VISIER 07/2023 Leseprobe

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Club 30-Revolver: Heavyweight Champion Argentinische 9 mm Drei Neun-Paras im großen Praxis-Test Franz Stock: Deutschlands erste Pistole in .22 l.r. .38/44 Heavy Duty: S & Ws unterschätzte Schwergewichte Madsen-MG: Dänemarks Klassiker unter den lMG Bersa TPR9 XT: Girsan Regard: 7 07/2023 € 6,90 Medienpartner Österreich: € 7,80 Luxemburg: € 8,20 Niederlande: € 8,20 Belgien: € 8,20 Slowenien: € 9,20 Schweiz: CHF 11,50 Dänemark: DKK 75,00 Ungarn: HUF 3.990,00 G13142 www.all4shooters.com 4191314206908 07

NEU

PDP F-SERIES.

Die erste explizit für Frauen und kleine Hände entwickelte Dienstpistole.

Kompromisslos und von Grund auf neu konzipiert. Einzigartig in Trigger-reach, Ergonomie, Rackability. 100% Performance DNA.

Info: carl-walther.de/defense/produkte/pistolen

Zum Digitalabo:

SHOOTING STARS

TARGET SERIES &

Die neue GECO TARGET HP Produktlinie garantiert eine hervorragende Präzision und ist auf weiteren Distanzen eine graziöse Begleiterin. Sie ist somit bestens für Wettkampf und Training geeignet.

Das GECO Target FMJ eignet sich besonders für die Verwendung aus halbautomaischen Waffen mit hohen Schussfolgen. Höchste Präzision garantiert. Besonders für IPSC SHOOTING geeignet.

Sommerfrische

Nach den hässlichen Corona-Jahren mit all ihren Lockdowns und Beschränkungen kehrt auch ins Schützenwesen endlich wieder so etwas wie Normalität ein. 2019 ist verdammt lang her, aber jetzt können wir auch bei Schießveranstaltungen endlich wieder halbwegs unbeschwert heißes Blei gep egt in Richtung Kugelfang senden. Diese VISIER-Ausgabe setzt denn auch einen kleinen Schwerpunkt auf Veranstaltungen. Endlich hatten die Autoren und Redakteure wieder Gelegenheit, auszuschwärmen und sich vor Ort umzuschauen, was sich rund um Waffen in den letzten Wochen ereignet hat. VISIER war für Sie auf dem WaltherEvent zur Vorstellung der neuen PDP F-Series speziell für die Ladies und auf der Messer-Messe in Solingen. Dann wäre da noch die große Star Wars-Erlebniswelt Outpost One nahe Lübeck, auch die haben wir aus Sicht eines Waffenfans einmal genauer angeschaut. Und last but not least: VISIER war gemeinsam mit den Kollegen von all4shooters Italy in Slowenien bei der Lynx Brutality, ein 2-GunMatch der Sonderklasse. Den Link zu allen Online-Infos und den Videos der Lynx Brutality nden Sie auf Seite 6. Und dann war da noch die Deutsche Meisterschaft der DSU: Unser Autor war nicht nur dabei, sondern mittendrin, doch der Wettkampfbericht aus Philippsburg erscheint erst in der August-Ausgabe.

Es hätte alles so schön sein können, endlich einmal nichts als erbauliche Nachrichten rund um das Thema Waffen. Doch erneut droht neues Ungemach aus Berlin. Kurz vor Redaktionsschluss wundert man sich über Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) mit dem Vorschlag eines Messerverbots in Bussen und Bahnen. So etwas könnte dann ja stichprobenartig kontrolliert werden. Die Polizeigewerkschaft GdP scheint von der Idee nicht begeistert zu sein. Wo soll die Begeisterung auch herkommen?Natürlich möchte niemand, dass schwere Verbrechen gegen Leib und Leben in öffentlichen Verkehrsmitteln begangen werden, auch nicht mit Messern. Aber wer kontrolliert so etwas effektiv? Die vielen Polizisten mit freien Kapazitäten? Einzelne Stichproben nach Hinweisen von Mitarbeitern der Bahn oder anderer Verkehrsbetriebe? Wie soll das gehen? Im Prinzip steht das Ergebnis doch jetzt schon fest: Sollte ein Messerverbot kommen, wird es wenige bis keine Gewalttat verhindern und der Vorwurf des „Racial Pro ling“ ist jetzt schon vorprogrammiert. Denn es ist unrealistisch zu glauben, die Polizei würde plötzlich beginnen, ihre Zeit mit sinnlosen Kontrollen von Mittvierziger-Stephanies zu verplempern.

Die GECO DTX Linie zielt auf die Bedürfnisse von Schützen mit hohem Munitionsverbrauch ab. Das Preis-Leistungsverhältnis macht die GECO DTX in den populären Kalibern .223Rem. und .308 Win. zu einer ausbalancierten Trainingspatrone – selbstverständlich in bewährter GECO Qualität.

.308 Win. ist auch als bleifreie Alternative erhältlich.

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Startschuss | EDITORIAL
VISIER. de | 3 Juli 2023
GECO®, GECO bullet names or logos are registered trademarks. Abgabe nur an Erwerbsberechtigte.
VEFÜGBAR IN: DTX .223 REM. .308 WIN. .308 WIN. TARGET HP 6,5 CREEDMOOR 6,5 X 55 SE .308 WIN. TARGET FMJ 4,6 X 30 7,62 X 39 .223 REM, .308 WIN.

Club 30-Revolver

Heavy Weight Champion: Verschiedene Verbände, verschiedene Gewichtsklassen. Wie sich der gewichtsoptimierte RL Range HWC schießt, lesen Sie ab Seite 12.

Girsan Regard:

Nicht nur ein farbliches Feuerwerk, auch die Schussleistung stimmt. Mehr zur brandneuen Regard-Palette steht hier:

Bersa TPR 9 XT:

Aus Argentinien kommen die 9-mm-Pistolen von Bersa. Die Baureihe TPR 9 vereint moderne Technik mit einem günstigen Preis.

98

Franz Stock, Pistole .22 l.r.: Die Stock-Pistolen, darunter die erste deutsche 22er Selbstladepistole.

ZEV AR-15 Core Elite:

38

S & W .38/44 Heavy Duty: Schwere Kost und doch ideal für Genießer prachtvoller Double Action-Revolver. 108 30

ZEV Technologies hat sich mit AftermarketAbzügen für Glock einen Namen gemacht. ZEV bietet aber auch AR-15-Gewehre.

