5 minute read

Neuauflage der VDI 6023

Regelwerk zur Trinkwasserhygiene

VDI 6023: NEUAUFLAGE NACH 9 JAHREN.

Die VDI 6023 Blatt 1 „Hygiene in Trinkwasser-Installationen; Anforderungen an Planung, Ausführung, Betrieb und Instandhaltung“ ist eines der wesentlichen Regelwerke, wenn es um die fachgerechte Ausführung von Trinkwasserinstallationen geht. Nun ist sie aktualisiert und an neue Erkenntnisse angepasst worden.

Zusätzliche Hygieneanforderungen stellt die VDI 6023 auch an redundante Bauteile wie Filter, Druckminderer oder Druckerhöhungsanlagen, deren Pumpen im Wechsel betrieben werden.

Warum eine Neuauflage? Die VDI 6023 wurde novelliert, weil es in den vergangenen Jahren eine Vielzahl neuer Erkenntnisse zum Erhalt der Trinkwassergüte gab. Das verdeutlicht schon der „Wichtige Hinweis“ in der Einleitung: „Voraussetzung für die Einhaltung der Hygieneanforderungen der TrinkwV ist ein hygienisch einwandfreier Anlieferungszustand des Trinkwassers und der trinkwasserberührten Komponenten der Trinkwasserinstallation. Die Verantwortung für eine lückenlose Qualitätskette liegt gleichermaßen beim Wasserversorgungsunternehmen sowie bei den Komponentenherstellern, der Lieferkette, beim Handel, beim Anlagenerrichter und beim späteren Betreiber und Nutzern [sic!].“

Mit dem Verweis auf den gesamten Wasserweg fügt sich die VDI 6023 im Übrigen harmonisch in das auch in der Europäischen Trinkwasserdirektive (DWD) formulierte Verständnis ein, den Erhalt der Trinkwasserqualität ganzheitlich zu betrachten – die Trinkwassergüte geht also jeden etwas an, der damit zu tun hat. Wen betrifft die neue VDI 6023? Entsprechend ihrer Präambel ginge die VDI 6023 jeden an, der eine Trinkwasserinstallation plant, ausführt oder betreibt. Weil dieser Bogen aber inhaltlich zu weit gespannt wäre, sind die Schwerpunkte Betrieb und Instandhaltung im Wesentlichen in ein eigenes Beiblatt ausgegliedert. Die VDI 6023-3 steht damit im Kontext mit der VDI 3810 Blatt 2 „Betreiben und Instandhalten von Gebäuden und gebäudetechnischen Anlagen – Trinkwasser-Installationen“ als einer Richtlinie sowie der DIN EN 806-5 „Technische Regeln für Trink-wasserInstallationen – Betrieb und Wartung“, auf die auch wiederholt verwiesen wird.

Das Thema von Blatt 2 der VDI 6023 ist die Gefährdungsanalyse. Sie ist ein weiteres Beispiel, wie die Regelwerke zum Erhalt der Trinkwassergüte mittlerweile zusammenhängen: Die VDI 6023-2 erweitert als privatrechtliche Empfehlung die in der Trinkwasserverordnung §16, Absatz 7 beschriebene Pflicht zur Erstellung einer Gefährdungsanalyse, wenn technische Maßnahmenwerte überschritten werden – und verweist dabei ausdrücklich auf die entsprechenden Empfehlungen des Umweltbundesamtes (UBA).

2 3 4 5

Anwendungsbereich VDI 6023 Blatt 1

Anwendungsbereich VDI 3810 Blatt 2 / VDI 6023 Blatt 3

Lebenszyklus der Trinkwasser-Installation

Planung Errichtung Betrieb Verwertung

1

Bestimmungsgemäßer Betrieb in Verantwortung des Errichters Bestimmungsgemäßer Betrieb in Verantwortung des Auftraggebers/Unternehmers und sonstigen Inhabers

Veranschaulichung des Anwendungsbereichs dieser Richtlinie

1

Bauüberwachung 2 Trockene Druckprüfung (siehe Abschnitt 5.4.3.1) und Hygiene-Erstinspektion (siehe

Abschnitt 5.4.3.2) 3 Mikrobiologische Überprüfung des Füllwassers (siehe Abschnitt 5.4.3.3) 4 Befüllung (siehe Abschnitt 5.4.3.3) 5 Übergabe/Abnahme und mikrobiologische

Prüfung zum Nachweis einwandfreier

Beschaffenheit bei Übergabe (siehe

Abschnitt 5.4.3.3)

38 gegenüber 62 Seiten – die neue VDI 6023 Blatt 1 ist deutlich schlanker geworden als die Vorgängerfassung von 2013. Wie bereits beschrieben, ist dies unter anderem auf die Auslagerung der Themenfelder Betrieb und Instandhaltung zurückzuführen.

