topsoft Fachmagazin 19-3

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New Digital Business topsoft Fachmagazin 19-3

«Wir und digitalisieren? Jetzt mal im Ernst» Ein praxisorientierter Ratgeber für die Realisierung von Digitalisierungsprojekten und den langfristigen Wandel zum digitalen Unternehmen. >> Dirk Apel | Batix Schweiz AG

Der Fortschritt in der IT ist von Entwicklungsschritten geprägt, die eine markante Veränderung des Umgangs mit der Technologie zur Folge hatten. Beispiele hierfür sind Personal Computer, E-Mail, das Internet oder das Smartphone. Einen ähnlichen Schritt erleben wir mit der fortschreitenden Digitalisierung. Nur ist es diesmal statt einer einzelnen technologischen Neuerung die Adoption von Technologie auf breiter Ebene. Darin liegen Chance und Risiko für die Unternehmen. Statt jahrelanger Forschungsprojekte können Innovationen heute schnell und kosteneffektiv validiert und entweder verworfen oder weiterentwickelt werden. Dies steigert den Druck, dass ein Mitbewerber unaufholbare Marktvorteile entwickelt.

Ausgangslage Die Realität in vielen Unternehmen ist eine Zeitreise in die 1990er-Jahre. Vielerorts ist immer noch Papier das hauptsächliche Transportmedium für Pläne, Aufträge und Berichte. Statt einer systematischen Datenverarbeitung werden Excel-Dateien per Mail versendet. ERP, CRM, PPS, E-Shop und Websites sind Inseln, die im besten Fall über Schnittstellen einander Daten bereitstellen. Von durchgängig vernetzten Prozessen sind viele Unternehmen noch weit entfernt. Und nun wird den Unternehmen suggeriert, dass Sie unbedingt die digitale Transformation starten müssen, weil sonst morgen ein anderes Unternehmen den Markt disruptiert und einen selbst obsolet macht. Statt dieser Horrorszenarien bietet sich ein kritischer Blick auf das eigene Unternehmen und den Umgang mit der verfügbaren Technologie an. Weder den Kopf in den Sand stecken noch in Panik ausbrechen sind probate Mittel, um der Digitalisierung zu begegnen.

Die 3 Phasen der Digitalisierung Eine Unterteilung der Digitalisierung in drei Phasen erleichtert es, die Position des eigenen Unternehmens einzuschätzen. Ausgehend von der Position kann ein Unternehmen eine Zielvision definieren und darauf hinarbeiten oder erstmal die Grundlagen der Digitalisierung schaffen. 6

Phase 1: Digitale Optimierung Die digitale Optimierung zielt darauf ab, die Computerisierung und Konnektivität zwischen den einzelnen Arbeitsstellen im Unternehmen zu realisieren. Im Prinzip geht es darum, Informationen bereitzustellen und dadurch wiederum Messpunkte für die Datenerhebung zu schaffen. Ein Beispiel hierfür ist ein Tablet, welches Produktionsaufträge in der Fertigung an der Maschine bereitstellt und gleichzeitig als Medium für die Betriebsdatenerfassung dient. Die Konnektivität betrifft Technik (Maschinen liefern Informationen) wie auch Prozesse (Abläufe über Systeme). Statt einen Fertigungsauftrag isoliert pro System zu betrachten, wird dieser vom Bestellsystem über Produktionsplanung, Ausführung bis hin zur Auslieferung und schlussendlich auch im Falle einer Reklamation begleitet. In jedem dieser Schritte fallen wichtige Informationen an, die nur durch eine systematische Datenverarbeitung nutzbar gemacht werden. Idealerweise rechnet sich jeder Schritt auf diesem Weg. Es kann jedoch auch sein, dass für eine Optimierungsmassnahme kein ROI gerechnet werden kann. Nichtsdestotrotz ist sie notwendig, wenn sie wertvolle Informationen über das eigene Unternehmen und seine Abläufe liefert.

Phase 2: Digitale Transformation Nachdem in der Phase der digitalen Optimierung Transparenz im Unternehmen hergestellt wurde, kann in der digitalen Transformation der nächste Schritt in Angriff genommen werden. In dieser Phase stellen wir uns die Fragen: ∙∙ Was passiert? ∙∙ Warum passiert es? ∙∙ Und daraus abgeleitet: Was wird passieren? Die Datenströme werden konsequent analysiert und auf wiederkehrende Muster geprüft. Nehmen wir wieder das Beispiel der Fertigung. Durch die Bereitstellung von Tablets und geeigneter Software werden Maschinenstillstände und Probleme dokumentiert. Darüber hinaus werden Informationen über den Grund eines Stillstands direkt (Mitarbeiter erkennt Grund und erfasst diesen) und indirekt (bei einem bestimmten Produkt kommen gehäuft Stillstände an der Sortiermaschine vor) gesammelt. Diese wertvollen Informationen finden ihren Weg wieder in die digitale Optimierung. Statt reaktiv auf Probleme zu reagieren, werden Handlungsoptionen geschaffen. Die Einführung eines digitalen Wissensmanagement kann eine dieser Optionen sein. Bekannte Probleme werden einem Auftrag mitgesendet und dem Mitarbeiter Handlungsanweisungen visualisiert. Entweder um das Problem von vorneherein zu verhindern oder um es zumindest selbstständig lösen zu können. Ein wichtiger Aspekt ist, dass die Umwälzung des Unternehmens von innen heraus geschieht. Das Delegieren der Digitalisierung an einen Dienstleister wird nicht zum gewünschten Erfolg führen. Im Minimum muss sich das Unternehmen in den Beifahrersitz begeben. Dabei müssen die Mitarbeiter des Unternehmens aktiv eingebunden werden. Eine hohe Transparenz gegenüber den Mitarbeitern und Integration dieser ist essenziell für die Akzeptanz jeder digitalen Transformation.


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