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Kongresse

Mogamulizumab

Mogamulizumab (Poteligeo®) ist ein monoklonaler Antikörper, der selektiv gegen den C-C-Chemokinrezeptor 4 (CCR4) gerichtet ist – ein Protein, das sowohl bei der Mycosis fungoides und dem Sézary-Syndrom konsistent von den Krebszellen exprimiert wird und in Verbindung mit seinen Liganden für die Migration von malignen T-Zellen zur Haut eine entscheidende Rolle spielt. beteiligt ist. Indem Mogamulizumab an CCR4 auf malignen T-Zellen bindet, löst es eine Aktivierung von natürlichen Killerzellen aus, die anschließend die Zerstörung der Zielzelle vermitteln [7].

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Langfristig wirksam und gut verträglich

Wie eine retrospektive DatenbankAnalyse mit 198 MF-/SS-Patienten zeigte, führten alle vor Markteinführung von Mogamulizumab verfügbaren systemischen Therapieoptionen meist nicht zu einem dauerhaften klinischen Nutzen [10]. Die durchschnittliche Zeit bis zur Anwendung der nächsten Therapie betrug 5,4 Monate. Dagegen vergingen laut einer Post-hocAnalyse der MAVORIC-Studie bei Patienten unter MogamulizumabTherapie im Median 11,0 Monate, bis die Notwendigkeit einer neuen Therapie bestand. Im Vergleich zu Vorinostat (3,5 Monate) war dies eine signifikante Verlängerung der Wirksamkeitsdauer (p<0,0001) [11]. Im Zuge der EU-Zulassung bescheinigte die European Medicine Agency Mogamulizumab ein gut handhabbares Sicherheitsprofil [12]. Wie die Ergebnisse einer Sekundäranalyse der MAVORICStudie belegen, wurde auch eine langfristige Therapie mit Mogamulizumab (Median: 170 [1–1.813] Tage) von den Patienten gut vertragen und es traten zudem keine neuen Sicherheitssignale auf [13].

Brigitte Söllner, Erlangen

Literatur

1 Trautinger F et al. Eur J Cancer 2017; 77:57-74 2 Willemze R et al. Blood 2019;133:17031714 3 Olsen E et al. Blood 2007;110:1713-1722 4 Wilcox RA. Am J Hematol 2016;91:151165 5 Dippel E et al. J Dtsch Dermatol Ges 2018;16:112-123 6 Scarisbrick JJ et al. J Clin Oncol 2015; 33:3766-3773 7 Fachinformation Poteligeo®; Stand: Oktober 2019 8 Kim YH et al. Lancet Oncol 2018;19: 1192-1204 9 Quaglino P et al. 16th European Association of Dermato Oncology (EADO) Virtual Congress 2020, Poster 139 10 Hughes CF et al. Blood 2015;125:71-81 11 Kim YH et al. International Conference on Malignant Lymphoma (ICML) 2019;

Poster 231 12 European Public Assessment Report (EPAR), EMA/698539/2018, 20.09.2018 13 Kim Y et al. 16th European Association of Dermato Oncology (EADO) Virtual

Congress 2020, Poster 94

Großzelliges B-ZellLymphom: CAR-T-Zell-Therapie mit Tisagenlecleucel

Wie steht es derzeit um die Versorgung mit CAR-T-Zellen von Patienten mit einem rezidivierten/ refraktären diffusen großzelligen B-Zell-Lymphom (r/r DLBCL) nach 2 oder mehr Linien einer systemischen Therapie? Diese Frage diskutierten führende Experten im Rahmen der Jahrestagung 2021 der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO 2021). Außerdem stellten sie aktuelle Studienergebnisse zur CAR-T-Zell-Therapie mit Tisagenlecleucel (Kymriah®) vor.

5-Jahres-Daten belegen nachhaltiges Therapieansprechen

Aktuelle Studiendaten bestätigen das Wirkungsprofil und ein über 5 Jahre anhaltendes Ansprechen der CAR-T-Zell-Therapie mit Tisagenlecleucel beim r/r DLBCL nach 2 oder mehr Linien einer systemischen Therapie. Nach den jüngsten Ergebnissen der Zulassungsstudie JULIET beträgt die Wahrscheinlichkeit für das progressionsfreie Überleben (progression-free survival, PFS) nach 3 Jahren 31%. Vor Kurzem wurden zudem die Ergebnisse einer monozentrischen Studie der University of Pennsylvania mit einer medianen Beobachtungsdauer von rund 5 Jahren (60,7 Monaten) veröffentlicht. Dabei hatten 24 Patienten mit r/r DLBCL – nach im Median 5 Vortherapien – eine CAR-T- Zell-Therapie mit Tisa-

CAR-T-Zell-Therapie

Die CAR-T-Zell-Therapie ist eine Krebsimmuntherapie, die körpereigene T-Zellen des Patienten nutzt, um bestimmte Krebsarten zu bekämpfen. Dazu werden die Zellen mittels Leukapherese entnommen und in vitro gentechnisch so umprogrammiert, dass sie mittels ihres chimären Antigenrezeptors Krebszellen und andere Zellen erkennen, die ein spezielles Antigen auf der Zelloberfläche tragen. Nach einer lymphodepletierenden Chemotherapie werden die umprogrammierten Zellen per Infusion dem Patienten wieder zurückgegeben, wo sie sich vermehren und die Immunreaktion starten können.

