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Editorial
I’m sending out a message tonight
Wer soll hören, was wir sagen? Wer soll lesen, was wir schreiben? Wer soll die Filme sehen, die wir machen, kuratieren und projizieren? Wen ein bestimmtes mediales Format – ganz gleich ob Magazin, Film oder Festival – ansprechen soll, ist eine Grundfrage, die es immer im Auge zu behalten gilt. Sowohl für Produzent*innen als auch für Rezipient*innen. The Gap ist ein Popkulturmagazin. Wir verstehen diesen Bereich sehr breit –von Kunstperformance bis Comiczine. Insofern richten wir uns auch an ein diverses Publikum. Nicht nur, aber auch, was die Interessen betrifft. Die intendierte Leser*innenschaft dieser Ausgabe ist fokussierter. Es sind vorwiegend filmaffine Menschen, Diagonalebesucher *innen und, ja, Leute aus der Filmbranche, die wir mit diesem Heft adressieren wollen.
Auch Filmschaffende müssen sich ständig mit dieser Frage beschäftigen. Ob explizit in Form von »Zielgruppen« oder implizit. Wie Julia Niemann und Daniel Hoesl, die Regisseur*innen des Films »Veni Vidi Vici«, die – siehe Coverstory – angestrebt haben, einerseits ein breites Publikum anzusprechen mit einem andererseits trotzdem politisch motivierten und motivierenden Film. Oder wie Marie Luise Lehner, die queere Narrative nicht potenziell voyeuristischen Blicken aussetzen, aber trotzdem queere Geschichten für ein queeres Publikum erzählen möchte. Und wie Cordula Thym und Eva Egermann, die Regisseur*innen von »CTV« und vom diesjährigen Diagonale Trailer, die zentral beschäftigt, wer von gewissen Darstellungsformen eingeschlossen bzw. ausgeschlossen wird. Spezifisch, wenn es darum geht, Filme und Filmproduktion möglichst barrierefrei zu gestalten.
Auch ich musste mir diese Frage noch mal stellen, als ich mich mit Fanny Sorgo für unsere Porträts junger Filmschaffender unterhalten habe. Denn wer ist denn diese »Jugend«, die da drinsteckt? Was ist der Nutzen von der Kategorie »Alter«? Und wem nützt sie eigentlich? Endgültige Antworten habe ich noch nicht gefunden. Aber zumindest die Fragen habe ich wieder im Bewusstsein.
Bernhard Frena
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Herausgeber
Manuel Fronhofer, Thomas Heher
Chefredaktion
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Gestaltung
Markus Raffetseder
Autor*innen dieser Ausgabe
Luise Aymar, Victor Cos Ortega, Barbara Fohringer, Susanne Gottlieb, Simon Pfeifer
Fotograf*innen dieser Ausgabe
Alex Gotter, Nikolaus Ostermann
Coverfoto
Nikolaus Ostermann
Lektorat
Jana Wachtmann
Anzeigenverkauf
Herwig Bauer, Manuel Fronhofer (Leitung), Thomas Heher, Martin Mühl
Distribution
Wolfgang Grob
Druck
Grafički Zavod Hrvatske d. o. o. Mičevečka ulica 7, 10000 Zagreb, Kroatien
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Alexander GallerFestival des österreichischen Films
4.– 9. April 2024, Graz www.diagonale.at
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#FestivalOfAustrianFilm
Dia | | D | iagonale
006 »Der kommt mit allem durch«
Julia Niemann und Daniel Hoesl im Gespräch zu »Veni Vidi Vici«
Gemeinderat NEOSGraz steiermark.neos.eu
Magazin Philipp Pointner
022 Die Lieblinge der Festivalleitung Österreichische Filmfavoriten von Dominik Kamalzadeh und Claudia Slanar
028 Mehr vom Guten Weitere Filmempfehlungen 034 Diagonale-Rahmenprogramm Diskurs, Kunst, Musik und Party
FÜRMEHR DIAGONALE INDER POLITIK
Impressum: NEOSDas Neue Österreich, Glockenspielplatz 4, 8010 Graz»Der kommt mit allem durch« Julia Niemann und Daniel Hoesl im Gespräch zu »Veni Vidi Vici«
In ihrem neuen Film geben uns Julia Niemann und Daniel Hoesl einen Einblick ins Leben der superreichen Familie Maynard, die sich – wörtlich und im übertragenen Sinne – alles leisten kann. Im Interview erläutern die Regisseur*innen ihre Inspirationen, die allgemeine Faszination für Reichtum und wie Politik, Wirtschaft und Medien intrinsisch miteinander verstrickt sind. ———— Seit über zehn Jahren beschäftigen sich Julia Niemann und Daniel Hoesl in ihren Filmen mit Geld und Wohlstandsphänomenen, etwa wenn sie 2020 in »Davos« die monetäre Elite des World Economic Forum der arbeitenden Bevölkerung der Schweizer Urlaubsdestination gegenüberstellen. Bei ihrer Recherche für den 2016 erschienenen Film »Win Win« waren die beiden sogar zu Gast bei einer Person, die, Zitat Hoesl, »sehr, sehr viel Geld hat und auch sehr, sehr viel Macht«. Das legte für ihn den Grundstein zu »Veni Vidi Vici«: »Als wir da bei ihm in seiner Villa, in seinem Atrium saßen und die Kinder mit den Au-pairs herumliefen, mit Tiaras in den Haaren und Prinzessinnenflügeln, und tatsächlich auch immer wieder der Butler mit Gewehren in der Hand durch diesen Raum ging, ›weil man sich einfach auf die Jagd vorbereitet, zu der sie dann über Nacht hinfliegen‹ – in dem Moment dachte ich mir: ›Der kommt
mit allem durch.‹« Und Niemann ergänzt: »Aber auch diese Nachbarschaft von der Jagd und dem Familiären, dem Geschäft, dem Business und dieser Wärme, die das Familienumfeld ausmacht, das fanden wir beide interessant und das hat Daniel dann zum Drehbuch angestoßen.«
Im Vergleich zu ihrer Anzahl sind (Super-)Reiche medial bei Weitem überrepräsentiert. Seien es Serien wie »The White
Wie erreicht man mit politischem Film Menschen und wie sehr muss man sich öffnen?«
— Julia Niemann
Lotus« und »Succession« oder Filme wie »The Wolf of Wall Street« und kürzlich »Saltburn« – der Erfolg von Geschichten über das oberste Prozent suggeriert eine fast schon groteske Faszination des breiten Publikums für ein Ausmaß an Vermögen, das es selbst vermutlich nie haben wird. Aber woher kommt diese Faszination?
Laut Hoesl daher, dass der Geldadel »role models« liefere und in gewisser Weise einen Traum – speziell den American Dream – widerspiegle: »Wir vergöttern ja gern Dinge und blenden auch hier, wie in der Religion, aus, dass diese oft negative Nebeneffekte haben.« Niemann weist außerdem auf die Unterschiede zwischen Europa und den USA hin – Superreiche in Deutschland leben eher zurückgezogen, den Typus des »super-rich rock stars« gebe es vor allem in den USA: »Dort und auch hierzulande lassen sich viele Menschen von Figuren wie Elon Musk und Mark Zuckerberg begeistern. Wir haben diesen total hanebüchenen Leistungsgedanken in uns drin. Als hätten die viel mehr geleistet, wären deswegen jetzt so reich, und wenn man nur selbst genug leisten würde, dann könnte man vielleicht auch ein Stück vom Kuchen abbekommen.«
Auf Musk gibt es auch im Film eine kleine Anspielung, genauer auf seinen Auftritt bei der Eröffnung der Tesla Gigafactory in Berlin. An anderen Stellen des Films erinnern Stichwörter wie »Umfragen« in einem Gespräch zwischen einer Journalistin und einer Politikerin an vergangene Affären der österreichischen Politik. Konkrete Personen oder Skandale hatten die Regisseur*innen aber nicht im Kopf, als der
Film entstand: »Man kann da aus dem Vollen schöpfen«, so Niemann. »Die Geschichte, die wir erzählen, findet man immer wieder: ob bei den Panama Papers oder Wirecard oder jetzt René Benko oder ›Mister Karstadt‹ Nicolas Berggruen – das ist so eine universelle Geschichte wie die Odyssee.«
Ein Triumvirat der Macht
Diese Verstrickung von Politik, Wirtschaft und Medien ist eines der zentralen Motive des Films. Es ist frappierend, wie leicht dort jede potenzielle Hürde für Menschen an den Quellen der Macht aus dem Weg geräumt wird – von genehmigten Flächenwidmungen über zugespielte Subventionen bis hin zu abgewendeten Mordermittlungen. »Wir wollen das nicht pauschalisieren und wir wollen nicht verschwörungstheoretisch sagen: ›Die Politiker*innen sind alle korrupt.‹ Aber natürlich gibt es Verstrickungen und natürlich auch mit den Medien«, meint Julia Niemann. Beide Filmemacher*innen weisen darauf hin, dass viele Reiche auch große Beteiligungen an Zeitungen besitzen. »Uns ist aber ganz wichtig zu erwähnen, dass unsere Kritik an das Geld und an die superreiche Elite der Welt geht, aber nicht an die professionelle Elite«, beharrt Niemann. Medien seien sehr wichtig für unsere Demokratie und eine ihrer wenigen Überlebenschancen. Vor allem der investigative Journalismus der vergangenen Jahre sei maßgeblich dafür gewesen, viele dieser Netzwerke überhaupt erst sichtbar zu machen.
