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1. Teil: Marktumfeld
Neuer Lifestyle.
Es muss nicht immer Fleisch sein, bei Beyond Meat gibt es Alternativen aus dem Labor.
ÄLTER, GESÜNDER UND REICHER
Der Mittelstand wird nach Prognosen der OECD von derzeit rund 3,8 Milliarden auf fünf Milliarden Menschen wachsen. Den Menschen geht es besser, sie können sich mehr leisten, Gesundeit steht im Fokus. Das Konsumverhalten ändert sich.
TEXT IRMGARD KISCHKO
Zwei Drittel aller Menschen auf der Welt können sich nicht nur gesundes Essen und eine gute Wohnungen leisten, sondern sie reisen, kaufen hochwertigere Waren und Dienstleistungen, schicken ihre Kinder in bessere Schulen und Ausbildungsstätten. Eine erfreuliche Perspektive also.
Diese Entwicklung zu mehr Wohlstand kennt die Mehrheit der Europäer seit Jahrzehnten. Während aber in unseren Breiten die Sorge wächst, dass es so nicht weitergehen wird und die Kinder nicht unbedingt besser leben werden als ihre Eltern, ist in großen Teilen Asiens die Aufbruchsstimmung im Mittelstand erst angekommen. So falsch liegen die Europäer mit ihren Befürchtungen nicht: Die Prognosen gehen davon aus, dass der Mittelstand in Europa nicht mehr besonders viel größer wird, während er in China oder Indien noch in rasantem Tempo anwächst.
Hohes Alter
Das Wachstum der Weltbevölkerung hat nicht nur damit zu tun, dass viele Kinder auf die Welt kommen, sondern – und das vor allem in Europa, aber auch in China – dass die Menschen länger leben. Das beschert der bekannten Bevölkerungspyramide – viele Junge und mit steigendem Alter immer weniger Menschen – eine dicke und hohe Basis. Das heißt: Die Anzahl der Älteren und Alten nimmt stark zu. Nach Berechnungen der Vereinten Nationen wird sich der Anteil der über 60-Jährigen an der Weltbevölkerung bis 2050 um 2,15 Prozent oder 2,1 Milliarden Menschen erhöhen. Heute liegt er bei 13 Prozent. Das Durchschnittsalter in Europa lag 2020 bei 38,8 Jahren, in den USA sogar noch etwas höher bei 42,5 Jahren. Zum Vergleich: In Afrika lag es bei 19,4 Jahren.
Diese Angaben zeigen auch eines: Die finanziellen Mittel liegen sowohl in Asien als auch in den USA und Europa bei den Älteren. Die Vorstellung, dass eine jüngere Gesellschaft Garant für eine vitale Wirtschaft ist, hat also einen Haken. Der Schlüssel dazu, dass die Jungen ein besseres Leben erwarten dürfen, liegt in der Bildung. „Wir sehen in praktisch allen Bevölkerungen, dass die jungen Ge-
nerationen besser gebildet sind als die älteren“, sagt Wolfgang Lutz, Gründer des Wittgenstein Centers für Demography and Global Human Capital. Dieser Umstand habe auch auf Gesundheit, Kindersterblichkeit und die Zunahme der Lebenserwartung positive Auswirkungen.
Mehr Geld für gute Ernährung
Eine der Konsequenzen der wachsenden Zahl an Menschen ist, dass mehr Nahrungsmittel gebraucht werden. Die Welternährungsorganisation FAO rechnet damit, dass 2050 rund 9,1 Milliarden Menschen auf dieser Welt leben werden. Dafür muss das Angebot an Lebensmitteln um 70 Prozent steigen, in der entwickelten Welt wird es sich verdoppeln müssen. Die Art der Ernährung wird sich wesentlich verändern. In den wohlhabenderen Ländern greifen die Menschen zu gesünderem, oft biologischem und jedenfalls teurerem Essen. In den Schwellenländern geht der Trend noch zu mehr Fleisch und Milchprodukten. Der weltweite Fleischkonsum dürfte sich bis 2050 um 76 Prozent erhöhen, vor allem wegen des Appetits in den Emerging Markets. In den Industrieländern hingegen wird die Lust am Fleisch kleiner. Das wiederum bringt neue, innovative Unternehmen in den Markt. „Wir wollen Menschen ansprechen, die ihren Fleischkonsum reduzieren möchten“, sagt Brent Taylor, Mitbegründer von Beyond Meat.
Gesund und schön
Eine ältere Bevölkerung bedeutet aber auch mehr Ausgaben für Gesundheit, Wellness und Schönheit. Der französische Kosmetikkonzern L’Oreal hat in einer Studie erhoben, dass Frauen ab 50 drei Mal mehr für Schönheitspflege ausgeben als jüngere. Eine große Chance ist eine alternde Bevölkerung auch für die Pharmaindustrie. „Sie aber sollte die ausgetretenen Pfade der üblichen Strategien und Therapien verlassen und neue Wege einschlagen“, rät Pamela Spence von EY Global Health Sciences and Wellness Industry. Gebraucht würden nicht nur traditionelle Wirkstoffe, sondern Gesundheits- und Behandlungsdienstleistungen.
Die Kehrseite
Ein Mehr an Menschen und Wohlstand hat allerdings nicht nur erfreuliche Folgen. Es bedeutet nämlich auch einen größeren Verbrauch an Ressourcen, an Wasser, an Energie. Der globale Wasserbedarf dürfte bis 2050 um 55 Prozent zunehmen, wobei sich der Bedarf in der Industrie sogar vervierfachen soll. Beim Energieverbrauch wird ein Anstieg um 80 Prozent prognostiziert. Um diese Entwicklung nachhaltig zu gestalten, also ohne den Planeten zu zerstören, wird noch eine Menge an Innovationen nötig sein. Mit Sonne und Wind allein ist der Energiehunger der Welt nicht zu decken.
Und: Der steigende Wohlstand auf der Welt ist vor allem auf den globalen Norden und Asien beschränkt. Im Süden wächst zwar die Bevölkerung rasant, aber nicht der Wohlstand. Soziale Konflikte, Versorgungsengpässe sowie fehlende Arbeitsplätze führen zu einer Perspektivenlosigkeit der Jungen. Wolfgang Lutz sieht die Lösung für die Probleme Afrikas in der Bildung: „Wir müssen Frauen Bildung ermöglichen, damit sie ein selbstbestimmtes Leben führen können. Das ist der Schlüssel zu einer nachhaltigen Entwicklung.“
% MEINE RENDITE
Die wachsende Weltbevölkerung bringt neue Chancen für die Wirtschaft, aber große Herausforderungen. Ältere Menschen versuchen, sich besser zu ernähren, sich gesund und fit zu halten. Unternehmen, die diese Trends erkennen, profitieren davon. Gleichzeitig bedeutet das Bevölkerungswachstum, dass Ressourcen knapper werden. Energie wird daher teurer. Daher sind neue, nachhaltige Energiequellen gefragt. Effiziente Technologien sind ebenso ein Zukunftsrenner wie grüner Strom. n