nora gomringer – Dichtung und Torheit Hipster Metal / Uncharted 3 / Sticker Art
122 magazin für Glamour und Diskurs.
monATlich. VERlAGSPoSTAmT 1040 wiEn, P.B.B. GZ 05Z036212 m, nº 122, DEZEmBER 2011 / JännER 2012
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st son m u
Fennesz. Zelda Skyward Sword. Drive. Feschmarkt. Son Of The Velvet Rat. Mr. Nice. Skyrim. Oneohtrix Point Never. James Ferraro. Empire Me. Designblogs. Rihanna. Voguing. Im Wortwechsel: Wie zeitgemäß ist die gewerbeordnung für Fotografie?
€ 0,-
Olivia, Lukas und Alexander mit ihrem selbstgebauten, zukunftsweisenden Doppelentdecker. Mehr dazu auf www.omv.at
Demner, Merlicek & Bergmann
Wo nehmen die Kinder nur die Energie her? Ganz sicher auch von der OMV, die heute schon f端r die Energie von morgen sorgt. Mehr bewegen. Mehr Zukunft.
THREE
HALF
MEN & A FAT ASS! SONNTAG
11.12.2011 NEUE FOLGEN WWW.COMEDYCENTRAL.DE/SOUTHPARK
► L E I TA RT I K E L ►Von Thomas Weber
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falsche freundschaft Österreich empört sich über Faymanns falsche Facebook-Freunde. Dabei sitzt das Problem viel tiefer: Das Medienverständnis der SPÖ baut auf falsche Freundschaft. Im richtig großen Stil. Die Aufregung war groß, die Geschichte gut beobachtet und recherchiert. Das Magazin Datum konnte Screenshot für Screenshot belegen, dass der Bundeskanzler auf seiner Facebook-Seite von Fans angepriesen wird, die sich keinen realen Personen zuordnen lassen. Dass das Profilfoto von FaymannFan Hannes W. von der Bildagentur iStockfoto jenen zum Verkauf angeboten wird, die nach »American Teens« suchen. Der Verdacht, es könnte sich bei manch überschwenglichem Faymann-Befürworter um Fake-Accounts zur Propaganda handeln, drängt sich auf. Ob diese mutmaßlichen Marionetten-Accounts nun von der Konkurrenz eingeschleust wurden (wie die Kanzlerpartei argumentiert) oder von der SPÖ selbst ins Spiel gebracht, ist zwar eine spannende Frage, wird sich aber nur schwer ermitteln lassen. Überrascht haben werden solch falsche Freunde ohnehin nur gänzlich unerfahrene Zeitgenossen. Denn die Arbeit mit anonymen Profilen ist gerade in den sozialen Netzwerken gang und gäbe. Aufmerksame Beobachter wissen, dass es im Umfeld von politischen Parteien virtuelle Akteure gibt, deren Hintergrund zumindest hinterfragenswert wäre. Sie beobachten und frohlocken, provozieren und unterhalten. Manche ganz offensichtlich gesteuerten »Kampf-Poster« im Forum von DerStandard.at etwa haben ein Eigenleben entwickelt, lange bevor es im Web 2.0 möglich war, virtuellem Leben Charakter zu verleihen. Über derlei Aktivitäten im Umfeld der politischen Parteien wurden an den Publizistikinstituten hoffentlich bereits vor Jahren Diplomarbeiten verfasst.
BILD michael winkelmann
REAL EXISTIERENDER SOCIALISMUS
Stimmt schon: Selten waren Fake-Freunde derart leb- und lieblos wie im Falle von Hannes W., Renate K. oder Hannah S. Mancher mag sich auch daran ergötzen, wenn Werner Faymann durchs digitale Dorf geprügelt wird wie ein Ochs am Nasenring. Ein staatstragender Gestus ist wahrlich etwas anderes – und als solcher war der Web 2.0-Auftritt am Nationalfeiertag wohl gedacht: Der Bundespräsident richtet sich in einer Rede an die Nation, der Kanzler macht auf Facebook und Twitter auf volksnah. Das ist peinlich, doch derlei wird sich einspielen. Und darüber hinaus ist die Aufregung über den real existierenden Socialismus übertrieben. Nichts Neues ist auch, dass Leserbriefe nicht ausschließlich von Lesern verfasst werden. Ich selbst wurde früher von meinem Vorgesetzten in einem großen Verlagshaus öfter einmal dazu angehalten, den einen oder anderen Leserbrief zu verfassen. Es gab nicht genug, und die Seite musste gefüllt werden. Das kommt in den besten Medien vor! Mir selbst hat das damals vor allem Spaß bereitet, und ich habe
dieses Forum manchmal für subtile Kritik an Kollegen genützt, die sich ihre Sache in der Vorwoche vielleicht doch ein wenig zu leicht gemacht hatten. Und sollte es stimmen, was nun ein U-Bahn-Blatt »aufgedeckt« hat – dass die SPÖ selbst von falschen Mailadressen aus Leserbriefe an die Redaktion verschickt hat: Würde das wirklich jemanden wundern? Ungeschickt bloß, wenn sich die Parteisoldaten dabei erwischen lassen. Wirklich wunderbar ist allerdings, dass ausgerechnet ein Blatt wie Heute, dem besondere Nähe zur Wiener Stadtregierung und der Sozialdemokratie nachgesagt wird, derlei publik macht. Schon klar: Das ist eine Flucht nach vorne. Es könnte aber auch einen Wendepunkt im Kommunikationsgebaren der politischen Parteien in diesem Lande bedeuten. Bislang beschränkt sich dieses nämlich vor allem darauf, dass die jeweils Regierenden sich durch überaus großzügige Anzeigengeschenke ein ruhiges, willfähriges oder jedenfalls wohlwollendes redaktionelles Umfeld erkaufen. Dieser Deal mag vielleicht nur in den seltensten Fällen explizit ausgesprochen werden, aber er ist »part of the game«. Dass man es auch hier mit »falschen Freunden« zu tun hat, zeigt eben das Vorpreschen von Heute. Denn wer eine Partei oder einen Politiker nicht aus Überzeugung unterstützt (auch das soll bei Medien vorkommen), der wird sich für Besserbietende genauso prostituieren. In Österreich nennt man das dann: Unabhängigkeit. Vielleicht ist es genauso naiv zu glauben, dass sich all das wirklich ändern ließe. Doch was, wenn nicht der Medienwandel und die offensichtliche Unbeholfenheit des Polit-Establishments im Web 2.0, bietet diese Chance? Derzeit verlässt sich die SPÖ auf Rezepte aus den 90er Jahren. Wolfgang F. ist da vielleicht der einzig »echte« Freund. Dieses Denken allerdings schadet allen. Am allermeisten jenen SPÖ-Politikern, die wirklich etwas zu sagen hätten oder für etwas stehen. Ja, auch die gibt es. Von selbst kommen diese oft nicht einmal mehr auf den Gedanken, dass ihr Tun und Schaffen wirklich Medien und Menschen da draußen interessieren könnte. Auch wenn nicht für Berichterstattung inseriert wird. Herr Faymann, Facebook ermöglicht es Ihnen, mit den Menschen in Ihrem Leben in Verbindung zu treten und Inhalte mit diesen zu teilen. Ein Freund mit etwas Erfahrung im Internet hätte Ihnen das in zwei, drei Stunden näherbringen können. ¶
Thomas Weber, Herausgeber weber@thegap.at @th_weber
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NORA GO M R I N G E R
HIPSTER BL ACK METAL
Die 31-jährige Performance- und Sprachkünstlerin Nora Gomringer hat die Brücke zwischen Broken Word- und traditioneller Dichtung geschlagen. Nun wurde die einstige Poetry-Slammerin mit dem »Kulturpreis Deutsche Sprache« ausgezeichnet.
Das Feuilleton entdeckt seine Liebe für Black Metal wieder. Unter den Vorzeichen von Drone, Postrock und Nachhaltigkeit kommt eine Reihe von Bands an die Öffentlichkeit, die sich von den politischen Dogmen der Vergangenheit verabschiedet haben. DIY und Materialismuskritik haben Zulauf.
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Ihr Vater Eugen gilt als Erfinder der Konkreten Poesie, und auch der Tochter bedeutet Lyrik Lebensinhalt. Wir haben die bayrische Poetik-Dozentin für ein Interview im norddeutschen Kiel erreicht. Golden Frame: Erik van Liehout In einem kaputten Einkaufszentrum im Süden Rotterdams installierte der Künstler Erik von Liehout einen Shop, auf dem in großen Geiz-ist-Geil-Lettern stand: »Echter Luxus ist nichts kaufen«. Einige von Armut Betroffene fanden das gar nicht lustig. Hipster Black Metal US-Bands wie Liturgy, Wolves In The Throne Room, Krallice, oder Leviathan sind gerade dabei, die dritte Welle des Black Metal einzuleiten. True Metal-Puristen halten nicht viel davon. James Ferraro Michael Aniser begibt sich in seinem Text zu James Ferraro auf Zeitreise und landet über mehrere Schleifen in die Vergangenheit und Zukunft in einer umso intensiveren Gegenwart. Wie? Mahler: Remix Fennesz machte sich auf die Suche nach Mahlers Melancholie. Sein Remix ist große Kunst, die mit großer Kunst zu verschmelzen versucht.
Aktuelle Raiffeisen ClubEventtipps: STADTHALLE WIEN
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RAGIASINEST JUSTICE 20.03.2012
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Howards Marks’ Autobiografie ist ein Pubertierenden-Klassiker, dessen Verfilmung gerade im Kino läuft. Marks selbst tourt von einer Hanf-Messe zur nächsten. Karl Weidinger hat ihn in Vösendorf getroffen. Unchartered 3 Hollywood Games auf dem Höhepunkt: Sony rundet die fantastische Abenteuer-Trilogie ab und schickt Francis Drake in die Wüste. Feschmarkt Gut gedacht, schnell kopiert: Der Feschmarkt bringt junge Designer und potenzielle Kunden zusammen. Vier Aussteller im Porträt. Designblogs Monate um Monate an Arbeit und oft entscheidet heute nur noch ein Bild über den Erfolg eines Projekts. Zumindest, wenn es auf Designblogs wie dezeen.com oder designboom.com veröffentlicht wird. Sticker Art Sticker Art ist so etwas wie die kleine Schwester von Graffiti. Statt Häuserwänden werden hier Laternenmasten und Klos für soziale, politische und ästhetische Botschaften genutzt.
Basislogo-Anwendun 4c, 2c, 1c Positiv:
STADTHALLE WIEN
FANTA 4 20.12.2011
GASOMETER
P ARUENNLER KALKB
08+09.12.2011
Editorial
bild der au sgabe <><. Viel mehr wissen wir selbst noch nicht. Außer, dass der neue Wiener Club »Grelle Forelle« heißen, irgendwann im Dezember eröffnen und ganz viel Geheimniskrämerei rund herum veranstaltet wird. Die Soundanlage soll ganz »hui« sein, die Macher eher öffentlichkeitsscheu. Ahja, <>< wird das einfache wie bestechende Logo sein.
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Leitartikel Inhalt Ed itorial Portr ät / Impressum Fo ndu e Fabula Rasa Unbe zahlter Anz eiger Splitter Ly rik: N ora G omringer Wo rtwechsel: Wie zeitgemä SS ist Gewerbeor dnu ng f ür Fotografie? Wo rkstati o n Garmz / Lo okk : Von 0 au f 1 H undred Re views Tracksp otting Intr odu cing : Miran da Hart Termine
»Da hätte man leicht eine Coverstory draus machen können«, meinte Kollege Mühl noch, als der aktuelle Wortwechsel (s. 42) erst halbfertig war. Immer wieder waren Informationen nur unter der Hand zu bekommen, andere wollten sich mit ihrer eigenen Meinung nicht unbeliebt machen und ins eigene Handwerk pfuschen. Genau: Fotografie ist in Österreich ein Handwerk und das hat einige handfeste Konsequenzen. Ein musikalisches Special zum Überthema 2011 – »Occupy Nostalgia« (James Ferraro s. 30, Oneohtrix Point Never s. 57, Shlohmo, Oval, Destroyer, Simon Reynolds etc.) – hätte das Heft wiederum auch leicht vertragen. Eine umfangreiche Story über Subkultur im Nahen Osten in der Zeit nach dem Arabischen Frühling ist in Vorbereitung. Japan und die Folgen hatten wir beinahe schon fertig. Und dann wären wir der Welt sowieso noch ein Apokalypse-Special schuldig, bevor sie dann 2012 untergeht. Danke, schön war’s. Aber alles wird gut. Das Römische Reich hat immerhin auch ein paar Jahrhunderte gebraucht, um unterzugehen. Print-Information bräuchte längst eine deutlich höhere Halbwertszeit. Sea Punk, Aesop Rocky, Wiens neuer Prachtclub Grelle Forelle, die Fake-Fans für Faymann oder Jahresrückblicke müssen online und mobil gemacht werden, damit dein persönlicher Newsfeed in Bewegung bleibt. Ein Grenzfall: Hipster Black Metal (s. 28). Das Thema schwelt seit einigen Monaten im Untergrund. Also doch lieber jetzt als nie. Und mit den Features zu Designblogs (s. 38) und Sticker Art (s. 40) glauben wir, Themen gefunden zu haben, die zumindest in Österreich so ausführlich noch keine Aufmerksamkeit bekommen haben. ¶
ngen (Abfallend+Satzspiegel)
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Kolumnen 018 Zahlen, bitte 082 K now Nothing
STADTHALLE WIEN
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Stefan Niederwieser niederwieser@thegap.at
Ida Kielmansegg
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Wolfgang Hoffer
Detroit im Mostviertel
Ida Kielmansegg ist Fotografin, 26 Jahre alt und hat für diese Ausgabe die Bilder zur Workstation gemacht. Aufgewachsen ist sie auf einem Berg zwischen Himmel und Hölle in Niederösterreich, studiert hat sie Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Wien und Fotografie an der Prager Fotoschule in der Nähe von Linz. Sie will ihren Lebensunterhalt nicht ausschließlich mit Fotografie bestreiten, sie möchte sich eine ökonomische Unabhängigkeit bewahren. Fotografieren ist mehr was fürs Leben, nicht für den Beruf. Der Beruf ist eher Kulturmanagement, Ausstellungen, Verni- und Finissagen, Filmprojekte, Veranstaltungen, was eben gerade auf sie zuoder aus ihr raus kommt, es bewegt sich immer was. Sie mag das Leben bunt und laut, ruhig und konzentriert. Abgehoben sowieso nicht, und am liebsten gewaltfrei, dezidiert, also geschult auf dem Gebiet. Sie ist auch eigentlich eher eine ruhigere, so im Herzen, obwohl einem das so nicht gleich auffallen würde. Planen ist schön und hilft, aber wie im Leben, passieren auch manche Fotos spontan, die Idee dazu sowieso. Zuerst schaut man, dann fotografiert mans, also fraus, und dann schauen Frau und Mann mal. Schön ist das. ¶
Wolfgang Hoffer ist seit August bei uns für Sales, Projektmanagement und Gästelistenschnorrerei zuständig. Er hat ausdrücklich darum gebeten, das Wort Anzeigenverkäufer nicht zu benutzen, also machen wir das aus Höflichkeit auch nicht. Wie die meisten Verkäufertypen gibt er gerne den feinsinnigen, sensiblen und intelligenten Philantropen, der er auch ist. Durch seine legendär-charmante Art (»Ach was, ich mag eure Warteschleife!«) bekommt er am Telefon fast immer, was er will. Aufgewachsen ist er im Ghetto von Amstetten, aka das Detroit des Mostviertels. Nach dem Umzug nach Wien und einer ausgedehnten Selbstfindungsphase ging Wolfgang eine Beziehung mit der elektronischen Tanzmusik ein, die bis heute andauert. Logische Folge: Eine Ausbildung zum Tontechniker und selber Musikmachen (Channel-f zusammen mit Ryan Garcia). Logische Folge: Ein gestörter Melatoninhaushalt und der Wunsch, mal wieder etwas Seriöses zu tun. Also folgten ein Medienmanagement-Studium, ein Postgraduate für Musikmanagement (»Den mach ich noch fertig …«), Projekte für Sound:frame und Departure. Mittlerweile ist er bei uns gelandet und sorgt dafür, dass wir anderen uns nicht um profane Dinge wie Finanzierung kümmern müssen. Danke, Wolfgang! ¶
TEXT PaUl Kielmansegg
TEXT Jonas Vogt
HERAUSgeber Thomas Weber chefredaktION Martin Mühl, Stefan Niederwieser Redaktion Katharina Abpurg, Gregor Almassy, Michael Aniser, Matthias Balgavy, Claire Benedikt, Josef Berner, Sandra Bernhofer, David Bogner, Klaus Buchholz, Johannes Busching, Ivo Brodnik, Stephan Bruckner, Ann Cotten, Lisa Dittlbacher, Margit Emesz, Juliane Fischer, Holger Fleischmann, Daniel Garcia, Lisa Gotthard, Manfred Gram, Dominique Gromes, Manuel Fronhofer, Benedikt Guschlbauer, Jan Hestmann, Christoph Hofer, Sebastian Hofer, Lukas Hoffmann, Peter Hoffmann, Konstantin Jakabb, Reiner Kapeller, Iris Kern, Markus Keuschnigg, Hubert Kickinger, Michael Kirchdorfer, Stefan Kluger, Michaela Knapp, Katrin Kneissl, Markus Köhle, Christian Köllerer, Michael Bela Kurz, Philipp L’Heritier, Gunnar Landsgesell, Artemis Linhart, Johannes Luxner, Christiane Murer, Nuri Nurbachsch, Florian Obkicher, Michael Ortner, Ritchie Pettauer, Stefan Pichler, Johannes Piller, Stefanie Platzgummer, Karoline Podolecka, Christian Prenger, Teresa Reiter, Werner Reiter, Georg Russegger, Joachim Schätz, Barbara Schellner, Lukas Schmid, Bernhard Schmidt, Werner Schröttner, Richard Schwarz, Katharina Seidler, Wolfgang Smejkal, Cornelia Stastny, Gerald C. Stocker, Johanna Stögmüller, Peter Stuiber, Asha Taruvinga, Martin Tschiderer, Hanna Thiele, Horst Thiele, Raphaela Valentini, Jonas Vogt, Ursula Winterauer, Imre Withalm, Maximilian Zeller, Martin Zellhofer, Barbara Zeman PRAKTIKUM Andreea Dosa, Moritz Gaudlitz, Teresa Pentzold termine Stefan Niederwieser AUTOREN Georg Cracked, Michaela Knapp, Michael Lanner, Moriz Piffl-Percevic, Stefan Tasch, Jürgen Wallner, Martin G. Wanko fotografie Florian Auer, Lukas Beck, Stephan Doleschal, Andreas Jakwerth, Georg Molterer, Ingo Pertramer, Karin Wasner, Michael Winkelmann Illbilly-illustration Jakob Kirchmayr COVERGEDICHt Nora Gomringer WORKSTATION-FOTOstrecke Ida Kielmansegg DESIGN Monopol Lektorat Wolfgang Smejkal, Adalbert Gratzer web Super-Fi, Codeon, m-otion anzeigen Herwig Bauer, Thomas Heher, Wolfgang Hoffer, Micky Klemsch, David Kreytenberg, Martin Mühl, Christoph Ullmann, Thomas Weber (Leitung) Distribution Martin Mühl druck Ferdinand Berger & Söhne GmbH, Pulverturmgasse 3, 1090 Wien geschäftsFÜHRung Bernhard Schmidt PRODuktion & MedieninhabERin Monopol GmbH, Favoritenstraße 4–6/III, 1040 Wien kontakt The Gap c/o Monopol GmbH, Favoritenstraße 4–6/III, 1040 Wien; Tel. +43 1 9076766-41; wien@thegap.at, www.thegap.at, www.monopol.at, office@thegap.at bankverbindung Monopol GmbH, easybank, Kontonummer 20010710457, BLZ 14200 abonnement 10 Ausgaben; Inland EUR 15, Europa EUR 35, Rest der Welt EUR 42; HEFTPREIS EUR 2.00 erscheinungsweise 10 Ausgaben pro Jahr; Erscheinungsort Wien; Verlagspostamt 1040 Wien Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder. Für den Inhalt von Inseraten haftet ausschließlich der Inserent. Für unaufgefordert zugesandtes Bild- und Textmaterial wird keine Haftung übernommen. Jegliche Reproduktion nur mit schriftlicher Genehmigung der Geschäftsführung.
Berg zwischen Himmel und Hölle
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Impressum
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Š 2011 Nokia.
n e d u d t Has Style?nen ei as d 9 s n N weise u werde dn N9:
senDung Verpasst?
Die Fernsehparty steigt, wann immer Du willst. Molti, Spotzl & Co feiern weiter, in der fünften Staffel von Saturday Night Fever. Alle Folgen plus exklusives Bonusmaterial gibt’s nur auf ATV.at. Jederzeit, kostenlos, in voller Länge!
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Hast auch du einen Blick für das Bemerkenswerte da draußen? Dann halte deine Handycam stets im Anschlag, fang die Stilblüten und optischen Querschläger ein, und schick sie uns per MMS oder E-Mail an fondue@thegap.at BILD niko Alm, AnDREAS JERlich, chRiSTiAn kÖllERER, SoPhiE lAnGER, RAlPh lEmoch, coRnEliA STASTny
Ein Angebot für kinderlose Paare, die es besser auch bleiben sollten.
Bakari heißt übrigens »Bäcker« auf Isländisch. Wir fragen nicht weiter.
Anarchy in the UK
»Hey … ich muss dir etwas Wichtiges sagen. Am besten setzt du dich dafür hin.«
Nur vordergründig eine gute Werbung. Wenn ich extra auf den Dienstag verweisen muss, was für Gesichtsunfälle bedienen dann Mi–Mo?
Preisfrage: Wie betextet man (halb)nackerte Frauen in der Auslage eines Fischrestaurants? Antworten bitte an zitrone@diestandard.at
Have a look: Weitere Höhe- und Tiefstpunkte sowie upload-Möglichkeiten für neue Fotofundstücke, gefischt aus dem eintopf des Alltags — www.thegap.at inserat_nite_13_12:Layout 1
15.11.2011
15:36
Seite 1
MAK NITE Dienstag / 13.12.2011 / 20.00 Uhr ©
Installation/Projektion/Performance Die Performance untersucht Relationen sprachlicher Repräsentanz an der Schnittstelle verschiedener Medien.
MAK-Säulenhalle Stubenring 5, Wien 1 Di MAK NITE © 10.00 – 24.00 Uhr Mi – So 10.00 – 18.00 Uhr
MAK.AT
FABULA RASA
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KOLUMNE GEoRG cR AckED
neue Standards in Sachen vertretbarem Kulturpessimismus. Man kann nicht nichts tun, daher gibt es auch keine Möglichkeit, sich und andere vor Fehlern, Unfällen und Unglück zu bewahren. Man kann zwar alles, was man sagen kann, klar sagen, aber nicht so, dass es nicht trotzdem jemand falsch verstehen kann. Jeder Anfang trägt bereits das Ende in sich, was kaum zu ertragen ist. Ich kann sehr gut verstehen, wenn jemand irgendwas aufgibt. Alles Mögliche kann einem so nah und doch so schwer am Herzen liegen, dass es besser ist, irgendwann den sprichwörtlichen Hut drauf zu hauen. Und auch wenn es viele dann nicht verstehen (wollen), kenne ich niemanden, der nicht zumindest eine Zeitlang zwischen der Melancholie und den Verlustängsten doch auch den frischen Luftzug der Erleichterung gespürt hat. Wer nicht rechtzeitig erkennen kann, dass seine Obsessionen nur noch zur schalen Hülle geworden sind, ist schlechter dran als derjenige, der nach und nach einsieht, dass alle seine früheren Erwartungen nicht erfüllt werden oder einstmals aufregende und faszinierende Ideen an Reiz und Ausstrahlung verloren haben. Nie zeigen sich die Menschen von einer besseren Seite als auf Partys bei Freunden von Freunden, die man kaum kennt, aber wo es andere Freunde eine tolle Idee fänden, dort zu sein. Vielleicht zeigen sich die Menschen in etwas besserer Form bei Katastrophen und Notarzteinsätzen; wenn sie wie gebannt starren, um einen Verletzten oder einen Toten liegen zu sehen und dabei den Einsatzhelfern und Notärzten den Weg versperren. Wenn sich auf beiden Autobahn-Fahrbahnen ein Stau bildet, auf der einen Seite, weil andere Autos versuchen, schadenfrei um die Unfallstelle herum zu kommen, und auf der anderen Seite, weil man lieber einen Auffahrunfall riskiert als ein Autowrack zu verpassen. Wenn man jemanden etwas wirklich Schweres schleppen sieht, oder sieht wie ein Vater sein Kind schlägt, oder wie zwei Betrunkene Nazi-Obszönitäten schreien, und man sich dann mit echter Entrüstung und intellektueller Überlegenheit abwendet und woanders hingeht, woanders hinschaut, wo hoffentlich gar nichts ist. »Die haben mich beim Schwarzfahren erwischt«, hat er sich beschwert, der leicht übergewichtige Informatiker-Typ mit dem Ziegenbärtchen, »gerade mich, wo ich doch meistens eh einen Fahrschein kaufe! Lauter Faschos.« Und dann macht er so eine Gebärde, die mir nachher erklärt wurde – mit der man beim Wii-Spielen von »Halo2« Gegner kaltmacht. »Was heißt kaltmachen? Einfrieren?« »Haha, Lustiger.« Das Gespräch auf der Party dreht sich dann relevanteren Themen zu: In Schweden wird ein statistisch signifikanter Anteil aller Scheidungen auf Beziehungskrisen zurückgeführt, die ihren Ausgangspunkt bei Ikea genommen haben. Unbestätigt ist die Annahme, dass dies ein genialer Marketingplan von Ikea ist, denn so gibt es dann doppelt so viele Wohnungen einzurichten. ¶ cracked69@hotmail.com ► 0 1 2 / AU S GA B E 1 2 2
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Unbezahlter Anzeiger
Alle Waren und Dienstleistungen dieser Welt sind gleich gut. Die scheinbaren Unterschiede werden nur im Kopf der Konsumentinnen erzeugt, u.a. bzw. v.a. mit Werbung, d.h. z.B. mit bezahlten Anzeigen. Auch in diesem Heft gibt es davon welche, und nur die bewusste Verknappung vermag dem Impact noch ein zusätzliches Momentum zu verleihen. Um einer drohenden Branchenmonopolisierung eine angemessene Blockade entgegenzustellen, finden sich an dieser Stelle einige unbezahlte Anzeigen – Segnungen des Konsumiversuns.
MIRA
Spieglein Spieglein an der Wand, wer ist der oder die Schönste im ganzen Land? Wer zu der erlauchten Gruppe wunderschöner Menschen gehören will, sollte besser keine Ringe um die Hüften entwickeln. Deshalb macht die Idee der österreichischen Designerin Christine Hechinger natürlich noch mehr Sinn: Für ihre Marke »Mira« sammelt sie altes, gebrauchtes Geschirr und poliert es zu handgeschliffenen Spiegelunikaten. Frei nach dem Motto: Weniger essen, mehr sich selbst im Spiegel anschauen. Dann klappt’s auch mit den Seitenblicken. www.christine-hechinger.com ▪▪
MAGNET-PEBBLE
Was ist das? Es ist klein, rund und liegt perfekt in der Hand. Ein Kieselstein? Mitnichten. Sondern »MagnetPebble«, ein praktischer Handschmeichler aus der Schmiede der Firma Energetix Bingen. Der Unterschied: Zum einen kostet der eine nichts, der andere knapp 50 Euro. Zum anderen auch durch das Innenleben: Im Pebble finden sich Magnete, die beim Besitzer ein wohlig-gutes Gefühl verbreiten – »davon sind viele Menschen überzeugt«, wie es in der Presseaussendung heißt. Wem das noch nicht reicht, für den gibt es den Handschmeichler auch mit einer Kupferseite. Für Sportler – for some reasons. www.energetix.tv ▪▪
THISISMYKEA
Gelangweilt von Billy, Expedit und Benno? Fühlt ihr euch, als würdet ihr in einem schwedischen Möbelkatalog wohnen? Wollt ihr euch morgens nicht mehr fragen, in welchem Zimmer ihr gerade aufwacht? Zeit, eure langweiligen Möbel gescheit aufzumpimpen. Einen guten Weg, eure Zimmer zu customizen, bietet die Website »thisismykea«. Dort kann man Folien für die berühmten Möbel des Weltkonzerns beziehen. Ob Spongebob für die Kleinen, Wurst für die Großen oder Comic-Ninjas für die Infantilen – die Auswahl ist quasi unendlich. www.thisismykea.com ▪▪
Paul Busk
(citymoDification / www.cmod.at)
TOP 10
SchmUckFARBEn FÜR DEn STADTRAUm
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hitzerot Silber chromeffekt matt Schwarz Zinkgelb Schockblau Fuchsia Pink krickentengrün Titanweiß Samtlila kiwi Pastel
TOP 5
TEchnikEn FÜR DEn STäDTiSchEn FARBAUFTRAG 01 02 03 04 05
Feuerlöscher Super Soaker PET-Flasche wasserbombe Farbkübel
AUch nichT SchlEchT: Kirchenaustritt!
neue Web-Serie: »Fauner Consulting«
moritz Gaudlitz (DJ, Praktikant The Gap)
TOP 10
SonGS FÜR UnD GEGEn DiE DiESJähRiGE wiEnER winTERDEPRESSion
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Ben Auris – you caribou – melody Day (Four Tet Remix) Beach house – 10 miles Stereo Justin Vernon – hazelton m83 – Raconte moi Une histoire Feist – honey honey (Gorje hewek Remix) Jeans wilder – light Sleeper Poétique Électronique – Deep inside my Pocket Radiohead – Reckoner Junip – without you
TOP 5
PASTASoRTEn 01 02 03 04 05
linguine oricchiette Reginette cassarecce Fusili Bucati corti
AUch nichT SchlEchT:
ein Pastis von ricard im le troquet (Kirchengasse, 1070)
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In Sachen Serienformate hat sich in Österreich in den letzten Jahren nämlich nicht allzu viel getan. Ein paar mehr oder weniger lieblose Versuche hat der ORF gewagt und regelmäßig daneben gegriffen. Ein paar Ausnahmen (gelten die »Die Aufschneider« schon als Serie?, »Schlawiner«) ändern daran wenig. Und auch die privaten Anbieter haben sich nicht an das offensichtlich schwierige, international aber wichtige Format gewagt. Nun aber ein paar Branchenbekannte in Eigenregie. Manuel Rubey, mittlerweile als Schauspieler etabliert und nebenbei Kabarettist und sicher auch noch Musiker, und Georg Weissgram haben sich zusammengetan und zahlen die Produktion einer Webserie. Mit dabei in erster Linie Profis (vor und hinter der Kamera), die sonst ihren Lebensunterhalt mit dem verdienen, was sie hier wohl ziemlich gratis einbringen. Seit 22. November gibt’s jeden Dienstag eine neue Folge auf www.fauner-consulting.at Inhaltlich geht es um Francois Fauner (Rubey), der sich als Lebensberater versucht und bei Konrad Claus Junior, einem betuchten Sohn, ein Zimmer in der Wiener Innenstadt mietet. Allerdings nicht ganz ohne Hintergedanken. Diese und die Geschichten hinter den Personen entwirren sich im Laufe der zehn Folgen, Geheimnisse und Cliffhanger sollen die Seher bei der Website halten. Die erste Folge verspricht einen ungewöhnlichen, eher trockenen Humor ohne Schenkelklopfer, dafür mit Gespür für schmerzhafte Pointen. Diese könnten besser inszeniert sein, so wie auch die Schauspielführung eher großzügig ausfällt und groben Ideen folgt. Vielleicht wird aber gerade das zu einem Grund, immer wieder auf die Website zu klicken. Entstanden ist die Serie im Sommer 2011 recht spontan. Da es schwierig war, für die Ideen Produzenten zu finden und die angesprochenen Geldgeber moderne internationale Konzepte (Rubey spricht von »Extras« auf BBC oder »In Treatment« auf HBO) nicht kannten, machte man sich kurzerhand selbst an die Umsetzung. Ressourcenschonend (vieles spielt im gleichen Zimmer, sparsame Ausstattung, befreundete Schauspieler, …), aber engagiert. Man wollte einfach mal zeigen, dass es geht, dass man auch in Österreich (Web-)Serien und vergleichsweise ungewöhnliche Konzepte umsetzen kann. Nun sollten wir das alle ansehen. Dann lässt sich die Serie vielleicht nachträglich monetarisieren oder es gibt zumindest weitere Staffeln. Von uns aus gerne! ¶ www.fauner-consulting.at
BILD Manuel rubey
Manuel rubey und Kollegen bastelten eine humorvolle Webserie in eigenregie. vorbei an den üblichen Strukturen entstand Kurzweiliges.
www.VIENNAFILMCOMMISSION.AT
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David kreytenberg (The Gap / Super-Fi)
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DiE BESTEn FRiSEURSAlon-nAmEn
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hairforce one Zopf oder kahl! Vorher & nachhair kamm-Shot haaribo Pony hof wächst ja wieder! Die süße Verlockung Der Prinz von Bel hair matahAARi
TOP 5
ToDE EinES kREATiVEn 01 »… jetzt bitte nur noch das logo etwas größer?« 02 »Es ist ja eigentlich ihr Job, aber ich habe da ja auch eine idee …« 03 »Und Sie meinen, so etwas finden die leute gut?« 04 »wie soll das denn jemand verstehen, wenn ich das nicht tu?« 05 »Also meine 14 jährige Tochter sagt ja …«
AUch nichT SchlEchT:
Kleingedruckte Sätze die niemand liest.
05
www.thegap.at / gewinnen
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PLANET DER AFFEN: PREVOLUTION 01
James Franco kann so ziemlich jeden Film tragen, in diesem Fall hat uns aber auch der Rest begeistert. Erzählt wird die Vorgeschichte zu »Planet der Affen«. Franco gibt den Forscher Will Rodman, der ein Heilmittel an Affen testet – mit bereits bekannten Folgen. Wir verlosen 2 × Blu-ray, 2 × die komplette Legacy Collection auf Blu-ray und 2 T-Shirts. Ab 9.12. im Handel (www.planetderaffen-derfilm.de) Betreff: 122 Affen mit Herrschaftsanspruch
lukas Gansterer (Fotograf / lukasgansterer.com)
TOP 10
BEST DUo EVER
01 02 03 04 05 06 07 08 09 10
Bud Spencer & Terence hill Gin & Tonic water white & Jesse Pinkman method man & Redman wendy & Jim Roger moore & Tony curtis (Die Zwei) Thelma & louise weißwein & Soda (weißer Spritzer) Bonnie & clyde Stermann & Grissemann
TOP 5
FoToGRAFEn 01 02 03 04 05
Jürgen Teller helmut newton nick knight nobuyoshi Araki Peter lindbergh
AUch nichT SchlEchT: double check
► 0 1 6 / AUSGABE 122
RONAL DER BARBAR 02
Ronal ist ein schmächtiger Barbar, auf dessen Schultern bald das Schicksal seines Stammes ruht. Auf seinem Weg trifft der Held wider Willen »einen butterweichen Barden, eine wunderschöne Maid und einen metrosexuellen Elf«. Adventshumor, oder so. Ab 14 Jahren und ab 13. Jänner im Kino. In 3D. Wir verlosen 1 Ronal-Klorollenhalter und 2 Ronal-Tassen. Betreff: 122 Barbaren stemmen eine Rolle Klopapier
AFRI COLA-SITZSACK 03
Afri Cola macht gemeinhin munter und hilft Körper und Geist in Bewegung zu halten. Und das immerhin schon 80 Jahre. So ein Jubiläum gibt aber auch mal Möglichkeit zum Rückblick – am besten genossen in einem Sitzsack. Von Afri Cola natürlich. Wir verlosen 2 Stück. Betreff: 122 gemütliche Minuten im Cola-Sack.
