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WILLIBALD CERNKO

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MARTIN KWAUKA

MARTIN KWAUKA

DER ZEITPUNKT IST REIF

Krieg in der Ukraine, die Energiekrise, Inflation, eine noch immer schwelende Pandemie und eine Klimakrise – die Herausforderungen sind vielfältig und zwingen Regierungen zu beispiellosen Handlungen. Wie wir gestärkt aus dieser Zeit kommen?

„Was jetzt zu tun ist? Liquidität sichern. Kapitalmarkt stärken.“

VITA WILLIBALD CERNKO

WKO-Spartenobmann Bank und Versicherung

Der 66-Jährige bezeichnet sich selbst als Macher, der andere Meinungen zulässt, diskutiert und dann entscheidet. Der langjährige Vorstandschef der Unicredit Bank Austria AG wechselte 2017 als Risikovorstand in die Erste Group Bank AG, die er seit Juli 2022 als Vorstandsvorsitzender anführt. Seinen ersten Kredit hat der gebürtige Knittelfelder 1979 mit 12,5 Prozent Zinsen aufgenommen.

Wir kommen gestärkt aus dieser Zeit, indem wir wichtige politische Entscheidungen auch in der Finanzwirtschaft gemeinsam angehen. Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und auch das Klima würden davon profitieren. Im Juli stieg die Inflation in Österreich auf rekordverdächtige 9,3 Prozent. Dabei ist der Peak noch nicht erreicht. Die Zehn-Prozent-Marke steht ante portas. Ein Szenario, das bis vor kurzem noch unmöglich schien. Die Preise für Energie sind enorm hoch. Das Damoklesschwert der Versorgungssicherheit schwebt über der Europäischen Union. All diese Entwicklungen setzen den Menschen und den Unternehmen in Österreich stark zu.

Ohne die Herausforderungen kleinreden zu wollen: Wir dürfen nicht vergessen, dass nach dem Regen wieder die Sonne scheint. Der österreichische Finanzsektor hat in den letzten Jahren gezeigt, dass er in fordernden Zeiten ein verlässlicher Partner ist. Schon 2020 hat die Bundessparte Bank und Versicherung das Maßnahmenpaket Road to Recovery vorgelegt. Und auch jetzt haben wir ganz konkrete Lösungen für aktuelle Probleme anzubieten. Damit sie ihre Wirkung entfalten, muss die Arbeit an den Baustellen des Finanzstandorts Österreich wiederaufgenommen werden.

Zunächst ist es wichtig, die zentrale Rolle der Banken bei der Zurverfügungstellung von Liquidität abzusichern. Angesichts der fragilen wirtschaftlichen Lage sind Maßnahmen, die zu einer Verknappung von Krediten führen könnten, kritisch zu hinterfragen. Neben Eigenkapitalvorschriften mit unerwünschten Nebenwirkungen, sollten wir insbesondere über die neuen Regelungen der Finanzmarktaufsicht bei der Vergabe von Immobilienkrediten sprechen. Künftig werden viele Kunden deutlich weniger Aussicht auf einen Wohnungskredit haben. Das trifft vor allem Jungfamilien. Ihnen fehlt immer wieder das nötige Eigenkapital, aber auch die Schuldendienstquote ist teilweise ein Problem, weil man das steigende Lebenseinkommen miteinbeziehen sollte. Da würden wir uns mehr Ausnahmen wünschen. Wir Banken glauben aber an das Potenzial junger Menschen und wollen ihnen auch in Zukunft beim Erwerb von Eigentum unter die Arme greifen und ihnen somit den Zugang zur besten Form der Altersvorsorge ermöglichen. Berechnungen zeigen, dass es allein in Österreich Investitionen von insgesamt 145 Milliarden Euro bis 2030 braucht, wenn wir bis 2040 klimaneutral sein wollen. Klassische Kredite oder der Staatshaushalt allein können das nicht finanzieren. Die Lösung kann nur ein lebendiger Kapitalmarkt sein. Klar, das ist nichts Neues. Aber der Handlungsdruck war selten so groß wie jetzt. Wir müssen uns aus der Abhängigkeit bei der Energie „rausinvestieren“.

