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2. Teil: Veranlagung
© BMLRT / ALEXANDER HAIDEN
Von den steigenden CommodityPreisen profitieren zahlreiche Rohstoffsegmente und Konzerne. Der
Börsianer durchleuchtet Investment-
chancen – und zeigt auch die Tücken solcher Produkte auf.
TEXT RAJA KORINEK
Preiskarussell. Die Holznachfrage als grüner Baustoff, Verpackungsmaterial und für Textilfasern wird überhandnehmen.
FÜR EINE HANDVOLL RESSOURCEN
Erstmals seit Jahrzehnten legt die Inflation wieder zu. Verständlich, dass sich Investoren Gedanken um einen Inflationsschutz machen. Dazu zählen oftmals inflationsgeschützte Anleihen, bei denen sowohl Kupon als auch Nominale an die Inflation angepasst werden. In der Eurozone wird etwa der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) herangezogen. Das Problem: Bei der Inflationsberechnung machen in vielen Industriestaaten steigende Energiepreise meist nur fünf bis sieben Prozent des gesamten Indexes aus. Dieser Aspekt trifft auch Immobilieninvestoren, die Mieten richten sich ebenso nach der Gesamtinflation. Zudem können künftig Mietendeckel – wie er kurzzeitig in Berlin eingeführt worden war – nicht ausgeschlossen werden. Hinzu kommt, dass sich vor allem Wohnimmobilien enorm verteuert haben, ein Neuinvestment ist kostspielig. Weshalb nicht direkt auf den aktuell größten Inflationstreiber – steigende Rohstoffpreise – setzen? Sabine Schels, leitende Rohstoffstrategin bei Goldman Sachs, hält dies im aktuellen Umfeld für die beste Strategie.
Reale Renditen
Von den steigenden Rohstoffpreisen profitieren auch die Branchenaktien kräftig. Viele Minenkonzerne haben zudem große Schuldenberge aus den vergangenen Jahren abgebaut. Ein Beispiel: Barrick Gold etwa hat seine Nettoverschuldung, die in der Spitze 2013 bei 13,4 Milliarden US-Dollar lag, praktisch auf
null reduziert. Hinzu kommen interessante Eigenschaften dieser Anlageklasse: Die Aktienkurse vieler Rohstoffgesellschaften gewinnen während einer Hausse meist stärker an Wert als die zugrunde liegenden Commodities, zeigt Evy Hambro, Global Head of Thematic and Sector Investing bei Blackrock, auf. Er sagt, auch steigende Inflationserwartungen böten guten Rückenwind. Historisch betrachtet, legten Aktien von Rohstoffunternehmen in solchen Phasen nämlich stärker zu als der breite Aktienmarkt.
Dabei wird im BGF Natural Resources Growth & Income Fund von Blackrock (ISIN LU0612318385 für Privatanleger, LU0368236583 für Großanleger) geschickt selektiert. Auf zehn Jahre erzielte der Fonds eine jährliche Wertentwicklung von rund vier Prozent auf Eurobasis. Zu den größten Positionen im Fonds zählen die europäischen Total und Royal Dutch sowie Chevron aus den USA. Minenförderer werden etwa mit BHP Billiton und Rio Tinto abgedeckt. Mit Nutrien zählt auch der kanadische Düngemittelhersteller zu den größten Positionen. Der Konzern profitiert kräftig von steigenden Agrarpreisen, das heizt die Nachfrage für Düngemittel an.
Einzelthemen im Fokus
Einzelthemen können ebenso interessant sein, etwa die Forstwirtschaft. Diese wird mit dem Pictet-Timber (LU0340559557 für Privatanleger, LU0340558823 für Großanleger) abgedeckt. Die jährliche Wertentwicklung auf zehn Jahre liegt bei knapp zehn Prozent auf Eurobasis. Christoph Butz, Senior Investment Manager bei Pictet Asset Management, meint, Holz biete aufgrund der großen Waldflächen, die etwa von den Unternehmen im PictetFonds gehalten werden, ein willkommenes Real-Asset-Exposure, „das im Falle einer anziehenden Inflation interessant sein könnte“. Zu den größten Fondspositionen zählen die US-Forstwirtschaftsunternehmen Rayonier und Weyerhaeuser sowie Fraser Timber. Das kanadische Unternehmen stellt Holzprodukte her. Butz verweist auch auf spezifische Wachstumstreiber: „Die Holznachfrage als grüner Baustoff, als papierbasiertes Verpackungsmaterial, aber auch in Form neuer Biomaterialen - wie Textilfasern oder Bioplastik - wird steigen“. Dabei ist der Fonds entlang der gesamten Wertschöpfungskette diversifiziert. Waldbesitzer profitieren von steigenden Preisen für Waldflächen und Rundholz, die Sägereien von der zunehmenden Nachfrage und hohen Preisen bei Bauholz. Den Zellstoff- und Verpackungsfirmen kommt die Nachfrage aus dem Onlinehandel zugute sowie das Bestreben, von Plastik wegzukommen.
