Kurzvorschau – Das grosse Voynich-Rätsel

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Antonia und Sophia gewidmet, den beiden Frauen aus dem Mittelalter. Für sie gelte, was sie geschrieben:

«Das Wichtigste von allem ist die Liebe».

Dedicated to Antonia and Sophia, the two women from the Middle Ages. For them, what they wrote applies:

“The most important thing of all is love.”

Impressum

Alle Angaben in diesem Buch wurden von den Autorinnen nach bestem Wissen und Gewissen erstellt und von ihnen und vom Verlag mit Sorgfalt geprüft. Inhaltliche Fehler sind dennoch nicht auszuschliessen. Daher erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder Autorinnen noch Verlag übernehmen Verantwortung für etwaige Unstimmigkeiten.

Alle Rechte vorbehalten, einschliesslich derjenigen des auszugsweisen Abdrucks und der elektronischen Wiedergabe.

© 2023 Weber Verlag AG, 3645 Thun/Gwatt

Autorin und Korrektorat: Andrea Fischbacher

Zeichnungen: Marie-Louise Lindon-Iten

Übersetzung: LUND Verlagsgesellschaft MbH, D-50677 Köln www.lund-languages.com

Weber Verlag AG

Leitung / Konzept: Madeleine Hadorn

Gestaltung / Satz: Shana Hirschi

Bildbearbeitung: Dominic Fischer

Gestaltung Cover: Sonja Berger

ISBN 978-3-03818-443-0

www.weberverlag.ch

Die Weber Verlag AG wird vom Bundesamt für Kultur mit einem Strukturbeitrag für die Jahre 2021–2024 unterstützt.

Imprint

All information in this book was created by the authors to the best of her knowledge and reviewed carefully by them and the publisher. Nevertheless, errors in content cannot be ruled out. All information is therefore provided without guarantee. Neither the authors nor the publisher accepts responsibility for any discrepancies.

All rights reserved, including those of excerpts and electronic reproduction.

© 2023 Weber Verlag AG, 3645 Thun/Gwatt

Author and proofreader: Andrea Fischbacher

Drawings: Marie-Louise Lindon-Iten

Translation: LUND Verlagsgesellschaft MbH, D-50677 Köln www.lund-languages.com

Weber Verlag AG

Lead / Concept: Madeleine Hadorn

Design / Typesetting: Shana Hirschi

Image editing: Dominic Fischer

Cover design: Sonja Berger

ISBN 978-3-03818-443-0

www.weberverlag.ch

Weber Verlag AG is supported by the Swiss Federal Office of Culture with a structural contribution for the years 2021–2024.

neutral Drucksache
INHALTSVERZEICHNIS Vorwort 8 Einleitung 10 Gliederung der Voynich-Handschrift Interpretation Teil I 01–66A Gefangenentagebuch als Herbar 1308 20 Interpretation Teil II.I 67–74A Einschub Gesprächsprotokolle 1308 87 Interpretation Teil II.II 75–86 Badekapitel 1309–1310 118 Interpretation Teil III 87–102C Mentale Notfallapotheke 150 Interpretation Teil IV 103–117 Persönliche Einzelnachrichten 1311–1330 183 Dank der Autorin 119 Im Porträt 201 7 TABLE OF CONTENTS Preface 8 Introduction 10 Structure of the Voynich Manuscript Interpretation Part I 01–66A Prisoners’ diary as herbarium 1308 20 Interpretation Part II.I 67–74A Insert of interview transcripts 1308 87 Interpretation Part II.II 75–86 Bathing chapter 1309–1310 118 Interpretation Part III 87–102C Mental emergency pharmacy 150 Interpretation Part IV 103–117 Personal individual messages 1311–1330 183 The author’s special thanks 119 In portrait 201

VORWORT

Wir standen kurz vor dem Abschluss unserer Arbeiten an den «Liebesbriefen aus der Steinzeit», da fielen Marie-Louise Lindon-Iten veröffentlichte Zeichnungen aus dem berühmten Voynich-Manuskript auf. Und ja, sie hatte recht, einige dieser Zeichnungen hatten tatsächlich grosse Ähnlichkeit mit der Darstellung, wie wir sie für die natürlichen Kräfte erstellten. Ihr Interesse war geweckt. Immer wenn es ihre Zeit zuliess, recherchierte, suchte, forschte sie diesen rätselhaften Zeichnungen nach. Und als die «Liebesbriefe» erschienen waren, hatte auch die Forschungsstelle wieder Kapazität und stieg in die Recherchen ein.

Es dauerte nicht lange, und Marie-Louise begann die Bilder zu zeichnen, und zwar genau so, wie sie das vorher für die Steinaussagen gemacht hatte, als eine Art Trance- oder Halbtrance-Zeichnungen. Diese gaben ihr Informationen weiter, die sie später auch direkter erhielt. Die Forschungsstelle prüfte in energetischen Testreihen, ebenfalls genau wie für die «Liebesbriefe», die vorliegenden Aussagen. Auf diese Weise arbeiteten wir uns Seite für Seite durch das umfangreiche Manuskript. Als Arbeitsgrundlage diente uns das sorgfältig gestaltete «The Voynich Manuscript», Editid by Raymond Clemens, ISBN 978-0-300-21723-0. Zu Beginn wussten wir nicht, wohin uns diese Reise führen würde. Ja, wir wussten nicht einmal, ob sie uns überhaupt irgendwohin führen würde. Doch schnell wurde klar, dass wir es mit

PREFACE

We were about to finish our work on the book “Liebesbriefe aus der Steinzeit” (“Love Letters from the Stone Age”) when Marie-Louise Lindon-Iten spotted some published drawings from the famous Voynich manuscript. And yes, she was right, some of these drawings did indeed bear a great resemblance to the illustration we created for the natural forces. Her interest was sparked. Whenever her time permitted, she researched, searched, and investigated these enigmatic drawings. And once the “Love Letters” had been published, the research centre also had capacity again and got involved in the research.

It wasn’t long before Marie-Louise began to draw the pictures, exactly as she had done before for the stone testimonies, as a kind of trance or semi-trance drawings. They passed on information to her, which she later also received more directly. The research centre tested the available statements in energetic test series, just as it had done for the “Love Letters”. In this way, we worked through the extensive manuscript page by page. We used the carefully arranged “The Voynich Manuscript”, Edited by Raymond Clemens, ISBN 978-0-30021723-0, as the basis for our work. In the beginning, we didn’t know where this journey would take us. In fact, we didn’t even know if it would lead us anywhere at all.

But it soon became clear that we were dealing with an old diary, a coded one, as it

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einem alten Tagebuch zu tun hatten, einem verschlüsselten, da es wohl nicht von jedermann gelesen werden durfte. Nun gab es für uns kein Halten mehr, wir wollten mehr erfahren. Wer hatte diese Zeichnungen angefertigt, wer hatte mit seiner schönen Handschrift was geschrieben? Es gab Fragen über Fragen. Natürlich sahen wir, dass bereits unzählige Versuche vorliegen, die rätselhafte Handschrift zu verstehen. Doch niemandem, so stellten wir fest, ist es bis heute gelungen, dieses «most mysterious book» zu entschlüsseln. Aus diesem Grund gibt es im vorliegenden Buch keine Quellenangaben, wir hatten keine Quellen. Die abgedruckten Zeichnungen stammen alle von Marie-Louise Lindon-Iten, das Copyright liegt bei ihr.

Niemand verstand. Wir aber begannen zu verstehen. Wir blieben dran, arbeiteten weiter, Marie-Louise zeichnend und «lesend», die Forschungsstelle testend, ich selber schreibend. Der Prozess dauerte ein gutes Jahr und was wir erfahren durften, ergibt ein Kaleidoskop an Eindrücken aus einer längst vergangenen Zeit, aus unserer eigenen Schweizer Geschichte und Kultur. Uns ist es gelungen, einen weiteren Kulturschatz zu heben, darüber sind wir gleichermassen glücklich und dankbar. Ihnen, geschätzte Leserin, geschätzter Leser, wünsche wir viel Freude beim Entdecken dessen, was in der weltweit rätselhaftesten Handschrift steckt.

was probably not supposed to be read by everyone. Now there was no stopping us, we wanted to learn more. Who had made these drawings, who had written what with their beautiful handwriting? There were questions upon questions. Of course, we saw that there are already countless attempts to understand the enigmatic manuscript. But no one, we discovered, has to date succeeded in decoding this “most mysterious book”. That’s why there are no references in this book, we had no sources. The printed drawings are all by MarieLouise Lindon-Iten, the copyright is hers.

No one understood. But we began to understand. We kept at it – we kept working, Marie-Louise was drawing and “reading”, the research centre was testing, and I was writing. The process took more than a year, and what we were privileged to experience yields a kaleidoscope of impressions from a time long gone, from our Swiss history and culture. We succeeded in unearthing another cultural treasure, and we are equally happy and grateful for this.

We hope you, dear reader, will enjoy discovering what lies within the world’s most mysterious manuscript.

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EINLEITUNG

Interview mit dem Medium

Marie-Louise Lindon-Iten

Marie-Louise Lindon-Iten, können

Sie als Medium wahrnehmen, wie die Handschrift ursprünglich hiess?

Sie hatte keinen Namen. Die vorliegende Schweizer Kulturgeschichte entstand aus der Not heraus, was sie besonders authentisch macht. Auch war sie weder als Kulturgeschichte noch als Ganzes geplant, vielmehr entstand sie als sehr persönlicher Fortsetzungsbericht und wurde über Jahre fortgeführt, und zwar von zwei jungen Autorinnen.

Über die mögliche Autorschaft wurde schon vielfach spekuliert. Wer waren diese Autorinnen?

Sie waren erst 17 und 15½ Jahre alt, als sie mit dem Tagebuch begannen. Antonia, die ältere Schwester, hat geschrieben und Sophia, die jüngere, gezeichnet. Ihr Vater war aller Wahrscheinlichkeit nach der mächtige Franchino Rusca († 1339), Herr von Como und Bellinzona. Er war dreimal verheiratet, aber offenbar nicht mit der Mutter der beiden Schwestern, mit Aurelia. Sie scheint seine grosse Liebe und Stütze gewesen zu sein, allerdings konnte er sie als Mädchen ohne Namen nicht heiraten. Seine Eheschliessungen dienten der Stärkung seiner gesellschaftlichen Position und seiner politischen Macht. Dennoch sorgte er stets für die Sicherheit und das Wohlergehen seiner Wunschfamilie und für die Bildung seiner Töchter. Die Mutter, Aurelia, muss eine ganz

INTRODUCTION

Interview with the medium

Marie-Louise Lindon-Iten

Marie-Louise Lindon-Iten, as a medium, can you perceive what the manuscript was originally called? It had no name. This Swiss cultural narrative was created out of hardship, which makes it particularly authentic. It was neither planned as a cultural narrative nor as a whole, rather it was written as a very personal serial and continued over the years, by two young female authors. There has been much speculation about the possible authorship. Who were these authors? They were only 17 and 15½ years old when they started the diary. Antonia, the older sister, wrote and Sophia, the younger, drew. Their father was in all probability the powerful Franchino Rusca († 1339), lord of Como and Bellinzona. He was married three times, but apparently not to the mother of the two sisters, Aurelia. She seems to have been his great love and support, but as a girl without a name, he could not marry her. His marriages served to strengthen his social position and political power. Nevertheless, he always ensured the safety and well-being of his family of choice and the education of his daughters. Their mother, Aurelia, must have been a very special woman. She was, on the one hand, very educated and clairvoyant on the other. She passed

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besondere Frau gewesen sein. Sie war zum einen sehr gebildet und zum anderen hellsichtig. Sie hat ihren Töchtern ihr altes Wissen überliefert. Um die Zeit der Entstehung der Handschrift lebte sie auf der Burg von Bellinzona. Wie offen Rusca mit seiner nicht offiziellen Familie umging, lässt sich schwer sagen.

Wo schrieben und zeichneten die Rusca-Töchter dieses Buch?

Auf der Schnabelburg der von Eschenbachs auf dem Albis. Allerdings wussten sie lange Zeit nicht, wo sie sich befanden.

Wie kamen sie von Bellinzona auf den Albis?

Es war die Zeit des langsamen Niedergangs des Adels. Die Schnabelburger verarmten, sie wurden immer mehr zu Raubrittern und Söldnern. Ein Raubzug im Süden war möglich. Sie fanden sicher mehr als nur die beiden jungen Frauen in der Nähe der Burg von Bellinzona. Der Burgherr, Franchino Rusca, war mit seinem Gefolge für einige Tage ortsabwesend, was sich offenbar herumgesprochen hatte. Walter IV. von Eschenbach mit seinen Gesellen raubte die gut gekleideten jungen Damen, wohl ohne zu wissen, um wen es sich dabei genau handelte. Bei Nacht und Nebel brachte er sie auf seinen Pferden über den Gotthard in seine Ritterburg auf dem Albis. Als seine Gefangenen sollten sie ihm zu Diensten sein, was sich dank der Sprachgrenze vor allem auf den Körper bezog – für ihn eine einfache, für die jungen Frauen eher keine einfache Sache. Obwohl er ihnen keine Wahl liess, schei-

on her ancient knowledge to her daughters. Around the time the manuscript was written, she lived in the castle of Bellinzona. It’s difficult to say how candid Rusca was when it came to his non-official family.

Where did the Rusca daughters write and draw this book?

At Schnabelburg Castle of the von Eschenbachs on the Albis. However, for a long time, they didn’t know where they were.

How did they get from Bellinzona to the Albis?

It was the time of the slow decline of the nobility. The lords of Schnabelburg Castle became impoverished, they turned more and more into robber barons and mercenaries. A raid in the south was possible. They certainly found more than just the two young women near the castle of Bellinzona. The lord of the castle, Franchino Rusca, was absent with his retinue for a few days, which had apparently got around. With his henchmen, Walter IV von Eschenbach abducted the well-dressed young ladies, probably without knowing exactly who they were. In the dark of night, he took them on his horses over the Gotthard to his castle on the Albis. As his captives, they were to be at his service, which, owing to the language barrier, mainly referred to the body – easy for him, not so much for the young women. Although he gave them no choice, they seemed to have tricked

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nen sie ihn immer wieder ausgetrickst zu haben. Aber auch wenn sie ihm immer wieder entkamen, hatten sie Angst vor ihm, auch wegen der Ungewissheit ihrer Zukunft. Eine emotionale Bindung gab es von keiner Seite.

