«

Social-Media-Sprache Die Getränke sind inzwischen ausgetrunken, und der Alltag abseits unserer kleinen hyggeligen Ecke im Kaffeehaus macht sich stärker bemerkbar. Immer wieder klingelt Ayubs Handy, E-Mails poppen am Bildschirm auf. Online-Kommunikation – das andere große Thema der Regisseurin. In ihrem Kurzspielfilm »Boomerang« (2018) sprechen die Jugendlichen die Sprache

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ihrer Social-Media-Kanäle, nutzen Filter, whatsappen und fotografieren. In ihrem Kurzdokumentarfilm »LOLOLOL« (2020) begleitet Ayub die Künstlerin Anthea Schranz aus der Kameraperspektive eines iPhones. Ayub nutzt diese Bildsprache auch in »Sonne«, blendet Gruppenchats und kurze Tiktok-Videos ein: »Es ist eben die Realität, und anders könnte man keine Jugendfilme erzählen.« Die gezeigten Clips habe sie in den Jahren seit dem Casting ihrer Laiendarsteller*innen mit diesen gemeinsam erarbeitet. Dabei sei es ihr wichtig zu betonen, dass hier nicht die persönlichen Geschichten der Darsteller*innen in den Film eingebunden werden. Viel eher gehe es ihr um reale Reaktionen. »Ich caste nicht Leute, die ganz anders sind, sondern ich caste sie, weil sie genau in diese Rolle passen. Oder: Wenn ich sie besonders mag, passe ich die Rolle im Buch an die Person an.« Produziert wurde »Sonne« von Ulrich Seidl, ebenfalls ein ausgewiesener Experte in der Darstellung von Alltagshorror. Dies mag der Grund dafür gewesen sein, so Ayub, dass sie so viel Freiraum hatte. »Hätte ich bei ›Sonne‹ einer anderen Firma vertraut, wo jemand gesagt hätte, ich muss es mehr Genre, mehr auf Publikum machen, dann wäre ich böse auf mich gewesen. Und besser man scheitert mit seiner eigenen Vision

als mit der Vision von jemand anderem.« Mit dem Erfolg in Berlin und als Eröffnungsfilm bei der Diagonale ist Ayub nun am nationalen und internationalen Radar angekommen. Das birgt aber auch so manche Tücke: »Ich verspüre jetzt Druck, damit der Film nicht als glücklicher Ausrutscher betitelt wird.« Die Erwartung an den zweiten Spielfilm ist hoch: »Deswegen mache ich gleich weiter.« Aufregung liegt in ihrer Stimme. »Wir reichen gerade für die Herstellung ein, ich caste und wir haben schon Locations.« Der Name des Nachfolgers: »Mond«. Danach soll schließlich noch »Sterne« kommen. Yesmins Geschichte sei mit »Sonne« zwar vorbei, aber die Filme würden schon zusammenhängen: »Es geht immer um die Beziehung zwischen Okzident und Orient.« Die Himmelskörper sind dabei nicht nur astrologisch-geografischer Symbolismus. »Sonne, Mond und Sterne schauen alle auf uns runter. Vor ihnen sind wir alle gleich.« Wird sie von der heimischen Filmbranche denn auch als gleich gesehen? »Da ist schon ein Stempel da.« Es wäre ihr lieber, nicht in einer Zeit zu leben, wo sie zuerst als »weiblich« und als »Migrantin« gesehen werde. »Aber es ist halt so. Und vielleicht braucht es das noch, damit irgendwie andere Leute ermutigt werden.« Es störe sie auch nicht, stellvertretend als Repräsentantin ihrer Community herhalten zu müssen: »Das mag ich ganz gern.« Hätte sie eine solche Stimme als Vorbild auch anders gefunden? Ayub überlegt. Ihr Blick wandert. »Das weiß ich nicht. Ob ich mich in anderer Form ausdrücken würde, wenn ich nicht Filme machen würde? Schwierige Frage.« Vielleicht auch eher eine hypothetische. Denn zu sagen hat Ayub immer was. Und irgendwo da draußen, so hoffe sie, würden Mädchen oder Frauen wie Ayub den Film sehen und sagen: »Ja, genau so war das. Endlich mal etwas, das zeigt, was echt ist.« Susanne Gottlieb

»Sonne« eröffnet am 5. April die diesjährige Diagonale in Graz. Der Kinostart ist für den 9. September anberaumt. Im Rahmen der Feierlichkeiten zu »Ein Vierteljahrhundert The Gap« ist Kurdwin Ayubs Kurzfilm »LOLOLOL« in Kooperation mit der Diagonale am 20. April 2022 im Metro Kinokulturhaus in Wien zu sehen.

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… und einem inszenierten Scheiterhaufen. Der Horror des Alltags.

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Flimm


Teresa Wagenhofer

Streawomen auf österreichisch.

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Golden Frame Zeitgenössische Kunst im angemessenen Rahmen

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Veronika Eberhart »Garten sprengen«, Filmstill, 2022 The_Gap_191a_Kern_FIN_BBA_mf_KORR.indd 13

Mit der Ausstellung »Scenarios for City Dwellers« gelingt Veronika Eberhart die Bearbeitung eines schwer fassbaren Stoffs – der Leere. Vor dem Hintergrund der Stadt der Engel zeigen sich die Fülle, die in der Stille steckt, Geschichten, die die Geschichte nicht erzählt, und Räume, die für sich selbst stehen können. ———— Auch wenn der Komponist Hanns Eisler und dessen Verhör durch das Komitee für unamerikanische Umtriebe der Aufhängungspunkt für Veronika Eberharts Film »Garten sprengen«, das Herzstück ihrer Ausstellung »Scenarios for City Dwellers«, ist – zentrales Thema ist die Musik, insbesondere ihr Rhythmus. Und weil Rhythmus Sache von Zwischenräumen genauso wie der Töne an sich ist, sind es diese Leerstellen, die zum narrativen Strang werden. Sei es im Kommentar Eislers zur Verwendung von Filmmusik (»He knows the danger of standing still / Hence music is prescribed«), in den Aufnahmen von rauschenden Schallplatten, leeren Hotelfluren oder der einseitigen Korrespondenz von Eislers Frau Lou, in denen der Empfänger (»Dear Dr. Carr«) nur als Index durch die Schreibende existiert und eher durch sein Fernbleiben auffällt. Die Stille und Leere, das Verdeckte, erhält eine taktile Präsenz. Der Blick legt sich in Nahaufnahmen auf den Teppichboden des Biltmore Hotels in Los Angeles, auf die Geländer seines Stiegenhauses, Servierwägen und Stuhlstapel und befragt so ein Stück weit die Voraussetzungen für die fiktive und fiktionalisierte Welt (Hollywoods) mit ihren Gegensätzen von Freiheit und politischer Restriktion, Downtown und Industrie, der Welt hinter und vor den Kameras. Gespenst des Films ist das Motiv des Gartens: Nie wird einer gezeigt, aber als Sample von Eislers »Hollywood-Elegien« und einer Jazz-Adaption (»Vom Sprengen des Gartens«) ist er Teil des Films. Lous Garten und die Kosten für den Dünger sind – unter Hanns’ Namen archiviert – in die Geschichte eingegangen. In den Untertiteln bündelt sich um ihn herum die ganze Poesie der 16-mm-Fragmente: »In my garden / There are only evergreens / If I want to see autumn / I drive to my friend’s house in the hills.« Vielleicht wendet sich »Garten sprengen« gegen die Zensur und Unterdrückung, wie sie der Natur durch die Erfindung des Gartens geschehen ist, vielleicht stellen sich in der Gegenüberstellung der Aufnahmen aber auch einfach Fragen. An die Geschichte, an die Dinge, an die Räume. Und an die Zusammenhänge zwischen dem Ganzen: »I can stand for five minutes and see a tree / Robbed of its leaves and leaves robbed of their trunk.« Victor Cos Ortega

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Veronika Eberhart »Garten sprengen« Zwischen den (Noten-)Zeilen

Die Ausstellung »Scenarios for City Dwellers« von Veronika Eberhart ist von 24. März bis 10. April 2022 im Rahmen der Diagonale in der Kunsthalle Graz zu sehen.

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Wie denkt, inszeniert, verhandelt und thematisiert das Kino den Rausch? Und welche Rolle nehmen ekstatische Ausnahmezustände in einer modernen Gesellschaft ein? Die Diagonale zeigt dieses Jahr in einem seiner historischen Specials 22 Filme unter dem Schirmbegriff »Rausch« – von der »Club 2«-Montage bis »Vollgas«. Das ambivalente Faszinosum beschäftigt aber nicht nur Kunstinteressierte, sondern auch die Wissenschaft. ———— »Dem österreichischen Film – vielleicht Österreich per se – ist ein Hang zum Rausch nicht abzusprechen. In einer Zeit, in der die berauschte Flucht vor den Zumutungen des Alltags samt ihren Höhen, Tiefen und Abgründen beinahe gänzlich aus der Öffentlichkeit verdrängt wurde, lohnt der Blick ins narkotische Kino gleich mehrfach. Pandemiebedingt wird der Rausch zur politischen Bühne, der persönliche wie gesellschaftliche Umgang damit zur Grundsatzentscheidung.« Die Ankündigung des »Rausch«-Themenspecials der diesjährigen Diagonale liest sich wie eine nüchterne Zustandsbeschreibung, während sich der Inhalt genau ins Gegenteil erstreckt. Rausch ist Ausflucht aus dem Alltag, Rausch ist Selbstfindung und Identität, aber Rausch ist auch mit Vorsicht zu genießen. Im österreichischen Sprachgebrauch ist dabei meist vom substanzgebundenen Alkoholrausch die Rede – der nach wie vor am häufigsten gewählten, weil gesellschaftlich akzeptiertesten Methode, sein Bewusstsein

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zu erweitern oder in Extremfällen außer Kraft zu setzen: Rund zwölf Liter Rein­ alkohol trinken Österreicher*innen jährlich und belegen damit Platz 17 weltweit. Und was im menschlichen Leben fasziniert, abstößt oder anderweitig polarisiert, findet nicht selten einen direkten Weg in die Kunst. Wie die Programmierung der Diagonale lässt sich dieser Text deshalb mit einer Vielzahl an Vorstellungen von Rausch im Hinterkopf lesen und verstehen. Er fokus-

»Man hat die Angst, aus dem freudvollen Rausch wird im Handumdrehen eine schwerwiegende Erkrankung.« — Yvonne Niekrenz siert dabei aber auf ebenjenen durch das Trinken indizierten und nähert sich dem Thema über drei Expert*innengespräche an, die sich an verschiedenen Aspekten des Rausches und seinen Folgen abarbeiten. Yvonne Niekrenz veröffentlichte 2011 unter dem Titel »Rauschhafte Vergemeinschaftungen« eine knapp 300 Seiten starke Studie zum rheinischen Straßenkarneval.

Ihre These: Moderne Gesellschaften brauchen Rausch als Exzess und kollektives Erlebnis, um überhaupt bestehen zu können. Die oft sehr rigide Ordnung der Dinge sei nur durch möglichst genau definierte Ausbrüche überhaupt als solche stabil, was Niekrenz mittels eines umfassend ambivalenten Charakters des Rausches beschreibt: »Rausch funktioniert nur dann, wenn es eine Alltäglichkeit gibt, die der Rausch außer Kraft setzen kann. Man sucht anders als im vereinzelten Normalzustand die Gesellschaft und Interaktion. Das macht etwas ansonsten sehr Abstraktes greifbar und verleiht der Gesellschaft sozusagen ein Gesicht.« Jede moderne Kultur kenne das, so Niekrenz. Der Ausbruch in eine andere Welt sorge für regionale Identität, helfe Druck abzubauen und Psychohygiene zu erfahren. Diese integrative Kraft schaffe andererseits auch Abgrenzungspotenzial zu anderen Gruppen. Nicht nur in den ländlichen Regionen Österreichs fällt es etwa feuerwehrfestabstinenten Bürgermeister*innen schwerer, Nähe zu den Bürger*innen aufzubauen, auch Einzelpersonen wird oft argwöhnisch begegnet, verweigern sie das Mittrinken in sozialen Situationen.

Ein schmaler Grat »Ein Rausch bietet die Möglichkeit, mich und meinen Körper und das Gefühl von Raum und Zeit anders wahrzunehmen. Das funktioniert nicht nur durch Substanzkon-

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Gefahr oder Kitt der Gesellschaft? Aspekte des Rauschs

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knapp 25 Jahre später, sitzt er an seinem Wohnzimmertisch, der schon Schauplatz für rauschhafte Pokerrunden gewesen sei. Im Hintergrund ein Gemälde des befreundeten Künstlers David Voggenhuber, das diese Szenerie darstellt.

Soziale Notwendigkeit Sackl spricht in Zusammenhang mit seinem Kurzfilm vor allem von dem, was Niekrenz als negativen Anspruch des Rauschs bezeichnet. Dieser steht der Leistungsge-

sellschaft entgegen und hebt die potenziell (selbst-)zerstörerische Wirkung gewisser Substanzen hervor. Der 15-minütige Zeitraffer »Saufen und Rauchen« zeigt den jungen Albert Sackl auf einem Fauteuil sitzend, wie er in vier langen Stunden ganze 50 Zigaretten raucht (zu dem damaligen Zeitpunkt seine doppelte Tagesration) und anschließend Wein aus der eigenen Familienproduktion trinkt, bis er erbrechen muss. Nach kurzer Ohnmacht am Set lallt er einen unverständlichen Lagebericht in die Kamera.

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sum, sondern beispielsweise auch durch Atemtechniken. Das ist eine Chance, eine Facette des Ichs leben zu können, die inspiriert, bereichert«, erklärt Niekrenz im Zusammenhang mit dem Satz, dass sehr viele kulturelle Werke der Menschheits­ geschichte im Rausch entstanden sind. Eines dieser Werke ist unumstritten der Kurzfilm »Saufen und Rauchen« aus dem Jahre 1997, den die Diagonale zeigen wird und für den der Südsteirer Albert Sackl verantwortlich zeichnet. Heute,

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Nach 50 Zigaretten und Wein bis zum Erbrechen erlebt Albert Sackl in »Saufen und Rauchen« (1997) einen selbstzerstörerischen Rauschaspekt.

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Die ORF-Sendung »Club 2« war auch für Rauschdarstellungen bekannt.

Männlichkeit in Beziehung stand. Genau erklären kann er dieses Wechselspiel zwar nicht, dass die meisten kulturellen Rauschdarstellungen männliche Protagonisten verwenden, fällt ihm allerdings auf. »Rauchen und Saufen« ist aufgrund mehrerer Aspekte ein Film, wie er vermutlich heutzutage nicht mehr funktionieren würde. Ende der 90er war Sackls Alltagskonsum noch um einiges grenzenloser und auch der gesellschaftliche Umgang mit Rausch- beziehungsweise Suchtmitteln von weitaus weniger Präventionsarbeit und damit auch weniger Wissen begleitet. Sackl erzählt eine Anekdote von seiner nach wie vor ausgeübten Tätigkeit als Elektrik-Montagearbeiter in einem Schweizer

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zuträglich sind, aber dennoch an manchen Stellen Exzess erlauben.« Studienautorin Niekrenz: »Rausch wird regelmäßig mit Sucht verwechselt. Man hat die Angst, aus dem freudvollen Rausch wird im Handumdrehen eine schwerwiegende Erkrankung. Bisher wurde dem gemeinhin mit Prohibition begegnet, die im Großen und Ganzen immer grandios scheiterte.«

Aufklärung sticht Prohibition »Was man beispielsweise über Alkohol sagen kann, ist, dass die Risiken oftmals unterschätzt werden«, meint Florian Eichberger von der Beratungsstelle Checkit! in Wien. Als Leiter der Peerprojekte bildet er junge Menschen für Gespräche unter

gleichaltrigen Leuten aus, in denen positive wie negative Potenziale von Alkohol thematisiert werden. Als Berater spricht er mit Menschen, die sich über Substanzkonsum und mögliche Folgen informieren möchten. Für generell gefährlich hält die Wiener Einrichtung berauschende Substanzen allerdings nicht: »Um von einer Sucht zu sprechen, braucht es einige Faktoren, wenn man davon ausgeht, dass sich Menschen grundsätzlich selbst keinen Schaden zufügen wollen. Man kann genauso auch süchtig sein und ein wunderbares Rauscherlebnis haben. Es wird allerdings schwierig mit der Substanz, von der ich abhängig bin, einen Genusskonsum zu etablieren«, so Eichberger. Laut Bundesministerium für Gesundheit gelten in Österreich derzeit etwa 340.000 Menschen als alkoholkrank, knapp 735.000 Österreicher*innen konsumieren Alkohol regelmäßig in einem gesundheitsschädlichen Ausmaß. Laut Europäischem Drogenbericht 2021 des European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction (EMCDDA) haben Schätzungen zufolge etwa 83 Millionen oder 28,9 Prozent der Erwachsenen (im Alter von 15 bis 64 Jahren) in der Europäischen Union mindestens einmal im Leben illegale Drogen konsumiert. Doch Eichberger sieht davon ab, Sucht, Substanzkonsum und Rausch in einen kausalen Zusammenhang zu setzen: »Ein Rauscherleben ist etwas Hedonistisches, dafür muss ich mir bewusst Zeit nehmen. Genusskonsum ist an sich nichts Problematisches.« Vielmehr sei es die Stigmatisierung, die für ihn und sein Team die Arbeit erschwere und den gesamtgesellschaftlichen Umgang mit Rausch, Substanzkonsum und Süchten hemme: »Dass Dinge für Rausch sprechen, zeigt die Geschichte. Der Mensch neigt seit jeher dazu, mit bewusstseinserweiternden Substanzen in Berührung zu kommen. Am Ende des Tages gilt es Strukturen zu entwickeln, die das möglichst aufgeklärt und in einem sicheren Rahmen ermöglichen.« Sandro Nicolussi

Die Diagonale zeigt »Rauchen und Saufen« sowie 21 weitere Filme im historischen Special »Rausch«. Gemeinsam mit der Diagonale holt The Gap im Rahmen der Feierlichkeiten zu »Ein Vierteljahrhundert The Gap« am 20. April vier Kurzfilme zum Thema ins Metro Kinokulturhaus nach Wien. Personen, die sich zu Rausch, Substanzkonsum und einer Sucht als potenzieller Folge informieren wollen, wird beispielsweise unter suchthilfe.at, checkit.wien oder dialog-on.at geholfen.

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Atomkraftwerk, bei der es in den 70er-Jahren völlig normal gewesen sei, sich bei der Werkzeugausgabe einen Doppelliter Wein für die Schicht zu holen. Auch er selbst machte im Laufe seines Lebens unangenehme Erfahrungen: »Es gab Punkte und Phasen, in denen ich knapp davor war, in eine Alkoholsucht reinzurutschen. Vielleicht war es per Definition schon eine Sucht, aber glücklicherweise keine schwere, sodass ich es auch selbst wieder herausgeschafft habe. Mittlerweile habe ich Umgangsformen gefunden, die meinem Fortkommen im Leben

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Sackl war mit seiner Leistung unzufrieden: »Der Film ist für mich aus heutiger Sicht durch seine strenge Formgebung des absichtlich ausufernd angelegten Konsums auch eine Art früher Versuch des Einhegens, des Findens der feinen Demarkations­ linie zwischen einem das Leben feiernden Rausch und der zerstörungsbringenden Sucht«, erklärt der Autor, Regisseur und Protagonist des Kurzfilms, dessen Zweck er als »amtliche Teilvernichtung« beschreibt. In Randbemerkungen erörtert Sackl außerdem, dass der Rausch immer stark mit seiner

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Bright Lights, Small City Wie Thaliwood Filmflair nach Graz brachte

Es ist mittlerweile fast in Vergessenheit geraten, aber am Gelände des heutigen Flughafens Thalerhof in Feldkirchen bei Graz wurden zwischen 1947 und 1953 einige frühe Highlights des Nachkriegsfilms produziert. Diesen ist mit »Come and Shoot in Thaliwood« bei der diesjährigen Diagonale ein historisches Special gewidmet. ———— »Dem mehr oder minder unvermutet hier Eintretenden steigen nicht unerhebliche Bedenken auf. (…) Sollte er am Ende nicht an das gewollte Ziel gekommen sein? Doch nein, der Ruf ›Achtung, Aufnahme!‹ zeigt ihm, dass er doch richtig ins Atelier der AFA gefunden hat. Hier im Filmgelände am ›Thalerhof‹, das von den Zünftigen ›Thaliwood‹ genannt wird, werden zur Zeit die letzten noch ausständigen Szenen des neuen Filmes ›Schuss durch’s Fenster‹ gedreht.« Der Reporter der Kleinen Zeitung konnte im August 1950 seine Begeisterung kaum verbergen. Ein großer Film wurde gedreht – in der Steiermark! Lauter Filmstars in und rund um die steirische Hauptstadt. Was fantastisch klingt, war jedoch keine Ausnahmeerscheinung für diese Zeit. Zwischen 1947 und 1953 wurden in einem Filmstudio am Thalerhof, dem heutigen Flughafen neun Kilometer südlich von Graz, 17 Filme realisiert. Eine Tatsache, die bei der Bevölkerung größtenteils in Vergessenheit geraten ist. Umso mehr Grund für die Diagonale, die Aktivitäten in Thaliwood in Kooperation mit Synema – Gesellschaft für Film und Medien wieder vor den Vorhang zu holen.

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»Come and Shoot in Thaliwood – Drei Filme aus der Grazer Traumfabrik« heißt das historische Special, das Michael Omasta und Brigitte Mayr von Synema kuratiert haben. »Mit unserer historischen Recherchearbeit und deren Vermittlung mittels drei der uns am wichtigsten erscheinenden Filme des Studios, setzten wir einen Akzent, der einen grenzüberschreitenden Diskurs zwischen Künstler*innen und Wissenschaftler*innen anregen will«, erklären die beiden ihre Motivation. »So setzen sich diese historischen Begebenheiten in der Gegenwart im Gedächtnis fest.« Thaliwood entstand zu einer Zeit, in der die Besatzungsmächte in Österreich das Verbot österreichischer und deutscher Filmproduktionen aufzuheben begannen. So lautete die Verkündigung im Steirerblatt im Dezember 1946, »dass nun allen Pessimisten zum Trotz der Beginn einer steirischen Filmproduktion unmittelbar

bevorstehe«. Das Programm der neuen Alpenfilm-Austria-Gesellschaft, kurz AFA, sollte schon bald »der repräsentative österreichische Film sein, auf ein hohes kulturelles und künstlerisches Niveau gestellt und der Wiener Heurigenduselei entrückt«, wie eine Pressemitteilung 1947 wissen ließ.

Mutiger Versuch Gründer der Gesellschaft waren der Theaterschauspieler und Kulturfilmregisseur Hans Schott-Schöbinger und der Industrielle Anton Sternig, Besitzer der Grama Metallwarenfabrik, die Dauerbrandöfen herstellte. Der Versuch, außerhalb von Wien etwas in dieser Dimension auf die Beine zu stellen, war mutig, wie Omasta und Mayr betonen: »Die ersten Studios wurden in der Hauptstadt aufgebaut, weil dort auch alle Ressourcen technischer Natur vorhanden waren. Es schien sich niemand zu trauen,

Filmarchiv Austria, Sammlung filmexil@synema.at

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»Prämien auf den Tod« nahm Anleihen beim frühen deutschen expressionistischen Kino.

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Filmarchiv Austria, Sammlung filmexil@synema.at

eine Produktion zu initiieren, die nicht vor Ort auf alles zurückgreifen kann, was es für einen Film braucht.« Dieser Mangel an Ressourcen brachte für die AFA gleich zu Beginn die ersten Herausforderungen. Als Studiostandort hatten die beiden Gründer eigentlich eine nicht fertig gebaute Fliegersiedlung im Südwesten von Graz, im Kaiserwald, anvisiert. Dort fehlte es aber an der notwendigen Infrastruktur – und so musste man Richtung Osten auf den Flughafen Thalerhof ausweichen, wo zwar die Alliierten stationiert waren, Ende der 1940er-Jahre aber noch keine Flugzeuge abhoben. Die zweite Herausforderung für das Studio war die filmische Themensetzung. Ursprünglich sollten Abhandlungen über den österreichischen Widerstand und die Angst vor der Atombombe entstehen. Diese befand man aber 1947 als »nach Ansicht der künstlerischen Leitung bereits unaktuell«. Letztlich orientierten sich die ersten Produktionen an den für den Nachkriegsfilm typischen historischnostalgischen Legenden, Komödien

International Erfolgreiches aus Thaliwood: »Die Vier im Jeep«

NEU.DENKEN.WAGEN.

Wie reale Todesdarstellungen Einzug in das Erzählkino hielten

ET 27. April 2022 ca. 45 € ∙ 628 Seiten Hardcover ISBN 978-3-96317-299-1 www.buechner-verlag.de

Seelinger schlägt einen chronologischen Bogen von den frühesten animalischen Toden vor laufender Kamera bis zu den Hochglanz-Snuff-Videos der Medienabteilung des Islamischen Staates in den 2010er Jahren. Zwischen diesen beiden Polen betrachtet er arrivierte Arthouse-Filme, vor allem aber auch zahllose als Trash und Exploitation abqualifizierte Vertreter des Bahnhofskinos.

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Ein Flughafen und seine historische Bedeutung: »Tracing Thalerhof«

Nachbau eines Teils der Gloriette im 3.200 Quadratmeter großen Studio war die bis dahin größte Kulisse in Österreich. Gleichzeitig warf die Produktion auch die ersten Schatten auf die Zukunft der AFA. Die Dreharbeiten mussten zwischen Mai und Juni unterbrochen werden, weil das Geld fehlte. Schweizer Kapitalgeber sprangen ein.

und Lustspielen. Der Film »Hexen«, mit Schott-Schöbinger im Regiesessel, entpuppte sich als romantisch-dramatische Dreiecksbeziehung mit Happy End und ohne Scheiterhaufen. Er konnte Publikum und Kritik nicht gerade begeistern. »Er wurde von der Lokalpresse als geistlos und zum Gähnen langweilig verrissen«, resümieren Omasta und Mayr. Schott-Schöbinger bot daraufhin den beiden Schauspielern Curd Jürgens und Siegfried Breuer die Möglichkeit, ihre eigenen Regiedebüts umzusetzen. So schrieb Jürgens in seiner Autobiografie, dass ein »Ofenfabrikant aus Graz« einen Narren an ihm gefressen habe. Sein »Prämien auf den Tod« sowie Breuers »Schuss durch’s Fenster« sind zwei der Filme, die Omasta und Mayr für die Diagonale programmiert haben. Der 1949 entstandene »Prämien auf den Tod« nahm Anleihen beim frühen deutschen expressionistischen Kino und nutzte surreale Effekte, um den geistigen Verfall des Protagonisten zu symbolisieren. Jürgens selbst deutete an, dass er darin seine Erfahrungen mit der Droge Pervitin verarbeitet habe. Die Kritik war begeistert, vor allem auch von Breuer in der Hauptrolle als Versicherungsagent. Dieser führte dann 1950 bei »Schuss durch’s Fenster« Regie, in dem wiederum Jürgens in einer Nebenrolle zu sehen ist. Der Film spielt mit den Nachwehen des Krieges, den entstandenen rechtsfreien Räumen, wie Christoph Fuchs in seinem Buch »Come and Shoot in Austria« schreibt. Originell auch die Titelsequenz, in der die Filmtitel und Namen der Schauspieler auf die Außenwand des Studios gepinselt wurden. Der wohl erfolgreichste Film aus Thaliwood war mit »Die Vier im Jeep« jedoch eine Schweizer Produktion. Er ist der dritte im Bunde des historischen Specials. Schau-

platz der Handlung ist Wien während der Besatzungszeit. 1951 entstanden, deutet die Handlung bereits auf den aufkeimenden Kalten Krieg hin. Die drei Vertreter der Westmächte versuchen darin, der Frau eines österreichischen Kriegsgefangenen gegen den vierten, den russischen Alliierten zu helfen, der die Order hat, deren flüchtigen Ehemann festzunehmen. Auch der Regisseur des Films steht beispielhaft für ein Kriegsschicksal: Der jüdische Wiener

»Der Thalerhof scheiterte rein an finanziellen (Nicht-) Gegebenheiten« — Michael Omasta und Brigitte Mayr Leopold Lindtberg war 1933 in die Schweiz geflüchtet. Dem gerade erst gegründeten Filmfestival Berlinale gefiel der Film – er gewann den allerersten Goldenen Bären. Unter jenen, die über die Jahre Thali­ wood beehrten, war auch der Regisseur Franz Antel, der hier »Der Obersteiger«, »Kaiserwalzer«, »Das Früchtchen« und »Die süßesten Früchte« drehte. Auch Paula Wessely machte mehrmals mit ihrer eigenen Produktionsfirma, unter anderem für »Cordula«, Halt – ihr Auftrittsverbot nach der Mitwirkung an einem NS-Propagandafilm war da bereits aufgehoben. 1950 inszenierte Hans Schott-Schöbinger das Epos »Erzherzog Johanns große Liebe« mit O. W. Fischer in der Titelrolle und Marte Harell als Anna Plochl. Der

Die drei Thaliwood-Filme »Prämien auf den Tod«, »Schuss durch’s Fenster« und »Die Vier im Jeep« sind im Rahmen eines historischen Specials bei der diesjährigen Diagonale zu sehen. Ebenfalls im Programm ist Lotte Schreibers Kurzfilm »Tracing Thalerhof«, der von der historischen Bedeutung des Flughafens im Ersten Weltkrieg erzählt. Die Ausstellung »Film und Kino in der Steiermark« im Museum für Geschichte ist noch bis 8. Jänner 2023 zu sehen. Mit gelöstem Diagonale-Ticket kann die Ausstellung bei freiem Eintritt besucht werden.

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Aufwendiger Studiobetrieb 1953 war dann klar, dass es mit dem steirischen Hollywood vorbei war. »Der Thalerhof scheiterte rein an finanziellen (Nicht-) Gegebenheiten«, so Omasta und Mayr. Gegründet mit den Geldern eines Ofenfabrikanten, konnte der aufwendige Studiobetrieb letztendlich nur mehr mit Zumietungen aufrechterhalten werden. Doch selbst diese verursachten der AlpenfilmAustria-Gesellschaft zusätzliche Kosten durch die Bereitstellung von Personal. Ein weiterer Grund war die Reaktivierung des Flughafens Thalerhof. Dreharbeiten mussten nun immer wieder wegen der Flugzeugstarts unterbrochen werden. Zudem ließ die Wiener Creditanstalt, Hauptgläubigerin der Produktionsfirma, das Gelände am Kaiserwald versteigern. Es sollte zu einem »Siedlungswerk für Heimatvertriebene« umgestaltet werden. Die letzten Spuren des Studios verschwanden, als die alte Atelierhalle zu Beginn des neuen Jahrtausends abgerissen wurde. Der steirischen Filmlandschaft hat das Ende Thaliwoods aus heutiger Sicht aber keinen Abbruch getan. Diese sei »sehr engagiert und bereits belebt genug«, sind Omasta und Mayr überzeugt. Die Erinnerung an das Studio sei das, was zähle. »Dass die Initiatoren – allen voran der Ofenfabrikant – genug Chuzpe besaßen, es einfach zu versuchen, so aussichtslos es zu Beginn auch schien. Und dann haben sie immerhin die Realisierung von 17 Filme hingelegt – in nur wenigen Jahren. Chapeau!« Susanne Gottlieb

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Politik einer neuen Generation Eine Politik, die so denkt wie du

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Der Ring an einem Abend

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Gemeinderat Graz

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Johannes Grenzfurthner, Mitbegründer des Kunst- und Theoriekollektivs Monochrom, wurde zuletzt für »Masking Threshold« international auf diversen Genrefilm-Festivals gefeiert. Sein Protagonist macht sich darin wortreich und in immer unbarmherzigeren Experimenten auf die Suche nach einer Erklärung für den Tinnitus, der ihn – im wahrsten Sinne des Wortes – in den Wahnsinn treibt. Der wirklich außergewöhnliche Horrorfilm feiert bei der Diagonale seine Österreichpremiere. Zum Einstieg etwas Persönliches: Hast du einen Tinnitus? Nein. Ich hatte mal für fünf bis zehn Minuten einen, mit 22 oder 23. Der ist dann aber von selbst wieder verschwunden. Gott sei Dank! Also war das nicht der Ausgangspunkt für »Masking Threshold«? Der Ausgangspunkt war nicht der Tinnitus, nein, es war umgekehrt: Ich hab etwas gebraucht, das einen Menschen in den Wahnsinn treiben kann und das im positivistischen Halbbereich zwischen glaubhaft und nicht glaubhaft liegt. Da erschien mir der Tinnitus perfekt – andere können ihn nicht hören, nur die Person selbst, und es ist bis jetzt auch nicht ganz klar ist, wo dieses Phänomen wirklich herkommt. Die Bücher, die im Film zu sehen sind, hab ich alle gelesen. Wie der Protagonist hab ich mich recht reingesteigert in das Thema.

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Gegen Ende hin eskaliert die Handlung dann ziemlich. Ja, das Ganze ist so eine exponentielle Kurve des Grauens. War das dein Plan für den Film? Es war von Anfang an klar, dass es ein Genrefilm sein soll, ein Horrorfilm, obwohl er natürlich auch etwas sehr Arthousiges hat. Aber ich wusste, dass es am Schluss auf eine Art experimentellen Splatter hinauslaufen wird. Kurt Kren auf Meth. Ein wichtiger Faktor sind dabei die Makroaufnahmen. Genau, ich hab es nicht gemessen, aber 60, 70 Prozent sind Makroaufnahmen oder Detailaufnahmen. 65 mm for the win! »Masking Threshold« ist außerdem ein sehr schnittintensiver Film. Waren das Dinge, die dir immer genau so vorgeschwebt sind? Das war tatsächlich das Erste, das ich gewusst habe. Ich wollte die Geschichte von einem Typen erzählen, der wahnsinnig wird und der dahinterkommen möchte, was mit ihm los ist. Eine Grundidee war auch, dass er sich quasi in seinem Zimmer einsperrt und am Schreibtisch diese Experimente macht. Ein Großteil davon sollte mit Makro gefilmt werden, denn alles ist doppelt so furchtbar, wenn man es sich in Makro anschaut – selbst Pizza. Das hat für mich schön zusammengepasst mit der grundsätzlichen Idee, dass

da ein Typ in seinem Schreibtisch versinkt, dass die Welt immer kleiner und kleiner wird und er seinen Blick immer mehr auf das Mikroskopische, das Detaillierte richtet, sich darin verliert. Wie hat sich dann die Zusammenarbeit mit deiner Co-Autorin Samantha Lienhard ergeben? Ich hab irgendwann gemerkt, dass die Geschichte Lovecraft’sche Züge hat. Mit 13 hat mich H. P. Lovecraft unglaublich fasziniert. Allerdings kann Lovecraft ohne Kritik gar nicht mehr gelesen werden. Kritik an ihm, Kritik an der rassistischen WASPKultur Neuenglands, Kritik an der bürgerlichen Literatur und ihrer Tendenz, neue Stimmen auszugrenzen. Lovecraft war Täter und Opfer. Das sind auch wesentliche Elemente meines Films. Ich wollte jedenfalls die Grundidee des kosmischen Horrors, der von Lovecraft immer gezeichnet wurde, einbetten, und da hab ich mir gedacht, ich brauche jemanden mit an Bord, der noch tiefer in der Thematik steckt. Bei einer Online-Recherche hab ich dann Samantha kennengelernt, die in Pennsylvania lebt. Sie war beim Ausarbeiten des Drehbuchs mein Sparring-Partner. Gedreht hast du schließlich mit Florian Hofer als Kameramann. Flo hab ich 2019 durch David Kleinl am Porn Film Festival Vienna kennengelernt. Die beiden hatten für einen artsy

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Nerdistischer Selbstexorzismus »Masking Threshold« von Johannes Grenzfurthner

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Florian Hofer

»Alles ist doppelt so furchtbar, wenn man es sich in Makro anschaut – selbst Pizza.« — Johannes Grenzfurthner

Kurzporno zusammengearbeitet, der dort mit einem Preis ausgezeichnet wurde. David hat mir Flo als unglaublich detailverliebten Kameramann vorgestellt: »Wenn du mal jemanden brauchst, der echt ein I-Tüpfel-Reiter ist, ein Technikbesessener, der aber auch ein kompromissloser Ästhet ist, dann nimm den Flo.« Das hab ich getan, weil er für diesen Film genau der Richtige war. Die Handlung spielt in den USA, gedreht wurde aber in Österreich, richtig? Genau. Wir haben bei mir in der Wohnung ein Zimmer ausgeräumt und speziell dafür eingerichtet. Um glaubhaft einen amerikanischen Haushalt zeigen zu können, bin ich mit zwei leeren Koffern nach Amerika geflogen. Ich hab von dort einfach alles mitgenommen, was wir laut Skript brauchen würden – Essig, Kaugummis, Schmerztabletten, Salz, Kapperl. Eine Rumpelkammer des amerikanischen Alltagsrealismus, die ich nach Österreich geschleppt hab.

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Und warum spielt der Film in den USA und nicht in Österreich? Es gibt ein paar gute Beispiele für Horrorgeschichten, die in Österreich spielen, das stimmt. Aber es geht ja auch um die Situation, in der sich mein Protagonist befindet, um das Gesundheitssystem, in dem die Leute relativ alleingelassen werden. Und auch im Sinne einer Horrortradition hab ich mir gedacht, dass es einfach besser passt, wenn der Typ irgendwo in einer Kleinstadt in Florida hockt und 305’s raucht. Die Hauptrolle hast du selbst übernommen. War das immer so geplant? Das optische Grundkonzept war, fast die ganze Zeit im Makro zu bleiben – da ist es vollkommen egal, wer das spielt. Also hab ich gesagt, ich mach es. Doch dann sind wir beim Filmen draufgekommen, dass es manchmal Zwischenaufnahmen braucht, dieses Rausspringen. Sonst verliert man sich komplett. Und da war es dann zu spät, weil meine Hände und andere Körperteile von mir schon im Bild waren. Jetzt ist der Protagonist eben ein Hybridwesen aus meinem Körper und der Stimme von Ethan (Haslam, dem USamerikanischen Synchronsprecher; Anm.). Der Film ist sehr textlastig, steckt voller Informationen, ob sie nun richtig oder falsch sind … Stimmt. Das Lustige ist ja, dass das Ganze auch ein bisschen der Versuch war, durchzudenken, wie ich selbst wäre, wenn

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Makroaufnahmen des Grauens: »Masking Threshold«

ich so etwas hätte. Aber halt tausendmal schlimmer. Also es war schon ein bisschen ein nerdistischer Selbstexorzismus, die eigenen dunklen Gedanken durchzuexerzieren. Aber prinzipiell: Das ganze Zeug, das der Protagonist so erzählt – über Audiologie und Flechten und Skeptizismus und Evolution –, das stimmt eigentlich alles. Das würde ich selbst beim Heurigen wahrscheinlich genauso erzählen, wenn das Gespräch darauf käme. Worum es mir gegangen ist, ist ja auch: Wenn das nicht mehr in einen sozialen Rahmen eingebettet ist, wenn das Individuum völlig ausrastet, dann ist es ja prinzipiell auch egal, ob er Recht hat oder nicht. Mein Protagonist ist ja nicht gerade als ein sympathischer Charakter gezeichnet, aber ich glaub schon, dass man bis zu einem gewissen Grad mit ihm mitgeht, ihn versteht. Irgendwann gibt’s dann halt den Punkt, wo das hoffentlich nicht mehr der Fall ist. Ich frag das auch gerne die Leute, die den Film gesehen haben: Ab wann geht es für dich nicht mehr? Wo ist der Punkt, an dem du sagst, jetzt ist er wirklich nur mehr ein Arschloch oder psychotisch? Interessant ist, dass die Antworten darauf ganz unterschiedlich ausfallen. Bei manchen ist es von Anfang an so. Bei manchen geht es erst los, als er den Vogel umbringt … Und die Experimente mit Ameise und Nacktschnecke – die sind egal? Erst beim Vogel geht’s nicht mehr? Das ist aber recht spät. (lacht) Im Abspann steht, dass bei den Dreharbeiten – anders als man vermuten könnte – außer einer Ameise keine Tiere zu Schaden gekommen sind. Stimmt. Die eine Ameise hab ich wirklich zerdrückt, das musste sein. Wie ist das dann genau abgelaufen mit den Tieren? Da musste ich sehr viel recherchieren. Die Ameisen zum Beispiel, die waren nicht gerade billig. Es handelt sich um Floridianische Weberameisen, die haben 100 Euro gekostet. Sechs Stück! Ich hab sie bei myants.de bestellt und gedacht, die werden mir schon 30, 40 von diesen Ameisen schicken, da hab ich schon was, womit ich mich spielen kann. Aber nein, ich hab tatsächlich nur eine Königin und fünf Arbeiter gekriegt. Die waren dann noch dazu so wahnsinnig … Ich hab ja mit Klebeband dieses Gefängnis für sie gebaut und die haben ständig versucht, sich umzubringen, indem sie auf dieses Klebeband gelaufen sind, damit die nächste Ameise über sie drüberklettern kann. Wir haben das dann alles innerhalb

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Ein Old-School-Nerd als Horrorfilm-Regisseur: Johannes Grenzfurthner

von zehn Minuten gedreht, weil ich mir gedacht hab, mir gehen die Ameisen aus. Und erst die Nacktschnecken! Eigentlich wollten wir Ende September drehen. Flo hat dann allerdings einen Job reingekriegt und wir mussten alles um zwei Monate verschieben. Ich hasse ja Nacktschnecken. Es sind überhaupt so viele Sachen in dem Film, die ich persönlich ekelhaft finde … Na jedenfalls krieg ich diese Nacktschnecken von einem Freund und will das eigentlich schnell drehen und dann wieder weg damit. Doch dann muss ich auf einmal zwei Monate auf die Nacktschnecken aufpassen. In einem Terrarium. Innerhalb von drei Tagen haben die alle Namen gehabt. Ich hab ihnen die besten Erdbeeren gefüttert, Salat und so. Und nach ein, zwei Wochen hab ich sie dann schon frei herumkraxeln lassen. Ich bin tatsächlich durch den Film meine Furcht vor Nacktschnecken losgeworden. Am Anfang hatte ich mir gedacht: Egal, ich streu einfach wirklich Salz auf sie. Bei meiner Großmutter in Niederösterreich hab ich das schließlich oft genug gesehen. Das wollte ich dann aber nicht mehr. Also bin ich in eine Wiener Chemikalien-Handlung. Und ich hab gesagt, ich brauche etwas, das ausschaut wie Salzkristalle, auch in der Vergrößerung, das sich aber nicht wie Salzkristalle verhält, das sich auflöst, aber halt nicht reagiert, irgendwie so etwas. Und dann schaut mich die dort an und sagt: »Wofür brauchen’s denn das?« – »Naja, ich möchte das auf eine Nackschnecke draufgeben und die darf aber nicht sterben.« Und sie: »Ich hab genau das Richtige für Sie!« (lacht) Als wir das dann auf die Nacktschnecke draufgetan haben, hat die sich natürlich gewunden – wer mag es schon, wenn

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irgendwelche weirden Sachen auf einen draufgeschüttet werden? Aber dass sie sich zu bewegen aufhört, dafür haben wir einfach das Bild verlangsamt. Was die anderen Sachen betrifft: Ich hab rumtelefoniert und bin draufgekommen, dass ich in meinem Bekanntenkreis tatsächlich ein paar Leute hab, die Tiere ausstopfen. Und die Hand? Das war auch der angenehmen Tatsache geschuldet, dass ich über die Jahre so viele Leute kennengelernt hab, die SpecialEffects-Geschichten machen. Steve Tolin ist ein alter Freund von mir, er hat gesagt, dass er ungefähr 25 Hände hat und ich solle mir einfach die aussuchen, die am besten passt. Aber manche Sachen sind auch extra hergestellt worden, primäre Geschlechtsorgane zum Beispiel – ohne jetzt zu spoilern. (lacht) Auch Sounddesign und Score sind wichtige Elemente des Films. Absolut! Lenja Gathmann hat das Sounddesign gemacht. Sie ist echt unglaublich. Wir haben bei den Dreharbeiten kein einziges Mikrofon mitlaufen lassen. Das heißt, alles, was man sieht, etwa das Blubbern oder das Ins-Ei-Reinstechen, hat sie im Foley-Studio nachvertont. Zusätzlich hat sie noch spooky Texturen gebastelt. Und all das hat sie dann großartig mit dem Score verwoben, den Tina 303 eingespielt hat. Tina hat sich den Film einfach angesehen und dazu am Korg MS-20 improvisiert. Das hat sie viermal gemacht und von diesen vier Takes haben wir dann jeweils einzelne Teile verwendet – je nachdem, wo gerade etwas Spannendes oder Hervorstechendes passiert ist.

Wie hat sich deiner Meinung nach die Rolle des Nerds in den letzten Jahrzehnten verändert? Die Welt wird heute von Nerds regiert. Schau dir die Top Ten Global Companies an, das sind alles Nerd-Operationen. Es ist eigentlich so eine Art Revenge of The Nerds: dass die Leute, die früher die Außenseiter waren und nicht genau gewusst haben, was sie anfangen sollen mit ihrer Begeisterung, auf einmal alle damit quälen. (lacht) Oder die Welt retten … Das glaub ich nicht so ganz. Die Obsession für ein Thema alleine bringt uns noch nirgendwohin. Nur weil Elon Musk ein Space-Nerd ist, der weiß, wie er ein Raumfahrtprogramm aufstellen kann, heißt das noch lange nicht, dass er nicht irgendwelche Defizite hat oder damit eigentlich Schaden anrichtet. Ich glaube, dass Nerds nicht wirklich mitbekommen haben, dass sie Mainstream geworden sind und dass das alles Leute sind – man denke nur an QAnon oder Gamergate –, die eigentlich einen privilegierten Status haben, die sich Sachen leisten können, dabei aber glauben, sie würden unterdrückt. Dieser Teil des Selbstverständnisses von Nerds, dass wir gegen die Welt sind, hat sich verschoben. Das kann auch in eine Art Hass oder destruktives Verhalten umschlagen. Insofern bin ich eher ein guter alter Old-School-Nerd, der sich denkt, man muss sich diesen subversiven Kerngedanken bewahren und damit etwas Positives tun. Manuel Fronhofer

Die Diagonale zeigt »Masking Threshold« am 7. sowie am 9. April. Am 12. April feiert der Film mit einer Vorstellung im Schikaneder in Wien seinen österreichischen Kinostart.

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Zum Abschluss noch einmal zurück zu deinem Protagonisten. Er ist ein Nerd und hat im Film auch eine gute Definition dafür parat, was einen Nerd ausmacht: diese positive Besessenheit. Genau, das finde ich auch. Im positiven Fall ist ein Nerd ein sehr von einem Thema eingenommener, sich in dieses reintigernder, obsessiver Charakter. Und im negativen ist es so, dass diese Besessenheit maßlos wird, auf eine Art, dass sie dann nicht mehr grenzenlos ist, sondern sich vielmehr verengt. Obwohl der Protagonist ein wissenschaftlich gebildeter Mensch ist, überwältigen ihn seine dunklen, regressiven Ängste und seine Hybris. Er ist ein Besserwisser, der in seinem improvisierten Labor, einer Art seltsamen Gebärmutter, schimpft und tobt, und doch weiß er nichts.

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3 Filme für die ganze Welt Großer Diagonale-Preis Dokumentarfilm 2021

Großer Diagonale-Preis Dokumentarfilm 2020

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Aufzeichnungen aus der Unterwelt

Die Dohnal – Frauenministerin, Murer – Anatomie eines Feministin, Visionärin Prozesses

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Regie: Sabine Derflinger

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Auch wenn die Wurzeln der Diagonale bis ins Jahr 1977 reichen, als in Velden die »Österreichischen Filmtage« ihre Premiere feierten, und auch wenn von 1993 bis 1995 ein weiteres Festival des österreichischen Films in Salzburg bereits denselben Namen trug: So wie wir sie heute kennen, fand die Diagonale erstmals 1998 in Graz statt. Damals und in den folgenden Jahren unter der Intendanz von Christine Doll­hofer und Constantin Wulff. Seit 2015 steht mit Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber wieder ein Duo an der Spitze des Festivals. Und die beiden dürfen heuer das 25-Jahr-Jubiläum der Diagonale feiern. Ein guter Anlass, den ersten und den aktuellen Intendant*innen ein paar Fragen zum Festival und zum österreichischen Film zu stellen.

