Know-how topsoft Fachmagazin 21-2
Von der Idee zum Prototyp Ohne Innovation kann kaum noch eine Firma erfolgreich sein und bleiben. Die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen bedingt einen steten Strom von neuen Ideen. Genauso wichtig ist es, unter den vielen Einfällen die erfolgversprechenden zu identifizieren und wenig Ressourcen mit den anderen zu verschwenden. Prototyping ist die zentrale Methode aus der agilen Welt, um die Spreu vom Weizen zu trennen und der erste Schritt auf dem herausfordernden Weg von der Idee zur Umsetzung. >> Markus Pilz | Greenliff AG
Kostenloses Webinar-Replay «Von der Idee zum Prototyp» Folgendes Szenario: Sie haben eine Idee für ein neues digitales Produkt. Doch die Umsetzung ist wohl zeit- und kostenintensiv. Dabei ist noch nicht einmal sicher, ob die Idee bei der Zielgruppe oder am Markt überhaupt ankommt und ob sie Ihr Unternehmen nachhaltig voranbringt. Nichts ist schlimmer als viele Ressourcen in etwas zu stecken, das kein Mensch will und in einem finanziellen Desaster endet. Prototypen helfen, Ideen schnell und kostengünstig zu testen, ohne zu stark auf absolute Perfektion zu setzen.
Was ist Prototyping? Prototyping ist ein Verfahren zum Austesten von angestrebten Ergebnissen mittels einer Serie von aufwandsarmen, günstigen Testversionen. Prototyping bezeichnet die Kombination aus dem Bau und dem Test eines Prototypen. Beim Bau geht es darum, mit möglichst geringem Aufwand einen Prototypen zu erhalten, von dem wir lernen können. Indem wir uns bei jedem Prototypen auf nur wenige Aspekte konzentrieren, die wir besser verstehen möchten, bleibt der Aufwand klein und unsere Annahmen können schnell verifiziert oder widerlegt werden, zum Beispiel indem wir Benutzer- und Kundenfeedbacks einholen. Die gewonnenen Erkenntnisse können in den nächsten Zyklus und in den nächsten Prototypen einfliessen.
Der Wert von Prototyping Der Wert von Prototyping liegt nicht im Ergebnis, sondern im Lernprozess. Unter dem Gesichtspunkt, dass die Entwicklung innovativer, digitaler Produkte sinnvollerweise als ein Lernprozess aller Stakeholder verstanden wird, ist Prototyping als effiziente Lernmethode enorm wertvoll. Der Begriff des Prototypen leitet sich vom Griechischen «proto typos» ab und bedeutet so viel wie «erster Eindruck». Der Mensch hat Mühe, rein gedankliche Ideen oder abstrakte Konzepte zu beurteilen. Ideen müssen 38
visualisiert, in eine Geschichte verpackt oder anderweitig in eine Form gebracht werden, die es für die Menschen einfacher macht, sie zu verstehen, ja sogar wortwörtlich zu begreifen. Selten bietet sich das etwas abgewandelte geflügelte Wort mehr an als hier: Ein Prototyp sagt mehr als 1000 Meetings.
Das richtige Mindset Wie bei allen Methoden aus der agilen Welt ist ein gemeinsames Mindset bzw. eine bestimmte Kultur der Zusammenarbeit und eine offene Haltung aller Beteiligten die Voraussetzung, damit sie erfolgreich eingesetzt werden können. Im Zusammenhang mit Prototyping sind das die wichtigsten Prinzipen: ▪ Unsere Ideen, nicht meine Ideen: Hauptziel beim Prototyping ist es gemeinsam die verschiedenen Produkt- und Design-Alternativen zu entdecken und zu erforschen. Es geht nicht darum, die eigene Idee durchzudrücken, sondern zusammen die beste Idee zu finden. Das Team ist mehr als die Summe aller Mitglieder. ▪ Kill your darlings: Je früher wir merken, dass eine Idee nicht funktioniert, desto weniger Kosten verursacht sie. Je mehr das Team von einer Idee begeistert ist, desto kritischer sollte sie mit einem Prototypen und mit echten Kunden und Benutzern überprüft werden. Jeder Prototyp ist ein Experiment. Der Wert eines gescheiterten Experiments kann kaum hoch genug eingeschätzt werden; insbesondere, wenn wir davon lernen. ▪ Mut zur Lücke: Detailverliebtheit hält uns davon ab, Entscheide zu treffen. Die Konzentration auf einige wenige Aspekte garantiert Fokus auf das, was im aktuellen Zyklus erforscht werden soll. Der Prototyp kann schneller und günstiger gebaut werden. ▪ Emotionen wecken: Gute Nutzererlebnisse sind keine Spezifikationen, sondern Geschichten. Indem wir Prototypen bauen, die diese Geschichten erzählen, können sich Stakeholder, Benutzer und Kunden emotional mit dem
zukünftigen Produkt auseinandersetzen und wertvolles Feedback geben. Ein Produkt ist heutzutage nur noch erfolgreich am Markt, wenn es bei den Benutzern ein positives Erlebnis erzeugen kann. ▪ Mit echten Menschen sprechen: Der Endbenutzer steht im Zentrum jeder modernen, digitalen Produktentwicklung. Produktmanager, Designer und Entwickler liegen aber bei der Beurteilung neuer Ideen wegen der «Innensicht» oft falsch. Prototyping ist die Möglichkeit, diese Ideen mit echten Benutzern und Kunden zu testen. ▪ Kurze Zyklen: Eine kurze time-to-market ist ein zentrales Ziel in der agilen Welt. Prototyping erlaubt den Zyklus von bauen, testen, lernen extrem schnell zu durchlaufen, manchmal innerhalb von Stunden. Damit ermöglicht Prototyping viel schneller zu lernen und damit viel rascher zu einem marktreifen Produkt zu kommen. ▪ Das Andere wagen: «Wer immer wieder das gleiche tut, aber andere Ergebnisse erwartet, ist verrückt.» Nutzen Sie Prototyping, um auch einmal etwas auszuprobieren, was Sie noch nie gemacht haben.
Vorgehensweise In der agilen Softwareentwicklung und der DevOps-Welt wird das Produkt in kurzen Zyklen oder Sprints von typischerweise ein oder zwei Wochen Dauer weiterentwickelt. Alle Änderungen, die implementiert werden sollen, werden in einem «Backlog» festgehalten. Am Anfang jedes Sprints wird festgelegt, welches die wichtigsten Änderungen oder Erweiterungen sind und wie viele davon im aktuellen Sprint umgesetzt werden (Product Delivery).