Wann war das? Stimmt die Zeit mit der wissenschaftlichen Einschätzung der Handschriftenentstehung überein? Das begann, entgegen der wissenschaftlichen Einschätzung, im bedeutenden Jahr 1308. Freiherr Walter IV. von Eschenbach, Burgherr der Schnabelburg, und Entführer der beiden Mädchen, war am 1. Mai 1308 am berühmtberüchtigten Königsmord von König Albrecht I. von Habsburg beteiligt. Da die Gefangenen die Geschichte des Königsmordes laut ihren Aufzeichnungen unmittelbar mitbekamen, dürfte ihre Gefangennahme kurz davor, Ende März oder im April 1308 datieren. Wie sie mit dem Umstand umgingen, von einem Königsmörder entführt worden zu sein und körperlich begehrt zu werden, lässt sich nur erahnen. Das sind die Stoffe, aus denen Traumata bestehen.

Aber warum schrieben sie als Gefangene ein Buch?

War das eine Auftragsarbeit?

Zu schreiben begannen sie in der schwierigen Zeit des Erwachsenwerdens, wobei man damals viel früher als erwachsen galt. Der erste Teil der Handschrift beinhaltet Überlebenshilfe und Widerstand.

Es hat den Schwestern geholfen, die Situation der Gefangenschaft zu meistern und

him time after time. But even though they got away from him again and again, they were afraid of him, also because of the uncertainty regarding their future. There was no emotional attachment from either side.

When was that? Does the period coincide with the scholarly assessment of the origin of the manuscripts?

This began, contrary to scholarly assessment, in the momentous year 1308. Baron Walter IV von Eschenbach, lord of Schnabelburg Castle, and abductor of the two girls, was involved in the notorious regicide of King Albrecht I of Habsburg on 1 May 1308. Since the captives, according to their records, were immediately aware of the story of the regicide, their abduction is likely to date shortly before, in late March or April 1308. One can only guess how they coped with the fact that they had been abducted by a kingslayer and were physically lusted after. This is the stuff that trauma is made of.

But why did they write a book as captives? Was this a commissioned work?

They started writing during the difficult time of growing up, although in those days one was considered an adult much earlier. The first part of the manuscript contains survival assistance and resistance. It helped the sisters cope with being in captivity and gave them something

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während der langen, leeren Tage in ihrer Burgkammer beschäftigt zu sein. Sie beschlossen, ein Gefangenentagebuch zu schreiben und verlangten Pergament, Farbpigmente und Schreibzeug. Dass der Schnabelburger dieser Bitte nachkam und das Verlangte wahrscheinlich im nahen Kloster Kappel, einer EschenbachSchnabelburg-Stiftung, besorgen liess, zeigt, dass er die jungen Frauen nicht nur schlecht behandelte. Die jüngere, Sophia, konnte offenbar telepathisch den Kontakt zur hellsichtigen Mutter herstellen. Sie konnte ihr zwar nicht sagen, wo sie festgehalten wurden, denn sie wussten es selbst nicht. Dennoch schien die Mutter eine grosse Hilfe mit dem Buch gewesen zu sein. Auch wird sie die beiden Töchter während der Gefangenschaft moralisch unterstützt und stabilisiert haben.

Wie setzten sie die Sprache zusammen?

Antonia, die Schreiberin, war für die Sprache zuständig. Da es zu riskant gewesen wäre, ein offensichtliches Gefangenentagebuch zu schreiben, erfand sie eine ganz eigene Geheim- oder Phantasiesprache, die nicht Wort für Wort zu entschlüsseln ist. Auf wissenschaftlichem Weg lässt sich da leider nichts machen. Dennoch kann ich als Medium das Geschriebene ganzheitlich wahrnehmen. Dem Burgherrn blieb der Inhalt tatsächlich verborgen.

Zusätzlich waren die Pergamentbogen als hübsches Herbar getarnt. Bisher scheint niemand auf die Idee gekommen zu sein,

to do during the long, empty days in their castle chamber. They decided to write a prisoners’ diary and asked for parchment, colour pigments and writing materials. The fact that the lord of Schnabelburg Castle complied with this request and probably had the desired materials procured from nearby Kappel monastery, an Eschenbach-Schnabelburg foundation, shows that he didn’t only treat the young women badly.The younger one, Sophia, was apparently able to telepathically get in touch with her clairvoyant mother. She couldn’t tell her where they were being held, because they didn’t know themselves. Nevertheless, the mother seemed to have been a great help with the book. She will also have provided moral support and stability for the two daughters during their captivity.

How did they put the language together?

Antonia, the scribe, was responsible for the language. Since it would have been too risky to write an obvious prisoners’ diary, she invented her very own secret or fantasy language that cannot be decoded word for word. Unfortunately, it cannot be solved scientifically. Nevertheless, as a medium, I can perceive what is written holistically. The contents actually remained hidden from the lord of the castle.

In addition, the parchment sheets were disguised as a pretty herbarium. So far, no one seems to have thought of decoding the visual language, because it is almost

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die Bildsprache zu entschlüsseln, denn diese ist fast noch aussagekräftiger als die Phantasiesprache.

Wieso wechseln die Bilder von Blumen zu Badeszenen, weshalb Badeszenen?

Sophia malte, was sie kannte. Offensichtlich kannte sie sich mit Blumen aus und ein Herbar scheint ihr als Deckmantel für ihr Gefangenentagebuch tauglich gewesen zu sein. Interessant ist auch die Beobachtung, dass für die Handschrift, im Gegensatz zu den bekannten Klosterhandschriften, weder wertvolle Farben noch Gold verwendet wurde. Später, auf der Habsburg, musste das Geschriebene wohl nicht mehr zwingend verschlüsselt werden. Offenbar haben die beiden Frauen dennoch an der eingeschlagenen Richtung festgehalten, auch an der Art der Farben, lediglich die Bildinhalte wechselten von Blumen zu Badenden. Wahrscheinlich genossen die Frauen den Badespass und anscheinend hat er sie beeindruckt. Die Wölbungen und Verbindungsbogen, die in den Bildern zuweilen mit Blumendarstellungen gemixt oder ergänzt werden, finden sich übrigens in der Zisterne, die 2017 durch den Sturz der Kuh Belinda in Habsburg ans Tageslicht kam. Womöglich haben sich die beiden Frauen hier mit ihren Liebsten getroffen, mit den Kindern badeten sie hingegen an Bächen, was sie beschreiben.

Was ist das Thema der Handschrift?

Sie begann wie gesagt als Gefangenentagebuch und hielt die persönliche Entwicklung

even more revealing than the made-up language. Why do the pictures change from flowers to bathing scenes, and why bathing scenes?

