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Interview: „Da muss man ein bisserl kreativ sein“
VITA ANDREAS KLAUSER
Vorstandsvorsitzender Palfinger AG
Der begeisterte Motorradfahrer und Segler ist seit Juni 2018 Vorstandsvorsitzender der Palfinger AG. Geprägt haben ihn seine Jahre bei der CNH Industrial in den USA unter der Führung von Sergio Marchionne. Der bald 57-jährige gebürtige Oberösterreicher, ein „Hands-on“-Manager, ist Aufsichtsratsvorsitzender der CTI Group sowie der Trivest AG. Klartext. Kostensteigerungen konnte die Palfinger AG durch eine neue PricingPolicy teilweise abfedern, erklärt Palfinger-Boss Andreas Klauser.
„DA MUSS MAN EIN BISSERL KREATIV SEIN“
Die Industrie wird sich auf mehr Volatilität einstellen müssen, sagt Palfinger-Boss Andreas Klauser, der Lieferketten nach Europa verlagert. Den Peak der Entwicklung der Rohstoffpreise sieht er überschritten.
INTERVIEW INGRID KRAWARIK
Andreas Klauser bringt nichts so schnell aus der Ruhe. Der Vorstandschef der Palfinger AG denkt gern in Szenarien und setzt lieber auf kleine Mosaiksteine, mit denen er durch herausfordernde Zeiten navigiert. „Der große Flash, mit einer Aktion alles zu retten, das wird nicht passieren“, sagt Klauser, angesprochen auf Lieferkettenprobleme, Rezessionsgefahr, hohe Energiepreise und Arbeitskräftemangel. Der Manager hat fast zehn Jahre in den USA gearbeitet, die Jahre waren ein guter Lehrmeister. Mitgenommen hat er das Motto „Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner“. „Du kannst in den USA jede Idee mit einem Banker durchspielen, der finanziert dir das auch, aber du musst aktiv werden, sonst bist du nicht sichtbar.“ Mit dem Börsianer hat der Boss des Kranherstellers vor der Börsianer Roadshow in Wien über seine Politik der kleinen Schritte gesprochen, wieso langes Vorausplanen passe ist und die Deglobalisierung voranschreitet.
Herr Klauser, sind Sie guter Dinge, dass Sie mit der Palfinger AG heuer die Umsatzgrenze von zwei Milliarden Euro erreichen, trotz Energiekrise und hoher Preise für Rohstoffe. Wieso sind Sie so entspannt? – Andreas Klauser: Der Stress kommt sowieso. Wenn ich jetzt schon gestresst bin, dass ich vielleicht Stress haben könnte ... (lacht). Vielleicht liegt es daran, dass ich sehr lange in den USA gelebt und gearbeitet habe und dort die Volatilität immer viel höher war als in Europa, wo bisher immer auf drei oder fünf Jahre vorausgeplant wurde. Und mit einem italienischen Mutterkonzern konnten wir ohnehin mit hohen
„Bei Palfinger macht das Planungsmanagement ein Italiener, weil er mit Volatilität mehr Erfahrung hat.“
ANDREAS KLAUSER
Volatilitäten gut umgehen. Da wird maximal auf ein Jahr geplant. Und diese Volatilität, die man auch in Brasilien und Argentinien kennt, die kommt jetzt zu uns. Die Frage wird sein, ob sie stabil mit einer gewissen Volatilität umgehen und sich auf quartalstechnische Herausforderungen einstellen können. Bei der Palfinger AG macht das Planungsmanagement ein Italiener, weil er mit der Volatilität traditionell mehr Erfahrung hat.
Mit welchen Maßnahmen wappnen Sie sich gegen die volatilen Zeiten, Stichwort Ener-
gieverfügbarkeit? – Wir produzieren bei energieintensiven Komponenten derzeit viel vor, zum Beispiel Kranarme. Den größten Energiebedarf aus Gas haben wir beim Lackieren bei der Trocknung.
Aber der Preis für Gas ist derzeit doch hoch? - Da geht es nicht um den Preis, da geht es darum, dass wir liefern können, wenn es drauf ankommt. Derzeit ist ausreichend Gas vorhanden, also machen wir das jetzt. Verstehen Sie mich nicht falsch, es wird sicher noch einmal kritisch werden. Die vielleicht mangelnde Energieverfügbarkeit wird den Preis nach oben treiben, auf das Gesamtsystem einen gewissen Stress bewirken und die Inflation vorantreiben. Wir versuchen außerdem, unsere Lieferanten wieder nahe am Werk zu haben, dort, wo das Hauptgeschäft ist.
