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JOURNALISTEN
EINE ZUNFT IM FOKUS
RÜCKBLICK Q4
2021
2021 waren es auf einmal die Journalisten, denen auf die Finger geschaut wurde. Die besten Finanzjournalisten im Börsianer-Ranking erzählen, wie sie sich gegen Einflussnahme wehren und was die Branche im nächsten Jahr beschäftigen wird.
Österreichische Journalisten waren in diesem Jahr oftmals der öffentlichen Missbilligung ausgesetzt. Von der Inseratenaffäre über Chatprotokolle hagelte es ungewohnt viel Kritik. Dies ging an unseren Preisträgern nicht spurlos vorüber. Die Erstplatzierte Renate Graber (Platz 1 / 74,29 Punkte) von der Tageszeitung „Der Standard“ weiß sich dagegen zu wehren: „Einflussnahme durch die Politik oder entsprechende Versuche kann man am besten mit guten Geschichten abwehren, die halten, also inhaltlich richtig sind. Und mit Herausgebern, Chefredakteuren und Ressortchefs, die hinter ihren Mitarbeitern stehen.“ Auch Jakob Zirm (Platz 10 / 51,67 Punkte) von der „Presse“, dessen eigener Verlag in die Kritik geriet, hat eine klare Meinung dazu: „Dass Inserate zum Geschäftsmodell einer Zeitung gehören, ist einfach ein Fakt. Denn nur durch die Verkaufserlöse kann Journalismus leider nicht finanziert werden. Allerdings bedeutet ein Inserat bei einer seriösen Zeitung nicht, dass es dadurch auch irgendeinen Einfluss auf die Berichterstattung gibt. Daher sind auch die sogenannten ‚Chinese Walls‘ zwischen Redaktion und Anzeigenabteilung sehr wichtig, die es bei der ‚Presse‘ jedenfalls gibt. Dass bei diesem Thema die mutmaßlichen Methoden einzelner schwarzer Schafe negativ auf die ganze Branche ausstrahlen, ist sehr ärgerlich.“
Was waren abseits dieser Thematik Themen, die die Journalisten 2021 beschäftigten? „Die größte Herausforderung in diesem Jahr war eigentlich wie bereits 2020, trotz einer – vor allem im Frühjahr - stark ins Homeoffice verlagerten Redaktion das Zusammenspiel innerhalb dieser so reibungslos wie möglich am Laufen zu halten. Dass also beispielsweise die kreativen Prozesse bei der Themenfindung und -besprechung, die wir innerhalb der Wirtschaftsredaktion traditionell in einer größeren Runde durchführen, in den Videokonferenzen ebenso befruchtend ablaufen wie bei einem physischen Meeting“, so Jakob Zirm weiter.
Dieter Bornemann (Platz 6 / 55 Punkte), Wirtschaftsjournalist im ORF, erwartet sich für 2022 ein herausforderndes Jahr: „Konkret für den ORF wird es sicher der Umzug in den neuen multimedialen Newsroom sein, der die Redaktionen von Radio, Fernsehen, Online und Teletext zusammenführt. Für die gesamte Branche wird es wohl der Kampf um die Aufmerksamkeit des Publikums sein, der alle beschäftigt. Und der Versuch, vernünftige Erlösmodelle zu finden, die hochwertigen Journalismus in österreichischen Medien auch in Zukunft finanzieren.“
Bei anderen Branchenkollegen hat sich 2021 ebenfalls einiges getan: Manfred Schumi von der „Kronen Zeitung“ (Platz 17 / 44,29 Punkte) wurde mit dem Horst-Knapp-Preis gewürdigt, und Esther Mitterstieler (Platz 23 / 41,67 Punkte) wechselt von den ORF-Radios in den ORF Tirol als neue Landesdirektorin. n
TEXT JAKOB DUMFARTH