Tisagenlecleucel

Im August 2018 wurde die CAR (chimeric antigen receptor)-T-Zelltherapie mit dem Wirkstoff Tisagenlecleucel (Kymriah®) in Europa verfügbar. Kymriah® erhielt die europäische Zulassung für Kinder und junge Erwachsene bis einschließlich 25 Jahren mit akuter lymphatischer B-Zell-Leukämie, die therapierefraktär oder mindestens zweimal rezidiviert ist, sowie für erwachsene Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem diffus großzelligem B-Zell-Lymphom (DLBCL) nach 2 oder mehr systemischen Therapielinien. Es handelt sich um eine einmalig zu verabreichende Immuntherapie, bei der die eigenen gentechnisch veränderten Zellen des Patienten im Kampf gegen die Krebszellen eingesetzt werden. Tisagenlecleucel nutzt die co-stimulatorische 4-1BB-Domäne als Teil des chimären Antigen-Rezeptors, um die Expansion und Persistenz der Zellen zu steigern.

genlecleucel erhalten. Bei einer Gesamtansprechrate von 58% erreichten 11 Patienten (46%) ein vollständiges und 3 ein partielles Ansprechen. Die PFS-Wahrscheinlichkeit nach 5 Jahren lag bei 31% (95%-KI: 14–51). 60% der Patienten (95 %-KI: 27–82) mit einem therapeutischen Ansprechen waren auch nach 5 Jahren in Remission.

Patientenversorgung spielt eine wichtige Rolle

„Neben der Medikation spielt auch das Management der Patientenversorgung eine wichtige Rolle. Die Patienten profitieren insbesondere von einer rechtzeitigen Therapieplanung an einem CAR-T-Zentrum“, erklärte Dr. Niklas Münchmeier, Medical Head Cell & Gene bei Novartis Oncology in Deutschland. „Mit Blick auf die Versorgungsrealität stellen wir allerdings fest, dass Patienten mit r/r DLBCL in Deutschland mitunter relativ viele Vortherapien erhalten haben, bevor bei ihnen eine CAR-TZell-Therapie in Betracht gezogen wird. Das heißt, die Erkrankung ist bereits relativ weit fortgeschritten, was das Therapieansprechen und damit auch die Überlebenschancen negativ beeinflussen kann.“ Novartis hat es sich zum Ziel gesetzt, die Versorgungssituation für diese schwer erkrankten Patienten zu verbessern. Zum einen hat Novartis die Produktionskapazitäten verstärkt. Zum anderen arbeitet das Unternehmen daran, das Versorgungsangebot für Patienten mit wohnortnahen CAR-T-Zentren kontinuierlich zu erweitern. Beides sind wichtige Faktoren für eine Verbesserung der Patientenversorgung.

Elisabeth Wilhelmi, München

Klinische Erfahrungen mit Filgotinib in der RA-Therapie

Seit rund einem Jahr steht der Januskinase 1 (JAK1)-Inhibitor Filgotinib (Jyseleca®) als Therapieoption für Erwachsene mit mittelschwerer bis schwerer aktiver rheumatoider Arthritis (RA) zur Verfügung, die auf ein oder mehrere krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARDs) unzureichend angesprochen oder diese nicht vertragen haben. Auf einem Symposium im Rahmen des diesjährigen DGRhKongresses stellten renommierte Experten Kasuistiken aus dem Behandlungsalltag vor und berichteten – vor dem Hintergrund der Studienlage – von ihren Erfahrungen mit Filgotinib. Ein Schwerpunkt lag dabei auf der hohen JAK1-Selektivität von Filgotinib und deren Bedeutung für die Praxis.

Durch Umstellung der Medikation zur Remission

Dr. med. Olaf Schultz, Baden-Baden, führte den Fall einer 45-jährigen Patientin aus, bei der vor 3

Jahren eine seronegative RA diagnostiziert wurde. Seit 15 Jahren war sie an multipler Sklerose erkrankt, mit Interferon beta (IFNβ) jedoch stabil eingestellt. Zur Therapie der RA verordnete ihr Hausarzt nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) und Glukokortikoide (Prednisolon 100mg); in dieser Zeit entwickelte sie eine deutliche depressive Störung. Die Vorstellung beim Rheumatologen bestätigte die RA-Diagnose (DAS28: 6,2). „Die dort eingeleitete Therapie mit Methotrexat (MTX, 15mg/ Woche) musste jedoch nach kurzer Zeit aufgrund zunehmender gastrointestinaler Beschwerden abgesetzt werden, trotz hoher Krankheitsaktivität“, berichtete Schultz. Schließlich wurde die Patientin auf Filgotinib 200mg/d in Monotherapie eingestellt. In den bisherigen Verlaufskontrollen konnte laut Schultz eine deutliche Besserung der RA-Symptomatik und der Entzündungsparameter festgestellt werden. Den JAK-Inhibitor habe sie bisher gut vertragen.

