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VERSICHERUNGEN

PHILIPP WASSERBERG

Vorstandsvorsitzender Ergo Österreich

RONALD KRAULE

Vorstand Ergo Österreich

„WOLLEN IM KFZ-BEREICH WACHSEN“

In Österreich zählt der Ergo-Konzern in der Schaden/UnfallVersicherung zu den Kleinen in der Branche. Rang 17 belegt der Versicherer im Prämienranking. Ergo-Österreich-Chef Philipp Wasserberg und sein Vorstandskollege Ronald Kraule wollen das ändern.

Hat das Corona-Jahr Ihre Pläne, den Marktanteil in Österreich

auszubauen, verzögert? - Ronald Kraule: Wir haben in der Lebensversicherung entgegen den Markttrend im Neugeschäft zugelegt. Alle, die nicht von Arbeitslosigkeit betroffen sind, suchen wieder langfristige Veranlagungen. Mit Videoberatung und digitaler Signatur sowie einem Mischprodukt „klassisch/Fonds“ haben wir dieses Wachstum geschafft.

Bereitet der hochverzinste Altbestand an Lebenspolizzen Sor-

ge? - Philip Wasserberg: Der Altbestand schmilzt langsam ab, das Neugeschäft ist aber stärker als der Rückgang. Wir zahlen derzeit zwei Prozent Zinsen im Durchschnitt. Aber manche Verträge liegen bei mehr als drei Prozent.

Wie wollen Sie im Schaden/Unfall-Bereich wachsen? Der Markt

in Österreich ist doch gesättigt. - Philipp Wasserberg: Ja, aber es gibt interessante Bereiche, wo man auch von einer Unterversicherung sprechen könnte. In der Unfallversicherung liegt Österreich bei einer Abdeckung von nur 50 Prozent. Aber auch im Cyberbereich, Betriebsschließungs- oder Vermögensschaden-Deckungen gibt es noch Raum zum Wachstum.

Reicht das, damit Ergo sein Wachstumsziel erreichen kann? - Philipp Wasserberg: Nein. Dazu kommt der Fokus auf exzellenten Service. Und wir bemühen uns, in der Produktinnovation vorne dabei zu sein. Der Produktzyklus in der Sachversicherung ist kurz, etwa nur drei Jahre.

Wie hoch legen Sie sich die Latte? - Philipp Wasserberg: Wir wollen das Volumen in den nächsten fünf Jahren verdoppeln. Jetzt liegen wir bei 103 Millionen Euro. Wir wollen im Kfz besonders wachsen. Das Augenmerk liegt auf den Tarifen.

VERSICHERER HABEN BÖRSENCRASH VOM MÄRZ 2020 ÜBERWUNDEN

Die in Österreich tätigen Versicherungsunternehmen konnten in den ersten drei Monaten 2021 ihr Prämienvolumen um 0,35 Prozent auf 5,85 Milliarden Euro steigern, wie aus den Daten der Finanzmarktaufsicht (FMA) hervorgeht. Die Leistungen für Versicherungsfälle sind im gleichen Zeitraum um 2,6 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro gesunken. Das Ergebnis der Gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) wuchs um 387,88 Millionen Euro auf 323,14 Millionen Euro. Das vor einem Jahr noch tiefrote Ergebnis der Versicherer ist damit überstanden. Das Minus des ersten Quartals 2020 war dem Börsencrash zu Beginn der CoronaKrise geschuldet. Schon zu Jahresende war das große Minus im Finanzergebnis aufgeholt. Die Eigenmittelausstattung der Versicherer blieb trotz der Krise gut, unterstreicht die FMA.