Auch die Rolle der Polizei in diesem Machtgefüge wird im Film thematisiert: »Es ist keine Neuigkeit, dass es Menschen gibt, die gleich sind, und Menschen, die noch gleicher sind. Milliardäre stehen eher über dem Gesetz«, so Hoesl. In »Veni Vidi Vici« wird die Polizei satirisch ordentlich in die Mangel genommen: Da wird ein Augenzeuge bewusst ignoriert, klischeehaft am Würstelstand Mittagspause gemacht, tatenlos vor ihren Augen ein Mord begangen und Racial Profiling als zentrale Fahndungsstrategie eingesetzt. »Das war eine kleine Anspielung auf die Polizei, wie sie tendenziell leider mit verschiedenen Menschen – sagen wir mal –›umgeht‹«, erklärt Hoesl. »Und irgendeiner muss ja schuld sein«, setzt Niemann nach. »Dann trifft es Bauernopfer und das sind für gewöhnlich eben diejenigen, die in unserer Gesellschaft am schwächsten sind.«
Auf der Familie liegt ein weiterer Fokus in »Veni Vidi Vici« – genauer auf der Familie Maynard. Zwar wird im Film mehr-
fach betont, dass auch Butler, Au-pair und die Adoptivkinder dazugehören, jedoch wird schnell klar, dass die Maynards ein vorwiegend dynastisches Verständnis von Familie haben, das die biologische Kernfamilie und die Vererbung von Genen in den Mittelpunkt stellt. So werden alle anderen Menschen mehr oder weniger ersetzbar.
Die Regisseur*innen selbst stammen aus Arbeiter*innenfamilien: »Wir mussten das alles recherchieren, weil wir da persönlich keinen Zugang haben«, erzählt Hoesl. »Schnell habe ich gelernt, dass es nach wie vor den alten Adel gibt. Da wird das Entitlement schon in die Wiege gelegt.« Gleichzeitig hätten die Regisseur*innen, bei ihren
»Da wird das Entitlement schon in die Wiege gelegt.«
— Daniel Hoesl
Recherchen aber herausgefunden, dass das Klischee, alle Milliardär*innen seien totale Bösewichte, auch nicht stimme. Stattdessen seien sie mitunter sehr liebenswürdige Familienmenschen und hilfsbereit – sofern man ihnen gerade ins Konzept passe.
Alltäglicher Horror
Gerahmt wird »Veni Vidi Vici« zu Beginn von einem Zitat von Ayn Rand: »The point is, who will stop me?« Und zum Schluss von einer direkten Aufforderung an die Zusehenden, man solle die Maynards doch stoppen. Diese Doppelung suggeriert auch das einzige scheinbare Manko des Films: Wer beim Zusehen nach dem Monomythos sucht oder auf eine Charakterentwicklung der Hauptcharaktere hofft, wird enttäuscht werden – laut Daniel Hoesl jedoch aus gu-
tem Grund: »Der Protagonist und seine Familie durchleben keine Katharsis, weil sie quasi nichts dazulernen müssen.« Und Julia Niemann merkt an: »Genau, deswegen auch ›Veni Vidi Vici‹. Wir 99 Prozent müssen dazulernen, weil wir immer besser werden müssen, um ganz nach oben zu kommen, aber die, die schon ganz oben sind, die müssen nichts lernen.«
Die Maynards kamen, sahen und siegten – ganz ohne Lernmoment. Was einem zuerst ungewohnt, ja, vielleicht sogar irritierend erscheint, ist völlig beabsichtigt: »Mir ist wichtig«, erläutert Hoesl, »dass man etwas zu denken mitkriegt, wenn man aus einem Film rausgeht, dass der Film aber gleichzeitig unterhaltsam ist. Deshalb mache ich so gerne Satiren.«
Während »Veni Vidi Vici« klar in das Genre Satire passt, sind auch leise Elemente von einem Horror, in dem wir alle leben, erkennbar: Schlimm genug, dass die Polizei einen Augenzeugen von Mord handgreiflich aus ihrem Revier wirft und seine mehrfachen Anzeigen ignoriert – auch wenn wir theoretisch alle vor dem Gesetz gleich sind, sieht die Realität trotzdem anders aus. Doch als der Zeuge selbst aktiv werden und den Mörder konfrontieren will, wird er von einer happy Family begrüßt, die gerade vom Kinderschminken kommt und ihm Champagner anbietet. Er stolpert in eine scheinbar heile Welt in der Moral von Geld gelenkt und Ethik als pure Zeitverschwendung abgetan wird. Zitat des Protagonisten: »Sich an Regeln halten? Dafür bin ich zu kreativ. Und der Erfolg gibt mir recht.« Skrupelloses Verhalten wird belohnt. Und der Horror? Dass sich zu wehren und für Gerechtigkeit einzustehen keinen Sinn hat. »Veni Vidi Vici« zeigt den Horror unserer Klassengesellschaft auf und bietet keinen Weg hinaus. Die Conclusio: nothing matters. Es sei auch in der Realität so, dass sich die Gesellschaft immer weiter spalte, so Hoesl. Das wüssten wir alle, aber tä-
ten nichts dagegen. Niemann: »Wir beide haben uns deshalb in den vergangenen Jahren auch ziemlich stark mit der Frage beschäftigt, wie man mit politischem Film Menschen erreicht und wie sehr man sich öffnen und sich Fragen der Unterhaltsamkeit, des Entertainments stellen muss.« Es sei eine schmale Gratwanderung, aber habe ein tolles Pay-off, wenn ein Film einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werde und nicht nur den inneren Kreis an Leuten erreiche, ohne zu unterlaufen, was Film für einen selbst ausmache: »Deshalb bin ich so froh, dass ›Veni Vidi Vici‹ auch beim Sundance Film Festival gelaufen ist, weil wir dort eine sehr breite Resonanz hatten«, sagt Hoesl.
Appell oder Zynismus?
Ob der Appell an die Zusehenden am Ende des Films wirklich ernst gemeint oder bloß Zynismus ist, lässt sich nicht endgültig beantworten. Der Protagonist hat etwas Ambivalentes an sich: Er will gestoppt werden und gleichzeitig will er es auch nicht. Vor allem geht es ihm um das Spiel. Wie viel kann er sich herausnehmen? Wann stößt seine unendliche Macht endlich an Grenzen? Hoesl bringt es auf den Punkt: »Es ist der Wunsch einer Person, die schon weiß, dass man meistens nicht bekommt, was man sich wünscht.« Und Niemann fügt hinzu: »Der Film ist natürlich eine Metapher, aber wofür, das sollen die Zuschauer*innen selbst entscheiden.«
Die Ästhetik der reichen, schönen Welt wird während des gesamten Films nicht gebrochen – seien es Slow-MotionAufnahmen eines Polospiels, eine Kindergeburtstagsparty, die Kleiderwahl der Protagonist*innen oder die Kunstwerke, die im Hintergrund die Wände schmücken. Und trotzdem wird man regelmäßig mit wahllosem Morden konfrontiert. Diese Dissonanz zwischen der gezeigten Welt und den Ereignissen der Handlung verleiht »Veni Vidi Vici« jene Spannung, die es in der Charakterentwicklung der Protagonist*innen nicht gibt. Der Film treibt die Ungerechtigkeiten unserer Gesellschaft auf die Spitze, er irritiert, regt einerseits auf und andererseits auch – wie von den Filmemacher*innen intendiert –zum Nachdenken an. Simon Pfeifer
»Veni Vidi Vici« von Julia Niemann und Daniel Hoesl ist im Rahmen der Diagonale am 6. April um 20:15 Uhr im Annenhof Kino 2 sowie am 7. April um 17 Uhr im Annenhof Kino 6 zu sehen.
Julia Niemann und Daniel Hoesl machen gerne Filme über Macht und Geld.Danse macabre
Lisl Ponger
»La vida es un carnaval«
Mit der »Position Lisl Ponger« widmet die Diagonale dieses Jahr einer Künstlerin eine Retrospektive, die sich seit über vier Jahrzehnten mit der Konstruktion gesellschaftlicher Ordnung und Identität auseinandersetzt und dabei immer auch die Mechanismen ihrer Medien Film und Foto mitdenkt. ———— Der acht Minuten lange Film »La vida es un carnaval« aus dem letzten Jahr – damit eine der jüngsten Arbeiten Pongers – beginnt mit einem Nicht-Bild und einer Stimme aus dem Off, die einige Takte lang über erst ferne und dann immer näherkommende Musik spricht, bevor das filmische Bild mitten im Satz der Erzählerin hinzustößt. Die erste Einstellung zeigt ein Filmset. Einen Innenraum, recht herrschaftlich, on location. Allerlei Equipment und Gerät steht herum. Inmitten der kostümierten Darsteller*innen interagiert eine Frau, die einige Kameras umgehängt hat, mit einem Schauspieler. Abseits, umgeben von Leuchtschirmen und Kabeln, stehen zwei Frauen und beobachten. Eine davon ist Lisl Ponger. Wir befinden uns offensichtlich zwischen zwei Takes und die Grenze zwischen vor und hinter der Kamera ist für den Moment aufgelöst – für uns, die wir aus einer erhöhten Perspektive alles überblicken, sowieso.
