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27. April 2012


Die Woche

2 Liebling der Woche

Die Ankündigung, dass das Hefterl mit den Gimmicks im Herbst als Magazin für 30- bis 45-Jährige herauskommen wird, hat einen in dieser Form unerwarteten Jubelsturm 30- bis 45-jähriger Männer in Sozialen Netzwerken auslöst. Dabei gab es doch schon 2006 einen Comeback-

Versuch, der nach vier Ausgaben wieder aufgegeben wurde. Wir möchten an dieser Stelle daran erinnern, dass die meisten Zepelline, Detektiv-Ausrüstungen und Trockenkrebse ziemlich schrottiger Qualität waren. Vorsicht bei Nostalgie: Früher war auch nicht alles gut.


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Die Woche

4 Gewinner der Woche

Henning Noske weil der Chef der Lokalredaktion bei der BRAUNSCHWEIGER ZEITUNG durch einen unbekannten Wohltäter zum globalen Medienstar wurde. Seit dem Herbst verteilt ein Phantom großzügig Geld an Leute, über deren Probleme die Zeitung berichtet – Suppenküchen, Opferhilfen, Kranke. Inzwischen sind es schon 200.000 Euro. Henning Noske gibt seitdem Interviews am laufenden Band. Verlierer der Woche

HansPeter Friedrich

vergangener Freitag

20.4.2012

Samstag

21.4.2012

Mehrere Mediendienste berichten über ein Zerwürfnis der SPIEGEL-Spitze: PrintChef Mascolo will eine Bezahlschranke für SPIEGEL ONLINE, um das Abschmeltzen der Auflage zu verlangsamen, Online-Boss Blumencron und GF Saffe sind, wenig überraschend, dagegen. SPON verdient schließlich Geld, und die Leserschaft von Seite und Mutterheft unterscheidet sich zu großen Teilen.

Hochspringerin und Polizeikommissarin Ariane Friedrich veröffentlicht auf ihrer Facebook-Seite Namen und Adresse eines Mannes, der ihr eine anzügliche weil der Herr Innenminis- Mail geschrieben hatte, und löst damit eine Debatte über Stalking und Webter der BILD-Zeitung vorab seine Studie Selbstjustiz aus. über junge Muslime zusteckte, die daraus Montag 17.4.2012 sogleich völlig sinnentstellend einen fremdenfeindlichen Aufmacher delirierte. Google startet nach jahrelangem Zögern Auf Anfrage der Linken musste das Innen- seinen Online-Storage-Dienst „Google ministerium zugeben, entgegen früherer Drive“, der es seinen Nutzern erlaubt, Angaben die Studie doch vorab durchgeDateien auf dem eigenen Computer ins stochen zu haben. Der Minister habe Netz zu spiegeln – eine Kopie des popudavon aber nicht gewusst. Stimmt das? lären Dienstes Dropbox.


Die Woche Zitat der Woche

„Vielleicht hätte es später on air gehen müssen.“ ARD-Programmdirektor Volker Herres entschuldigt das Scheitern von „Gottschalk live“ mit der Unausgereiftheit der Sendung und gibt indirekt dem Produzenten die Schuld, der alle Freiheiten gehabt habe. Ute Biernat, Geschäftsführerin der Grundy Light Entertainment, kritisiert zurück: „Die Sender suchen nach wie vor Neues und sind relativ offen. Allerdings halten sie immer noch viel zu oft fest an der Variation vorhandener Ideen“, sagte sie W&V.

300

5 Dienstag

24.4.2012

17 Produktionspartner der öffentlichrechtlichen Sender gründen in Berlin die „Germany‘s Gold GmbH“, um gemeinsam vor allem Fernsehsendungen aus den vergangenen Jahrzehnten online zu vermarkten. Dokus, Kindersendungen, Shows aus sechs Jahrzehnten – könnte ein interessantes Angebot sein, auch wenn sich dem kleinen Gebührenzahler von der Straße nicht ganz erschließt, warum er nun noch mal zahlen soll – für Wiederholungen. Außerdem muss das Kartellamt erst mal zustimmen. Dienstag

24.4.2012

Daran wird er zu knabbern haben: Nur noch 910.000 Zuschauer für „Gottschalk live“ – Minusrekord. gestern

25.4.2012

Zahl der Woche

Der ARD-Digitalsender EINS EXTRA heißt ab 1. Mai TAGESSCHAU24. Schon bisher war das de facto der NachrichtenLeute muss ZDF-Intendant Thomas Bellut sender der ARD, allerdings versuchte in den nächsten Jahren entlassen. Auch man das zu verschleiern. Nun geht die freie Mitarbeiter werden es von nun an ARD mit ihrer stärksten Newsmarke schwer haben beim Sender. „Tagesschau“ in die Offensive.


Ina Küper-Reinermann (1) wird Redakteurin im Beauty-Ressort der Condé-NastZeitschrift MYSELF. Bisher hatte sie für Burda gearbeitet, wo kurzzeitig auch das von ihr entwickelte und zunächst selbstverlegte Frauen-Erotikmagazin ALLEY CAT erschienen war. Lutz Marmor (2), NDR-Intendant, wird 2013 neuer Vorsitzender der ARD und löst seine WDR-Kollegin Monika Piel ab.

