Zeitung Vinschgerwind 24-21 vom 02.12.2021 Bezirk Vinschgau Südtirol

Page 44

44 /NATIONALPARK/

Vinschgerwind 24-21

02.12.21

Nationalpark Stilfserjoch

HIPPO

Gründe für das Artensterben Wolfgang Platter, am Tag des Hlg. Andreas, 30. November 2021

HIPPO ist ein Akronym aus dem Englischen und steht für die fünf direkten Ursachen für das Artensterben unter Tieren und Pflanzen: Habitatverlust, invasive Arten, Umweltverschmutzung (pollution), Bevölkerungswachstum (population growth) und Übernutzung (overhunting). „Seit der erdumspannenden Ausbreitung des Menschen als homo sapiens vor rund 50.000 Jahren, vor allem aber seit den vergangenen 500 Jahren europäischer Expansion im Gefolge von Kolumbus´ Entdeckung der Neuen Welt und der Eroberung von Kolonialreichen hat sich überall auf der Erde das Artensterben beschleunigt“ so schreibt Matthias Glaubrecht, der Hamburger Universitätsprofessor für Biodiversität und Evolutionsbiologe, auf Seite 360 in seinem neuesten Buch „Das Ende der Evolution. Der Mensch und die Vernichtung der Arten“ (Pantheon, 2021). Es könnte sein, dass manche Tierund Pflanzenarten schon aussterben, bevor sie entdeckt und beschrieben sind. Wie viele Arten von Einzellern, Pilzen, Pflanzen und Tieren es auf unserer Erde gibt wissen wir nicht, obwohl wir glauben unseren Planeten auch in den letzten Winkeln erforscht zu haben. Dem ist nicht so.

Wie viele Arten gibt es überhaupt?

Die Biosystematiker schrauben die Zahl der Arten von Lebewesen immer wieder nach oben. Acht Millionen ist heute eine Zahl für die Angabe von Arten aus Pilzen, Pflanzen und Tieren, die in der Wissenschaft als plausibel geteilt wird. Davon beschrieben und mit Namen benannt sind aktuell (erst) 1,8 – 1,9 Millionen Arten. Auf jede bekannte Art kämen somit noch drei unbekannte Arten. „So gesehen leben wir auf einem noch beinahe unentdeckten Planeten“ (M. Glaubrecht, S. 409). Der Bioinformatiker Lucas Joppa hat mit seinem Aristoteles (384 – 322 v. Chr.) Forscherteam unlängst Der griechische Philosoph kann als errechnet, dass bei Begründer der Zoologie angesehen werden. überschlägig be-

kannten 350.000 Arten von Gefäßpflanzen noch etwa 10 – 20 % neu zu entdecken sein dürften. Unter den knapp 1,4 Millionen bekannten Tierarten befinden sich etwa 70.000 Wirbeltierarten, aber ein Vielfaches davon Wirbellose, darunter wenigstens eine Million Insektenarten, 100.000 Arten von Spinnen und 50.000 Arten von Krebsen.

Aristoteles, der Begründer der Zoologie

Am Anfang der Artenfrage steht einer der großen Denker des Abendlandes. An einer Lagune der Insel Lesbos in der östlichen Ägäis begann Aristoteles als Erster, die Welt des Lebendigen zu ergründen und die verschiedenen Formen des Lebens und die Fülle der Arten zu beschreiben. Zumindest wissen wir bezeugt davon durch sein Buch „De partibus animalium“. Aristoteles war im Jahr 384 v. Chr. in Stagira nahe dem heutigen Thessaloniki geboren und als Siebzehnjähriger an die Akademie von Platon nach Athen geschickt worden. Entweder weil man ihm nach Platons Tod nicht die Leitung der Akademie übertrug oder um für ihn lebensbedrohlichen politischen Auseinandersetzungen zu entgehen – da ist sich die Forschung nicht einig – ging Aristoteles 348 oder 347 v. Chr. zuerst nach Assos an der Küste Kleinasiens und floh 345 v.Chr. nach dem Einfall der Perser mit seiner jungen Frau und seinem Schüler Theophrastos auf dessen Heimatinsel Lesbos. Theophrastos begründete seinerseits später die Botanik. Auf Lesbos schneidet eine tiefe Meeresbucht, Kolpos Kalloni, von Süden tief in die Insel ein und bildet ein Binnenmeer. Dieser Meeresarm ist durch den Eintrag der Flüsse aus dem Hügelland besonders nährstoffreich. Kaum irgendwo im Mittelmeer war die Meeresfauna damals vielfältiger und formenreicher als in dieser Lagune von Lesbos. Seeigel, Seegurken, Seescheiden, Seesterne, Schnecken und Schwimmkrabben, Brassen und Barsche, Austern und Anemonen, Tintenfische und Tunikaten inspirierten den Philosophen Aristoteles. Zehn Jahre später kehrte Aristoteles nach Athen zurück, gründete eine eigene wissenschaftliche Schule, das Lykeion, die er bis 323 leitete. Aristoteles starb im Jahre 322 auf der Insel Euböa.

Habitatverlust

Der Artenkiller Nummer eins ist die intensive Nutzung von Land und Meer durch den


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook

Articles inside

Schlanders: Lieder zu Weihnachten Seite

12min
pages 32-37

Rabland: „Wir wagen Neues“ Seite

3min
page 38

Nationalpark Stilfserjoch: HIPPO Gründe für das Artensterben Seite

15min
pages 44-55

Neuerscheinung: „Menschenbilder“ von Madgalena Dietl Sapelza Seite

4min
pages 28-29

Partschins: „Kribes - Krabes“ Seite

3min
pages 30-31

Kultur: Hans Ebensperger und Sven Sachsalber Seite

4min
pages 26-27

Vetzan: Himmlische Bilder von Gianni Bodini Seite

2min
page 22

Schlanders: Der 1. Weltkrieg - Plage fürs Volk Seite

2min
page 20

Naturns: 1000 Ungeimpfte Seite

6min
pages 18-19

Müstair/Kloster St. Johann: Sr. Pia Willi feiert ihren 90. Seite

3min
page 21

Porträt: Anna Jud Kurz - von Innichen nach Eyrs Seite

3min
page 17

Mals/Graubünden/Oberes Gericht: Verschiedene Ansätze beim Zug Seite

4min
page 10

Seite

5min
pages 6-7

Schnals/Spanien: Penaudalm gewinnt Gold Seite

1min
page 11

Prad: Mit neuen Ideen beim hds Seite

3min
page 8

Naturns/Südtirol: Hilfe für Schmetterlingskinder Seite

2min
pages 14-15

Leserbriefe und Stellungnahmen Seite

5min
pages 12-13

Schlanders: Kasernenareal und Verwaltungsbeschlüsse Seite

1min
page 9

Aus dem Gerichtssaal: Über Puritaner... Seite

3min
page 16
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.