Am Ende dieser »zwei Tage, zwei der heißesten des Sommers 2021« (wie die Stimme aus dem Off anmerkt) stehen zwei Fotos, die Ponger »Masquerade (Diptych)« nennen wird. Die Bilder verweisen ausgehend von der Pandemie und der Allgegenwart maskierter Gesichter auf die Maske als kulturelles Objekt. Und sie bilden weitere Verbindungen zu Ereignissen wie den verschiedenen weltweit verbreiteten Karnevalen, aber auch zu den Pestausbrüchen der vergangenen Jahrhunderte. Aber der Making-of-Film, der kein Making-of-Film ist, erzählt natürlich noch etwas anderes.
Die Karnevalstradition hat eine Geschichte, die sich bis ins Altertum nachverfolgen lässt. Ein markantes Charakteristikum ist dabei immer die kurzzeitige Gleichstellung von niederen und höheren Klassen. Ob die so geschaffene gesellschaftliche Unordnung nur eine Farce war (so wie heute, wenn Fasching von Politiker*innen gekapert wird, die die Gelegenheit nutzen, um Geschmacklosigkeiten von sich zu geben) und das Ganze vielleicht nur dazu diente, über diesen sich letztlich einer Ordnung fügenden Feiertag Druck aus der Bevölkerung abzulassen und somit einem unkontrollierten Umsturz zuvorzukommen? Wer weiß. Auch Corona stellte ja vorgeblich Arm und Reich gleich – dann trafen Virus, Lockdown und Wirtschaftseinbruch aber doch manche mehr als andere. Nicht zufällig. Auch hier dienten Masken der Aufrechterhaltung eines gewissen Maßes gesellschaftlicher Ordnung. Zu ihrem Film sagt Ponger jedenfalls, er zeige den großen Aufwand, der einem »netten« Foto vorausgehe. Victor Cos Ortega
Neben der Retrospektive auf der Diagonale 2024, bei der am 5. und 6. April 19 ihrer Filme in drei Programmen zu sehen sind, darunter auch »La vida es un carnaval«, wird im Schaumbad die installative Ausstellung »Storylines« von Lisl Ponger gezeigt. Hier steht die Figur des »Tricksters« im Mittelpunkt, die für das trickreiche Umstürzen herrschender Ordnungen steht. Die Schau ist dort von 2. bis 19. April zu sehen. Überdies kuratierte die Künstlerin eine Carte Blanche mit Lieblingsfilmen für die Diagonale (7. April, 17 Uhr, Schubertkino 2).
Wenn Hollywood zu Besuch ist
Der Filmstandort Österreich
In letzter Zeit stieg das Interesse internationaler Produktionen am Filmstandort Österreich. Grund dafür sind nicht zuletzt neue Fördermodelle. Wie diese aussehen und was auch die österreichische (Film-)Wirtschaft davon hat, haben wir recherchiert. ———— Wenn Kate Winslet als Elena Vernham, Diktatorin eines fiktiven osteuropäischen Binnenstaats, in HBOs »The Regime« durch die stattlichen Hallen ihres Herrschaftspalastes schreitet, dann sieht dieser überraschend vertraut aus. Kein Wunder, immerhin handelt es sich bei den ehrwürdigen Gemäuern um nichts anderes als Schloss Schönbrunn.
Hollywood in Österreich – vor nicht allzu langer Zeit war das noch eine absolute Seltenheit. Der Nationalstolz zehrte von filmischen Denkmälern wie Richard Linklaters »Before Sunrise« und »The Sound of Music«. Selbst Tom Cruises »Mission: Impossible«, Chris Hemsworths »Extraction« und die Besuche von James Bond machten Österreich zu keinem internationalen Mekka für die Filmproduktion. Vielmehr wurde die Stadt Wien sogar oft selbst
gedoubelt. Ein geübtes Auge konnte Prag oder Budapest in den Straßenschluchten oder U-Bahn-Garnituren erkennen.
Warum also drehen Kate Winslet und Hugh Grant nun im Schloss Schönbrunn? Und woher rührt diese Entwicklung? Hauptgrund dafür ist die Einführung des neuen Filmstandortgesetzes 2023, die umfassendste filmpolitische Maßnahme seit Jahrzehnten. Förderungen gab es zwar schon zuvor, doch sie fokussierten vor allem auf nationale Kino- und Fernsehfilme.
Filmpolitik mit Wirkung
Den Anfang machte Wien Tourismus im März 2022 mit der Präsentation des Fördertopfes Vienna Film Incentive. Dieser richtet sich an internationale fiktionale und non-fiktionale Filmproduktionen für Kino, TV und VOD-Plattformen mit Produktionsstandort Wien. Für eine Produktion müssen dafür in Wien ansässige Produzent *innen als Serviceproduktionsfirma beauftragt und ein Eigenschaftstest durchlaufen werden.
Für ganz Österreich stand ein neues Filmanreizmodell zwar bereits seit 2015 immer wieder in diversen Regierungsprogrammen, doch mit den ständigen Neuwahlen und sonstigen politischen Skandalen in Österreich fand der Vorschlag erst im Dezember 2022 seinen Weg zur Abstimmung. Dabei sprach sich der österreichische Nationalrat für ein Neuaufsetzen des Ende 2022 auslaufenden Förderschiene FISA (kurz für: Filmstandort Austria) als FISAplus aus. Das Programm unterliegt dem Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft und fördert nun neben österreichischen Produktionen auch internationale Filme und Serien. Der Förderantrag muss allerdings auch hier von einer österreichischen Serviceproduktionsfirma eingebracht werden und auch hier ist ein Eigenschaftstest zu absolvieren. Die Anlaufstelle für FISAplus ist die Austrian Business Agency, der die Kommission Film in Austria unterstellt ist.
Auf nationaler Ebene wurde zusätzlich die Standortförderung für österreichische Kinofilme adaptiert, die im Filminstitut un-
»Auch für internationale Produktionen verschwinden hier nicht irgendwelche Gelder bei irgendwelchen Mittelsmännern.«
— Marijana Stoisits
ter dem Namen ÖFI+ angesiedelt ist. Für 2024 wurde das Budget aufgrund des großen Zuspruchs von 15,5 Millionen Euro auf 39,9 Millionen Euro erhöht. Nicht ohne dabei auch die gesellschaftspolitische Dimension von Filmproduktionen mitzudenken, wie Markus Deutsch, der Geschäftsführer des Fachverbands Film- und Musikwirtschaft der WKO betont: »Mit dem Grünen Bonus für klimafreundliche Produktion, dem Bonus für Filme mit hohem Frauenanteil in Leitungspositionen und der Öffnung für alle Verwertungsformen wurde Österreich zum Vorreiter in Europa.«
Aufschwung für die Branche
Nicht ganz neu, aber dennoch essenziell dafür, dass diese Projekte realisiert werden, sind die nationalen und die regionalen Filmkommissionen. Die Vienna Film Commission etwa feierte erst im März ihr 15-jähriges Bestehen. Sie agiert als Serviceund Anlaufstelle und vermittelt zwischen der Stadtverwaltung, dem Magistrat und der Filmbranche. Die Zahlen, die sie zu ihrem Jubeltag präsentierte, stimmen
optimistisch. Insgesamt wurden 2023 in Österreich 827 Filme und Serien gedreht, Anträge für 652 heimische und internationale Filmprojekte ergingen dabei an den Fördertopf Vienna Film Incentive. Das ist ein Anstieg um 4,5 Prozent gegenüber 2022. 104 Projekte kamen aus dem Ausland. FISAplus wiederum vermeldete 69 geförderte Projekte. Hinzu kamen noch Projekte, die durch das Österreichische Filminstitut, das Kulturministerium oder andere, teils regionale Förderinstitutionen unterstützt wurden.
»Das ist definitiv ein Aufschwung für die ganze heimische Branche«, zeigt sich Vienna-Film-Commission-Geschäftsführerin Marijana Stoisits erfreut. Auch René Tritscher, Geschäftsführer der Austrian Business Agency, sieht Grund zum Jubeln: »Bei FISAplus hat sich die Anzahl der geförderten Projekte weit mehr als verdoppelt. Es gibt sehr viele Anfragen aus den USA und dem Vereinigten Königreich. Aber auch viele deutsche (Co-)Produktionen kommen nun zu uns, statt in München zu drehen.«
In »Beasts Like Us« finden Comingof-Age-Probleme ihr Spiegelbild in fiktiven Monstern und Dämonen.
Auch die Infrastruktur vor Ort habe sich verändert: »Manche Produktionsfirmen«, erklärt Stoisits, »haben sogar eigene Serviceproduktionseinheiten gegründet.« Aber die Auslastung habe auch ihre Nebenwirkungen. »Es gibt ein Nachwuchsproblem«, so Stoisits. »Es werden händeringend Leute gesucht.« Intensiv diskutiert wird das Thema in der heimischen Filmbranche seit gut zwei Jahren, unter anderem auch beim Diagonale Film Meeting 2023. Erste Maßnahmen wie Weiterbildungsprogramme wurden bereits gesetzt.
Touristische Bedeutung
Die internationalen Dreharbeiten sind auch für den Tourismus und die lokale Wirtschaft von Bedeutung. Neben den Betrieben zur Herstellung von audiovisuellen Inhalten würden etwa auch die Wirtschaftszweige Kinos, Filmfestivals und Filmarchive profitieren, weiß Markus Deutsch. Laut Tritscher habe FISAplus mehr als 54 Millionen Euro an Förderungen genehmigt, was eine Wertschöpfung von über 167 Millionen Euro ausgelöst habe. Marie-Theres Tropsch, die stellvertretende Unternehmenssprecherin von Wien Tourismus, verweist zudem auf den TravelsatIndex des Brüsseler Online-Marktforschungsunternehmens TCI Research. Laut
»Österreichs Regionen punkten durch vielfältige Landschaften.«
— René Tritscher
diesem entscheide sich eine*r von zehn Besucher*innen aufgrund eines Filmes für einen Besuch in Wien. »Set-Jetting nennt sich das«, erläutert Tropsch. »Das ist ein Markt, den wir intensiv bearbeiten.«
Die gegenwärtigen Förderungen sind dabei in Form von nicht rückzahlbaren Zuschüssen aufgebaut. »Ein ungedeckeltes Cash-Rebate-Fördermodell, also eine teilweise Kostenübernahme, hat den Vorteil gegenüber Tax-Rebate-Systemen, bei denen Produktionen geringere Steuern zahlen, dass die Produktionen stets mit Cashflow rechnen können«, hält René Tritscher fest. Und auch Marijana Stoisits begrüßt die Tatsache, dass hier ein reines Förder- und Zuschusssystem gewählt wurde und keines mit Steuergutschriften: »Das System ist relativ simpel abrechenbar und gut zu handhaben. Auch für internationale Produktionen ver-
schwinden nicht irgendwelche Gelder bei irgendwelchen Mittelsmännern.« Man sei sich in der Branche zwar lange nicht einig gewesen, »aber Gott sei Dank hat auch das Wirtschaftsministerium klar erkannt, dass das die richtige Variante ist.«
Vieles in der Pipeline
Die Folge also: Es wird gedreht. Und zwar sehr viel. Stoisits: »Es verteilt sich eigentlich über das ganze Jahr.« Nur zu Weihnachten werde es etwas ruhiger. Neben »The Regime« wurde auch die Amazon-Serie »Beasts Like Us«, die ORF-ARD-Co-Produktion »Kafka« und die vierte Staffel von »Vienna Blood« in Wien und Umgebung gedreht. Im März drehten Natalie Portman und John Krasinski unter der Regie von Guy Ritchie den Abenteuerfilm »Fountain of Youth«.
»Mit Abstand am meisten wird im ersten Bezirk gedreht«, resümiert Stoisits. »Wenn man etwas Historisches braucht, dann bietet der sich an, weil dieses imperiale Ambiente sehr gut passt.« Tritscher erklärt sich die Popularität des Filmstandorts so: »Österreichs Regionen punkten durch vielfältige Landschaften.« Wien habe insgesamt eine gute Ausgangsposition, »auch gegenüber Budapest oder Prag«.
Doch nicht nur die historischen Außenansichten sollen Produktionen nach Wien locken. Seit 2023 bemüht man sich auch um eine verbesserte Infrastruktur für Studiodreharbeiten. Der Hafen Wien und die HQ7 Studios haben in Simmering gemeinsam zwei Filmproduktionshallen mit rund 3.300 Quadratmetern errichtet. »Sie werden im zweiten Quartal dieses Jahres fertiggestellt und gehen dann im Betrieb«, freut sich Stoisits bereits. Allgemein könne man also nicht klagen. Aber, was noch nicht in der Förderung inkludiert sei, »sind Reiseprogramme, die einen Reality-Anteil haben. Das wäre etwas, das sehr viel Geld hierlässt und einen hohen Werbewert hat.« Wichtig sei es aber auch, merkt Markus Deutsch an, dass die Errungenschaften nun bleiben und dass »dieses Fördermodell auch in der nächsten Legislaturperiode 2024 bis 2029 nachhaltig gesichert werden kann.« Susanne Gottlieb
Die Vienna Film Commission ist die erste Anlaufstelle für österreichische wie internationale Filmproduktionen in Wien. »The Regime« läuft seit 4. März auf Sky. »Beasts Like Us« ist auf Amazon Prime verfügbar.
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Von Quallen und Drachen Junge Filmschaffende in Österreich
Die Diagonale ist nicht nur Treff für die altgediente Filmbranche, sondern auch Bühne für Menschen, die gerade dabei sind, in ihr Fuß zu fassen. The Gap präsentiert fünf junge Filmschaffende, die bei der Diagonale mit Arbeiten vertreten sind.
Eric M. Weglehner »À mes côtés«
Für ihn persönlich handle der Film von der Selbstaufopferung für eine andere Person, bei der die eigenen Bedürfnisse und Wünsche vernachlässigt würden, sagt Eric M. Weglehner. Ein ebenso zentrales Motiv sei das Loslassen eines geliebten Menschen oder einer Beziehung – »was vielleicht irgendwann die Überwindung der Verletzungen und das erneute Aufeinander-Zugehen ermöglicht«. In »À mes côtés« ist es Jana, die nach einer Abtreibung ihr Leben und ihre Beziehung zu Aaron neu zu ordnen versucht. Gedreht wurde in Paris, wo Hauptdarstellerin Chiara Kahn zu Hause ist und wo sich Hauptdarsteller Phillipp Laabmayr für ein Jahr im Zuge eines Austauschprogramms aufhielt. Vor allem in formaler Hinsicht habe sich Weglehners Zugang – geboren 1992 in Linz, Ausbildungsstationen: FH Salzburg, Schule Friedl Kubelka und aktuell Filmakademie BadenWürttemberg – weiterentwickelt: »Mittlerweile interessiert mich vor allem ein naturalistischer Stil, bei dem hauptsächlich Handkamera verwendet wird, die als situativer Beobachter agiert. Unmittelbarkeit und eine Art dokumentarische Wirkung finde ich im szenischen Film sehr spannend.« 7. April, 17 Uhr KIZ Royal Kino 1 – 8. April, 20:30 Uhr Schubertkino 1; im Programm »Kurzspielfilm 4«
Fanny Sorgo »Tako Tsubo«
Von Einordnungen wie »Nachwuchs« oder gar »Jugend« fühlt sich Fanny Sorgo nicht angesprochen: »Die Wege von Menschen sind sehr unterschiedlich – ich finde es merkwürdig, da so viel am Alter festzumachen. Eine 50-jährige Frau, die ihren ersten Film macht, kann viel mehr ›Nachwuchsregisseurin‹ sein als eine 23-jährige. Alter hat da weit weniger Einfluss als der Background der Leute.« Der Animationsfilm »Tako Tsubo«, den sie gemeinsam mit der bildenden Künstlerin Eva Pedroza umgesetzt hat, ist Sorgos erster Film, doch ihre künstlerische Arbeit spannt sich von Text über Musik bis hin zu Performance. Diese Breite ist ihr wichtig, sie will sich nicht auf eine Disziplin festlegen lassen und arbeitet am liebsten »aus der Sache heraus«. Genauso wenig sollen sich ihre Arbeiten auf eine einzige Interpretation reduzieren lassen: »Wenn etwas nur eine eindeutige Message hat, würde es mich gar nicht mehr interessieren, das überhaupt umzusetzen. ›Tako Tsubo‹ kann Menschen zum Beispiel auf ganz verschiedene Weisen abholen, berühren oder auch abstoßen.« 8. April, 14 Uhr Schubertkino 2 – 9. April 17:30 Uhr Annenhof Kino 5; im Programm »Innovativer Kurzfilm 7«
Anna Gaberscik
»Edelweiss«
»How wonderful it must be, to be like an ›edelweiss‹.« Mit diesem Statement endet der gleichnamige Dokumentarfilm der Regisseurin, Anti-Rassismus-Trainerin und Autorin Anna Gaberscik. Geboren in Brooklyn, New York City, lebt und arbeitet sie nun in Wien. Ihren Film bezeichnet sie als »kritischen Liebesbrief an ein Land, das ein besserer Ort für jene werden muss, die es seit Jahren zu einem besseren Ort gemacht haben.« Der Film sei ein Appell an uns alle, unseren Blick auf jene Geschichten zu werfen, die nicht genug Aufmerksamkeit bekommen, und auf jene Menschen, die in der österreichischen Gesellschaft nicht angemessen repräsentiert werden oder für die es keine Möglichkeit zur Teilhabe gibt. Gabersciks Motivation kam dabei durch ihre eigenen Erfahrungen als Schwarze Person in Österreich. Doch auch die Geschichten anderer Betroffener, das Gefühl von »Nicht-Zugehörigkeit« und Ablehnung sowie die Frage nach der Definition österreichischer Identität bildeten die Grundlagen des Films. Der Titel, der sich auf die kleine, weiße Nationalblume bezieht, kratzt an eben jener Definition: »Die Absicht dahinter war es, das, was wir als österreichisch ansehen, zu hinterfragen und herauszufordern. Österreich lässt sich nicht allein durch das Weißsein zusammenfassen und veranschaulichen.«
5. April, 20:30 Uhr KIZ Royal Kino 2 – 7. April, 22:15 Uhr Schubertkino 2
Lisa Hasenhütl »Von Drachen und Hasen«