Studiendaten zeigen schnelles und anhaltendes Ansprechen

Nach den Worten von Professor Hanns-Martin Lorenz, Heidelberg, stimmt das Setting dieser Kasuistik mit den Ergebnissen der PhaseIII-Studie FINCH 1 überein: In der placebo- und aktiv-kontrollierten Studie wurden 1.755 Patienten mit mittelschwerer bis schwerer RA und unzureichendem MTX-Ansprechen randomisiert mit Filgotinib (200 oder 100mg/d), Adalimumab 40mg alle 2 Wochen oder Placebo (jeweils in Kombination mit MTX) behandelt. Unter Filgotinib 200mg plus MTX erreichten in Woche 12 signifikant mehr Patienten ein ACR20/50/70-Ansprechen als unter Adalimumab plus MTX (p<0,05, p<0,001 bzw. p<0,001) und signifikant mehr Patienten unter Filgotinib 200mg plus MTX kamen bis Woche 52 in Remission (DAS28(CRP)-Score <2,6) als unter Adalimumab + MTX (54% vs. 46%; p<0,05).

Beschwerdefreiheit mit Filgotinib nach Biologika-Versagen

Dass auch mit biologischen (b) DMARD-vortherapierte RA-Patienten von Filgotinib profitieren können, verdeutlichte Dr. med. Susanne Bogner, Stadtbergen: Eine 72-jährige Patientin erhielt nach RA-Erstdiagnose zunächst eine Kortisonstoßtherapie (Prednisolon 20mg/d). Schon mit Kortisonreduktion traten erneut deutliche Gelenkbeschwerden auf – begleitet von diffusen Ganzkörperschmerzen, Schlafstörungen, ausgeprägter Morgensteifigkeit und stark eingeschränkter Beweglichkeit. „Der DAS28 lag zu diesem Zeitpunkt bei 5,7. Es bestand dringender Handlungsbedarf“, unterstrich Bogner. Eine immunsuppressive Therapie mit 15mg MTX s.c. einmal pro Woche und eine erneute Kortisonstoßtherapie (30mg Prednisolon initial, Reduktion auf 5mg/d innerhalb von 6 Wochen) wurden zunächst gut vertragen. Im Verlauf von 6 Monaten entwickelte die Patientin eine MTX-Unverträglichkeit, was eine Umstellung auf Adalimumab 40mg s.c. alle 2 Wochen plus Prednisolon 5mg/d erforderlich machte. Die Krankheitsaktivität (DAS28 von 5,71) zeigte sich darunter unverändert, worauf Bogner auf ein primäres Versagen des TNF-Inhibitors schloss. Erst der Wechsel auf Filgotinib 200mg/d führte schließlich zum Erfolg: „Innerhalb von nur einem Monat wurde die Patientin beschwerdefrei und ist seitdem in klinischer Remission“, berichtete Bogner. Den JAK-Inhibitor vertrage sie problemlos, das Glukokortikoid konnte nach 6 Wochen komplett ausgeschlichen werden.

FINCH 2-Studie: Wirksamkeit unabhängig von BiologikaVorbehandlungen

„Auch in diesem Fall wird das therapeutische Vorgehen durch die wissenschaftliche Evidenz gestützt“, hob Lorenz hervor. Die Wirksamkeit von Filgotinib bei Patienten mit unzureichendem Ansprechen auf Biologika wird durch die Daten der Phase-III-Studie FINCH 2 (n=448) belegt. Unter Filgotinib 200mg und 100mg einmal täglich (jeweils in Kombination mit einem konventionellen synthetischen (cs)DMARD) erreichten 66,0% bzw. 57,5% der Patienten ein ACR20-Ansprechen in Woche 12 (primärer Endpunkt) gegenüber 31,1% unter Placebo plus csDMARD (p<0,001). Die Wirksamkeit hielt fortgesetzt bis Woche 24 an. Bereits nach 2 Wochen zeigte sich eine signifikante Verbesserung zugunsten des JAKInhibitors gegenüber Placebo. Das konsistente ACR20-Ansprechen war zudem unabhängig von der Zahl der vorherigen bDMARDBehandlungen.