ZEFIX! BAYRISCHER FLUCH- UND SCHIMPFKALENDER 2012 04
Schimpfen können sie, die Bayern, und das nicht zu knapp. Da können wir uns noch einiges abschauen. Und so machen wir gern mit bei der Klischee-Pflege und suchen uns die deftigsten Sprüche gleich selber aus. Wir verlosen 4 Stück Zefix Schimpfkalender. Betreff: 122 bayrische Flüche. Betreff: 122 Schluck Bernstein-Farbe
GEMEINDEBAU-QUARTETT & LP 05
Das berühmte und gern gespielte »Gemeindebau-Quartett« erscheint dieser Tage schon in der Version 3.1. 32 Spielkarten in den Kategorien Superblock, Hoch hinaus, Kunst am Bau und Das Große im Kleinen bieten einen schönen Überblick über die Wohnbautätigkeiten der Gemeinde Wien von 1919 bis heute. Wir verlosen 3 Exemplare des Quartetts von Microgiants und dazu jeweils 1 limitierte LP vom Gemeindebau Kompilat. Betreff: 122 gewonnene Quartett-Runden mit gemeindebau-Feeling
3D
in HIGHLIGHTS
05.12. WAX TAILOR
09.12.
BLOODSUCKING ZOMBIES X-MAS JAMBOREE
FROM DAWN TO FALL 10.12. KILLERPILZE
15.12. THE DEVILS BLOOD + ROOT WALKABOUTS
15.01. 05.02. babes, balls and muscles
DAF Ticket/Infos: www.planet.tt www.szenewien.com
AB 13. JÄNNER IM KINO www.ronalderbarbar.at
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►KOLU M N E / Za hlen, bitte ! ►Von Thomas Edlinger
171.943 icht nur ein schon ein wenig älteres Kode 9 Dubstep-Album, sondern auch eine gleichnamige Website widmen sich einem Thema, das man in den Sixties wohl noch gar nicht verstanden hätte: Memories of the Future. Den verheißungsvollen Look einer Zeit, die mit ScienceFiction noch den Weg in ferne Galaxien und nicht den dystopischen Umschlag in das Apokalyptische hier bei uns ums Eck assoziierte, wurde durch schick-abgründigen TVSerien nochmals zum Geschäftsmodell, exemplarisch im Modeund Moralzauberstück »Mad Men«. Jetzt läuft in den USA ein Abkömmling namens »Pan Am« – der nächste Rückgriff der Fernsehmacher auf das Zahnpastalächeln der JFK-Epoche, als Nomaden noch Globetrotter, Kapitäne noch Playboys und fliegende Kellnerinnen noch Stewardessen waren.
Patina des Aufbruchs
Wer heute vorne sein will, blickt gar nicht selten gern zurück und sieht im Rückspiegel eine Zeit, die zumindest für die Privilegierten noch eine Zukunft zu haben vermeinte und nicht so verdammt kompliziert war wie heute. In der mit Geheimagentenflair herausgeputzten Vintage-Ästhetik von »Pan Am« findet die Sehnsucht nach Glamour-Märchen die Insignien eines noch nicht von den zermürbenden Genderstellungskriegen angekränkelten Lebensstils. Diese überträgt man in eine Gegenwart, in der Musiker wie Leyland Kirby zielsicher neben der Spur herumeiernde Platten machen, die »Leider ist die Zukunft auch nicht mehr das, was sie einmal war« heißen. Weil uns Zukunft kaum mehr anders vorstellbar erscheint als die Verschärfung aller Krisen, mit denen wir uns bereits heute herumschlagen müssen, wenden viele den Blick nach hinten. Anlässlich von Omis Geburtstag schmiert der junge Mensch von Welt daher mit dem Hipstamatic-Filter vorsorglich ein wenig Patina aufs Bild. Fürs wohlig knisternde HomeDJ-Set lädt man sich Plattenknackser-Apps herunter und ergötzt sich zur Entspannung bei »Mildred Pierce«, dem TV-Remake eines Film-Noir-Klassikers mit Kate Winslet. Simon Reynolds hat mit »Retromania«, seiner Anklageschrift gegen die Vergangenheitsverklärung der Nullerjahre, offenbar in ein Wespennest gestochen. Allerortens wird nun gefragt, wie retro das Durchstöbern der Archive eigentlich wirklich ist. Wollen Revivals etwas vom guten Alten reaktivieren, dass es so gar nie gab – oder wiederholt sich ohnehin nichts als das, was es einmal war? Sind Rückbesinnungen auf die Vergangenheit per se konservativ oder sehnt man sich verständlicherweise nach jenen Erfahrungen zurück, die kollektive Momente des Aufbruchs versprachen? (Man muss ja nicht gleich von Utopien sprechen.)
Reminiszenz an Science-Fiction
turistischen Charme des Industriezeitalters: ein Stellwerk im Bahnhof mit Aussicht auf die Gleise, darunter drei Waggons, dahinter das Hin und Her der Züge. Die verschlungenen Entwürfe und die um Visionshaftigkeit bemühten Schlagwörter in den Austellungswaggons hatten es in sich; es ging um die Verschränkung von virtueller Realität und realer Virtualität, man testete mit der Leichtigkeit der digitalen Träumen die Grenzen der analogen Räume aus. Der Projektname der jungen Architektengruppe Columbusnext dafür war dementsprechend neusprechmäßig gelabelt: »extensions express utopic class«. Nach der Eröffnung wurden dann noch Arbeiten von Mitgliedern des ausstellenden Netzwerks Horhizon vorgestellt. Da geht es nicht nur um liquid wirkende Metamorphosen und kühne Formverschraubungen, sondern unter anderem um Strommasten, die aussehen, als wären sie Reminiszenzen an Menschmaschinen – Kreationen aus der Science-Fiction. Auffällig in all diesen Gedankengebäuden war, dass die in der Popkultur und in der nicht ohne Grund sich als postavantgardistisch verstehenden Kunst häufig beschädigte oder ganz verabschiedete Zukunftsgläubigkeit hier wenig Platz zu haben scheint. Die Kaputtheit der Zukunft manifestiert sich vielleicht eher in retrokontaminierten, beschwörerisch-tribalistischen oder vom Nachhall vergangener Intensitäten heimgesuchten Musikstilen oder in der Weltuntergangsverliebtheit des Gegenwartskinos. Die jungen Architekten aber (und ihr nicht mehr ganz so junger Professoren-Mentor) gaben sich als Nachfahren der Sixties-Euphorie, die an die Errettung der Welt durch die Neudeutung und Neuerfindung ihrer Räume glauben. Heroen von damals wie Archigram, HausRucker-Co oder Coop Himme(b)lau wurden in der Diskussion durchgewunken, während musikalische Fanbekundungen von Wolf D. Prix an die Rolling Stones schon eher als Wilder-HundNostalgie abgetan wurden. Angenommen, so ein kurzes Eintauchen in die Architektenszene wie meines in Innsbruck hätte etwas Repräsentatives: Woher kommen der Wunsch nach soviel Veränderung und soviel Glaube an ein anderes, besseres Morgen? Fest steht jedenfalls, dass Architekten viel entwerfen und selten etwas verwirklichen. Bei Musikern ist es umgekehrt: Es wird wahnsinnig viel produziert, aber keiner sieht mehr den Entwurf einer fundamentalen Innovation. Die Musiker stehen auf Bühnen, füllen die iTunesListen und müssen sich dann dem Vergleich mit dem Rest stellen. Die Architekten basteln so wie die Musiker auf ihren Rechnern herum und haben ein Problem damit, fertig zu sagen. Aber sie wissen zumindest, dass das, was sie visionär empfinden, es auch bis auf Weiteres bleiben kann, weil es sich nicht erproben und abnutzen lassen muss. ¶
Die Qual der Zahl – 9 wie »Revolution Nr. 9« oder 99 wie in Viel von Utopien habe ich unlängst in Innsbruck gehört. »99 Luftballons«? Schreibt uns eure Vorschläge, um welche Dort ging es allerdings nicht um die Popkultur, sondern um Zahl zwischen 0 und unendlich es nächstes Mal gehen soll. Architektur. Der Rahmen des Abends vermittelte den retrofu- zahlenbitte@thegap.at
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bild Ingo Pertramer
Pop-alben wurden 2010 alleine in Deutschland veröffentlicht – mehr als doppelt soviele wie ein Jahrzehnt zuvor. Über den Glauben an die Zukunft in Pop und Architektur.
andré heller »heller liest artmann«
»am besten liest mich der andré heller.« dieser meinung war h. c. artmann nicht zu unrecht. heller präsentiert gedichte aus dem kultbuch »med ana schwoazzn dintn«. eine aufnahme vom salzburger literaturfest 2010.
1 CD
‘ 18,10
Ö1 Club-Mitglieder erhalten 10 % Ermäßigung.
Erhältlich im ORF Shop, Argentinerstraße 30a, 1040 Wien, T: (01) 501 70-373, E-Mail: orfshop@orf.at, I: shop.orf.at
TEXT Manfred Gram bild anny maurer
Bleibt ihren Zuhörern und Lesern oft als »die Lustige« in Erinnerung, sorgt aber nichtsdestotrotz oft für Verstörung: Nora Gomringer.
Nora G omringer Sprachkunst-Preisträgerin mit Performance-Poesie
Rasiermesser zum Schlucken Mit Nora Gomringer ist eine sprachbesessene Poetin in die betuliche Welt deutschsprachiger Lyrik eingebrochen. Die Performancekünstlerin vereint eine mitreißende Vortragsweise mit intelligenten Wortneuschöpfungen zu einer neuen Dichtform, die Spaß macht. igentlich sollte es ja so sein, dass erst einmal die Freude überwiegt, wenn einem ein Preis zugesprochen wird. Arbeitet man noch dazu in einem Berufsfeld wie der Schriftstellerei, Abteilung Lyrik, sind derartige Anerkennungen überlebenswichtig. Sie sichern ein ungestörtes Weiterarbeiten, sorgen für mehr Bekanntheit abseits eingeweihter Zirkel und machen sich außerdem gut im Lebenslauf. Nora Gomringer ist in dieser Hinsicht etwas anders. Als die Poetin die Nachricht ereilte, dass sie den Jacob-Grimm-Preis für Deutsche Sprache – mit satten 30.000 Euro einer der höchstdotierten Sprachpreise überhaupt – erhalten wird, griff die 31-Jährige erst einmal zum Telefon, um mit ihrer Mutter zu sprechen. »Du weißt genau, dass nicht ich den Preis kriegen sollte, sondern er. Ich werde ablehnen!« Er, das ist ihr Vater Eugen Gomringer. Und der 86-jährige Schweizer hat als Gründer der Konkreten Poesie in der deutschen Dichtung ziemliche Spuren hinterlassen. Gomringers Mutter, eine Germanistin, fand aber recht klare Worte für die Tochter. Sätze wie »Bist du verrückt?«, »Du kannst das Geld sehr gut gebrauchen«, oder »Es bleibt ja ohnehin in der Familie« sollen gefallen sein. Das gute Kind ließ sich überzeugen und befindet sie sich nun in Gesellschaft von
Best-of in jungen Jahren: Voland & Quist veröffentlicht Vergriffenes im Sammelband »Mein Gedicht fragt nicht lange«.
AU S GA B E 1 2 2 / 0 2 1 ◄
»Die Didaktik hat verstanden, dass man mit Poetry-Slams junge Menschen erreicht und ihnen damit auch ein paar andere Dinge und Inhalte vermitteln kann.« (Nora Gomringer)
Rolf Hochhuth, Loriot, Frank Schirrmacher oder Udo Lindenberg. Allesamt auf ihre Weise Sprach-Kapazunder, die unter den Grimm-Preisträgern zu finden sind. Gut so. Gut auch die trocken formulierte Jury-Begründung: »Nora Gomringer hat mit ihrer sprachlichen Leistung als Lyrikerin einer neuen Form des Dichtens in Deutschland – der Slam Poetry – zu neuer Popularität verholfen.«
Wurzeln im Slam
bekam gleich auch noch den Zorn der Neidgesellschaft zu spüren »Per Mail wurde ich monatelang aufs Wüsteste beschimpft«, erzählt sie leicht indigniert.
Pendlerin
Hier soll aber die Dichterin Gomringer im Vordergrund stehen. Die Gomringer, die es schafft, mit unaufgeregter Leichtigkeit Verse ins Auditorium zu schmettern und die auch sonst noch einiges aus der Performance-Kiste hervorzuzaubern vermag. So versteht sie es etwa – wohl auch einer kurz vor der Abschlussprüfung abgebrochenen Gesangsausbildung wegen – beim Rezitieren die Stimme virtuos einzusetzen. Sie weiß, wie viel Sprechtempo Zuhörer vertragen können. Sie kennt die Magie des Lachens und bringt ihre Pointen ohne Zwang, um dieses Pflänzchen nicht zu zerstören. Sie hat aber auch verinnerlicht, dass es der eigenen Seelenhygiene gut tut, der Welt Schwieriges, Forderndes, Unangenehmes reinzusagen. »Interessant ist, das hat mich auch lange gestört, dass mich die Zuhörer immer als ›die Lustige‹ in Erinnerung behalten, ich bereite nämlich meinen Zuhörern schon auch verstörende Erfahrungen. Mittlerweile empfinde ich das aber als normale menschliche Wahrnehmung. Man vergisst eben, was man vor 20 Minuten gehört hat.« Ohne höllisch scharfe Rasiermesser, an denen das Publikum zu schlucken hat, gibt es Gomringer also nicht. Lyrik ist ja schließlich kein Ponyhof. Da darf schon mal angesichts der eingestandenen Machtlosigkeit dem Tod gegenüber ein Kopf als »Bluthirn-/ wolke« an der Wand explodieren. Und auch dem zukünftigen Ex-Freund und seinem Köter muss förmlich ein mehrdeutiges »Leck-mich« mit auf den Weg gegeben werden. In manch effekthascherischem Bild kann der Einfluss von Slam Poetry auf ihre Arbeit nicht verleugnet werden. Gomringer ist in ihrem Emanzipationsprozess von der Szene aber schon weiter. Sie braucht nicht in fünf Minuten ein Publikum überzeugen und sich mit Kontrahenten auf einer Bühne matchen. Ihre Lyrik kommt in weiten Teilen deshalb auch ohne halboriginelle Sprach- und Lautmalereien aus. Dennoch aktiviert sie stets auch gewisse Potenziale dieser subkulturellen Dichtform. Vielleicht auch weil – wie sie selbst schreibt – ihre Arbeiten in einem »Laut-Lese-Flüster-Murmel-Prozess« entstehen. Ihre Gedichte, auch wenn sie leise gelesen funktionieren, können nicht unabhängig von ihrer Entstehung gesehen werden. Da ist es nur hilfreich, dass ihren Lyrikbänden die passende CD beigelegt ist. Man kriegt also ein wort- und stimmgewaltiges Gesamtpaket. Gomringer bewegt sich gewissermaßen in Grenzgebieten. Sie spielt – soviel Konkrete Poesie muss sein – dezent, aber doch mit der Materialität von Sprache und Schriftbild. Sie vermisst die Trennlinie zwischen Sprechtext und Gedicht und changiert inhaltlich mit den Codes der Hoch- und Subkultur. Tiefe Empfindungen, die das Leben respektive die Liebe für einen so parat halten, stehen dann wie selbstverständlich und völlig gleichberechtigt neben (scheinbaren) Banalitäten. Das erzeugt Spannung – manchmal bereits auf den ersten Blick. Etwa beim Gedicht »Bilderbuchuterus« aus dem Lyrikband »Nachrichten aus der Luft«. Das Gedicht ist um 90 Grad gedreht. Es fällt sofort auf, schließlich stimmt da was nicht mit der Sehgewohnheit, wenn sich offensichtlich stinknormale Verszeilen als Spalten präsentieren. Dass in diesen Spalten ausgerechnet ein Gynäkologenbesuch verhandelt wird, bei dem der Arzt Verbalgrenzen übertritt, wird dann im Kontext mit dem Wort »Aufgeklappt« zu einer besonders grimmigen Pointe. Es zeigt, wie vielschichtig Gomringer ihre Lyrik anlegt. Denn, so schreibt die Dichterin: »Nicht einzig und allein das Große im Gefühlskatalog ist literaturwürdig.« Abseits des Gefühlskatalogs spielt gegenwärtig Gomringer mit Grandezza auf der Klaviatur des Literaturwürdigen. ¶
Wer in dieser innerfamiliären Episode jetzt eine schnöde Koketterie zu erkennen glaubt, irrt. Nora Gomringer ist auch in dieser Hinsicht etwas anders. Die nicht ungewöhnliche Übung, mit Understatement nach Komplimenten zu fischen, ist ihre Sache nämlich nicht. Das spürt man. Beim Lesen ihrer Gedichte. Beim Hören ihrer Gedichte. Bei der Performance ihrer Gedichte. Dafür eignet sich obige Geschichte – Jurybegründung inklusive – aber hervorragend für einen Versuch, die Autorin Gomringer ein kleinwenig fassbarer zu machen. Es ist nämlich so, dass die Doppelstaatsbürgerin mit Schweizer und deutschem Pass, im Moment mit Poetry Slams eher weniger am Hut hat. »Ich bin vor rund fünf Jahren wirklich bewusst aus der Szene weggeschwommen. Das hat auch damit zu tun, dass sich die Inhalte verändert haben und es im Moment für mich einfach keinen Platz mehr in der Slam-Szene gibt«, resümiert sie. Ihr Einfluss auf die deutschsprachige Slamkultur ist dennoch unumstritten. Als Künstlerin, als Veranstalterin eines eigenen Slams in Bamberg und als Szene-Netzwerkerin sorgte Gomringer nämlich dafür, dass dieser aberwitzige Unterhaltungshybrid aus Literatur, Kabarett und Theater, in Deutschland sein Publikum fand und ein Gesicht bekam. Gelernt hat sie die Basics der Performance-Poesie übrigens in den USA, wo sie vier Jahre ihrer Jugend verbrachte. Nur, irgendwann überholt sich das System Poetry Slam selbst. Man entwickelt sich künstlerisch weiter, wird älter und will letztlich nicht mehr für fünfminütige Auftritte mehrstündige Zugreisen quer durch den deutschen Sprachraum auf sich nehmen. »Ab einem gewissen Alter, ist man nicht mehr bereit, auf jeder Couch zu schlafen«, kommentiert Gomringer diesen Entwicklungsprozess. Gereist wird trotzdem noch eine Menge. Gomringer, die Wissenschafterin, die Germanistin, Anglistin und Kunsthistorikerin wird immer wieder gerne von diversen Hochschulen als PoetikDozentin eingeladen. Und Gomringer die Lyrikerin ist als gern gesehener Lesegast in den Literaturhäusern der – nun ja – Welt sowieso immer auf Achse. Ein Blick in ihren Veranstaltungskalender verdeutlicht das. Nebst allerhand bunten Örtchen in der Schweiz, Deutschland und Österreich gab es heuer unter anderem Auftritte in Paris, Krakau, Chicago, Gent, Sarajewo oder Reykjavik. Ist die Schriftstellerin gerade nicht unterwegs, verdingt sie sich übrigens als Direktorin des internationalen Künstlerhauses Villa Concordia in Bamberg. Dort residieren jeweils ein Jahr lang zwölf Künstler auf Kosten des Freistaat Bayern. Gomringer koordiniert, verwaltet und repräsentiert den Laden. Eine Bewerbung für diesen Job wurde ihr übrigens seitens der bayrischen Landesregierung nahegelegt. »Das Bewerbungsgespräch war ein echtes Grillen«, erinnert sie sich. Über 200 Mit- Ebenfalls erhältlich: »Ich werde etwas mit der Sprache machen« bewerber hat die Neo-Direktorin letztendlich ausgestochen und – Essays, Glossen und Reden von Nora Gomringer (Voland & Quist). ► 0 2 2 / AUSGABE 122
Lied für Idiotin Ist die Herdplatte heiß Fass ich drauf Ist die Herdplatte heiß Fass ich drauf Ist die Herdplatte heiß Fass ich drauf Für dich.
Ich höre: du stirbst. Das macht, dass mir der Kopf gegen die Wand explodiert. Eine Bluthirnwolke voller Regen blutet auf die Wand. Ich löse mich aus allem ins Nichts auf. Das Nichts ist ein Ort. Kein Leben darin, weil im Nichts nichts lebt. Da bist du jetzt? Das ist doch zum Kotzen.
Und eines Tages gehst du und nimmst den Hund Und mit dem Hund alle Erinnerungen an das Spazieren und Streicheln, das gemeinsame Liegen und die langen Sonntage, die Vorgänge am Schnürchen, das Wuff und das Leck-mich. Hoffentlich hat der dann Flöhe.
Versuch der Vermengung zur Erfüllung Ich habe den Wunsch, ein Gedicht Zu sprechen, während ich einen Kuchen rühre. In die Teigmasse soll einfließen, was gesagt wird, Aber auch, was verstanden wird, Wenn einer den Mund aufmacht und mehr tut als atmen. Ob es die Masse informiert? Ob es den Kuchen speist? Ob es einen satt macht, wenn ich ein Gedicht backe Und einen Kuchen sprechen lasse?
Atome Die kleinste Einheit Die du mir läßt Sind Hautschuppen Die mir wie goldene Taler In den Schoß fallen Die kleinste Einheit Die du mir läßt Sind Lautfragmente Die mit Widerhaken Den Mundraum einreißen
Etymologie Abschied kommt von Abschneiden Tut weh und verbindet sich Mit Kinderjahren Amputation ist im Wortfeld Juckt sich mit Phantomschmerzen Ins Gedächtnis Wenn der Wind dreht Der Signal gibt Zum Aufbruch Der Sommervögel
Winterrückblick Wie flüssig Sich alles buchstabiert Was mit Sommer Zu tun hatte Sommervokabular Füllt die Münder Zum Feuer spucken Sogar Worte Für die aus der Nische Gezupfte Eidechse Reptilienschwanz In der Sonne verdorrt
Bilderbuchuterus Wie schön alles in Ihnen doch liegt Das macht einiges wett So malerisch, was ich ertaste Formbeständig und wohl-organ-isiert So etwas ist ererbt, Ihre Mutter Muss sehr schön gewesen sein (unten herum) Da kann werden und schlüpfen Auch nisten wird leicht Gerade hier ist alles ganz Vortrefflich. Aufgeklappt Schau ich Ihnen niemals In die Augen, Madame
Du bist die Perle Die genau in das eine Nasenloch der Sau passt Vor die du geworfen wurdest Die eine Perle Die im System schöne Träume Warme Gedanken Halbe Orgasmen Erzeugen kann Du bist die Perle Die als einzige ins Auge sticht Wenn man das Schwein durchleuchtet Du bist die Perle Für die man die Fädelung an die Kette erfand Du wurdest geschnitten Aus dem Fleisch einer Muschelmutter Die schreiend im Schlund einer Robbe Verschwand Du bist die Perle Die im Mörser zerstampft Auf Pestbeulen Heilung bringen sollte Du bist die Perle Die mir jetzt im Moment des Lesens Die Stirne ableckt Du bist die Perle Bist die Perle Die Perle Perle
Ursprungsalphabet Ich bin Ariadne, die dem Faden, dem roten, wollenen folgt Briseis, die Achilles diente Bin Calypso und singe für Odysseus und wünsche, dass er mich nicht verlässt Diana, Göttin mit dem Silber-bogen, Silberpfeil, die Mondzicke Ich bin ein guter Maler und heiße Hitler I am Ferlinghetti crying over Allen Guanin, der DNA-Bauer, der Knecht Hadrian und baue eine Mauer mir zu Ehren, dem Reich zur Wehr Ich auf Freuds Couch Jonas im Walbauch mit unendlichem Vertrauen Bin Kassandra, die ständig spricht, doch keiner hört Langsamkeit, mit der ich vergesse und an die ich anschließe Medea, die deiner Geliebten ein Kleid näht, den Kindern die Köpfe verdreht Ich bin Nora, der du ein Puppenhaus baust Ochsenfrosch, denn das ist die Liebe zwischen Frida und Diego Proteus, denn ich will allen gefallen und hüte die Robben am Strand Ich war die Qual des Laokoon ebendort, wo die Wellen brachen Ich bin Rilkes Panther-Tierpfleger Sybille, Sybilla, Cybil – who cares – I speak in riddles Ich bin Ton aus Erde aus Sediment aus dem Adam entstand Du bist der Hauch und unsinkbar Ich bin Verlorenes am Wegrand, ein Stein, den einer lange mitgetragen hat Warten auf den Läufer aus Marathon, dem Fenchelfeld X-Men, die Weltretter, die Ahnen der Tafelrunde Ich bin zynisch, Baby, zynisch Ich binZ
025 »Wir wären Schweine, nicht Affen.«
interview Manfred Gram bild cato lein-
ein telefoninterview mit nora gomringer vergeht ziemlich schnell. Erstens redet die 31-Jährige wie ein Wasserfall. Zweitens hat sie nichts gegen blöde Fragen einzuwenden »Blöd ist gut, die Leute fragen mich ohnehin immer so ernste Sachen«, konnte vorab schon per Mail geklärt werden. Nun denn, The Gap erreicht die bayrische Lyrikerin im norddeutschen Kiel, wo sie gerade eine Poetik-Dozentur zum Thema »Das gesprochene Skript oder Das steht doch so gar nicht da. Was das Sprechen von Larynx und Lyrik verlangt« hält.
Herzklappen von Schweinen bei Menschen einpflanzen kann. Das ist unglaublich und unheimlich schön ironisch. Vor allem, weil wir Menschen uns immer über die Schweine lustig machen. Ja Schweine gehören zu den meist unterschätzten Haustieren überhaupt … Genau. Und außerdem sind sie auch niedlich. Ich bin überzeugt, wenn wir Menschen harmloser wären, wären wir Schweine und nicht Affen. Wie satt haben Sie es eigentlich, ständig erklären zu müssen, was Poetry Slams und Slam Poetry ist? Das hatte ich eine Zeit lang vollkommen über und nora gomringer: Hallo, wie ist das Wetter in Wien? musste es für mich umdefinieren. Wenn jetzt jemand Hier in Kiel ist es sehr trüb und finster. danach fragt, erkläre ich es aber nicht mehr als aktive Slammerin, sondern als Literaturwissenschafthe gap: Hier ist es ebenfalls trüb, mit ein bisschen Sonne und relativ warm. Nett irgendwie. Der Novem- terin. Da habe ich jetzt also einen sehr missionaber ist ja in Wirklichkeit der Wiener Wonnemonat – rischen Anspruch. Als aktive Slammerin dachte ich bei dieser Fragen aber immer: »Geh bitte, lass mich um das alte Morbiditäts-Klischee zu bedienen. (Lacht). Scheint aber auch ein Kieler Monat zu sein, in Ruhe. Wenn du es nicht kapierst, geh doch mal hin, weil alle irgendwie froh sind, dass die Saison vorbei du Arsch!« ist und nicht mehr die ganz großen Schiffe anlegen. Glauben Sie, dass Slam Poetry in der LiteraturwisUnd es wird ja schon sehr früh finster im Norden – senschaft angekommen ist? wobei, das müssten Sie gewohnt sein, Sie waren ja Hie und da, ja. Und lustigerweise vor allem bei den Hilfswissenschaften wie der Didaktik. Hui, das ist eine Zeit lang in Island? Das stimmt, aber ich war im Sommer dort, da war es jetzt aber böse und grausam. Das darf keinesfalls immer hell. Auch nicht toll auf Dauer übrigens. Vor rauskommen, dass ich Didaktik für eine Hilfswisallem beim Schlafen. Da kann man sich nur mit al- senschaft halte. bernen Schlafbrillen helfen. Außer man ist Bauch- Ich würde Sie aber gerne damit zitieren. schläfer und steckt den Kopf ins Kissen. Das kann Wenn das so ist: Die Didaktik ist der etwas schwerman nämlich auch machen. Aber ich sah beim Schla- fälligen, hin und her schwankenden Germanistik manchmal einen Sprung voraus. Die Didaktik hat fen in Island doof aus. Demnach schlafen Sie am Rücken. Das ist doch ohne- verstanden, dass man mit Poetry Slams junge Menschen erreicht und ihnen damit zumindest auch ein hin gesünder, oder? Eigentlich sagt man, dass am Bauch schlafen besser paar andere Dinge und Inhalte vermitteln kann. ist für die Organe und den Rücken nicht belastet. Es Sie kommen ja aus einem Literaturhaushalt. Ihr Vaist aber problematischer fürs Herz. Deswegen sterben ter gilt als Erfinder der Konkreten Poesie und kommt viele Sumoringer am Bauch liegend im Schlaf. immer wieder in ihren Gedichten vor. Ein Reibebaum Da wären wir ja schon bei einem Ihrer zentralen Mo- für Sie? tive, das sich in Ihrer Lyrik durchzieht: Das Herz … Nein. Aber ich mache ihn gern zum Thema. Wohl Das Organ ist ein Faszinosum für mich, aber natür- auch, um nicht das Gefühl zu kriegen, ich hätte irlich auch alle Dinge, für die das Herz metaphorisch gendetwas abzuarbeiten durch ihn. steht. Ich muss dazu sagen, dass eine meiner besten Was hält er von Ihrer Lyrik? Freundinnen mit 25 an Herztod gestorben ist und das Er ist meinem Schreiben gegenüber sehr freundlich hat für mich viel Beschäftigung mit diesen Aspekten gestimmt. Er findet es putzig bis gut. Ich hab aber nie mit sich gebracht. das Bedürfnis gehabt, von meinem Vater gelobt oder Traurig zu hören. gemocht zu werden. Dieses Gefühl hatte ich mehr bei Ja, sie hatte immer Probleme mit dem Herzen und mit meiner Mutter. Zu Recht hat unsere Mutter dafür ge14 eines transplantiert bekommen. sorgt, dass wir Kinder schon merkten, was für eine Wenn Sie ein Herz bräuchten und gespendet be- besondere Frau sie ist. kommen, würde es Sie interessieren, von wem es Wie sieht es eigentlich mit Prosa aus? Planen Sie eistammte? nen Roman? Die Neugierde wäre gigantisch. Aber es ist ein gefähr- Nein, da habe ich keine Pläne in der Zukunft. Ich hab liches Spiel mit dem Feuer, wenn man dem nachgeht. wenig Talent zum klaren Gedanken aneinanderreihen. Herzaustausch ist aber ein großes Thema. Egal wie Für mich war und ist die Lyrik das Höchste. ¶ man es betrachtet. Es scheint mittlerweile so einfach zu sein, ein Herz von einem Wesen ins andere zu verpflanzen. Mich fasziniert außerdem, dass man Das vollständige Interview findet sich auf thegap.at AU S GA B E 1 2 2 / 0 2 5 ◄
TE X T Margit Emesz BILD Didier marcel
Erik van Liehouts Kaufhaus-Installation löste Empörung aus. Im Süden Rotterdams plakatierte er konsumkritische Botschaften.
► Gold en F rame ► Erik van Liehout – Erik Makes Happy
Bonjour Tristesse im Einkaufszentrum »Echter Luxus ist nichts kaufen«, so der Slogan über einem Laden im Einkaufszentrum Zuidplein im abgewrackten Süden Rotterdams. Erik van Lieshout hat dort im Jahr 2010 ein Projekt zum Thema Scheitern einer Utopie und Hinterfragung des Urbanismus inszeniert. eprimierend und verlassen ist die Gegend rund um das Einkaufszentrum Zuidplein, das in den 60er Jahren als erste Shopping Mall der Niederlande im Süden Rotterdams errichtet wurde. Heutzutage ist es ein Ort der Armen und Arbeitslosen, ein danebengegangenes Produkt der Konsumwelt und Stadtentwicklung. Die Regierung ließ rund herum, zum Aufpeppen der Region, mehrere repräsentative Bauten von Stararchitekten wie Renzo Piano oder Norman Foster errichten. Zuidplein, zu weit südlich um für ein Einkaufszentrum ausreichende Fluktuation zu erhalten, blieb unweit dieser stylischen Architekturen als heruntergekommenes Ghetto für Randfiguren der Gesellschaft stehen. Diesen Gebäudekomplex suchte sich Erik van Lieshout 2010 für sein (Film-)Projekt »Commission« aus: Mit einem Geschäftslokal, das er in erster Linie als Ort der Begegnung mit den Bewohnern des Viertels betrieb, zog er in das Einkaufszentrum ein. Statt Waren anzubieten, verwickelte er die Leute in Gespräche über Stadterneuerung, Konsum, Utopie oder einfach ihre eigenen Geschichten – ihr Zuhause, ihren Alltag in der Tristesse des Arbeitslosenviertels. Er animierte die Passanten zum Mithelfen, Aufbauen, Agieren, um in dem leeren Geschäftslokal etwas Neues zu erschaffen – ein Kunstprojekt verpackt als Sozialarbeit. Die Reaktionen auf dieses Augenöffnen verliefen nicht immer glimpflich – die Ironie entflammte teils wütende Anfeindungen, der Spruch »Echter Luxus ist nichts kaufen«, der über dem Shop prangte, wurde angesichts eines Alltags voller Geldnöte und Existenzprobleme zu persönlich genommen. Van Lieshouts Laden ist ein ironischer Seitenhieb auf den von Rem Koolhaas in New York errichteten Prada-Flagship-Store, einer opulenten Shopping-Architektur, bei der schon das bloße Schauen zum Luxusgut stilisiert wird. Diesen Gedanken führt der niederländische Künstler ad absurdum – in einer missratenen Utopie, einem Wunschbild von gesellschaftlichem Wohlstand, einer Einbildung eines besseren Lebens in der glamourösen Konsumwelt, die in diesem Fall nicht mehr bieten kann als einen Laden ohne Waren. Dieser jedoch birgt die Möglichkeit zu handeln: sich der Trostlosigkeit zu stellen. ▪ Die Ausstellung »Erik Makes Happy« ist in der Wiener Bawag Contemporary von 1. Dezember 2011 bis 29. Jänner 2012 zu sehen. AU S GA B E 1 2 2 / 0 2 7 ◄
► Black Metal ► Die Hipster kommen: Ein Genre im Umbruch
US-Bands wie Liturgy, Wolves In The Throne Room, Krallice, Leviathan oder Xasthur sind gerade dabei, die dritte Welle des Black Metal einzuleiten. True Metal-Puristen halten nicht viel davon. Für sie ist das alles bloß Hipster Black Metal. Metal gilt grundsätzlich nicht gerade als pro- Morden, Brandstiftungen und faschistoiden Tendenzen gipfelte. gressives Genre. Viele Strukturen könnten An seine Stelle soll Affirmation, also Bejahung und Zustimmung durchaus als reaktionär bezeichnet werden. treten. Im Klartext: Black Metal soll aus dem Weirdo-/ExtreBei Black Metal ist das sogar noch eine Spur misten-Eck geholt werden. schlimmer. Die sogenannte zweite Welle um Bands wie Mayhem, Emperor, Burzum, Immor- Blast Beat vs. Burst Beat tal und Dark Throne wird als ein nicht zu überbietender HöheLiturgy gelingt das bisher ganz gut. Die Platten veröffentlipunkt angesehen. Seit Mitte der 90er Jahre hat sich daher auch cht das Quartett am experimentierfreudigen Indie-Label Thrill nichts Grundlegendes mehr getan. Dass sich jetzt gerade US- Jockey und die Presse (von der New York Times über den New Bands anschicken, den historisch immer europäisch dominierten Yorker bis hin zu Pitchfork) scheint die Band nicht erst seit ihBlack Metal zu revitalisieren, kommt nicht überall in der Szene rem Auftritt im Museum Of Modern Art zu lieben. Rein opgut an. Das bekommt vor allem die Brooklyner Band Liturgy zu tisch würde man Hunt-Hendrix und Co. mit ihrem Hipsterspüren, seit sich deren Sänger als Sprachrohr für die neue Be- Faktor eher in der Alternative-Metal-Welt um Melvins, Sun wegung exponiert hat. Hunter Hunt-Hendrix, früher Philoso- O))), Boris oder Melt Banana verorten. Aber musikalisch meiphiestudent an der Columbia-Universität, präsentierte 2009 im nen sie es mit Black Metal todernst. Mit einer Ausnahme: Aus Rahmen eines Black Metal-Theorie-Symposiums sein Manifest dem Genre-typischen Schlagzeug-Rhythmus Blast Beat (einer »Transcendental Black Metal: A Vision Of Apocalyptic Huma- Kombination aus Sechzehnteltakt auf der Bassdrum und der nism«. Auf 16 Seiten sagt er die gesamte neuere US-Szene vom Snare und Achteltakt auf den Becken) machten sie kurzerhand skandinavischen Black Metal und dessen Nihilismus los, der in den Burst Beat. Dieser hört sich nicht an wie durchgehende
text Werner Schröttner BILD Southern Lord / Tell Your Friends
black metal
Wolves In The Throne Room (linke Seite) und Liturgy (oben) stehen derzeit an der Spitze einer seltsamen Metal-Renaissance. Bei New York Times, Arte und Intro gilt Zerstörung plötzlich wieder als hip.