Am Filmemachen gefalle ihr besonders, so Lisa Hasenhütl, wie sich durch die Zusammenarbeit vieler unterschiedlicher Personen eine Idee zum Leben erwecken lasse – und wie man selbst mit sehr persönlichen Geschichten oft allgemeine Wahrheiten erzählen könne. »Sehr persönlich« ist auch das Stichwort für ihre neue Doku »Von Drachen und Hasen«. Die 1988 geborene Grazerin versucht darin, ihrem Vater, einem Erfinder, der stets in sein neuestes Projekt vertieft ist, wieder etwas näherzukommen. »Ich war mir nicht immer sicher, ob ich den Spagat schaffe, mir gegenüber ehrlich und ihm gegenüber fair zu sein. Und ob die Momente, die mit einem Augenzwinkern gemeint sind, wohl auch beim Publikum so ankommen«, erzählt sie von den Herausforderungen dieses eben sehr persönlichen Films. Grundsätzlich sei sie in ihrer Arbeit gerne verspielt – was man auch am Format der Desktop Documentary erkennt, das sie für »Von Drachen und Hasen« gewählt hat. Oder sie gehe dorthin, »wo’s ein bissi wehtut«, und versuche dann, das mit einem gewissen Humor aufzubereiten. »Gesellschaftliche Themen wie Opportunismus, Klassismus oder Sexismus interessieren mich da genauso wie die Frage, was Autobahnbäume wohl den ganzen Tag so denken.« 6. April, 21 Uhr Annenhof Kino 5 – 8. April, 11 Uhr Schubertkino 1; im Programm »Kurzdokumentarfilm 3«
Martina Lajczaks, Mariia Lisovska, NamMarie Luise Lehner
»Im Traum sind alle Quallen feucht«
Leser*innen von The Gap ist Marie Luise Lehner vermutlich am ehesten als Teil der Punkband Schap ka bekannt. Nach »Mein Hosenschlitz ist offen. Wie mein Herz.« bei der Diagonale 2022 folgt dieses Jahr ihr nächster Kurzfilm: »Im Traum sind alle Quallen feucht«. Gleichzeitig ist bereits die Produktion ihres ersten Langspielfilms angelaufen. Auch »Wenn du Angst hast, nimmst du dein Herz in den Mund und lächelst« überzeugt allein schon mit dem grandiosen Titel. Kein Wunder, denn beim Schreiben habe Leh ner »eine gewisse Leichtigkeit«. So habe sie auch ihr Studium an der Filmakademie – erst Drehbuch, dann Regie – unter anderem durch ihre Romane finanziert. Film zu studieren, müsse man sich nämlich erst einmal leisten können. »Es ist ein Privileg das machen zu kön nen. Das Studium an der Filmakademie ist wahnsinnig elitär aufgebaut.« Solchen Flaschenhälsen möchte sie in der eigenen Arbeit entgegentreten. Sowohl darin, wie sie Abläufe am Set strukturiert (»Ein Film sollte als Zusammenarbeit begriffen werden und nicht als ›Ich alleine mit dem Kopf durch die Wand‹.«), als auch da rin, welche Geschichten sie erzählt (»Ich will queere Geschichten aus einer Innenperspektive erzählen und nichts erklären müssen – Dinge einfach auch setzen.«). Und nicht zuletzt durch ihre Arbeit bei emanzipatori schen Vereinen wie FC Gloria und Die Regisseur*innen. 6. April um 17 Uhr Annenhof Kino 6 – 7. April 14 Uhr Schu bertkino 1; im Programm »Kurzspielfilm 3«
Eine Ästhetik des Zugangs Eva Egermann und Cordula Thym über Inklusion und Film
Der Film »C-TV (Wenn ich Dir sage, ich habe Dich gern …)« von Eva Egermann und Cordula Thym wurde im Rahmen der letztjährigen Diagonale mit dem Preis für Innovatives Kino prämiert. Er zeigt eine utopische Welt, in der Inklusion gelebt wird. Heuer zeichnen die beiden Kunst- und Filmschaffenden sowohl für den Festivaltrailer als auch für eine begleitende Ausstellung verantwortlich. The Gap bat sie zum Gespräch. ———— Ein Hamster im TV-Studio, ein Zombiesoldat am Spendentelefon, kreative Performances und Menschen mit Behinderungen, die jenseits von Mitleid und Inspiration Porn von ihrem Leben erzählen – »C-TV (Wenn ich Dir sage, ich habe Dich gern …)« von Eva Egermann und Cordula Thym wusste bei der Diagonale 2023 zu überzeugen und erhielt den Preis als »Bester innovativer Film, Experimental- oder Animationsfilm«. Egermann und Thym sind seit Jahren befreundet, leben in derselben Straße und befassen sich in ihren künstlerischen Arbeiten mit den Perspektiven marginalisierter Personen und Gruppen – wie etwa Menschen mit Behinderungen.
Die visuelle Gestaltung von »C-TV« ist durchaus ungewöhnlich. Hattet ihr da Vorbilder?
cordula thym: Wir orientierten uns –vor allem hinsichtlich des Studiosettings – an der Ästhetik von Camp. Glitzer, ein bisschen Kitsch. Viele bunte Farben. Und viel DIY-Charakter.
eva egermann: Und 70er-Jahre-Kostüme! Wir hatten so ein Moodboard, wo auch die »Golden Girls« drauf waren, Vorbilder aus dem Punk, Glitzerstoffe usw. Vieles hat uns inspiriert, etwas Lustiges und Utopisches zu machen. Ein Film, den ich auch immer erwähne, ist »Spring Break Zombie Massacre«, in dem zwei Jungs mit Trisomie 21 Superhelden sind. Er ist äußerst lustig und es gibt viele DIY-Spezialeffekte. Diese Produktion hat mich fasziniert. Wir wollten eine ebenso ermächtigte Geschichte erzählen.
In den Film habt ihr auf mehreren Ebenen Texte der bereits verstorbenen Autorin und Künstlerin Ianina Ilitcheva
integriert – sowohl in Textform als auch in Gebärdensprache, hinterlegt mit Bildmotiven.
egermann: Wir wählten Texte aus, die humorvoll sind und zu dieser entrückten Welt passen, die wir im Film zeigen wollten. Die Texte haben eine unheimliche Facette: Es geht um Blut, Infusionen mit Maus-DNA, die Lebensrealität mit ihrer Krankheit. Sie sind total tiefgründig und witzig. Die Gebärdensprachdolmetscherin Barbara Schuster ist selbst gehörlos und interpretiert Ianina Ilitchevas Texte im Film auf sehr poetische Weise.
thym: Uns war es wichtig die Aesthetic of Access, also die Gestaltung der Zugänglichkeit zu thematisieren. Das spiegelt sich auch bei der Gebärdensprache wider. Es ging uns darum, die Interpretation nach vorne zu holen, es ist nicht nur eine Übersetzung, sondern auch eine poetische Adaption der Texte. Das wollten wir sichtbar und prominent machen.
Mitleid ist ein häufiges Motiv im medialen Umgang mit Behinderung. Ist Mitleid notwendig, um Empathie zu ermöglichen? Oder dient es nur dazu, Rollen zu festigen und Ungleichheiten zu manifestieren?
egermann: Ehrlich gesagt, Letzteres. Es ist einfach zu viel Mitleid – überall. Es gibt einen Slogan aus der Behindertenrechtsbewegung: »Piss on pity«, also quasi »Scheiß auf dein Mitleid«. Die damalige Kritik war:
Vermeintliche Wohltäter*innen tun so, als könnten sie für Menschen mit Behinderungen sprechen, dabei entziehen sie diesen Menschen ihre Stimme und infantilisieren sie. Empathie klingt ja grundsätzlich gut …
thym: … aber ich denke, Empathie und Mitleid sind auch nicht das Gleiche.
egermann: Genau! Es wäre besser, wenn wir auf Augenhöhe verhandeln. Es gibt viele tolle Behindertenrechtsaktivist*inn en, die dazu publiziert haben – eben auch dazu, welche Funktion Mitleid für nichtbehinderte Menschen hat. Diese fühlen sich besser, wenn sie eine Art von Leidprojektion auf Menschen mit Behinderungen betreiben und das vermeintliche »Schicksal« der Behinderung nicht haben. Stella Young spricht in diesem Zusammenhang von »Inspiration Porn«.
Ihr habt dieses Jahr den Diagonale-Trailer gestaltet. Was könnt ihr uns dazu erzählen?
egermann: Im Trailer gibt es unveröffentlichtes Material aus »C-TV« zu sehen. Iris Kopera beschreibt die Art, wie Menschen mit Behinderungen untergebuttert werden, weil sie nicht einem gewissen »Image« entsprechen. Wir fanden das ein starkes Statement. Medien, Film, Kunst und Kultur reproduzieren gewisse Idealbilder und normschöne Idealkörper. Wir fanden es cool, die Kritik daran gerade bei einem Filmfestival in den Fokus zu rücken, denn dort geht es ja um das Schaffen von
Bildern und darum, welche Bilder gezeigt werden. Wenn Bilder gewaltförmig wirken, wie es unser Trailer beschreibt, braucht es eine Gegenbewegung, die diesen gängigen Bildern etwas entgegensetzt.
Und was erwartet die Besucher*innen in der Ausstellung »C-TV: Close Encounters of the Hamster Kind«, die ihr für die Diagonale zusammengestellt habt?
thym: Man kann noch tiefer in die Welt des Films eintauchen und ihn außerdem in einem schönen Setting ansehen. Es gibt eine Menge an Hintergrundmaterial
»Wenn Bilder gewaltförmig wirken, braucht es eine Gegenbewegung, die diesen gängigen Bildern etwas entgegensetzt.«
— Eva Egermann
zu sichten, auch von anderen unserer Arbeiten, die in Beziehung zum Film stehen. Zudem gibt es ein breites Vermittlungsprogramm u. a. für Schulen.