Die Bundessparte Bank und Versicherung hat dazu konkrete Vorschläge. Die Maßnahmen liegen auf dem Tisch. Die Steuerbefreiung auf nachhaltige Finanzprodukte steht schon im Regierungsprogramm. Eine KESt-Behaltefrist, die auch ihren Namen verdient, würde den Kapitalmarkt viel attraktiver und auch leistungsfähiger machen. Neue Gesellschaftsformen wie die an internationalen Vorbildern orientierte SICAV könnten mehr privates Kapital mobilisieren. Alle diese Punkte und mehr sind mit der Politik besprochen. Jetzt braucht es die politische Kraft, diese umzusetzen. Der Zeitpunkt ist reif.

Ich bin überzeugt: Wenn wir jetzt die Rahmenbedingungen verbessern und aus der fordernden Situation lernen, wird der Finanzstandort danach robuster und stärker sein als je zuvor. Die österreichische Kreditwirtschaft ist jedenfalls bereit, ihren Beitrag zu leisten. n

WILLIBALD CERNKO

Auf 24 Hektar betreibt der Flughafen Wien die größte Photovoltaikanlage Österreichs

DANK SONNENSTROM UND MEHR: FLUGHAFEN WIEN WIRD CO2-NEUTRAL!

Als einer der ersten Airports in ganz Europa wird der Flughafen Wien seinen Betrieb ab 2023 klimaneutral führen! Dafür setzt der Flughafen auf Österreichs größte Photovoltaikanlage, CO2-neutrale Fernwärmeversorgung, E-Mobilität und noch viele weitere Maßnahmen.

Weltweit verursacht der Flugverkehr nur etwa 2,7% aller CO2-Emissionen (vor der Pandemie) – das ist im Vergleich zu anderen Industrien eher gering. Dennoch setzt die internationale Luftfahrt zahlreiche Klimaschutzmaßnahmen. Der Flughafen Wien ist hier federführend dabei. Mit bemerkenswerten Erfolgen: Ab 2023 führt der Flughafen Wien seinen Betrieb CO2-neutral! Dahinter steckt eine bestens durchdachte Klimaschutzstrategie, die viele Maßnahmen umfasst – von Photovoltaik, E-Fahrzeuge, industrielle Abwärmenutzung, intelligentes Gebäudemanagement und vieles mehr. Damit werden im Vergleich zu 2011 rund 60.000 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart.

Mit der Kraft der Sonne

Für seine Energieversorgung setzt der Flughafen massiv auf die Kraft der Sonne! Diese wird mittels acht Solaranlagen auf Gebäude- und Freiflächen vom Himmel geholt, so werden rund 40 Millionen Kilowattstunden Strom produziert. Den Löwenanteil liefert die 2022 am Flughafen Wien in Betrieb genommene größte Photovoltaikanlage Österreichs: Auf einer Fläche von 24 Hektar liefern hier 55.000 Paneele eine Leistung von 24 Megawatt Peak. Bis Jahresende kommen weitere acht Hektar dazu. Damit kann der Airport rund 40% seines Jahresstromverbrauchs abdecken. An Sonnentagen sogar noch mehr, als das gesamte Flughafen-System verbraucht. Dabei werden auch die 250 Betriebe am Standort mitversorgt. Zur Speicherung von Energie ist eine Wasserstoffanlage in Planung.

Grüne Fernwärme

Maßgebliche CO2-Einsparungen erzielt der Flughafen auch durch die Versorgung mit CO2-neutraler Fernwärme. Dabei wird industrielle Abwärme in CO2-neutrale

Mag. Julian Jäger und Dr. Günther Ofner, Vorstände der Flughafen Wien AG

„Wir handeln für den Klimaschutz – nach zehn Jahren intensiver Arbeit und 1001 konkreten Umsetzungsschritten haben wir es geschafft: Unser Flughafen wird ab 2023 seinen Betrieb CO2-neutral führen und damit zu einem der ersten Green Airports Europas. Für unsere Umwelt, aber auch für unsere Passagiere und unsere Nachbarn.“

Der Office Park 4 ist eines der nachhaltigsten Bürogebäude Österreichs. Nachhaltige Flugzeugabfertigung: Rund 400 E-Fahrzeuge sind am Airport im Einsatz.