Sophia painted what she knew. She obviously knew her way around flowers and a herbarium seems to have been suitable as a cover for her prison diary. It’s also interesting to note that, unlike the known monastic manuscripts, neither precious colours nor gold was used for the manuscript. Later, at Habsburg Castle, it was probably no longer necessary to encode what was written. Apparently, the two women nevertheless continued in the direction they had taken, including the type of paints; only the content of the pictures changed from flowers to bathers. The women probably enjoyed bathing and apparently, it made an impression on them. Incidentally, the vaults and connecting arches, which are sometimes mixed or supplemented with floral depictions in the paintings, can be found in the cistern that was discovered in Habsburg in 2017, when Belinda the cow fell into it. This may be where the two women met up with their loved ones, while with the children they bathed in streams, which is what they describe.

What is the theme of the manuscript?

As mentioned, it began as a prisoners’ diary and recorded the personal develop -

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der beiden jungen Frauen und der unmittelbaren Zeitgeschehnisse fest. Die Leserin, der Leser erfährt Spannendes über den Königsfelder Königsmord, über den Alltag des Adels und der Bauern, über das Leben auf der Schnabelburg, die Entstehung des Klosters Königsfelden und vor allem über das Leben auf der Habsburg, wohin die Frauen für einige Zeit übersiedelten, bevor sie nach Bellinzona zurückkehrten. Bruchstückhaft kommt auch historisch Überliefertes zur Sprache, etwa zur Schlacht am Morgarten oder zur Schlacht in Mühldorf, und dies aus der Perspektive der Zeitzeuginnen. Die Handschrift endet 1330 mit dem Tod Friedrichs I. von Habsburg.

Obwohl die letzten Jahre nur sehr lückenhaft beschrieben werden, wird schnell klar, dass die Fernbeziehungen immer wieder auch als Nahbeziehungen gelebt wurden. Die Verbindung zwischen den beiden Bellinzonerinnen und den beiden Habsburgern muss sehr eng und von einer tragenden Liebe geprägt gewesen sein. Das Spezielle an der Schrift liegt darin, dass sie zwar bei den Herren der damaligen Welt entsteht, die Herren- oder Herrschergeschichte jedoch nur am Rande einfliessen lässt. Es ist ein typisches Frauenbuch, das den Alltag, die Umstände, die Sorgen und Nöte und die Möglichkeiten schildert, auch immer wieder diejenigen der kleinen Leute. Unsere Geschichtsschreibung ist ja immer mehr Herren- und Herrschergeschichte denn Frauen- oder Volksgeschichte. Diese Handschrift ist das Pendant dazu.

ment of the two young women and the immediate events of the time. The reader learns exciting facts about the Königsfelden regicide, the everyday life of nobility and peasants, life at Schnabelburg Castle, the origins of Königsfelden Monastery and above all life at Habsburg Castle, where the women settled for a while before returning to Bellinzona. Fragments of historical events are also mentioned, such as the Battle of Morgarten or the Battle of Mühldorf, from the perspective of our contemporary witnesses. The manuscript ends in 1330 with the death of Frederick I of Habsburg.

Although the last few years are described only very vaguely, it quickly becomes clear that the long-distance relationships were always lived as close relationships as well. The connection between the two women from Bellinzona and the two men from Habsburg must have been very close and characterised by steadfast love. What is special about the manuscript is that although it originates with the lords of the realm of the time, the history of lords or rulers is only peripherally incorporated. It is a typical women’s book that describes everyday life, the conditions, the worries and hardships and the possibilities, including, again and again, those of the little people. Our historiography is always more the history of masters and rulers than the history of women or the people. This manuscript is the counterpart to that.

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Wo konnten die vier Personen ihre Nahbeziehung pflegen?

Sie scheinen sich vorwiegend auf halbem Weg, in der kleinen Trutzburg am Zugersee, getroffen zu haben. Die Burg besteht heute zwar nicht mehr als Burg, ihre Reste sind jedoch in einem Bauernhaus aus dem 16. Jahrhundert noch immer erhalten. Es ist in Privatbesitz, kaum jemand weiss von seiner speziellen Vergangenheit.

Seit wann liegt die Handschrift in Buchform vor?

Bindung und Seitennummerierung stammen nicht von den Autorinnen, die Notfallapotheke bildet einen selbständigen Teil und ist nicht integraler Bestandteil der Handschrift. Die Autorinnen nähten die Blätter, in Bündel geordnet, mit Leinenfaden zusammen und verschenkten die Bündel in Leinenstoff oder Pergament eingewickelt als ungebundene Handschrift ihren Liebsten, Friedrich I. und Leopold I. von Habsburg, die Notfallapotheke zum täglichen Gebrauch, die übrige Handschrift als Erinnerung. Da die jungen Frauen keine standesgemässen Nachkommen mit adligem Stammbaum waren, war eine Heirat mit einem Habsburger ausgeschlossen.

Handelt es sich bei der Handschrift um eine Schweizer Kulturgeschichte?

Die Handschrift gewährt interessante Einblicke in die Zustände, Machenschaften und Entwicklungen der damaligen Zeit in der heutigen Schweiz. Sie zeigt die Schwierigkeiten, die sich aus den gültigen Normen ergaben und das überraschend

Where could the four people cultivate their close relationship?

They seem to have met mainly halfway, in the small fortress on Lake Zug. The castle no longer exists as a castle today, but its remains are still preserved in a 16th -century farmhouse. It is privately owned, and hardly anyone knows about its special past.

Since when has the manuscript been available in book form?

Binding and page numbering are not by the authors, the emergency pharmacy forms an independent part and is not an integral part of the manuscript. The authors sewed the sheets, arranged in bundles, together with linen thread and gave the bundles, wrapped in linen or parchment, as unbound manuscripts to their sweethearts, Frederick I and Leopold I of Habsburg, the emergency pharmacy for daily use, the rest of the manuscript as a memento. Since the young women were not descendants of noble birth, marriage to a member of the Habsburg dynasty was out of the question.

Is the manuscript a Swiss cultural narrative?

The manuscript provides interesting insights into the conditions, machinations and developments of that time in presentday Switzerland. It shows the difficulties that arose from the prevailing norms and the surprisingly progressive mindset of

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fortschrittliche Denken der jungen Leute. Aus den Einträgen ist eine eindrückliche und spannend zu lesende Schweizer Kulturgeschichte aus der Frauenperspektive entstanden.

Mit welchen drei Adjektiven würden Sie die Handschrift auszeichnen?

Klärend, verblüffend, berührend. Vielleicht sogar erschütternd.

the young people. The entries create an impressive and enthralling Swiss cultural narrative from a female perspective. Which three adjectives would you use to describe the manuscript?

Clarifying, astonishing, touching. Perhaps even shocking.

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GLIEDERUNG DER VOYNICH-HANDSCHRIFT

Teil I, 01–66A

– Herbar 1308

– Gefangenentagebuch von Antonia und Sophia auf der Schnabelburg, getarnt als Herbar

– Verbotene Ausgänge aus der Schnabelburg, Kennenlernen der Bauern und der näheren Albis-Umgebung

– Aufzeichnungen der Lehr- und Wanderzeit

– Ausbildung bei der Heilerin Gertrud zu Heilerinnen und Lehrerinnen

– Hospiz- und Schulgründung

– Erster Pestfall am Albis

– Erste Kontakte und Zusammenarbeit mit Agnes von Ungarn in Königsfelden

– Mentorat für Königin Agnes Hospiz in Königsfelden

– Erster Pestfall in Königsfelden

– Übersiedlung von Antonia und Sophia auf die Habsburg

– Wiedersehen mit den Eltern im Herbst 1308

Teil II.I, 67–74A

– Einschub Gesprächsprotokolle 1308

– Habsburgs Situation nach dem Königsmord von 1308

– Evaluation der Königsnachfolge im Hause Habsburg

– Monatszeichen: Bestandesaufnahme von Habsburgs Macht nach dem Mord

– Politik: Habsburg-Eidgenossen und die Kraft der Frauen

STRUCTURE OF THE VOYNICH MANUSCRIPT

Part I, 01–66A

– Herbarium 1308

– Prisoners’ diary of Antonia and Sophia at Schnabelburg Castle, disguised as a herbarium

– Illicit outings from Schnabelburg Castle, getting to know the farmers and the nearer Albis surroundings

– Records of the apprenticeship time

– Learning from the healer Gertrud to become healers and teachers

– Hospital and school foundation

– First plague case on the Albis

– First contacts and collaboration with Agnes of Hungary in Königsfelden

– Mentorship for Queen Agnes Hospital in Königsfelden

– First case of plague in Königsfelden

– Antonia and Sophia move to Habsburg Castle

– Reunion with the parents in autumn 1308

Part II.I, 67–74A

– Insert of interview transcripts 1308

– Habsburg situation after the regicide of 1308

– Evaluation of the royal succession in the House of Habsburg

– Sign of the month: taking stock of Habsburg power after the regicide

– Politics: Habsburg-Swiss confederates and the power of women

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Teil II.II, 75–86

– Badekapitel 1309–1310

– Alltagsleben auf der Habsburg als Erzieherinnen, gestaltet als Badekapitel

– Neues Erziehungs- und Schulungsmodell

– Erste Liebe

– Moderne Ideen und etwas Politik, eine Art Traumplan

– Abschied und gegenseitige Liebesversprechen 1310

Teil III, 87–102C

– Mentale Notfallapotheke für Friedrich und Leopold: Lebenshilfe

– Mentale Notfallapotheke für Friedrich und Leopold: Heilpflanzen und Lebenshilfe

Teil IV, 103–117

– 1311–1330

– Persönliche Einzelnachrichten bis zum Tod Friedrichs I.

Part II.II, 75–86

– Bathing chapter 1309–1310

– Everyday life at Habsburg Castle as teachers, arranged as a bathing chapter

– New education and training model

– First love

– Modern ideas and some politics, a kind of dream plan

– Farewell and mutual promises of love 1310

Part III, 87–102C

– Mental emergency pharmacy for Frederick and Leopold: life assistance remedies

– Mental emergency pharmacy for Frederick and Leopold: medicinal plants and life assistance remedies

Part IV, 103–117

– 1311–1330

– Personal individual messages until the death of Frederick I

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INTERPRETATION TEIL I

Gefangenentagebuch als Herbar 1308

01–14A: Gefangenentagebuch von Antonia und Sophia auf der Schnabelburg, getarnt als Herbar

15–28A: Verbotene Ausgänge aus der Schnabelburg, kennen lernen der Bauern und der näheren Albis-Umgebung

29–61A: Aufzeichnungen der Lehr- und Wanderzeit

29–39: Ausbildung bei der Heilerin Gertrud zu Heilerinnen und Lehrerinnen

39A-48: Hospiz- und Schulgründung

48A-51: Erster Pestfall am Albis

51A-55A: Erste Kontakte und Zusammenarbeit mit Agnes von Ungarn in Königsfelden

56–66A: Mentorat für Königin Agnes Hospiz in Königsfelden

60A-61A: Erster Pestfall in Königsfelden

63A-64: Übersiedlung von Antonia und Sophia auf die Habsburg

64A-66: Wiedersehen mit den Eltern im Herbst 1308

INTERPRETATION TEIL I

Prisoners’ diary as herbarium 1308

01–14A: Prisoners’ diary of Antonia and Sophia at Schnabelburg Castle, disguised as a herbarium

15–28A: Illicit outings from Schnabelburg Castle, getting to know the farmers and the nearer Albis surroundings

29–61A: Records of the apprenticeship time

29–39: Learning from the healer Gertrud to become healers and teachers

39A-48: Hospital and school foundation

48A-51: First plague case on the Albis

51A-55A: First contacts and collaboration with Agnes of Hungary in Königsfelden

56–66A: Mentorship for Queen Agnes Hospital in Königsfelden

60A-61A: First case of plague in Königsfelden

63A-64: Antonia and Sophia move to Habsburg Castle

64A-66: Reunion with the parents in autumn 1308

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MARIE-LOUISE LINDON-ITEN

«Als Medium versuchte ich, den Inhalt der ersten Seite zu lesen und zu verstehen. Das meiste ergibt keinen Sinn. Nach und nach gelang es mir, das Geschriebene ganzheitlich wahrzunehmen. Was die Autorin sagen wollte, ist in ihrer eigenen Geheimsprache geschrieben. Im zweiten Abschnitt auf Seite 1 steht: ‹Du böser Mann, warum hast du uns geraubt und in deinem Turm eingesperrt? Unser Buch rettet uns vor Angst, Tod und Langeweile.›

Die jungen Frauen scheinen nicht nur Langeweile und Angst gehabt zu haben. Vor lauter Ungewissheiten fürchteten sie sich offenbar gar vor dem Tod. Der Ernst ihrer Lage war demnach unklar. Um sich abzulenken und die Geschehnisse besser verarbeiten zu können, schreibt Antonia alles in Geheimsprache auf und Sophia übersetzt das Erlebte und Beobachtete in Blumenbilder. Ein offensichtliches Tagebuch wäre viel zu gefährlich, was würde passieren, wenn der Entführer es fände und läse. Ein scheinbar harmloses Herbar gewährt den notwendigen Schutz und erfüllt für die beiden jungen Frauen dennoch seinen Zweck. Zeit für dieses aufwändige Verfahren haben sie, sitzen sie doch gefangen in einer Turmkammer auf der Schnabelburg.»

Marie-Louise Lindon-Iten formuliert in den folgenden vier Beispielen den Inhalt des Bildes und separat dazu denjenigen des Textes. Ab Seite 03A fasst sie die beiden Aussagen zusammen.

MARIE-LOUISE LINDON-ITEN

Marie-Louise Iten: “As a medium, I tried to read and understand the content of the first page. Most of it doesn’t make sense. Little by little I managed to perceive the writing holistically. What the author wanted to say is written in her own secret language. The second paragraph on page 1 states: ‘You wicked man, why have you stolen us and locked us up in your tower? Our book saves us from fear, death and boredom.’

The young women seem to have had more than just boredom and fear. With all the uncertainties, they were apparently even afraid of death. The gravity of their situation was thus unclear. To distract themselves and to be able to process the events better, Antonia writes everything down in secret language and Sophia translates her experiences and observations into flower pictures. An obvious diary would be far too dangerous, what would happen if the abductor found and read it? A seemingly harmless herbarium provides the necessary cover and still serves its purpose for the two young women. They have time for this elaborate procedure, as they are trapped in a tower chamber at Schnabelburg Castle.”