Madsen-MG:

Sie waren angenehm leicht, zuverlässig, in vielen Ländern im Einsatz und über 50 Jahre in Produktion, dennoch kennt sie kaum jemand – die dänischen Madsen-MG.

12
90 4 | VISIER. de INHALT | In dieser Ausgabe Juli 2023
20

Test & Technik

Club 30-Revolver

Heavyweight Champion 12

Ein Hochleistungsrevolver auf der Basis eines RL Range mit variablem Gewicht.

Girsan Regard 20

Neun Paras mit SchwenkriegelVerschluss und großer Modellvielfalt.

Bersa TPR 9 XT 30

Moderne Ganzmetall-Pistolen, produziert in Argentinien.

ZEV AR-15 Core Elite 38

ZEV Technologies leicht und handlich designter AR-15-Halbautomat.

Holosun HS507Comp und Elite SCS-PDP 44

„Mini“-Re exvisiere, aber dennoch beide in einem Sonderformat.

Schwenkmontage statt SEM 50

So bringt man alte Jagdgewehre mit modernen Montagen auf Vordermann.

Recht & Ordnung

Nebelkerzen 68

Fragwürdigkeiten bei der Aufarbeitung des Amoklaufs von Hamburg.

VISIER vor Ort

Walther PDP F-Series 54

„Ladies Day“ in Ulm zur Vorstellung der neuen Baureihe – VISIER war dabei.

Hesborn 2023 58

Eine hochkarätige Veranstaltung der RK Hesborn für Schießinteressierte.

Messer-Messe Solingen 62

Die „Knife 2023“ – Eindrücke von dem Event in Deutschlands Klingenstadt.

Star Wars-Ausstellung 64

„Outpost One“ heißt die Erlebniswelt rund um das Star Wars-Universum.

Sammeln & Selbermachen

S & W .38/44 Heavy Duty 90 Drei Revolver aus Prä-Magnum-Zeiten – eine Liebeserklärung an amerikanische Klassiker.

Stock-Pistolen 98 Das Sammelfeld dieser Pistolen umfasst auch eine der ersten deutschen 22er.

Walther P.38 und S & W M39 102 Große Neun Paras mit DA/SA-Abzug, Sicherungs-/Entspannhebel und Griffstück aus Aluminium.

Geschichte & Geschichten

Madsen-Maschinengewehr 108 Jahrzehntelang weltweit im Einsatz, die unbekannte Größe unter den lMG.

Hier geht‘s zu all4shooters:

News all4shooters-News 6 Ruger MAX-9 8 Ensio Firearms KAR-21 10 Namen & Nachrichten Zivilcourage mit Folgen 84 Thomas Höfs: Goldmedaille 84 Ständige Rubriken Startschuss 3 Digitalabo 29 Marktseiten 72 Leserbriefe / Service 81 Termine 82 Impressum 89 Vorschau 114 Juli 2023

Das Supersch Club 30 RL Range HWC Kaliber

Boxer dieser Klasse wiegen über 92 Kilogramm. Der Club 30 RL Range HWC wiegt auch deutlich mehr als das Mittel normaler Sechszöller Kaliber .357 Magnum. Fragen zur Existenzberechtigung und Schußleistung beantwortet dieser Artikel:

Dabei scheint es auf den ersten Blick, als habe sich der Hersteller etwas verrechnet. Denn mit den Zusatzgewichten kommen „ nur “ 1570 g auf die Waage. Dabei erlaubt der BDS (Bund Deutscher Sportschützen) in dieser Kaliberklasse bis 1600 Gramm, der DSB (Deutscher Schützenbund) immerhin bis zu 1500 Gramm. Also für den DSB besser ohne Gewichte. Oder weniger zwei, dann zeigt die Waage noch DSBregelkonforme 1498 Gramm. Der Schütze freut sich sehr, legt der Waffenkontrolle stolz den teuren Neuerwerb vor - und fällt prompt durch! Zu schwer? Ach ja, der schöne, teure Nill-Griff. Neu im Club 30-Kon gurator aufgenommen. Gleich mitbestellt. Aber dessen starke Konturierung, die passte dann doch

12 | VISIER. de Juli 2023 TEST & TECHNIK | Club 30 RL Range HWC Kaliber .357
Magnum

wergewicht .357 Magnum im Test:

VISIER. de | 13 Juli 2023 Club 30 RL Range HWC Kaliber .357 Magnum | TEST & TECHNIK
Fotos: Marcus Heilscher, Sven Hehmann

Regard

MC,

Tugra, MC R9

und Compact MC im Kaliber 9 mm Luger von Girsan im Test:

Die Anlehnung dieser Girsan-Modelle an bekannte Größen ist offensichtlich. Nicht so offensichtlich sind durchaus eigenständige Details und die hohe Fertigungsqualität. Wie es damit innerhalb dieser Baureihe genau aussieht, und wie einige Modelle schießen, steht hier:

Juli 2023 20 | VISIER. de TEST & TECHNIK | Sechs 9 mm Luger Pistolen von Girsan

Mehr als Komplett!

VISIER. de | 21 Juli 2023 Sechs 9 mm Luger Pistolen von Girsan | TEST & TECHNIK
Fotos: Marcus Heilscher

Nicht nur Ste Bersa TPR9 XT OR und TPR9 im Kaliber 9 mm Luger im Test:

30 | VISIER. de Juli 2023 TEST & TECHNIK | Argentinische Bersa-Pistolen Kaliber 9 mm Luger

Fallen Worte wie Argentinien und Bersa, kommen meist Nachfragen. Einfache, in der Art, was das sei. Doch Bersa steht weder für eine Rinderrasse noch einen Fußballstar. Wie Argentinien zu Bersa kam, wie die Pistolen aufgebaut sind und wie sie schießen, steht hier:

aks!

Juli 2023 VISIER. de | 31 Argentinische Bersa-Pistolen Kaliber 9 mm Luger | TEST & TECHNIK
Fotos: Marcus Heilscher, Robert Riegel

Eigendynamik Leichter Halbautomat in .223 Remington:

Juli 2023 38 | VISIER. de TEST & TECHNIK | Selbstladebüchse ZEV AR-15 Core Elite

Eigendynamik

Core Elite, so nennt ZEV Technologies alle Gewehre im Stil des AR-10 und AR-15. Zwei Spielarten haben es über den Atlantik geschafft, beide in Form der besonders handlich konstruierten 16-Zöller im AR-typischen Kaliber .223 Remington.