Maschinengewehrsalven, sondern ändert – in Analogie zu Ebbe veröffentlichen, aber weniger Live-Shows spielen. Die Arbeit auf und Flut – die Geschwindigkeit. Als Vorbild dafür diente der der Farm passt dann doch besser in ihre mystische bzw. esoteMy Bloody Valentine-Song »No More Sorry«. Dieser ist im rische Weltsicht. Vergleich zum Liturgy-Output zwar natürlich deutlich ruhiger, Um die Analyse genau solcher Weltsichten geht es in einer aber Parallelen sind klar erkennbar. Überhaupt liegen Shoegaze, aktuellen Symposiumsreihe, die sich mit Black Metal-Theorie Postrock und Ambient musikalisch gar nicht so weit von Black beschäftigt (blackmetaltheory.blogspot.com). Ende November Metal entfernt. Alle Genres haben durch Verzerrung, Noise und findet in Dublin – nach New York und London – die bereits dritdie kreierte Wall-of-Sound eine ähnliche Herangehensweise. In te Ausgabe statt. Beteiligt sind theorieverliebte Fans ebenso wie der Zuwendung zu den dunklen Seiten der menschlichen See- Universitätsprofessoren oder Bands. Die wissenschaftliche Aufle gibt es aber auch ästhetisch durchaus Gemeinsamkeiten. So arbeitung von Black Metal ist zwar nicht neu, aber bisher stand ist es keine Seltenheit, dass frühere Black Metal-Bands eben vor allem der politische Extremismus im Mittelpunkt. Popthejene Genres für sich entdecken. Die bekanntesten Beispiele sind oretiker Dietmar Dath bereitete diesen Blickwinkel schon im wohl Ulver aus Norwegen, die über Neofolk bei Ambient gelan- Jahr 2000 in seinem »testcard #9: Pop und Krieg«-Beitrag »Die det sind oder Alcest aus Frankreich, die momentan die Speer- Ambivalenz der Moderne. Black Metal zwischen Avantgarde und spitze der Black-Metal-Shoegaze-Strömung (black-metal-sho- Faschismus« sehr gründlich auf. Die norwegische Band Burzum egaze.blogspot.com) bilden. nimmt in seinem Beitrag eine zentrale Rolle ein. Mastermind Varg Vikernes, ein bekennender Neonazi, der bis vor Kurzem noch Bio Black Metal wegen Mordes am Mayhem-Gitarristen Euronymous im GefängAm klassischen europäischen Black Metal-Sound à la Emper- nis saß, scheint überhaupt sehr inspirierend zu sein. So schaffte or und Burzum orientieren sich hingegen Wolves In The Throne er es über Umwege ins Whitney Museum of American Art, als Room. Auch ihre Hinwendung zum spirituellen Naturalismus der US-Künstler Banks Violette im Jahr 2005 jene ausgebrannte unterscheidet Nathan und Aaron Weavers nicht von Bands aus norwegische Kirche nachbaute, die am Cover der Burzum-EP den 90ern. Anders als ihre Vorgänger, die voll in die Romantik- »Aske« zu sehen ist. Dazu gab es eine Sound-Installation von falle tappten und bald von nationalistischen Tendenzen und Thorns Ltd. Violette beschäftigt sich in seiner Kunst regelmäßig schließlich National Socialist Black Metal überrannt wurden, hat mit Black Metal, Ritual- und Selbstmorden – oft begleitet von das Brüderpaar aber eine Punk-Vergangenheit. Seine Wurzeln musikalisch extremen Soundtracks. Die Musik zu einer späteren liegen in der radikalen Öko-Punk-Bewegung Earth First, deren Ausstellung stammte u.a. von Sun O))). Mitglieder schon mal Nägel in ganze Wälder schlagen, damit die Bäume nicht mit Kettensägen gefällt werden können, oder sich Die Hipster kommen an Bulldozer ketten, um Rodungen zu verhindern. Richtige TreeWarum ist die Zeit jetzt aber wieder reif für eine neue Black hugger sozusagen. Dieser Ökokampf fließt auf eine spirituelle Metal-Welle? Erst die Abkehr von politischen ExtrempositiArt und Weise in ihre Texte ein. Die damit verbundene Kritik an onen machte überhaupt eine Revitalisierung möglich. Die Kritik einer materialistischen Welt ist im Black Metal zwar nicht neu am Materialismus, die intensive Naturverbundenheit sowie die – die rechte Szene stellte die Natur sogar über die Gesellschaft – starke Spiritualität ziehen immer mehr szenefremde Fans an. Die trifft aber momentan gerade den Nerv der Zeit. Man denke nur schon erwähnten Alternative Metal-Acts um Sun O))) haben bean die oppositionelle Occupy Wall Street-Bewegung, die die US- reits in den letzten Jahren ein Publikum abseits von Metalheads Behörden seit Wochen in Atem hält. auf diese Art von Musik vorbereitet. Dazu kommt noch die AufAaron Weaver hat sich aber auch abseits seines Musikerlebens arbeitung in Theorie und Kunst sowie ein gesteigertes mediales von der Idee des unendlichen existenziellen Wachstums und des Interesse. Warum auch viele Hipster von Black Metal angezogen materiellen Komforts losgesagt. Gemeinsam mit einem Kollektiv werden, liegt aber mitunter daran, dass auch viele szenefremde betreibt er einen autarken und nachhaltigen Bio-Bauernhof in Bands und Labels, die Black Metal-Ästhetik (Corpsepaint, NieOlympia, Washington, von dem aus Bauernmärkte, Restaurants tenarmbänder, Patronengürtel, satanistische Symbole oder verund Familien in der Stadt beliefert werden. Es scheint, als fühle schnörkelte Logos) einfach übernommen haben. Während Hypesich Wolves In The Throne Room in gewisser Weise dem aus Bands wie Wavves oder Crystal Castles diese Elemente in ihre der Punk-/Hardcore-Szene bekannten DIY-Prinzip verpflich- Patchwork-Identität aufgenommen haben, erlaubte sich das tet – früher für die Metal-Szene undenkbar. Dass sie sich auf Wiener Label Fettkakao einfach einen Spaß und produzierte eiihrer Farm ein eigenes Studio eingerichtet haben, überrascht nen Totebag mit Black Metal-Logo. aber nicht weiter. Dort wurde auch die Grundlage zum aktuellen Wie der Blog fuckyeahhipsterblackmetal.tumblr.com oder die Album »Celestial Lineage« geschaffen, das nicht nur von Pitch- Hipster Black Metal-Gruppe auf Last.fm zeigen, beschränkt sich fork mit dem Prädikat »Best New Music« geadelt wurde, son- diese Entwicklung längst nicht mehr auf die USA. Auch in Eudern auch einen Meilenstein im US-Black Metal darstellt. Auch ropa sprießen neue Black Metal-Bands, abseits dumpfer rechter wenn Wolves In The Throne Room ihr Beitrag zur Erweckung der Parolen und totalem Welthass. Also, liebe europäische Metaller: Szene sehr wohl bewusst ist, will man künftig zwar noch Alben Auch ihr müsst euch künftig vor den Hipstern fürchten! ¶ AU S GA B E 1 2 2 / 0 2 9 ◄
► James Ferraro ► Far Side Virtual – Durchsichtige Gegenwärtigkeit als Album
Diese Familie liebt das neue Album von James Ferraro. Das liegt daran, dass sie selbst so wie »Far Side Virtual« ein vollkommen austauschbares Konsumwelten-Abziehbild ist. Und also große Kunst.
hypergogic pop Das Doppel-Gestern von hypnagogischem Pop ist endlich Retro-Retro. Das, was man sich früher immer als Zukunft vorgestellt hat, ist längst schon wieder vorbei. James Ferraro liefert mit »Far Side Virtual« ein Album, das so gegenwärtig ist, dass es weh tut. Aufwachen, bitte! Bling!
Ocarina Of Time
und die scheinbar komplett austauschbaren Sounds entsteht eine blank polierte Fensterscheibe, ein filigranes Gut, das komplett durchsichtig zu sein scheint und sich irgendwo an den Rändern dessen, was wir wahrnehmen, einnistet.
Playstation 3, Facebook Chat, Garage Band, Skype, Second Life, Das Ende des Zynismus iPad – all diese kleinen Teilchen und Informationsbrösel glitzern Verbindend bleiben die schönen Erinnerungen, die Fensterdurch das Ethernet und machen ständig Sounds und transfor- fronten an der Wallstreet, die – auf einer Seite spiegelnd auf der mieren sich allmählich in etwas Neues, noch weitgehend Un- anderen durchsichtig – sinnbildlich für Ferraros Album stehen: verständliches. Wenn nämlich die Playstation morgens mit der Alles ist durchlässig, spiegelt sich immer wieder selbst und erersten Bong startet und zum zigtausendsten Mal ihr Startup- scheint dann auf der anderen Seite aufs Neue. Das ist gleichzeiSound erklingt, ist das längst schon mehr »hypnagogisch« als tig New-Age-Spiritualität und Tumblr-Religion. Diversifikation verwaschene Kindheitserinnerungen an die Plattensammlung der und Zusammenspiel, Vernetzung und Vereinsamung. Der Sound Eltern oder anderer romantischer Zierart aus der Vergangenheit. ist tief kommerziell, die Hintergrundmusik zu einem Shoppingtrip in der Mall of America. Das ist teilweise gar nicht so einfach anzuhören und verlangt vom Rezipienten einen gewissen Willen Generikum als Distinktion Das akribische Zusammentragen physikalischer Objekte ist in sich auf die Thematik einzulassen und sich mit den glitzernden einer post-physischen Welt dem Sammeln von Gefühlen, Eindrü- und nervigen Artefakten der Gegenwart zu konfrontieren. Wenn cken, visuellen Reizen und Sounds gewichen. Das O- wird zum in ein paar Tausend Jahren ein Zukunftsarchäologe irgendwo Abjekt und das seismisch-schlingernde kollektive Bewusstsein eine Kiste ausgräbt, wird darin James Ferraros Album neben eigerät ein weiteres Mal ins Staunen, wenn die letzte mögliche ner Ausgabe der Microsoft Encarta von 1997 und einer Limited Musik ein mit Leere kandiertes Fahrstuhlalbum mit Presets ist. Edition Karl Lagerfeld Coca-Cola-Light-Dose zu finden sein. Von Auf seiner Platte »Far Side Virtual« macht James Ferraro genau meinem iPad gesendet. ¶ das: Er nimmt bekannte Melodien, gewohnte Sounds und schichtet Tracks, die eher Hintergrundmusik für eine Powerpoint- »Far Side Virtual« von James Ferraro ist bereits via Präsentation als Pop sind. Durch diese totale Gegenwärtigkeit Hippos In Tanks / Altered Zones erschienen.
text Michael Aniser
James Ferraro ist bei Weitem kein Unbekannter, seine Post-Noise-Platten wurden in den letzten zehn Jahren ausgiebig sowohl von Simon-RetroReynolds als auch David-Wire-Keenan besprochen und zusammen mit seinem Brother-inTape Spencer Clarke war er lange Zeit als The Skaters unterwegs und mischte nostalgisch die Noise-Szene auf. Im Laufe der Zeit dürfte er soviele retrofuturistische Artefakte angesammelt haben, dass es irgendwann zum Overkill kam. Alte Synthies, ausgeleierte VHS-Tapes und alle möglichen weiteren Marginalien der Trash- und Pop-Kultur bildeten sein Repertoire, dann hat er sich ein MacBook angeschafft.
► Ma hler : Remi x z un d Lil lev an a-H yb rid e vo n Fe nn es ► Kla ssi k-E lec tro nic
lust, tod, leiden, liebe
text Michael Kirchdorfer BILD lillevan
Der österreichische Soundpionier Fennesz begibt sich mit dem Berliner Videokünstler Lillevan auf die Suche nach Mahlers Melancholie. Die Spur endet in einem Remix, der Reminiszenz und Symbiose zugleich ist. Musik ist die Sprache der Seele. Seelenverwandte, so sagt man, kommen sich nicht mit Worten näher, sondern durch die Gefühle des Anderen, mit denen sie im Einklang zu schweben scheinen. Der österreichische Elektronik-Pionier Fennesz, für sich selbst stehend ein Meister der experimentellen Melancholie, scheint diesen Seelenpartner in Gustav Mahler gefunden zu haben. Der große Komponist schrieb Symphonien und Lieder über Lust und Tod, über Leiden und Liebe. Er schuf Musik, die so nah an der Perfektion lag, dass eine Umdeutung in die Gegenwart nahezu unmöglich wirkt. Fennesz ging darauf ein – und kreierte dabei ein zutiefst eigenständiges Werk – welches ganz im Geiste Mahlers steht. »Mahler: Remix« wurde im März 2011 beim Liedlab uraufgeführt. Zusammen mit dem Berliner Videokünstler Lillevan stellte Fennesz dabei einen audiovisuellen Dialog zum Kanon des Komponisten her: Samples und Stimmvertonungen, Versatzstücke, experimentelle Sounds und elektronische Okkupationen versuchen eine Neupositionierung. Die Klassik-meets-Electronica-Perfomance wurde nun als Teil der DVD-Edition »Gustav Mahler Lied Collector’s Edition« kongenial in ein neues mediales Setting überführt. »Mahler: Remix« ist kein bloßer Konzertmitschnitt einer Live-Performance, sondern ein visueller und auditiver Gesamtentwurf.
Spaltung und Synästhesie
Fennesz hüllt Mahlers Liedgut nicht einfach in ein elektronisches Gewand, er fügt vielmehr Mahler in sein eigenes Werk ein. Was dabei entsteht, ist Harmonie und Avantgarde, Experiment und Reminiszenz, Spaltung und Synästhesie. Fakt ist: Mahlers Werk ist Musik, die man nicht verbessern kann. Was aber sehr wohl gelingt, ist, Teile aus dieser Musik herauszugreifen, und sie in einen neuen Kontext zu setzen. So wie es auch Mahler wichtig war, aus der klassischen Harmonik auszubrechen und eine freie Tonalität zu entfalten, der Spätromantik zu ent
fliehen, so geht auch Fennesz mit dem Erbe des Künstlers um. Der künstlerische Akt des Musizierens ist in den Hintergrund getreten. Die visuelle Komponente wird bestimmt von Lillevans Licht- und Schattenspiel. Es gibt nichts Figuratives und keine Narration der Bilder – sie zeichnen Texturen und vereinen sich mit den Gefühlen, die der Musik entspringen. Es gibt keine Trennung der Sinneseindrücke, sie gehen ineinander über. »Mahler: Remix« ist nicht Musik, ist nicht Bildschau, sondern Kunst. Der dynamische Bogen – ein Remix ist ja auch Teil der eigenen, das Material bearbeitenden Persönlichkeit – öffnet in Respektbezeugung und mündet in Symbiose. Es sind Eindrücke über die Splitter getrennt verbrachter, aber gleichgesinnter Zeit, in deren Spiegelung der Geist Mahlers und das künstlerische Schaffen von Fennesz sich zu einem Werk vereinen. Was den beiden Künstlern innewohnt, ist ihr Hang zur melancholischen Seligkeit. »Mahler: Remix« ist in diesem Sinn ein Konstrukt orgiastischer Lebensfreude, eine Verinnerlichung der großen, majestätischen Momente und ein Zerbrechen im Dunkeln in erdrückender Einsamkeit und Angst. Diese Gefühle ziehen hin und her wie das Echo einer fernen Melodie. Samples und Stimmen, ein Singsang trostloser Zuneigung, brechen kurz den Rhythmus dieser Melodie, nur um dann in sie überzugehen. Es ist eine Melodie, die keiner neuen Töne bedarf, schwingt sie doch still und unnachgiebig stets mit im Uhrwerk der Zeit. Doch Fennesz hat die alten Töne richtig getroffen und neu kontextualisiert, und Lillevan hat ein lebendiges Bild dazu gemalt. »Mahler: Remix« ist für sich selbst stehend deshalb auch keine blasse Huldigung an den Komponisten – sondern große Kunst, die mit großer Kunst zu verschmelzen versucht. ¶ Die Box »Gustav Mahler Lied Collector’s Edition« erscheint im Dezember 2011 bei Departure / Hoanzl und umfasst 7 DVDs mit Liedvisualisierungen des Liedlab 2011 und ein Hardcover-Buch mit 192 Seiten. AU S GA B E 1 2 2 / 0 3 1 ◄
Howard Marks »M r. N i ce « Die Kiffer-Legende im Kino und im Interview
Super Furry Animal Rhys Ifans als Hanf-Schmuggel- und Teeny-Literatur-Legende Howard Marks in »Mr. Nice«.
high–light Sie waren während Ihrer aktiven Zeit auf der Liste der Top-Verbrecher der USA. Ein beachtlicher Werdegang von Kenfig Hill in Wales über Oxford als Student bis ins globale Business des HaschischSchmuggels. Nun, ich wollte garantiert nicht der größte Drogenschmuggler werden. Jedoch wie so vieles im Leben, passieren solche Dinge, die alles komplett verändern, zufällig, indem sie sich einfach mit der passenden Gelegenheit ergeben. Haben Sie selber auch angebaut, Hanfpflanzen eigenhändig gezogen? Ich habe keinen grünen Daumen, ich bin und war immer nur am fertigen Produkt interessiert. Das können andere besser. Und heute rauchen Sie noch immer Joints, oder greifen Sie lieber zu Hanfgebäck, den Hasch-Cookies? Jaja, freilich rauche ich auch weiterhin, warum sollte ich es nicht tun? Manchmal versteige ich mich zu den Cookies. Aber es dauert mir zu lange, mich davon zu erholen – vielleicht eine Altersfrage. Am besten bekommen sie mir vor dem Schlafengehen aus Entspannungsgründen. Sie sagen, der Konsum von Hanf oder Hasch ist Ihr Menschenrecht? Es ist mein verdammtes Menschenrecht, jede Pflanze, die in der Natur vorkommt, frei anbauen und konsumieren zu dürfen. Warum sollte ich das nicht so sehen? Sie wurden 1988 in Spanien von der US-Behörde gekidnappt und verschleppt, vor den Augen Ihrer Frau und im Beisein
Ihrer Kinder. Wenn Sie Widerstand geleistet hätten, wäre Ihre Frau auch verhaftet worden, schreiben Sie. Leben Sie noch in Spanien? Und gibt es Probleme, wenn Sie im Zuge Ihrer Vortragstätigkeit auf Reisen gehen? Ja, so war das damals. Nein, ich bin weggezogen. Seit etwa acht Jahren lebe ich in Leeds in England. Probleme habe ich inzwischen nicht mehr. Allerdings kann ich nicht in jedes Land einreisen mit meiner Vergangenheit. Ich kann definitiv nicht in die USA, um medizinisches Marihuana zu bekommen. Auch China lässt mich nicht mehr ins Land. Wie auch Australien … Gibt’s dafür offizielle Begründungen? Ich bin bei denen unerwünscht, weil ich deren Gesetze gebrochen habe. Aber ich wurde von diesen Ländern nie verurteilt. Schwamm drüber, damit werde ich leben müssen. Während Ihrer kriminellen Laufbahn brachten Sie es auf 43 Identitäten, 89 Telefonnummern in der Vor-Händy-Ära und 25 Import-Export-Gesellschaften, die einem einzigen Zweck dienten. Jetzt wurde Ihr Leben verfilmt – wie ist es, sich auf der Leinwand zu sehen? Es ist verstörend! Ich mag es und es ist eine Ehre, sein Leben verfilmt zu sehen. Außerdem ist Rhys (Anmerkung: Ifans, der Hauptdarsteller) ein Freund von mir, er stammt wie ich aus Wales, und ich kenne ihn seit seiner Zeit bei den Super Furry Animals.
Hatten Sie eigentlich damals einen Ghostwriter für das Buch, das nun als Vorlage für den Film diente? Nein, warum sollte ich? Bei meinem Leben hatte ich ja auch keinen Ghostwriter – und hätte den auch nicht benötigt. Am Buch habe ich neun Monate geschrieben. Ich finde, alle guten Dinge sollten neun Monate brauchen. Inzwischen sind Sie 65 Jahre alt geworden, sehen aus wie ein Überlebender der Rolling Stones, haben vier erwachsene Kinder. Bleiben da noch Erwartungen ans Leben? Und wie ist das Feedback Ihrer Kinder? Nein, weitere 25 Jahre Knast gehen sich ja nicht mehr aus! Die Kinder sind erwachsen. Ich bin auch nicht mehr verheiratet. Manchmal sind die Kids stolz auf mich, etwa auf einem Festival oder wenn sie in einen Club in London reinwollen. Oder wenn ich wo als DJ auflege, was ich gelegentlich tue. Dann berufen sie sich auf ihren alten Vater. Und zieht man dann Generationen übergreifend gemeinsam einen Joint durch? Nein, da mische ich mich nicht ein. Ich berate sie vielleicht, wenn sie darauf Wert legen sollten. Aber ich brauche sie weder zu ermutigen noch zu entmutigen. Das tut schon die Gesellschaft selbst. ¶ »Mr. Nice« (Polyfilm) ist seit 21. Oktober im Kino zu sehen und startet am 25. November auf Blu-ray und DVD (Koch).
interview Karl Weidinger BILD karl weidinger
Howard Marks landete mit seiner Autobiografie einen PubertierendenKlassiker – und ist nun als »Mr. Nice« auch im Kino angekommen. Der charismatische Ex-Drogenschmuggler besuchte die Hanfmesse in Wien-Vösendorf.
dR AK E’ s dE cE ► UN ch AR TE d 3: am Hö he pu nk t es am -G ► Ho lly wo od
PT IO N
drake’s limits
TEXT harald KoberG BILD Sony coMPuter entertaInMent
Mit Titeln wie »Uncharted 3: Drake’s Deception« ist die Annäherung von Games an das Blockbuster-Actionkino fast vollbracht und stößt gleichzeitig an ihre Grenzen. Hollywood ist auch nicht mehr das, was es schlüssigen Übergängen in die Cutscenes. Das wenig innovative einmal war. Von Universal einmal abgesehen Konzept eines Third-Person-Shooters mit einzelnen Rätsel- und sind die Studios abgewandert. Was bleibt, ist Kletterpassagen wird so zu einem mitreißenden Abenteuer mit der Name, der flächendeckend und undifferen- starken Identifikationsfiguren und mehreren fachmännisch aufziert für amerikanische Unterhaltungsfilme gezogenen Spannungsbögen. Ausschlaggebend dafür ist die Vergebraucht wird; und seit einiger Zeit auch für meidung von allem, was aus der Spielwelt herausreißt – allem Bildschirmspiele. So soll es nun so etwas wie Hollywood Games voran Übergänge zwischen den Szenen, die den Erzählfluss ungeben – aufwendig inszenierte Spiel-Geschichten à la »Unchar- terbrechen, lange Ladezeiten und grobe Darstellungsunterschiede ted«, die nach Blockbuster-Manier zum Happy End führen und zwischen Spiel und Video. am Weg dorthin nicht auf große Effekte und eine kleine RomanSeitens der Spiele-Entwickler ist man den Filmen einige ze verzichten. Grundsätzlich ist das nichts Neues. Die Spielein- Schritte nähergekommen. Und auch von der anderen Seite gibt dustrie bemüht sich schon um Annäherung an die Ästhetik der es Annäherungen. Spätestens seit die »Bourne«-Trilogie das Actionfilme, seit die Kinderschuhe zum ersten Mal zu drücken Actionkino ästhetisch revolutioniert hat, sind Game-Elemente begonnen haben. Und seit der scUmm-Engine der späten 1980er hier gang und gäbe. Beide Seiten haben sich also aufeinander und »Indiana Jones And The Last Crusade« war man regelmä- zu bewegt. Wer nun aber – beseelt von geläufigen Konflikt-Maßig der Meinung, dem Ziel schon sehr nahe zu sein. Doch mit nagement-Theorien – auf eine Verschmelzung hofft, wird entwachsenden technischen Möglichkeiten zeigt sich, dass es hier täuscht werden. Und das ist gut so. Trotz aller Freude über die nicht nur um pixelfreie Grafik und makelloses Motion Capturing ansprechende und bestens inszenierte Handlung von »Unchargeht. Im frischen Jahrtausend wurde es möglich, richtig hübsche ted 3« ist diese fast belanglos, sobald eine Horde von Feinden Videos zu animieren. Und gleichzeitig wurde offensichtlich, dass auftaucht, die beschossen werden will. Klar bleibt sie im Hintersich Actionspiele oft an ihre filmischen Vorbilder anbiederten. kopf und bereichert auch die Spielsequenzen, doch während sich Aber auch die feinsten Zwischensequenzen können eine Stim- das Filmpublikum voll und ganz dem Handlungsfaden hingeben mung nicht aufrecht erhalten, die nicht auch während des Spiels kann, müssen Spieler Aufgaben erfüllen. Und um die möglichen geschürt wird. Und wenn auf eine nervenzehrende Schleichpas- Lösungswege überschauen zu können, müssen sie sich bewusst sage in »MetalGear Solid« zwanzig Minuten liebevoll gerenderter machen, das alles nur ein Spiel ist. Mit Freiheiten, aber auch mit Videos folgen, fällt es schwer, diese überhaupt mit den gerade klaren Grenzen. erbrachten Leistungen in Verbindung zu setzen. Bildschirmspiele sind die Jungspunde unter den Medien und so orientieren sie sich noch an dem, was vorher war. Auch das Medium Film hat Jahrzehnte gebraucht, bis vor den KameSCHLÜSSIGE ÜBERGäNGE Natürlich kann diese Entwicklung auch einige echte Errun- ras nicht mehr Theater gespielt wurde. Und ohne Zweifel gibt genschaften vorweisen. Der vielgepriesene Fortschritt hat den es innovativere Spiele, die die Kulturtechnik Games weiter voQualitätsunterschied zwischen Spiel- und Videografik margina- rantreiben. Als technisch aufwendiges Hollywood Game zeigt lisiert. Und die wegrationalisierten Ladezeiten machen nahtlose aber »Uncharted 3« auf höchst unterhaltsame Weise, was gerade Übergänge möglich. Die drei »Uncharted«-Titel haben sich das möglich ist. ¶ Potenzial der PS3 zunutze gemacht und liefern filmnahe Action mit Dialogen während der Spielsequenzen und unauffälligen, »Uncharted 3: Drake’s Deception« ist bereits für PS3 erschienen. AU S GA B E 1 2 2 / 0 3 3 ◄
► Fa s hion L a b el s ► E in kleines Best-of vom Feschmarkt
das prinzip
wundertUEte Gut kombiniert, schnell kopiert: Der Wiener Feschmarkt bringt junges Design an ebensolche Menschen. Handverlesen: vier Aussteller im Kurzporträt. War Wien vor einigen Jahren in Punkto Design noch eine relative Wüste, hat sich in den letzten Jahren ein Menge getan. Sowohl Vorreiter als auch Zeichen dieser Entwicklung ist der Feschmarkt Ende November. Das mittlerweile oft kopierte Konzept dahinter: Jungdesigner und designinteressiertes Publikum mit niederschwelligen Angeboten zusammenzuführen. Deshalb sollen sowohl die Standmieten als auch der Eintritt gering gehalten werden. Zuletzt zog das tausende Besucher an und bot den Nachwuchskreativen eine meist ungewohnt große Bühne, um ihre Werke anzupreisen. Besonderes Special waren die »Feschsackerl«-Stoffbeutel, die nach dem Prinzip Wundertüte funktionieren. 2011 steht im Zeichen der Expansion: Der Feschmarkt erstreckt sich über ein ganzes Wochenende (in der Ottakringer Brauerei), im Ragnarhof gibt’s mit der »Fete’Fesch« eine Party. ¶ www.feschmarkt.at
text jonas vogt BILD lisa-maria trauer, Paperphine, Sitflip, Excellenz
The Two T’s
PaperPhine
GEGRÜNDET: 2010 von Vered Tenner und Liesa Takagi GEGRÜNDET: 2009 von Linda Thalmann STEHT FÜR: beidseitig tragbare Krägen und Präzisionsarbeit von eigener STEHT FÜR: Papierschnüre, Papiergarne und feine Schmuckstücke aus Hand – von lässigen Krägen mit knalligen Farben bis zu luxuriösen Kreati- ebendiesen. Den Grundsatz, das Leben schöner zu machen mit reduonen aus Leder und Spitze. Durch die individuell zusammenstellbaren Bän- ziertem Design aus einem umweltverträglichen Material. Die Überzeugung, der zum Schließen der Krägen hat jedes Modell seinen persönlichen Reiz. dass Papier mehr ist als »nur« ein billiges Wegwerfprodukt. Nach Jahren KOMMEN AUS: Modeschule Wien im Schloss Hetzendorf. des Experimentierens werden die Waren aus einem hellen Hinterhofatelier KUNST VS. DESIGN: »Kunst ist etwas, was wir wie Wasser in unserem in Wien mittlerweile in die ganze Welt verschickt. »Zusätzlich interessiere Leben brauchen, jedoch braucht Kunst – nicht unbedingt allen praktischen ich mich für alte textile Techniken und insofern entsteht aus wiederentAnforderungen des Alltags zu genügen. Design wird dagegen von der Kunst decktem Material in Kombination mit neuinterpretierten Techniken ein erst abgeleitet, aber so durchdacht, dass es in etwa doch den Alltagsanfor- neues Ganzes«. derungen entspricht. Daher machen wir Design, denn unsere Arbeiten sind AKADEMISCHES FUNDAMENT: Kunstuni Linz. eine für die Praxis gedachte Neuinterpretation von klassischen Schnitten, KUNST VS. DESIGN: »Es sind Produkte, die das Leben schöner machen wie sie die Mode zum allgemeinen Nutzen bereits hervorgebracht hat.« (hoffentlich) – insofern ist die Frage nach Kunst oder Design hinfällig.« DENKEN AN: spezielle Zeitgenossen, Männer wie Frauen. »Da unsere DENKT AN: Leute, die das Besondere schätzen oder auch gerne einmal Kragenkollektion sehr vielseitig hinsichtlich Farben, Materialien und Kom- ein ungewöhnliches Material selbst ausprobieren wollen. »Papiergarnbinationen ist, haben wir unser Label bewusst nicht auf eine bestimmte schmuck wird zumeist von Frauen gekauft, da sich viele Männer anscheiAlters- oder Geschlechtsgruppe festgelegt, weil wir der Meinung sind, dass nend nicht trauen, ›nur‹ Papier zu schenken – wobei sich vor klassischen ein Kragen sich an jeden Typ Mensch anpassen und je nach Geschmack in- Geschenktagen wie Weihnachten auch der Männeranteil unter den Kunden dividuell kombiniert werden kann.« langsam erhöht.« GIBT’S AB: 50 und 100 Euro GIBT’S AB: Für jeden und jede etwas dabei. UND WIEN? »Gott sei Dank hat sich in Wien in den letzten Jahren einiges WIESO MODE / KUNST / DESIGN? What else? bezüglich Design und Mode getan. Immer wieder werden verschiedene SCHATTENSEITEN: »Die Trennung zwischen Beruflichem und Privatem Events für Jungdesigner angeboten, um ihre Waren auf den Markt bringen ist nicht immer einfach und oft auch einfach nicht möglich, was zwar für zu können. Trotzdem hat Wien noch einen weiten Weg vor sich, um an Di- mich selbst kein Problem ist, aber für die Beziehung dann doch manchmal mensionen wie London, Paris oder Antwerpen heranzukommen. Da wir ein anstrengend sein kann (Mein Freund kennt mittlerweile mehr Designshops, internationales Team sind – Takagi ist Japanerin, Tenner Israelin – haben Museen, Designbücher etc. als ihm lieb ist).« wir von Anfang an unser Label international erfolgreich vermarktet und — www.paperphine.com unsere Produkte verkauft. Uns ist der Bezug zu unseren Heimatorten und gleichzeitig Inspirationsstädten Wien, Tokio und Tel Aviv sehr wichtig; daher haben wir unser Logo auch mit eben diesen Städten gekennzeichnet.« — www.two-ts.com AU S GA B E 1 2 2 / 0 3 5 ◄
Sitflip
Excellenz
GEGRÜNDET: 2010 von Jörg Volgger GEGRÜNDET: von Susanne Begusch und Sebastian Bauer STEHT FÜR: D.I.Y., Mobilität und Zweckentfremdung. Es geht darum, sich STEHT FÜR: Klare Linien – »UNI-FOR-MEN & WOMEN«. Als eines der wenicht den Blick verstellen zu lassen. Schönheit und Funktion auch in Dingen nigen jungen Modelabels bietet Excellenz sowohl Herren- als auch Damenzu erkennen, wo man sie nicht erwarten würde. Das Zusammenspiel aus mode im Rahmen seiner »Cruise Kollektion« an. Form, Material und Technologie. »Und letztlich auch, meine beiden Leiden- KOMMEN AUS: Fachfremden Studien. »Kennengelernt haben wir uns bei schaften – Design und Skateboarding – zu verbinden«. einem Praktikum bei einer sehr bekannten Wiener Herrenmodedesignerin.« HINTERGRUND: Studium der Architektur an der TU Wien und der École KUNST VS. DESIGN: »Kunst und Design beschreiten immer einen sehr Nationale Supérieure d’Architecture de Marseille. »In Marseille habe ich schmalen Wandelgrad. Für uns schließen sich diese beiden Begriffe jemir erstmals den Freiraum geschaffen, mich intensiv mit Produktdesign doch nicht aus, sonder fußen aufeinander und profitieren sogar voneinanauseinanderzusetzen.« der. Kunst kann ohne Design nicht existieren wie auch umgekehrt, deshalb KUNST VS. DESIGN: Das aktuelle Projekt ist am ehesten im Bereich des fließen bei uns beide ineinander und ergänzen sich auf großartige Weise Limited Edition-Designs einzuordnen. Es hat einen stark experimentellen miteinander.« Charakter – es funktioniert bei diesem Projekt tatsächlich so, dass man die WIESO MODE / KUNST / DESIGN? »Wir wollten / wollen etwas schaffen, Einzelteile des Stuhls, also die drei Boards, als eigenständige Blickfänge an das uns zufrieden stellt. Unsere Arbeit gibt uns die Möglichkeit, uns in die Wand hängen kann. vielfältigster Weise zu verwirklichen, was, wie wir denken, nur wenige MenDENKT AN: »Junges, urbanes und kunstinteressiertes Publikum. Span- schen von ihrem Job behaupten können. Solange dies gegebenen ist und nend ist es, zu beobachten, dass sich Menschen, von denen man es sich es zu keinen kreativen Mangelerscheinungen kommt, werden wir weiterhin nicht erwarten würde, richtig für das Projekt begeistern können.« in der Modebranche tätig sein« GIBT’S AB: Die Stühle werden in zwei verschiedenen Ausführungen an- EIN THEMA GIBT ES AUCH: »Ganz intensiv beschäftigen wir uns mit dem geboten: die »Worn Series« – gebrauchte Boards, und die »Artist Series« Thema Uniformen, denn sie erzählen eine Geschichte und projizieren ein – von Künstlern gestaltete Boards. Alle werden in einer Kleinserie produ- Image. Eine Geschichte über Wünsche und über die Rolle, die wir gerne ziert und sind dezidierte Einzelstücke, da sie durch die Gebrauchsspuren auf der Bühne des Lebens spielen möchten. Uniformen wecken Vertrauoder die künstlerische Gestaltung eine Geschichte erzählen, die sich nicht en und Respekt, schaffen Distanz und zeichnen sich durch Charisma und wiederholt. Sicherheit aus.« UND WIEN? »Wien ist durch das vielfältige kulturelle Angebot und der DENKEN AN: Designliebende Kunden mit dem »Sinn für schöne Dinge«. lebendigen Szene ein sehr geeigneter Ort, um Ideen anzudenken und sich GIBT’S AB: 35 bis hinauf zu 175 Euro. mit anderen auszutauschen. The Sitflip ist wie gesagt das erste Projekt, KUNST ODER KOMMERZ: WO IST SCHLUSS? »Das Preis-Leistungsverdas ich selbst umsetze. Ideen gibt es eine Menge und ich hoffe, ich kann hältnis muss stimmen, daher kostet unsere Bekleidung genau so viel, wie einige von ihnen umsetzen. Wo ich in fünf Jahren sein werde, wohin es mich sie wert ist – nicht mehr und nicht weniger.« noch verschlagen wird, kann ich nicht vorhersehen. Wien wird auf jeden Fall — www.excellenz.at immer eine wichtige Rolle für mich spielen.« — www.thesitflip.com
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21 . 1 . 2012 ARENA WIEN KETTCAR I NADA SURF KAIZERS ORCHESTRA FRITTENBUDE MEDIENGRUPPE TELEKOMMANDER FIVA & DAS PHANTOM ORCHESTER CITIZENS! I LONELY DRIFTER KAREN GIANTREE (ABSCHIEDSSHOW)
FM4 DJS I FM4 COMEDY I FM4 MODERATION VVK: EUR 24,- I BEI JEDEM SATURN, OETICKET.COM, WIENXTRA-JUGENDINFO UND ARENA.CO.AT. I AK: EUR 26,DREIRAUM HOSTED BY
FM4.ORF.AT
► Design-Blogs ► K reative Bilderflut kritisch betrachtet
great! terrific! o immer zurzeit eine größere Veranstaltung zum Thema Design stattfindet: Marcus Fairs war schon da. In Medienkreisen wird der Initiator von dezeen. com als eine Art Mark Zuckerberg der Design- und Architekturpublizistik abgefeiert. Da schadet es nicht, wenn die passende Gründungslegende zur Hand ist: Er habe den Blog vor fünf Jahren mit ein paar Pfund Grundkapital gelauncht, mittlerweile verzeichne er mehr als zwei Millionen Besuche pro Monat. Jährliche Traffic-Verdoppelung ist ebenfalls kein schlechtes Verkaufsargument. Denn dass der ausgebildete Designer und Publizist mittlerweile ordentlich Kohle macht, versteht sich von selbst. Nicht nur mit Bannerwerbung und Editorial Promotion, sondern auch mit der Plattform dezeenjobs.com, wo Büros nach Kreativen angeln können, mit einem Online-Designeruhren-Shop oder mit dem Londoner Pop-Up-Shop The Temporium, wo man von 1. bis 24. Dezember Design-Zeugs shoppen kann. Kürzlich wurde dezeen.com vom Time Magazine in die Liste der 100 einflussreichsten Kräfte in der globalen Designszene aufgenommen.