In the following four examples, MarieLouise Lindon-Iten formulates the content of the image and, separately, that of the text. From page 03A she summarises the two statements.

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01A BELLADONNA

«Ich bin stark und schön, aber giftig. Hände weg, wenn du mich nicht verstehst. Meine Kraft steckt in den Wurzeln.»

«Unsere Mutter hat uns, Antonia und Sophia, dahingehend erzogen, dass aufgeben in einer schwierigen Situation der falsche Weg sei. So sind wir denn überzeugt, dass es auch für uns in der gegenwärtigen Situation des Gefangen-Seins im Turm einer uns fremden Burg unter Menschen, deren Sprache wir nicht verstehen und deren Absichten zuweilen eigennützig sind, einen Ausweg gibt. Wir müssen mit Stärke und Mut für uns einstehen. Vor allen Dingen wollen wir dem Burgherrn nicht zu Diensten sein, wie er dies immer wieder von uns verlangt.»

01A BELLADONNA

“I am strong and beautiful, but poisonous. Hands off if you don’t understand me. My strength is in the roots.”

“Our mother raised us, Antonia and Sophia, to believe that giving up when things got difficult was the wrong way to go. And so we are confident that there is also a way out for us in our present predicament – imprisoned in the tower of an unfamiliar castle, among people whose language we do not understand and whose intentions are sometimes self-serving. We must stand up for ourselves with strength and courage. Above all, we do not want to serve the lord of the castle, as he keeps demanding we do.”

02 COMPOSITE FLOWER

«Ich habe Angst, meine Wurzeln sind am Verdorren, sie suchen die starken Kräfte eines Akupunktes.»

«Wovor hat der Korbblütler Angst? Weshalb sucht er nicht Wasser, wenn er verdorrt, sondern einen Akupunkt und damit Kraft? Der Korbblütler mit seinen drei Blüten steht für uns, Antonia und Sophia auf der fremden Burg und für unsere Mutter auf der Burg in Bellinzona. Die Pflanze hat Angst, weil sie am falschen Ort wächst, der sie krank macht, Wasser ist vorhanden. Alle drei brauchen wir Kraft, um die neue und beängstigende Situation durchzustehen.

“I am afraid, my roots are withering, they are seeking the strong powers of an acupoint.”

“What is the composite flower afraid of? Why does it not seek water when it withers, but an acupoint and thus strength? The composite flower with its three blossoms represents us, Antonia and Sophia, at the foreign castle and our mother at the castle in Bellinzona. The plant is afraid because it is growing in the wrong place which makes it sick, water is available. All three of us need strength to get through the new and frightening situation. The abduction came as a complete surprise

02 KORBBLÜTLER
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Die Entführung kam für uns vollkommen überraschend. Auch wenn es viele Entführungsgeschichten gibt, sind diese meist älter. Wir hätten nie mit so etwas gerechnet.»

02A SEEROSE

«Mein grosses Blatt ist ein Schutzschild für die zarte Blüte, die Wurzeln bilden einen starken Boden.»

«Wir ertrinken nicht, wenn der Sturm des Lebens hohe Wellen schlägt, die Seerose macht uns Mut.» 03

BRENNNESSEL

«Ich bin ein wunderbarer Kraftspender für alle Lebewesen, und steche nur, um mich zu verteidigen.»

«Unser oberstes Gebot in unserer Situation als Entführte und Gefangengehaltene ist es, unserem Entführer keine Schwäche zu zeigen, denn sonst sind wir verloren. Im Notfall wehren wir uns gegen ihn mit Zähnen und Nägeln. Wir wollen seine erzwungene Nähe nicht.»

03A BLAUER EISENHUT, tödlich giftig

«Seit einigen Tagen ist es laut und unheimlich auf der Burg. Sophia und ich sind hellfühlend wie unsere Mutter und spüren die

to us. Even though there are many abduction stories, they are mostly older. We never expected anything like this.”

02A WATER LILY

“My large leaf is a shield for the delicate flower, the roots form a strong base.”

“We do not drown when the storm of life makes high waves, the water lily gives us courage.”

03 STINGING NETTLE

“I am a wonderful giver of strength to all living things, and sting only to defend myself.”

“Our first commandment in our situation as abductees and captives is not to show weakness to our captor, otherwise we are lost. If necessary, we defend ourselves against him with teeth and nails. We don’t want his forced intimacy.”

03A BLUE MONKSHOOD, deadly poisonous

“For a few days now, it has been noisy and eerie in the castle. Sophia and I are clairsentient like our mother and feel the

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Spannungen bis hinein in unsere abgeschlossene Turmkammer. Etwas Ungutes braut sich zusammen. Sophia übersetzt es in die Sprache der Blumen: Die Anführer (Blüten) scheinen zusammen mit ihren Mithelfern (sechs Blätter miteinander verbunden) etwas Unrechtes zu planen. Das Unheil steigt aus den Wurzelbechern bis nach oben. Was es nur sein mag?»

04 LAVENDEL, beruhigt

«Wegen des geschäftigen Lärms im Obergeschoss des Turms können wir nachts immer wieder gar nicht schlafen. Die Atmosphäre ist bis zum Zerreissen gespannt. Aus Angst horchen wir so gut es geht an der Türe und fragen später den Knecht, der uns mit Essen versorgt, nach den Gründen des Lärms. Der Knecht spricht etwas Italienisch. Da wir kein Deutsch verstehen und sein Herr kein Italienisch, kann er seine Ängste mit uns teilen, ohne Gefahr zu laufen, dass dies auskommt. Unterstützt von Gesten verrät er uns, dass oben ein Überfall oder gar Mord geplant werde. Auch wenn ausser ihm niemand unsere Landessprache zu sprechen scheint, verpflichtet er uns nachdrücklich zum Schweigen. Wir versprechen es ihm, da sein Leben sonst in Gefahr ist.»

04A STENGELENZIAN

«Der Enzian ist ein Himmelsstern, eine Königsblume mit einer dicken Kraft-

tensions all the way into our locked tower chamber. Something bad is brewing. Sophia translates it into the language of flowers: the leaders (flowers) seem to be planning something bad together with their helpers (six leaves connected). Evil rises from the root cups to the top. What might it be?”

04 LAVENDER, soothing

“The hustle and bustle on the upper floor of the tower keep making it impossible for us to sleep at night. The atmosphere is tense to the breaking point. Fearful, we eavesdrop at the door as best we can and later ask the servant who brings us food about the reasons for the commotion. The servant speaks a little Italian. As we don’t understand German and his master doesn’t understand Italian, he can share his fears without risking this coming out. Supported by gestures, he tells us that a robbery or even murder is being planned upstairs. Even though no one but him seems to speak our native language, he emphatically asks us to remain silent. We promise him, otherwise his life will be in danger.”