Ursprünglich wurde ZEV Technologies durch einbaufertige Wettkampf-Abzüge für Glock-Pistolen bekannt. Heute produziert das in dem Städtchen Centralia im Bundesstaat Washington ansässige Unternehmen aber auch Läufe und weitere CustomBauteile für Pistolen von Glock und SIGSauer. Mit der Baureihe O.Z-9 hat man auch eine in Eigenregie entwickelte Pistolenserie am Start. Und jetzt auch AR-15: Das beliebteste Gewehr der Vereinigten Staaten kommt inzwischen auch aus dem Hause ZEV Industries. In Centralia werden diverse Varianten dieser AR-15 Core Elite aufgelegt, Importeur Helmut Hofmann stellte für den Test zwei (nahezu baugleiche) Versionen mit 16“-Läufen und geschmiedeten Gehäusen zur Verfügung.

Mit

ZEV AR-15 Core Elite:

Das Grundgerüst der beiden vorliegenden ZEV AR-15 bildet ein geschmiedetes Gehäuse aus der Alu-Legierung 7075 T6 nach militärischen Standards. Für den Gasbetrieb sorgt ein konventionelles AR-System mit direkter Gasübertragung (DI: Direct Impingement) auf den Drehkopfverschluss. Ein H3-Puffer im Schaftrohr soll für einen besonders sanften Rückstoßimpuls des Gasdruckladers sorgen. Der mittellange 16“-Lauf sorgt für die exzellente Balance und das insgesamt relativ niedrige Gewicht der Core Elite. Den Durchmesser von 19 mm hat das Rohr nur vom zölligen

Mündungsgewinde bis hinter die verstiftete, nicht verstellbare Mid LengthGasabnahme. Dahinter verjüngt sich der Lauf zum Gehäuse hin, das spart wertvolles Gewicht ein und verhindert eine Kop astigkeit des Halbautomaten. Nur bei der bronzefarben beschichteten Version reduziert eine Kannelierung vor der Gasabnahme das Gewicht nochmals um ein paar Gramm. Als Material setzt man auf 416 R, in den USA eine beliebte rostträge Legierung für Match-Läufe. Der kurze 1:7“-Drall (178 mm) ist gängiger Militärstandard für die 5,56 x 55 mm (zivil: .223 Remington), der auch besonders lange (und schwere) Geschosse zuverlässig stabilisiert. Außen schützt das Rohr eine PVD-Beschichtung vor Beschädigungen, wahlweise in Bronze oder Schwarz. Preislich liegen beide Versionen des ZEV AR-15 Core Elite mit 2599 Euro gleichauf.

Bedingt durch den relativ kurzen Lauf und das geringe Gewicht der Waffe liegt der Einsatzbereich des Selbstladers eher im dynamischen Bereich. Für Präzisionsdisziplinen bis 300 Meter sind Modelle mit längerem, stärker konturiertem Lauf und höherem Eigengewicht besser geeignet. Inwieweit der Halbautomat für den jagdlichen Einsatz geeignet ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Jedoch sind das Laufgewinde für Schalldämpfer und die Führigkeit durchaus Argumente, die für die Büchse sprechen. Der stark skelettierte, matt-anthrazitfarbene ZEV-Handschutz aus Leichtmetall erlaubt dem Rohr freies Schwingen. Für Anbauteile bietet der Vorderschaft mehrere Montageschienen nach bewährtem M-LokMuster (vier seitlich, eine unten auf 6 Uhr) sowie passend zum Gehäuse eine durchgehende Top Rail nach PicatinnyStandard oben auf 12 Uhr.

VISIER. de | 39 Juli 2023 Selbstladebüchse
&
ZEV AR-15 Core Elite | TEST
TECHNIK
Fotos: Marcus Heilscher

Kompakte Pistolenvisiere mit unterschiedlichen Linsenformaten:

Sondergrößen

Juli 2023 44 | VISIER. de TEST & TECHNIK | Re exvisierung Holosun HS507Comp und Elite SCS-PDP

Welcome to the Big Screen: Das war unser erster Gedanke, als wir das neue Holosun Classic HS507Comp aus der Packung nehmen durften. Gleich gefolgt von einem „ klein, aber fein “, als wir das zweite Päckchen öffneten. Denn darin befand sich quasi das Gegenstück in Form des neuen Holosun Elite SCS-PDP. Beide Rotpunktvisiere aus dem Hause Holosun könnten auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein. Das HS507Comp besitzt ein für Mini-Re exvisiere riesiges Fenster und baut entsprechend groß auf. Das SCS dagegen präsentiert eine ligrane Linie mit einem kleinen Fenster und man sieht ihm sofort an, was seine Aufgabe ist: optimal an die Waffe anpassen. Im folgenden Artikel haben wir beide Rotpunktvisiere getestet und vergleichend gegenübergestellt. Hierbei geht es uns weniger darum, welches der beiden „ besser “ ist, sondern vielmehr

um die spezi schen Besonderheiten der jeweiligen Optik und für welche Einsatzzwecke sie sich besonders gut eignet.

Wie sehr Rotpunktvisiere am Markt angekommen sind, zeigt auch die Produktvielfalt, die es mittlerweile gibt. Für nahezu jeden Anwendungszweck vom rein sportlichen Schießen über militärische Anforderungen bis hin zum jagdlichen Einsatz oder dem verdeckten Tragen existieren spezi sche Modelle, die den jeweiligen Anforderungen gerecht werden; und die beiden oben genannten Vertreter Classic HS507Comp und Elite SCS-PDP von Holosun schauen wir uns jetzt genauer an. Beginnen wir mit dem Classic HS507Comp. Bereits beim ersten in die Hand Nehmen merkt man dieser Optik an, wofür sie konstruiert wurde. Auch das Comp im Namen, welches für Competition steht, verrät den Einsatzzweck – hier geht es um Performance! Keine feinen Linien, kein kleines

