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2. Teil: Veranlagung

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WELTBLICK

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Bevölkerungswachstum, steigender Altersdurchschnitt und breitere Mittelschicht: Dieses Umfeld bietet für langfristige Investoren spannende Veranlagungsmöglichkeiten. Fonds, die auf den Megatrend Demografie setzen, sind gerade in den aktuell unsicheren Zeiten gefragt.

TEXT IRMGARD KISCHKO

Sichtbar. Der Brillenfabrikant Essilor Luxottica zählt zu den Lieblingen der Fondsmanager.

PROFITIEREN VOM ALTER

Auf den ersten Blick mag man sich fragen: Was haben denn demografische Entwicklungen mit Investments zu tun? „Sehr viel“, ist Thomas Loszach, Head of Austria and CEE bei Fidelity International, überzeugt. Fondsmanager picken sich aus dem großen Thema Bevölkerungsentwicklung, das durchaus mit einer Reihe von problematischen Effekten verbunden ist, natürlich jene Bereiche heraus, die profitversprechend sind. AXA Investment Management (IM) investiert in Unternehmen, die mit Lebensqualität zu tun haben. „Wenn Sie 100 Jahre alt werden, müssen Sie Ihr ganzes Leben lang fit und gesund bleiben“, sagt Fondsmanager Peter Hughes von AXA IM.

Profitieren von den Alten

Den Schwerpunkt setzen die meisten auf Demografie abgestellten Fonds auf die Bedürfnisse der wachsenden Gruppe von alten Menschen. Dabei steht die Gesundheit an oberster Stelle. Im Fidelity Demografiefonds etwa umfasst der breite Bereich Gesundheit, Wellness zusammen mit Automatisierung 30 bis 40 Prozent des gesamten Fondsvolumens. Ein spannendes Unternehmen in diesem Sektor ist Essilor Luxottica. „Der Bedarf an Brillen und Linsen wächst, Essilor Luxottica zählt dabei zu den Gewinnern“, sagt Loszach. Die VP Bank nennt Hörgerätehersteller als konstante Gewinner des demografischen Wandels. AXA setzt im Fonds AXA WF Framlington Longevity Economy (ISIN LU0266013126) auf Unternehmen, die langfristige Therapielösungen

entwickeln, sowie auf Präventivmedizin. Portfoliomanager Peter Hughes sagt: „Die Herausforderung für Investoren besteht darin, Unternehmen zu identifizieren, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen ihre Kunden binden können, wenn sie älter werden.“

Amundi legt das Schwergewicht auf medizinische Geräte sowie Pharma und präferiert im Amundi CPR Investment Global Silver Age (LU1291158407) die USA als Investmentregion. Die Alterung der Bevölkerung sieht Eric Labbe, Senior Thematic Equity Portfolio Manager bei Amundi, als einen Trend, der sich noch verstärken wird. „Infolge dieses Trends hat sich ein ganzes wirtschaftliches Ökosystem gebildet. Immer mehr Sektoren werden von den Ausgaben der Senioren angetrieben“, ist Labbe überzeugt. Denn die Senioren weisen die am schnellsten wachsende Ausgabenrate innerhalb der Gesamtbevölkerung auf.

Das wiederum sieht die Liechtensteiner VP Bank kritisch. Die USA seien weltweit zwar das Land mit den höchsten Gesundheitsausgaben, die Lebenserwartung liege dort jedoch bei nur 77,3 Jahren. Das zeige eine Ineffizienz des Systems, ist man bei der VP Bank überzeugt. Die Fondsmanger suchen daher nach jenen Unternehmen im Gesundheitsbereich, die die Effizienz erhöhen: also Gesundheitstechnologiekonzerne wie etwa Teladoc Health. Das ist eines jener Telemedizinunternehmen, die zur effizienteren Versorgung in den USA beitragen. Auch mit Blick auf Japan sind Telemedizin und Robotik im Gesundheitswesen gewinnversprechende Investments. In Japan nimmt die Alterung rasant zu, die Bevölkerung schrumpft sogar. Damit ist die gesundheitliche Versorgung der Senioren durch jüngere Menschen langfristig nicht gesichert. Robots müssen einspringen.