04A WILLOW GENTIAN

“The gentian is a star of heaven, a royal flower with a thick powerful root, the

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01A BELLADONNA 01A BELLADONNA 02A SEEROSE 02A WATER LILY 02 KORBBLÜTLER 02 COMPOSITE FLOWER 03 BRENNNESSEL 03 STINGING NETTLE

wurzel, die kleinen Krallenblätter sind die Treppenstufen zur Macht. Das Komplott scheint sich gegen den König zu richten, das konnten wir den Worten des Knechts entnehmen. Merkt der König nicht, dass seine Treppe brüchig ist? Wir sind, hier eingesperrt und nur zwei fremde, junge Frauen, entsetzlich machtlos und können ihn nicht warnen und der Knecht getraut sich dies nicht.»

05 EINBEERE 1

«Die Einbeere hat ihre ganze Kraft in der Beere gespeichert. Ihre Blätter sind jetzt schlaff und die Wurzeln ausgelaugt wie im Herbst. Der König ist in höchster Gefahr, er braucht Schutz!»

05A ESPE, ZITTERPAPPEL

«Sophia und ich haben Angst und zittern innerlich wie Espenlaub. Wir fragen uns, was uns hier bei den Menschen, die ihren König ermorden wollen, erwartet. Landsleute, die bereit sind, den eigenen König zu töten, sind in unseren Augen Barbaren. Ist ihnen über den Weg zu trauen? Mit ihren Absichten geben sie eine klare Antwort auf diese Frage.»

06 FLEISCHFRESSENDE PFLANZE

«König Albrecht I. von Habsburg wird von seinen eigenen Leuten am 1. Mai 1308 er-

small clawed leaves are the steps to power. The plot seems to be directed against the King; we could gather that from the servant’s words. Doesn’t the King notice that his staircase is crumbling? Here we are, locked up and just two foreign young women, horribly powerless and unable to warn him and the servant doesn’t dare to do so.”

05 HERB PARIS 1

“The herb Paris has all its strength stored in the berry. Its leaves are now limp and the roots exhausted as in autumn. The King is in great danger, he needs protection!”

05A ASPEN

“Sophia and I are scared and shaking as aspen leaves inside. We wonder what awaits us here with the people who want to assassinate their king. Countrymen who are willing to kill their own king are barbarians in our eyes. Can they be trusted? With their intentions, they give a clear answer to this question.”

06 CARNIVOROUS PLANT

“King Albrecht I of Habsburg is murdered by his people on 1 May 1308. Our lord of

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mordet. Unser Burgherr hilft mit. Hat denn ausser dem Knecht und uns niemand etwas von der Verschwörung bemerkt? Sophia symbolisiert mit der Fleischfressenden Pflanze und ihrem blutroten Blütenrand das fliessende Blut und damit den Tod, hier den Tod des Königs. Die schwarzen Frassspuren der Schädlinge zeigen die ihm zugefügten Wunden, die schnell zu seinem Tod führten. Die Fleischfressende Pflanze steht für das Ökosystem, das sich auf die grundlegende Frage nach dem Fressen und GefressenWerden reduzieren lässt. Darum ging es hier. Der König wurde ermordet, gefressen, und mit dieser Veränderung im Ökosystem der Gesellschaft wird sich die Machtstruktur verändern. Wir haben mitbekommen, dass unser Burgherr an Einfluss verloren hat. Durch diesen Befreiungsschlag wollte er sich aus der Abwärtsspirale retten. Uns würde wundern, wenn ihm das auf solche Weise gelänge, die Zeit wird es zeigen.»

06A DISTEL

«Die Stacheln sind der Distel Schutz, sie sticht und kratzt bei Gefahr. Sophia und ich wehren uns gegen den Bösewicht, den Burgherrn, mit unseren Fingernägeln und mit List, wenn er uns nahekommt und immer noch mehr will. Bisher konnten wir uns bis zu einem gewissen Mass gegen ihn zur Wehr setzen und wir fragen uns, weshalb der König so ganz ohne Schutz war. Vielleicht fehlte ihm eine Distel?»

the castle lends a hand. Did no one but the servant and us notice anything about the conspiracy? With the carnivorous plant and its blood-red flower edge, Sophia symbolises flowing blood and thus death, here the death of the King. The black frass marks of the pests show the wounds inflicted on him, which quickly led to his death. The carnivorous plant represents the ecosystem, which can be reduced to the basic question of eating and being eaten. That is what this was all about. The King was slain, devoured, and with this change in the ecosystem of society, the power structure will change. We have noticed that our lord of the castle has lost influence. By striking this liberating blow, he wanted to save himself from the downward spiral. We would be surprised if he succeeded in this way; time will tell.”

06A THISTLE

“The thorns are the thistle’s protection, it pricks and scratches when in danger. Sophia and I defend ourselves against the villain, the lord of the castle, with our fingernails and with cunning when he gets close to us and still wants more. So far we have been able to stand up to him to a certain extent and we wonder why the King was so completely without protection. Maybe he was missing a thistle?”

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«Die Blüte der Passionsblume strahlt, sie ist ein Gotteszeichen, die Wurzel aber ist gespalten und der eine Teil ist tot. Die abgestorbene Teilwurzel bleibt tot, die lebendige hingegen wird neues Leben hervorbringen. Am Ufer der Reuss, am Ort der Ermordung von König Albrecht I. von Habsburg soll für sein Seelenheil gebetet werden, denn er starb ohne priesterlichen Beistand. Carlo, der Knecht, sagte sogar, dass dort möglicherweise als Erinnerung an den Mord und zur Sühnung der Tat ein Kloster entstehen soll. Diese Idee gefällt uns sehr.»

07A UNKRAUT 1

«Warum ist es nicht gelungen, den König zu schützen? Die Mörder, Sophia zeichnet sie als Unkraut, sollten das büssen! Hier geht das Leben weiter, als wäre nichts geschehen. Wir sind empört, verunsichert und verängstigt. Und wir sind um unsere Sicherheit besorgt. Wenn ein König ungestraft ermordet werden kann, was kann denn alles mit uns, zwei fremden, unbedeutenden Mädchen, passieren?»

08 KEIMLING

«Der Keimling symbolisiert einen Neuanfang. Bald einmal soll ein neuer König gewählt werden. Wir hören, Friedrich I. von Habsburg, der älteste Sohn Albrechts I., werde wohl Anspruch auf die Königs-

07 PASSION FLOWER

“The passion flower’s blossom is radiant, it is a sign of God, but the root is split and one part is dead. The dead part of the root remains dead, but the living one will bring forth new life. On the banks of the River Reuss, at the site of the murder of King Albrecht I of Habsburg, prayers are to be said for his salvation, for he died without priestly assistance. Carlo, the servant, even said that a monastery might be built there as a reminder of the murder and to atone for the crime. We like this idea very much.”

07A WEED 1

“Why was it not possible to protect the King? The murderers, Sophia draws them as weeds, should pay for it! Here, life goes on as if nothing had happened. We are outraged, unsettled and frightened. And we are concerned for our safety. If a king can be murdered with impunity, what can happen to us, two foreign, insignificant girls?”