Fenster, das wenig auftragen soll, sondern eine mächtige Linse auf einem massiven und stabilen Gehäuse aus 7075-Aluminium. Selbst auf einer ausgewachsenen Sportwaffe wie der hier verwendeten Walther Q5 Black Ribbon thront das 507Comp mächtig auf dem Verschluss. In Zahlen ausgedrückt hat die Linse eine Größe von 22 x 28 mm und das Visier ein Gewicht von 75 Gramm. Was sich zunächst in absoluten Zahlen nicht groß oder schwer anhört – bis man es direkt mit dem Elite SCS-PDP vergleicht. Dieses bringt gerade einmal 38 Gramm auf die Waage und besitzt eine Linsengröße von 20 x 15 mm. Es ist also in der Höhe und im Gewicht fast halb so klein beziehungsweise schwer. Das große Fenster des Comp ist hierbei das klar erkennbare Markenzeichen und auch der große Vorteil gegenüber anderen Mini-Re exvisierungen. Die größte Schwäche einer Rotpunktvisierung in der Anwendung ist, dass es sich um „ alles

Der Markt für miniaturisierte Pistolen-Reflexvisierungen wächst und gedeiht. Inzwischen offerieren Firmen wie Holosun auch Sondergrößen: mit vergrößerter Linse für den Sport oder ultrakompakt für die Befestigung ohne Adapterplatte.
de | 45 Juli 2023 Re exvisierung Holosun HS507Comp und Elite SCS-PDP | TEST & TECHNIK
Im direkten Vergleich werden die Größenunterschiede deutlich. Links das Holosun HS507Comp und rechts das Elite SCS-PDP.
VISIER.
Fotos: Greyground GmbH

Carl Walther-Event mit der neuen F-Series:

Walthers wilde

Einer Einladung von Carl Walther ins Müller Schießzentrum am Muttertag folgen, wer würde da nein sagen? Jedenfalls niemand, der Jagd- und Schießsportaf n ist und ein klitzekleines bisschen Spaß am Umgang mit Pistolen hat.

Ein exklusives Damen-Event bestehend aus dreizehn Teilnehmerinnen, die am Muttertag fröhlich und gut gelaunt in Ulm eintrafen. Empfangen wurden die Gäste von Bernhard Knöbel, dem Geschäftsführer der Carl Walther GmbH, und dem Vertriebsleiter Björn Dräger. Präsentiert wurde Walthers neue F-Series: eine Dienstpistole auf Basis der PDP, aber eben mit völlig anderer Ergonomie. Bernhard Knöbel ließ es sich nicht nehmen, dem Auditorium selbst die Vorzüge und Unterschiede der neuen Pistole näherzubringen. Was schnell klar war: Es reicht nicht ein-

fach aus, das Griffstück schmaler machen und mit rosa glitzernden Einhörnern zu bemalen, um sich dann auf die Brust zu trommeln und zu beglückwünschen, man hätte das Rad neu erfunden.

Alle Parameter der Pistole mussten generell überdacht und an die Bedürfnisse von Frauen und Anwendern mit kleineren Händen angepasst werden.

Nimmt man die neue F-Series jetzt in die Hand, fällt sofort auf, dass man sich von der ersten Sekunde an damit wohl und vertraut fühlt. Der Zeige nger gleitet intuitiv in Richtung Abzug und es passt.

Das war der erste Punkt, auf den die Ingenieure und Entwickler Wert gelegt haben. Der Abzug sitzt an einer optimierten Position. Nur wer das Züngel optimal erreichen und kontrollieren kann, wird auch präzise mit der Pistole schießen können. Die Abzugsmechanik an sich wurde ebenfalls überarbeitet. Herausgekommen ist der „ PDT “, der Performance Duty Trigger. Man spürt, dass sich der Abzug ganz gleichmäßig bis zum Druckpunkt hin durchziehen lässt und es von dieser Position aus nur noch den Wimpernschlag einer Entscheidung braucht, bis der Schuss kontrolliert

54 | VISIER. de Juli 2023 VOR
Lady Range Day Walther PDP
ORT |
F-Series

bricht. Wer mit dem Abzug vertraut ist, lässt ihn danach nicht ganz bis in die Ausgangsposition vorgleiten, sondern nur bis zum Reset-Punkt. Dieser rastet leise hörbar und auch am Abzugs nger spürbar mit einem Klick ein. Aus dieser Position lassen sich nun schnelle Schussfolgen realisieren. Als Superterrain Serrations werden die „ Berge und Täler “ im Verschluß bezeichnet. Diese Ausfräsungen und die zugehörigen Negative sind kein reines Design-Element, sie ermöglichen eine bessere Haptik im Umgang mit dem Verschluss im Einzelnen und der Pistole im Gesamten.

Spricht man den Herren der Schöpfung doch oftmals zu, sie seien das stärkere Geschlecht, rührt dies doch vielfach aus körperlicher Überlegenheit her. So haben viele Männer größere Hände und auch mehr Kraft als Frauen. Um eine herkömmliche Pistole sauber durchzuladen, benötigt es schon einiges an Stärke. Warum es den Frauen und Anwendern mit kleinen Händen nicht leichter machen? Und genau das ist ein weiterer Punkt auf der Seite der Veränderungen an der F-Series. Der Durchladewiderstand wurde um etwa 20 Prozent reduziert. Im Gegensatz für PDP, einer

Schlagbolzenschloß-Pistole, wurde aus der F-Series eine sogenannte „ Striker Fired-Pisto l“, nämlich mit Schlagbolzen und linearem Schlagstück.

Damit der Griff auch gut und sicher in der Hand liegt, benötigt das Griffstück Struktur. Diese wird bei Walther als Performance Duty Texture bezeichnet. Im Hinblick darauf, dass die F-Series hauptsächlich als Dienstpistole verwendet werden soll, ist es extra wichtig, dass das Griffstück bei jeglichen Witterungsbedingungen einwandfrei funktioniert. Viele kleine Tetraeder schmiegen sich

13
Juli 2023 VISIER. de | 55 Lady
F-Series | VOR ORT
Eine der 13 Teilnehmerinnen präsentiert eine Walther PDP 5“-Fullsize Variante vom Team Greyground, hier ausgestattet mit einem Reflexvisier Aimpoint Acro.
Range Day Walther PDP
Fotos: Carola Rathjens

Brückenschlag!

Bundeswehr, Fahrzeuge und ein Schießen für Militär, Behörde sowie Sportschützen.