Aber: Was hat sich im Detail geändert? Es gab allgemein zahlreiche Umformulierungen, Ergänzungen und neu aufgenommene Passagen. Bereits beim ersten Betrachten fallen aber vor allem vier wesentliche Punkte auf:

■ die Gewichtung des Raumbuchs, damit des bestimmungsgemäßen Betriebs,

■ die hygienegerechten Betriebstemperaturen,

■ der Hinweis auf ein Monitoring der Betriebsparameter in der Trinkwasserinstallation, beispielsweise durch Einbindung in die

Gebäudeautomation, und

■ die Hinweise für Feuerlöschsysteme. Das Raumbuch Wurde das Raumbuch bisher im Rahmen der allgemeinen Planungsrichtlinien eher kurz und knapp abgehandelt (mit Verweis auf die VDI 6028 Blatt 1), gibt es dazu nun einen eigenen Absatz. Das unterstreicht die Notwendigkeit, im Sinne eines hygienegerechten Betriebs vor Planungsbeginn die Bedarfe dezidiert zu ermitteln und die Trinkwasserinstallation danach auszulegen. Außerdem wird betont, dass der Betrieb und die Betriebsparameter zu überwachen sind.

Die Systemtemperaturen Zu den hygienisch relevanten Betriebsparametern einer Trinkwasserinstallation gehören auch die Systemtemperaturen. Hier gilt nach der neuen VDI 6023 für Trinkwasser kalt der Grenzwert 25°C, für Trinkwasser warm der Grenzwert 55°C – aber inklusive des Verweises auf die Ausnahmen aus der DIN 1988-200 sowie des DVGW-Arbeitsblattes W 551 A. Ausdrücklich wird in diesem Zusammenhang auf die Risiken für die Hygiene von Kaltwasser durch Wärmeübergänge hingewiesen. Außerdem sollte generell geprüft werden, mit welcher Temperatur der Versorger das Kaltwasser bereitstellt!

Die VDI 6023 zur Beprobung: „Die Probenahmestellen ... sind so zu wählen, dass jeder Steigestrang und ... jede zirkulierende Leitung sowie der Hausanschluss erfasst werden.“

Bei fehlendem Wasseraustausch (alle 72 Stunden) muss gespült werden: „Bei besonderen Anforderungen (zum Beispiel bei Krankenhäusern, Seniorenheimen, verstärkter Erwärmung des Kaltwassers) sind verkürzte Intervalle erforderlich.“

Das Monitoring Deutlich vertieft finden sich in der VDI 6023 die Hinweise, wie der bestimmungsgemäße Betrieb sichergestellt und überwacht werden kann – und zwar schon in der Entwurfsphase, beginnend mit der Festlegung von Merkmalswerten. Das zahlt schon auf die Risikobewertung aus dem Water-Safety-Plan ein. Die Einhaltung des bestimmungsgemäßen Betriebs kann zwar gleichwertig manuell oder automatisch erfolgen. Gleichwohl verweist die VDI 6023 für die regelmäßige Überprüfung elektronischer Bauteile in solchen Systemen gemäß dem Stand der Technik auf die Einbindung der Komponenten in eine Gebäudeautomation nach VDI 3814 oder ein technisches Anlagenmonitoring nach VDI 6041, das gleichzeitig eine verlässliche Dokumentation der Betriebsparameter ermöglicht.

Die Feuerlöschsysteme Zur hygienegerechten Planung und Installation von Feuerlösch- und Brandschutzanlagen verweist die VDI 6023 zunächst auf die bekannten Regelwerke DIN EN 1717, DIN 1988-100 und insbesondere DIN 1988-600. Gleichzeitig gibt sie aber den wichtigen Hinweis, dass „Löschwasserleitungen (nass), die an die TrinkwasserInstallation unmittelbar angeschlossen sind, nicht dauerhaft hygienisch sicher betrieben werden können“. Daher gebe es für diese Anlagen keinen Bestandsschutz. Hier geht die VDI 6023 weiter als die DIN 1988-600, die den Bestandsschutz von der TrinkwV abhängig macht („Werden die Anforderungen der TrinkwV nicht erfüllt, besteht kein Bestandsschutz.“). In der künftigen Trinkwasserverordnung wird es dazu aber wiederum heißen, dass solche „nassen“ Systeme nicht mit der Trinkwasserinstallation verbunden sein dürfen.

Vertiefende Informationen zu den Inhalten der neuen VDI 6023 sind unter viega.de/Blog ausführlich aufbereitet.

Auch im Seminarangebot von Viega sind ab sofort auch Hygieneschulungen nach VDI 6023 buchbar; mehr dazu auf viega.de/Seminare

This article is from: