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4. Assetklassen im Fokus

ASSETKLASSEN IM FOKUS

AKTIEN ANLEIHEN ROHSTOFFE

Gutmann-Investment-Chef Robert Karas rechnet 2022 mit höheren Preisbewegungen als 2021. „Wir finden aber weiterhin attraktive Aktien, vor allem in den USA. Dieser Markt ist zwar historisch hochbewertet, bietet aber außerhalb der Mega Caps ausgezeichnete Geschäftsmodelle zu fairen Preisen.“ Die Region Asien bleibe trotz eines schwachen Jahr 2021 aufgrund der günstigen Bewertung interessant. „Als größte Risiken sehe ich unerwartete Entwicklungen an der CoronaFront und die stark ansteigende Inflation mit einhergehendem Zinsanstieg“, sagt Karas. Salah-Eddine Bouhmidi sieht zur Jahresmitte die Gefahr einer Revision. „Wir befinden uns außerdem in einem US-Zwischenwahljahr, diese Jahre sind historisch keine Überflieger in Sachen Rendite. Die US-Märkte sind meistens volatil, und bis zum vierten Quartal laufen sie tendenziell seitwärts.“ Steigende Zinsen seien insbesondere Gift für Technologiewerte, entwickelte Aktienmärkte könnten sich bei einer höheren Inflation schwertun. Der Investmentchef von IG Markets ist für Schwellenländer positiver gestimmt: „Emerging Markets könnten von der steigenden Inflation und Zinsen profitieren. Hier könnte sich in diesem Jahr eine Rotation hin zu Defensiven und Value-Titel abzeichnen und dabei besonders Small Caps haussieren.“ K epler-Fonds-Investmentchef Uli Krämer geht im Eurobereich von moderaten Anstiegen aus, speziell bei Staatsanleihen. „Dieses Segment ist schon länger untergewichtet. Bei Produkten mit Risikoprämien gegenüber Staatsanleihen gefallen mir Unternehmensanleihen, sowohl im Investmentgrad als auch unterhalb des Investmentgrads (High Yield).“ Ausfallsraten dürften vor einem soliden konjunkturellen Hintergrund und guter Gewinnentwicklung gering bleiben. Salah-Eddine

ULI KRÄMER

„Ausfallsraten bei Unternehmensanleihen bleiben gering.“

Bouhmidi erwartet, dass das steigende Zinsumfeld auch den Anleihemarkt wieder in Schwung bringt. Hier könnten sich auch heuer interessante Investmentchancen ergeben. „Zum einen könnten in diesem Jahr die italienischen Anleiherenditen ihren jüngsten Aufwärtstrend fortsetzen. Risikofreudigere Anleger könnten aber auch höhere Renditen bei Emerging-Markets-Anleihen erwarten. Allerdings sollten Währungs- und geopolitische Risiken nicht vernachlässigt werden“, so der IG-Markets-Experte. D ie Ursache für die steigende Inflation liegt in hohem Maße an dem durch die Pandemie verursachten Lieferkettenproblem. Das führte insbesondere am Rohstoffmarkt zu steigenden Kursen. „Rohstoffe, insbesondere Energie- und Industriemetalle, könnten in diesem Jahr bei einer Inflation ab drei Prozent überproportional profitieren“, sagt Salah-Eddine Bouhmidi. Und: „Bei noch höherer Inflation sogar auch Edelmetalle wie der Goldpreis, dieser konnte historisch vor allem in Zwischenwahljahren glänzen. Rohstoffwährungen könnten in diesem Zusammenhang auch mit Aufwertungstendenzen reagieren, wovon besonders Devisen mit Rohstoffbezug profitieren könnten.“

Gutmann-Experte Robert Karas empfiehlt Rohstoffe nicht als dauerhaftes Investment. „Taktische Manöver können kurzfristig lukrativ sein, sind aber hochriskant. Der Glücksfaktor beim richtigen Timing des Ein- und Ausstiegs ist hoch.“

„Glücksfaktor beim richtigen Timing ist hoch.“

Am Kapitalmarkt ist das neue Jahr eingeläutet. Welche Chancen und Risiken es birgt, wie es um die verschiedenen Anlagesegmente steht und was man sich im Börsenjahr 2022 erwarten kann, fragte der

Börsianer bei den drei Chief Investment Officers Robert Karas von

der Gutmann Bank AG, Salah-Eddine Bouhmidi von IG Markets und Uli Krämer von der Kepler Fonds KAG nach.