Wie kann inklusives Film- bzw. Kunstschaffen aussehen?
thym: In Bezug auf Behinderung muss man sich fragen, wie gewisse Ausschlüsse funktionieren. Menschen sind nicht aufgrund ihrer individuellen Beeinträchtigung behindert, sondern durch die Art und Weise, wie die Gesellschaft und das tägliche Leben organisiert sind. Man muss sich fragen, wie man damit bei den eigenen Projekten umgeht. Das betrifft alle Phasen der Produktion. Menschen müssen von Anfang an in Projekte involviert werden, nicht erst am Schluss. Alles sollte zugänglich sein – bis hin zum Endergebnis. Und es ist zentral, welche Geschichten man wie erzählt. Will man wirklich immer die Geschichte einer Tragödie erzählen?
egermann: Es wäre wichtig Pufferzeiten, eine gewisse zeitliche Flexibilität, wie auch Budget für Assistenzleistungen und für Barrierefreiheit einzuplanen. Außerdem muss man sich eingestehen, dass man nicht alles kontrollieren, wissen und voraussehen kann. Wir haben versucht, eine fehlerfreundliche Kultur zu praktizieren – vor allem auch gegenüber uns selbst, denn das Projekt war auch für uns neu. In »C-TV« haben wir uns sehr stark an das Konzept der »Ästhetik des Zugangs« angelehnt. Barrierefrei-Tools und Dinge, die Film zugänglicher machen, müssen nicht versteckt werden, sondern sie sind zusätzliche Mittel der Gestaltung und werden spielerisch eingesetzt.
Barbara FohringerDie Ausstellung »C-TV: Close Encounters of the Hamster Kind« von Eva Egermann und Cordula Thym ist von 6. April bis 5. Mai im Kunsthaus Graz zu sehen.
Die Lieblinge der Festivalleitung Österreichische Filmfavoriten von Dominik Kamalzadeh und Claudia Slanar
Bei der Diagonale wird Jahr für Jahr die Liebe zum (österreichischen) Film spürbar. Die neuen Festivalleiter*innen Dominik Kamalzadeh und Claudia Slanar über ihre persönlichen Lieblinge aus der österreichischen Filmgeschichte sowie -gegenwart.
Dominik Kamalzadeh
»Hat Wolff von Amerongen Konkursdelikte begangen?«
2004, Regie: Gerhard Benedikt Friedl Die engen Verbindungen zwischen Wirtschaft und Kriminalität als eine sich ständig selbst aushebelnde Chronik von Kalamitäten und Anekdoten: Friedls Film ist eine Absage an jeden Versuch, so etwas wie politische Realität adäquat abzubilden. Ein radikaler Film, der für mich immer noch weiter »wächst«, weil er seiner Zeit voraus war.
»Amour fou«
2014, Regie: Jessica Hausner
Vielleicht mein Lieblingsfilm von Jessica Hausner, in dem sie Liebe als rhetorische Anstrengung entlarvt. Für mich demonstriert er ihre so typische Mischung aus Ironie, Zärtlichkeit und ein klein bisschen Gemeinheit besonders schön. Die Komik zeigt sich im Pathos und umgekehrt. Formvollendet bis ins ausstatterische Detail.
»Die Geträumten«
2016, Regie: Ruth Beckermann An Ruth Beckermann fasziniert mich, dass sie immer wieder nach neuen Ausdrucksformen sucht. Dieser Film über die Briefwechsel von Ingeborg Bachmann und Paul Celan ist minimalistisch in seiner Studioaufmachung, aber ozeanisch in seinem Tiefgang. Kino als Sprach- und Ausdruckskunst.
»Langsamer Sommer«
1974–1976, Regie: John Cook
So nahe kam der österreichische Film der Nouvelle Vague nie wieder: Ein Film über zielloses saisonales Driften, in dem es um labile Männerfreundschaften, die unglückliche Liebe zu Frauen und nicht zuletzt darum geht, ein zeitgenössisches Abbild der Praxis des Wiener Herumsumperns zu erhaschen.
»Phantom Fremdes Wien«
1991 / 2004, Lisl Ponger Noch einmal Wienbilder, diesmal jene der unterschiedlichsten ethnischen und kulturellen Nischen: Lisl Pongers Film zeigt die versteckten Orte der Hauptstadt, in denen Menschen sich mit ihrer mitgebrachten Identität befassen. Mir gefällt daran auch, dass alles ein bisschen wie eine Show wirkt: ein Akt der lustvollen Verkleidung und Zerstreuung.
Dominik Kamalzadeh wurde 1973 in Wien geboren und studierte dort Theater- und Filmwissenschaft. Er war Filmkritiker und später auch Kulturredakteur bei der österreichischen Tageszeitung Der Standard sowie Teil der Redaktion der Filmzeitschrift Kolik Film. Im Laufe seiner bisherigen Karriere kuratierte er bereits diverse Filmprogramme und -reihen. Im Juni 202 3 hat er gemeinsam mit Claudia Slanar die Leitung der Diagonale übernommen.
»Zechmeister«
1981, Regie: Angela Summereder Dieser Film hat mich einfach umgehauen, als ich ihn das erste Mal gesehen habe, weil er ein Beispiel für eine hybride Form des Dokumentarfilms ist, die zu der Zeit (und in Österreich) ganz ungewöhnlich war. Mit Reenactments und performativen Elementen waren Film und Regisseurin ihrer Zeit voraus – und Angela Summereder konnte danach auch länger nicht arbeiten, wie sie mir einmal selbst erzählt hat.
»Powder Placenta«
2015, Regie: Katrina Daschner
Ich mag mehrere Teile dieser lose an Schnitzlers »Traumnovelle« angelehnten Serie der Künstlerin – oder eigentlich alle! An dieser Episode gefällt mir die Verschmelzung von fluiden queeren Körpern mit Natur, in die gerade der Saft schießt. Alle erwachen aus einer Erstarrung, sind gleichermaßen sensibilisiert und sinnlich. Sie verwerfen gängige Kategorisierungen und Hierarchien.
»Wankostättn«
2023, Regie: Karin Berger
Von Karin Berger könnte ich jetzt alle Filme nennen. Aber ich wähle trotzdem den neuesten: Es sind Aufnahmen von Karl Stojka, dem Bruder von Ceija Stojka, wie er vom Leben der Rom*nja im nationalsozialistischen Wien und in der Wankostättn-Siedlung im zehnten Bezirk berichtet. Er tut dies spazierend und umkreist so ein Gebiet, das es nicht nur nicht mehr gibt, sondern auf das auch kaum etwas verweist – außer dieses Dokument des performativen Erzählens.
»The Letter«
2019, Regie: Belinda Kazeem-Kamiński Belinda Kazeem-Kamiński ist eine bildende Künstlerin, die unter anderem auch mit Video arbeitet. »The Letter« ist sehr dicht gewoben und erzählt in eindrücklichen, wunderbar komponierten Bildern und Text von unaufgearbeiteter österreichischer Kolonialgeschichte. Im Archiv spukt es, die Performer*innen, die inmitten von Aktenschränken agieren, scheinen zwischen den verschiedenen Zeitebenen wandeln zu können und wirken manchmal wie Gäste aus der Zukunft, in der andere Narrative möglich sein werden.
Claudia Slanar
»Nella Fantasia«
2012, Regie: Lukas Marxt
Für mich sind Lukas Marxts Arbeiten aus der österreichischen Filmlandschaft nicht mehr wegzudenken. Er schafft es immer wieder, überraschende audiovisuelle Kompositionen herzustellen, in denen er über Landschaft(en), Geschichte und die Menschen darin nachdenkt. »Nella Fantasia« ist eine relativ frühe Arbeit, die den dokumentarischen Aspekt seiner Filme stärker herauskehrt, aber ebenfalls vom Blick fürs Surreale geprägt ist.
Claudia Slanar wurde 1972 in Wien geboren und studierte dort Kunstgeschichte sowie am California Institute of the Arts Aesthetics and Politics und Creative Writing. Slanar war Kuratorin beim Ursula Blickle Video Archiv und für die Programmierung sowie die Administration des Blickle Kinos im Belvedere 21 in Wien zuständig. Im Juni 2023 hat sie gemeinsam mit Dominik Kamalzadeh die Leitung der Diagonale übernommen.
Zwei Fans des österreichischen Films:
Claudia Slanar und Dominik Kamalzadeh
Menschen am Arbeitsplatz
Flora Rajakowitsch
Sounddesignerin
Als Sounddesignerin steht Flora Rajakowitsch am Ende einer langen Kette: vom Set-Ton über Tonschnitt, ADR und Foley oft bis hin zum Score – was am Ende im fertigen Film zu hören ist, ging zuvor bereits durch eine Menge an Ohren und Händen: »Für viele Menschen wäre vermutlich überraschend zu erfahren, wie viel im Ton dazugebaut ist, wie wenig oft tatsächlich vom Set kommt.« Sounddesign ist dabei jener Bereich, der »den Film mit allem an Ton auffüllt, was nicht Musik oder On-Screen-Dialog ist: Ein Auto fährt vorbei, ein Kinderwagen wird geschoben, Glocken läuten, Vögel zwitschern, Wind weht durch die Blätter.« Rajakowitsch genießt die kreative Freiheit, diese sonischen Räume zu etablieren, ihnen Kontur zu verleihen. Sie vergräbt sich gerne tief in Soundbibliotheken, um die Atmosphäre, den Rhythmus einer Szene ganz genau einzufangen. Es ist eine akribische Arbeit, die nicht immer die verdiente Anerkennung findet: »Der Running Gag ist, dass der Ton meistens dann am besten ist, wenn er nicht auffällt. Sehen ist sehr bewusst, sehr aktiv. Beim Hören denkt man selten konkret darüber nach, was man hört. Das fällt eher dann auf, wenn etwas nicht passt.« Letztlich sei ihr jedoch am wichtigsten, dass das Endprodukt stimmt, dass der Film gut klingt. Trotzdem lohnt es sich sicher, beim nächsten Filmscreening mal ausnahmsweise ganz genau hinzuhören.