Nichts ohne Bilder
Wie so oft bei Internet-Erfolgsgeschichten scheint die Ausgangsidee von dezeen.com simpel zu sein: »Unsere Mission ist es, eine sorgfältige Auswahl der besten Architektur-, Designund Innenraum-Projekte aus der ganzen Welt vorzustellen – vor
allen anderen.« Jeder kann ein Projekt einreichen, die Chance auf ein paar Stunden »Ruhm« ist allerdings nicht sehr groß, denn nur etwa fünf Projekte werden pro Tag präsentiert. »Ich alleine bekomme 200 Projekte pro Tag vorgeschlagen«, so Fairs, »und unser Redaktionsteam besteht aus vier Personen.« Ordentlich anstrengen ist also angesagt, ohne exzellentes Bildmaterial braucht man gar keine E-Mail zu schicken. »Ich lese normalerweise die erste Zeile einer Anfrage und springe dann automatisch zu den Bildern weiter«, erklärt Fairs seine Vorgangsweise. Nicht gerade viel Zeit für eine genauere Auseinandersetzung mit einer Idee, einem Produkt oder einem Gebäude, das über Jahre hinweg entwickelt und geplant wurde. Bleibt da nicht etwas auf der Strecke? Muss der Entwerfer stets die Medientauglichkeit eines Entwurfes mitdenken? Und können sich jüngere Designer exzellentes Bildmaterial überhaupt leisten? »Bei den heutigen technischen Möglichkeiten gibt es keine Ausrede für schwache Bilder«, ist sich Marcus Fairs sicher. »Es genügt nicht, eine gute Idee zu haben, sondern man muss sie bildlich so präsentieren, dass sie überwältigt und eine Geschichte erzählt.« Mit Oberflächlichkeit habe das gar nichts zu tun, denn dezeen.com publiziere auch dann ein Projekt nicht, wenn die Bilder zwar gut, die Idee aber schlecht sei. Den Vorwurf einer gewissen Slickness lässt Fairs auch nicht auf sich sitzen: »Wir veröffentlichen nicht nur Hochglanzfotos, sondern auch solche, die bewusst Regeln brechen
text peter stuiber BILD Breaded escalope
Blogs wie dezeen.com gelten in Designerkreisen als die besten Tools zur weltweiten Publicity. Sie erhöhen das Tempo der Bilderproduktion gewaltig. Nicht alle können da mithalten.
Je auffälliger das Material, desto größer die Chancen, in der Bilderflut der Designblogs nicht unterzugehen. Die Designer von Breaded Escalope werfen sich dafür kräftig ins Zeug, hier bei der Produktion eines »Original Stools«. Bei Performances oder Installationen ist es am besten, gleich einen kleinen Film mitzudrehen – Fotos allein sind in der Designwelt fast schon zu wenig.
und rau sind. Aber letzten Endes müssen sie immer eine Story ren würden, doch es fehlt an der Zeit, um so gutes Material zuleicht verständlich kommunizieren. Denn Internetuser haben sammenzustellen, dass es für einen wichtigen Blog reicht: »Preskeine Geduld.« searbeit ist Arbeit«, bringen es Mischer Traxler auf den Punkt. Blogs wie dezeen.com oder designboom.com sind die Nach- Besonders im Bereich der Videos würden sie hinterher hinken. kommen von Lifestyle-Magazinen à la Wallpaper und Frame, Während auf Youtube und vergleichbaren Kanälen oft gerade die nur eben schneller und flexibler. Eines haben sie gemeinsam: Amateurhaftigkeit ihren Reiz hat, liegt die Latte bei dezeenscreen. Der journalistische Part beschränkt sich auf die Bildauswahl com schon deutlich höher und erfordert größere Investitionen. und die kurze Beschreibung des Projekts. Eine tiefere Ausei- »Aber natürlich wäre es für unsere Projekte gut, mehr Videos zu nandersetzung oder gar Kritik hat da keinen Platz. Für letztere haben, weil Prozesse, Maschinen und unsere Rumkugelbahnen sorgen bei Blogs die Poster, deren demokratischer Input freilich nicht statisch sind, sondern bewegt – und dann macht ein Video den üblichen Schönheitsfehler des Internet hat: Er bleibt stets eigentlich mehr Sinn.« anonym und ist bisweilen nicht zimperlich, geschweige denn Das wissen auch die drei Jungdesigner vom Studio Breaded Esobjektiv nachvollziehbar oder argumentiert. »Great! Terrific!«, calope, das sich mit Performances einen Namen gemacht hat und lästert da ein User über einen Beistelltisch des dänischen Pro- daher zwangsläufig auf Videos setzt. »Wir nützen hauptsächduzenten Montis, »amazing & ugly« findet ein anderer das Mu- lich neue Medien zur Verbreitung von Ideen und Projekten«, so seum Liaunig der österreichischen Architekten Querkraft – in Sascha Mikel, Martin Schnabl und Michael Tatschl. Es gebe zwar beiden Fällen mutmaßlich, ohne jemals dort gewesen zu sein keinen Masterplan, jedoch kontinuierliches Learning by Doing. oder das Möbel ausprobiert zu haben. Auch mit indirekten Pla- Und eine grobe Aufteilung: »Facebook für kurzfristige Anküngiatsvorwürfen ist man in den Kommentaren oft schnell zur digungen, unsere Website für detaillierte Informationen und Stelle (»pretty similar concept«), als dürfe niemand die Idee Blogs für einzelne Projektvorstellungen.« Letztere schätzen sie eines anderen weiterentwickeln. auch als Inspirationsquelle und zur Identifizierung von Trends. »Doch dieser Vorteil von Blogs kehrt sich bei intensivem Konsum schnell ins Gegenteil um. Irgendwann werden die eigenen Verheizte Ideen Und was meinen die Designer selbst? Als prominentester Ideen nicht mehr als eigenständig betrachtet.« ¶ Skeptiker meldete sich der Deutsche Stefan Diez vor einiger Zeit zu Wort als er meinte, dass jede Idee, die man auf dezeen.com pu- Blogs und Foren: bliziere, verheizt sei. Bei den heimischen Gestaltern äußert man — dezeen.com sich hingegen tendenziell wohlwollend bis differenziert: »Mit — designboom.com Dezeen haben wir gute Erfahrungen gemacht, mit Designboom — slanted.de (spezialisiert auf Typografie) weniger«, meinen etwa Katharina Mischer und Thomas Traxler — stylepark.de vom gleichnamigen Designbüro Mischer Traxler. »Blogs sind halt — itsnicethat.com journalistische Tätigkeiten, und die einen nehmen sie ernst und — designbote.com machen gute Arbeit, und andere kopieren einfach die Einträge der — designsponge.com anderen.« Zurzeit hätten sie zwei Projekte, die sie gerne publizie- — inhabitat.com AU S GA B E 1 2 2 / 0 3 9 ◄
pickerlalbum, subversiv Der deutsche Grafiker Romibello hat gerade bei den International Sticker Awards den ersten Platz abger채umt. Was tut sich eigentlich hierzulande auf den Laternenmasten zwischen subversiver Kunst und politischer Botschaften?
text Sandra Bernhofer BILD Meersau, luft fabrik, busk, wes, hell yeah, omega cbu, moussa kone, knut, smir fink
► Sticker A rt in Ö sterreic h ► Aufkleber als politisches und ästhetisches Medium
ie kleben auf Fußgängerampeln, Briefkästen und Stromverteilern. Sie verwittern in Collagen mit Konsumbotschaften und Veranstaltungshinweisen: Sticker sind die unkommerziellen Ausstellungsstücke der Großstadt. Und in den vergangenen Jahren haben sie sich zu einer ernstzunehmenden Street Art-Disziplin mit eigenem, seit 2005 bestehendem Award gemausert. Was Nicht-Eingeweihte üblicherweise nicht daran hindert, an ihnen vorüberzugehen, ohne sie überhaupt zu registrieren: Es sei aber Street Art, die den öffentlichen Raum erst richtig interessant mache, meinen zwei junge Männer, die unter dem Label Luft Fabrik vor allem in Salzburg und Wien begeistert stickern: »Erst wenn man einen Aufkleber bewusst wahrnimmt, sieht man auch die anderen und die Stadt wird zum riesigen Suchbild.« Und es sind gar nicht so wenige Klebebildchen, die dem Großstadtdschungel bunte Farbkleckse verleihen, schließlich können sie relativ preiswert gedruckt werden und natürlich auch per E-Mail um die Welt gehen, um dann am Zielort gedruckt, abgezogen und aufgeklebt zu werden. So erreichen sie Verkehrsschilder am anderen Ende der Welt schneller als es der jeweilige Künstler je selbst könnte. Kritisch sieht der Salzburger Street Artist Meersau neue Verbreitungstechnologien dennoch: »Natürlich ist es verdammt leicht, durch das Internet und Social Networks wie Facebook seine Werke zu verbreiten. Aber man sollte nicht vergessen, dass Street Art auf die Straße gehört.«
Sticker als politisches Medium
Die Straße ist für Leute wie Luft Fabrik und Meersau kreativer Nährboden und Plattform – und das seit den Anfangstagen in der politischen Kultur der 68er-Bewegung, als (Papier-)Aufkleber eine der preiswertesten und öffentlichkeitswirksamsten Arten waren, seine Meinung kundzutun. Stickerkleben bedeutet auch heute noch oft, seine politische Gesinnung zu verbreiten: »Essaye GRAS« oder »Geld für Bildung statt für Banken« steht da an den Fußgängerampeln in Salzburg zu lesen. Dazwischen tummeln sich freche Comic-Aufkleber und mehr oder weniger geistreiche Statements zu Gesellschaft und Konsumgütern. Das semiotische System der Stadt ist damit längst kein hierarchisches System mehr, in dem Passanten passiv Werbebotschaften auf dafür vorgesehenen Flächen ertragen müssen und optisch dauerbeschossen werden, die Straße hat sich durch Street Art im Allgemeinen und Sticker im Besonderen in einen demokratischen Abenteuerspielplatz verwandelt, der offen für individuelle, aber flüchtige Kommentare ist. Ein Abenteuerspielplatz, auf dem die einzelnen Akteure auch in Wien und Salzburg miteinander auch über soziale und politische Fragen in Dialog und Konkurrenz treten: Die private Initiative kirchenaustritt.at parodiert mit um einen gelben Smiley gekringelten »Freu dich! Gott gibt’s nicht«-Sticker die bereits seit Jahrzehnten in verschiedensten Sprachen verkündenden »Freu dich! Gott liebt dich«-Kleber. Die pixeligen Space Invaders der Rosa Antifa Wien (RAW) streuen ihre Botschaft von Toleranz und verdanken sich ihrerseits Invader, dem mit zahlreichen Ausstellungen geadelten Mosaik-Street Artist aus Frankreich. Weniger harmlos ist jene Art von Interaktion, die der junge Salzburger Sticker-Künstler Wes beschreibt – Kleinkriege zwischen linken und rechten Gruppierungen, die um die Häuser ziehen und die Aufkleber der ideologischen Gegenfraktion herunterreißen oder überkleben: »Es ist leicht geworden, Aufkleber mit politischen Parolen im Internet zu bestellen – gratis. Das fällt besonders hier in Salzburg auf, wo keine richtige Stickerszene mit künstlerischen Ambitionen existiert.
Nazipropaganda, Werbe- und Fussball-Sticker sind bei uns weit verbreitet.«
Sticker als ästhetisches Medium
Sticker mit künstlerischem Anspruch haben damit nicht viel gemein – sie sehen anders aus. Wie ein abstrahiertes Männergesicht etwa, das Anfang der Nullerjahre das erste nichtkommerzielle Motiv gewesen sein soll, das als Kunststatement auf klebrigem Hintergrund ohne tiefere politische oder konsumfördernde Bedeutung um die Welt ging: Obey Giant, die Stencilversion eines früher recht bekannten französischen Wrestlers, die auf einem Design des amerikanischen Grafikers Shepard Fairey beruht. Ihren Street Art-Status bekamen die selbstklebenden Bildchen aber erst, als die New York Times sie 2002 zum neuen Kunst-Phänomen erklärte. Leute wie Omega CBU, Busk, Wes, Smir Fink, Knut oder Luft Fabrik tragen maßgeblich dazu bei, dass die Kunstform Sticker auch am heimischen Laternenmast Einzug gehalten hat. Damit wurde Street Art subversive Intervention in den öffentlichen Raum – aber nicht zwangsläufig, was den Inhalt betrifft, der kann sich auch auf Nichtssagendes beschränken. Auf einer Ebene ist Street Art allerdings immer subversiv: Sie ist ein Eingriff in die rechtlich und öffentlich anerkannte Raumordnung, über die sich die Macher hinwegsetzen, um das Ordnungssystem der herrschenden Zeichen innerhalb der Stadt infrage zu stellen und damit aufzeigen, dass alle die Möglichkeit haben sollten, den öffentlichen Raum mitzugestalten.
Sticker als Werbeträger
Mittlerweile sind auch verstärkt Aufkleber mit Kauf-Aufforderungen im öffentlichen Raum zu sehen. Eine rechtliche Grauzone macht es möglich, in der sich Sticker allgemein bewegen. Im Unterschied zu Graffiti sind sie relativ leicht entfernbar und gelten deutlich eingeschränkter als Sachbeschädigung. Im Unterschied zu Plakaten kosten Sticker zudem keine Werbefläche. So auch in Salzburg. Subtrahiert man die Aufkleber mit Werbebotschaften und die »Südtirol ist nicht Italien«-Sticker, bleibt eine überschaubare Motivlandschaft zurück. Überspitzt gesagt: Kennt man einen Laternenmast, kennt man alle relevanten Akteure der Mozarthausener Stickerszene. Der Exil-Salzburger Bazuco formuliert es so: »Salzburg hat nicht wirklich eine Szene, man kennt einander zwar, das ist unvermeidlich, aber jeder stickert aneinander vorbei. Es gibt keine wirkliche Plattform, außerdem überleben die meisten Sticker die Putzkolonnen vor der Festspielzeit nicht.« Dieser Umstände würden viele schnell müde, deswegen war für ihn auch der Ansporn da, aus Salzburg wegzugehen. Die Jungs von Luft Fabrik, die ebenfalls aus Salzburg stammen, sehen im Kleinstädtischen auch Vorteile: »Es gibt weniger eingefleischte Sticker-Artists und damit mehr freie Flächen. In Wien ist die Konkurrenz größer.« Durch die Grenznähe zu Deutschland ist in Salzburg auch eine Form der Sticker Art vertreten, die sonst vor allem in der Bundesrepublik verbreitet ist – das Bemalen von Postaufklebern, DHL-Aufklebern für Pakete also, die in deutschen Postfilialen zur freien Entnahme aufliegen, aber den Nachteil haben, dass sie bereits vorbedruckt sind. »Wenn ich kein Geld für Stickerpapier habe, dann fahre ich mit der S-Bahn nach Freilassing und nehme mir ganze Stapel mit und bemale die dann von Hand«, erzählt der junge Stickerkünstler Smir Fink. Das Handzeichnen sei immer eine Zeitfrage, das PVC-Stickerpapier eine Geldfrage. Eine Frage, an der Nachwuchs-Sticker Artists oft scheitern würden. ¶ Mehr zu Sticker Art: Auf der Straße. Oder Material zum Durchblättern unter www.stickermag.com AU S GA B E 1 2 2 / 0 4 1 ◄
► wO RT w Ec h s E L ► Gewerbeordnung Fotografie
The Gap wird das Thema auf www.thegap.at weiter verfolgen.
Im Dezember startet die zweite große Ausstellung zum 150-Jahr-Jubiläum der Photographischen Gesellschaft. Deren Präsident meint, dass ein Großteil der gezeigten Fotografien von Künstlern stammt, die keinen passenden Gewerbeschein besitzen. DOKUMEnTATIOn MartIn MÜhl BILD WWW.fotoGraefIn.coM, elfI SeMotan, WWW.fotoWeInWurM.at, Gerhard truMler
Fotografie ist in Österreich kein freies Gewerbe. Dies ist nicht ganz nachvollziehbar, da bei der Ausübung niemand gefährdet wird, wie bei Elektrikern oder anderen Berufen. Will man nicht nur als Pressefotograf arbeiten, muss in Österreich der Gewerbeschein nach einer Meisterprüfung oder individueller Befähigung gelöst werden. Von der Innung abgelehnte Fotografen müssen beim Verfassungsgerichtshof gegen die Urteile ankämpfen. Und immer wieder werden bekannte und weniger bekannte Fotografen, die ohne Meisterprüfung arbeiten, angezeigt. Verantwortlich dafür sind die Fotografen-Innungen der Wirtschaftskammer. Viele Fotografen, solche mit Meisterprüfung und solche ohne, befürworten eine Änderung des Gesetzes. Sie werfen den Innungen vor, aus Angst vor Konkurrenz zu handeln und stören sich an nicht nachvollziehbaren Aktionen der Innungen. Vorwürfe werden hier in der Wortwahl durchaus emotional und ausfällig; viele betreffen Michael Weinwurms Vorgänger in der Wiener Innung, Leopold Vodicka. In der Bundesinnung selbst ist man zu wenig Auskunft bereit, schiebt die Verantwortung aber auf die Gesetzeslage, für die das Wirtschaftsministerium verantwortlich sei. Im Ministerium halten einzelne inoffiziell das offenbar in Europa einzigartige Gesetz für unzeitgemäß; ein offizielles Statement gab es nicht. Die Branche wiederum berichtet von Lobbying-Agenden der Innungen, die dafür sorgen, dass das Gesetz bleibt, wie es ist. Stolz ist man in der Bundes-Innung darauf, dass seit einigen Jahren die Fotografie nun keine Dienstleistung mehr ist, sondern ein Handwerk. Andere sehen darin eine Reaktion darauf, dass laut EU Dienstleistungen prinzipiell nicht reglementiert werden dürfen. Helmut Klein ist seit Jahrzehnten als Fotograf (mit Meisterprüfung) in Österreich und Deutschland tätig. Als sachverständiger Gutachter bei Gericht beurteilt er die Tätigkeit einzelner Fotografen. Manche dieser Gutachten fallen positiv aus – was ihm die Innung als Gefälligkeit gegenüber den Fotografen auslegt. Wie andere auch erzählt er von unfairen Prüfungen der Innung, inkompetenten Prüfern und tendenziösen Urteilen. Und kommt zu dem Schluss, dass die Innung selbst den Kuchen verkleinert, den sie beschützt: Lukrative Aufträge werden von österreichischen Auftraggebern (Werbung, Kataloge, ...) ins Ausland vergeben, da die Innung heimische Talente nicht fördert, sondern dazu bewegt, abzuwandern. Er würde es gerne sehen, wenn Fotografen sich organisieren und gemeinsam eine Gesetzesänderung bewirken. Seit rund zwei Jahren gibt es die Facebook-Gruppe »Fall der Meisterpflicht für Fotografen in Österreich« – ein Anfang? ¶
WIE ZEITGEMäSS IST DIE GEWERBEORDNUNG FÜR FOTOGRAFIE IN ÖSTERREICH?
»DER MARKT REGELT SICH SELBST« Ich arbeite seit 15 Jahren als selbstständige Pressefotografin und bin seit zwei Jahren Vollfotografin. Den Zugang zur Vollfotografin erwarb ich mir durch die individuelle Befähigung und das trotz (!) Fotografeninnung, meiner Standesvertretung, die mich in keinster Weise unterstützte. Ich kenne bis dato keine freiwillige positive Bewilligung einer individuellen Befähigung seitens der Innung. Ich persönlich habe auf Anraten der WKO einen unabhängigen, gerichtlich beeideten Sachverständigen engagiert, der mir half. Als Pressefotografin wurde ich davor von renommierten Medien wie Profil, Die Zeit, La Liberation oder Spiegel engagiert. Die Veränderung der Medienlandschaft und Familienzuwachs zwangen mich, mein Berufsfeld neu zu justieren. Nun fotografiere ich für Firmen, Werbeagenturen und habe mich auf exklusive Hochzeitsreportagen spezialisiert. Die Argumentationen für das reglementierte Gewerbe, wie Verhinderung von Preisdumping und Qualitätsverfall, kann ich angesichts einiger Meisterfotografenbetriebe nicht nachvollziehen. Zu denken gibt auch, dass EU-weit einzig in Österreich das Vollfotografengewerbe kein freies Gewerbe ist. Doch der Markt regelt sich selbst, ob einem das gefällt oder nicht. Mit rigiden Zugangsbestimmungen hilft man Fotografen und Fotografinnen nicht. Anstatt ihre zahlenden Mitglieder anzuzeigen, ist die Fotografeninnung gefordert, ihre Mitglieder in diesen Umbruchszeiten zu unterstützen. ¶ Astrid Bartl, 41, arbeitet als selbstständige Fotografin. Betreibt seit 2009 ihr Atelier in Retz imWeinviertel. www.fotograefin.com
»KANN MAN DIE FOTOGRAFIE ZUM HANDWERK DEGRADIEREN?«
»ICH WILL NICHT, DASS DIE KONKURRENZ AUSGESCHALTET WIRD.« 1974, ich fotografierte schon einige der wichtigsten Kampagnen, wurde ich als eine ohne Meisterprüfung arbeitende Fotografin angezeigt. Während eines Shootings standen plötzlich einige Personen in der Tür und verlangten, dass ich sofort aufhöre – sonst käme ich in Beugehaft. Es begann ein sehr unangenehmer Austausch mit den Behörden und der Innung. Meine damalige Situation – ich hatte geheiratet, mein erstes Kind war sechs Monate alt und auf mir lag die Verantwortung, die Familie zu erhalten – erlaubte es mir nicht, mit meiner Arbeit aufzuhören. Ich habe wochenlang nicht geschlafen. Schließlich gab es von der Innung ein Angebot, einen Kurs zu besuchen und die Meisterprüfung nachzuholen – keine Option für mich. Als die ganze Sache erledigt war, erklärte mir die Innung freundlich, dass ich jetzt dazugehöre und dankbar sein werde, wenn man mir unqualifizierte Konkurrenz aus dem Weg räume. Meine Antwort war: »Das glaube ich nicht.« Unser System ist leider total veraltet. Fotografie wird einem im digitalen Zeitalter leicht gemacht – zumindest sieht es anfänglich so aus. Erste Hindernisse sind mit ungewöhnlichen Ideen wettzumachen. Auf die Dauer, da bin ich sicher, möchte aber jeder genauer wissen, was es alles zu erfahren und zu lernen gibt. Ich bin für eine Ausbildung, die nicht verordnet wird, sondern die jeder nach seinen Bedürfnissen und Möglichkeiten gestalten kann: Schule, Akademie, Lehre – alles, was in diesem Feld möglich ist. Schlechte und handwerklich schlecht gemachte Fotos werden sich nicht durchsetzen. Ein guter Fotograf wird seinen Weg machen, niemand wird ihn daran hindern können. Ich will nicht, dass die Konkurrenz ausgeschaltet wird. ¶ Elfi Semotan, Fotografin, www.semotan.com
»DIE STELLUNG ›P‹ STEHT EBEN NICHT FÜR PROFESSIONELLES FOTOGRAFIEREN.«
Fotografie ist in der EU kein Gewerbe mehr. In Österreich ist es dies leider immer noch und manche glauben, mit einem Gewerbeschein oder der Meisterprüfung sei die finale Lösung für die Beurteilung einer Arbeit gefunden. Ein absoluter Irrglaube: Die Meisterprüfung ist ein Relikt der Vergangenheit und gibt keinerlei Auskunft über die Qualität des Geprüften in einer Zeit, in der die Technologie den meisten Prüfern vor Langem davongerannt ist. Mitunter Prüfern ohne jeglicher pädagogischer Ausbildung, ohne wirklicher Fotografie-Ausbildung – akademisch noch ingenieurmäßig – von denen kein Nachweis ihres Könnens verlangt wird. Glaubhaft wird auch vom Voreingenommensein gegenüber den wirklich Ausgebildeten an der Grafischen, der Ortweinschule in Graz oder gegenüber Fotografen, die eine hochschulmäßige Ausbildung besitzen, berichtet. Blickt man in andere Länder, auch über die Grenzen der EU hinaus, so gibt es viele Universitäten, die Fotografen ausbilden, und zwar nicht nur unter dem Sammelsurium Fotograf sondern zum Pressefotografen, Porträtfotografen, Fototechniker oder zur wissenschaftlichen Fotografie. All diese Kompetenzen fehlen in Österreich – doch auch in einem kleinen Land sollte Qualität über das kleinliche Gewerberecht gestellt werden. Passbilder und Hochzeiten sind kein Gradmesser für Professionalität. Dabei spricht nichts gegen solides Handwerk, aber sehr wohl gegen eine Regulierung gegenüber Personen, die fachlich, künstlerisch und auch die Visionen betreffend weit darüber anzusiedeln sind. Kunden greifen nun auf Systeme und Fotografen aus dem Ausland zurück. Ganz zu schweigen von Bilddatenbanken, die zeigen, dass die Konkurrenz nicht in ungeprüften Künstlern liegt, sondern in einer digitalen Medienwelt. Qualität in der Fotografie ist keine Frage eines Gewerbescheines, sondern eine der Qualität des Fotografen und seiner Ausbildung. Genau festgelegte Curriculae an der Graphischen oder an den vielen Hochschulen sind hier ein Weg. Ein akademischer Titel, ein Master oder sogar PhD in Fotografie sind weitaus höher anzusiedeln als eine Meisterprüfung. Ein absurdes System im Kakanien der österreichischen Fotografie. ¶
Die Fotografie hat sich vor zehn Jahren dramatisch verändert. Durch die Digitalisierung sind die Preise für die Ausrüstungen gesunken. Dank dieser Technologie ist es relativ leicht, unter hunderten Auslösungen ein richtig belichtetes Foto zu finden. Dabei ist der Zugang in die Berufsfotografie einfach. Die Pressefotografie ist ein freies Gewerbe; der Berufsfotograf ist ein reglementiertes Gewerbe. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Gewerbeberechtigung zu erhalten: Ausbildung in Lehre oder HTL – Abschluss sind jeweils die Meisterprüfung oder die individuelle Befähigung nach §19. Noch nie hatten wir so viele Neuzugänge. Aber es streben auch viele Amateure auf den Markt. Ich habe mit guten und engagierten Kollegen, die die Fotografie als ihre Berufung sehen, überhaupt kein Problem. Nur versuchen sich viele ein Zubrot zum Hauptberuf zu verdienen, meist vorbei am Finanzamt, zu ruinösen Preisen, in einer oft minderen Qualität. In Deutschland, wo die Fotografie freigegeben wurde, ist die Branche am Boden. Angebote folgen nur mehr über den Preis. Es werden Bilder geliefert, die nicht die Bezeichnung Foto verdienen: Technisch schlecht, Ausschnitt und Aufnahmezeitpunkt fehlerhaft. Die Folgen sind verunsicherte Konsumenten, Bildredaktionen ohne Material und Firmenkunden, die verzweifeln. Die Fotografie verkommt zum Kostenfaktor und ist nicht mehr die hochwertige Ergänzung geschriebener Inhalte. Ein dramatisches Beispiel ist auch die Hochzeitsfotografie: Preise im Keller, Qualität teilweise unter jeder Kritik, Kunden, die oft kein einziges brauchbares Foto bekommen. Danach ist man schlauer – leider aber zu spät. Traurig ist, dass kaum einer der Quereinsteiger wissen will, was er tut. Es wird solange probiert, bis es in etwa brauchbar ist. Die Stellung »P« steht eben nicht für Werner Sobotka, 65, Präsident der professionelles Fotografieren. ¶ Photographischen Gesellschaft und bis 2008 Abteilungsvorstand für Fotografie und audiovisuelle Medien und Multimedia an Michael Weinwurm, 47, Berufsfotograf, der Graphischen. Landesinnungsmeister Wien
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► workstation ► Menschen am Arbeitsplatz
bild Ida Kielmansegg doku johannes piller
Dorothea Kaan, 47, Malerin
Kinder beginnen früh zu malen. Dorothea Kann begann im Alter von vier. Das Handwerk wurde ihr quasi in die Wiege gelegt. Ihre Mutter ist selbst Malerin und so war der Weg zur Profession nicht allzu weit. Auf der Universität für Angewandte Kunst hat sie Gemälderestaurierung studiert, wo die heute hauptberufliche Malerin ihre Fähigkeiten in Aktzeichnen, Maltechnik, Vergolden und anderen Bereichen verbessern und verfeinern konnte. Kreativ sein war immer ein Muss für sie. Dass Dorothea Kaan dabei noch mit Menschen zu tun hat, findet sie spannend. Ihren Stil würde sie als »gegenständlich-personenerfassend« beschreiben. Als Motive dienen ihr Menschen, die sie auf irgendeine Weise faszinieren und deren Ausstrahlung sie versucht, auf der Leinwand widerzuspiegeln. In ihrem Arbeitszimmer, welches auf dem Foto zu sehen ist, entstehen diese Gemälde. Dieser Platz war und ist für Dorothea Kaan ein Ort der Ruhe, der konzentrierten Arbeit und des Rückzugs. Über die Jahre hinweg hat die studierte Physikerin gelernt, dass es selbst in schwierigen Phasen des Lebens Zeit zum Lachen und Spaß haben geben muss und jedem Tief wieder ein Hoch folgt. — www.dorothea.at AU S GA B E 1 2 2 / 0 4 5 ◄
Robert Trömer, 31, Angestellter an der FH St. Pölten und Labelbetreiber
Die Gründe, warum jemand ein Label gründet, sind beinahe immer die gleichen: Bekannte und Freunde produzieren Musik, sind leidenschaftliche Musiker, aber sobald es um das Verschicken der Promo-CDs geht, hat keiner mehr Lust, ein Kuvert zu frankieren. So ähnlich war es auch bei Robert Trömer. Da er sich in seiner Diplomarbeit ausführlich mit dem Thema Online-Vermarktung beschäftigt hat und auch genügend Freunde und Bekannte in seinem Umfeld kennt, die genau so sind, war der Schritt nicht weit, ein eigenes Label zu starten. Im März 2010 fiel dann der Startschuss zu Forst Rekords und am 1. Dezember 2011 erscheint nun die erste EP. Vorerst wird nur digital veröffentlicht. Das langfristige Ziel ist für Trömer aber, auch Vinyl anzubieten. Auf dem Foto ist er vor seinem Haus in Schrambach (bei Lilienfeld, Niederösterreich) beim Musizieren zu sehen. Mittlerweile produziert er seine Musik nur mehr mit digitalen Hilfsmitteln, verzichtet dabei aber nicht auf Midi-Controller und andere externe Gerätschaften. Das Haus wird auch des Öfteren für Jam-Sessions verwendet, weil es keine Nachbarn gibt, die vom Lärm gestört werden könnten. Höchstens der Wald, der das Haus umgibt. Aber selbst der zeigt sich gnädig, ist er doch Namensgeber des Labels. — www.forstrekords.com
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„ Mein Job ist ein green job, weil die Fahrzeuge, die ich baue, nämlich Räder, keine Abgase absondern!“
Lidwine Holzach Fahrradtechnikerin
„Mit alternativen Antrieben und klimafreundlicher Mobilität schützen wir Umwelt und Klima, sichern und schaffen green jobs – und machen einen großen Schritt in Richtung Energieautarkie. Klimaschutz ist eine Riesenchance. Nutzen wir sie.“ Niki Berlakovich, Umweltminister
Karriere mit green jobs
Umweltfreundliche Mobilität ist ein wachsender und wesentlicher Wirtschaftsfaktor in Österreich. green jobs in diesem Bereich – wie etwa SpritspartrainerIn, FahrradtechnikerIn oder Mobilitäts-Coach – sind die Arbeitsplätze der Zukunft. Mit dem Masterplan green jobs des Lebensministeriums sollen bis 2020 zusätzlich 100.000 neue green jobs entstehen, 15.000 davon in der Mobilität. Energieeffizienz, erneuerbare Energien, Umwelttechnologien, alternative Antriebe oder Elektromobilität sind daher Bereiche mit großem Zukunftspotential am Arbeitsmarkt. Sie bieten zukunftssichere, stabile Arbeitsplätze von denen die Umwelt profitiert und die zugleich Wachstum und Beschäftigung schaffen. Überzeug dich von deinen Chancen und informiere dich über offene Stellen und Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten! www.green-jobs.at: Die Jobplattform bietet allen Jobsuchenden und Unternehmen in der Umweltwirtschaft einen umfassenden Überblick über die Umweltwirtschaft und die offenen Stellen in diesem Segment.