Wärmeenergie umgewandelt und über eine Direktleitung von der OMV-Raffinerie Schwechat an den Flughafen-Standort geliefert. Mit diesem klugen Konzept können 150 Gebäude versorgt werden. Im Flughafensystem werden damit rund 21.000 Tonnen CO2 jährlich eingespart.

E-Fahrzeuge am Airport

Mit einer großen E-Fahrzeugflotte sammelt der „grüne“ Flughafen wertvolle Klimaschutz-Bonuspunkte: Mit rund 400 E-Spezialfahrzeugen für die Flugzeugabfertigung, mobilen Passagiertreppen und Cateringfahrzeugen werden pro Jahr etwa eine Million Liter Dieselverbrauch eingespart. Zudem gibt es den weltweit ersten Schwungmassespeicher im Echtbetrieb zum schnellen Laden von E-Fahrzeugen. Mit dem City Airport Train, den S-Bahn- und ÖBB-Verbindungen ist der Flughafen auch auf der Schiene schnell und umweltfreundlich erreichbar.

Energieeffizienz im Gebäude

Der Office Park 4 im Zentrum der AirportCity ist eines der nachhaltigsten Bürogebäude Österreichs. Heizung und Kühlung erfolgen mittels Geothermie durch 450 (!) Energiepfähle im Boden und 39 Kilometer Leitungen. Unterstützung für die Energieoptimierung bestehender und künftiger Bauten bietet eine mit der TU Wien entwickelte Smart City Steuerungssoftware. Nur ein vorbildliches Beispiel von vielen: Alle Beleuchtungssysteme am Standort werden sukzessive auf energiesparende LED-Systeme umgestellt.

Strenges Monitoring

Bei seiner europaweit vorbildlichen und visionären Klimaschutzoffensive unterwirft sich der Airport der strengen Umweltprüfung nach dem „Eco-Management and Audit Scheme“ (EMAS). Regelmäßige Auditierung inklusive! Das hat auch internationale Dimensionen angenommen. Denn mittels penibler CO2- Emissionsbilanz beteiligt sich der Flughafen Wien auch an dem vom Airports Council International Europe (ACI Europe) Programm ACAS (Airport Carbon Accreditation System) und ist dabei schon Level 3-zertifiziert. Alle am Standort ansässigen Unternehmen sind somit in alle Maßnahmen zur CO2-Reduktion eingebunden.

Alternative Treibstoffe

Die größte Chance für mehr Klimaschutz in der Luftfahrt liegt aus Sicht des Flughafens in synthetischen Kraftstoffen (SAF). Sie werden aus Luft und Wasserstoff produziert und bewirken eine sanfte Ökorevolution. Denn dadurch kann der Atmosphäre exakt so viel CO2 entnommen werden, wie beim Verbrauch wieder ausgestoßen wird. Lufthansa und Austrian Airlines bieten ihren Passagieren jetzt schon ein besonderes Umweltservice an: Sie können im Rahmen ihrer Flugbuchung synthetische Treibstoffe dem herkömmlichen Kerosin beimischen lassen und durch diesen Beitrag ihren CO2 Fußabdruck deutlich verringern! Für den Flughafen ist das jedenfalls die wichtigste Maßnahme, mit der die internationale Luftfahrt flächendeckend CO2-neutral und so weitreichende Verbesserungen für den Klimaschutz erzielt werden können.

Weitere Öko-Infos: Viennaairport.com/co2neutral

Öko-Fakten zum Flughafen Wien

– Jährlich werden am Airport im Vergleich zu 2011 rund 60.000 Tonnen CO2 eingespart. – Am Flughafen steht Österreichs größte

Photovoltaikanlage mit 55.000 Paneelen auf 24 Hektar.

– Acht Photovoltaikanlagen am

Airport erzeugen rund 40 Millionen

Kilowattstunden Strom.

– Rund 40 Prozent des

Jahresstromverbrauchs bezieht der

Airport aus Sonnenenergie. – Die OMV wandelt industrielle Abwärme in CO2-neutrale Fernwärme um und versorgt damit den Flughafenstandort mit 150 Gebäuden.

– 450 Energiepfähle im Boden versorgen den Office Park 4 mit Erdwärme.

Weitere Informationen finden Sie online auf

viennaairport.com/co2neutral

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