Kommt es da zu einer Veränderung der Lie-
ferketten? – Wir planen, die Produktion dorthin zu verlagern, wo wir auch einen Bedarf haben. Wir bauen das Werk in Slowenien in Maribor aus und planen ein eigenes Werk in Serbien mit lokalen Lieferanten.
Von wo verlagert sich das? – Interessanterweise wird sich einiges von China verlagern. Es ist eine kleine Deglobalisierung. In Serbien haben wir die Ressourcen. Sehr viel Gastarbeiter in Deutschland, Österreich, der Schweiz, die während Covid heimkehrten, wollen nicht mehr zurück. Wenn ich denen in Serbien einen adäquaten Job biete, könnte das gut funktionieren. Da muss man ein bisserl kreativ sein. Wenn man nur sagt, alles Krise, alles Katastrophe, hat keiner was davon. Es gibt kleine Mosaiksteine, die wir jetzt setzen müssen. Der große Flash, mit einer Aktion alles zu retten, wird nicht passieren. Es ist die Politik der kleinen Schritte. Ich glaube auch, dass der ganze Hype, der Peak bei den Rohstoffpreisen bereits überschritten ist.
Woraus schließen Sie das? – In der Baustoffindustrie sind die Preise jede Woche nach oben gegangen, jetzt hat das einen Peak erreicht, wo keiner mehr kauft. Die haben die Lager voll, und jetzt wird es ganz spannend. Zum Beispiel hat ein Ziegellieferant angerufen, er hätte noch
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19.9.19 Erwischt. Redakteurin Ingrid Krawarik sprach mit Andreas Klauser am Rande der Börsianer Roadshow in Wien.
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Quelle: baha
Ziegel, das wäre vor zwei Monaten nicht passiert. Da kommt eine gewisse Dynamik rein. Das ist für uns gut und auch für unsere Kunden. Meine größte Sorge ist, wenn unsere Kunden, also Bauwirtschaft, Baustoffhändler und Transportunternehmer, kein Geld mehr verdienen. Weil dann habe ich irgendwann das gleiche Thema. Es werden auch wieder Projekte gestartet, die gestoppt waren. Man sieht das beim Stahl, der war auf 1.600 Euro pro Tonne, ist jetzt wieder auf unter 1.000 Euro gesunken, da beginnt wieder ein gewisser Einkauf.
Können Sie die Preiserhöhungen weitergeben? – Wir haben eine neue Policy eingeführt, das Dynamic Pricing, also indexbasiert. Von den 15 bis 17 Prozent Kostensteigerungen konnten wir 12,5 bis 13 Prozent abfedern. Da ist natürlich immer noch ein Gap, das sieht man auch in der Profitabilität, die Volumina haben wir trotzdem sichergestellt. Das lässt sich schon machen, wenn man den Partnern sehr genau erklärt, was wir tun und warum wir es tun.
Sie sind in vielen verschiedenen Bereichen mit Ihren Produkten erfolgreich. Ist das ein Plus in der aktuellen schwierigen Konjunkturlage? – Definitiv. Wir haben 16 verschiedene Produktlinien, davon zehn im klassischen Landbereich, sechs in der Marine, und sind auf mehreren Kontinenten unter-
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wegs. Wir sehen, dass es beim Ölservice auf Ölplattformen wieder losgeht, auch das Marinegeschäft birgt aktuell Chancen. Plus: Märkte wie Nordamerika und Lateinamerika beginnen zu boomen.
Gibt es einen Bereich oder eine Sparte, die
Sie kritischer sehen? – Das war bisher die Schifffahrt, weil weniger Kreuzfahrtschiffe gebaut wurden. Ich war aber letztens auf der Schifffahrtsmesse in Hamburg, die Werften sind wieder voll ausgelastet. Die bauen ganze Disneylandschiffe, allerdings etwas kleinere Schiffe und nur mit der halben Kapazität. Das bedeutet mehr Luxus, der Kunde muss nicht mehr 5.000 Euro fürs Ticket zahlen, sondern 10.000 Euro, dann ist das Schiff sozusagen Covid-sicher.