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Wann steigst du um? Umweltschutz im Verkehr ist das Thema Nummer Eins, wenn es um die Erreichung der Klimaschutzziele in Österreich geht. Deshalb forciert das Lebensministerium den Einsatz von alternativen Antrieben. Von Fahrrädern über Scooter bis zu Autos – Elektrofahrzeuge sind ideal für kürzere Fahrten und bieten ein völlig neues Fahrgefühl. Im Rahmen des Förderprogramms der Klimaschutzinitiative klima:aktiv mobil wird finanzielle Unterstützung und umfassende Beratung beim Umstieg auf Elektromobilität geboten. Steig’ auch du um und hol dir weitere Informationen unter www.klimaaktivmobil.at.
super-fi.eu
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_ Spielen auf hohem Niveau Eltern, die für ihre Sprösslinge nur das Beste wollen, stehen oft vor dem Problem, Spielzeug zu finden, das den erzieherischen Anforderungen gerecht wird und zugleich die Kinder Spaß haben lässt. Der Österreicher Hermann Trebsche, der sein Masterstudium am Londoner Royal College of Art absolviert und in seinem Studium Kunst, Technik und Wirtschaft kombiniert hat, arbeitet schon seit vielen Jahren als Produktdesigner in den Bereichen Kinderspielzeug und Kindermöbel, unter anderem für Kunden wie Lego. »Danach habe ich beschlossen, ein eigenes Produkt auf den Markt zu bringen«, erinnert er sich. 2011 gründete er seine Firma Educational Toy Design GmbH. Derzeit arbeiten vier Personen intensiv am Unternehmenskonzept, der Entwicklung und der Vermarktung der Produkte. Seine Zielgruppe (Kinder, Eltern, KindergärtnerInnen) lässt Trebsche dabei schon bei der Produktionsplanung mitmachen: »Wir testen unsere Prototypen ständig in unseren Partnerkindergärten sowie bei privaten Familien, um möglichst realitätsnahes Feedback zu bekommen«. Das erste Produkt der ETD ist ein Mobilitätsbaukasten namens MöÖB (Arbeitstitel), ein intelligentes Lernspielzeug für Kinder im Alter zwischen 2 und 6. Aus nur sechs Bauteilen können Kinder selbständig unterschiedliche Spielzeuge wie ein Rutschauto oder ein Steckenpferd bauen. Die umfangreichen Möglichkeiten, die MöÖB bietet, regen die Kreativität und das Vorstellungsvermögen des Kindes an. Das Spielzeug wird ab 2012 im Fachhandel erhältlich sein. www.hermanntrebsche.com
»Unser Prinzip ist es, zuerst den Endkonsumenten zufriedenzustellen und ein perfektes Produkt zu entwickeln, und dann das Produkt markttauglich zu machen – nicht umgekehrt.« (Hermann Trebsche)
Fotos: Hermann Trebsche, Matthias Hombauer
Ausgehend von der Idee des spielerischen Lernens entsteht bei der Educational Toy Design GmbH intelligentes, für Kinder entwicklungsförderndes Spielzeug.
Hermann Trebsche nutzt die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten seines MöÖB – mitunter auch gleichzeitig.
Hermann Trebsche über impulse impulse | aws ermöglicht es mir, die Infrastruktur zu schaffen die notwendig ist, ein Produkt auf den Markt vorzubereiten. Es generiert Fokus und Ernsthaftigkeit – zwei Dinge die man als Designer oft nicht automatisch mitbringt. impulse | aws ist für mich der Startschuss für die Entwicklung und die Serienreife des Produktes.
Was motivierte Sie dazu, intelligentes Kinderspielzeug zu entwickeln? Der Grund, warum ich Produkte für Kinder entwerfe ist, dass man bei dieser Zielgruppe etwas in der Gesellschaft verändern kann. Kinder sind die Zukunft einer Gesellschaft. Kinder haben einen Vorteil beziehungsweise Lerneffekt, zugleich haben sie Spaß am Spiel. Ein Lernspielzeug ist nichts wert, wenn Kinder es nicht gerne benutzen. Wie ist die Resonanz? Das Feedback ist gut, da die Produkte, die ich entwickle, immer mit der Zielgruppe in Kooperation mit Psychologen, Kinderärzten und anderen Einrichtungen entwickelt werden. Ich arbeite also an der Realität und nicht an Design-Fantasien. Das garantiert einen realen Nutzen des Produktes. Eltern spricht auch der Designaspekt des Spielzeuges an. Ausgewogene formale Gestaltung, die man nicht verstecken muss. Inwieweit kann Lernspielzeug Kindern bei der Entwicklung helfen? Aufgrund der User Testergebnisse, die ich in Kindergärten durchgeführt habe, bin ich der festen Überzeugung, dass Kinder im Alter zwischen 1 und 6 Jahren durch adäquates LernSpielzeug sowohl motorisch, als auch analytisch gefördert werden können. Spielzeuge, die das Kind in diesen Bereichen auf spielerische Art motivieren und fordern, bereiten sie in gewissem Maße auf die Schule vor: Die Koordination zwischen Händen, Augen und Gehirn wird geschult. Eine Voraussetzung, um Lesen und Schreiben zu lernen und um komplexe Tätigkeiten, die Denken und Handeln zugleich erfordern, bearbeiten zu können. Wie wichtig ist das Design für die erzieherischen Funktionen des Spielzeugs? Für mich hat Design eine Funktion – gutes Design erzieht
auf mehren Ebenen. Durch hochwertige Materialien wird Wertebewusstsein geschult. Durch oftmalige Verwendung und Spaß am Produkt wird eine Verbindung zum Spielzeug aufgebaut. Man lernt, Dinge nachhaltig zu nutzen. Welche Materialien werden für die Herstellung verwendet? Das Produkt wird größtenteils in Österreich hergestellt – das garantiert höchste Standards und langlebige Qualität. Holz und Metall sowie ein spezieller Holzcompound-Kunststoff sind 100% rückstandsfrei recyclebar. Wir ersetzen mit diesen Materialien konventionellen Kunststoff, ein für uns wichtiger Aspekt der Spielzeugfabrikation. Was darf man in Zukunft für neue Produkte erwarten? Momentan liegt das Hauptaugenmerk auf MöÖB und Folgeprodukte, die zu MöÖB passen. Eine Idee hat man schnell, aber die Umsetzung, bis das Produkt wirklich marktreif ist, ist harte Arbeit.
Das Förderprogramm impulse der aws unterstützt die Educational Toy Design GmbH im Rahmen von impulse XL. www.impulse-awsg.at
kreativwirtschaft in österreich by
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►Grün d erserie Vol. 2 ►Garmz / LOOKK #18: Year Review
TEXT Andreas Klinger
BILD Garmz.com / lookk.com
von 0 auf 1hundred Momente begraben unter Bergen von Eindrücken und Erfahrungen. Tage, die sich wie Wochen anfühlen, Monate wie Jahre. Andreas Klinger, Co-Founder des österreichischen Fashion Startups LOOKK, versucht ein sehr ereignisreiches Jahr zusammenzufassen.
ey mate, long time no see«, treffe ich einen Freund sollten, aber dann doch meist verblassten. Das regelmäßige Geaus der Londoner Startup-Szene, klarerweise im fühl, dass man zu kompliziert, theoretisch und abstrakt denkt. hippen Bio-Burger-Imbiss in Shoreditch. »Congrats on the funding and the new office, and the Lesson Learned des Jahres: mentioning in Techcrunch and in Business of Fa- »Premature scaling kills.« shion and, hey, congrats on the relaunch and the new site!« Er Vorzeitiges Wachstum kann tödlich sein, auch für die Moral. stoppt für einen Werbespot-ähnlichen Biss in den Burger, wäh- Vor einem Jahr eröffneten wir unser Sewing Lab in Bulgarien rend ich immer noch verhungere. »And didn’t the first investor mit mehreren Maschinen, Lager und den ersten drei Mitarof Net-A-Porter now join your board?« – »Ey … yeah, thanks … beitern, weiteren bereits in der Pipeline. Wenige Monate spädude, how long haven’t we met?« frage ich ein wenig verbaffelt ter haben wir es wieder geschlossen, die Distanz funktionierte von dieser nahezu perfekten Auflistung. »Like three months?« nicht. Unsere ersten englischen Mitarbeiter saßen alleine im – »Yeah, feels like forever.« – »Damn …« Londoner Büro und wussten kaum, was sie tun sollten. Das ging leider auch nicht gut. Die Kunst bei einem Startup ist, die eigeStartup-Jahre sind wie Hundejahre ne Ambition zu kanalisieren. Denn Geschwindigkeit resultiert Was in ein paar Monaten alles passieren kann, überrascht durch die Dinge. die man eben nicht, bzw. nicht früher als nötig, einen selbst. Das, was hochgerechnet in einem Jahr alles macht. Es ist aber nichtsdestotrotz ein schönes Gefühl, auf ein passiert, ist außerhalb der eigenen Vorstellungskraft, denn eigentlich erfolgreiches Jahr zurückzublicken, bevor man die obwohl man dabei war, hat man irgendwie nur ein verzerrte Weihnachtstage nützt, um ein wenig Arbeit aufzuholen. Wahrnehmung davon. Vor einem Jahr hätte ich von vielen Dingen, die heute für uns möglich sind, nicht einmal träumen LOOKK 2012 – next stop N.Y.C. können und die meisten Aufgaben, die ich heute täglich maEs wäre kein erfolgreiches Jahr gewesen ohne die Hilfe von so che, kannte ich noch nicht einmal. Wir hatten einen anderen manchen. Merci an Petyo, Darko, Nik, Yane, Chris, und, unsere Namen, aus Garmz wurde LOOKK, und hatten unser Büro Queen, Maria, die Wiener Fashion-, Journalisten-, Blogger- und hinterm Wiener MQ. Vor einem Jahr war ich der best-dressed Startup-Szene und unsere Team Members, die uns dieses Jahr Stammgast auf Techpartys, heute bin ich der worst-dressed ausgehalten haben, wie Wirbelwind Simone, Chefstylist SteGeek auf Fashionpartys. Vor einem Jahr überlegten wir, wie fan, Smiley Rado, die eigentliche Maschine Chris, sowie unsere wir überhaupt medial aus Österreich herauskommen könnten, neuen Teammitglieder aus mittlerweile acht Nationen. heute sitzen wir in unserem Büro in Londoner Stadtteil ShoLOOKK umfasst mittlerweile 13 Personen plus Teilzeitkräfte, reditch und teamen mit Größen wie Susie Bubble in unserer Offices in London und Sofia, sowie ein Teilzeit-Büro in Wien. Ich weiß leider noch nicht, wo wir heute in einem Jahr sind, Designer-Competition »1Hundred». Aber vielleicht fühlt sich ein Jahr auch so intensiv an, weil aber aus meiner Sicht darf es nur eine Richtung geben – nach man vor allem jene Dinge, die danebengingen, im Kopf hat. Die oben. Und da wir stets positiv denken und hoffen, aus unseren Mitarbeiter, die nicht passten und die, bei denen man selbst Fehlern gelernt zu haben, engagieren wir diese Woche unsere Scheiße baute. Die Beziehungen, die in die Brüche gingen. Den ersten beiden US-Mitarbeiter. ¶ Blödsinn, den man teilweise öffentlich samt Livestream zu Tausenden geredet hat und die beruflichen sowie privaten Ver- LOOKK.com ist ein österreichisches Startup, das auf der internationalen sprechen, die man einfach vergessen hat. All die leuchtenden, Bühne die Modewelt verändern will. Andreas Klinger schreibt monatlich allumfassenden Lösungen, die alle bestehenden Probleme lösen über Lessons Learned, Erfolge und andere schmerzhafte Erfahrungen.
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ÖSTERREICHS CLUBSZENE IM RADIOKULTURHAUS
SIR TRALALA 20.12.2011
© David Murobi
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Retro ohne nostalgie
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zwischen zukunftsvision und rückbesinnung: oneohtrix Point never gelingt mit seinem neuen album ein vielschichtig verzweigtes Werk, dem man technische versiertheit und die nähe zur noise-ecke nur zu leicht anmerkt. Samplekunst und loop-action aus brooklyn. Oneohtrix Point Never replica ( SoFTwARE)
Daniel Lopatin zeichnet sich als Ford & Lopatin mit seinem langjährigen Kumpel Joel Ford eher als Elektronikliebhaber mit Tendenz zur Tanzbarkeit aus. Sequenzer- und analoge Synthsounds, aussagekräftige Rhythmen und klare Popansagen im Geist der 80er definierten das gemeinsame Projekt. Für Lopatins Solo-Neuerfindung als Oneohtrix Point Never gräbt er tiefer in der Trickkiste. Beim eigenwilligen Setzen von Samples und Synths wird Perfektionismus an den Tag gelegt. Nicht nur die Musik entsteht im völligen Alleingang, die neue Platte wird auch gleich auf dem eigenen, in Brooklyn stationierten Label Software veröffentlicht. Durch eine seltsame Laune der siechenden Musikindustrie wird das Album allerdings vom Branchenriesen Universal promotet, nachdem 2010 noch das unter anderem von Pitchfork schwer gefeierte »Returnal« auf dem Wiener Label Editions Mego veröffentlicht wurde. Das Cover ziert ein Spiegel, in dem sich ein Vampir mit Haaren aus Spaghetti betrachtet – eine Zeichnung von Science-Fiction- und Horror-Illustrator Virgil Finlay aus den 30er Jahren. Es verweist auf die Songs auf »Replica«, blickt hinter die Fassade des Konsums und richtet das Augenmerk auf das, was übrig bleibt, wenn es eigentlich bereits schon wieder verschwunden ist. Soundsamples aus Werbespots der 80er und 90er, die ursprünglich dazu da waren, etwas zu verkaufen, werden hierfür auf »Replica« ihrem Zweck enthoben. Sie bilden die ätherische und abstrakte Soundbasis, die mithilfe von Verfremdungstechniken, wie etwa entstellenden Verlangsamungen, maßlosen Loops und Halleffekten, andersweltliche Stimmungen erzeugen. Lopatin spürt so den Geistern der Konsumkultur nach und verwandelt sie in etwas ganz anderes. Mit einer neuartigen Verbindung von Ambient, Postrock-Strukturen und verhangenen, komplexen elektronischen Soundkonzepten zeigt Lopatin auf, was machbar ist, wenn man in die Zukunft denkt und sich einen Nostalgiegedanken zu Nutzen macht, ohne dabei je nostalgisch zu werden. ¶ 8/10 URSUlA winTERAUER
AU S GA B E 1 2 2 / 0 5 7 ◄
Abt. Musik
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a. 122/ Rezen s ionen
Iggy Azalea Ignorant Art
Elektro Guzzi Elektro Guzzi
( G rat i s -Download : www.i ggyazalea .com)
(Macr o )
Madonna der Muschis
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Iggy Azalea macht ihre Muschi zum Pop-Konzept, um sich zu solidarisieren. Die Löcher, die andere Rapperinnen vor ihr in die gläserne Decke gehauen haben, durchflutet sie mit selbstbewusstem Scheinwerferlicht. Iggy Azalea sieht so aus wie Madonna, bevor sie ihre Jungfräulichkeit in beliebigem Pop verloren hat und kommt wie Kylie Minogue aus Australien. Sie rappt so hungrig wie Lil’ Kim in den 90ern und klingt expliziter als HipHop-Paradiesvogel Nicki Minaj. Doch anders als ihre schillernden Vorreiterinnen muss sich Iggy Azalea nicht erst durch Testosteron-Wolken boxen. Einerseits, weil sie mit ihren High Heels auf Straßen aufstampft, die ihr Kim und Minaj geebnet haben, andererseits, weil sie von vornherein auf weibliche Solidarität statt auf übermütige Ziehväter und Protegés setzt. Dass sie im Video zu ihrem Song »Pu$$y« neben ihren Freundinnen ständig von einem kleinen Jungen auf einem Schaukelpferd oder Dreirad umgeben ist, während sie von ihrer Muschi und den Vorzügen oraler Befriedigung rappt, ist offensichtlicher Bestandteil des Konzepts. Iggy Azalea repräsentiert dabei zeitgemäßen wie experimentierfreudigen HipHop, der die eigene Sexualität in die Auslage stellt, ohne sich an Klischees anzubiedern. Als zweifellos talentierte Rapperin spielt die Blondine in Eigenregie auf der Klaviatur des Genres ihre eingängigen Melodien. Etwa, wenn sie zu den wuchtigen Synthesizer-Hymnen »Hello«, »My World« oder eben »Pussy« darüber rappt, wie sie Kerle reihenweise nach ihrer Pfeife tanzen lässt, ihr Style dabei aber an eine kreative Weiterentwicklung großmäuliger Straßen-Swagger wie Gucci Mane oder Waka Flocka Flame erinnert. Bezeichnenderweise hat sie ihr Mixtape »Ignorant Art« getauft und sich bei der Namensgebung vom afroamerikanischen Neoexpressionisten Jean-Michel Basquiat inspirieren lassen. Iggy Azalea weiß, was sie auslöst, wenn sie sich als »Bad Bitch« bezeichnet und von der Liebe am Rücksitz oder sich stapelnden Einkaufstüten erzählt, aber gleichzeitig eine eigenständige Ästhetik vor sich herträgt, die nicht auf ein bloßes Youtube-Phänomen reduzierbar ist. Sie kokettiert mit den anspruchsvollen Fashion-Pop-Modellen eines André 3000, bleibt stilistisch aber so street smart wie ihr Vorbild Eve (Ruff Ryders). Für ihre Karriere hat sich Iggy Azalea mit diesem Mixtape eine Messlatte gesetzt, über die andere Stöckelschuhe noch stolpern werden. 8/10 Klaus Buchholz
► 0 5 8 / AUSGABE 122
Die Wärme der Maschinenmusik
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Elektro Guzzi haben ihr Konzept weitergedreht. Sie formulieren monomanischen Techno in einer warmen Instrumentensprache. Schon ihr erstes Album wurde euphorisch aufgenommen. Elektro Guzzi haben mit ihrem Debüt gezeigt, wie man im klassischen Band-Line-up den Geschmack von Elektronikfreunden treffen kann. Und so nebenbei ist es Bernhard Hammer, Jakob Schneidewind und Bernhard Breuer gelungen, die Anmutung elektronischer Musik live auf die Konzertbühnen von Japan über Moskau bis Paris, Wien und Feldkirch zu transferieren. Irgendwie hatte man bei dem ersten Album immer das Gefühl, dass das schon das Maximum ist, was live aus Gitarre, Bass, Schlagzeug und Effektgeräten herauszuholen ist. Weit gefehlt: »Parquet« ist über weite Strecken noch rigider, noch monomanischer auf Techno ausgerichtet und vor allem lässt sich beim besten Willen nicht mehr heraushören, wo die Grenzen zwischen Instrumenten und Rollen verlaufen. Jeder Track ist wie aus einem Guss, eine in sich geschlossene Einheit. Die Sounds fügen sich nahtlos ineinander. Elektro Guzzi entwickeln Texturen entlang reduzierter Rhythmik und überraschen dabei immer wieder mit Nuancen und Details. Im Zentrum jeder Nummer steht dabei eine ganz spezielle Idee, die die Band in Richtung Langzeitwirkung weiterspinnt. Das Faszinierende daran ist, dass sie das Album direkt, ohne Schnitte und Overdubs eingespielt haben. Daher klingt das trotz der strikten Orientierung an den Errungenschaften der Maschinenmusik so warm. Das ist Clubmusik im allerbesten Sinne. Und Club steht hier nicht für die anonyme Abtanzanstalt, sondern für einen Ort, an dem Menschen miteinander kommunizieren. Jetzt müssen nur noch Stroboskope erfunden werden, die Feuer als Lichtquelle verwenden. 9/10 werner reiter
Trackspotting
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12-Inch, Singles und Kleinformatiges für große Aufmerksamkeitsspanner TEXT Florian Obkircher
Kann man nicht meckern. Aus musikalischer Hinsicht war 2011 spannender als die letzten drei Jahre zusammen – im Großen wie auch im Underground. Obwohl, Grenzen gibt’s da ohnehin nicht mehr. Kaum ein Hit in den USCharts kommt derzeit ohne Fidget-House-Beats aus. Rihanna trällert auf ihrem neuen Album über »Intro« von The XX, Beyoncé samplet Major Lazer und Skrillex hat Dub-, pardon, Brostep friseursalontauglich gemacht. Auf der anderen Seite des Spektrums hat dieser Bas(s)tard namens Post-Dubstep – angeführt von James Blake – große Wellen geschlagen, während andernorts im UK-Bass-Gestrüpp Instra:mental und das feine Swamp-81-Label ein kleines Detroit-Electro-Revival eingeläutet haben. Ob das mehr Zukunft hat als dieser Moombahton-Trend wird sich zeigen. Am House-Sektor war’s vor allem der Flirt mit den 90er Jahren, der sich in diesem Jahr zu einer heißen Affäre gemausert hat. Piano-Salven, Diva-Vocals und Oldschool-Drumrolls inklusive. Maja Jane Coles hat mit »What They Say« gar einen ziemlich tollen Marc-Kinchen-Ripoff aus dem Rechner gezaubert. Mit dem Effekt, dass der Detroit-Altmeister selbst wieder aktiv wird. Bald wird’s seinen ersten Release seit Ewigkeiten geben: einen Remix von Morgan Geists Projekt Storm Queen. Swag! Falls man das heuer noch sagen darf halt.
e gap h t × 0 1 : r e h ic s t is soviel mit etwas glück: 14 × pink Floyd
Jamie XX – Far Nearer (Numbers )
Ein Track, der 2011 perfekt auf den Punkt bringt: Runtergepitchte R’n’BVocals, verstolperte 2-Step-Beats und Karamell-Synths für die Indie-Fraktion haben »Far Nearer« zum perfekten Konsenshit avancieren lassen.
Jaques Greene – Another Girl (LuckyMe )
Ähnliches gilt für diesen Kanadier, der sich bei Ciaras »Deuces« VocalSchnipsel geborgt und daraus den süßesten Post-Dubstep-Track aller Zeiten gebastelt hat.
Julio Bashmore – Battle For Middle You (PMR)
Manche sagen Future-House dazu, wer ein bisschen älter ist, weiß, dass Julio »Newcomer des Jahres« Bashmore offenbar auf alte Garage-Scheiben steht. So oder so, ein unglaublicher Euphorie-Garant, der Track.
Rising Sun – Lift Up Your Faces (Fauxpas )
Preacher-Vocals im Jahr 2011? Rising Sun hat das Tabu gebrochen – und mit »Lift Up Your Faces« das bezauberndste Stück Deephouse des Jahres geboren. Die Streicher, die japanischen Drums und ja, auch die PredigerStimme: pure Magie.
Hot Natured ft. Ali Love – Forward Motion (Hot Creati o ns) Von luftigem House in den düsteren Bunker-Club: »Forward Motion« schmeckt wie Schweiß, der von der Decke tropft wie MDMA am engen Dancefloor. Jamie Jones und seine Posse lieferten heuer den besten Derrick-CarterTune, den der Chicago-Maestro nie produziert hat.
Daphni – Ye Ye (Text )
Ist dieser Daniel Snaith ein Genie oder was? Wenn er als Caribou pausiert, dann schnalzt er als Daphni unglaubliche House-Tunes aus dem Kanister. »Ye Ye« ist ein epischer Trip, getragen von elegischen Synth-Chords und jackenden Drums. Perfekt für jede Afterhour.
Lostlojic – Out Of Ctrl / We Can Not Hide (MoM UK )
The Gap haut dir Pink Floyd um die Ohren. Die britische Band ist nämlich vollkommen zu Unrecht als Musik für deine Großeltern verschrieen. In den Sechzigern haben sie angefangen die psychedelische Revolution einzuleiten, haben Rock ein riesiges Experimentierfeld eröffnet. Sie sind der Grund warum Popmusik heute nicht nur Musik für Boxer und Proleten ist, Pink Floyd haben vollkommen neue Skalen und Geräusche in den Pop gebracht. Ihr Cover zu »Dark Side Of The Moon« ist legendär. Wir verlosen ein Monster-14-Alben-Paket unter allen Neu-Abonnenten.
Während Burial in diesem Jahr »nur« eine fantastisch deepe Remix-Platte für Massive Attack abgeliefert hat, wandelt dieser Ukrainer trittsicher in dessen Spuren – und beamt mit diesem großen Release, der Deep-House und Garage zusammendenkt, Berlin und London auf den gleichen Längengrad.
the gap im jahresabo um € 16,50. unter allen neuabonnenten verlosen wir alle 14 studioalben von pink Floyd!
Efdemin – There Will Be Singing (DJ Koze Remix) ( D ial )
www.monomarkt.at
»Ef-de-min ist homosexuell!« Koze kann’s nicht lassen. Irgendwie schafft’s die Spacke aber immer, Deppen-Humor mit Deep-House zu paaren, ohne dass es sich zwickt. So auch auf dieser wahnsinnig geilen Neo-Detroit-Keule.
www.thegap.at/abo
Abt. Musik
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a. 122/ Rezen s ionen
Fulgeance To All Of You
Rihanna Talk That Talk
( Me lt i ng Pot Mus ic / G roove Attack)
( U n iversal )
Top of the Pops _
47 Millionen können nicht irren. Rihanna ist populärer als alles andere – zumindest laut FacebookFieberthermometer. Wie ging das noch mal schnell?
Und wieder kommt einer dieser jungen wilden Beatbastler quasi aus dem Nichts um die Ecke gebogen. Ein paar Auskenner hatten ihn zwar schon kommen gehört, aber der Rest wird dieses Debüt-Album brauchen, um seinem Sound zu verfallen und ihn via Social Media mitzuhypen. »To All Of You« ist ein grandioses Album geworden, das zeigt, wie multidimensional sich Fulgeance zwischen den Koordinaten Electronica, Abstract HipHop, Soundforschung und Soul bewegt. Das Album verliert dabei aber nie den roten Faden. Sämtliche klanglichen Referenzen werden nicht einfach nur zitiert, sondern gekonnt in Fulgeances eigenständige Sound-Sprache übersetzt. Da holpert ein Modeselektor-artiger Beat, dort peitscht eine Snare, da wird eine verhaspelte Melodie durch 13 Aggregatszustände geschickt, dort schwirren Dorian Concept-ähnliche Synthie-Flächen herum, aber die Musik des Franzosen klingt nie wie die Kopie eines Kollegen. Das Debüt ist ein Konzept-Album geworden – jeder Track ist einer Stadt seiner Touren und dem spezifischen Sound des dortigen elektronischen Undergrounds gewidmet. Das kann man deutlich hören. Zum Beispiel blitzen in Nummern wie »London Falling« oder »Glasgow Lunacy« immer wieder Bruchstücke der 30-jährigen Rave-Tradition des Vereinigten Königreichs auf oder in »Montefalco Mato« wird traditioneller folkloristischer Chorgesang zerschnipselt und diesen Vocals dann roughe Future Beats entgegengeballert. Fulgeances Musik ist ein weiterer und vor allem schöner Beweis dafür, dass junge Musikschaffende weder genremäßig noch örtlich so verwurzelt sind wie früher. Sie schöpfen aus einem riesigen Soundfundus und müssen, um vom Musikmachen leben zu können, dauernd touren und Verbindungen knüpfen – das alles fließt häufig direkt in die Tracks ein. Fulgeance hat es aber trotzdem geschafft, ein stringentes und homogenes Album zu zimmern, das eine deutliche Handschrift trägt und nicht von seinen unzähligen geografischen und soundseitigen Querverweisen zersprengt wird. Fulgeance ist einer, dessen Pickerl man sich getrost jetzt schon auf das MacBook kleben darf.
»We Found Love« hat schon wieder Rekorde gebrochen. Calvin Harris hatte Rihanna ein Stück Eurotrash gebastelt, das gerade genug, aber auch nicht zu sehr nach jener Formel klingt, mit der David Guetta seit zwei Jahren die USA terrorisiert. Das ist zwar langweilig, aber die Rave-Orgeln müssen sich ja immer weiterdrehen. Rihanna ist zu groß, um mit Formeln zu brechen und diese Formeln befüllte sie seit »Umbrella« wie keine zweite. Der wichtigste Modus im Pop der Gegenwart ist immer noch: Party. Liebe kommt erst kurz danach. Und Rihannas neue Single hat beides. In diesen Modus von Pop wechselt ihr sechstes Album immer wieder. Rihanna bespielt aber auch Szenen, die abseits des Formatradios blühen, und zapft deren Energie an. Man könnte wohl noch Subkultur dazu sagen. »Drunk On Love« samplet The XX – genauer »Intro« – und stellt den gespenstischen Groove der Band ins Licht einer Discokugel. Ob sich Jamie XX damit ins Bett der Feinde gelegt hat oder doch eher froh darüber sein soll, den Mainstream ein Stück weit mit coolem Wissen besetzt zu haben, wird auch im besten Blog der Welt nicht ausdiskutiert werden. M.I.A. wird wiederum in »Cockiness«, dem explizitesten Song des Albums, äh, zitiert. »Red Lipstick« nimmt sich Dubstep vor. Das parasitäre Verhältnis zwischen dem Top 30-Pop und seinen untergeordneten Inspirationsquellen setzt sich damit erfolgreich fort. Nur dass heute die Protagonisten dieser Szenen selbst oft eingebunden werden. Rihannas Stimme stellt dabei keine überspannten Intimitäten wie Aguilera, Carey oder Spears her oder versucht, mit barocken Verzierungen zu beeindrucken, sondern sie singt kühl und distanziert, entschlossen und mitunter aggressiv – ein Sound, der sich im Pop der letzten Jahren zusehends verbreitete (Gaga, Kesha, Minaj usw.). Sie hätte auch allen Grund dazu, wütend zu sein: die katastrophale Vaterfigur, der prügelnde Freund, der Medienmoloch – Rihanna spielt seither den verletzten und doch unverletzbaren Engel. Insbesondere mit ihren beiden vorletzten Alben tanzte sie auf der Klinge von Gewalt, Sex und Sex & Gewalt. »Rude Boy«, »S&M« oder »Russian Roulette« schweißten Rihannas Biografie mit ihren Songs zusammen. Fan sein bedeutete auch, dieses Wechselspiel zu bewundern. Das Drama auf der Bühne erzeugte mit dem Leben Rückkoppelungen. Und dieses Identifikationspotenzial ist auf »Talk That Talk« ein Stück weit verschwunden. Rihanna ist zwar wieder Konsens im besten Sinn, dass auch der manchmal nicht reicht, darüber erzählt »Talk That Talk« ein paar kurzweilige Geschichten.
8/10 Maximilian Zeller
6/10 Stefan Niederwieser
Frankreichs Antwort auf Affine Records. In den Händen von Fulgeance verschmelzen HipHop, Electronica und Bassmusik zu köstlichen Klangwatschen.
► 0 6 0 / AUSGABE 122
bild Robert Winter, Universal Music
Trans-Europa-Express
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Abt. Musik
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a. 122/ Rezensionen
Son Of The Velvet Rat Red Chamber Music
Zeitkratzer Karlheinz Stockhausen – Aus den sieben Tagen
(M onk ey / Ro ug h T rade )
( Zei tk ratzer Pr odu ct i o ns / Bro k e n S i le n ce )
Steirisches Büffelgras
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bild Gert Kragol
Kammermusik mal anders: Son Of The Velvet Rat überführen die Melancholie der österreichischen Provinz in die Melancholie der amerikanischen Weite.
Intuition, Mama!
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Zeitkratzer spielen Intuitive Musik von Stockhausen. Ihre Intuition heißt: Intensität.
Kammermusik mal anders: Son Of The Velvet Rat überraschen mit »Red Chamber Music« nicht nur Fans und Kritiker, sondern eventuell auch sich selbst. Denn so beseelte Americana-Sounds aus Österreich hat wohl keiner zu hören vermutet. Wenn man sich die chronologischen Destinationen der Aufnahmestudios – Graz, Los Angeles, New York und Nashville – durchliest, ist es klar, wohin die Reise geht: Die Melancholie der beklemmenden österreichischen Provinz öffnet sich der Melancholie der amerikanischen Weite. Der Opener »Prayers« gibt sich diesem Gefühl ganz und gar hin. Der Epos beginnt mit Folk-Gitarren und leidvollem Gesang, »The Vampire Song« ist wüstentrocken und trotz La-La-La-Chorus beklemmend unheilvoll. Frontmann Georg Altziebler klingt dabei zusehends wie eine steirische Auslese-Mischung aus Lee Hazlewood und Townes van Zandt – sprich, er singt sich in alkoholgeschwängerte Höchstform hoch. Die Tracks »7 Stars« und »Moment Of Fame« sind wüstentrockene Kleinode – auf das Wesentliche reduziert und puristisch wie Bohnenchili aus der Dose. Die Melodien baden in einer Mischung aus Honky-Tonk Blues und hochprozentiger Traurigkeit. »White Patch Of Canvas« geht dann sogar einen Schritt weiter und erinnert mit seinen leichtfüßigen Akkordwechseln und lyrischen Feinsinnigkeiten an das Liedgut von niemand Geringerem als – erraten – Großmeister Dylan: »I’m just a blank reflection in your eyes / But I will stay with you even after you walk by / A message straight and cold and purified.« Das großartige Chanson-Country-Duett »Moment Of Fame« weckt dann wieder Assoziationen – diesmal an Johnny Cash. Es ist wirklich so: Nenne mir alle großen Künstler des Americana-Sound – auf »Red Chamber Music« wirst du ihre Spuren finden. Und das Schöne an dieser Musik ist: Sie klingt nicht nachgespielt, sondern beseelt und verinnerlichend, als ob kurz vor Graz die Büffel grasen und die Steppe auf uns warten würde. Der zärtliche Zauber der allzu männlichen Depression klingt nicht eng oder klein, sondern groß und offen. »You wear it with every word, a golden glimmer shining«, singt Georg Altziebler im Album-Closer »Silence Is A Crown«. Der Mann hat sich diese Krone redlich verdient.
Karlheinz Stockhausen hatte im Mai 1968 keine gute Zeit. Mitten in der Krise schrieb er »Aus den sieben Tagen«. Darin heißt es etwa in »Unbegrenzt«: »Spiele einen Ton / mit der Gewissheit / dass du beliebig viel Zeit und Raum hast.« Nicht mehr. Aber auch nicht weniger. Das Resultat ist also keinesfalls beliebig, kann aber je nach Interpret ganz unterschiedlich klingen. So setzt sich das in dieser allerersten Arbeit Intuitiver Musik fort: »Spiele eine Schwingung im Rhythmus des Universums.« Traum, Harmonie, Licht, Klang, Gold, Feuer und so weiter. Aber selbst wenn das Netz auf der Suche nach Originalaufnahmen von »Aus den sieben Tagen« immer wieder Yoga-Kurse anbietet: wer glaubt, Stockhausen sei ein spiritistischer Spinner, der die Türen zum Unterbewussten oder die Türen zum Übersinnlichen aufstoßen will, der hat Zeitkratzer noch nicht gehört, wenn sie diese Anweisungen von allem Hokuspokus entschlacken. Wenn etwa in »Intensität« ein einzelner Ton immer wieder, aber von allen Musikern nicht im selben Tempo wiederholt wird. Oder wenn in »Setz die Segel zur Sonne« ein einzelner Klang im Klang aller anderen aufgehen soll. Über 17 Minuten lang steht die Schallwelle, zeigt immer wieder kleine Variationen ihrer Oberfläche, neue Details in ihrer Textur. Zeitkratzer verwenden Stockhausen als Methode, um sich selbst herauszufordern. Gerade so, wie Afrika Bambaataa Kraftwerk imitierte oder wie Can bei Krautrock landeten, als sie versuchten zu grooven. Immer wieder spürte das elfköpfige Ensemble bisher Klassiker der Avantgarde des 20. Jahrhunderts auf, experimentelle Gassenhauer sozusagen, die ihm allerdings genug Raum geben, eigene Stärken auszuspielen. Auch hier spielen Zeitkratzer die Vorlage von Stockhausen hoch konzentriert, in »Verbindung« donnert und knackst, scharrt und faucht es. Stockhausen erreicht auf diesem Album zwar nicht die Intensität von Zeitkratzers Whitehouse-Interpretation, das liegt aber eher an der Vorlage als am Ensemble. Denn Zeitkratzer demonstrieren mit »Aus sieben Tagen« einmal mehr, dass sie zu den präzisesten Interpreten und Künstlern auf dem Feld klassischer Avantgarde gehören. Egal, ob die Partner nun Lou Reed, John Cage oder Carsten Nicolai heißen.
