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1. Teil: Marktumfeld
BASISKONSUM ALS SCHUTZ
Während die steigende Inflation immer mehr Branchen zu schaffen macht, kann sich der Basiskonsum auch in solch einem Umfeld behaupten. Doch was steckt dahinter?
TEXT RAJA KORINEK
Zisch. Die Coca-Cola Company ist mit mehr als 500 Marken und 3.500 Getränkeprodukten weltweit präsent.
Es geht jetzt Schlag auf Schlag. Die Inflationsrate erreichte im August in den USA 8,3 Prozent im Jahresvergleich. In der Eurozone erreichte die Teuerung 9,1 Prozent, wie auch in Österreich. Dabei sind in Europa vor allem die hohen Energiepreise ein großer Inflationstreiber, ein Umstand, der immer mehr Branchen zu schaffen macht. Nicht alle Unternehmen können steigende Kosten weitergeben.
Doch es gibt einen Bereich, der steigende Kosten meist gut weitergeben kann: der Basiskonsum. Der Bereich sei divers, konstatiert Jakob Frauenschuh, Leiter Investment Management & Strategy im Bereich Aktien bei der Schoellerbank AG. Das Spektrum reicht von Nahrungsmitteln und Getränken bis hin zu weiteren Produkten des täglichen Bedarfs, die Großkonzerne wie Nestle, Unilever und Coca-Cola anbieten.
Wertvolle Marken als Cash-Cow
Denn Basiskonsumunternehmen punkten in der Regel mit starken immateriellen Vermögenswerten, so etwa Marken. Diese ermöglichen es, die Preise bei Bedarf zu erhöhen, meist ohne stark negative Auswirkungen auf die Verkaufszahlen. „Die jüngsten Berichte zeigten, dass es vielen Unternehmen im Basiskonsum gelungen ist, einen Kostenpreisanstieg von rund 80 Prozent ihrer Herstellungskosten zu übertragen. Angesichts der gestiegenen Nachfrage bedeutet eine nur geringe Reduktion der Gewinnmarge ein weiterhin steigender Gewinn“, sagt Frauenschuh.
Ken Van Weyenberg, Senior Client Portfolio Manager, Thematic Global Equity, bei Candriam, sieht obendrein einen langfristigen Treiber: „Die Weltbevölkerung wächst, damit auch die Nachfrage nach Gütern des Bereichs Basiskonsum.“
Die starke Positionierung wird selbst in Krisenzeiten von Anlegern ebenso goutiert. „Solche Aktien werden gern als Kriseninvestments gekauft, wenn dunkle Wolken am Konjunkturhimmel aufziehen“, sagt Frauenschuh. Seit Jahresbeginn ist etwa der MSCI World Consumer Staples Index, der den Basiskonsumsektor abbildet, um 3,7 Prozent im Plus, während der MSCI-Weltindex um 6,2 Prozent im Minus ist – jeweils auf Eurobasis.
Stabile Dividendenzahlungen
Der Sektor kann noch mit weiteren Attributen aufwarten. Candriam-Experte Van Weyenberg verweist etwa auf die stabile Ausschüttungsquote. Unternehmen aus dem Basiskonsum weisen meist ein stärkeres Dividendenwachstum und eine höhere Dividendenrendite auf als jene in anderen Sektoren. Das macht solche Titel in Zeiten steigender Zinsen umso begehrter, was sich in einer verhältnismäßig besseren Wertentwicklung der Aktien widerspiegle, so Van Weyenberg. Er unterstreicht dies mit einem handfesten Beispiel: Seit 2005 wächst die jährliche Bruttodividende um knapp 7,5 Prozent im MSCI World Consumer Staples Index, die durchschnittliche Bruttodividendenrendite beträgt dabei 2,7 Prozent. Im MSCI-Weltindex sind es lediglich 2,3 Prozent respektive 2,47 Prozent.