Ist die Palfinger AG vom Arbeitskräftemangel betroffen? Mehr als 300 Stellen sind of-
fen, wie managen Sie das? – Bei 12.500 Mitarbeitern weltweit sind 300 fehlende Stellen nicht ganz so kritisch. Wir haben heuer erstmals 111 Lehrlingsbewerbungen anstelle der üblichen 36 vor vier, fünf Jahren, vor allem im ländlichen Bereich. Wir haben sicher ein Thema mit Fachkräften und Spezialisten im IT-Bereich. Deshalb expandieren wir in Wien und übersiedeln mit Palfinger 21st zeitnah in den Austria Campus. Dort haben wir uns ein ganzes Dachgeschoß gemietet und werden Jobs, die wir im ländlichen Bereich nicht besetzen können, im urbanen Bereich besetzen, also für den Großraum Wien und Bratislava. Interessant ist, dass wir derzeit im urbanen Bereich mehr Kandidaten finden als im ländlichen Bereich. Wir haben jetzt auch einen Technologiecluster am Technologiestandort Brixen in Südtirol, wo wir Ressourcen vom italienischen Raum absaugen.
Wie lautet das wichtigste Learning, das Sie
anderen mitgeben würden? - Nahe am Business zu sein. In den USA testen dich Investoren und Kunden laufend, wie nahe du am Geschäft bist. Ich bin bei Palfinger nicht der Supervisor, sondern nahe am Ball. Diese Art von Leadership, wo der Kapitän auch manuell ein Boot steuern können muss, macht das Business derzeit sehr interessant. n
Sonja Steßl, Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen Versicherung
HLICH_LUXUNDLUMEN © MARLENE FR Ö
„JEDER ZWEITE EURO FLIESST IN NACHHALTIGE FONDS“
Die ECO Select Invest der Wiener Städtischen vereint zwei Megatrends: Die Chance auf höhere Rendite und nachhaltiges Investment.
Nachhaltigkeit: Vom Trendthema zum Dauerbrenner
Die sich verschärfende und immer stärker persönlich erlebbare Klimakrise sowie politische Kampfansagen wie EU-Greendeal und EU-Aktionsplan sorgen dafür, dass das Thema Nachhaltigkeit im Bewusstsein der Menschen angekommen ist, und auch bleiben wird. Der Finanzwirtschaft kommt dabei die Rolle eines „game-changers“ zu: Versicherungsunternehmen verwalten Milliarden an Prämien für ihre Kunden. Allein dadurch, nach welchen Kriterien sie diese Gelder veranlagen, kann schon sehr viel in Richtung Nachhaltigkeit bewegt werden. „Die Nachfrage unserer Kundinnen und Kunden nach Möglichkeiten auch mittels finanzieller Vorsorge zum Umweltgedanken beizutragen, ist in den letzten Jahren stark gestiegen“, erklärt Sonja Steßl, Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen Versicherung.
Vorsorge und Klimaschutz
Die Wiener Städtische hat das Nachhaltigkeitsthema sehr früh aufgegriffen und als erster österreichischer Versicherer mit dem Produkt „Eco Select Invest“ eine nachhaltige Fondspolizze auf den Markt gebracht, die mit dem österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet wurde. „Mittlerweile fließt bei uns bereits jeder zweite Prämieneuro bei Neuabschluss einer Fondspolizze in nachhaltige Fonds – Tendenz steigend“, so Steßl. Die Fondspalette der Wiener Städtischen Versicherung beinhaltet Top-Performing Nachhaltigkeitsfonds wie den Erste WWF Stock Environment Fonds. So können Anleger mit gutem Gewissen investieren und profitieren gleichzeitig von guten Ertragschancen. Fondspolizzen wie die Eco Select Invest der Wiener Städtischen verbinden individuellen Versicherungsschutz mit Veranlagung in nachhaltige Investmentfonds, sind sehr flexibel und unkompliziert übertragbar. So lässt sich für das Alter und die Familie vorsorgen und man übernimmt Verantwortung für Umwelt, Gesellschaft und künftige Generationen.
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– Fondsauswahl aus 13 nachhaltigen Fonds – Zwei nachhaltige Themenbaskets – Keine Ausgabeaufschläge – Switchen 2 x monatlich kostenlos – Prämienhöhe ab 50 Euro monatlich – Auszahlung als Kapital oder
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