8/10 Michael Kirchdorfer
7/10 Stefan Niederwieser
AU S GA B E 1 2 2 / 0 6 1 ◄
Abt. Twitter-Reviews
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a. 122/ Rezen s ionen
Die Welt auf Scheibe – erklärt in 140 Ausführlicheres auf www.thegap.at
Zeichen zum Angeben in der Disco.
Jennie Abrahamson The Sound Of Your Beating Heart how sweet the sound / cargo Diese Schwedin hat sich entpuppt: von der Folk-Kirschblütendame zur wandelbaren Pop-Diva. Was ihr an USP fehlt, macht sie mit Songwriting wett. 7/10 stefan niederwieser ▪ Brett Anderson Black Rainbows emi Die ehemalige Brit-Pop-Suede-Ikone setzt zum neuerlichen Solo-Versuch an, er schafft bittersüße Balladen, die noch zündende Instrumentalideen ▪ vertragen könnten. 6/10 gerald c. stocker Avalanche City Our New Life Above The Ground warner music Pathetisch dahinplätschernder Kuschelrock irgendwo zwischen absoluter Belanglosigkeit und Teenie-Konsens-Film ▪ Hintergrundgedudel. 2/10 michael kirchdorfer Bo Candy And His Broken Hearts Bo Candy & His Broken Hearts konkord Allstar-Bluesrock aus den Sumpfgebieten Burgenlands ruft mit gespielten Gefühlen echte Emotionen hervor. 6/10 werner reiter ▪
Eloui Chasing Atoms emg / hoanzl Auch wenn der November ans Fenster prallt: Elektronica, Ukulele, Glockenspiel und stimmlich entspannte Sinnlichkeit verwandeln Winterfrost in Frühlings▪ tau. 7/10 michael kirchdorfer Esperanza Esperanza gomma Ein Ineinandergreifen von halligen Surfergitarren, tiefen Bässen und kosmischen Synthsounds setzt zur musikalischen ▪ Grenzausweitung an. 6/10 ursula winterauer Final Flash Homeless indica Kanadischer Retro 70s Folkrock, ohne den versprochenen LSD-Kick. 5/10 barbara schellner ▪ Simon Fisher Turner & Espen J Jörgensen Soundscapes mute Englischer Ex-Teen-Star, Derek Jarman-Soundtrack-Komponist und Biografie-Wundertüte SFT macht aus Sounds von EJJ ... keine Musik, sondern noch mehr Sounds. 2/10 stefan niederwieser ▪
Justice Audio, Video, Disco ed banger Es gibt nichts Langweiligeres und Uninspirierteres, als in die allgemeine Hähme einzufallen und auf Justice einzuprügeln. Leider gibt es keine andere Möglich▪ keit als das zu tun. 3/10 jonas vogt The Kooks Junk Of The Heart emi Noch immer gut, aber nicht mehr so jung: The Kooks mögen jetzt auch Blues und Streicher. 6/10 barbara schellner ▪ Lou Reed & Metallica Lulu universal / sister ray enterprises Lou Reed, was machst du bloß für Sachen? Mit Metallica rummachen. Ich verstehe die Menschen generell grad überhaupt nicht mehr. 1/10 michael kirchdorfer ▪ Mediengruppe Telekommander Die Elite der Nächstenliebe audioakt Kritische Popmusik schafft sich selbst ab. Goodbye, Kommanda. 2/10 kevin reiterer ▪
A. A. Bondy Believers fat possum Eine Band auf der Pedal-Steel-Bremse. Zerbrechlich, regnerisch und zumindest darin stimmig. 5/10 werner reiter ▪ Bonnie »Prince« Billy Wolfroy Goes To Town domino Will Oldhams Schwermut ist immer noch da. Seine Songideen haben ihn aber verlassen. 3/10 werner reiter ▪ Kate Bush 50 Words For Snow sony bmg Die Avant Pop-Königin blickt tief in die Schneekugel. Das ist gewohnt eigenwillig und lässt gepolsterte Schneekristalle leise auf das Trommelfell rieseln. 7/10 stefan niederwieser ▪ A Classic Education Call It Blazing lefse Message from Bologna: Indie is not dead. Ihre handgearbeiteten Songs lassen sich sogar an Go-Betweens, Shins, Galaxy 500 messen. 7/10 werner reiter ▪
Florence & The Machine Ceremonials universal / island Größer, Besser, Lauter: Florence & The Machine zeigt, wo der Songwriter-Hammer hängt. Bei ihr an der Wand. 8/10 barbara schellner ▪ Fulgeance To All Of You melting pot music / groove attack Frankreichs Antwort auf Affine Records. In den Händen von Fulgeance verschmelzen HipHop, Electronica und Bassmusik zu köstlichen Klang▪ watschen. 8/10 maximilian zeller The Golden Filter Syndromes rough trade Form follows function: Atmosphärischer, aber keineswegs essentieller Dark-Disco-Soundtrack auf den Spuren von David Lynch, Portishead und ▪ St. Vincent. 5/10 michael kirchdorfer Douglas Greed KLR freude am tanzen Douglas Greed debütiert auf Freude am Tanzen. Weniger tanzbar, dafür umso hörbarer. Ausklingender House mit mehr Pop als Techno. Gelungen. 5/10 johannes piller ▪
Moby Destroyed Deluxe ministry of sound Moby verliert sich im Promo-Dschungel. Und wer mit »Destroyed« schon nicht klar kam, bekommt auch mit DVD und speziellen Edits kein besseres Ange▪ bot mehr. 5/10 rainer voggenberger Mutter Mein kleiner Krieg die eigene gesellschaft Entfremdung, Überforderung, Verwirrung: Max Müller und Mutter führen wieder ihren kleinen Krieg der Worte und sind dabei unverhohlen wie eh ▪ und je. 8/10 rainer voggenberger Niobe The Cclose Calll tomlab Der Horror ist gleich um die Ecke: Hörspiel, Stimmakrobatik und ▪ kompositorische Volten. 9/10 werner reiter Noel Gallagher’s High Flying Birds Noel Gallagher’s High Flying Birds sour mash Dort, wo Noel Gallaghers High Flying Birds zurzeit fliegen, scheint die Luft für großkotzige Sprüche dünner geworden zu sein. 6/10 gerald c. stocker ▪
Coldplay Mylo Xyloto emi Nichts für schwache Nerven. Coldplay sind noch immer da. Und der Fan ▪ freut sich. 7/10 barbara schellner Vladislav Delay Vantaa raster noton Sasu Ripatti veröffentlicht zum ersten Mal auf Raster Noton. Ambientöser Dub-Techno angereichert mit wilden Subbässen und Spuren von intergalaktischem ▪ Funk. 7/10 johannes piller Dillon This Silence Kills bpitch control Piratin in Seenot: Stimmgewaltiges Debüt zwischen klassichem Songwriting und ausgeklügelter Reduziertheit mit Hang zur intimen Offenbarung. 7/10 ursula winterauer ▪ Dorn Mund und Ohr gefesselt houztekk Elektronische Dringlichkeit von Wolfgang »Fadi« Dorninger: Der Dancefloor mit –äh – Dornen gespickt. 8/10 werner reiter ▪
Darren Hayman The Ship’s Piano fortuna pop Darren Hayman ist ein Vielschreiber, ein beinahe Alleskönner und ein charmanter Alleinunterhalter. 7/10 gerald c. stocker ▪ Oliver Huntemann Paranoia ideal audio Deutschlands Techno-Guru bewegt sich spielend leicht zwischen düster-donnernden Klangwolken und leichten House-Gustohappen. 8/10 kevin reiterer ▪ Japanther Beets, Limes & Rice seayou Alles rund um diese Punkrocker ist interessanter als ihre Songs. Williamsburg, eine 84-StundenPerformance, Madonna, Gelitin, Spank Rock – ▪ huch? Musik: Eh. 5/10 stefan niederwieser Jazzanova Upside Down sonar kollektiv Die Remixes auf »Upside Down« schaffen es, den Jazzanova-Stücken neuen Drive zu geben, ohne die grundlegende Lockerheit zu verlieren. 6/10 jonas vogt ▪
Oval DNA shitkatapult »DNA« ist erstmals kein Paradigmenwechsel, sondern eine Collage bisheriger Oval Konzepte. Wenn das dennoch Synapsenfeuerwerke auslöst, ist das fast egal. 7/10 stefan niederwieser ▪ Peaking Lights 936 domino Ein Tranquilizer musikalischer Art beim Versuch, den kalifornischenSommer zurückzuholen – ein einschläferndes ▪ Unterfangen. 5/10 juliane fischer Radio Slave Works (Selected Remixes 2006–2010) rekids Gefühlter Statistik nach ist Radio Slave nicht nur der meistgebuchte, sondern auch beste Remixer des Techno-Zirkus. Das hat ▪ einen triftigen Grund. 7/10 maximilian zeller Scratch Massive Nuit De Rêve pschent music Die große Sci-Fi-Soundkulisse zwischen 80er Nostalgie, alten Meistern und Kompression überzeugt ▪ nicht nur Genreliebhaber. 7/10 kevin reiterer
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Abt. Twitter-Reviews
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a. 122/ Rezensionen
She & Him A Very She & Him Christmas domino records Mit Zimtsternchen in den Augen gibt Zooey Deschanel weiterhin die Indie-Heldin und ihre Glockenstimme für den Weltfrieden. Pro X-Mas. 6/10 juliane fischer ▪ Shlohmo Bad Vibes friends of friends In Shlohmo hallen HipHop, Dubstep und die diversen Traumgenres der Zehner Jahre nach. Was egal wäre, wenn die Abstraktion nicht hunderte fesselnde ▪ Echos werfen würde. 8/10 stefan niederwieser Snow Patrol Fallen Empires universal Ein Neuanfang mit Hindernissen. Alles besser macht der Elektrofirlefanz, glauben zumindest die GitarrenBalladeers von Snow Patrol. 4/10 barbara schellner ▪ Son Of The Velvet Rat Red Chamber Music rough trade / monkey Kammermusik mal anders: Son Of The Velvet Rat überführen die Melancholie der österreichischen Provinz in die Melancholie der ▪ amerikanischen Weite. 8/10 michael kirchdorfer
Tiefschwarz Watergate 9 watergate Tiefschwarz in Topform. Ein wunderbarer Mix aus Techno und House mit Tracks von gestern bis ▪ heute. Ein Hörgenuss. 6/10 johannes piller Yann Tiersen Skyline mute Hymnen über das Schlechte im Menschen: Eine Platte, die erst gegen Ende in die Form kommt, die sie schon von Anfang ▪ an haben hätte sollen. 6/10 michael kirchdorfer Tycho Dive ghostly international / !k7 In Sachen sphärischer Synth-Pop kann Tycho aktuell kaum jemand das Wasser reichen. Funktioniert sicher auch gut als Methadon für Leute, die die Trennung von Postal Service bis heute nicht verkraftet haben. 7/10 maximilian zeller ▪ UKO The Sista Sadie Life Show ukofm rec. In Eigenregie entstand ein zarter Mix aus Funk, Soul, House und Jazz, mit einer in Hochform agierenden ▪ Tania Saedi. 6/10 kevin reiterer
Various Artists Monkey.2011 monkey. Wer nach diesem Sampler immer noch behauptet, Musik aus Österreich gibt vielleicht nicht so viel her, der ist ▪ doof. 7/10 rainer voggenberger Sven Väth The Sound Of The Twelfth Season cocoon recordings »Sound Of The Twelth Season« ist Sven Väths persönlicher Jahresrückblick auf die Techno- und House-Welt, verpackt in zwei Mixen. 5/10 moritz gaudlitz ▪ Andy Vaz Straight Vacationing yore records Andy Vaz ummantelt seine Chicago-DetroitVerkreuzungen mit Disco’n’Soul und nimmt die Einfahrt zu unserem Herzen schneller als andere ▪ deepe House-Platten. 7/10 maximilian zeller Tom Waits Bad As Me anti / epitaph Auf »Bad As Me« nimmt Tom Waits uns zum wiederholten Mal mit auf eine Reise durch zeitlos verrauchte Bars. ▪ Da packt man gern die Koffer. 6/10 jonas vogt
Summer Camp Welcome To Condale moshi moshi Im Summer Camp verbringt man das Wochenende mit dem Schauen von 80er Teeniefilmen, dem Abhängen in der Indiedisko und dem Trinken von ▪ Strand-Cocktails. 4/10 ursula winterauer Sunn O))) ØØ Void southern lord Re-Release des 2000er-Drone-Doom-Klassikers. Bedrohliche Sounds, schneidende Gitarren, die beständig Spannung aufbauen. Beinahe unangenehm. 7/10 werner schröttner ▪ Surkin USA marble music Die erste digitale Weltreise, in eine kleine Fantasiewelt in den Farben Rot, Weiß und Blau. Optional auch mit Stars & Stripes. 6/10 kevin reiterer ▪ Maria Taylor Overlook affairs of the heart Schön gespielter, aber etwas gar zu unschuldiger Weichspiel-Mädchen-Pop. Fazit: Wohlfühlmusik der ▪ bedenklichen Sorte. 3/10 michael kirchdorfer
Various Artists Affin 100 affin Affin ist 100 und feiert mit einer Labelschau. Von House bis Techno über Dub und wieder retour. Ein buntes Allerlei im ▪ positiven Sinn. 6/10 johannes piller Various Artists Airtexture Vol.1 airtexture Zeitgenössischer Ambient auf hohem Niveau, das sich vor allem durch Selektion von anderem Brei abhebt. Man selbst nicht so: Hinlegen und abtau▪ chen. 6/10 johannes piller Various Artists IOTDXI r&s Nicht nur logo-, sondern auch soundtechnisch ist R&S der Ferrari unter den Elektronik-Labels. Auch die neueste Compilation ist musikmäßig anderen mindestens ▪ drei Runden voraus. 8/10 maximilian zeller Various Artists MGMT – Late Night Tales 101 distribution / emi Ein Blick in die Köpfe von MGMT, kuckst du: psychedelisch, belesen, geschmackssicher, kryptisch, unverstanden – wie vermutet. Eine Compilation für Missverständnisse. 6/10 stefan niederwieser ▪
We Invented Paris We Invented Paris spectacular spectacular Tiefsinnigkeit, die mit Leichtigkeit zum Tanzen verlockt und Geschichten von der Leere des Alltags. We Invented Paris machen im Indierock-Terrain viel richtig. 7/10 juliane fischer ▪ White Denim Last Day Of Summer downtown / cooperative music Ausschussware, die mehr kann, als manch andere Band auf reguläre Alben bannt: Nahe an Animal Collective und weit entfernt von ▪ allen Übeln dieser Welt. 6/10 sandra bernhofer Widowspeak Widowspeak captured track records Ziemlich schön nachgespielt und trotzdem dreist: Eine Platte, die so klingt, als ob sie aus lange verloren geglaubten Mazzy StarOuttakes zusammengetüftelt worden wäre. 4/10 michael kirchdorfer ▪ Zemmler Der Hund schläft pumpkin Jörg Zemmer alias Zemmler geht abseits des aufblühenden deutschsprachigen Pop-Revivals unbeirrbar seinen ▪ eignen Dada-Weg. 6/10 gerald c. stocker
Abt. Buch Ned Beauman der boxer
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a. 122/ REZENsIONEN
01
(DUmonT) Der leser wird aus einem bunten mix zwischen der nazizeit und dem hier und Jetzt überhäuft. hier geht es weder verstaubt zu, noch ist man der moralischen Seite verpflichtet, sondern hier wird im Zeitschiff zwischen politischer correctness und Provokation gejettet. Zu Beginn sorgt ein Brief für großes Aufsehen: Ein gewisser Reichskanzler Adolf hitler bedankt sich bei Philip Erskine, einem englischen käferforscher, für sein »reizendes« Geschenk. Ein mit hakenkreuzmustern versehener kampfkäfer ist es, der beim Diktator Entzücken hervorrief. Doch beim käfer bleibt es nicht. Der Forscher verliebt sich in den schwulen jüdischen Boxer Seth »Sinner« Roach, den er für seine Experimente zu gewinnen versucht. wie in einem makabren Raum- und Zeitkabinett reist man mit dem Autor in die Vergangenheit, in die wirren der 30er Jahre und wieder zurück in die neuzeit, wo sich in fragwürdigen internetforen obskure nazi-Gesellschaften neu formieren. Filmisch? Ein Auftrag für die coen Brothers, würde ich mal sagen.
NACHHALTIGKEIT IM BRIEFKASTEN? BIORAMA IM ABO: WWW.BIORAMA.AT
8/10 mARTin G. wAnko
Martin Dreyer jesus rockt
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(PATTloch) Gibt es wunder? hm. Jedenfalls kann
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.16 BROT UND KORN:
Seltene Sorten, krosse Baguettes und eine Weltkarte voll Wert Radeln trotz Schnee: Mit Kabelbinder, Duschhaube und Tetra Pak durch den Winter Inspektor Gadget: Vom Versuch, ein Handy zu kaufen und auf die Herkunft zu achten Das Goldene Zeitalter: Warme Westen, Schals und Hauben für kleine Racker
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es durchaus vorkommen, dass im leben ab und an recht merkwürdige Dinge geschehen, die man sich nicht erklären kann. Zum Beispiel, wenn einen Bücher erreichen, die man nicht bestellt hat. martin Dreyers »Jesus rockt« ist so ein Buch, das plötzlich da war. Unverlangt eingesandt. Post vom himmel? Dem kann man aber nachgehen. Zum Beispiel mit einem mail an den Verlag. oder einem Anruf beim Verlag, wenn das mail im Datenorkus verschwindet. Aufschluss gibt das zwar keinen, aber warum nicht mal reinschmökern. Querlesen. Vor allem, wenn der Autor, Theologe und Diplom-Pädagoge im Vorwort selbst sagt: »mir ist wichtig, dass man dieses Buch nicht – wie die meisten anderen – von vorne nach hinten lesen muss.« Super. Der Autor hat übrigens auch mit der dreibändigen »Volxbibel« eine recht erfolgreiche Bibelübersetzung abgeliefert – in die heutige Jugendsprache. heiliger Bimbam, das ist vom sprachwissenschaftlichen Standpunkt interessant, aber aus vielen, ja eigenglich zu vielen Gründen ein echtes himmelfahrtskommando. Den retardierten Sprachduktus kriegt Dreyer auch bei »Jesus rockt« nicht raus. Das macht auch ein Querlesen schwierig, es reicht aber, um festzustellen, dass hier missioniert wird und zwar sehr bibeltreu, ohne viel Raum für Gegenfragen. nicht gut. kein wunder. leider.
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Wiglaf Droste, Nikolaus Heidelbach, Vincent Klink Gemüse
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(DUmonT) oft steht ein Fest vor der Tür und man weiß nicht, was verschenkt werden soll. nun, drei Dinge gehen immer. Erstens: Ein gutes kochbuch. Zweitens: irgendwas mit schönen Bildern und/oder Zeichnungen – gerne darf auch ein Schuss Frivolität dabei sein. Drittens: wiglaf Droste. letzterer weiß wohl auch von dieser Regel und dachte sich, warum nicht mal alles in einen Topf hauen? Gemeinsam mit dem bekannten (vorwiegend) kinderbuchillustrator nikolaus heidelbach und dem bekannten Fernsehkoch Vincent klink hat Droste nun also ein Buch gemacht. »Gemüse« heißt es und darin wird eine lanze für Feldfrüchte gebrochen. in Zeiten, in denen man sich erinnert, dass Tiere essen nicht anständig ist, ergibt das ein Resultat, das auch noch auf Augenhöhe mit dem Ernährungszeitgeist ist. nun denn. Durch teilweise sehr gepfeffertes Bildmaterial und trotz hie und da leicht versalzener Droste’schen Betrachtungen wird man beim lesen irgendwie so angestachelt, dass man durchaus be-
reit ist, seinen Einkaufszettel zu überdenken und das eine oder andere gar nachzukochen. Selbst wenn Fleisch sein Gemüse ist. mehr kann man von einem Geschenkbuch nicht erwarten. 6/10 mAnFRED GRAm
Virgil Guggenberger, Wolfgang Gosch Immer freitag, band 2.
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( E D i T i o n k R i l l ) woche für woche, jeden Freitag,
veröffentlichen Virgil Guggenberger und wolfgang Gosch auf der internetseite der Edition krill eine kleine literarische Fingerübung zum Alltäglichen. manchmal ufern und fransen diese Betrachtungen aus, schlagen auf engstem Raum humoristische Volten. manchmal feuert man mit mut zum sprachlichen Schabernack aber auch nur mehr oder weniger subtile Pointen ab und liefert eine schnelle Skizze dazu. Die in Band 2 versammelten Stückchen sind aus dem Jahr 2009 und schaffen durchaus so etwas wie Unterhaltungswert. hier wird niemandem weh getan. Etwa, wenn beim herrichten eines obstsalats über die Früchte sinniert wird. Die Serie »immer Freitag« (mittlerweile im vierten Jahr), gibt es übrigens auch per newsletter zu bestellen. Für alle, die es genau wissen wollen.
5/10 mAnFRED GRAm
Wolfgang Hilbig eine Übertragung
05
( S . F i S c h E R ) woher kommen wir und wohin gehen wir lautet die Frage nach dem Sinn des lebens bzw. eine metapher für jene Frage, deren eigentlicher wortlaut im Unbestimmten bleibt. wolfgang hilbigs Roman aus dem Jahre 1989, der jetzt im Rahmen einer werkausgabe neu aufgelegt wurde, lässt sich sozusagen als metapher (= Übertragung) dafür begreifen. Er erzählt die Geschichte des heizers c., der in der DDR-kleinstadt m. über eine Zeitungsnotiz in einen kriminalfall verwickelt wird, in die Fänge eines kriminellen milieus einerseits und der nicht minder kriminell anmutenden Staatsgewalt andererseits gerät, und sich schließlich in Berlin niederlässt, um sich seinen lange gehegten Traum einer Existenz als Schriftsteller zu erfüllen (freilich darin aber steckenzubleiben), so wie es in dieser bewundernswerten klarheit zumindest aus dem klappentext hervorgeht. Dem Text selber sind diese informationen schon mühsamer zu entnehmen, handelt es sich doch um eine einerseits sprachlich enorm präzise, inhaltlich aber hochgradig nebulose und dämmrige Rede und Selbstbeschreibung einer eigenartig leeren Subjektivität des ich-Erzählers, der in einer ebenso fremdartig und leer wirkenden welt eine identität als Schriftsteller sucht, um einem vergangenheitslosen biografischen nichts ein zukünftiges Etwas abzutrotzen, dabei aber trotz aller äußerer Bewegungen in einer ständigen trägen Gegenwart verhaftet zu bleiben scheint, die zwar von impulsen, nicht aber von einer autobiografischen kohärenz geprägt ist. Sozusagen ein umgekehrter kafkaheld, der vom Gesetz wegstrebt, aber immer wieder mit der Stasi oder zwielichtigen Gestalten in Berührung gerät, wenn er versucht, individualität zu verwirklichen. Die DDR war, wie man sagt, eine Gesellschaft, die nichts über sich gewusst hat, da es keine Diskussionskultur gab. hilbigs »Übertragung« ist einerseits ein großer DDRRoman, der dabei aber in seiner Sinnhaftigkeit und Valenz ins Allgemeinmenschliche und –gesellschaftliche hinein reicht. wie alle großen Romane. 9/10 PhiliP hAUTmAnn
Werner Schandor ruby lebt
06
( E D i T i o n kÜ R B i S ) normal sein ist out, seit ich
denken kann. normal sein zahlt sich vielleicht noch in der Beichte, vor dem Gericht und am Zoll aus. Aber sonst muss alles bunt sein. Auch deshalb erstickt diese Buntheit wieder in ihrer ausgeflippten
Abt. Buch
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a. 122/ REZENsIONEN
normalität. Der Grazer Autor werner Schandor schrieb einen kurzgeschichtenband über normale menschen, die eben bei genauerer Betrachtung gar nicht so normal sind. in der Eingangsgeschichte »Ruby lebt« geht es um das Schicksal eines nicht mehr jungen Single, der das Alleinsein satt hat. in einer anderen Story wartet ein mann bei einer waldlichtung auf die UFos und tatsächlich beginnt es zu rauschen, und richtig schön absurd wird es, wenn sich der Autor überlegt, ein Buch zu überfallen. in der wahrscheinlich besten kurzgeschichte »keep Swinging« strauchelt ein Pärchen bei zwei einschlägigen Treffen, aber das eben mit humor. Dazu kann man auch wirklich gut lachen und fast geniert man sich ein bisschen, keimt doch auch mitleid mit den Gerupften auf. Schandor blickt auf die Provinz, erkennt die Grenzzäune und lässt seine Protagonisten darüber stolpern. Der leser stolpert und lacht mit.
JM Stim hier ist berlin
8/10 mARTin G. wAnko
( R o k ko ’ S A DV E n T U R ES )
Verschiedene Autoren jetlag café
07
(FiSchER VERl AG) »Jetlag café« nennt sich eine überraschend wilde mischung aus literatur für schlaflose Träumer und rastlose Reisende. Quer durch die nacht schreibt sich zum Beispiel Antje Rávic Strubel, die sich fast schon kleinlaut als Vielschläferin outet, bei Stress in den Tiefschlaf verfällt und dann doch wieder nächte hindurch Gedanken und ideen hinterher jagt und sie bis ins morgengrauen hinein aufs Papier bringt. Dort könnte sie auf die Protagonisten von Judith hermann treffen, die in einer sehr dichten Geschichte eine Dreiecksbeziehung mit nur zwei Anwesenden zum Besten gibt. Schon unwiderstehlich schildert sie die welt der Sehnsüchte, die sich im Dämmerlicht der erwachenden landschaft erschöpfen. Dagegen liest sich das makabere Gespräch der abgebrühten Filmemacher werner herzog und Errol morris über das horrorkabinett des Serienmörders Ed Gein eher kurios. Fazit: Jetlag und Schlaflosigkeit schaden kaum der kreativität und schenken dem vielleicht auch schlaflosen leser eine originelle Anthologie. 8/10 mARTin G. wAnko
big in berlin
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der österreichische journalist Klaus Stimeder lebt mittlerweile als Schriftsteller in new york. zuvor war er einige jährchen in berlin. darüber hat er nun unter dem Pseudonym jM Stim ein kleines, prägnantes büchlein verfasst. Durch die Lektüre von JM Stims kurzem Essay »Hier ist Berlin« erfahren wir, dass es in der auf eine lange und bewegte Geschichte zurückblickenden Stadt Berlin inzwischen viele Sauftouristen gibt, aber auch einige vorwiegend junge Menschen, die das berühmte »Irgendwas mit Medien« machen, sowie viele mit, wie es ebenfalls so schön heißt, migrantischem Background. Außerdem gibt es dort nicht zuletzt deshalb einige recht okaye Kneipen und Clubs, und wenn ein Stadtviertel vollständig durchgentrifiziert ist, ist das nicht wirklich tragisch, weil die Stadt groß genug ist und die verschiedenen Szenen sich einfach neue Orte suchen. Das hat, wie wir weiterlesen, mit der Trennung und Wiedervereinigung der Stadt zu tun und ist, wie die meisten Dinge, in vielerlei Hinsicht gut, in anderer jedoch schlecht. Insgesamt liest sich das alles sehr angenehm und ist demzufolge, was man so hört, auch vollkommen zutreffend, wenngleich vielleicht nicht unbedingt besonders neu. Aber sollten später mal Außerirdische oder andere Kulturen wissen wollen, warum sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts so viele Menschen für Berlin interessiert haben, können sie das hier sehr prägnant nachlesen. Und zwar auch auf Englisch. 5/10 mARTin FRiTZ
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Introducing
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a. 122/ Rezen s ionen
Schwarzkopf ( T h i mfi l m ) text Artemis Linhart
Miranda Hart
von Arash T. Riahi; mit Nazar, RAF Camora, Chakuza auf DVD und Blu-ray
7/10 Klaus Buchholz
Die britische Komikerin Miranda Hart überzeugt mit souveräner Unsicherheit und liebenswerten Neurosen. Mit der Serie »Miranda« räumt das britische Fernsehen einer Figur abseits klassischer Schönheitsstandards einen Platz ein und weist diese als längst überholt aus. Was bei Miranda Hart zuerst bemerkt wird, ist ihr Äußeres. Sie ist über 185 cm groß und eher stattlich gebaut. So kommt es mitunter vor, dass sie als »Sir« adressiert wird. Auch ansonsten entspricht ihr Aussehen nicht den gängigen Schönheitsidealen. Während US-Comediennes wie beispielsweise Tina Fey und Amy Poehler immer noch traditionell attraktiver sind als ihre männlichen Gegenparts, ist das britische Fernsehen hier einmal mehr einen Schritt voraus und zerlegt bestehende Gendergefälle im Bereich der Comedy. Dass dies der Hauptfokus jeder Herangehensweise an ihre Arbeit ist, macht es Miranda Hart nicht immer einfach, doch die britische Komikerin ist hart im nehmen. Pun intended. Des zweiten Teils ihres Doppelnamens hat Miranda, die eigentlich Hart-Dyke heißt, sich aus offensichtlichen Gründen entledigt. Ihr außergewöhnliches Erscheinungsbild bietet immer wieder Grundlagen für ihre sehr körperbetonte Komik. Berühmt wurde sie in Großbritannien mit der Sitcom »Miranda«, die auf ihrer semi-autobiografischen Radioserie »Miranda Hart’s Joke Shop« auf BBC Radio 2 basiert und erstmals 2009 ausgestrahlt wurde. Die Serie ist eine Mischung aus aberwitzigem Humor und Slapstick. Ihr ausdrucksstarkes komödiantisches Talent ist dabei unübersehbar. Mit nur einem Blick oder einer Geste gelingt es ihr oft, das Publikum (das im Stil der klassischen Sitcom beim Dreh übrigens vor Ort dabei ist) zum Lachen zu bringen. Dabei ist sie vor allem eines: ungeschickt. Sowohl sozial als auch physisch, in ihrer Tollpatschigkeit lässt Miranda kein Fettnäpfchen aus. Ihre Neurosen, sowie ihre überdrehte und verschrobene Art, machen die Figur auf ganzer Linie sympathisch. Was die Inhalte ihrer Show betrifft, so basiert Miranda Hart, die ihre Serie auch selbst konzipiert und schreibt, vieles auf persönlichen Erfahrungen. Wer wie sie zwei Jahre lang aufgrund akuter Agoraphobie das Haus nicht verlassen konnte, hat nicht zu wenig irrsinnige Anekdoten des alleinigen Zeitvertreibs in petto. Die daraus resultierenden Schmähs zählen zu den originellsten der Show. Miranda begrüßt Albernheiten und setzt ihren inneren Sonderling gekonnt für brillantes Comic Relief ein. Wie sie sich konstant und ohne mit der Wimper zu zucken über sich selbst lustig macht, zeugt von enormem Mut. Beinahe en passant gelingt es ihr dabei, auf humoristische Art Geschlechterrollen zu sprengen und zu einem breiteren Spektrum an Körperbildern im Fernsehen beizutragen. Die dritte Staffel von »Miranda« ist für 2012 geplant. Aktuell ist Miranda Hart im Kinofilm »Alles koscher (The Infidel)« zu sehen.
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Das Regiedebüt von Arman T. Riahi ist zwar ein sehr sehenswerter, politischer Heimatfilm, wird aber seinem eigenen Anspruch leider nicht gerecht. Denn schon zu Beginn des Films wird eindringlich erklärt, dass »Schwarzkopf« alle Kinder der Stadt Wien repräsentiere, doch sucht man vergeblich nach prorträtierten Mädchen oder Frauen. Denn hier geht es nicht nur um den Rapper Nazar und dessen Karriere vom straffälligen Migrantenkind zu einer positiven Projektionsfigur des HipHop, sondern vor allem um die Probleme, Perspektiven und Hoffnungen junger Menschen mit Migrationshintergrund, die von einer abwehrenden österreichischen Gesellschaft herausgefordert werden. Riahi wechselt aber gekonnt spielerisch zwischen Dokumentation und Spielfilm und schafft nachvollziehbare Heldengeschichten ambitionierter Teenager, die ihr Österreich für sich beanspruchen.
Tetsuo: The Bullet Man (Ko c h )
von Shinya Tsukamoto; mit Eric Bossick, Akiko Monô, Mike Duncan auf DVD und Blu-ray
Nach fast zwei Jahrzehnten legt Shinya Tsukamoto einen dritten Teil seiner Cyberpunk-Serie »Tetsuo« nach. Erstmalig in englischer Sprache, ist die Untertitelfunktion jedoch nichtsdestotrotz zweckmäßig, zumal das Englisch der asiatischen Figuren oft nur schwer verständlich ist. Das harmonische Dasein des in Japan lebenden Amerikaners Anthony gerät aus den Fugen, als sein Sohn brutal ermordet wird. Als sein Leid und Zorn ausufern erkennt er, selbst ein Tetsuo-Android zu sein. Der Film vereint Elemente der beiden vorangegangenen Teile und bleibt nah an der an Kafka/ Cronenberg erinnernden Formgebung des Body Horror, legt die Lynch’schen Elemente jedoch weitestgehend ab. Die Handlung erschließt sich hier narrativer als in den eher vagen Vorgängern. Der frenetische visuelle Stil bleibt aber erhalten und so ist auch Teil drei der Serie ein audiovisueller Angriff auf die Sinne. Gediegenes Kopfweh-Kino. 5/10 Artemis Linhart
Der Traum der bleibt (H oa nzl )
von Leopold Lummerstorfer auf DVD
Leopold Lummerstorfers Dokumentarfilm aus dem Jahr 1996 über die städtische Wohnhausanlage am Rennbahnweg in Wien Donaustadt stellt die unterschiedlichen Facetten der Siedlung dar und veranschaulicht, dass hinter der Fassade des enormen Betonblocks mehr steckt als jener schlechte Ruf, der ihr voraus eilt. Die Anlage ist gleichsam ein eigenes Ökosystem, abgeschlossen vom restlichen Wien, mit scheinbar destruktivem Grundcharakter. Im Zentrum stehen jene Menschen, für die der Mikrokosmos Rennbahnweg eine Heimat, bzw. eine Lebensgrundlage bildet. Sie schwanken zwischen Genügsamkeit und Verbitterung, Alltag und Protest. Der Film ist ein gelungenes Porträt jener Melange aus Resignation und Zufriedenheit, die letztlich nichts anderes ist als Menschlichkeit. Die Nummer 100 in der Edition »Der Österreichische Film« ist nun in der DVD-Box »Home Stories« erschienen und komplettiert eine Sammlung an 20 herausragenden Dokumentarfilmen, die in besonderer Weise die österreichische Gesellschaft thematisieren. 7/10 Artemis Linhart
Winter’s Bone ( As c ot E l ite )
von Debra Granik; mit Jennifer Lawrence, John Hawkes, Garret Dillahunt auf DVD und Blu-ray
Dass sich die 17-jährige Ree Dolly (Jennifer Lawrence) um ihre jüngeren Geschwister kümmern muss, ist nichts Neues. Die Mutter psychisch krank, kaum ansprechbar, der Vater ein Drogenkoch und wieder einmal untergetaucht. Als sie vom örtlichen Sheriff erfährt, der Vater auf Kaution frei ist und das Blockhaus der Familie verpfändet hat, sind die Aussichten düster. Erscheint er nicht zur nächsten Gerichtsverhandlung, wird die Familie enteignet. Auf der Suche nach dem Vermissten stößt sie bei Nachbarn – fast alles Verwandte – in erster Linie auf Ablehnung und pure Aggression. Nicht zuletzt dank des allgegenwärtigen Crystal Meths. Während Ree durchs südliche Missouri streift, ist bittere Armut bei fast jeder Kameraeinstellung spürbar; Existenzangst und eine bedrohliche Atmosphäre begleiten sie nachhaltig. Durch seine nüchterne, distanzierte Haltung wirkt »Winter’s Bone« beinahe dokumentarisch und ist nicht nur ob der archaischen Umwelt doch jederzeit ergreifend. Eine Milieustudie ohne künstliches Beiwerk und eine Geschichte, die bis zum Finale eine seltsame Spannung behält. Dem Anspruch an Authentizität verleihen zahlreiche, direkt vor Ort lebende Laiendarsteller Nachdruck, während eine grandiose Jennifer Lawrence (»X-Men«) so präsent ist, als könnte »Winter’s Bone« ganz alleine tragen. 9/10 Stefan Kluger
Abt. Sachbuch
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a. 122/ REZENsIONEN D & AD the copy book – die besten Werbetexter der Welt erzählen, wie sie ihre texte schreiben.