08 SEEDLING

“The seedling symbolises a new beginning. Soon a new king is to be elected. We hear that Frederick I of Habsburg, the eldest son of Albrecht I, will probably lay claim to the royal succession. But it is also ru-

07 PASSIONSBLUME
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05 EINBEERE 1 05 HERB PARIS 1 06A DISTEL 06A THISTLE 06 FLEISCHFRESSENDE PFLANZE 06 CARNIVOROUS PLANT 07 PASSIONSBLUME 07 PASSION FLOWER

nachfolge erheben. Es wird aber auch gemunkelt, diese Wahl sei noch lange nicht sicher, denn es gebe, abgesehen von der direkten Stammlinie, mehrere mögliche Nachfolger. Da Sophia und ich hier fremd und mit den Personen und Machtverhältnissen nicht vertraut sind, können wir uns kein Bild davon machen. Das Einzige, was wir hier mitbekommen, ist, dass sich offenbar verschiedene Anwärter aufstellen und gegeneinander in Position bringen. Wir fragen uns, wie sich das wohl anfühlt, wenn man in einer solchen Rolle steckt.»

08A KARTOFFEL

«Die Knolle der Kartoffel ist essbar, das Kraut und die Blüten sind jedoch giftig. Das Gefolge des Königs, wie auch das Volk, waren offenbar ahnungslos, was den Königsmord betrifft, denn dieser wurde heimlich geplant, war ein Komplott. Deshalb konnten sie nichts gegen die Ermordung des Königs tun. Jetzt, im Nachhinein, bestimmen ihre gesunden Wurzeln die Zukunft. Carlo will gehört haben, dass es Bestrebungen gebe, den Königsmord zu ahnden und damit die giftigen Blätter zu vernichten. Der Burgherr hat ihn zu ehrenwörtlichem Stillschweigen verpflichtet.»

09 SAUERAMPFER 1

«Die Sauerampfer ist eine essbare Heilpflanze. Sophia und ich pflücken den Ampfer im Burggarten. Wir wissen, dass er gesund ist und uns neue Kraft gibt. Wir

moured that this election is far from certain, because, apart from the direct lineage, there are several possible successors. As Sophia and I are strangers here and unfamiliar with the people and power relations, we cannot get a picture of it. The only thing we are witnessing here is that different candidates are apparently lining up and positioning themselves against each other. We wonder what it feels like to be in that kind of role.”

08A POTATO

“The tuber of the potato is edible, but the leaves and the flowers are poisonous. The King’s entourage, as well as the people, were obviously unaware of the regicide, for it was secretly planned, a plot. That is why they were unable to prevent the assassination of the King. Now, in retrospect, their healthy roots determine the future. Carlo claims to have heard that there are efforts to punish the regicide and thus destroy the poisonous leaves. The lord of the castle has sworn him to honourable silence.”

09

1

“Sorrel is an edible medicinal plant. Sophia and I pick the sorrel in the castle garden. We know that it is healthy and gives us new strength. We are not allowed

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dürfen uns zwar nicht im Garten aufhalten, da wir weiterhin im Turm eingesperrt sind, aber Carlo lässt uns immer wieder kurz hinaus, wenn der Herr weggeritten ist.»

09A STORCHENSCHNABEL

«Sophia und ich freuen uns an der fröhlichen Pflanze. Sie muntert uns auf mit ihren Sommervogelblüten.»

10 KORNBLUME 1

«Der Burgherr befiehlt Sophia und mich zu sich. Mit den Worten: ‹So, ihr beide, jetzt kommt ihr dran!› wendet er sich ruppig an uns. Zum Glück hat uns Carlo schon viele deutsche Wörter beigebracht. Es sei zu unserem Schutz, sagt er immer und er hat wohl recht damit. Unser Burgherr ist wieder einmal betrunken. Ich sage ihm ins Gesicht, das tue ihm nicht gut und Sophia schlägt ihm einen Kamillentee vor. Das findet er derart unverschämt, dass er uns gleich wieder fortjagt, was wir uns nicht zweimal sagen lassen. Zurück in unserer Kammer wird uns bewusst, wie viel Glück wir gerade gehabt haben. Später berichtet uns Carlo, der Herr sei jetzt eingeschlafen und bedeute für heute wohl keine Gefahr mehr.»

10A KORNBLUME 2

«Die Kornblume lässt Blüten und Blätter hängen. Sie zeigt unseren Zustand an.

in the garden as we are still locked up in the tower, but Carlo always lets us out briefly when the master has ridden away.”

09A CRANE’S BILL

“Sophia and I enjoy the cheerful plant. It brightens our day with its summer bird blossoms.”

10 CORNFLOWER

“The lord of the castle orders Sophia and me to him. With the words: ‘So you two, now it’s your turn!’ he addresses us gruffly. Luckily, Carlo has already taught us many German words. It’s for our protection, he always says, and he’s probably right. Our lord of the castle is drunk once again. I tell him to his face that it’s not doing him any good and Sophia suggests a camomile tea. He finds this so impertinent that he immediately chases us away again, which we don’t need to be told twice. Back in our chamber, we realise how lucky we have just been. Later, Carlo tells us that the lord has now fallen asleep and probably poses no more danger for today.”

10A Cornflower 2

“The cornflower’s flowers and leaves are drooping. It shows our condition. Sophia

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Sophia und ich sind schockiert und alarmiert. Das haben wir so nicht erwartet. Dem Burgherrn wäre es vorhin beinahe gelungen, uns gefährlich zu werden. Schon mehrmals stellte er uns nach, immer, wenn er zu viel trinkt. Wir müssen für uns eine Lösung finden und das schnell. In letzter Zeit trinkt er auffallend viel.»

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KORNBLUME 3

«Sophia und ich wollen das Trunkenheitsproblem mit Carlo besprechen. Wir hoffen, er habe eine Idee und könne uns helfen, denn er kennt den Chef am besten. Und wir haben uns im Knecht Carlo nicht getäuscht. Er ist bereit, uns zu helfen und uns in Zukunft zu warnen, wenn der Herr wieder zu viel trinkt. Wir sind erleichtert, haben wir doch in Carlo einen Freund und Verbündeten gefunden, der uns ein Stück weit schützen kann. Die Wurzel der Kornblume symbolisiert diese neue Verbundenheit.»

11A KORNBLUME 4

«Sophia und ich bitten den Burgherrn um mehr Freiheit. ‹Wir können nicht die ganze Zeit in unserem Zimmer sitzen, wir brauchen Sonne, frische Luft und Bewegung, sonst werden wir krank.› Leider scheint ihm das ziemlich egal zu sein, er besteht darauf, dass wir drinnen bleiben.»

and I are shocked and alarmed. We did not expect that. The lord of the castle almost succeeded in posing a threat to us earlier. He has pursued us several times, always when he drinks too much. We have to find a solution for ourselves and quickly. He’s been drinking a lot lately.”

“Sophia and I want to discuss the drunkenness problem with Carlo. We hope he has an idea and can help us because he knows the master best. And we were not mistaken in the servant Carlo. He is willing to help us and to warn us in the future when the lord drinks too much again. We are relieved because in Carlo we have found a friend and an ally who can protect us to some extent. The root of the cornflower symbolises this new bond.”

11A CORNFLOWER 4

“Sophia and I ask the lord of the castle for more freedom. ‘We can’t sit in our room all the time, we need sun, fresh air and exercise, otherwise we’ll get sick.’ Unfortunately, he doesn’t seem to care much, insisting that we stay inside.”

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11 CORNFLOWER 3

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