2 minute read

Christoph von Bonin „Der Zins ist zurück“

VITA CHRISTOPH VON BONIN Investment Officer LLB Invest KAG

Schon während des Studiums der Agrarökonomie entdeckte Christoph von Bonin seine Leidenschaft für die Finanzbranche: 1995 heuerte der passionierte Fischer und Jäger zunächst bei der Benchmark Capital Management als Riskmanager an. Nach einigen weiteren beruflichen Stationen ist von Bonin seit Oktober 2018 nunmehr Geschäftsführer und Chief Investment Officer der LLB Invest KAG und verantwortet die Investmentfonds- sowie die Vermögensverwaltung der Liechtensteinischen Landesbank Österreich AG.

INTERVIEW RAJA KORINEK

Herr von Bonin, Anleihen verzeichneten 2022 schwere Kurskorrekturen. Wie nutzten Sie die Entwicklung im ausgewogenen Musterportfolio, bei dem langfristig 50 Prozent in Bondfonds investiert werden? –Christoph von Bonin: Aufgrund der niedrigen Verzinsung lag die Anleihegewichtung lange Zeit darunter. Vergangenen November stockten wir erstmals wieder ein wenig vor allem bei Euro-Staatsanleihen, Pfandbriefen und Unternehmensanleihen aus dem oberen Bonitätssegment auf. Im Schnitt liegt die Rendite unserer gesamten Anleihequote bei rund 3,5 Prozent.

Ist das Schlimmste an den Bondmärkten ausgestanden? – Der Großteil der Zinsanhebungen dürfte vor allem in den USA hinter uns liegen, die Inflation schwächt sich allmählich ab. Dennoch sind kurzfristig weitere Kursrücksetzer möglich, da viele Anleihekurse seit Jahresbeginn ein gutes Stück zugelegt haben. Dann würden wir sogar weiter aufstocken. Solide Schuldner sollten sich als sinnvolle Diversifizie- rung wieder eignen, sprich in turbulenten Marktzeiten an Wert gewinnen.

Wie sieht es mit risikoreicheren Bondklassen aus? – Auch in den Emerging Markets nutzten wir Chancen, wobei die Schwellenländer-Fonds im Portfolio in Hartund Lokalwährungsanleihen breitgestreut investieren. Die Anleihen sind derzeit interessant bewertet, die Regionen könnten zudem vom Ende der NullCovid-Politik in China profitieren. Unternehmensanleihen mit schwacher Bonität kaufen wir derzeit nicht. Die globale Wirtschaft dürfte sich abschwächen, selbst eine Rezession ist nicht ausgeschlossen. In solch einem Umfeld nehmen Zahlungsausfälle zu. Sollten sich die Konjunkturaussichten hingegen aufhellen, stocken wir lieber bei Aktien auf.

Das Musterportfolio ist ein klein wenig in US-Staatsanleihefonds investiert. Manch ein Analyst rechnet mit einem weiteren Anstieg des Euro zum US-Dollar. Grund zur Sorge? –Tatsächlich ist die US-Notenbank mit ihren Zinsanhebungen weiter fortgeschritten als die EZB, weshalb weitere größere Schritte in der Eurozone erwartet werden. Angesichts solch einer Perspektive hat der US-Dollar zuletzt korrigiert und sank Mitte Februar auf die Marke von rund 1,07 ser US-Staatsanleiheinvestments ohnedies zum Euro abgesichert.

Was steckt dahinter? – Den aktuellen Zinsvorteil mit einer US-Dollaranlage lukriert man dann freilich nicht. Jedoch ist der Anstieg der Zinsen bei den US-Staatsanleihen bereits weiter fortgeschritten als bei Staatsanleihen der Eurozone. Diese Position dient somit rein als besonders solides Sicherheitspolster, da wir hier bei Marktturbulenzen größeres positives Kurspotenzial sehen.

Im Aktienteil nehmen US-Titel die größte regionale Gewichtung ein. Was stimmt Sie zuversichtlich? – Wenn es auf den Aktienmärkten aufwärts geht, legen die Aktienmärkte jenseits des Atlantiks meistens stärker zu als die europäischen Pendants, wenngleich es Ausnahmen gibt. Europaaktien hielten sich im Vorjahr besser als befürchtet, zumal die Gaspreise wieder stark nachgaben.

Und worin sehen Sie die größten Risiken vor allem für die Aktienmärkte? – Paradoxerweise in einer möglichen kräftigen Wirtschaftserholung. Dann würden Marktteilnehmer damit rechnen, dass die Inflation weiter steigen könnte und die Zinsanhebungen länger als erwartet an-

44,00 % Aktien

39,10 % Anleihen

10,80 % Alternative Investments

6,10 % Cash

AKTIEN

18,80 % USA

18,30 % Global

3,30 % Japan

2,30 % Emerging Markets

1,30 % Europa

ANLEIHEN

30,10 % Investment-Grade

5,00 % Wandelanleihen

4,00 % Schwellenländer

ALT. INVESTMENTS

3,80 % Long-Short-Strategien

2,00 % Flexibler Mischfonds global

2,00 % Trendfolger

2 ,00% Rohstoffe

1,00 % Volatilitätshandel

QUELLE: LLB, PORTFOLIO „AUSGEWOGEN“

This article is from: