LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, DIESES BUCH …
… verdankt seine Entstehung einem ungläubigen Staunen. 1969 konnte ich in Riggisberg ein Haus erwerben, gegenüber dem Gurnigel. Ich habe den Berg seit fast 50 Jahren täglich vor Augen. In der Dorfdruckerei liess ich 1970 meine Geschäftsdrucksachen herstellen und sah dort ein Plakat mit dem Gurnigelbad-Hotel in Farbe, wie es nun als Carte postale im Buch Seite 247 abgebildet ist. Auf meine Frage, wo sich denn dieses wunderschöne, schlossähnliche und gigantische Hotel im Gurnigel befinde, lachte der Drucker und erklärte mir, dass es 1946 / 47 und restlich 1955 von unserer Armee gesprengt worden sei. Ich konnte es kaum glauben! Mein Interesse an diesem Palastbau und seiner Geschichte war sofort geweckt. Durch meinen damaligen Beruf hatte ich Zugang zu Geschäften, die alte Ansichtskarten und Cartes postales verkauften. Später konnte ich solche auf Auktionen in verschiedenen Ländern Europas erwerben, auch Stiche, Aquatintae sowie Lithografien kamen dazu. Nach meiner Pensionierung 2003 begann ich unermüdlich, wieder nach Ansichtskarten oder Cartes postales zu suchen. Immer mehr tauchte ich in die Entstehungsgeschichte des Gurnigelbades ein. Auf Auktionen konnte ich Broschüren von ehemaligen Kurärzten erwerben, ebenso Beschreibungen des Bades früherer Gelehrter. Ich traf auf Gleichgesinnte, die sich ebenfalls und auch seit langer Zeit für das Gurnigelbad interessierten. «Man muss ein bisschen verrückt sein, sich damit zu befassen», meinte einer dieser ebenfalls «Verrückten». Zug um Zug wurde mir nun Material zur Verfügung gestellt – Dokumente, mir noch nicht bekannte Ansichtskarten, Abbildungen der früheren Gurnigelbad gebäude und vieles mehr. In der Schweiz existieren mehrere Museen, die Unterlagen zur Geschichte des Gurnigelbades in vielfältiger Form tief in ihren Archiven hüten, die nie jemand zu Gesicht bekommt. Ich versuchte, an möglichst viele Bilder, Dokumente und Unterlagen jeder Art zu gelangen. Und mit grosser Ehrfurcht hielt ich die drei Originalbriefe von Albert Bitzius alias Jeremias Gotthelf, geschrieben an seine Ehefrau aus dem Gurnigelbad, in den Händen.
4
22501_Raaflaub-Gurnigel_3.indd 4
28.08.18 15:57