Simone Hart Kamerafrau
»Im deutschen Gebrauch hat man bei ›Kameramann‹ wie bei ›Feuerwehrmann‹ sofort ein Bild im Kopf. Als Frau identifiziert man sich damit nicht so schnell und zieht es weniger in Betracht«, erklärt Simone Hart. Erst auf Hinweis ihres Professors an der Grafischen habe sie sich damals an der Filmakademie beworben. Das ist einige Jahre, (fast) ein ganzes Studium und eine Menge an filmischen Projekten her. Doch es zeige für sie, dass es nach wie vor mehr Vorbilder, mehr Sichtbarkeit für Frauen im technischen Bereich der Filmbranche brauche: »Junge Frauen möchte ich wirklich ermutigen, diesen Weg zu gehen. Kamerafrau ist zwar ein herausfordernder Beruf, aber auch ein irrsinnig schöner, an dem man als Mensch wächst.« Das gelte insbesondere in der engen thematischen Reflexion während der Arbeit an Dokumentarfilmen, aber auch ganz generell: »Die Zusammenarbeit mit Regisseur*innen ist immer einzigartig. Alle haben andere Schwerpunkte und man kann etwas anderes von ihnen mitnehmen. Manchmal bin ich gefordert, das Visuelle komplett zu übernehmen, andere Regiepersonen haben ganz genaue stilistische Vorstellungen, die ich dann umsetzen muss.« Aktuell arbeitet sie gerade am Spielfilm »Wenn du Angst hast, nimmst du dein Herz in den Mund und lächelst« mit Regisseurin Marie Luise Lehner. Die zweite Kooperation der beiden und eine neue Möglichkeit, miteinander zu wachsen.
Mehr vom Guten Weitere Filmempfehlungen
Die Diagonale versammelt auch unter der neuen künstlerischen Leitung die interessantesten Erzeugnisse der österreichischen Filmlandschaft. Welche davon ihr euch unbedingt gönnen solltet, erfahrt ihr hier.
Spielfilm lang
Die ängstliche Verkehrsteilnehmerin Bereits mit 16 Jahren war Martha Mechow Mitgründerin des Regiekollektivs Bäckerei Harmony. Aktuell ist sie als Regisseurin an der Volksbühne am Rosa-LuxemburgPlatz in Berlin tätig. Ihr Roadmovie »Die ängstliche Verkehrsteilnehmerin« erzählt die Geschichte zweier Schwestern, die einander wiederfinden. Unterwegs in Italien, auf der Suche nach Identität frei von Normen. 5. April, 20 Uhr Schubertkino 2 — 7. April, 14:30 Uhr Schubertkino 2
Asche
Während ihr Regiedebüt »Para:dies« die Höhen und Tiefen eines queeren Paares, das sich aufs Land zurückgezogen hatte, zeigte, richtet Elena Wolff nun den Blick auf die Wiener Kunstschickeria: »Asche« ist eine Geschichte über drei Liebespaare und einen Außenseiter, über Alphamänner, Musen, Einsamkeit und den Wunsch nach Selbstverwirklichung. 6. April, 20 Uhr KIZ Royal Kino 1 und Kino VOD Club online — 7. April, 14 Uhr Annenhof Kino 6
Des Teufels Bad
Veronika Franz und Severin Fiala begeisterten bereits mit ihrem Film »Ich seh, ich seh«, nun gelingt ihnen abermals Großes. Für »Des Teufels Bad« konnten sie die Musikerin Anja Plaschg aka Soap & Skin gewinnen. Diese spielt Agnes, die im Oberösterreich des Jahres 1750 mit ihrer Ehe und ihrer Schwiegermutter hadert. Sie zieht sich immer mehr zurück – bis ihr nur noch ein gewaltvoller Akt als Ausweg erscheint. 6. April, 17:30 Uhr Annenhof Kino 5
The Klezmer Project
Leandro Koch und Paloma Schachmann liefern mit »The Klezmer Project« einen unterhaltsamen Film über das jüdische Leben und Kulturerbe: Der argentinische Filmemacher Leandro verdient seinen Lebensunterhalt als Kameramann auf jüdischen Hochzeiten. Dabei trifft er auf Paloma, die Klarinettistin einer Klezmer-Band. Die beiden beschließen einen Film über jiddische Volksmusik zu drehen und reisen dafür durch Osteuropa. 9. April, 17 Uhr Annenhof Kino 6
Barbara Fohringer Sixpackfilm, Ulrich Seidl Filmproduktion / Heimat film, Nora Einwaller, Filmgarten, Stadtkino Filmverleih, Christoph Schwarz, Praherfilm / Ge yrhalterfilmMit einem Tiger schlafen
Anja Salomonowitz bringt das Leben der österreichischen Malerin Maria Lassnig auf die große Leinwand. In der Rolle der 2014 verstorbenen Künstlerin: Birgit Minichmayr. Die Geschichte ist nicht-linear inszeniert, rückt Lassnigs Schaffen und Gefühle in den Fokus, wie auch ihre Beziehung zu Arnulf Rainer (Oskar Haag) und wie sie sich als Frau in der männerdominierten Kunstszene durchsetzen musste.
5. April, 20:15 Uhr Annenhof Kino 2 — 7. April, 17:30 Uhr Annenhof Kino 5
Sparschwein
Dokufiktion mit einer guten Portion Humor und Selbstironie gibt es von Regisseur und Medienkünstler Christoph Schwarz in »Sparschwein«. Der Filmemacher Christoph Schwarz ist pleite, da kommt ein Angebot des ORF gerade recht: Er soll seinen Selbstversuch als Klimaaktivist mit der Kamera begleiten. Lieber würde er sich mit dem Geld aber ein Wochenendhaus kaufen. Lang lebe die Doppelmoral!
7. April, 20 Uhr KIZ Royal Kino 1 — 8. April, 14 Uhr Annenhof Kino 6
What a Feeling
Romantische Komödien gibt es bei der Diagonale eher selten zu sehen, »What a Feeling« von Kat Rohrer ist da eine Ausnahme: Die Ärztin Marie Theres wird von ihrem Mann verlassen und trifft in einer Lesbenbar auf Fa. Die Iranerin, die gemeinsam mit ihren Geschwistern einen Betrieb führt, hat mit ihrer Bindungsphobie zu kämpfen und so müssen beide Frauen erst lernen, zueinander zu finden.
5. April, 19:15 Uhr Schubertkino 1 — 6. April, 13:30 Uhr KIZ Royal Kino 1
Dokumentarfilm lang
Besuch im Bubenland
Katrin Schlösser, die zuletzt den sehr persönlichen Film »Szenen meiner Ehe« bei der Diagonale zeigte, widmet sich in ihrer neuen Doku den Burschen und Männern im Südburgenland und mit welchen Bildern von Männlichkeit – und welchen Veränderungen davon – diese zurechtkommen müssen. Die Auswahl des Drehortes lag für Schlösser als Bewohnerin des Südburgenlands wohl auf der Hand.
5. April, 19:45 Uhr Annenhof Kino 6 — 7. April, 10:30 Uhr KIZ Royal Kino 1
Beziehungs:szenen
Die bildende Künstlerin und Filmemacherin Annja Krautgasser wird in »Beziehungs:szenen« persönlich – und inszeniert ihre eigene Familienkonstellation vor der Kamera. Ein mutiger Schritt, wenn man an all die unausgesprochenen Konflikte und Sorgen denkt, die nahezu jede*r – vor allem im familiären Kontext –in sich trägt. Vermutlich auch ein Anstoß zum Nachdenken über die eigene Situation.
5. April, 17:30 Uhr KIZ Royal Kino 2 — 9. April, 20:30 Uhr Annenhof Kino 5
Favoriten
Ruth Beckermann wirft in ihren Filmen einen schonungslosen Blick auf die österreichische Seele. Nach dem Briefwechsel von Ingeborg Bachmann und Paul Celan (»Die Geträumten«), der Waldheim-Affäre (»Waldheims Walzer«) und männlich dominierter Sexualität (»Mutzenbacher«), rückt sie in »Favoriten«, dem Eröffnungsfilm der diesjährigen Diagonale, eine sogenannte Brennpunktschule in den Fokus.
4. April, 20:30 Uhr Annenhof Kino 6 — 7. April, 17:30 Uhr Schubertkino 1
New News from Another Home
Die in Sofia und Wien lebende Filmemacherin Borjana Ventzislavova zollt mit ihrem Film Chantal Akermans »News from Home« Tribut. Wie jene liest Ventzislavova Briefe ihrer eigenen Mutter: Es geht um das Wetter, Gesundheit und den Alltag in Bulgarien. Dadurch ermöglicht sie einen Einblick in das Leben in Sofia über die letzten 50 Jahre. 5. April, 17:30 Uhr Rechbauerkino — 6. April, 20:30 Uhr KIZ Royal Kino 2; in der Schiene »Innovativer Film«
Barbara Fohringer KGP Filmproduktion, Ruth Beckermann Filmproduktion, Annja Krautgasser, Sixpackfilm, Horse & Fruit s, Dimdim FilmNight of the Coyotes
Clara Trischler ist schon viel in der Welt herumgekommen. Für ihre neue Doku begab sich die Filmemacherin nun nach El Alberto. Tausend Kilometer von der USamerikanischen Grenze entfernt können Tourist*innen dort gegen Bezahlung vermeintlich die Erfahrung von Migrant*innen erleben – Schlepper*innen, knappe Wasservorräte und vorgetäuschte Vergewaltigungen inklusive. 7. April, 20:30 Uhr KIZ Royal Kino 2 — 8. April, 14 Uhr KIZ Royal Kino 1
Wer hat Angst vor Braunau?