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( TAS c h E n ) Just do it. Für solche Slogans hacken
Stuart Baker, Chantal Regnault, Tim Lawrence voguing and the house ballroom Scene of new york city 1989-92 (SoUl JAZZ BookS)
Strike a Pose!
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Innerhalb von drei jahren brach die schwarze new yorker Queer-Szene ans licht der Weltöffentlichkeit. Interviews und fotos hauchen dem neues leben ein. »Vogue« von Madonna war 1990 die meistverkaufte Single des Jahres. Die eigentlichen Stars des Videos: Mitglieder der New Yorker Ballroom-Szene. »Eigentlich« deshalb, weil Madonna immer wieder mit dem Vorwurf konfrontiert war, schwarze Subkulturen und ihre Codes auszubeuten. Nach dem Erfolg von »Vogue« wurde sie nie wieder in der Sound Factory gesehen, einem Club, in dem sie einige Monate lang die Szene genau beobachtet hatte. Derselbe Vorwurf traf auch Jennie Livingston, die 1990 mit ihrer Dokumentation »Paris Is Burning« den Jurypreis des Sundance Filmfestivals gewann. Die bekannte Theoretikerin Bell Hooks bezeichnete den Film als imperialistisch, kapitalistisch und patriarchal. Mitglieder dieser Ballkultur sahen das Ganze durchaus gespalten, fühlten sich getäuscht und waren andrerseits über den unerwarteten Ruhm froh. Tausende kamen zu den Bällen, in den späten 80ern neuerdings ein gemischtes Publikum. Was dabei Aufsehen erregte, war ein Tanzstil namens Voguing. House of Garcon, House of Xtravaganza, House Of Milan oder House Of Ninja waren einige schillernde Namen der in Clan-ähnlichen Häusern organisierten Ballroom-Szene. Diese Häuser waren eine der wenigen sozialen Strukturen, die den meist mehrfach Ausgestoßenen überhaupt noch blieben. Noch schlimmer als schwarz, schwul, arm und transgender konnte man es ja ohnehin kaum erwischen. Entwickelt hatten sie die Häuser in den 60ern, weil es sogar innerhalb der queeren Szene zu Ausgrenzungen kam. Schwarze und Hispanics schufen sich eigene Verbände, Häuser eben, mit einem Haus-Vater und einer -Mutter. Regelmäßige Bälle waren Anlass, Ballköniginnen zu wählen. Als dann eines Abends Paris Dupree durch eine Ausgabe der »Vogue« inspiriert beim Tanzen provokante Posen schlug, hatte der Tanzstil seinen Namen und stand ein paar Jahre später auf den Bühnen von MTV. Oder so ähnlich. Meint zumindest dieser 208-seitige Bildband, der von einigen überaus aufschlussreichen Interviews mit Protagonisten der Szene gerahmt wird. »Voguing and the House Ballroom Scene Of New York City 1989–92« ist dabei sicher kein Standardwerk zum Thema, gibt aber fundierte und differenzierte Einblicke ins Thema. 7/10 STEFAn niEDERwiESER
werber die hände ihrer mütter ab. Das »copy Book« versammelt solche umwerfenden Sager und wurde jetzt aktualisiert. »wenn man nichts Aufsehenerregendes schreiben kann, sollte man gar nichts schreiben.« Ganz in diesem Sinn gehören auch die werbetexte von Dan wieden nicht zu den längsten. Trotzdem zählt sein werbeslogan »Just do it«, konzipiert für die marke nike, zu den erfolgreichsten der welt. was auf den ersten Blick einfach scheint, ist meist eine mühsamer Prozess. Denn ein erfolgreicher werbetexter wählt seine worte mit sehr viel Bedacht, auch wenn es sich bei oberflächlicher Betrachtung nur um ein paar aneinander gereihte Buchstaben handelt. Die wirkliche kunst liegt allerdings nicht in wort und Schrift allein, sondern vielmehr in einer Verschmelzung eben dieser mit einem einprägsamen Bild zu einem großen Ganzen. in so einem Fall können schon wenige Zeichen ausreichen. um sogar dem alltäglichsten kommerziellen Versprechen leben, Bedeutung, Dringlichkeit und Persönlichkeit zu verleihen. Das »copy Book« widmet sich aber nicht ausschließlich dem kontext der alltäglichen kommerziellen kommunikation, sondern liefert außerdem einen eindrucksvollen Beweis für die macht der Symbiose zwischen Bild und Sprache. Dafür holt es legendäre werbetexter und ihre Arbeiten ins Rampenlicht und bietet dem leser einen kurzen aber eindrucksvollen Einblick in deren leben und Schaffen. Ein wermutstropfen: Trotz neuer, aktualisierter Ausgabe in deutscher Sprache behandelt das »copy Book« ausschließlich englischsprachige Autoren. Schade, denn Potenzial gäbe es sicher auch im deutsprachigen Raum.
6/10 AnnA molDEnhAUER
01
Abt. Film
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a. 122/ Rezen s ionen
Ibiza – Occident
(von Günter Schwaiger) Dokus über die Partyinsel Ibiza gibt es so viele wie verkaterte sonnenverbrannte Raver am Strand der balearischen Insel. »Ibiza – Occident« unternimmt den Versuch, die Oberfläche des Hollywoods der elektronischen Musik zu durchstoßen. Der Filmemacher trifft neuneinhalb auf Ibiza lebende bzw. arbeitende Menschen und plaudert mit ihnen über die gigantische Freizeitmaschinerie, deren Geschichte und die dazugehörige Musik. Regisseur Günter Schwaiger, der sich seit der preisgekrönten Dokumentation »Hafners Paradies« internationaler Bekanntheit erfreut, scheitert bei diesem Vorhaben leider. Rein formal hinkt »Ibiza-Occident« wie ein angeschossenes Reh dem zeitgenössischen Doku-Kino hinterher. Nicht nur, dass die Inserts aussehen wie aus einem 80er Jahre-Porno, auch die Shots, Filter und die verwendete Handkamera wirken unüblich retro. Gerade die Club-Szenen sind unnatürlich und nerven auf Dauer sehr, da kein Originalton, sondern Studioton verwendet wurde. Auch inhaltlich bietet der Film für Leute, die sich zumindest ein bisschen mit elektronischer Musik beschäftigt haben, keinen besonderen Mehrwert. Zuschauer der Gattung Brieflos-Show können hier sicher was lernen. Es fehlt den Interview-Passagen einfach an Aussagekraft. Schade, denn eine gute Ibiza-Doku ist schon lange überfällig. 3/10 Maximilian Zeller
The Future
(von Miranda July; mit Miranda July, Hamish Linklater, David Warshofsky) Eine Geschichte um zwei Mittdreißiger, deren Zukunftsängste und Perspektivenlosigkeit sie zu verqueren Handlungen veranlassen, könnte ein ernst zu nehmender Beitrag zum zeitgenössischen Kino mit ubiquitärem Aktualitätswert sein. Miranda July versieht ihren Film über ein ziellos vor sich hin lebendes Paar jedoch mit einem Übermaß an Schnörkeln. Erzählt wird die Geschichte von einer Katze namens Paw Paw, deren Stimme aus dem Off Julys eigene ist und die gleichsam die Putzigkeit, die das Gesamtwerk der Künstlerin umfasst, verkörpert. Auch haftet den Hauptfiguren etwas Dümmliches an, das zwar momentäre Situationskomik bedient, im Wesentlichen aber eher mühselig anmutet. Während »Me And You And Everyone We Know« noch einigermaßen an der Feinsinnigkeit kratzt, fehlt es diesem Film an Subtilität. Er wirkt überladen mit Belegen der künstlerischen Schrulligkeit der Regisseurin und macht einen prätentiösen und aufgesetzten Eindruck. 3/10 Artemis Linhart
Underwater Love – A Pink Musical
(von Shinji Imaoka, mit Sawa Masaki, Yoshirô Umezawa, Mutsuo Yoshioka) Aus Japans Indie-Kino sprießt diese unkonventionelle Beziehungskomödie mit Fabel-Anleihen. In Shinji Imaokas SofterotikMusical trifft die Fischfabriksarbeiterin Asuka auf ihre totgeglaubte Jugendliebe Aoki. Allerdings hat der damals Ertrunkene nun die Form eines Kappas (ein schildkrötenartiges Fabelwesen) angenommen und fristet sein Dasein damit, im Wasser zu plantschen und an Gurken zu knabbern. Zwischen den beiden entwickelt sich bald eine turbulente Affäre der fischigen Art – angetrieben wird das ganze von einem Soundtrack der Berliner Trash-Pop Duos Stereo Total. Ein kurzweiliges Filmvergnügen, hinreißend unschuldig wie Aokis Creature-Cock selbst. 7/10 Jan Hestmann
► 0 6 8 / AUSGABE 122
Empire Me (von Paul Poet)
Nach eigenen Regeln
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Über 500 unabhängige Ministaaten weltweit proben den Aufstand gegen gesellschaftliche Verbindlichkeiten. Paul Poet hat sich auf die Reise gemacht und einen wuchernden, unebenen Abenteuerdokumentarfilm erbeutet. Aus besetzten Parks, Plätzen und Hörsälen dringt in den letzten Monaten und Jahren dieselbe Botschaft: dass die Ausrede von Sachzwängen ein Ablenkungsmanöver ist, dass Gesellschaft auch anders geht. Die Probe aufs Exempel machen schon seit Jahrzehnten Mikronationen, die sich – teils institutionell anerkannt, teils in Schlupflöchern eingenistet oder offen umkämpft – aus den Verbindlichkeiten der umgebenden Gesellschaft ausgelinkt haben. Auf eigenem Territorium, das oft nicht größer ist als eine Farm oder ein paar Flöße, leben diese Kleingemeinschaften nach eigenen Regeln. Über dreißig dieser Mini-Imperien hat der österreichische Filmemacher und Kulturjournalist Paul Poet besucht und sechs davon zum Gegenstand einer filmischen Zusammenschau gemacht. Entstanden ist in diesem achtjährigen Arbeitsprozess eine Ode an das Eigensinnige, Widerborstige, auch Versponnene dieser Experimente. Diesen Film drängt es in einer ständigen Vorwärtsbewegung, die sich in der Musik von Alexander Hacke ebenso mitteilt wie in den turbulenten Animationssequenzen, die jeden Abschnitt eröffnen. Für dramaturgischen Drive nimmt Poet aber auch in Kauf, dass die Beobachtungsschärfe von Kapitel zu Kapitel schwankt. Während die Sequenz über das autonome Kopenhagener Viertel Christiania sehr kompakt die inneren Spannungen zwischen jungen Aktivisten, älteren Besetzern und Drogenhändlern skizziert, ergötzt sich der Abschnitt über die australische Provinz Hutt River vor allem an der Selfmade-Folklore dieser Bauernmonarchie. Ähnlich ist es zwar sympathisch, dass »Empire Me« seine beiden streitbarsten Schauplätze – die esoterische Föderation von Damanhur und das »ZEGG – Zentrum für experimentelle Gesellschaftsgestaltung« mit seinem Programm sexueller Selbstfindung – nicht der Häme preisgibt. Aber der Film vermittelt auch nicht, was an diesen beiden Organisationen über die Hippie-Klischees von Esoterik als Bauernfängerei und freier Liebe als höherer Form von Verklemmtheit hinausginge. Vor allem fehlt diesem wuchernden Abenteuerfilm die Konzentration um zu zeigen, inwiefern seine Ministaaten tatsächlich Provokationen des Status Quo darstellen und nicht bloß karnevaleske Spielzonen. Einige wirklich verblüffende Bilder setzen sich trotzdem im Gedächtnis fest. Und die Grundverzwicktheit so vieler aktueller »politischer« Filme mit einer großen Geste wegzuwischen, ist ja auch nicht nichts. 7/10 Joachim Schätz
Abt. Film
°luftschacht
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http://www.luftschacht.com
069
MICHAELA KONRAD Mondwandler
geb., 25.0*25.0 cm, 64 Seiten ISBN 978-3-902373-90-8 € 23.30[D], € 24.00[A], sfr 35.50
„ICH WÜNSCHTE, ICH KÖNNTE ZUM MOND ZURÜCK ... WOHIN SOLL MAN GEHEN, WENN MAN BEREITS AM MOND WAR?“ Michaela Konrad hat Zitate jener Austronauten, die den Mond betreten haben, zu einer inspirierenden Reiseerzählung arrangiert. Sie entführt die Leser in eine eindrucksvolle, exakt komponierte Bilderwelt mit enormer Anziehungskraft.
Drive
(von Nicolas Winding Refn; mit Ryan Gosling, Carey Mulligan, Albert Brooks)
actionthrill abseits vom Proletenkino
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der dänische filmemacher nicolas Winding refn gibt mit »drive« sein fulminantes uS-debüt, für das er prompt den regiepreis in cannes erhielt. vollkommen zu recht. Nicolas Winding Refn ließ bereits 1996 das erste Mal aufhorchen, als er mit seinem Erstlingswerk »The Pusher« den Startschuss zu einer großartigen europäischen Gangsterfilmtrilogie gab, die auch »Casino Royale«-Schurken Mads Mikkelsen zum Durchbruch verhalf. Es folgten »Bronson«, ein ebenso brutales wie surreales Porträt des berühmtesten Kriminellen Großbritanniens, und das abgedrehte Wikingerepos »Valhalla Rising«. Mit »Drive« kehrt er zum Gangster-Genre zurück und erzählt die Geschichte eines namenlosen Stuntfahrers und Automechanikers, der sich nachts als Fluchtwagenfahrer noch etwas dazuverdient. Aus Liebe zu seiner Nachbarin hilft er ihrem frisch aus dem Knast entlassenen Ehemann bei einem letzten Coup, damit dieser mit seiner kriminellen Vergangenheit abschließen kann. Doch einiges geht schief und ein blutiger Schlagabtausch zwischen dem Driver und dem Mob ist die Folge. Was klingt wie ein B-Action-Movie, findet seine Stärken vor allem in der inszenatorischen Wucht, die auch über den Film hinaus nicht mehr loslässt. Bereits die Eröffnungssequenz, die sich stark an Klassikern wie »Bullitt« oder »The Driver« orientiert, ist an Intensität kaum zu überbieten. Bei einer famos arrangierten nächtlichen Verfolgungsjagd durch die Straßen von L.A. wird hier nicht auf Totalschäden und Explosionen gesetzt, sondern ein cooler und cleverer Ausweg gesucht. Poetische, beinahe melancholische Bildkompositionen dominieren den ganzen Film und finden ihren Höhepunkt in grandiosen Zeitlupenmomenten, kombiniert mit elektrisierenden Synthies, die die 80er beschwören. Wer also ein primitives Actionfeuerwerk im Stil von »Fast And Furious« erwartet, befindet sich definitiv im falschen Film. Eine enttäuschte Amerikanerin verklagte deshalb sogar die Produzenten, weil sie den Trailer als irreführend empfand. Wie von Winding Refn gewohnt, spritzt dennoch jede Menge Blut. Die perfekt getimten Gewaltakte sind zwar selten, bewegen sich in ihrer Darstellung jedoch schon fast auf Grindhouse-Niveau und wirken umso unmittelbarer. Überzeugend auch die Schauspieler, allen voran Ryan Gosling, der in seiner eiskalten Erscheinung wirkt wie eine Reinkarnation von Steve McQueen. Unter den Nebendarstellern sticht besonders Comedian Albert Brooks als humorloser Gangster der alten Schule hervor. »Drive« ist ein perfekt in Szene gesetzter, stylisher, stellenweise extrem blutiger Neo-Noir-Thriller und eine der eindrucksvollsten Kinoerfahrungen der letzten Jahre. 9/10 VolkER mÜllER
„(...) genial gezeichnet und sehr angenehm leichtfüßig erzählt. (...) Große Klasse.“ Gerhard Haderer
Abt. Comic Philip Gelatt, Tyler Crook Petrograd
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a. 122/ REZENsIONEN
01
( o n i P RESS) Politik wird nicht schnell gespielt,
trotz explodierender momente und reflexartigen Umwuchtungen. Sie ist eine Sache der Geduld, Umsicht und intuition – macht erhält sich nicht durch brachiale Gewalt alleine, sondern nur für den Gärtner, der sie pflegen und gedeihen lassen kann. »Petrograd« schreitet unaufgeregt durch einen der größten machtkämpfe des 20. Jahrhunderts, der nicht an der oberfläche ausgetragen wurde. während des Ersten weltkriegs eröffnet sich die option eines frühzeitigen Friedens zwischen Deutschland und Russland. Dies könnte den interessen des Britischen imperiums zuwiderlaufen. Gelatt und crook eröffnen den Spionagethriller mit dieser Exposition. Das Blatt liegt offen, die Spannung verflogen, möchte man meinen. Dennoch sind die Ereignisse fesselnd. man folgt Agent cleary durch brisante Situationen, empfindet sie aber als banal und ist dennoch in ihrem Bann. Ein blutiges komplott erregt und wird durch die fehlende katharsis kontrapunktiert. Dies ist mutter Russland, dies ist Politik. Am Ende hat sich die Geschichte der welt verändert, aber alles verschwindet im Rauch eins krieges. Faszinierendes Schattentheater von Gelatt und crook.
7/10 nURi nURBAchSch
Wilfred Santiago 21: the Story of roberto clemente
02
( FA n TAGRAPhicS BookS) Geschichten wie die
vom kleinen Puerto-Ricaner, der vom großen Baseball und heldentaten träumt und seine Träume im land der unbegrenzten möglichkeiten wahr werden lässt, kennt man ja. nur, dass das leben des Roberto clemente wohl so war. wilfred Santiago malt das leben eines idols vergangener Tage nach, als ob es nach Gysin’schem cut-Up wieder in eine chronologische Reihenfolge gebracht wurde. kaleidoskopische Fragmente aus Erinnerungen und momenten, in Bildern wie aus einem cartoon, dessen Zeichner sich an sozialistischen Realismus erinnert. Roberto »momen« clemente walker wurde vom barfüßigen Jungen aus Puerto Rico zu einem der erfolgreichsten und beliebtesten Baseballspieler. Vor allem seine humanitären Bemühungen ließen ihn vom Athleten zum helden werden. Santiagos Blick und Pinsel kommen ohne Pathos aus, die Erzählung wirkt inspirierend. in Summe ein loblied auf einen menschen, der zwischen guten und schlechten Zeiten und Entscheidungen, mit allen Schwächen und Stärken, für andere zum Vorbild werden konnte.
8/10 nURi nURBAchSch
James Sturm Markttag
03
( R E P R o DUkT) Es ist markttag. Der jüdische Tep-
pichknüpfer mendelmann muss an diesem morgen aufbrechen und wird von diffusen ängsten und dunklen Vorahnungen begleitet. Seine Frau ist schwanger. wird er in der lage sein, das kind zu ernähren? Am marktplatz dann wirklich das erahnte Ereignis: Sein wichtigster Abnehmer, der handwerkskundige kaufmann Finkler, ist spurlos verschwunden, sein Geschäft führt nun ein anderer, der kein interesse mehr an den fein gewebten und fantasievoll gestalteten Teppichen mendelmanns zeigt. Der laden ist voll mit Billigprodukten. Als niemand mehr seine Teppiche zu schätzen weiß, beginnt mendelmann seine leidenschaft als naivität, als illusion zu sehen. Verrät er seine Berufung? Seine handwerkerkollegen? Die, die ihn lieben? »markttag« spielt in einer vergangenen Zeit, macht aber eine klare Aussage über ein wirtschaftssystem, das die menschen ihrer innersten Antriebskräfte beraubt. »hier läuft etwas falsch«, denkt mendelmann und wir wissen, dass wir unglücklich sind.
9/10 AlEXAnDER kESSElRinG
► 0 7 0 / AUSGABE 122
Justin Jordan, Tradd Moore, Felipe Sobreiro the Strange talent of luther Strode ( i m AG E c o m i c S )
In corpore Sano
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Im Multiversum der helden ist noch nicht jede Geschichte aufgebraucht. beweis: »the Strange talent of luther Strode« als aphorismus überdrüssigen heldentums. Charles Atlas war ein Lügner und ein Pionier. Von den Rückseiten billiger Comic-Books versprach er den von Unsicherheiten gepeinigten Geeks eine Neuerfindung ihrer selbst. Hier war der stählerne Körperbau angepriesen, den jeder in kürzester Zeit mit der »Dynamic Tension«-Methode erreichen konnte, der sie von der Unterjochung der Grobiane befreien würde. Mit diesen Muskeln, die ihre eigenen sein könnten, konnten sie sich das Mädchen und das Leben ihrer Träume sichern. Das war die Lüge. Zugleich aber auch die Speerspitze einer Verwebung, ein Metameme. Der billige Schwindel von Charles Atlas sagte also auch: »Superman ist eine Idee. Warum kannst nicht du diese Idee zu deiner Wirklichkeit werden lassen?« Justin Jordan beginnt »The Strange Talent Of Luther Strode« kurze Zeit nach solch einem Gedanken. Vorher war da Luther, der schwächliche, mit Komplexen beladene Nerd, wie er einer Anzeige in einem Comic-Book folgt und einen Body-Building-Kurs bestellt. Vorspulen. Luther ist übermenschlich stark, kann die unmittelbare Zukunft vorausahnen und durch deine Haut durchsehen. Luther Strode weiß es noch nicht, aber ein erschreckend moralfreier Mann ist auf der Suche nach ihm. Luther Strode hat gerade eben sechs Menschen auf brutale Weise ermordet. Wir wissen nicht, warum oder wer diese Personen waren. Mit diesem Bild eröffnen Tradd Moore und Felipe Sobreiro den knallbunten, bitterernsten Bilderreigen. Dieser Luther, er ist ein Teenager, seine neuen Kräfte sind ein Abenteuer für ihn. Und auch wenn er spürt, dass er langsam die Kontrolle verliert, die Versuchung ist einfach zu groß, um zu widerstehen. Jordan erlaubt uns subtile Teilnahme an den Gedanken Strodes. Dann, wenn er seinem Schwarm hinterher seufzt, und später, als sie ihn in seinem Zimmer besucht. In der einen Sekunde, in der er ruhigen Blutes dem High School Tyrann Kontra bietet, und in der nächsten, in der er sich vorstellt, wie er alle mit seinen neuen Kräften niedermetzelt. Das Ganze in Zeichnungen, die so überdreht wie auch detailliert sind – cartoonhafte Gewalt, die Zähne, Gehirnmasse, Sehnen und gebrochene Knochen enthalten. Teenager, die sich merklich verändern, ohne Teen Wolf oder plötzlich Millionäre zu sein. »The Strange Talent Of Luther Strode« ist insofern von Grant Morrisons »Flex Mentallo« geprägt, als das sich Justin Jordan auch dem Impuls des Charles Atlas und seiner Strongman-Weltverbesserer-Mentalität folgt. Aber wo Morrison in zerebralen Konzepten stocherte, erwägt Jordan die Realität einer solchen Begebenheit. Der Teenager wird zum Held, nur, was bedeutet »Held« für diesen jungen Menschen? Dass auch in traditionellen Gefilden neue, aufregende Storys zu finden sind, ist hiermit belegt. »The Strange Talent Of Luther Strode« erscheint in sechs Teilen bei Image Comics. 10/10 nURi nURBAchSch
01
02
03
Abt. Games
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a. 122/ Rezensionen
Lord of Gameplay
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Die traditionsverliebten Japaner zeigen Mut und überraschen mit grandioser Bewegungssteuerung. Ausgerechnet bei einer Serie, die jahrelang stillstand. Eine Meisterleistung! The Legend Of Zelda: Skyward Sword (Nin tendo); W ii; www. zelda.com/ skywardsword
Vor 25 Jahren veröffentlichte Nintendo »The Legend Of Zelda« (NES, 1986). Seitdem gilt die Serie als Genre-Referenz; kein anderes Action-Adventure kam je an das nahezu perfekte Zelda-Gameplay heran. Dessen war sich auch Big N bewusst und erweiterte die erfolgreiche Rezeptur über weite Strecken nur zaghaft, während der Sprung in die dritte Dimension (»Ocarina Of Time«, N64, 1998) obligatorisch war und mehr als glückte, markiert »Majora’s Mask« ( N64, 2000) noch immer den Höhepunkt an Experimentierfreude. Danach polarisierte »Wind Waker« (Gamecube, 2003) durch seinen stylisch-kindlichen Cartoonlook, während »Twilight Princess« (Wii, 2006) für Traditionalisten die erste Wahl, für alle anderen aber schon zu viel der Hommage war – »Ocarina Of Time« mit Bewegungssteuerung. Letztere funktionierte bei Weitem nicht so gut wie von Fans und Entwicklern erhofft. Das lag vor allem daran, dass der Titel für Gamecube programmiert wurde, für die Wii-Version blieb kaum Zeit. Mit »The Legend Of Zelda: Skyward Sword« präsentiert Nintendo nun ein Abenteuer, das optisch wie eine Verschmelzung von »Wind Waker« und »Twilight Princess« anmutet – sehr schön. Doch nicht der eigenwillige Grafikstil ist es, der wesentlich ist, sondern erneut das Gameplay. Wii Motion Plus erscheint bei diesem Spiel als kleines Wunder: Niemals zuvor wurde Bewegungssteuerung besser in ein Videospiel implementiert. Es straft Kritiker und Traditionalisten Lügen, mit dem Wii sei lediglich planloses Fuchteln möglich. Stattdessen gewinnen nicht nur Rätsel und Geschicklichkeitsaufgaben an Tiefe, auch Auseinandersetzungen mit dem Feind sind spürbar intensiver: Schwertkämpfe waren auf Wii noch nie so intuitiv und verlangen dem Spieler ordentlich viel Taktik und Geduld ab. Die Dungeons, das Herzstück der Serie, sind erneut herausragend, herausfordernd und endlich besser mit der restlichen Welt verwoben. Zahlreiche Nebenquests lockern die überraschend fein erzählte Geschichte auf; manch Sammel- oder Suchaufgabe lässt jedoch Inspiration vermissen und fällt vom restlichen Abenteuer ab. Während es praktisch immer noch keine Sprachausgabe gibt, überzeugen hübsch gezeichnete Charaktere durch glaubhaft vermittelte Emotionen. Wer hätte gedacht, dass Nintendo das Künststück gelingt, Tradition derart raffiniert mit frischen Ideen zu verfeinern? »The Legend Of Zelda: Skyward Sword« ist der Beweis: Es gibt sie doch, die perfekte Motion Control. 10/10 Stefan Kluger
AU S GA B E 1 2 2 / 0 7 1 ◄
Abt. Games
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a. 122/ Rezen s ionen
Battlefield 3
The Elder Scrolls 5: Skyrim
( D i ce / E A); X box 360 getestet, PS3, P C; w w w. ea.com/ de /batt l efi eld3
( Bet hesda) ; Xb ox 3 6 0 getestet, P S 3 , PC ; w w w.e l dersc r o l ls. c o m /sk y r i m
Call Of Duty: Modern Warfare 3 ( I n f i n i ty Ward /Act i vi s ion); X box 360 getestet, PS3, P C ; w w w. ca llo fdut y.com/mw3
Military-Bombast
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Die Military-Egoshooter des Jahres. Beide mit überragenden Multiplayer-Möglichkeiten und kurzen, aber knackigen Kampagnen. Ein Punktesieg.
Am Himmelsrand
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Lange ersehnt und alle Erwartungen erfüllt: Bethesda stellt mit dem fünften Teil der »Elder Scrolls«-Saga einen neuen Referenztitel ins Regal. »Skyrim« ist eine riesige, epische Rollenspielwelt, in der man sich komplett verlieren kann.
Es ist ebenso unfair wie naheliegend, diese beiden Games zusammenzuwerfen. »Call Of Duty: Modern Warfare 3« ist die Aktualisierung der jedes Jahr Verkaufsrekorde brechenden Shooter-Serie. »Battleflield 3« das Konkurrenzprodukt aus dem Hause Dice/EA. Man gönnt dem Verfolger einen Sieg, es kommt dann aber doch knapp anders. Trotz mehrerer solider Versuche mit Solo-Kampagnen (»Bad Company«) sind Dice und ihre »Battlefield«-Serie historisch ihrem vieles definierenden Multiplayer verpflichtet. »Battlefield 3« konnte dabei seit Monaten in diversen Videos vor allem in Sachen Grafikpracht und Präsentation für offene Münder sorgen. Das Endergebnis hält mit diesen Versprechen fast mit und der Multiplayer überzeugt auf der ganzen Linie. PC-Spieler vergnügen sich hier zu 64igst, Konsolenspieler immer noch zu 24igst. Die Singleplayer-Kampagne ist fein aufgezogen, hält hier aber nicht ganz mit. Zu sehr erkennt man die letzten »COD«-Teile als direkte Vorbilder und dann gibt es noch ein paar Schwächen im Scripting und in der KI. Immer wieder drängen einen die Squad-Mitglieder in die Schusslinie, immer wieder stellen sie sich schützend vor den Gegner. Dieses Problem – wenn auch in geringerem Ausmaß – hat übrigens auch »MW3«. Auch hier überzeugt die KI, vor allem der eigenen Mannschaft, nicht immer. Sonst aber ist das Spiel noch ein bisschen bombastischer inszeniert. Gleich zu Beginn, im Vorspann, dreht sich der Titelschriftzug von »WW3« seine Wirkung nicht verfehlend in ein »MW3«. Und ja, das Spiel folgt den beiden Vorgängern und entfacht den Dritten Weltkrieg. Die Kriegsschauplätze werden dabei recht berechnend, aber durchaus ungewöhnlich teilweise nach Europa verlegt: Hamburg, Paris, London oder auch Berlin liegen in Trümmern. Die Kampagne ist etwas bemüht over the top, aber durchaus zwingend angelegt. Und neben dem obligatorischen 1st-Class-Multiplayer bietet »MW3« auch wieder die vielen, vielen Spezialeinheiten-Level. »Battlefield 3« und »MW3« sind aktuellste und hervorragende Shooter-Kost, sie könnten aber auch das Ende einer Entwicklung darstellen, die nun an ihrem Höhepunkt frische Ideen braucht. Für diesmal reicht’s noch aus und wir ergeben uns dem technisch und inszenatorisch überragenden Blendwerk.
Mit »The Elder Scrolls 5: Skyrim« liegt nun der lang erwartete Nachfolgetitel der Klassiker »Morrowind« und »Oblivion« vor. Bethesda Software hat sich dabei nicht lumpen lassen: »Skyrim« bedient sich den Stärken seiner Vorgänger, hat es dabei aber nicht verabsäumt, deren Schwachpunkte großteils auszumerzen. Wenn man sich für eine von zehn Rassen entschieden und seinen Charakter bis ins winzigste Detail konfiguriert hat, beginnt die Reise. Als Spieler erwacht man knapp vor der eigenen Hinrichtung vor dem Tribunal eines Exekutionskommandos. Der Henker führt bereits die Klinge zum Kopf – da erscheint ein Drache am Himmel, der alles in Feuer und Asche legt und den Spieler der Freiheit übergibt. Als namens- und identitätsloser Vagabund eröffnet »Skyrim« mit allen moralischen Möglichkeiten. Ob Held oder Hehler, ob Werwolf oder Taschendieb: Die riesige, wunderschön animierte Welt von Himmelsrand, einer bergigen und eisigen Tundra im nördlichen Hochland, verführt dazu, sich in ihr eine alternative Existenz aufzubauen. Die offene und bis ins letzte Detail perfektionierte Umgebung hält an jeder Ecke Vergnügungen, Abenteuer und Gefahren parat. Der Hauptquest rund um die mystischen Drachenwesen, die Himmelsrand heimsuchen, ist dabei nur ein kleiner Teil des Spiels, für die aber trotzdem mehr als 25 Stunden einzuplanen sind. Für Nebenquests und Gilden sollten wohl noch rund 100 Stunden Spielzeit dazu eingerechnet werden. Außerdem erfreulich: Die Atmosphäre in »Skyrim« ist im Vergleich zum Vorgänger um einiges düsterer geworden und erinnert mehr an die bizarre Inselwelt von »Morrowind« als an den Fantasia-Charme von »Oblivion«. Dem mitunter etwas zu simplen Kampfsystem wurden stimmige FinishingMoves einverleibt, das nervige Mitleveln der Gegner erfolgreich beseitigt. So richtig begehbar wird Himmelsrand dadurch aber erst, wenn man die Fähigkeiten seines Charakters auf ein passables Niveau hochgelevelt hat und sich auch verschieden starken Widersachern stellen kann. Trotzdem: Wirkliche Kritikpunkte sind das nicht. »Skyrim« ist nicht nur der bisher epischste Teil der »Elder Scrolls«-Reihe, sondern als nahezu perfektes Rollenspiel auch der neue Referenztitel.
Battlefield 3 8/10 Call Of Duty: Modern Warfare 3 9/10 Martin Mühl
10/10 Michael Kirchdorfer
► 0 7 2 / AUSGABE 122
Abt. Games
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a. 122/ REZENsIONEN
Assassin’s Creed: Revelations
01
(UBiSoFT); PS3 GETESTET, XBoX 360, Pc; ASSASSinScREED.UBi.com
Gewohnte gelungene Qualität – ohne große neuerungen. Parkour- und Schleich-Action für neueinsteiger und Fans der Serie. Es ist aber auch okay, müde abzuwinken. 8/10 niko AchERER
The House of the Dead: Overkill – Extended Cut
07
(SEGA); P S 3 G E T EST E T, w i i ; w w w. S EGA . c o m
herrlich abgedrehter und brutaler lightgun-Shooter, der gutes Gameplay, abgedrehte Gegner und tiefschwarzen humor bietet. Zwei Spieler, zwei knarren – so spielt sich die blutige Zombiejagd am besten. 8/10 STEFAn klUGER
Dance Central 2
02
(hARmoniX/micRo SoFT); kinEcT FÜR XBoX 360; www.DAncEcEnTRAl.com
Das derzeit wohl genaueste und beste Tanzspiel für all jene, die an ihren moves und ihrem Stil arbeiten wollen. 8/10 mARTin mÜhl
Just Dance 3
08
(UBiSo F T ) ; k i n EcT F Ü R X B oX 3 6 0 GETEST E T, P S 3 , w i i ; J U ST DA n c EGA m E . c o m
Spiel- und Bewegungsspaß siegt über Gameplay und Tracking-Genauigkeit: »Just Dance 3« bringt die meute zum Tanzen und Johlen. 7/10 mARTin mÜhl
Der Herr der Ringe – Der Krieg im Norden
03
(wARnER BRoS inTERAcTiVE); XBoX 360 GETESTET, PS3, Pc; www.wARinThEnoRTh.com
mittelerde-Fans bekommen mit »Der krieg im norden« eine unverbrauchte Storyline und willkommene online- und koop-modi. Der Rest setzt auf Bekanntes. 6/10 mARTin mÜhl
Disney Universe
04
(DiSnEy inTERAcTiVE); XBoX 360 GETESTET, PS3, wii, Pc; www.DiSnEyUniVERSE.com
»Disney Universe« bedient sich beim Vorreiter »littleBigPlanet«, bietet aber weniger und das nicht mit der gleichen liebe zum Detail. Ein kurzweiliger Plattformer für junge Spieler. 6/10 mARTin mÜhl
Goldeneye 007: Reloaded
05
(EURocom/AcTiViSion); XBoX 360 GETESTET, PS3; www.GolDEnEyEGAmE.com
Ein Bond-Shooter, der vom mythos der Vorlagen (Film und n64-Spiel) lebt und so technische Schwächen weniger schmerzhaft macht. 6/10 martin mühl
Halo: Combat Evolved Anniversary
06
(BUnGiE/micRoSoT); XBoX 360; www.XBoX.com/hAlo
Die wiederauferstehung des Xbox-klassikers: immer noch ein wirklich gutes Spiel mit ein paar herausragenden Eigenschaften. Aber kein moderner Shooter.