Kauflust der Mittelschicht

Ein zweiter Schwerpunkt der Demografiefonds liegt in der steigenden Kaufkraft der weltweit wachsenden Mittelschicht. Fidelity investiert etwa 30 Prozent seines Demografiefondsvolumens in diesen Bereich. „Mode, Kosmetik, aber auch Tourismus, bessere Ernährung und Versicherungen sind jene Unternehmen, die davon profitieren“, sagt Loszach. Fidelity denkt dabei etwa an L’Oreal, Unilever und Louis Vuitton. Doch auch bei der wachsenden Mittelschicht sind die Vermögen eher bei den Alten geparkt. Laut der US-Zentralbank besitzen die Babyboomer mehr als das zehnfache Vermögen als die ab 1981 Geborenen. Unternehmen, die auf die gehobenen Konsumbedürfnisse der Älteren setzen, werden also zu den Gewinnern zählen.

Schönheit und Ästhetik, Körperpflege und Fitness sind für Investments zentrale Themen in der demografisch orientierten Veranlagung. „Wir sind länger gesund und möchten die Jugendlichkeit auch im Alter ausstrahlen“, sagt Schönheitschirurgin Sabine Apfolterer im Gespräch mit dem Börsianer (Seite 38). Zudem gehört der Bereich Finanz, also Banken und Versicherungen, zu den Anlagezielen. Die Mittelschicht müsse sich rechtzeitig darum kümmern, genügend Geld für die Finanzierung einer guten Lebensqualität im Alter zu haben. Nach Prognosen des World Economic Forums wird nämlich die staatliche Versorgungslücke, eben das Defizit im Gesundheitsbereich, bis 2050 jedes Jahr um fünf Prozent wachsen.

Verdienen an der Knappheit

Investoren können auch aus der problematischen Seite des Bevölkerungswachstums Profite schlagen. Wasseraufbereitungsunternehmen zum Beispiel haben wegen der Knappheit dieser Ressource große Zukunftschancen. In vielen Regionen der Welt wird mit wachsender Bevölkerung und höheren Ansprüchen an die Hygiene Wasser zu einem wertvollen Gut. Und natürlich auch die Energie. Dabei setzen viele Demografiefonds auf Nachhaltigkeit. Denn langfristig kann nur Wirtschaftswachstum und Profit gewährleistet werden, wenn die Systeme den Planeten nicht zerstören. Blackrock etwa sieht daher auch seinen BGF Sustainable Energy Fund (ISIN LU0171289902) unter dem Aspekt der Demografie. Langfristige Knappheit und Umstieg auf Alternativen stehen im Mittelpunkt der Veranlagung. Unternehmen, die dem Bereich Kohle, Erdöl- und Erdgasexploration zuzuordnen sind, werden ausgeschlossen. Das kanadische Unternehmen Clean Power ist dabei das Top-Investment.

Auch im Raiffeisen Megatrends-ESGAktien-Fonds (AT0000820147) geht es um die langfristigen Auswirkungen der Bevölkerungsentwicklung auf die Ressourcen – unter Beachtung der Nachhaltigkeit. Raiffeisen Capital Management stellt dabei in erster Linie auf technologische Lösungen für die absehbare Knappheit ab. Alphabet, Apple sowie Nvidia stellen die größten Positionen dar.

Nicht ohne Risiken

Alle Fonds, die auf die demografische Entwicklung abstellen, bergen ein großes Risiko: das geringe Wirtschaftswachstum. „Diese Themenfonds sind wachstumslastig“, benennt Loszach die Gefahr für Investoren. Das habe sich in den vergangenen Monaten deutlich gezeigt. Alle diese Fonds seien unter Druck gekommen und hätten Verluste eingefahren. Der Fidelity-Manager empfiehlt daher, einen Anlagehorizont von fünf oder mehr Jahren im Blick zu haben. „Die Renditen von Demografiefonds beschreiten sicher keinen geraden Weg nach oben“, betont Loszach.

% MEINE RENDITE

Die demografische Entwicklung legt vielversprechende Investmenttrends offen. Auf der einen Seite die Alterung in den Industrieländern, die mit mehr Ausgaben für Gesundheit und Wellness einhergeht. Auf der anderen Seite die wachsende Mittelschicht in den Schwellenländern, die vermehrt in der Lage ist, Luxusgüter zu erwerben und zu reisen. Beide Trends werden aber nur dann finanziell erfolgreich sein, wenn die Weltwirtschaft wächst. Langfristig gehen die Renditen dieser Themenfonds nach oben. n

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