Ein Schießen für Aktive, Reservisten, für Angehörige von Behörden und zivile Teilnehmer? Wie so etwas funktioniert, demonstrierte die Reservistenkameradschaft Hesborn:

Irgendwann kam die Frage auf, was Kameradschaft sei. „ Kameradschaft? Wenn jemand einen nicht leiden kann, und auch der andere den Jemand nicht mag, aber beide wissen, wenn es hart kommt, können sie sich völlig aufeinander verlassen, das ist Kameradschaft! “ Ob jemand wen nicht leiden mochte, oder sich doch alle mochten, konnte VISIER nicht herausnden. Doch wie gelebte Kameradschaft funktioniert, war leicht herauszu nden: Der organisatorisch hochkomplexe Ablauf eines Schießens für völlig unterschiedlich vorquali zierte Teilnehmer lief absolut reibungslos ab. Nun mögen sich manche Mitglieder eines Schützenvereins denken: „ Bürgerschießen organisieren wir ebenfalls, dass funktioniert auch reibungslos “. Nur dürfte kaum ein Schützenverein die komplette Bandbreite sämtlicher gängiger Sportwaffen, kurze wie lange, von .22 l. r. bis

58 | VISIER. de Juli 2023 VOR ORT | Operation Friedrich
Dankeschön: Wünsch dir was von Waimex. Was der S & W-Importeur an Kurz- und Langwaffen zum Probeschießen bereitstellte, beeindruckte sowohl von der Menge wie der „Artenvielfalt“. Jede Menge Langwaffen gab es auch, Flinten wie Büchsen.

.500 S & W Magnum respektive .338 Lapua Magnum vorhalten. Dafür braucht es Unterstützung aus der Industrie und des Handels. Der Importeur Waimex aus Fürth stellte die Waffen, der im Sauerland ansässige Händler Tim Rothe (Waffen Rothe) die nicht unerheblichen Mengen Munition. Die Reservistenkameradschaft Hesborn, genauer die RAG (Reservisten-Arbeitsgemeinschaft Schießsport) organisierte den Ablauf. Und dieser hatte es in sich. Denn erst einmal musste nach der Anmeldung festgestellt werden, ob, und wenn ja, welche Vorkenntnisse bei den Interessenten für welche Waffentypen vorliegen. Und irgendwann sprach VISIER mit einem Aufsicht führenden RK-Angehörigen. Der stammte aber gar nicht aus der RAG Hesborn, sondern einer anderen RK. Tolle Sache, diese Kameradschaft.

Wer weiß was?

Zum Vorwissen gab es passend abgestufte Beaufsichtigung. Sind doch bei „ Uniformträgern “ kaum Verständnisprobleme bei zivilen HK MP 5-Klonen zu erwarten. Je nach Dachverband aber bei manchen Sportschützen. Dagegen war für Behörden- oder Militär-Angehörige die Funktion einiger typischer Sportwaffen erklärungsbedürftig. Und immer standen hinter solchen Kameraden ge-

duldige und kompetente Reservisten in einer selten unaufdringlichen Präsenz. Zeitweise war der Andrang vor den Vitrinen so groß, dass auch VISIER hinter den Vitrinen stand. Interessierten erklärte, was es für Dachverbände für Sportschützen gibt. Jägern die Vor-

oder Nachteile bestimmter Kurzwaffen für den Fangschuss schilderte. Behördenvertretern zeigte, warum die militärisch aussehende Langwaffe kein „ Sturmgewehr “, sondern ein zugelassenes Sportgerät darstellt. Komisches gab`s auch. Eine gestandene Sportschützin knetete kritisch den Formgriff einer Pistole .22 l. r.. Während dieser Beratung fragte ein (zum Glück hünenhafter) jüngerer Mann: „ Und ich kann mir wirklich davon was aussuchen?“ Irgendwie passte der Formgriff nicht so richtig. „ Ja, ja, bitte...“. Die Schützin zog mit Formgriff-Pistole zum Schießstand. Der Schießwillige tippte dann mit seinem (zum Glück Maiskolbengroßen) Zeige nger auf eine Vitrine. „ Den dicken Revolver da, bitte “. Der .500 S&W Magnum! Und manchmal sind auch gestandene Redakteure sprachlos. Hat aber funktioniert, den kompetenten Aufsichten sei Dank!

Die Polizei, dein Freund und – ? Klar, die war da. Teils in Zivil, teils uniformiert. Und auch „ amtlich “. Denn ein Streifenwagen entließ einen Beamten zur Kontrolle des Schießens. Auch dieser musste sich wie alle anderen Besucher erst registrieren, also seinen Dienstausweis kopieren lassen, bevor er den Sicherheitsbereich betreten und nach dem

KISS-Prinzip: Liegt nach Schießende auch wieder alles im „Kästchen“? Darunter gilt: eins, zwei, drei...
Juli 2023 VISIER. de | 59 Operation Friedrich | VOR ORT
Für Nichtlateiner: „Wissen ist Macht“. Passt, EloKas sind auch Geisteskrieger. Fotos: RK Hesborn, Robert Riegel

Star-Wars-Erlebniswelt bei Lübeck:

Es war einmal, vor langer Zeit...

Selbst wenn man kein Science Fiction-Fan ist: Über Outpost One, Deutschlands grösste Star Wars-Ausstellung, kann man auch im Hinblick auf die dort gezeigten Waffen nur staunen.

Es ist der 25. Mai 1977, als der damals 33jährige George Lucas am berühmten Mann´s Chinese Theatre in Los Angeles vorbeigeht. Vor dem berühmten Kino stehen die Menschen Schlange, um seinen neuen Film zu sehen: Star Wars. Hatten sogar die Studiobosse nur mit einem kleinen Unterhaltungs lm für den Sommer gerechnet, sollte der Film den Startschuss für eine Weltraumsaga bilden, die bis heute dreizehn Filme umfasst und etwa zehn Serien – je nach Zählweise. Über Generationen ist Star Wars damit praktisch eine eigene Kultur geworden, haben Filmzitate Einzug in den gesellschaftlichen Alltag gehalten, gibt es eigene Messen und Veranstaltungen und über das Franchise sind die Pro-

dukte aus der weit, weit entfernten Galaxie praktisch überall gegenwärtig. So allgegenwärtig, dass auch eine Fachzeitschrift für Waffen nicht umhin kommen kann, sich mit dem „ Krieg der Sterne “ näher zu beschäftigen: Um nicht den Rahmen bei den Produktionskosten zu sprengen und weil die damals noch in den Kinderschuhen steckende Tricktechnik immense Summen verschlag, bediente man sich bei der Waffenausstattung in erster Linie bei vorhandenen Waffenmodellen, die für die Kamera einfach mit Anbauteilen etwas abgeändert wurden, um den Eindruck von Science Fiction beim unkundigen Betrachter herbeiführen zu können. So wurden dann die „ Blaster “ vom Typ DL 44 einfach aus