9/10 mARTin mÜhl
Kinect Sports Season Two
09
(micRo S o F T ) ; k i n EcT F Ü R X B oX 3 6 0 ; www.X B oX . c o m / k i n EcTS P o RTS
Die neuauflage der bisher besten kinect-Sportspielsammlung bietet sechs neue Sportarten – und das Gefühl, es wäre hier gar nicht soviel neu. 7/10 mARTin mÜhl
Might & Magic – Heroes VI
10
(UBiSo F T ) : P c, w w w. m m h 6 . c o m
Auch im sechsten Teil bleibt die Serie ihren Prinzipien treu, empfiehlt sich dadurch aber eher den alten Fans als neuen Spielern. 6/10 hARAlD koBERG
MotionSports Adrenaline
11
(UBiSo F T ) ; k i n EcT F Ü R X B oX 3 6 0 , PS3; w w w. m oT i o n S P o RTS GA m E . c o m
Tendenziell trashiges Bewegungsspiel mit ungenauer, repetitiver Steuerung. Um hier Spaß zu haben, müssen die Ansprüche sehr niedrig sein. 4/10 mARTin mÜhl
Need For Speed: The Run
12
(EA); XB oX 3 6 0 G E T EST E T, P S 3 , P c ; www.n E E D Fo R S P E E D. c o m
nach den extrem gelungenen, letzten Teilen der Rennspiel-Serie nun wieder ein Experiment: Die idee ist dabei leider besser als die leicht oberflächliche Umsetzung. 6/10 mARTin mÜhl
PES2012
13
(konAm i ) : P S 3 ( G E T EST E T ) , X - B oX 3 6 0 , Pc, ww w. ko n A m i - P ES 2 0 1 2 . c o m
Die diesjährige Version des »FiFA«-konkurrenten besticht durch Realismus und die möglichkeit, nicht gesteuerten Spielern Anweisungen zu geben. 8/10 hARAlD koBERG
Shinobi
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( S EGA ) ; 3 D S ; w w w. S EGA . c o m / GA m ES / S h i n o B i
Stilvoll gezeichnete hintergründe und charaktere täuschen nicht darüber hinweg, dass wenig von jener Spielbarkeit blieb, für die »Shinobi« einst so gepriesen wurde: Das hat der ninjameister nicht verdient. 5/10 STEFAn klUGER
Skylanders: Spyro’s Adventure
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( AcT i V i S i o n ) ; P S 3 ( G E T EST E T ) , X B oX 3 6 0 , w i i , w w w. S k y l A n D E R S . c o m
Der originelle Einsatz von Plastikfiguren, die im Spiel zum Einsatz kommen, ist erfrischend, die bunte welt lädt junge Spieler zum kämpfen und Sammeln ein. Um alles zu sehen, müssen sämtliche Figuren eingesetzt werden – das ist kostspielig. 6/10 STEFAn klUGER
Sonic Generations
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( S EGA ) ; P S 3 G E T EST E T, X B oX 3 6 0 ; w w w. S o n i cT h E h E D G E h o G. c o m
»Sonic Generations« überrascht zum 20-JahrJubiläum mit einigen guten ideen und könnte der wegbereiter für bessere Sonic-Spiele sein. Ausgerechnet die 2D-Stages weisen technische Schwächen auf. 7/10 Stefan kluger
Spider-Man – Edge Of Time
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( AcT i V i S i o n ) ; X B oX 3 6 0 G E T EST E T, P S 3 , w i i , D S , 3 D S ; w w w. h E R o h Q . c o m
Abermals ein all zu simpel gedachter und unaufwendig entwickelter Titel um den Superhelden, der spielerisch in der Vergangenheit hängen bleibt. 5/10 mARTin mÜhl
X-Men: Destiny
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( S i l i c o n k n i G h TS / AcT i V i S i o n ) , X B oX 3 6 0 G E T EST E T, P S 3 , w i i , D S ; w w w. h E R o h Q . c o m
Fader kampf, fade missionen, fade RPG-Elemente. Ein Titel, den man vergisst, sobald man ihn aus dem laufwerk hat. 4/10 michAEl kiRchDoRFER
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AU S GA B E 1 2 2 / 0 7 3 ◄
Termine Musik
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Neuschnee & Guests
14.12.
Mi | 20:00 Einlass | 20:30 Beginn VVK: EUR 15,– | AK: EUR 17,– (inkl. CD)
Maschinen-Soul-Barde Jamie Woon holt seinen Waves Vienna-Gig nach. Im edlen Ambiente des Wiener Stadtsaals werden die Herzen beben.
Hans Wagner Stimme, Gitarre, Klavier, Bass Julia Pichler Violine Julia Lacherstorfer Violine Wei-Ya Lin Viola, Bass-Synthesizer Raimund Seidl Cello Clemens Wannemacher Schlagzeug
Album-Präsentation
»Bipolar« (Problembär Rec.)
JAMIE WOON
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»important Announcement« heißt es seit mitte September auf der website des 28-jährigen Briten, der dieses Jahr von BBc auf Platz 4 der besten newcomer gewählt wurde. weil er sich die Achilles-Ferse gebrochen hat, konnte er in den letzten beiden monaten – auch bei seinen konzerten – nicht auftreten. ohne großes Tamtam findet man auf seinem Album »mirrorwriting« erstklassige, von heiter bis glückliche Pop-lyrics, die auf unkonventionelle Beats des londoner Undergrounds stoßen. Verantwortlich dafür ist unter anderem der Dubstep-Gott Burial, der Jamies Single »night Air« mit produzierte. Für alle, die auf dem waves Festival vergeblich auf Jamie woons konzert gewartet haben, gibt es nun eine gute nachricht: Der Ausnahmekünstler, der in diesem Jahr mit seinem Album den größten Teil der internationalen musikpresse und das Feuilleton vieler großen Zeitungen begeisterte, kommt nun endlich nach wien. 09. dEzEMBER Wien, Stadtsaal
CD im Eintrittspreis enthalten
Vorschau Jänner
12.01.
Do | 20:00 Einlass | 20:30 Beginn VVK: EUR 12,– | AK: EUR 14,–
Jeunesse X 2012 … Nifty’s … Tango Night mit Christian Bakanic’s Trio Infernal … u. a. GARAGE X, Petersplatz 1, 1010 Wien
saison
2011|12
klassik jazz world neue musik kinderkonzerte
(01) 505 63 56 www.jeunesse.at
Kurz vor Silvester schaut Mosaik bei Jack vorbei, Ende Jänner dann Feelipa aus Graz.
JACK By THE GAP MOSAIK, THE KLM & DISKO 404 _ Doppelausgabe. Jack hat keinen kompletten Vogel, sondern kündigt hier nur schon die beiden kommenden Termine an. Das Jahr endet für Jack am 30. Jänner, weil Silvester immer überbewertet wird. Deswegen spielt der wahlberliner mosaik vom wiener kollektiv Filterqueen mit den drei herren von The Gap (kid Soylent, laminat und moogle) bis in die frühen morgenstunden. Am 27. Jänner lädt Jack dann Freunde aus Graz ein. Von Disko 404 kommen Feelipa und Zvonko zu Besuch. Bassmusik Deluxe auf 130 Bpm und dazu noch hitney wousten von Sound:frame. Dem allen nicht genug fungieren laminat und moogle als missing link zwischen Techno und Dubstep. 2012 kann gerne kommen. 30. dEzEMBER uNd 27. JäNNER Wien, Morisson Club
BILD UniVERSAl mUSic, AlEXAnDER GoVoni, lUPi SPUmA
Maja Osojnik Band
Robert Rotifer
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Der unermüdliche Songwriter hat schon wieder ein neues Album gemacht und präsentiert dies für Leute, die noch ganz schnell ein Weihnachtsgeschenk brauchen, einen Tag vor Weihnachten in der Philiale im Gartenbau. Schlau. 23. Dezember Wien, Gartenbau Kino
The Antlers
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Mit »Hospice« gelang den Antlers 2009 eines der ganz großen Alben. Was als intime Hommage an einen verstorbenen Freund gedacht war, entwickelte sich zum Geheimtipp. Für den Nachfolger hat die Band sich wieder geöffnet und der Hoffnung Raum gegeben. 02. Dezember Wien, B72
Soap & Skin
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Sie hat das diesjährige Waves Festival mit einem grandiosen Konzert eröffnet und verzaubert noch immer mit der Verschmelzung ihrer Klavier- und Gesangskünste. 15. Februar Linz, Posthof
High Places
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Etwas übertrieben Avantgarde wirken die zwei von High Places ja schon irgendwie, wenn man ihre Fotos oder Videos sieht. Feinen Elektropop produzieren sie trotzdem. 05. Dezember Wien, B72
Wolf Gang
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Bevor die britische Indie-Band um Frontmann Max McElligott solo Konzerte gab, tourten sie mit Florence And The Machine oder Miike Snow. Mit Songs wie »Back To Back« und »Lions And Cages« haben sie es geschafft, große Hallen zu füllen. 10. Dezember Wien, B72
Scuba
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Mit Scuba kommt der Gründer des einflussreichen Hotflush Label nach Wien und beweist, dass Labelchefs manchmal auch selbst die Prunkstücke ihres Artist Rosters sein können. 16. Dezember Wien, Fluc Wanne
Red Hot Chilli Peppers _ Lange ist’s her, dass die RHCP in Wien gastierten. Fünf Jahre vergangen, neues Album, neues Konzert. Mit dabei im Vorprogramm sind die Foals, eine Math RockBand aus Oxford. 07. Dezember Wien, Stadthalle
FM5 ist 9
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Das freie Kunst und Jugendkulturmagazin FM5 feiert Geburtstag. Seit neun Jahren darf jeder, der möchte, darüber schreiben, worüber er möchte. Musikalische Highlights an dem Abend sind Cherry Sunkist, die Pilots und die Salzburger Band The Helmut Bergers. 05. Januar Wien, B72
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Termine Festivals
3 Fragen an
Peter Smidt Eurosonic / ETEP
11.–14. Jänner Groningen, Niederlande ► www.eurosonic-noorderslag.nl
My Name Is Music spielen am Berg, genauer am Arlberg bei den Cineastic Gondolas. Die Eventisierung macht auch vor dem Gletscher nicht halt.
Cineastic Gondolas
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Der Zürser Bergdoktor Dr. Christof Murr aka DJ Audiomed hatte bereits vor Jahren eine Idee, die nun am 10. Dezember realisiert wird: Ab 21.00 Uhr findet die Welturaufführung des Konzept-Events »Cineastic Gondels« in der Rüfikopfbahn in Lech am Arlberg statt. Im Mittelpunkt stehen die Kurzfilmbeiträge internationaler Film- und Animationskünstler. In der Gondel selbst wird es zu einer Verschmelzung von Kino, Visuals sowie Klanginstallationen als auch DJs und Live-Acts auf drei Ebenen kommen: Im Erdgeschoss der Rüfikopfbahn befindet sich der sogenannte Weltraumbahnhof, der den Ausgangspunkt dieses nächtlichen Events bildet. Von dort aus geht es über die Treppen hinauf zur Abschussrampe auf Ebene Zwei. Hier können die Besucher bei zwei exklusiven Nachtfahrten zwischen Kino oder Disco-Gondel wählen. Am Gipfel befindet sich die Filmlounge, in der alle 20 Kurzfilme gezeigt werden. Viusalisten beleuchten mit Beamern verschneite Hänge und lassen auf den kristallinen Oberflächen ihre bewegten Bilder tanzen. Musikalisch und visuell wird dieses einzigartige Animationsfilmfest unterstützt von Functionist, Mik Mok, Fritz Fitzke, der Band My Name Is Music und vielen anderen. Wir fragen uns nur, warum unser Riesenraderprobter DJ Laminat nicht mit von der Partie ist. 10. Dezember Lech am Arlberg
bild Pate Records
Wie programmiert man ein Festival mit dem Anspruch, alle Newcomer des kommenden Jahres aus ganz Europa bei sich zu haben? Wir arbeiten mit Radios und Festivals zusammen, die mehr oder weniger unsere A&Rs (Artist & Repertoire also Scouts, Anm.) sind. In Österreich arbeiten wir etwa mit FM4 zusammen, die uns mit Informationen versorgen, welche Bands am besten für uns geeignet sind. Wir forschen auch selbst nach und über unsere Website bekommen wir jährlich mehr als 3.000 Anfragen, spielen zu dürfen. Mit Sonic Bids, einer internationalen BookingPlattform, arbeiten wir ebenfalls zusammen. In unserem Team sitzen ungefähr fünf Leute, die sich darum kümmern. Anfang Jänner ist nicht gerade als Festivalzeit bekannt. Gab es Schwierigkeiten mit dem Termin? Nicht wirklich. Im Jänner sind sehr viel Artists verfügbar, es ist genau der richtige Zeitpunkt für das Booking der großen Sommerfestivals, die zu diesem Zeitpunkt meistens ihre Headliner bereits fixiert haben. Mit dem Termin waren wir allerdings die ersten. Zu uns kommen jedes Jahr mehr als 3.000 professionelle Musikarbeiter, Booker, Festivals, Radios, Manager. Es gibt beim Eurosonic ein Networking-Programm und das Jahr über laufende Meetings. Britische Bands dominieren immer noch die internationale Presse. Was hat sich geändert? Der Grund, Eurosonic zu machen, war, dass kontinentaleuropäische Acts mehr Aufmerksamkeit bekommen sollten. Ich finde es immer noch seltsam, dieselbe gemeinsame Währung zu haben, aber nicht zu wissen, welche Songs in anderen Ländern gesungen werden. Ich finde aber, dass heute generell mehr europäisches Repertoire unterwegs ist.
So viele Facebook-Fans bringen die 3 Top-Acts beim Fm4-Geburtstagsfest zu Druckschluss gemeinsam auf die waage. wer also glaubt, das line-up sei das langweiligste und altbackenste aller Zeiten übersieht, dass Frittenbude, kaizers orchestra und nada Surf auch 2012 verdammt beliebt sind. Und wer will zum Geburtstag denn bitte einen Preis für herausragende arty-farty leistungen. na dann, Alles Gute.
Im Wiener Museumsquartier sperrt die Eisstockbahn wieder auf, DJs und Punsch wärmen Körper und Herzen. Willkommen im größten Outdoor-Kuschelgelände der Stadt.
WINTER IM MQ
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Sechs wochen lang verwandelt sich das museumsquartier in eine stimmungsvolle und urbane winterlandschaft abseits der gängigen christkindlmärkte. Bis 23. Dezember gibt es ein abwechslungsreiches Programm zwischen und in den sechs beleuchteten Eispavillons, die vom Architektenteam PPAG gestaltet wurden und im inneren zum Aufwärmen einladen. Von Eisstockschießen über ein eigenes kinderprogramm, bis hin zu lichtprojektionen, Autorennbahnfahren und einem erlesenen DJ-line-up ist für jeden Besucher das passende dabei. Eine abwechslungsreiche Alternative zum übrigen vorweihnachtlichen Treiben in der Großstadt. BIS 23. dEzEMBER Wien Museumsquartier
Maja’s Musik Markt
01
An drei Tagen verkaufen musiker und labelbesitzer in feierlicher Atmosphäre bei kuchen und Tee ihre alten und neuen Produkte. Zwischen kleineren interviews und Diskussionsrunden bleibt auch Zeit für musik. 02.–04. dEzEMBER Wien, Kunstraum Purpur 19
Queerograd Festival 2011
Zum fünften mal findet das Queerograd Festival in Graz statt. Zwischen Diskurs, Performance, kritischen Analysen und clubfieber gibt es auch die möglichkeit, ausgiebig zu feiern. 02.–03. dEzEMBER Graz, Forum Stadtpark
BILD PhiliPP JElEnSkA, liSi SPEchT
Die Berliner Foehn & Jerome spielen zu Silvester in Wiens neuem Prachtclub »Grelle Forelle« auf. Mit viel Gedöns und viel Bass schickt sich die Location in Spittelau an die neue Nummer Eins der Stadt zu werden.
SILVESTER IN WIEN
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Jedes Jahr aufs neue stellt sich die Frage: was macht man zu Silvester? Bis zum Schluss hofft man noch auf die Einladung und muss sich schlussendlich doch ins Getümmel werfen ohne wirklich zu wissen, ob man das so will. Um euch das leben ein wenig leichter oder auch schwerer zu machen, hier ein paar Partytipps, damit ihr doch gut rüberrutscht: Die Pratersauna setzt dieses Jahr auf ein rein nationales line-up und will damit aufzeigen, dass die heimische DJ- und Produzenten-Riege auf Augenhöhe mit internationalen Acts spielt. Das Flex setzt seit Jahren auf eine bewährte karte und gibt mit dem neujahrskonzert ohne Sperrstunde den Technojüngern, was sie brauchen: Bass. im Expedit am Schwedenplatz treffen Tingel Tangel, Susi klub, Bebop Rodeo und das Expedit-Team auf vier Floors aufeinander und machen das Techno-Silvester-Bermuda-Dreieck komplett. im wUk lädt der klub Bang zum Bleigießen mit – große Überraschung – einem nationalen line-up. Bleibt nur die Frage offen, wer dann wo doppelt verbucht wurde und auf welcher Afterhour sich alle treffen werden. 31. dEzEMBER Wien diverse Locations
02
Klappe
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Das Salzburger Jugendfilm- und Videofestival fordert auch heuer alle jungen Filmemacher unter 22 Jahren aus Salzburg und Berchtesgaden-land auf, ihre Projekte einzureichen und der Öffentlichkeit zu präsentieren. 27.–28. JäNNER Salzburg, Filmkulturzentrum
Air & Style
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24 der weltweit besten Snowboarder werden sich über den kicker der Berg-isel-Schanze in die nacht hinaus katapultieren. Beatsteaks und Sido gibt es live zu hören. Die Atmosphäre dazu: Atemberaubend. 04. FEBRuAR Innsbruck, Berg Isel
Termine Kultur
BERTRAM HASENAUER: MALEREI UND ZEICHNUNG
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Der in Berlin lebende künstler Bertram hasenauer malt menschen ohne hintergrund und landschaften ohne Vordergrund. keine konkreten, sondern stilisierte, ideale menschen, scheinbar ohne Persönlichkeit. in einem unsichtbaren kokon eingespannt harren sie für einen Augenblick der Veränderung, nicht ohne die Puppe und den menschen schon immer in sich getragen zu haben. AuSSTELLuNG: 05. NovEMBER–23. dEzEMBER Salzburg, Galerie Mario Mauroner Contemporary Art, Residenzplatz 1, www.galerie-mam.com
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Termine Kultur Glenn Murcutt. Architecture for place
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Während der letzten 40 Jahre sind mehr als 500 Bauten von Australiens vielleicht bekanntestem Architekten Glenn Murcutt entstanden. Nun präsentiert das AZW eine Auswahl dieser Bauten und nähert sich der Arbeitsweise Murcutts vor allem über seine Zeichnungen. Anthony Browells Fotografien unterstreichen die architektonische Grundeinstellung Murcutts zum nachhaltigen und zukunftsfähigen Bauen. Ausstellung: 10. November–13. Februar Wien, Architekturzentrum - Alte Halle, Museumsplatz 1, www.azw.at
Bruseum. Ein Museum für Günter Brus
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Der lange gehegte Wunsch der Neuen Galerie Graz, für den weltbekannten steirischen Künstler Günter Brus ein Museum innerhalb des Hauses zu schaffen, ist nun erfüllt. Nach der Übersiedelung der Neuen Galerie wird Brus eine eigene, permanente Ausstellungsfläche gewidmet, die eine Auswahl seiner verschiedenen Schaffensbereiche und Schaffensphasen – vom Wiener Aktionisten zum Maler, Zeichner, Bild-Dichter und Schriftsteller – zeigt. Eröffnung: 26. November, 16:00 Uhr Ausstellung: 26. November–04. September Graz, Neue Galerie, Weinzöttlstraße 16, www.museum-joanneum.at
Intim²: Gastspiele von Playing Mums & Gebrüder Lirsch
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Für den Doppelabend haben Playing Mums das Theaterprojekt »Revue Intim« vorbereitet und die Gebrüder Lirsch bearbeiteten die Performance »Man(n) wird Mensch« neu. Die Positionen der beiden Ensembles verbinden sich zu einem gemeinsamen Akt über Intimität, die Befreiung von einengenden Klischees und die Entdeckung einer verbindenden Sprache. Termine: 30. November–17. Dezember, 20:00 Uhr Wien, Kosmos Theater, Siebensterngasse 42, www.kosmostheater.at
21er Haus
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Saniert und unter neuem Namen wird seit Mitte November das 21er Haus als Plattform für österreichische Kunst von 1945 bis heute im internationalen Kontext genutzt. Der denkmalgeschützte Bau im Schweizergarten beim Arsenal steht unter der Leitung des Belvedere und wird zusätzlich die Schausammlung der Wotruba Stiftung und die Artothek des Bundes beherbergen. Wien, 21er Haus, Arsenalstraße 1, www.belvedere.at
Hans Hollein
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Die Neue Galerie Graz zeigt die allererste Retrospektive des Künstlers Hans Hollein. Als einziger österreichischer Pritzker-Preisträger 1985 und Präsident der Architekturbiennale von Venedig ist Hollein mittlerweile weltberühmt. Diese Ausstellung wird erstmals das Gesamtwerk des Künstlers, Designers und Architekten in diesem Umfang vorstellen, ergänzt durch eine umfassende Publikation. Eröffnung: 26. November, 16:00 Uhr Austellung: 27. November–09. April Graz, Neue Galerie, Joanneumsviertel, www.museum-joanneum.at
Babes in the Wood: Regina Hügli, Sofya Tatarinova
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Die Ausstellung »Babes in the Wood« thematisiert die Unergründlichkeit des Waldes mittels Träumen und Ängsten, Bäumen und Bodenbewuchs, Gestein und Getier. Die Moskauer Künstlerin Sofya Tatarinova versucht über visuelle Mittel, Kindheitserinnerungen hervorzubringen, während Regina Hüglis Fotografien mit leuchtenden Spuren spielen, die dem Feuerschweif eines Drachen gleichen. Eröffnung: 01. Dezember, 19:00 Uhr Ausstellung: 02. Dezember–28. Jänner Wien, Anika Handelt Galerie, Yppenplatz 5/4, anikahandelt.com
30.12.11 JACK BY THE GAP PRESENTS:
Mosaik
(Filterqueen, Berlin) AUCH NICHT SCHLECHT:
The KLM – Kid Soylent, Laminat & Moogle
27.01.12 JACK BY THE GAP PRESENTS:
Disko 404
Feelipa & Zvonko (Disko 404, Graz) AUCH NICHT SCHLECHT:
Hitney Wouston (moun10) Laminat (Bebop Rodeo / RTS.FM) Moogle (Comfortzone / Bebop Rodeo)
fo unter Stipendien-In 0 2418 89 +43 (0) 2742
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Die NDU ist eine Studieninitiative des WIFI und der Wirtschafskammer NÖ.
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Termine Galerien REDAktion Franziska Wildförster
HIGHLIGHTS
DEZEMBER / JÄNNER
FR. 02.12. 20:00 | INDIE-POP / ROCK
PORTUGAL. THE MAN / STEAMING SATELLITES
DI. 06.12. 20:00 | PUNK-ROCK
YELLOWCARD / SAVES THE DAY / THE WONDER YEARS
»Rocket Ship«, 2011, Schubkarre, weiße Lichterketten, 60 × 150 × 65 cm, Ed. 3 + 2 a.p. (jede Edition ein Unikat: weiße Lichter, blaue Lichter, ausgeschaltete Lichter), Courtesy Christine König Galerie, Wien DI. 13.12. 20:00 | POP / HIPHOP
STEREO MCS / LAINE FEAT. DIDI BRUCKMAYR MI. 14.12. 20:00 | BALKANBEATS
SHANTEL & BUCOVINA CLUB ORKESTAR
»Settle«, 2011, Bronzeguss, 180 × 50 × 70 cm, Courtesy Nives Widauer, Foto: Irene Preiswerk
Nives Widauer
DO. 15.12. 20:00 | TANZ
Sisley Xhafa
EDITTA BRAUN COMPANY: KÖNIG ARTUS FR. 16.12. 20:00 | KABARETT
Nives Widauers künstlerisches Schaffen ist geprägt von einer individuellen und poetischen Zugangsweise zu übergeordneten Fragen nach der Bedeutung von Träumen, subjektiver Wahrnehmung und Vergänglichkeit. Die Ausstellung »Dialog durch Analog« zeigt eine Auswahl ihres vielseitigen medialen Tätigkeitsfeldes. So auch die ab 1996 entstandene Serie »Moonshadows«: Die nächtlichen Fotografien verweisen auf das Wunder des Sichtbarmachens, wirken dabei wie impressionistische Gemälde. In der erstmals gezeigten Bronzeskulptur »Datenbank« gibt die 1965 geborene Schweizerin den scheinbar unbrauchbar gewordenen Kassetten vergangener Videoarbeiten in Form einer Sitzbank zeitliche und materiale Verfestigung, eine neue Aufgabe und somit neuen Lebenssinn.
Der 1970 im Kosovo geborene Sisley Xhafa kreiert durch seine Skulpturen eine vielschichtige, ironische Sprache der Kritik. Bekannt wurde er durch Arbeiten im öffentlichen Raum, wie die jüngst in einem Züricher Migrantenviertel errichtete 15 m hohe Installation »Y«. Unterschiedliche Lesarten ihrer Semantik stehen im Dialog mit dem sozialen und architektonischen Kontext, sprechen Einwanderungsprobleme und Rassismen an. »Oblique motionless« ist eine der drei neuen, in der gleichnamigen Ausstellung gezeigten Skulpturen des Künstlers. Anlehnend an das Züricher Ypselon zeigt die 11 m lange Wippe einen spielerischen Umgang mit dem Galerieraum und hinterfragt durch soziale Konnotationen die Bedingungen der öffentlichen Sphäre per se.
Hilger Contemporary Dorotheergasse 5, 1010 Wien 6. Dezember bis 13. Jänner
Christine König Galerie Schleifmühlgasse 1a, 1040 Wien Bis 14. Jänner
WIEN Galerie Meyer Kainer Eschenbachgasse 9, 1010 Wien Bis 14. Jänner Wolfgang Breuer
Niederösterreich Galerie Jünger Pfarrgasse, 2500 Baden Bis 11. Februar Rudolph Goessl
DIE VAMUMMTN / MOZ
Galerie Mezzanin Getreidemarkt 14/Eschenbachgasse, 1010 Wien 17. Jänner bis 4. März Alexander Wolff
Oberösterreich Galerie 422 Margund Lössl An der Traunbrücke 9-11, 4810 Gmunden Bis 9. Jänner Arnulf Rainer
SCIENCE BUSTERS: HOLLYWOOD UND DIE PHYSIK
Krinzinger Projekte Schottenfeldgasse 45, 1070 Wien 13. Dezember bis 4. Februar Christian Schwarzwald Galerie Emanuel Layr An Der Hülben 2, 1010 Wien 26. Jänner bis 17. März Stano Filko Saprophyt Webgasse 29, 1060 Wien Bis 20. Dezember Marko Lulic Charim Galerie Wien Dorotheergasse 12/1, 1010 Wien Bis 21. Jänner Edgar Honetschläger Kärnten Kunstraum Walker Richard-Wagnerstr. 34, 9020 Klagenfurt 1. Dezember bis 31. Jänner Ludwig Wilding und Egon Strasser
Salzburg Galerie Thaddeus Ropac Mirabellplatz 2, 5020 Salzburg Ab 28. Jänner Jason Martin Steiermark Galerie Eugen Lendl Bürgergasse 4, 8010 Graz 14. Dezember bis 21. Jänner Small Pieces and Mixed Media. Künstler der Galerie und prominente Gäste Tirol Galerie Elisabeth & Klaus Thoman Maria-Theresien-Strasse 34, 6020 Innsbruck Bis 14. Jänner Erwin Wurm Vorarlberg Galerie Lisi Hämmerle Anton-Schneider-Strasse 4a, 6900 Bregenz 10. Dezember bis 31. Jänner Von Robotern die Bilder bauen
THOMAS MAURER: OUT OF THE DARK
FR.16.–MO.19.12. | THEATER
SCHAUSPIELHAUS ZÜRICH: „RECHNITZ (DER WÜRGEENGEL)“ VON ELFRIEDE JELINEK SA. 17.12. 23:00 | ELEKTRO
CYBERPUNKERS / WE ARE PROSTITUTEZ / WRECKDOWN VS. RAW / U. A.: COME WITH ME! FR. 13.01. 20:00 | HIPHOP
DI. 17.01. 20:00 | KABARETT
MI. 18.01. 20:00 | KABARETT
KLAUS ECKEL & GÜNTHER LAINER: 99 FR. 20.01. 20:00 | LITERATURSALO
N
JOSEF BIERBICHLER: MITTELREICH
Das komplette Programm gibt’s auf www.posthof.at POSTHOF – Zeitkultur am Hafen, Posthofstr. 43, A-4020 Linz Info + Tickets: Fon: 0732 / 78 18 00 www.posthof.at
► KOLU M N E / know- noth ing -gesell s c h aft ► Von Illbilly The K.I.T.T.
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mmer wieder pirschen sich Menschen an mich ran, einfach um zu erfahren, wie ich es denn anstelle, etwas so Wichtiges wie das innere Gleichgewicht nicht zu verlieren. Üblicherweise antwortete ich auf derartig persönliche Anschläge mit dem Verweis, dass ich eigentlich doch stolzer Besitzer eines sehr schlichten Gemütes bin. »Ironie, vor allem die Selbstironie, ist so was von 00erJahre«, stieg mich unlängst ein Hipster-Weibi an, der ich, um meine Ruhe vor ihr zu haben, lügend erklärte, wie mich Trinkübungen vorm Fernseher und Rechner fit halten. Dass die 00er Jahre das Scheißhaus unter den Dekaden sind, vierschwieg ich aber vorsichtshalber. Ich war mir nämlich nicht sicher, ob ich dann der restlos coolen Braut erklären hätte müssen, dass die Doppelnull eine international gängige Abkürzung für Toiletten ist. Der Umstand nämlich, dass auf ihrem sehr knapp bemessenen T-Shirt in fetten Lettern »Stil vor Talent« geschrieben stand und das hippe Persönchen gerade eben das Ende der Ironie propagierte, veranlasste mich zu einer derartigen inneren Überheblichkeit ihr gegenüber. Denn das bedeutete ja, dass sie ihre T-Shirt-Botschaft ernst meint und somit eine Oberflächlichkeit propagiert, die im schlimmsten Fall die Menschheit noch tiefer in irgendwas reinreitet. Ein bisschen so wie ein Dyson-Designerstaubsauger, der harmlos cool aussieht und einem dann trotzdem fürchterlich das Genital verletzt. Die dürfte also nicht gerade das hellste LED-Lämpchen im Club sein. Abgesehen davon gibt es eigentlich nichts Mühsameres, als Gespräche über Toiletten zu führen. Wobei ich schon zugeben muss, dass ich auf diesem Gebiet ein echter Topchecker bin. Wenn man mich zum Beispiel fragt, welche von vier Klo-Kabinen statistisch die sauberste ist, weiß ich sofort die Antwort. Und zwar für den Damen- und Herren-Abort. Regelmäßig nerve ich auch meine Mitmenschen mit einem immer gleichen historischen Exkurs, der ins antike Rom führt und die Geschichte erzählt, wie Kaiser Vespasian die Erleuchtung bekam, mit einer Klosteuer Geld in die leere Staatskasse zu spülen. Seitdem ist übrigens der Satz »Geld stinkt nicht« ein geflügeltes Wort, das nahezu immer passt. Manchmal etwas weniger. Zum Beispiel beim hochtalentierten Grafiker, der ein endgeiles Etikette für die WC-Ente zusammenbastelt und kleine anarchische Insidergags an den Entscheidungsträgern vorbeischummelt. Manchmal mehr, wie bei einem alten Schulkollegen, der wegen Latein mehrmals am Aufstieg in die nächsthöhere Schulstufe gehindert wurde und den ich unlängst beim Schrubben einer öffentlichen WC-Anlage wiedererkannte. Ich war mir sicher, dass er nicht eintönig latrina, latrinae, latrinae, latrinam, latrina, latrina, latrinae, latrinarum, latrinis, latrinae, latrinis, vor sich
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her murmelt, wenn er den Wischmop geübt über die Fliesen bewegt. Das eine oder andere Mal wird er sich aber schon »pecunia non olet« gedacht haben. Ja, ja. So ist das mit mir und dem Klo. Wo dieses Episödchen herkommt, sind noch einige andere zu Hause. Um sie zu beschreiben braucht es aber leider Stil und Talent zu gleichen Teilen. Und das – im obigen Absatz konnte ich es gerade wirklich für mich selbst wieder einmal feststellen – hab ich leider nicht. Versuchen muss ich es aber trotzdem ab und an. Warum? Keine Ahnung. Vergleichbar ist das etwa mit dem merkwürdigen Drang rhythmisch völlig unbegabter Menschen, sich nach einigen smoothen Drinks zum großen Gebalze auf die Tanzfläche zu wagen. Im besten Falle legen sie dann einen klassischen Liam Gallagher hin und schaukeln mit verschränkten Armen hinterm Rücken am selben Platz verharrend von einem Bein aufs andere. Ein Move, der sich übrigens schon seit über 17 Jahren hält und irgendwie immer geht. Immer. Auch zu total verrückten Electro-Klezmer-Sounds! Wobei, dazu schaut es fast besser aus, wenn man die Grundposition vom Gallagher erweitert und mit den Händen noch so tut, als spiele man einen Schellenkranz – also ein bisschen dazu klatscht. Am besten leicht asynchron zum Takt. Aus irgendeinem Grund wollte die Hipster-Lady nicht von mir ablassen. Großmäulig erklärte ich ihr daher: »Die Antwort auf die Ironiekrise der beginnenden 10er Jahre sollte nicht weniger, sondern muss mehr Ironie sein!« Der Satz erschien mir in dem Moment irgendwie richtig, ich hab ihn nämlich in letzter Zeit in abgewandelter Form sehr oft gelesen und gehört. »Die Antwort auf die Eurokrise darf nicht weniger Demokratie, sondern muss mehr Demokratie sein.« »Die Antwort auf die Bildungskrise, darf nicht weniger, sondern muss mehr Bildung sein.« »Die Antwort auf die Probleme mit der Steuererklärung darf nicht weniger, sondern muss mehr Steuer sein.« Da ist also sicher was dran. Das war der Coolen aber egal. Sie kramte nur in ihrer Tote Bag, ein stinkfades Stoffbeutel-Souvenir, das sie unlängst erst aus London mitgebracht hat, herum und fischte eine Mineralwasserflasche heraus. »Ich glaube ja, dass knochentrockener Zynismus das neue Ding ist«, sagte sie und nahm einen großen Schluck aus der rosa Plastikflasche. Sonderedition Brustkrebs. Die gab’s mal bei einem Event, wo sie geladen war. Sie hat sie jetzt immer dabei und füllt immer nur Leitungswasser ein. Um ein Zeichen zu setzen. Für Nachhaltigkeit und Solidarität. Cool. Ich verschwieg ihr, dass man PET-Flaschen nicht so oft wieder befüllen soll und ihnen Hitze nicht gut tut. Könnte Krebs auslösen – sagt man. Aber erstens weiß ich nicht, ob das stimmt, zweitens ist es gut fürs innere Gleichgewicht, manchmal den Mund zu halten und drittens hätte sie es wohl ironisch verstanden. ¶
ILLUSTRATION JAKOB KIRCHMAYR
sonderedition mineralwasser
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FEST/SPIEL/HAUS/ ST/POELTEN BAUCHKLANG UND GAESTE 16 12 2011 LAURIE ANDERSON 28 01 2012