EINLEITUNG
Einleitung Eigentlich wollte ich in dieser Schrift – auf Anregung von vielen Burgenfreunden – lediglich meine Feldaufnahmen, welche ich seit Anfang 1960 im Simmental durchführe, veröffentlichen. Die häufigste, meist vorwurfsvolle Aussage nach einem Besuch einer Burgstelle lautet gewöhnlich: «Man sieht ja gar nichts mehr.» Genau diese Aussage animierte mich zum Vorhaben, auch ohne Grabungen, aufgrund der Topografie, der sichtbaren Reste und der Kenntnis der burgenspezifischen Geschichte, der adeligen Geschlechter und des allgemeinen Burgenbaues zu versuchen, einen möglichen Bauzustand einer festen Stätte im Bild darzustellen, mit der Überlegung, dass so versucht werden könnte, die Existenz unserer Burgen einem interessierten Publikum näherzubringen.
Perspektivische Darstellung einer Burgruine mit darüber projiziertem möglichem letztem Bauzustand. Ohne exakte wissenschaftliche Grabung können jedoch weder die einzelnen Zeitepochen, noch die Konstruktion von Dächern, Aufbauten usw. oder die ehemalige Anzahl der Stockwerke abschliessend bestimmt werden.
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Mauerreste und Topografie einer Burgstelle verraten oft sehr viel vom ursprünglichen Aussehen des letzten Bauzustandes einer Burg. Wobei wir stets daran denken müssen, dass die meisten Burgen nicht einfach errichtet wurden und wieder untergingen. Vielmehr wurden diese Bauwerke im Verlaufe der Zeit stets umgebaut, den momentanen Bedürfnissen angepasst und allenfalls auch erweitert, oder sogar zerstört und wieder neu aufgebaut. Ohne wissenschaftliche Untersuchung einer Burgstelle ist es in den meisten Fällen kaum möglich, zeitliche Abfolgen, differenzierte Bauzustände oder bauliche Etappierungen zu definieren.
Zudem gab es Burgen, deren Bau wohl begonnen, aber offenbar nie beendet wurde, aus welchen Gründen auch immer (Festi). Ferner dürfte es sich bei einigen, heute nur noch dem Namen nach bekannten Festen um Anlagen handeln, die später in einem neuen Gebäude aufgingen. Hier finden sich in der Regel nur ganz spärliche Reste der alten Burg, zum Beispiel im Kellergemäuer eines heute noch bestehenden Bauernhauses. Meistens wissen nicht einmal die heutigen Besitzer von der Existenz einer alten Burg in ihrem Haus. Wir denken an die Burgställe von Adlemsried, Ringoldingen, Diemtigen u. a. Im Weiteren kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob die vorliegende Auflistung der alten Siedlungsstätten und Burgstellen vollständig ist. Unsere Aufzählung erfolgt aufgrund von Überlieferungen in den uns zur Verfügung stehenden Quellen und dem zur Zeit neuesten Wissensstand. Möglicherweise gab es aber auch im Simmental Anlagen, deren Existenz nicht überliefert worden ist und von denen keinerlei Spuren mehr im Gelände vorhanden sind. Jedenfalls gibt es verschiedene Stellen im Tal, an denen die Topografie für eine befestigte Siedlung oder einen Burgenbau geradezu ideal gewesen wäre.
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