Günstiges Sicherheits- und Interaktionsprofil

Filgotinib 100 und 200mg/d war in den Studien generell gut verträglich. Im klinischen Studienprogramm waren die Infektionsraten in beiden Dosisgruppen numerisch vergleichbar mit denen in den ak-

tiven Kontrollarmen (Adalimumab und MTX). Auch schwerwiegende Infektionen (einschließlich Herpes zoster) und venöse Thromboembolien (VTE) manifestierten sich nicht häufiger als unter dem TNFInhibitor. Vor dem Hintergrund, dass RA-Patienten überdurchschnittlich häufig von Komorbiditäten betroffen sind, liegt zudem auf dem Wechselwirkungsrisiko der antirheumatischen Therapie ein besonderes Augenmerk. Aktuelle Daten deuten darauf hin, dass Filgotinib kein Inhibitor des organischen Anionen-Transporters (OATP) ist und somit keinen klinisch relevanten Einfluss auf die Exposition von Substraten des OATP, wie Rosuvastatin, Atorvastatin und Pravastatin, hat. Muskelbezogene Nebenwirkungen waren unter der Therapie selten und nahmen bei gleichzeitiger Statin-Einnahme nicht zu. Auch weitere wichtige Transporter wie P-gp (P-Glykoprotein) und BCRP (Breast Cancer Resistance Protein) werden von Filgotinib in klinisch relevanten Konzentrationen nicht gehemmt.

Auswirkungen der präferenziellen JAK1-Hemmung

Die mögliche Bedeutung einer präferenziellen JAK1-Inhibition in der Praxis erläuterte Professor Torsten Witte, Hannover, und führte aus, dass Januskinasen (JAK) und STAT-Proteine (Signal Transducers and Activators of Transcription) als Teil des JAK-STAT-Signalweges für eine Reihe von Zytokin-vermittelten physiologischen Prozessen verantwortlich sind. „Eine Dysregulation dieses Signalwegs scheint eine essenzielle Rolle in der Pathologie chronisch-entzündlicher Erkrankungen, wie z.B. der RA, zu spielen“, erläuterte Witte. Von den 4 beschriebenen Januskinasen (JAK1, JAK2, JAK3 und TYK2), scheint die Hemmung von JAK1 maßgeblich für die Wirksamkeit der JAK-Inhibitoren in der RA zu sein. „Eine höhere Selektivität für JAK1 könnte unerwünschte Nebenwirkungen der RA-Therapie reduzieren. Sie ist daher für den klinisch-praktischen Alltag durchaus relevant“, betonte Witte. Filgotinib inhibiert in biochemischen Assays präferenziell JAK1 und zeigt eine mehr als 5-fach höhere Potenz für die Hemmung der Aktivität von JAK1 gegenüber JAK2, JAK3 und TYK2. In-vitro-Studien ergaben zudem, dass die von JAK2 und JAK3 abhängigen Zytokinantworten durch Filgotinib kaum beeinflusst werden. Es wurde gezeigt, dass JAK2 eine wichtige Rolle bei der Blutbildung spielt, während JAK3 bedeutend für die Lymphozyten-Proliferation und Immunhomöostase zu sein scheint. „Die geringe JAK2-Hemmung könnte daher eine plausible Erklärung für die niedrige Anämie-Inzidenz im klinischen Studienprogramm von Filgotinib darstellen“, sagte Witte. Die JAK1-Selektivität führt zudem zu einer im Vergleich zu den anderen JAK-Hemmern schwächeren Inhibition der NK (Natural Killer)Zellpopulation in vitro. NK-Zellen, ein wichtiger Bestandteil des angeborenen Immunsystems, bilden die erste Abwehr gegen Pathogene. Die vergleichsweise geringe Hemmung dieser Zellpopulation in vitro könnte daher möglicherweise eine Rationale für die niedrige Herpes-zoster-Inzidenz im Filgotinib-Studienprogramm sein. Elisabeth Wilhelmi, München

Multiples Myelom: MRD-Negativität als prognostischer Marker

Die Therapielandschaft beim Multiplen Myelom hat sich in den letzten Jahren stark verändert und es existieren heute zahlreiche Behandlungsmöglichkeiten mit Substanzen verschiedener Wirkstoffklassen in der Erstlinie und vor allem im Rezidiv. „Ein Standardprotokoll gibt es nicht, da jeder Patient anders ist. Daher steht eine individualisierte Therapie im Vordergrund“, konstatierte Professor Christoph Renner, Schweiz, auf einem Symposium von Sanofi Genzyme, das im Rahmen des diesjährigen Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie am 3. Oktober 2021 stattfand. Die komplexe, langfristige Behandlung umfasst multiple Therapielinien, sodass bei der Planung der Sequenz immer bereits der nächste Schritt bedacht werden sollte. „Angesichts der Fülle der therapeutischen Möglichkeiten gilt es herauszufinden, wie die Patienten am besten behandelt werden können – die Bestimmung der minimalen Resterkrankung (MRD, Minimal Residual Disease) kann hier eine Hilfe sein“, ergänzte Professor Martin Kortüm, Würzburg. Ziel der Therapie ist es, die Patienten möglichst lange in Remission zu halten. „Wir wissen, dass das Erreichen einer Komplettremission heute nicht mehr ausreichend ist. Wir kennen den Zustand der MRDPositivität, aus der hervorgeht, dass zwar eine Komplettremission vorhanden ist, aber die minimale Resterkrankung mittels sensitiver Methodik noch nachweisbar ist. Mit den neuen Therapieoptionen können wir auch MRD-Negativität erreichen“, erklärte Kortüm.