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Was ist die Diagonale? Ein Q&A mit ehemaligen und aktuellen Festivalverantwortlichen

Manuel Fronhofer

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Violetta Wakolbinger, Diagonale / Theresa Wey

Wofür steht die Diagonale für dich? Was kann sie leisten? Die Diagonale ist ein einzigartiger sozialer und filmwirtschaftlicher Marktplatz und Impulsgeberin für die gesamte österreichische Filmszene, um Schwerpunktthemen zu verhandeln, Netzwerke zu knüpfen und Austausch zu ermöglichen, sowie Filmpremieren und Entdeckungen zu feiern und Versäumtes nachzuholen. Welche besonderen Herausforderungen bringt der Job als Diagonale-Festivalleiter*in mit sich? Dem österreichischen Film und seinen Akteur*innen eine angemessene Plattform zu bieten und aktuelle filmpolitische Themen aufzugreifen. Dabei den Spagat zu vollführen, all die unterschiedlichen Interessen, Begehrlichkeiten und Standpunkte zu berücksichtigen. Bei der Auswahl der Filme nachvollziehbare Reglements und Argumente zu haben. Aus ganz persönlicher Sicht: Was war bislang dein erinnerungswürdigster Festivalmoment? Es gab viele Sternstunden bei Filmpremieren und mit Filmgästen, aber am freudvollsten und aufregendsten habe ich unsere erste Diagonale in Graz im März 1998 in Erinnerung. Aufbruchstimmung und große Lust auf das heimische Filmschaffen, volle Kinos, Eröffnung in der Grazer Oper, hitzige Diskussionen und ausgelassene Partys im coolsten Festivalzentrum, nämlich der Thalia. Am turbulentesten war die Diagonale 2000 mit den Protesten ob der schwarz-blauen Regierungsbildung und am schmerzhaftesten war für mich der Abschied bei der Diagonale 2003. Wie hat sich deiner Meinung nach der österreichische Film in den letzten 25 Jahren entwickelt? Der österreichische Film ist international mit dem Prädikat »kreativ, originär und eigenwillig« versehen und ist definitiv selbstbewusster und internationaler geworden. Er ist auch diverser und facettenreicher geworden, sowohl was die filmischen Formen als auch die Stoffe betrifft. Eine Professionalisierung hat auf allen Ebenen stattgefunden, die Digitalisierung hat die Produktion und die Verwertung, aber auch die Rezeptionsmöglichkeiten rasant verändert und auch das Produktionsvolumen ist enorm gestiegen. Welche fünf Filme aus Österreich sollte man unbedingt gesehen haben? Nur fünf? Das ist verdammt schwierig! Daher meine Einschränkung der Auswahl auf fünf herausragenden Kinodebütfilme aus den 90ern, die bereits die künstlerischen Handschriften der jeweiligen Macher*innen eindrücklich aufzeigen. »Halbe Welt« von Florian Flicker, »Nordrand« von Barbara Albert, »Angeschwemmt« von Nikolaus Geyrhalter, »Lovely Rita« von Jessica Hausner und »Die Siebtelbauern« von Stefan Ruzowitzky.

Christine Dollhofer war von 1997 bis 2003 – gemeinsam mit Constantin Wulff – Intendantin und Geschäftsführerin der Diagonale in Graz. Danach leitete sie das Filmfestival Crossing Europe in Linz. Ende letzten Jahres übernahm sie die Geschäftsführung des Filmfonds Wien.

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Wofür steht die Diagonale für dich? Was kann sie leisten? Die Diagonale bildet einen Querschnitt der heimischen Filmjahresproduktion ab und fungiert dabei als Schnittstelle zwischen Publikum und Branche. Durch ihre Verdichtung kann sie dem österreichischen Film zu einem Mehr an Öffentlichkeit verhelfen, kann und muss Euphoriemomente erzeugen, die im Regelkinobetrieb kaum noch möglich sind. Und sie ist letztlich ein Treffpunkt, ein Ort des Austauschs, an dem unterschiedliche Filme, unterschiedliche Generationen, unterschiedliche Persönlichkeiten aufeinandertreffen. Im Grunde ist sie somit eine Unmöglichkeit. Das hat mich an der Diagonale schon immer fasziniert. Welche besonderen Herausforderungen bringt der Job als DiagonaleFestivalleiter*in mit sich? Die Besonderheit der Diagonale liegt in den vielen unterschiedlichen Bedürfnissen, die sie abdecken soll – alle Filmgenres, alle Gattungen finden an wenigen Tagen zueinander. Ein vergleichbar ausgerichtetes Musikfestival wäre undenkbar. Diese Vielheit – die unterschiedlichen Wünsche und Ansprüche – zu orchestrieren, ist vielleicht die schwierigste Aufgabe als Festivalleiter. Hinzu kommt natürlich der nicht immer friktionsfreie Auswahlprozess, der beim Festival des österreichischen Films immer ein Stück weit persönlicher und näher ist als bei Festivals mit internationaler Ausrichtung.

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Christine Dollhofer

Sebastian Höglinger

Aus ganz persönlicher Sicht: Was war bislang dein erinnerungswürdigster Festivalmoment? Für mich sind es immer die zufälligen Begegnungen, die vielleicht nur ein Festival ermöglichen kann. Zwischen den Kinos, in den Straßen – bis spät in die Nacht. 2018, es war ein besonders lauschiger Frühlingsabend, versammelten sich Hundertschaften an Festivalgästen vor der noch recht neuen Festivalbar 8020. Der Lärmpegel war enorm, die Polizei entschied sich für den Ausnahmezustand. Euphorisierte Gesichter, wohin man blickte. Eine denkwürdige Festivalnacht, die ich nie vergessen werde. Wie hat sich deiner Meinung nach der österreichische Film in den letzten 25 Jahren entwickelt? Der österreichische Film ist heute zweifelsohne breiter aufgestellt als vor 25 Jahren. Die Frage, wo Filme gesehen werden, hat sich dabei ausdifferenziert, die Menge an Filmen vervielfacht. Gleichzeitig sind heute mehr Frauen in den Departments und an Geschichten beteiligt und sichtbar. Man könnte also behaupten, der österreichische Film nähere sich einer gesellschaftlichen Realität an. Gleichzeitig fristet er nach wie vor – vielleicht mehr denn je – ein Nischendasein und wird trotz internationaler Reputation im Inland immer weniger gesehen. Welche fünf Filme aus Österreich sollte man unbedingt gesehen haben? »Himmel oder Hölle« von Wolfgang Murnberger, »Die papierene Brücke« von Ruth Beckermann, »Canale Grande« von Friederike Pezold, »☆« von Johann Lurf und »Sonne« von Kurdwin Ayub.

Sebastian Höglinger leitet seit 2015 – im Duo mit Peter Schernhuber – die Diagonale. Zuvor waren die beiden für das Jugend Medien Festival Youki in Wels verantwortlich.

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Peter Schernhuber Wofür steht die Diagonale für dich? Was kann sie leisten? Für die einen ist die Diagonale die Schullandwoche des österreichischen Films, für die anderen eine Woche Ausnahmezustand in der Grazer Innenstadt. Zwischen Geselligkeit, Genuss und Kontroverse finde ich das Reizvolle an der Diagonale in ihrer Unmittelbarkeit: in den Reaktionen des Publikums auf die gezeigten Filme, bei den Diskussionen, selbst bei den allabendlichen Festen und Partys. Manchmal passiert auch Unvorhergesehenes: Ein neues Projekt bahnt sich an, man stolpert in einen Film, den man nicht erwartet hätte, oder es ergibt sich eine unerwartete Begegnung. Auch darin liegt der Zauber des Festivals.

Welche besonderen Herausforderungen bringt der Job als DiagonaleFestivalleiter*in mit sich? Ich habe die Leitung der Diagonale niemals als »Job« verstanden. Eher als wunderbare Möglichkeit, die Leidenschaft für den Film mit vielen anderen Menschen zu teilen. Aus ganz persönlicher Sicht: Was war bislang dein erinnerungswürdigster Festivalmoment? Die 25 Jahre Diagonale haben so viele erinnerungswürdige Momente für mich, da ist es unmöglich sich für einen einzigen zu entscheiden. So wie es keinen Sinn macht, eine Rangordnung unter den Künsten vorzunehmen. Aber klar, ein sehr schöner Moment für mich war natürlich der Gewinn des großen Dokumentarfilmpreises 2009 mit meinem Film »In die Welt«. Wie hat sich deiner Meinung nach der österreichische Film in den letzten 25 Jahren entwickelt? Ganz großartig, allein wenn ich mir vor Augen führe, wie viele wunderbare Filme in diesen 25 Jahren in Österreich entstanden sind. Auf allen Ebenen, in allen Genres. Deshalb kann ich die nächste Frage in dieser Form auch nicht beantworten … Welche fünf Filme aus Österreich sollte man unbedingt gesehen haben? Eine Auswahl von lediglich fünf österreichischen Filmen? Das ist in etwa vergleichbar mit den Reiseführern für eilige US-amerikanische Touristen »Europe in Three Days«: zwingend oberflächlich, fürchterlich aussagelos. Gerne hingegen stehe ich zur Verfügung (Stichwort: Kanon) für »(mindestens) 100 österreichische Filme, die Sie gesehen haben müssen«!

Constantin Wulff war von 1997 bis 2003 – gemeinsam mit Christine Dollhofer – Intendant und Geschäftsführer der Diagonale in Graz. Er ist Filmemacher, Kurator und Publizist. Seine Dokumentation »Für die Vielen – Die Arbeiterkammer Wien« feiert auf der Diagonale österreichische Erstaufführung.

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Aus ganz persönlicher Sicht: Was war bislang dein erinnerungswürdigster Festivalmoment? 2008 war ich Praktikant bei der Diagonale. An einem Abend schaffte ich es in eine Vorstellung, ohne dass ich mir davor groß Gedanken machte, was ich ansehen wollte. Es lief der Experimentalfilm »The Green Bag / Documentary Happens«, in dem der Filmemacher Tim Sharp in einer einzigen Einstellung und über sieben Minuten von einer Hotelterrasse im äthiopischen Gondor ein Plastiksackerl beobachtet, das vom Wind verweht wird – ein bisschen wie die radikal reduzierte Straight-Edge-Version von »American Beauty«. Danach gab es ein sehr langes Gespräch. Darüber musste ich damals viel nachdenken. Heute würde ich urteilen, dass diese überraschenden, unverhofften Begegnungen auf und vor der Leinwand die Diagonale ausmachen. Wie hat sich deiner Meinung nach der österreichische Film in den letzten 25 Jahren entwickelt? Die gesellschaftlichen, kulturellen und medialen Rahmenbedingungen haben sich radikal verändert: beispielsweise die Art und Weise, wie wir Filme Ende der 1990er-Jahre angeschaut haben und wie wir das jetzt tun. Wie etwa auch die Popkultur findet der österreichische Film dabei mittlerweile in einer Vielzahl von Nischen statt. Hier die blühende Nische »Festivalfilm«, dort die Nische »Publikumsfilm«, der seinem Namen auch nur mehr bedingt gerecht wird. Dem österreichischen Film begegnen die einen auf einer globalen VOD-Plattform, die anderen im Kino und wieder andere ganz klassisch im Fernsehen. Eine komplizierte Situation … Momentan steht der österreichische Film vor der großen kulturpolitischen Herausforderung einer Standortbestimmung innerhalb dieser neuen, globalen und kleinteiligen Filmwelt – aber vor allem auch in Hinblick auf seinen Stellenwert im Inland. Im Zuge dieser Ausdifferenzierung ist der österreichische Film auch vielfältiger geworden, sowohl was sein Personal als auch was die Stoffe betrifft. Daraus lässt sich ein Vorteil ziehen! Welche fünf Filme aus Österreich sollte man unbedingt gesehen haben? »Rimini« von Ulrich Seidl, »Waldheims Walzer« von Ruth Beckermann, »In the Mirror of Maya Deren« von Martina Kudláček, »The Trouble with Being Born« von Sandra Wollner, »Stillleben« von Sebastian Meise und »Fallen« von Barbara Albert.