Dennoch sind all solche Entwicklungen keine Selbstläufer. In Österreich etwa sorgen die steigenden Lebensmittelpreise für hitzige Debatten rund um die „Schuldigen“ der Preistreiber. Nicole Berkmann, Sprecherin von Spar, sagt: „Verantwortlich für die gestiegenen Preise sind die hohen Energiepreise, Probleme bei den Lieferketten, fehlende Rohstoffe und alle weiteren Auswirkungen, die durch die Pandemie und den Ukraine-Krieg hauptsächlich verursacht worden sind.“
Die Hersteller haben somit höhere Kosten und bieten dem Handel ihre Waren zu deutlich höheren Preisen an, ergänzt Berkmann. Bei Spar versuche man, die Preise für die Konsumenten so günstig wie möglich zu halten, und verzichtet aktuell auf einen Teil der Marge. „Daher ist der Handel für die Preissteigerungen nicht verantwortlich.“ Dies soll auch so bleiben, meint Berkmann, weshalb man in harte Verhandlungen mit Großkonzernen eintreten wolle. „Was aus unserer Sicht nicht geht, ist, in Zeiten wie diesen, wo die Bevölkerung unter enorm gestiegenen Lebenshaltungskosten leidet, die Gewinne noch erhöhen zu wollen.“
Auch bei Hofer hält man fest, dass steigende Energie- und Beschaffungskosten ein weltweites Phänomen seien, das den gesamten Markt betrifft. Steigende Produktions- und Anschaffungskosten könnten jedoch sehr lange abgefedert werden.
Preise werden empfohlen
Und wie reagiert die Industrie auf die inflationäre Entwicklung? Gerold Idinger, Österreich-Chef von Unilever, meint: „Wir unternehmen große Anstrengungen, die eigenen Kosten möglichst zu reduzieren, ohne Kompromisse bei der Produktqualität einzugehen.“ Dies reiche jedoch nicht aus, um Preissteigerungen „bei gewohnter Qualität auf höchstem Niveau“, wie Idinger sagt, auszugleichen. Gestiegene Kosten müssten teilweise weitergegeben werden, dies aber zu einer unverbindlichen Preisempfehlung, wie Idinger betont.
Ein Vergleich der vergangenen 25 Jahre verdeutlicht, dass dies dem Basiskonsumsektor stetig gelingt. So liegt die Nettogewinnmarge mit durchschnittlich 6,79 Prozent laut dem Finanzdienstleister Bloomberg zwar „nur“ im Mittelfeld und damit etwa unter jener des IT-Sektors (18,57 Prozent) oder der Immobilienbranche (25,18 Prozent). Dafür aber schwankt die Gewinnmarge im Basiskonsum deutlich geringer als in den meisten anderen Branchen, ergänzt Frauenschuh.
Der Schoellerbank-AG-Profi verweist auf einen weiteren Umstand in diesem Zusammenhang: „Jene Unternehmen innerhalb des Basiskonsums, die starke Marken habe, können ihre Gewinnmargen noch besser verteidigen.“ Er meint, dass Handelsmarken in allen Schlüsselkategorien Jahr für Jahr an Marktanteilen gewinnen. „Einige der bemerkenswertesten Zuwächse wurden in den Bereichen Hygiene, etwa bei Papierhandtüchern und Toilettenpapier, sowie mit abgefülltem Wasser und Babynahrung erzielt.“ Das gilt allen voran für Großkonzerne. Denn auch im Basiskonsum stellt das aktuelle Umfeld manch ein kleineres Unternehmen vor große Herausforderungen: Der deutsche Toilettenpapierhersteller Hakle meldete jüngst Insolvenz an.
% MEINE RENDITE
Die steigende Inflation nagt an der Gewinnmarge zahlreicher Unternehmen. In vielen Branchen ist die Preissetzungsmacht oftmals gering. Ein anderes Bild zeichnet sich großteils im Basiskonsumsektor ab. Weil darin Güter des täglichen Bedarfs wie etwa Nahrungsmittel und Hygieneartikel verkauft werden, die in jeder Wirtschaftslage gebraucht werden, können solche Sektorfirmen steigende Kosten relativ gut weitergeben. n
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