Gesellschaftliche Diskurse und private Erfahrungen verwebt Günter Schwaiger in seinem neuen Film. Der Regisseur widmet sich Adolf Hitlers Geburtshaus in Braunau am Inn. In das hätte eigentlich die Lebenshilfe einziehen sollen, letztendlich tat dies jedoch die Polizei. Schwaiger nahm das zum Anlass, um über den Umgang Österreichs und speziell seiner Familie mit der NS-Zeit nachzudenken. 9. April, 13 Uhr KIZ Royal Kino 2
Hier gestalten wir die Medienwelt von morgen.
Unser
Kurzfilm
Getty Abortions
Franzis Kabisch setzt sich als Filmemacherin, Forscherin, Autorin und Pädagogin mit Themen wie Abtreibung, reproduktiver Gerechtigkeit, Körperpolitiken sowie queeren und feministischen Fragestellungen auseinander. In ihrem Kurzfilm »Getty Abortions« kreist alles um die medialen Darstellungen von Abtreibung – um diese dann differenziert zu durchbrechen.
6. April, 21 Uhr Annenhof Kino 5 — 8. April, 11 Uhr Schubertkino 1; im Programm »Kurzdokumentarfilm 3«
Memories of the Foreign
Das Aufwachsen und Leben zwischen mehreren Kulturen spielt in den künstlerischen Arbeiten von Filmemacher und Medienkünstler Tolga Karaasian eine zentrale Rolle. In seinem Kurzfilm »Memories of the Foreign« bringt er die Erinnerungen türkischer Gastarbeiter*innen auf die Leinwand und kontrastiert diese mit Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus dem heutigen Wels. 5. April, 10:30 Uhr Annenhof Kino 6 — 6. April, 20:30 Uhr Rechbauerkino; im Programm »Kurzdokumentarfilm 1«
Die Diagonale 2024 findet von 4. bis 9. April in Graz statt. Sämtliche Detailinfos sind unter www.diagonale.at zu finden.
Oh Katharina
Obwohl sich Lisa Polster zumeist zwischen Wien und Berlin bewegt, spielt ihr Kurzfilm »Oh Katharina« in Tirol: Bei einer volkstümlichen Feier geht es stürmisch her – Tanzen, Flirten und Trinken stehen auf dem Programm. Doch die vermeintliche Unbeschwertheit wird plötzlich getrübt. Die Regisseurin und Drehbuchautorin präsentiert eine neue Art des Heimatfilms. 8. April, 14:30 Uhr Annenhof Kino 5 — 9. April, 11 Uhr Annenhof Kino 5; im Programm »Kurzspielfilm 5«
Die Räuberinnen
Künstlerin und Filmemacherin Isa Schieche erzählt in »Die Räuberinnen« die Geschichte von drei trans Frauen, die einen Raubüberfall planen. Der Film bringt das spezifische »doing gender« der Protagonistinnen auf die Leinwand und hinterfragt dabei Verhaltensweisen, die als typisch männlich beziehungsweise weiblich gelten sowie binäre Rollenbilder. 5. April, 22:30 Uhr Annenhof Kino 6 — 6. April, 10:30 Uhr KIZ Royal Kino 1; im Programm »Kurzspielfilm 2«
AIOLA LIVING
FASHION MEETS INTERIOR
PLATZ FÜR ALLES
AIOLA LIVING ist facettenreich und vielfältig: ein Fashion und Interior Store, der inspiriert, ein Hotel, das der Stadt offensteht, eine Bar, die verzaubert. Ein Ort, der lebt — und alles unter einem Dach verbindet.
AIOLA LIVING ist aber auch ein Gefühl. Ein Lebensstil. Eine Marke mit Mut zur Andersartigkeit. Wir brennen für das Schöne, das Aufregende, das etwas Andere, das immer wieder aufs Neue zum Staunen verführt.
UNSERE LEISTUNGEN
INTERIOR
· Möbel, Leuchten, Wohnaccessoires und Dekorationsartikel
· Designberatung im privaten und geschäftlichen Bereich
· Dekorationsvermietung für wandelbare Interior-Konzepte sowie Home und Event Staging
FASHION
· Kleidung, Taschen und Accessoires von ausgewählten Brands
AIOLA LIVING STORE
Schmiedgasse 8–12, Graz
+43 (0)316 811 911–90 www.aiola.com
Öffnungszeiten
MO–FR 10:00–18:30
SA 10:00–18:00
Diagonale-Rahmenprogramm
Die Diagonale ist weit mehr als eine Reihe handverlesener Filme. Auch heuer ergänzen und erweitern Diskurs, Kunst und Party das Festivalerlebnis. Einige Highlights aus dem Angebot abseits der großen Leinwand haben wir hier für euch zusammengefasst.
Diskussion und Austausch
Diagonale Film Meeting
Das Branchentreffen des Festivals greift – in einer neuen Festivallocation – Themen auf, die die heimische Filmbranche bewegen und durchaus auch verändern könnten. Der erste Tag des Film-Meetings ist öffentlich zugänglich und bietet Updates zu aktuellen Entwicklungen und Fragestellungen. 5. April, 9:45 bis 17 Uhr Heimatsaal im Volkskundemuseum
Feminist Perspectives
Ist die Filmbranche in Österreich in den letzten Jahren gerechter und diverser geworden? Eine Antwort darauf gibt der neue Genderreport, den das Österreichische Filminstitut an diesem Nachmittag präsentiert. Danach diskutieren Regisseurin Katharina Mückstein und Soziologin Laura Wiesböck darüber, wer im Dokumentarfilm das Wort führt und wer hinter der Kamera steht. 6. April, 16 Uhr Heimatsaal im Volkskundemuseum
Cinema Next Breakfast Club
Der Breakfast Club thematisiert diesmal filmische Formen abseits des narrativen Spielfilms. Wie steht es um Dokumentar-, Experimental- und Animationsfilm in der heimischen Filmkultur? Junge Filmschaffende teilen ihre Erfahrungen rund um Ausbildung, Förderung und Aufmerksamkeit für ebendiese Formen. Außerdem beantworten sie die Frage, ob sie für ihre Filmkunst strukturell genügend Öffentlichkeit und Unterstützung erhalten. 7. April, 11 bis 13 Uhr Diagonale-Bar im Volksgarten
Streaming
Kino VOD Club und Watch AUT
Die Diagonale wird auch heuer wieder von speziellen Angeboten ihrer Streamingpartner*innen begleitet. Der Kino VOD Club bringt etwa die Onlinepremiere von Elena Wolffs Film »Asche« sowie persönliche Empfehlungen der Festivalleitung. Und Watch AUT zeigt ausgewählte Festivalbeiträge – einzeln oder im Paket zum Diagonale-Aktionspreis. 29. März bis 29. April vodclub. online / diagonale — 4. April bis 5. Mai watchaut.film
Kunst
Ochoresotto »Unframed«
Sich mit der eigenen Wahrnehmung und der Konstruktion von Wirklichkeit auseinanderzusetzen, dazu regt die Installation »Unframed« an. Das Grazer Künst-
ler*innenkollektiv Ochoresotto reflektiert damit die Entwicklung und Vielfalt seiner künstlerischen Praxis. Analoges und digitales Material, unterschiedliche Medien und Techniken verbinden sich zu einem immersiven Erlebnis. 20. März bis 9. April Kunsthalle Graz
Musik und Party
Diagonale-Bar im Volksgarten Pavillon Vom frühen Abend bis in die späte Nacht ist die Diagonale-Bar im Volksgarten Pavillon abermals Treffpunkt für Cineast*innen sowie sonstige Rast- und Ruhelose. Nicht zuletzt dürfte hier auch wieder die eine oder andere (inoffizielle) Premierenfeier steigen. 4. bis 9. April, 17 bis 2 Uhr Diagonale-Bar im Volksgarten
Esrap und Gasmac Gilmore
Letztes Jahr waren die Geschwister Esra und Enes Özmen, besser bekannt als Esrap, in Philipp Jedickes Doku »Vienna Calling« bei der Diagonale zu sehen. Heuer steht das Duo gemeinsam mit Gasmac Gilmore auf der Konzertbühne und verbindet Rap mit deren rockigen Balkansounds. 5. April, 23 Uhr PPC
Sir Tralala
Bei gleich zwei Produktionen, die im Rahmen der diesjährigen Diagonale laufen, hat David Hebenstreit aka Sir Tralala für die Filmmusik gesorgt – bei Johannes Grenzfurthners Doku »Hacking at Leaves« und bei Gerald Pribeks Psychothriller »Im Haus der alten Augustin«. Stimmigerweise gibt’s den Musiker deshalb auch live zu sehen. 6. April, 21 Uhr Café Wolf
Esrap und Gasmac Gilmore dürften das PPC ziemlich zerlegen.