Mauser C96 umgebaut, die einen Mündungsaufsatz erhielten, einen angebauten Akku mit Kabeln und ein altes Zielfernrohr – fertig war die Strahlenpistole.

immense Summen beim

Aller Anfang ist schwer: Zuständig für die Bewaffnung der Weltraumhelden um Han Solo, Prinzessin Leia Organa und Luke Skywalker sowie der Schurken auf der Gegenseite war die legendäre Firma Stembridge, die zwischen dem Ende des Ersten Weltkrieges bis 2013 nahezu alle Hollywood-Produktionen mit Waffen, Zubehör und Kampfmitteln ausstattete und dabei auch Sonderwünsche problemlos zu bedienen vermochte. Für diese Sonderwünsche wurde genommen, was gerade im Lager

64 | VISIER. de Juli 2023 VOR ORT | Star Wars Ausstellung Outpost One

war und nicht gebraucht wurde für andere Filmproduktionen. So wurden bei Maschinenpistolen L2A1 Sterling einfach die Magazine gekürzt und eine Rotpunktvisierung montiert, um den Sturmtruppen eine Grundausstattung mit Handwaffen verpassen zu können. Mit ein Grund, warum die Kostümierung heute in Deutschland nicht ganz unproblematisch ist, denn während Lichtschwerter als rein ktive Waffen nicht dem Waffengesetz unterfallen können, gelten für unbrauchbare Strahlenwaffen der Rebellen oder des Imperiums die Bestimmungen des §42a WaffG, der ein Führen solch gefährlicher Anscheinswaffen in der Öffentlichkeit verbietet und so schnell in Kon ikte mit dem Gesetz führen kann. Obwohl Star Wars ja tatsächlich schon beinahe zur Brauchtumsp ege gezählt werden kann bei einem derartigen Erfolg der Saga, aber sei es drum, auch harmlose Nerds werden nun mal zwangsbeglückt.

Bei den imperialen Sturmtruppen blieb man weitestgehend bei den bekannten E11 und MG 34 und 42, wobei sich gelegentlich auch modi zierte MG 15 oder sogar Lewis-Maschinengewehre ohne Magazine zeigten. Die Of ziere hatten es da wie immer leichter, sie trugen radikal gekürzte Survival-Gewehrchen AR7 von ArmaLite, an deren Laufstummel die Leitwerke von Mörsergranaten befestigt wurden. Für die Helden der Saga war die Bewaffnung da schon durchaus anspruchsvoller: Carrie Fischer alias Prinzessin Leia erhielt eine stark modi zierte 22er Margolin-Sportpistole, die bereits in der Eröffnungssequenz des Filmes zu sehen ist. Und neben den C96-Derivaten erhielt Mark Hamill (Luke Skywalker) eine Luftpistole Panther von Umarex, die wohl futuristisch genug erschien. Billy Dee Williams alias Lando Calrissian hatte es da realistischer, in seinem Schulterholster steckte eine HK P9S mit Mündungsbremse und Zielfernrohr.

Radikalumbauten:

Bei den größeren Schlachten brauchten die Rebellen freilich auch entsprechende Langwaffen, für die man sich bei der Eröffnungsschlacht aus „ Das Imperium schlägt zurück “ kurzerhand bei Sturmgewehren 44

sogar Lewis-Maschinengewehre ohne Trotz aller Science Fiction: die Waffe ist nur eine umgebaute Maschinenpistole des Typs Sterling.
Auch die Helden aus den aktuell bei Disney+ laufenden Serien sind zum Greifen nah. Mit Teilen eines AR-15 oder dem Rückstoßverstärker eines MG 42 verziert, wirkt auch Museumsware reichlich futuristisch.
Juli 2023 VISIER. de | 65 Star Wars Ausstellung Outpost One | VOR ORT
Der klassische Stormtrooper mit dem Blaster E 11, in Wirklichkeit eine Sterling L2A1. Fotos: www.outpost.one.de, Lars Winkelsdorf, Felix Mittermeier pxhere

Im großen Rah Sammelfeld S & W Heavy Duty:

90 | VISIER. de Juli 2023 SAMMELN & SELBERMACHEN | Revolver Smith & Wesson .38/44 Heavy Duty

derzufolge

Rsich nach Rahmengrößen und den damit korrespondierenden Kalibern gliedern – soweit die Faustregel, derzufolge etwa historische Stücke für 38er Kaliber mit kleinen und mittleren Rahmengrößen J und K und solche in .44 oder .45 meist mit dem großen N-Rahmen zusammengehen (freilich sollte es das Werk im Lauf der Zeit auf fast ein Dutzend Rahmengrößen brin-

gen). Alles soweit richtig, wäre da nicht ein Gespräch mit Reinhard Baumann von Spirit of the old West gewesen. Baumann ist nicht nur ein A cionado für WildWest-Themen, er hat auch ein mit tiefem Fachwissen gekoppeltes Faible für USWaffen vom Ende des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Und da kam die Anregung, etwas über die Heavy DutyRevolver von S & W zu schreiben. Also Kurzwaffen, die das Kaliber .38 Special

men Juli 2023 VISIER. de | 91 Revolver Smith & Wesson .38/44 Heavy Duty | SAMMELN & SELBERMACHEN
Mehr Power, so lautete ehedem die Forderung an die Revolverhersteller. Smith & Wesson reagierte mit einem neuen Revolver, in dem sich der große Rahmen der 44er Modelle mit dem Kaliber .38 verband und der sich für verstärkte Ladungen eignete: Heute ist das ein eigenes Sammelfeld – jetzt mehr dazu.
Fotos: Marcus Heilscher, Archiv

Pistolen aus der Maschinenfabrik Franz Stock :

Pionier aus

Zerlegt: Oben eine 7,65er Typ 1 (655 g, 173 mm lang, Lauf 101 mm), rechts unten eine 6,35er Typ 2 (u., 349 g, 120,5 mm lang, Lauf 64 mm). Jeweils Schlitten, Schlagbolzen, Verschluss, Vorholfeder, Baugruppe Lauf-Griffstück, Magazin. Montiert steckte die Vorholfeder stets auf dem Lauf.