MRD-Negativität korreliert mit verlängertem Überleben

MRD-Negativität ist laut Kortüm zwar nicht mit Heilung gleichzusetzen, denn auch Patienten, die diese erzielen, erleiden Rückfälle. Allerdings kann die MRD-Negativität als prognostischer Marker für ein verlängertes Überleben dienen, wie auch eine aktuelle Metaanalyse von 93 Publikationen belegt. „Die Arbeit konnte klar zeigen, dass es für die neu diagnostizierte Erkrankung einen Überlebensunterschied macht, ob Patienten eine MRD-Negativität erreichen. Für die Situation im Rückfall galt das genauso“, berichtete Kortüm. Auch die Daten der ICARIA-MMStudie mit dem Regime aus Isatuximab in Kombination mit Pomalidomid und Dexamethason (Pd) bestätigten, dass die MRD-Negativität auch im Rezidiv prognostische Aussagekraft besitzt: Die Remissionstiefe korrelierte mit einem verbesserten Langzeitüberleben.

MRD-basierte Entscheidungen für eine bessere Therapie

„Bisher ist die MRD-Bestimmung meist nur im Rahmen von Studien verfügbar und noch nicht in der klinischen Routine angekommen“, sagte Kortüm. Vor dem Hintergrund sehr wirksamer Therapien mit mehreren Jahren progressionsfreiem Überleben (PFS) ist es vielversprechend, den MRD-Status als Surrogat-Endpunkt in klinischen Studien einzusetzen, um zeitnah weitere Therapieverbesserungen erzielen zu können. Auf diese Weise ist es möglich, MRD-gesteuert bestimmte Entscheidungen zu hinterfragen, wie beispielsweise die Rolle der Tandemtransplantation, Hochdosistherapie, Konsolidierung oder intensivierte Erhaltung. Fast 50 Phase-III-Studien nutzten den MRD-Status bereits als klinischen Endpunkt, die FDA- und EMA-Zulassungen stehen aber noch aus. „Wir werden künftig wahrscheinlich den MRD-Status unserer Patienten bei klinischen Entscheidungen mitberücksichtigen. Wie bei anderen Erkrankungen ist die MRD-Negativität eine Voraussetzung, um eine Heilung beim Multiplen Myelom erreichen zu können“, erläuterte Kortüm.

Optimale Therapiewahl im ersten Rezidiv

Über die richtige Therapiewahl im ersten Rezidiv referierte Professor Maria-Theresa Krauth, Wien. In der Zweitlinie stelle sich vor allem die Frage, ob die Patienten Lenalidomid-refraktär oder -sensitiv sind. Gemäß der aktuellen EHAESMO-Leitlinie 2021 erhielten nahezu alle Patienten Lenalidomid in der Erstlinie, sodass viele im Rückfall bereits Lenalidomidrefraktär sind, so Krauth. Die Leitlinien der International Myeloma Working Group (IMWG) nennen als bevorzugte Therapieoption für Lenalidomid-refraktäre Patienten im ersten Rückfall die Kombination aus Anti-CD38-Antikörpern wie Isatuximab (Sarclisa®) oder Daratumumab und Kd (Carfilzomib plus Dexamethason) oder Pomalidomid und Vd (Bortezomib plus Dexamethason).

IKEMA: Tiefes Ansprechen unter Isatuximab-Kombinationstherapie

Ein solches Regime untersuchte die IKEMA-Studie, die die Wirksamkeit der Kombination des AntiCD38-Antikörpers Isatuximab* (Isa) und Carfilzomib/Dexamethason (Kd) mit der alleinigen Gabe von Kd verglich. In der Phase-III-Studie verringerte die Kombination von Isa-Kd gegenüber der Behandlung mit Kd allein das Risiko für ein Fortschreiten der Erkrankung oder den Tod des Patienten um 47% (HR: 0,531). Das mediane PFS betrug unter der Behandlung mit dem KdRegime 19,15 Monate, während es in der Isa-Kd-Gruppe zum Zeitpunkt der Auswertung noch nicht erreicht war. „Die Kombination aus Isatuximab und Kd ist ein besonders gutes Schema gerade für Lenalidomidrefraktäre Patienten, denn diese profitieren ebenso von der Dreierkombination“, kommentierte Krauth. Ein deutlicher Benefit zeigte sich auch in der Subgruppenanalyse für Patienten mit renaler Insuffizienz sowie bei älteren Patienten. Zudem hatten Patienten unabhängig von Hochrisiko-Zytogenetik, ISS-Stadium oder vorheriger Gabe eines Proteasom-Inhibitors oder eines Immunmodulators einen PFS-Vorteil unter Isa-Kd. Auch hinsichtlich der Konsistenz und Tiefe des Ansprechens war die Isa-Kd-Kombination gegenüber Kd überlegen. Dies äußerte sich in einer höheren Rate an sehr guter partieller Remission oder besser (VGPR 73% vs. 56%) sowie einer höheren Rate an Komplettremissionen (CR). Diese lag bei 46% im Studienarm mit Isa-Kd-

* Isatuximab ist in Kombination mit 2

Standardregimen zugelassen: für die Behandlung des rezidivierten/refraktären

Multiplen Myeloms (RRMM) in Kombination mit Carfilzomib und Dexamethason (Kd) nach mindestens einer Vortherapie (IKEMA-Studie) sowie in Kombination mit Pomalidomid und Dexamethason (Pd) nach mindestens 2 Vortherapien, darunter

Lenalidomid und ein Proteasom-Inhibitor (ICARIA-MM-Studie).

