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Fachbericht
Podologie Schweiz 10 | 2018
Gute Bücher für den Winter
Adam Rutherford «Eine kurze Geschichte von jedem, der jemals gelebt hat» rowohlt polaris, Reinbeck bei Hamburg, 2018 Ed Young «Winzige Gefährten» Verlag Antje Kunstmann, München 2018 Marin Korte «Wir sind Gedächtnis» DVA, München 2017
PD Dr. Thomas A. Strasmann
Das erste Buch, das ich Ihnen vorstellen möchte, ist von Adam Rutherford. Er hat am University College London studiert und gehört zu den renommiertesten Wissenschaftsautoren der Gegenwart. Aufgrund seiner Artikel und Bücher sind vom BBC mehrere Wissenschaftsdokumentationen entwickelt worden, die man auch als deutsche Dokus manchmal auf 3Sat sehen kann – und die ich auch im Unterricht verwende. Das Buch, das ich Ihnen heute von ihm vorstellen möchte, geht über Genetik. Im Deutschen heisst es im Untertitel: «Was unsere Gene über uns verraten». Das kling ein bisschen lahm, die Sache ist viel spannender: Adam Rutherford führt aus, wie unsere Gene unsere Evolution und unsere Kultur prägten. Es ist also ein Buch über Genetik, in einem sehr angenehmen, sehr kurzweiligen Plauderton erzählt. Der Titel lässt ja schon spannendes vermuten: «Eine kurze Geschichte von jedem, der jemals gelebt hat». Man glaubt es nicht, aber er führt das wirklich aus! Er erklärt, wie zum Beispiel das Gen für die Milchverdauung unsere Evolution bestimmt hat. Er führt auch aus, wie Gene gelesen werden und das ist, in der deutschen Übersetzung, sehr gut erhalten geblieben! Ich habe beide Versionen, die englische und die deutsche, gelesen, und muss feststellen, dass die deutsche Übersetzung wirklich sehr gut ist! Also ein Buch über Genetik: ein Buch darüber, wie Gene funktionieren; ein Buch über Verwandtschaft. So kann man in Europa praktisch alle heute dort Lebenden genetisch zurückverfolgen bis ungefähr zum Jahr 800 – und dann verlieren sich die Spuren. Als genetischer Europäer kann man also durchaus sagen, dass man wahrscheinlich irgendwie von Karl dem Grossen abstammt. Und Rutherford räumt auch mit dem Rasse-Begriff auf, und erklärt, wie man umgehen kann mit Unterschieden.
Wenn Sie also etwas lernen wollen über Genetik und Spass haben wollen dabei, dann empfehle ich Ihnen dieses hervorragende Buch! Das zweite Buch ist von Ed Young und heisst im Deutschen: «Winzige Gefährten». Im Untertitel heisst es: «Wie Mikroben uns eine umfassende Ansicht vom Leben vermitteln». Im Englischen wird´s etwas deutlicher: «I contain multitudes – The microbes within us and a grander view of life». Es handelt von Bakterien, wie Bakterien überall um uns herum sind, wie sie unseren Körper mitformten, wie sie Gemeinschaften bilden und es geht darum, wie Bakterien zum Beispiel im Darm unser Verhalten bestimmen. Ein Buch von einem ganz jungen Absolventen der schon erwähnten London Medical School. Er ist ein Kollege von Rutherford, nur eben 6 Jahre jünger. Es ist sein erstes populärwissenschaftliches Buch – und es ist hervorragend! Wenn Sie also etwas über Bakterien lernen wollen, dann ist das Ihr Buch. Es ist alles, was der Autor ausführt, mit Originalarbeiten belegt; man kann das am Ende des Buches nachschlagen, es stört also den Lesefluss nicht. Im Gegensatz zu manchem anderen Buch zum Thema Bakterien und Darmflora usw. ist dies also ein wirklich wissenschaftlich fundiertes Buch, das in einer sehr angenehmen, sehr netten Sprache daherkommt. Das geht schon damit los, dass Ed Young am Anfang erzählt, wie er im Zoo ist und jemanden begleitet, der die Schuppen eines Gürteltieres mit einem Wattebausch abstreift, um die spezielle bakterielle Lebensgemeinschaft dort zu erfassen und zu untersuchen. Und so begleiten wir den Autor und besuchen mit ihm verschiedene Forscher, Spezialisten für Wespen oder Biofilme, und wir fliegen mit ihm dabei um den Planeten. Schon auf der Webseite besprochen habe ich: Martin Korte, «Wir sind Gedächtnis». Im Untertitel heisst es: «Wie unsere Erinne-
Steve Parker «Medizin – die visuelle Geschichte der Heilkunst» DK-Verlag, München 2017 Thomas Schulz «Zukunfts-Medizin» DVA, München 2018 Herbert Hof «Glossar der medizinischen Mykologie» Aesopus Verlag, Linkenheim-Hochstetten 2014
rungen bestimmen, wer wir sind.» Es ist ein sehr schönes Buch. Darin finden sich etliche gute Bilder, die das Gehirn und die Funktion des Gedächtnisses veranschaulichen. Kleine Vögel schwirren um Zitate und lesend erlebt man die Arbeit des Gedächtnisses. Ein Buch für ruhige Tage, für Schnee draussen und einen guten Tee. Nun möchte ich Ihnen noch ein Bilderbuch empfehlen: «Medizin – die visuelle Geschichte der Heilkunst». Es kommt aus dem englischen. Steve Parker hat es geschrieben und viele Bilder sind auch aus dem englischen Sprachraum, sind also auf dem europäischen Festland gar nicht so bekannt. Es ist ein prächtiges Bilderbuch der Medizingeschichte geworden. Es erzählt historisch oder den Kontinenten entlang. Und es hat auch Themen, wie zum Beispiel eine Doppelseite «Das erstes Stethoskop» oder «Ebola». Ein schönes Bilderbuch, in dem man blättern und gut lesen kann.