Eine 7,65er Stock Typ 1 mit driftbarer Kimme auf dem charakteristischen Höcker des Verschlussgehäuses, das vorn als Laufmantel fungiert.

Juli 2023 SAMMELN & SELBERMACHEN | Selbstladepistolen von Franz Stock 98 | VISIER. de

Um 1900 begann der Boom bei unverriegelten Westentaschen- und Taschenpistolen mit Feder-Masse-Verschluss. Solche Stücke in Kalibern wie 6,35 und 7,65 Browning waren der Renner in einer Zeit, als selbst autoritäre Regierungen den Bürgern noch trauten und in fast jedem Küchentisch eine Schusswaffe lag. Die unsichere Zeit nach dem Ersten Weltkrieg erhöhten die Nachfrage nach den neumodischen Pistolen. An dieser Kurzwaffen-Hochkonjunktur wollten bald auch Firmen teilhaben, deren sonstige Produkte nicht mehr nachgefragt wurden.

Wie die Berliner Maschinenfabrik Franz Stock, um deren Waffen es nun geht.

Der Mann dahinter ...

Auch wenn sie „Stock-Pistolen“ heißen – ihr Erfi nder war Walter Decker, hier eins der beiden dazugehörigen Patente, #303268 vom 28. Juni 1920.

... hieß Carl Bernhard Franz Stock (18671939), kam aus dem mecklenburgischen Hagenow und arbeitete anfangs in den von seinem Bruder Robert gegründeten „Deutschen Telefonwerken“, wobei er mindestens 5 Patente erlangte, so die „Hagenower Blätter“ (https://tinyurl.com/ bderasyh). 1904 gründete Franz Stock in Berlin-Mitte eine Maschinen- und Werkzeugfabrik. Sein Geschick verhalf ihm zu einem Rittergut, seine großherzigen Spenden trugen ihm die Ehrenbürgerwürde seines Geburtsorts ein. Aber es gab Rückschläge: Mit Kriegsende ent el die Produktlinie der Klinometer, jener Präzisionsinstrumente, die beim Geschützrichten zum Neigungsmessen dienten. So griff man zu, als Walter Decker aus Zella-St. Blasii seine 1915 eingereichten, aber kriegsbedingt erst 1920 erteilten Patente # 303268 und # 304279 für eine Selbstladepistole anbot. Der Klinometer-Bau erforderte Akkuratesse, passende Maschinen und Spitzenhandwerker. Dass man so auch Präzisionspistolen fertigen kann, bewies Stock von Beginn an.

den Laufüberwurf, der separate Verschlußblock und die starre Verbindung des Laufes mit dem Griffstück“. Die Stock ist ein unverriegelter Rückstoßlader mit FederMasseverschluss. Das gefräste Griffstück trägt den fest eingeschraubten Lauf mit aufgesteckter Verschlussfeder. Letzteres mindert die Baugröße. Der Verschluss ist ein leichtes Frästeil. Die zur Funktion notwendige Masse kommt durch den eingeklinkten Verschlussträger – ohne ihn arbeitet der Verschluss nicht. Heute könnten Juristen darüber streiten, ob er so ein wesentliches Teil ist. Der Verschluss umfasst den Stoßboden mit Auszieher und den Schlagbolzen mit Feder. Diesen sichert eine Schraube von hinten. Der Träger klinkt sich im Verschluss ein – über einen Haken am Auszieher. Neben der Flügelsicherung gibt es eine Magazinsicherung. Beide blockieren den Abzugsstollen.

kriegsbedingt erst 1920 erteil304279

Die Pistole:

Die Fertigung begann um 1920. Im Folgejahr stellte Gerhard Bock die Stock in der Zeitschrift „Der Waffenschmied“ vor. Die Varianten des Pistolentyps waren in drei Punkten gleich – in Aufbau, Funktion und Top-Verarbeitung. Klaus-Peter König und Martin Hugo beschrieben die Stock im Standardwerk „Taschenpistolen“ so: „Auffallende Merkmale sind der aufwendig hergestellte Schlitten mit dem run-

Fachleute wie Ed Buffaloe und Ed Dittus (https://tinyurl.com/2s3sm2w3) gliedern die Stock in die 7,65er Dienstpistolen- und die 6,35er Taschenpistolengröße, jeweils in zwei Varianten, die vor allem bei der Schlittenkontur voneinander abweichen. Die Griffschalen bestehen meist aus einer frühen Kunststoffart. Die der 7,65er haben beiderseits eine angedeutete Daumenau age, tragen oben den Schriftzug „Stock“ und unten eine Fischhaut; gehalten werden sie von je einer Schraube. Bei der 6,35er steht der Name mitten drauf, es gibt je zwei Schrauben. Das Griffstück trägt links die Seriennummer, bei frühen Waffen teilweise von der Griffschale verdeckt. Am Schlitten steht links „FRANZ STOCK-BERLIN. D.R.P.“ und darunter mit „CAL 6,35“ oder „CAL 7,65“. Im Zug der Fertigung ent el die Angabe „D.R.P.“ (kurz für Deutsches Reichspatent). Dann wurden die 7,65er um zirka 13 mm kürzer, statt 15 respektive 13 Greifrillen gab es bei den 7,65ern und 6,35ern nur noch jeweils 12. Die Kimme war nun stets aus dem Schlitten gefräst

Taschenpistolen in 6,35 und 7,65 mm waren vor 100 Jahren so im Schwange wie heute Polymer-Pistolen mit Schlagbolzenschloss – aber eine Berliner Firma schuf auf der Basis auch Deutschlands erste 22er Selbstladepistole: Werfen Sie einen Blick auf das Sammelfeld der Stock-Pistolen.
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Juli 2023 VISIER. de | 99 Selbstladepistolen von Franz Stock | SAMMELN & SELBERMACHEN
Fotos: Hermann Historica, Ed Buffaloe, Ed Dittus und Dr. Stefan Klein

Rückblick:

Große Spannabzugspistolen zur Selbstverteidigung

Einstma Giga

In den 1960er Jahren galten Pistolen im Kaliber 6,35 mm Browning schon als ernsthafte Selbstschutzwaffen, Pistolen im Kaliber 7,65 mm Browning gar als ausgewachsene Dienstwaffen für die Polizei. Pistolen im Kaliber 9 mm Luger galten dagegen als Militärpistolen, allenfalls noch als Ausrüstung der Bereitschaftspolizeien oder der damaligen Überfallkommandos. Für den privaten Anwender schienen sie in jeder Hinsicht überdimensioniert. Dennoch, es gab auch Zivilisten, die zum Selbstschutz auf das leistungsstarke Kaliber und dank Spannabzug auf schnelle Schussbereitschaft setzten: Double Action-Pistolen wie die Smith & Wesson Model 39 und die Walther P.38.