UNIQA BLEIBT MARKTFÜHRER IN ÖSTERREICH

GROSSTEIL KANN KÜNFTIGE PENSIONSHÖHE NICHT EINSCHÄTZEN

In der heimischen Versicherungslandschaft kam es im Vorjahr nur zu minimalen Veränderungen bei den Marktanteilen. Platz eins belegt nach wie vor die Uniqa Österreich Versicherungen AG mit 21,03 Prozent. Aufholen konnte die Zweiplatzierte: Die Wiener Städtische Versicherung AG baute ihren Marktanteil um 0,26 Punkte auf 17,68 Prozent aus. Auch die drittplatzierte Versicherung, die Generali Versicherung AG, konnte etwas zulegen: Ihr Marktanteil wuchs um 0,25 Punkte auf 13,79 Prozent. Rang vier belegt der Allianz-Konzern mit einem kleinen Rückgang um 0,05 Punkte auf 8,36 Prozent. In der gesamten Branche wuchsen die verrechneten Prämien 2020 um 1,5 Prozent auf 18 Milliarden Euro.

70 Prozent der Österreicher und Österreicherinnen können nicht abschätzen, wie hoch ihre Pension einmal sein wird. Dies geht aus einer aktuellen Umfrage der Spectra Marktforschung im Auftrag der Valida Vorsorge Management hervor. Im Jahr der Pandemie ist dieser Anteil sogar weiter gewachsen, und zwar um fünf Prozentpunkte. Nur 45 Prozent der Befragten haben sich über den Stand ihres Pensionskontos informiert. Die von den Vorsorgekassen geforderte Umwandlung der Abfertigung in Pensionsvorsorge stößt bei den Befragten unterschiedlich auf: 62 Prozent votieren für eine wahlweise Auszahlung als Einmalzahlung oder als Zusatzpension. Eine hohe Zustimmung erhält die betriebliche Vorsorge, 68 Prozent meinen sogar, sie sollte gesetzlich verpflichtend sein. Mehr als ein Drittel der Befragten zahlt sogar Eigenbeiträge in die betriebliche Vorsorge ein. 83 Prozent würden gerne höhere Eigenbeiträge einzahlen, falls das gefördert wird. 69 Prozent will das Modell der Abfertigung Neu an die Corona-Pandemie angepasst sehen: „Zwar sollte es der Normalfall sein, dass die Abfertigung Neu in eine Zusatzpension übergeht, in finanziell schwierigen Situationen sollte eine frühere Auszahlung möglich gemacht werden“, schlägt Valida-Chef Martin Sardelic vor. Er wünscht sich mehr Entgegenkommen von der Politik.

KARRIERE

Andreas Brandstetter

ist für weitere fünf Jahre als Präsident des Dachverbands der Versicherungsunternehmen Europas Insurance Europe bestätigt worden.

Werner Seirlehner

kehrt nach drei Jahren zu Aon Austria zurück. Das Unternehmen ist Dienstleister für Versicherungs- und Rückversicherungsmakler.

Petra Miteff

hat mit 1. Mai die Leitung von Marketing und PR in der HDI Versicherung AG von Wolfgang Kaiser, der in den Ruhestand gegangen ist, übernommen.

TICKER

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WO BLEIBT DIE REFORM DER VORSORGEKASSEN?

STUDIE. Die Gesamtperformance der überbetrieblichen Pensionskassen in Österreich lag für das erste Quartal 2021 bei 2,01 Prozent. „Aktien sind sehr gut aus den Startblöcken herausgekommen und gehören zu den größten Gewinnern des Quartals“, sagt Michaela Plank, Geschäftsführerin bei Mercer Österreich. Auch die Vorsorgekassen erzielten im ersten Quartal eine solide Performance in der Höhe von 0,95 Prozent. Plank würde eine Reform der Vorsorgekassen begrüßen, vor allem in Richtung Erweiterung der Behaltedauer von aktuell drei Jahren auf zehn Jahre mit gleichzeitiger Ausweitung der Veranlagungsgrenzen und dem optionalen Verzicht auf die Garantie. „Die Ausweitung der Veranlagungsgrenzen ergibt auch bei gleichem Risiko einen wesentlich höheren Ertrag. Dies hilft auch den Vorsorgekassen bei der Einhaltung der gesetzlich verpflichtenden Garantie“, fügt Plank hinzu.

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