Leute

Terrorismus-Spezialist Yassin Musharbash (3) geht von SPIEGEL ONLINE zur ZEIT und arbeitet dort im neuen Investigativ-Team. Von der SÜDDEUTSCHEN kommt Martin Kotynek, und Daniel Müller (4) wird dort freier Autor. Philipp Jessen (5) , bis vor Kurzem noch BRAVO-Chefredakteur, wird Autor bei der BUNTEN. Sein kommissarischer Nachfolger, BRAVO-Urgestein Alex Gern-

Fotos: Condé Nast, Annika Langosch/Fotodesign Lichtblick, NDR, Bauer, WDR, RTL

6


Leute

7

andt (6), darf den Job nun auch auf Dauer Nachwuchsmann Daniel Aßmann (8) machen. moderiert die vier Ausgaben von „DSDS Kids“, die in der kommenden Woche Sven Lorig (7), Moderator des „ARD-Mor- beginnen. genmagazins“, darf künftig auch beim „Wochenspiegel“ und beim „Nachtmagazin“ ran. Er moderiert außerdem schon eine von diesen verwechselbaren PromiQuiz-Sendungen. Wir wissen ja ehrlich gesagt nicht, was an ihm so toll sein soll. Aber bitte.


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Schumacher

9

Die Schonzeit ist vorbei Wer in die Parlamente strebt, kann nicht ewig Welpenschutz für sich reklamieren. Mag ja uncool sein, aber es müssen klare Ansagen her: Wie halten die Piraten es mit Israel? Wie mit Deutschlands Nazi-Vergangenheit? Wie mit den Rechtsradikalen? von Hajo Schumacher Der Kollaps der Ober-Piratin Marina Weisband kurz vor dem donnerstäglichen TV-Talk bei Maybrit Illner darf als Symptom verstanden werden. Wie viele Menschen, die in einem unbequemeren als dem westdeutschen System aufwuchsen, verfügt die in der Ukraine geborene Psychologie-Studentin über ein verlässliches Koordinatensystem.

bei den Piraten drückt die Pein im Quadrat. Das ist zunächst verständlich. Kandidaten, Programme, Verfahren – alles muss gleichzeitig her, unter verschärfter Beobachtung der Öffentlichkeit und mit einer Mitgliederschaft, in der sich auch Gesindel und Hohlbirnen herumtreiben. Aus dem früheren Freundeskreis ist eine unübersichtliche Horde geworden.

Früher als andere ihrer Parteigefährten ahnte sie, dass der Aufstieg eine Reihe ernster Probleme mit sich bringen würde. Als eine der ersten hat sich die politische Geschäftsführerin der Piratenpartei deutlich gegen rechte Umtriebe gestellt.

Dass diese Horde in so kurzer Zeit hier und da sogar nach demokratischen Regeln funktioniert, das verdient Respekt. Der positivste Aspekt am öffentlichen Erwachsenwerden ist die entwaffnende Transparenz, mit der den erstaunten Deutschen hier ein demokratisches Lehrstück präsentiert wird. Was die Etablierten gern hinter dem Vorhang ausmachen, das tragen die Piraten auf der Bühne vor.

Kinder, die zu schnell in die Höhe schießen, leiden an Wachstumsschmerzen,


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Wer allerdings in die Parlamente strebt, kann nicht ewig Welpenschutz für sich reklamieren. Mag ja uncool sein, aber es müssen klare Ansagen her: Wie haltet ihr es mit Israel? Wie mit Deutschlands NaziVergangenheit? Wie mit den Rechtsradikalen? Diesen Fragen kann man nicht mit der klassischen Piraten-Antwort „Keine Ahnung“ begegnen. Im Gegenteil: Die Piraten müssen die Neonazis in den eigenen Reihen aus der Partei ausschließen. Und der Vergleich der eigenen Wahlerfolge mit dem Aufstieg der NSDAP bis 1933 ist gar unerträglich. Da geht ganz schön was durcheinander in den Köpfen solcher Piraten, zumal dem eines Berliner Vorzeige-Piraten. Die Piraten müssen wie jede andere Partei Positionen beziehen. Haltung zeigen. Ob das basisdemokratische Werkzeug der „liquid democracy“ dabei funktioniert, bleibt abzuwarten. In letzten Fragen kann

Schumacher

keine App die Haltung liefern. Die oftmals bewährte bundesrepublikanische Demokratie hat sich aus guten Gründen für die repräsentative Demokratie entschieden, also für das bewusste Delegieren von Macht an Parteien und Parlamentarier. Die Piraten sind angetreten, den Mythos von der Mitmach-Republik neu dagegen zu setzen. Hübscher Versuch, aber wirklichkeitsfremd, vor allem, wenn am Ende Schwachköpfen eine Bühne geboten wird. Blitzartig muss sich die junge Partei entscheiden, wie schnell, wie stark sie sich den Alten womöglich angleichen, ob sie Freak Show oder demokratische Kraft sein wollen. Setzen sich, wie einst bei den Grünen, die Realos durch oder die Mondsüchtigen? Und wie treu oder trendversessen sind die Wähler, wenn die Kurven nach unten weisen? Die Schonzeit für die Piraten ist nach dem Nazi-Vergleich endgültig vorbei.


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Aus: IEEE Spectrum (2009)

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Aus: Esquire (2006)


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Aus: MARK (2009)


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V.i.S.d.P. – Magazin für Medienmacher Redaktion: Sebastian Esser Herausgeber: Dr. Hajo Schumacher Beratung: Markus Nowak Lektorat: Carla Mönig Adresse: Lietzenburger Straße 51, 10789 Berlin Telefon: 030 2196 27287 E-Mail: info@visdp.de

Ende


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