102 | VISIER. de Juli 2023 SAMMELN & SELBERMACHEN | Smith & Wesson Model 39 und Walther
P.38

Mit dem Magazinhalter am Griffsporn entsprach die P.38 damaligen militärischen Wünschen. Das ist weder ergonomisch noch schnell in der Bedienung.

ls nten

Sicher kennen Sie die Filmszene: Ein älterer Herr, meist nur Q genannt, betritt den Raum und erklärt dem Doppelnull-Agenten James Bond die Vorzüge seiner neuen Dienstpistole: einer Walther PPK im Kaliber 7,65 mm. In den folgenden Abenteuern wird sie die treue Begleiterin des Kino-Helden, gleichsam sein Markenzeichen, an dem ihn sogar seine Gegner erkennen. „ Es gibt nur einen Mann, der eine Walther PPK trägt “, heißt es gar, in lmischer Übertreibung. Denn in Wirklichkeit ist die elegante Pistole zu diesem Zeitpunkt schon seit mehr als

dreißig Jahren auf dem Markt, begleitet Polizisten und Soldaten, Wachleute und Jäger. In Deutschland, aber auch im Ausland, wohin erste Lieferungen bereits in den 1930er Jahren gingen. Der besondere Clou der gefälligen Pistole: der Spannabzug. Im Jahr 1929 erstmals zusammen mit der Walther PP, dem großen Schwestermodell der PPK, in einer kommerziell erfolgreichen Selbstladepistole angeboten, erlaubte er es, die Pistole sofort schussbereit und dennoch sicher zu führen. „ Revolvermäßig “, wie es in Schulungen zur Sachkunde oder

der Jägerprüfung gern hieß und es die Prüfer gern hören wollten.

Das gängige Kaliber 7,65 mm Browning war hinsichtlich der beabsichtigten Verwendung über jeden Zweifel erhaben. Es taugte völlig, einen üchtenden Rechtsbrecher durch einen Schuss ins Bein zu stoppen, oder einen Angreifer durch einen Schuss in die Brust aufzuhalten. Wie tödlich ein Geschoss aus einer Walther PPK sein konnte, bewies sich tausendfach an waidwunden Rehböcken oder man glaubte einfach der Aussage

Juli 2023 VISIER. de | 103 Smith & Wesson Model 39 und Walther P.38 | SAMMELN & SELBERMACHEN
Fotos: Klaus Schaub, Michael Schippers, arcusFree Stock Textures photos

Danish Dauerf Das Madsen-MG:

108 | VISIER. de Juli 2023 GESCHICHTE & GESCHICHTEN | Maschinengewehr Madsen

Maschinengewehr Madsen | GESCHICHTE & GESCHICHTEN

Jahrhunderts benutzt (unten mehr), eine Einsatzspanne, die sich über ein Jahrhundert hinweg erstreckt: sozusagen Danish Dauerfeuer.

Zweite Besonderheit: die Kaliber. Was Colt SAA M 1873 oder Colt New Service bei Revolvern, ist das Madsen bei den MGs, nämlich eins der Modelle, die mit der größten Vielfalt bei den Patronenarten aufwarten: Standardmäßig in 6,5 x 55 SE gefertigt, kamen im Lauf der Jahre Versionen in 11 weiteren Kalibern hinzu. Die Spanne reicht von 8 x 58 mm R Krag über 7 x 57 mm Mauser und 7,92 x 57 mm bis hin zu .30-06 Springfield, ja sogar bis 7,62 x 51 mm NATO.

euer

(auch wenn Grönland mit seiner Landmasse zu dem Königreich gehört) weist jedoch in seiner Geschichte ein paar gelungene Feuerwaffen auf, die auch an-

Madsen die Charakterisierung des ersten in Masse produzierten, praxistauglichen und dazu langlebigsten lMG. Vereinzelt wird das Madsen noch zu Beginn dieses

Dritte Besonderheit: das Äußere. Ein Madsen ist sofort zu erkennen, vor allem, wenn es geladen ist. Denn betrieben wird es mit einem bananenförmig gebogenen Kastenmagazin, lotrecht von oben aufzustecken. Wer nun glaubt, dass die Waffe eine versetzte Visierung gehabt haben müsse, der irrt: Die Dänen verlegten den Magazinsitz exzentrisch nach links, so dass die Pupille mittig über das Gewehr spähen konnte. Unter dem Patronenbehälter findet sich ein auffällig kurzes, aber gedrungen wirkendes Systemgehäuse. Links sitzt der von außen nach innen arbeitende Zubringer, im Schuss gut von außen zu sehen – ein Genuss für jeden Fan solider Mechanik und ebenfalls typisch. Gegenüber, also rechts, werkelt ein fingerlanger, robuster und drehbarer Spanngriff mit metallenem oder hölzernem Knauf, dessen Form entfernt an eine miniaturisierte Zwirnrolle erinnert. Und bei manchen Ausführungen sorgt auch der unverwechselbare Knick unten am Kolben für hohen Wiedererkennungswert.

Viertes Kennzeichen: die Mechanik. Blickt man in ein solches MG, sieht man ein Innenleben, das ein Angelsachse als „sophisticated“ umschreiben dürfte.

Sprich: Das Arrangement des luftgekühlten, zuschießenden Rückstoßladers mit kurzem Rohrrücklauf und Kippblockverschluss sieht so kompliziert aus, dass man sich fragt, wie das je sauber arbeiten konnte. Aber das hat es, das Madsen galt nämlich als sicher und robust.

Juli 2023 VISIER. de | 109
Fotos: Wehrtechnische Studiensammlung, Alexander Losert, Archiv

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