Kombination im Vergleich zu 28% im Kd-Arm**. Außerdem war die MRD-Negativitätsrate mehr als verdoppelt (30% vs.13%) und die Rate an Patienten mit CR und MRD-Negativität lag höher (20% vs. 11%).

Therapie ab dem zweiten Rezidiv

Im zweiten Rezidiv oder einer höheren Therapielinie bieten sich gemäß IMWG-Leitlinie Anti-CD38-Antikörper-basierte Regime in Kombination mit Pomalidomid oder Carfilzomib als Backbone an, erklärte Krauth. In der Studie ICARIA-MM wurde durch die Kombinationstherapie von Isatuximab mit Pomalidomid und Dexamethason (Isa-Pd) das PFS im Vergleich zu Pd allein um mehr als 5 Monate verlängert (6,47 vs. 11,53 Monate; HR: 0,596). „Gerade die Lenalidomid-refraktären Patienten profitierten von der Kombination besonders. Auch für die Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion war die Dreier-Kombination sehr gut wirksam und Patienten mit hohem zytogenetischem Risiko hatten ebenfalls einen Benefit“, berichtete Krauth.

Fabian Sandner, Nürnberg

** Die Messung der CR-Rate kann durch den therapeutischen Antikörper gestört werden. Basierend auf einer differenzierenden Massenspektrometrie wird die CR-

Rate auf 46% geschätzt. Die Schätzung ohne die differenzierende spektrometrische Untersuchung betrug 40%.

Corona-Pandemie: Wundmanagement durch patientenorientierte Lösungen verbessern

Die Corona-Krise hat behandelnde Ärzte und Pflegedienste bei der Versorgung von Patienten mit akuten und chronischen Wunden vor große Herausforderungen gestellt. Diabetespatienten gehören zu den größten Patientengruppen mit chronischen Wunden, bei denen eine rechtzeitige und konsequente Wundbehandlung essenziell ist, um insbesondere der Entwicklung des Diabetischen Fußsyndroms (DFS) vorzubeugen, das bei einer verzögert eingeleiteten Behandlung in einer Amputation enden kann. Eine enge Zusammenarbeit aller an der Wundversorgung beteiligten Akteure und der Einsatz innovativer Technologien, wie z.B. UrgoStart® Plus, können dazu beitragen, chronische Wunden auch in der Pandemie bestmöglich zu versorgen und Folgeschäden wie Amputationen zu verhindern – so das Fazit der Experten auf einem von URGO medical veranstalteten Pressegespräch.

Kontaktbeschränkung verschlechtert die Wundversorgung

Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie haben zu einer Verschlechterung der Versorgung von Menschen mit chronischen Wunden geführt. Manche Patienten gingen aus Sorge vor einer COVID-19-Infektion zu spät oder zu selten zum Arzt, die persönliche Betreuung durch Pflegekräfte zu Hause musste oft auf das Nötigste beschränkt werden und wurde nicht selten von Angehörigen übernommen. Hinzu kommt, dass Menschen mit chronischen Grunderkrankungen wie Diabetes ein höheres Risiko für einen schwereren Verlauf einer COVID-19-Infektion haben und daher besondere Vorsicht bei Kontakten walten ließen – die COVID-19 be-

Healico App erleichtert die Wunddokumentation

Zur Erleichterung einer effizienten und Datenschutzkonformen Wunddokumentation, auf die das gesamte Behandler- und Pflegeteam des Patienten Zugriff hat, hat URGO Medical die Healico App entwickelt, die auch den datenschutzrechtlichen Vorgaben der DSGVO entspricht. Die digitale Anwendung erlaubt die Speicherung von Fotos der Wunden von Patienten und ermöglicht die Interaktion zwischen dem medizinischen Fachpersonal in der Pflege, in der ärztlichen Praxis sowie auch mit dem stationären Bereich. Dadurch kann nicht nur das Wundmanagement optimiert, sondern auch wertvolle Zeit gewonnen werden, die wiederum dem Patienten zugutekommt. Die App ist im App Store und im Google Play Store erhältlich.

dingte Sterblichkeit ist mit 7,3% bei Diabetespatienten deutlich höher als in der Durchschnittsbevölkerung mit 2,3%.