TEXT CHRISTOPH EISELE

IMMOBILIEN KRYPTO-ASSETS ALTERNATIVE

Kepler-Investmentchef Uli Krämer rät bei Immobilien zu Vorsicht. Neben Aktien waren Immobilien die Gewinner schlechthin in Zeiten tiefer Zinsen. Die Nachfrage ist sehr hoch, und dementsprechend hoch sind auch die Preise und Bewertungen. Haben sich manche Marktteilnehmer „überfressen“, wann ist genug? „Ich meine, dass bei Immobilien die Ertragserwartungen deutlich nach unten revidiert werden müssen. Noch stellen die gestiegenen Zinsen keinen Stolperstein dar. Doch es bleibt abzuwarten, ob alle Marktteilnehmer eine Zinswende der EZB verkraften können“, sagt Krämer.

Dem stimmt auch Salah-Eddine Bouhmidi von IG Markets zu: „Der weltweite Immobilienmarkt befindet sich ähnlich wie der Aktienmarkt auf sehr hohem Niveau. Steigende Zinsen könnten ein erstes Indiz für eine erste kleine Preiswende sein. Das bedeutet nicht, dass wir mit stark fallenden Preisen rechnen können, allerdings könnte das Tempo wesentlich langsamer werden.“ Bei der Gutmann Bank AG haben Immobilieninvestments in der Vermögensverwaltung keine Gewichtung. „Die meisten unserer Kunden haben bereits Immobilieninvestitionen und wollen mit ihrem Finanzvermögen außerhalb des Immobiliensektors investiert sein“, sagt Investmentchef Karas. 2 022 wird bei Krypto-Assets das Jahr der Gewinnmitnahmen. „Bitcoin und Co werden im Jahr 2022 zunächst an Aufwind verlieren und ihren Abwärtstrend fortsetzen. Steigende Zinsen könnten auch für den Bitcoin zu einer Belastungsprobe werden“, sagt Salah-Eddine Bouhmidi. Seit Ende November 2021 gibt es einen Mittelabfluss, ähnlich wie im ganzen Jahr 2021 bei Gold. „Erst wenn dieser aufhört, könnte sich eine neue günstige Einstiegschance ergeben.“

„2022 wird das Jahr der Gewinnmitnahmen.“

SALAH-EDDINE BOUHMIDI

Gutmann-CIO Robert Karas unterstützt Kunden bei der Produktauswahl. Für Uli Krämer von der Kepler Fonds KAG stellen sich nach dem Erfolgslauf der Krypto-Assets zahlreiche Fragen: „Welche Kryptos oder welche Technologien überleben? Wie wird die regulatorische Landschaft zukünftig ausschauen? Und nicht zuletzt stellt sich die Frage hinsichtlich der Klimaverträglichkeit durch den hohen Energieverbrauch. Was bleibt, sind potenzielle Chancen, aber auch die hohen Volatilitäten.“ I n einem ausgewogenen Portfolio mit 50 Prozent Aktien und 45 Prozent Anleihen investieren wir fünf Prozent in Alternatives“, sagt Robert Karas von der Bank Gutmann AG. Karas führt weiter aus: „Dieser Anteil besteht aus dem Verlustbegrenzungsmodell unserer quantitativen Strategie, die auf einem mathematischen Allokationsmodell von Professor Gerd Infanger von der Stanford University basiert.

Uli Krämer von der Kepler Fonds KAG investiert im Bereich der Alternative Investments in Wandelanleihen. Krämer begründet die Strategie folgendermaßen: „Einerseits als gewisses Aktiensurrogat, das 2021 zwischenzeitlich deutlich zurückgeblieben war, andererseits würden steigende Volatilitäten diesen Markt unterstützen“, sagt Krämer. Die meisten anderen Segmente der Alternative Investments würden mehr oder weniger klar hinter den jeweils eigenen hohen Ansprüchen zurückbleiben.

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