Peter Schernhuber leitet seit 2015 – im Duo mit Sebastian Höglinger – die Diagonale. Zuvor waren die beiden für das Jugend Medien Festival Youki in Wels verantwortlich.

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© by BB Promotion GmbH

Wofür steht die Diagonale für dich? Was kann sie leisten? Wofür die Diagonale »steht« und was sie »leistet«? Hm. Ich weiß eher, was die Diagonale »ist«: ein seit mittlerweile 25 Jahren erfolgreich in Graz stattfindendes Filmfestival, das dank einer umsichtig kuratierten Filmauswahl und klug konzipierter Veranstaltungen zahlreiche Perspektiven auf die österreichische Jahresproduktion ermöglicht. Zudem, nach zwei Jahren Pandemie noch wichtiger als sonst, ist die Diagonale ein wirklich sozialer Ort: Ob im Kinosaal, in den Diskussionsräumen, bei den Musikevents – die Diagonale zeigt, dass ein Festival nur ein Festival ist, wenn es die Möglichkeit gibt Anwesenheit zu erleben.

Welche besonderen Herausforderungen bringt der Job als DiagonaleFestivalleiter*in mit sich? Wäre die Diagonale ein Musikfestival, müsste sie von Free Jazz über Neue Musik bis hin zum Schlager beinahe alle Spielarten abdecken. Die damit einhergehenden unterschiedlichen Interessen und Widersprüche in ein Verhältnis zueinander zu setzen, ist die Krux und das Reizvolle an der Gestaltung der Diagonale.

Navigator Film, Diagonale / Theresa Wey

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Constantin Wulff


© by BB Promotion GmbH

Navigator Film, Diagonale / Theresa Wey

BB Promotion GmbH präsentiert in Zusammenarbeit mit Pentaton Konzert- und Künstleragentur eine deutschsprachige Produktion des Budapester Operettentheaters

Musik: Alan Menken

Texte: Howard Ashman & Tim Rice Originalregie: Robert Jess Roth

Buch: Linda Woolverton

Regie: György Böhm

Die Übertragung des Aufführungsrechtes für Österreich erfolgte in Übereinkunft mit Josef Weinberger Ltd. im Namen von Music Theatre International

29.06. - 10.07.22 · Oper Graz Tickets: +43 (0316) 8000 www.die-schoene-und-das-biest-musical.at

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Diagonale-Essentials Weitere Filmempfehlungen

Beatrix

Ein Löwe mit zwei verschiedenfarbigen Augen, eines blau, eines gelb – diese Heterochromie ist das Ergebnis der Vereinigung zweier eigentlich verfeindeter Rudel. Der Film, eine Mischung aus Doku und fiktionalem Storytelling, begleitet das Tier mehr als zehn Jahre lang und zeigt seinen Kampf ums Überleben. Produziert wurde er von Terra Mater Factual Studios. »The Bastard King« ist auch ein Weckruf und erinnert an die Vergänglichkeit auch unserer Spezies.

Ein Sommer am Land, eine Frau alleine in einem Haus. Ein Mensch, der nichts tut. Beatrix (Eva Sommer) macht in Milena Czernovskys and Lilith Kraxners erstem gemeinsamem Film nämlich genau das: nichts. Wir sehen die junge Frau drinnen abhängen, schlafen, manchmal schminkt sie sich. Eine Freundin kommt zu Besuch. Leider, wie Beatrix feststellen muss, mit ihrem Freund. Ganz sie selbst ist Beatrix nur, wenn sie alleine ist. Ein Film über eine Frau, die ihre Freiheit lebt.

Märzengrund

Monte Verità

Nach dem Erfolg von »Die beste aller Welten« erzählt Regisseur Adrian Goiginger in seinem neuen Film die (wahre) Lebensgeschichte des Bauernsohns Elias (Johannes Krisch bzw. Jakob Mader), der den Hof seiner Eltern übernehmen soll. Er hat jedoch andere Pläne. Als seine Depression ihn wochenlang ans Bett fesselt, schickt ihn sein Vater zur Erholung in den Märzengrund, ein Almgebiet, um das er sich kümmern soll. Dort entwickelt Elias eine intensive Nähe zur Natur.

Schweiz, Beginn des 20. Jahrhunderts: Hanna Leitner (Maresi Riegner) begibt sich in das Sanatorium Monte Verità. Sie leidet unter Asthma und ihrem gewalttätigen Ehemann. Gemeinsam mit anderen sucht sie nach Alternativen zu ihrem Leben als rechtlose Ehefrau. Sie entdeckt ihre Leidenschaft für Fotografie und neue Freund*innenschaften mit Ida Hofmann (Julia Jentsch) und Lotte Hattemer (Hannah Herzsprung). Regisseur Stefan Jäger erzählt von einer Frau, die ausbrechen will.

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Owen Prümm, Sixpackfilm, Metafilm, Grischa Schmit, Lotus Film, Ella Knorz

The Bastard King

Barbara Fohringer

Spielfilm lang

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Die Diagonale feiert 25-jähriges Bestehen und hat dabei abermals viel Sehenswertes im Programm. Eine Auswahl von Filmen, auf die man sich in Graz freuen darf.

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Sandro (Michael Ostrowski) fällt beim Fußballspielen mit seinem Sohn ins Koma, sein eigentlich verschollen geglaubter Bruder Mike (ebenfalls Ostrowski) will seinen Platz in der Familie einnehmen. In dem prominent besetzten Film (u. a. Anke Engelke, Hilde Dalik und Simon Schwarz) wird mit Genres gespielt und kein Gag ausgelassen. Ostrowski ist nicht nur in einer Doppelrolle zu sehen, sondern er ist – gemeinsam mit Helmut Köpping – auch für Buch und Regie zuständig.

vdfs.at

Der Onkel / The Hawk

Wir vertreten die Rechte von Regie, Kamera, Filmschnitt, Szenenbild, Kostümbild & Schauspiel.

Collecting Society of Audiovisual Authors

Para:dies Jasmin (Julia Windischbauer) und Lee (Elena Wolff ) sind ein Paar und wollen sich ins Haus von Lees Eltern zurückziehen. Begleitet werden sie von der DokuRegisseurin Amira (Melanie Sidhu). Diese und Jasmin kommen sich näher, während Lee mit der eigenen Inszenierung beschäftigt ist. Elena Wolff, die auch als Schauspielerin und Comedian tätig ist, gibt mit »Para:dies« ihr Debüt als Regisseurin und erzählt von Selbstverständnis und Identitätsfindung als queere Person.

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Diagonale für zuhause Diagonale Highlights der letzten Jahre im KINO VOD CLUB streamen: vodclub.online

Hochwald (©Polyfilm)

Owen Prümm, Sixpackfilm, Metafilm, Grischa Schmit, Lotus Film, Ella Knorz

Barbara Fohringer

Verwertungsgesellschaft der Filmschaffenden GenmbH

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Good Life Deal

Just Be There

Gerhard hat alles hinter sich gelassen, die Wohnung in Österreich und sein Erspartes. Er beginnt ein neues Leben in Thailand – mit seiner jüngeren Frau Amy an seiner Seite. Gerhard unterstützt sie beim Aufbau ihres Geschäfts; es wird sich ein Mercedes gegönnt. Dann scheint sich das Blatt zu wenden und Gerhards Leben gleicht nach und nach einem Krimi. Samira Ghahremani ist nah dran an ihrem Protagonist*innen und erzählt von einem Mann, der noch nicht aufgeben will.

Mit »Die Melancholie der Millionäre« war Caspar Pfaundler zuletzt bei der Diagonale vertreten, nun läuft dort seine neue Doku, in der der Filmemacher Tänzer*innen zweier renommierter Tanzinstitutionen, des Wiener Staatsballetts und des Cloud Gate Dance Theatre of Taiwan, begleitet. Tanz soll ja auch ohne Worte zu verstehen sein und so gibt es zu Beginn des Films den Hinweis, dass verschiedene Sprachen ohne Untertitelung zu hören sein werden. Ein Film, auf den man sich einlassen sollte.

Mau

Room Without a View

Zusammenleben

»Design is the act of giving shape to our lives and our world. We are all designing all the time.« Dieser Satz von Bruce Mau fasst die Ansichten des Designers, dem dieser Film gewidmet ist, gut zusammen. Die beiden Regisseure Benji und Jono Bergmann begleiteten ihn und einige Weggefährt*innen und zeichnen das Bild dieses prägenden Künstlers, der u. a. mit dem »Incomplete Manifesto for Growth« Bekanntheit in der Szene erlangte.

250.000 Dienstmädchen aus verschiedenen afrikanischen Staaten arbeiten im Libanon. Statistisch gesehen sterben wöchentlich zwei von ihnen – meist durch Suizid. Roser Corella geht in ihrer Doku dem System dahinter nach und beleuchtet, die Verdinglichung dieser Frauen. Sie zeigt ein dysfunktionales System, das diesen modernen Menschenhandel möglich macht. Ein nüchterner und zugleich empathischer Film.

Thomas Fürhapter wirft nach »Die dritte Option« (2017) nun in seiner neuen Doku einen Blick auf die Vielfalt, die sich in der österreichischen Bundeshauptstadt bietet: Mit seiner Kamerafrau Judith Benedikt besuchte er das Core Zentrum im 15. Wiener Gemeindebezirk, in dem es Integrationsangebote für Menschen mit Fluchterfahrung gibt. So entsteht nicht nur ein Bild dieser Menschen, sondern auch eines der Wiener*innen. Ein Dokument der Vielfalt.

Die Diagonale 2022 findet von 5. bis 10. April in Graz statt. Sämtliche Detailinfos sind unter www.diagonale.at zu finden.

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Gerald Igor Hauzenberger, Samira Ghahremani, Caspar Pfaundler, Babka Productions, Roser Corella, Mischief Films

Denn sie wissen, was sie tun Die Corona-Proteste begleiten uns nun seit zwei Jahren. Gerald Igor Hauzenberger hat drei Männer filmisch begleitet, die auf unterschiedliche Weise damit zu tun haben: Alexander Ehrlich, der die vermeintliche Abschaffung der Freiheit befürchtet. Michael Bonvalot, der als Journalist von den Demos berichtet. Und Numan Mohammad, der 2021 bei den Protesten Geflüchteter dabei war und sich mittlerweile vom System abgewendet hat. Der Film fragt, wessen Freiheit bedroht ist.

Barbara Fohringer

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Dokumentarfilm lang

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Gerald Igor Hauzenberger, Samira Ghahremani, Caspar Pfaundler, Babka Productions, Roser Corella, Mischief Films

Barbara Fohringer

Und sonst? Neben vielen Filmen bietet die Diagonale noch weitere kulturelle Leckerbissen – etwa diese hier. Tizza Covi und Rainer Frimmel. Über die Ränder Ausstellung bei Camera Austria Den Filmemacher*innen Tizza Covi und Rainer Frimmel ist dieses Jahr ein Special gewidmet. In einer dazugehörigen Ausstellung werden Fotografien der beiden gezeigt. Es sind Bilder, die je eine Kollaboration mit ihren Protagonist*innen zeigen. bis 22. Mai, Camera Austria

Schall & Rausch Eine Kurzfilmwanderung des Street Cinema Graz Wer zwischen all den Kinobesuchen Lust auf etwas Bewegung hat, dem sei diese Veranstaltung ans Herz gelegt: Gemeinsam wird – nach zweijähriger Pause – wieder durch die Stadt gezogen und es werden Kurzfilme geschaut. 7. April, 19.45 Uhr, Treffpunkt: Stadtteilbüro Reininghaus Gründe, Reininghausstraße 10

The Golden Pixel Cooperative Kooperationsprojekt mit dem Kunsthaus Graz Die Mitglieder der The Golden Pixel Cooperative, die auch für den diesjährigen Trailer verantwortlich zeichnen, haben für die Diagonale vier verschiedene Kooperationsprojekte gestaltet. Indizien: Gruppenausstellung im Kunsthaus Graz, 5. bis 18. April 2022 Überschreitungen: Textintervention auf der BIX-Medienfassade, bis 18. April You’ll Never Work Alone – Collective Infrastructures in Moving Images: Buchpräsentation, 7. April, 17 Uhr, Kunsthaus Graz In Resonance – The Golden Pixel Cooperative and Sandra Lahire: Kurzfilmprogramm, 9. April, 17.30 Uhr

Film und Kino in der Steiermark Ausstellung im Museum für Geschichte Von den ersten Filmvorführungen 1896 in Leoben bis hin zum Filmschaffen zeitgenössischer steirischer Regisseur*innen. bis 8. Jänner, Museum für Geschichte

Veronika Eberhart. Scenarios for City Dwellers Ausstellung in der Kunsthalle Graz Gezeigt werden die Arbeiten der Künstlerin Veronika Eberhart, die sich mit den Exiljahren des Komponisten Hanns Eisler und seiner Frau Lou(ise) in Los Angeles auseinandersetzt. bis 10. April, Kunsthalle Graz

IN CONCERT LIVE TO FILM

29.05.2022

WIENER STADTHALLE D

30.06.2022

WIENERSTADTHALLE D

29.09.2022

WIENER STADTHALLE D

19.02.2023

WIENER STADTHALLE D

PILSEN PHILHARMONIC ORCHESTRA

INFOS & TICKETS: WWW.OETICKET.COM, WWW.STADTHALLE.COM, WWW.WIEN-TICKET.AT The_Gap_191a_Kern_FIN_BBA_mf_KORR.indd 33

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Außerdem in Graz Hätte, hätte, Fahrradkette …

Forst der Finsternis In Anlehnung an Anton Tschechows »Der Waldschrat« bringen Jan Koslowski und Nele Stuhler dieses »Stück vom Wald« auf die Bühne. Das Familienoberhaupt des Hauses Hölzl, der Waldschrat George, ist tot und hinterlässt seiner Witwe und Familie einen Forst als Erbe. Dorthin werden die zerstrittenen Familienmitglieder unter einem Vorwand bestellt. Sie müssen eine Nacht gemeinsam im Wald verbringen – im Kampf mit sich, den anderen und der Natur. Grotesker Humor trifft auf ernste Fragestellungen rund um Klimakrise und Gendergerechtigkeit. bis 13. April Schauspielhaus Graz

Austrian Brand Stories Die Hintergrundgeschichten österreichischer Kultmarken werden im Designforum Steiermark im Rahmen der Ausstellung »Austrian Brand Stories« beleuchtet. Mit ihren Auftritten, ihren Positionen und Werten erzeugen Marken Bindungen und stiften damit längerfristig kulturelle Identität. Sie prägen das Selbstverständnis eines Landes – so wie Sport, Essen, Kunst oder Architektur. Einblicke in österreichische Markengeschichten von Almdudler bis Zumtobel. bis 30. April Designforum Steiermark

Ladies and Gentlemen Österreichischer Skulpturenpark Wer während der Diagonale vielleicht kurz mal raus will aus der Stadt, sollte Richtung Premstätten aufbrechen. Dort befindet sich, sieben Kilometer südlich von Graz, ein 2003 eröffneter Skulpturenpark. Die Anlage wurde vom Landschaftsarchitekten Dieter Kienast entworfen und erstreckt sich über ein Areal von rund sieben Hektar. Wie Kunst und Natur dabei in Beziehung miteinander treten, lässt Geschichten entstehen, die sich permanent verändern. Mehr als 70 Skulpturen sind zu sehen: Werke renommierter österreichischer Künstler*innen – von Fritz Wotruba über Franz West bis hin zu Erwin Wurm (im Bild: »Fat House«) – stehen dabei im Dialog mit internationaler Bildhauerei, etwa von Jeppe Hein, Nancy Rubins, Tobias Rehberger oder Susana Solano. 1. April bis 31. Oktober Premstätten

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»Ladies and Gentlemen – Das fragile feministische Wir« schließt an die Ausstellung »Ladies First!« an, mit der der Versuch einer historischen Bestandsaufnahme der lokalen Künstlerinnen aus den Jahren 1850 bis 1950 unternommen wurde. Kuratiert von Gudrun Danzer und Günther Holler-Schuster betrachtet »Ladies and Gentlemen« nun den Zeitraum von heute bis zurück in die 1960er-Jahre auf internationaler Ebene und auf der Grundlage der Sammlung der Neuen Galerie Graz. Wieder ist der Ausstellungstitel dem Kontext der Galanterie entnommen: Die hohlen Floskeln sind populär, aber auch provokativ – sie intendieren einen niederschwelligen Zugang zum Thema. bis 30. Oktober Neue Galerie Graz

Universalmuseum Joanneum / J. J. Kucek, Universalmuseum Joanneum / B. Bauernfeind (Bildrecht Wien)

Der Förderungspreis des Landes Steiermark für zeitgenössische bildende Kunst 2021, dessen Verleihung am 13. Mai stattfindet, wird von einer Gruppenausstellung in der Neuen Galerie Graz begleitet. Für die Schau wurden zwölf Künstler*innen von der litauischen Kuratorin Lina Albrikiene ausgewählt und eingeladen, Kunstwerke in unterschiedlichen Medien zu präsentieren. Das Spektrum umfasst Installationen, Videos, Plastiken, Plakate, Malereien, Objekte und Keramikarbeiten. Vertreten sind: Alfredo Barsuglia, Kamilla Bischof, Beate Gatschelhofer, Daniel Hafner, Veronika Hauer, Ernst Koslitsch, Alfred Lenz, Ute Müller, Armin A. Pichler, René Stiegler, Zweintopf sowie Georg Haberler, der Gewinner des Förderungspreises. bis 6. Juni Neue Galerie Graz

Jana Wachtmann

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A Playground Guide to Getting Lost

»Radeln durch Graz und Zeit«, so der Untertitel dieser Ausstellung, die die enge Symbiose, die die steirische Landeshauptstadt mit der Erfindung des modernen Fahrrads Ende des 19. Jahrhunderts eingegangen ist: als Hochburg früher Radsportvereine und Zentrum der Fahrradindustrie, als Schauplatz eines lebendigen Fahrradaktivismus ab den 1970er-Jahren und Stadt für ehrgeizige Zukunftsvisionen. Was macht die »Fahrradstadt Graz« überhaupt aus und was fehlt ihr bislang noch? bis 31. Juli Graz Museum Sackstraße

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Digital & Multimedia

Audience Development, Verleih und Vertrieb

Post-Produktion

Management, Finanzierung, Koproduktion, Marketing

Projektentwicklung für Dokumentar-, Animations-, Spielfilme, TV-Serien

CPH:DOX © Normann Copenhagen, www.normann-copenhagen.com

WEITERBILDUNG UND VERNETZUNG FÜR DIE FILMBRANCHE IN EUROPA

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trained MEDIA - Das Programm der Europäischen Kommission zur Unterstützung des Film- und audiovisuellen Sektors. www.creativeeurope.at Nähere Informationen über das Trainingsangebot und Förderungsmöglichkeiten beim Creative Europe - MEDIA Desk. www.facebook.com/cedmedia.at

Co-funded by the European Union

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WIR WIR FÖRDERN FÖRDERN

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