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Innovation gegen die Krise

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WELTBLICK

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Prozent des BIPs beträgt in Österreich die Forschungsquote, sie belegt damit international einen Spitzenplatz. Laut Statistik Austria werden die Ausgaben für Forschung und Entwicklung heuer 14,15 Milliarden Euro betragen. Unternehmen steuern mehr als sechs Milliarden Euro bei. Tüfteln. Forschung und Entwicklung in Unternehmen entscheiden über zukünftige Erfolge. Hier muss viel investiert werden.

gen Routinen, die eines systematischen Blicks und Impulsen von außen bedürfen, um sie verbessern oder erneuern zu können. Abgesehen von der Methodik, die sich ständig weiterentwickelt, bedarf Innovation im Inneren immer auch kreativer Intervention und Stimulation von außen, um offen und lebendig zu bleiben.“

Beim Flugzeugteilehersteller FACC AG kommt externe Beratung hauptsächlich dann zum Einsatz, wenn eine Aufgabenstellung nicht mehr Kernkompetenz des Unternehmens ist. „Im Unternehmen vorhandenes Know-how spielt hier auch eine Rolle. Dieses wird im Zuge der Beratung aufgebaut. Im besten Fall entwickelt sich so ein Unternehmen weiter und kann nach einer gewissen Zeit die Aufgaben eigenständig lösen“, sagt René Adam, Leiter der Forschungs- und Technologieabteilung der FACC AG. Als Beispiel nennt er hochautomatisierte Produktionssysteme, die nicht zur Kernkompetenz der FACC gehören und einen Blick von außen erfordern. Diese Systeme werden eingesetzt, um im Bereich der Drohnenentwicklung und -produktion die geforderten Produktionsraten erreichen zu können. „Hinzuzufügen wäre noch: In Technologieunternehmen hat tendenziell die Prozess-, Material- und Produkttechnologie immer den obersten Stellenwert. Die Veränderung des Marktes und der Gesellschaft und die Geschwindigkeit der Veränderung erfordern es aber, auch andere Organisationseinheiten im Unternehmen zu reformieren und in den Transformationsprozess einzubinden. Human Ressources etwa muss sich die Frage stellen, wie zukünftig Personal rekrutiert wird. Arbeitszeitmodelle und Kostenstrukturen müssen überdacht werden.“ Zudem reiche es nicht mehr, die perfekte technische Lösung zu entwickeln: „Die Komplexität liegt darin, die technischen Anforderungen, die sich der Kunde sowieso wünscht, mit den zusätzlichen Anforderungen, die in Zukunft erwartet werden, zu verheiraten. Gleichzeitig muss die Wettbewerbsfähigkeit erhalten bleiben. Sprich Produkte können deshalb nicht exorbitant teuer werden.“

Mark van Loon von der Wienerberger AG nennt die Breakthrough-Innovation als Einsatzgebiet für externe Beratung: „Da wird etwas komplett Neues entwickelt wie zum Beispiel ein Dachsystem, das leichter mit Solarpaneelen ergänzt werden kann. Die strategische Planung, die langfristige Vision machen wir meistens selber, aber wenn wir in einen neuen Marktbereich gehen, fehlen uns teilweise die nötigen Informationen zum Markt oder zur Technologie. Da arbeiten wir mit externen Beratern zusammen, die schneller als wir den Markt analysieren können und bereits das Know-how haben. Die Zusammenarbeit kann dann von einem Monat bis zu acht Monaten dauern.“

Wenn es um grundsätzlichere Veränderungen im Unternehmen hin zu mehr Innovationsbereitschaft geht, sieht Berater Philip Ginthör zunächst die Führungsebene am Zug: „An erster Stelle steht ein innovationsorientiertes Leadership, das ein Arbeitsumfeld schafft, welches Freiräume bietet. Dies muss mit einer gelebten und belohnten Risikokultur sowie Wertschätzung für neue, innovative Talente, die ich ins Unternehmen hole und arbeiten lasse, begleitet werden.“ Ähnlich beschreibt es auch Accenture-Berater Pinter: „Jede Innovation beinhaltet ein gewisses Risiko, darum sollte das Thema unbedingt im C-Level verankert sein. Wichtig sind schnelle, klare Entscheidungen und CEOs, die dahinterstehen und mit denen man auf Augenhöhe neue Ideen durchspielen kann. Der Berater kann vor allem Einblick in Best Practices geben und darstellen, wie sich andere am Markt aufstellen.“ Große internationale Unternehmensberatungen hätten zudem den Vorteil, dass sie über die gesamte Bandbreite End-to-End unterstützen können.

Nebeneinander der Kulturen

Und was halten die Berater von den sogenannten Corporate Start-ups, die bereits seit einigen Jahren intern gegründet werden, um neue Ideen in die Konzerne zu holen? „Das hängt davon ab, wie sehr sich die Unternehmen da drübertrauen“, meint Alex Pinter dazu. „Wenn man die

ALEX PINTER

„Mit budgetärer Rückendeckung auch radikalere Ansätze fahren.“

RENE ADAM

„Prozess-, Material- und Produkttechnologie haben obersten Stellenwert.“ „Unternehmen optimieren oft nur bewährte Produkte.“

MARK VAN LOON

richtigen Leute mit dem richtigen Mindset im Team hat und vom Vorstand auch budgetäre Rückendeckung bekommt, kann man als Corporate auch radikalere Ansätze fahren – Stichwort White Spaces. Aber Usus ist es nicht, das ist schon die Champions League.“ Philip Ginthör ergänzt: „Es benötigt Verständnis und Wertschätzung für die unterschiedlichen ‚Kulturen‘, die in einem solchen Modell nebeneinander und dann irgendwann auch mit einer gemeinsamen Schnittstelle funktionieren müssen. Dazu gehören die ‚ways of working‘ von Start-ups ebenso wie eine alternative Organisation und ein anderer Umgang mit Technologie.“ Dass Neues vor allem Räume braucht, in welcher Form auch immer, um sich entwickeln zu können, darüber sind sich Berater und Manager einig. „Die Trennung von Tagesgeschäft und R&D ist wichtig“, betont Rene Adam von der FACC AG. Zu weit sollte die Entfernung aber nicht sein: „Fehlerkultur, Know-how der Mitarbeiter, Vertrauen der Führungskräfte in die Mitarbeiter sind wesentliche Faktoren sowie Investments in R&D-Infrastruktur vor Ort, um die interne Entwicklung zu beschleunigen.“

% MEINE RENDITE

Der Innovationsdruck auf die Unternehmen wächst, keine Branche kann sich mehr auf früheren Erfolgen ausruhen. Wer bisher zu wenig in Innovation investiert hat, muss sich Know-how von externen Beratern zukaufen. Aber auch innovative Unternehmen brauchen punktuell Unterstützung, wenn sie sich auf neue Märkte wagen. n

Wer nachhaltig wirtschaften will, braucht einen Partner mit sozialer, ökologischer und ökonomischer Verantwortung in einem starken

Netzwerk.

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