Auf die Wertschöpfungskette im Agrarsektor setzt der Barings Global Agriculture Fund (GB00B3B9VC56 für Privatanleger, GB00B3B9VG94 für Großanleger), von der Aussaat hin zu der Endauslieferung der Lebensmittel. Zu den größten Fondspositionen zählt Corteva, ein Saatgut- und Agrarchemieunternehmen aus den USA. Mit Nutrien und Mosaic wird der Düngemittelsektor abgedeckt, mit Deere der Markt für Landwirtschaftsmaschinen. Auf zehn Jahre erzielte der Fonds ein jährliches Plus von sieben Prozent auf Eurobasis.
Günstige Grundstoffstreuung
Anleger können auch auf Rohstoffindizes, etwa mit Exchange Traded Funds (ETFs), setzen. Die Rohstoffindizes setzen auf die künftige Entwicklung mittels Derivate, sogenannte Futures. Futures-Preise können von den aktuellen Notierungen abweichen – nach oben oder nach unten, je nach Einschätzung zur künftigen Nachfrage. Im Lyxor Commodities Refinitiv / CoreCommodity CRB EX-Energy (LU1829218582) macht Energie fast 40 Prozent aus, gefolgt von Landwirtschaft mit 34 Prozent und Industriemetallen mit 13 Prozent. Auch auf Lebendrind und Edelmetalle wird gesetzt.
Eine weitere Möglichkeit bieten CFDs (Contracts for Difference), bei denen Anleger Futures-Kontrakte zum Beispiel auf Rohstoffe handeln. Die Geschäfte laufen über einen Broker, etwa bei CMC Markets oder IG Markets, und nicht über die Börse. Anleger bezahlen die Differenz zwischen dem Ein- und Ausstiegskurs, müssen aber zumindest zehn Prozent des Geschäftswerts vorab einzahlen. Ein Beispiel: Mitte Juni kostete ein Kontrakt der Nordseemarke Brent 72 US-Dollar. Weil etwa bei CMC Markets mindestens acht Kontrakte auf Öl gehandelt werden müssen – somit im Gesamtwert von 576 US-Dollar –, müssen Anleger zumindest 57,6 US-Dollar einzahlen. Experten empfehlen aber, mehr als zehn Prozent des Gesamtwerts vorab einzuzahlen, damit die Position nicht sofort geschlossen wird, sobald das Geschäft ins Minus rutscht - und damit sodann weniger als zehn Prozent auf dem Konto wären.
Wie lange hält der Glanz?
Gold ist als zinsloser Inflationsschutz vor allem dann interessant, wenn die Inflation die Rendite sicherer länger laufender Staatsanleihen übertrifft. Eine diversifizierte Möglichkeit bietet der Incrementum Crypto Gold Fund (LI1100044299 für Privatanleger, LI1100044570 für Großanleger). Darin wird je zu einem Drittel auf die Preisbewegung von Gold, Silber und Kryptowährungen sowie auf Minenkonzerne gesetzt. Diese Quoten können aber schwanken.
% MEINE RENDITE
Von der steigenden Inflation bis hin zu den breit diversifizierten Möglichkeiten spricht derzeit viel für ein Rohstoffinvestment. Das wird durch den globalen Konjunkturaufschwung unterstützt. Das Anlagespektrum ist breitgefächert. Gut aufgestellte Branchenunternehmen bieten genauso Chancen wie Indexinvestments oder Spekulationen auf einzelne Rohstoffnotierungen. Anleger müssen aber auch große Schwankungen – und mögliche Verluste – verkraften können. n