Anstieg der Amputationsraten

„Im Zuge der Corona-Pandemie wurden Wund-Diagnosen häufig zu spät gestellt und Behandlungen verzögert eingeleitet“, berichtete Professor Ralf Lobmann, Stuttgart. Dies führte bei Patienten mit DFS zu komplikationsreicheren Verläufen mit höheren Amputationsraten. So zeigte eine Studie bei Diabetespatienten während der Pandemie eine 10,8% höhere Wahrscheinlichkeit für Amputationen im Vergleich zum Zeitraum vor der Pandemie. Auch die Fallzahl und der Schweregrad von Wundinfektionen erhöhten sich. „Bei entsprechender Schulung und Wundversorgung könnten diese Amputationen in bis zu 85% der Fälle vermieden werden“, sagte Lobmann und verwies darauf, dass die veränderte Versorgungsrealität während der Pandemie auch eine engere sektorenübergreifende Zusammenarbeit und die Entwicklung angepasster Behandlungswege ermöglicht, die maßgeblich die Entwicklung und Etablierung von telemedizinischen Systemen und die Digitalisierung des Wundverlaufs vorangebracht haben.

Optimierung des Wundmanagements

„Die Telemedizin, Entscheidungshilfen, Behandlungspfade und digitale Tools können dazu beitragen, relevante Patienten schneller zu identifizieren und ein optimales Wundmanagement sicherzustellen“, unterstrich Dr. med. Arthur Grünerbel, München. Eine engmaschige Begutachtung und Versorgung durch Fach- und Hausärzte, ausgebildete Wundmanager und MFAs sowie der Einsatz von innovativen Verbandmitteln können viel dazu beitragen, den Patienten optimal zu versorgen, Wunden schneller zu heilen und somit Folgeschäden zu verhindern. Auch der Fußpass der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und das neue Fast-Track-Schema für die Pflege, mit dem Wunden systematisiert untersucht und eingeordnet werden können, sind hilfreiche Instrumente, die die Therapie unterstützen. Infizierte Wunden stellen oft eine besondere Herausforderung für das Behandler- und Pflegeteam dar und erfordern insbesondere unter den erschwerten Bedingungen einer Pandemie individuelle Lösungen. „Infizierte Wunden heilen nicht“, betonte Jan Forster, Fachkrankenpfleger und Dozent aus Bremen. Erst wenn die Infektion beseitigt ist, kann eine Heilung erfolgen. Ob eine lokale Infektion vorliegt und welche antiseptische Therapie anzuwenden ist, lässt sich anhand des TILI-Scores ermitteln. Hier stellen Wundauflagen mit der TLC-AgWundheilungsmatrix eine gute und erstattungsfähige Option dar. „Das wichtigste Ziel bei der Behandlung von Patienten mit chronischen Wunden“, so Forster, „ist eine Verbesserung der Lebensqualität durch eine Beschleunigung des Wundheilungsprozesses.“ Wundauflagen mit TLC-NOSFWundheilungsmatrix® wie z.B. UrgoStart® Plus können die Heilungsdauer verkürzen. Außerdem lassen sich damit die Intervalle der Verbandwechsel je nach Wundsituation auf drei- bis einmal pro Woche reduzieren. Von Vorteil sind auch Mehrkomponenten-Kompressionssysteme wie Urgo®K2, denn sie sorgen nicht nur für die richtige Druckverteilung in der Wunde, sondern können auch über mehrere Tage ohne zu verrutschen getragen werden. „Dies reduziert gerade in Pandemie-Zeiten die Anzahl der notwendigen Patientenkontakte, sodass der Wechsel von Wundauflage und Kompressionssystem in der gleichen Frequenz erfolgen kann“, erläuterte Forster. Zudem können die Kompressionsverbände Urgo®K2 nach Anleitung auch von medizinischen Laien, d.h. dem Patienten oder seinen Angehörigen, angewendet werden. Fabian Sandner, Nürnberg

Positive Effekte von Safinamid bei Parkinsonassoziierten Schmerzen

Im Verlauf des Morbus Parkinson machen Fluktuationen und eine zunehmende Symptomschwere meist eine Therapieanpassung erforderlich. Neuere Studien deuten darauf hin, dass mit der Add-on-Therapie mit Safinamid (Xadago®) neben motorischen Verbesserungen auch ein Rückgang Parkinson-assoziierter Schmerzen und weiterer der oft sehr belastenden nichtmotorischen Symptome erreicht werden kann. Im Rahmen einer Veranstaltung von Zambon gaben Experten einen Überblick über die aktuellen Erkenntnisse zur Therapie mit Safinamid. „Es gibt Erhebungen, die besagen, dass nichtmotorische Beschwerden für die Patienten mit Morbus Parkinson oft eine größere Belastung darstellen als motorische“, berichtete Professor Heinz Reichmann, Dresden. Insbesondere chronische Schmerzen sind ein Problem, das viele Patienten betrifft. „Diese Beschwerden verdienen daher be-

sondere Aufmerksamkeit und es bedarf gezielter Lösungen für die Patienten, um hier Verbesserungen zu bewirken.“ Safinamid, das nicht nur die dompaminergen, sondern auch die glutamatergen Signalwege beeinflusst, eröffnet hier vielfältige Chancen. Es wird vermutet, dass die Überaktivität der glutamatergen Neuronen für die Entstehung nichtmotorischer Symptome bei der Parkinson-Krankheit eine wichtige Rolle spielt.

Erste prospektive Studie belegt Wirkung von Safinamid auf das Schmerzgeschehen

Retrospektive Studien zur Untersuchung der Effekte von Safinamid auf nichtmotorische Störungen hatten bereits Hinweise geliefert, dass das Add-on-Medikament günstige Auswirkungen auf die Schmerzsymptomatik bei Parkinson-Patienten haben und ihre Lebensqualität verbessern kann. Auch positive Effekte von Safinamid auf die Schlafqualität und die Tagesmüdigkeit wurden bereits beobachtet. Basierend auf diesen Erfahrungen hat eine Arbeitsgruppe um Reichmann eine prospektive Studie zu Safinamid und nichtmotorischen Beschwerden durchgeführt, deren Ergebnisse kürzlich publiziert wurden*. In dieser Studie wurden 27 Patienten mit M. Parkinson auf Safinamid als Addon zu Levodopa und ggf. weiteren Therapien eingestellt und über 6 Monate beobachtet. Die Anfangsdosis von 50mg täglich wurde nach 2 Wochen auf 100mg erhöht. Untersucht wurde die Wirkung von Safinamid auf nichtmotorische Beschwerden insgesamt, Angst und

* Grigoriou S et al. Brain and Behaviour 2021;10:e2336 Depression, die Schlafqualität und die Schmerzsymptomatik. Zur Erhebung des Schmerzgeschehens wurde die King’s Schmerz Skala für Morbus Parkinson verwendet, die 14 Fragen beinhaltet. Diese sind in die Domänen muskuloskelettaler Schmerz, chronischer Schmerz, Schmerzen im Zusammenhang mit Fluktuationen, nächtlicher Schmerz und orofaszialer Schmerz gegliedert. Wie Reichmann berichtete, führte die Therapie mit Safinamid nach der Beobachtungszeit zu einem signifikanten Rückgang des Scores bei der UPDRS IV-Skala. Bei der Betrachtung des Schmerzgeschehens zeigten sich ein deutlicher Rückgang vor allem beim muskuloskelettalen Schmerz, eine signifikante Abnahme des fluktuationsbedingten Schmerzes und eine massive Besserung der nachts auftretenden Schmerzen. Auch bei der Gesamtpunktzahl war ein signifikanter Rückgang zu verzeichnen. „Wir haben zeigen können, dass die Therapie mit Safinamid zu einer Verbesserung von leichten Dyskinesien und bestimmten Formen von Parkinson-assoziierten Schmerzen führt“, fasste Reichmann die Resultate zusammen. „Die Ergebnisse legen nahe, dass Safinamid eine interessante Therapieoption für von Schmerzen betroffene Patienten darstellen kann.“

Motorische Verbesserungen und gute Verträglichkeit auch bei vulnerablen Patienten

Dass Patienten auf unterschiedliche Weise von einer Add-onTherapie mit Safinamid profitieren können, zeigt auch die europäische Kohorten-Beobachtungsstudie SYNAPSES mit 1.610 Patienten, die die Wirksamkeit und Verträglichkeit des Medikaments unter den Bedingungen der klinischen Praxis im Zeitraum eines Jahres untersuchte. In dieser Studie wurden insbesondere vulnerable Gruppen berücksichtigt, wie Ältere über 75 Jahre oder Patienten mit psychiatrischen und anderen Komorbiditäten, die einen typischen Querschnitt der in der täglichen Praxis behandelten Menschen abbilden. In der SYNAPSES-Studie besserte Safinamid motorische Fluktuationen, insbesondere Wearing-offSymptome und morgendliche Fluktuationen, die um etwa 40–50% abnahmen. Auch die Dyskinesien gingen zurück. Bei 45% der Patienten zeigten sich zum Studienende klinisch signifikante Verbesserungen um mindestens 2,5 Punkte im UPDRS-Motorikscore und bei 39% um mindestens 4,3 Punkte im UPDRS-Gesamtscore. Die Sicherheit und Verträglichkeit des Medikaments erwiesen sich als gut. Insgesamt kam es bei 46% der Patienten zu mindestens einem unerwünschten Ereignis, in den weitaus meisten Fällen waren diese mild oder moderat ausgeprägt. Nur in 2% der Fälle konnte ein direkter Zusammenhang mit der Medikation eindeutig nachgewiesen werden. Das Sicherheitsprofil von Safinamid bei den über 75-Jährigen, bei Patienten mit Komorbiditäten und psychiatrischen Erkrankungen stimmte weitgehend mit dem der Gesamtpopulation überein. „Die Studie zeigt, dass Alter und Komorbiditäten, auch psychiatrische Erkrankungen, kein Grund sind, den Patienten eine Add-on-Therapie mit Safinamid vorzuenthalten“, kommentierte Professor Wolfgang Jost diese Daten, der als Senior-Autor an der Studie mitgewirkt hat. Elisabeth Wilhelmi, München

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