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2. Teil: Veranlagung
Die Zinswende löst Turbulenzen an den Aktienmärkten aus. Umso mehr sind konjunkturunabhängige Titel gefragt, etwa aus dem Basiskonsumsektor. Die Ansätze der Fondsmanager sind unterschiedlich.
TEXT RAJA KORINEK
Süßes. Nestle ist eine Allerweltsaktie, die in zahlreichen Portfolios zu finden ist. Schokolade geht immer.
ERFOLGREICHE WELLENREITER
Das Umfeld ist für Anleger schwierig. Die Inflation steigt, während sich die Wachstumsaussichten zunehmend eintrüben. Erst im Sommer revidierte der Internationale Währungsfonds seine Prognosen nach unten. Die globale Konjunktur dürfte nur noch um 3,2 Prozent wachsen. Für viele Branchen sind Preiserhöhungen, etwa um steigende Rohstoffkosten weiterzugeben, schwer möglich.
Doch es gibt Konzerne, die sich trotz der Turbulenzen durchsetzen können. Bei der Credit Suisse verweist Analyst Sanjeet Aujla auf den Spirituosenhersteller Pernod Ricard. Eine neu entfachte Preissetzungsmacht und ein günstiger Produktmix dürften den inflationären Gegenwind ausgleichen. Das Unternehmen sei in einer guten Position, um einen Abschwung in der Eurozone zu meistern. Auch für den Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestle zieht man bei der Credit Suisse ein positives Fazit seines ersten Halbjahres 2022.
Premiumprodukte als Zugpferde
So hätte insbesondere die Preissetzungsmacht bei den Kaffee- und Tiernahrungsprodukten zum organischen Wachstum entscheidend beigetragen. Die beiden Kategorien gelten als wenig exponiert gegenüber dem Risiko, dass die Konsumenten in einem schwierigeren Konjunkturumfeld auf billigere Produkte ausweichen, heißt es. Und auch wenn das Unternehmen nicht immun gegenüber dem Inflationsdruck sei, ist es aufgrund seiner Premiumisierungsstrategie gerüstet, um Auswirkungen steigender Kosten abzufedern. Letzterer Konzern war jüngst zweitgrößte Fondsposition im DWS Concept GS&P Food (DE0008486655 für Privatanleger, DE000DWS2864 für Großanleger), gleich nach Coca-Cola. Auf zehn Jahre hat der Fonds eine jährliche Wertentwicklung von 8,74 Prozent zurückgelegt. Grundsätzlich sehe man ein Investment im Basiskonsum, besonders den Bereich Nahrung und Getränke, als langfristigen Megatrend und damit als einen wichtigen Basisbestandteil eines diversifizierten Portfolios, betont Philip Terwey, geschäftsführender Gesellschafter der deutschen Vermögensverwaltung Grossbötzl, Schmitz & Partner. Terwey ist zugleich Berater des DWS-Fonds.
Terwey begründet seine Meinung so: „Die Befriedigung der Grundbedürfnisse wie Essen und Trinken bleibt letztendlich
für Konsumenten unverzichtbar.“ Doch auch im aktuell turbulenten Umfeld gibt es gute Gründe, den Sektor näher zu betrachten. Terwey meint, in vergangenen Krisen, wie etwa nach dem Platzen der Dot-Com-Blase oder im Jahr 2008 nach dem Ausbruch der Finanzkrise, stellte der Sektor bereits seine Widerstandsfähigkeit unter Beweis.
Werden die Preise noch steigen?
Die Resilienz könnte nun auf die Probe gestellt werden. Zuletzt hatte manch ein Einzelhändler vermeldet, angekündigte Preissteigerungen von Großkonzernen nicht weitergeben zu wollen. Wie realistisch solch ein Vorhaben ist? Terwey lässt sich als Investor davon nicht beirren und meint: „Wir sind skeptisch, wie lange die Supermarktketten dies durchhalten können.“
Schließlich leben Supermarktketten von der Angebotsvielfalt: „Daher gleicht es eher einer Selbstkasteiung, wenn man die Produkte einzelner Hersteller im Sinne eines ‚Streiks‘ aus dem Programm nimmt. Es handelt sich eher um ein Kräftemessen als um eine langfristige Strategie.“
Auffällig am DWS-Fonds ist die relativ gleichmäßige regionale Aufteilung zwischen den USA und Europa, wobei grundsätzlich international tätige Konzerne im Fokus stehen, die auch vom Wachstum in den Schwellenländern profitieren. US-Getränkehersteller wie CocaCola und Pepsi stehen ebenso im Fokus wie McDonald’s. In Europa sind es nebst Nestle auch der britische Getränkehersteller Diageo und Unilever.
Ein wenig anders ist der Zugang beim etwas jüngeren NN (L) Food & Beverages Fund (LU1687286465 für Privatanleger, LU0242142650 für Großanleger). Regional entfallen beinahe 60 Prozent auf die USA. Abgedeckt wird dies mit Cola-Herstellern und beispielsweise Procter & Gamble. Der Konzern verkauft unter anderem Hygiene- und Kosmetikartikel.
Europa im Fokus
Doch auch General Mills ist ein Teil der US-Gewichtung. Der Konzern bietet etwa Tiefkühlkost, Speiseeis und Frühstücksflocken an. Aus Europa sind Diageo, Hersteller alkoholischer Getränke, enthalten sowie der französische Kosmetikkonzern L’Oreal.
Überhaupt gefällt Ken Van Weyenberg, Senior Client Portfolio Manager, Thematic Global Equity, bei Candriam, Europas Basiskonsumsektor. Das Wachstumsmomentum sei stark, die Bewertungen derzeit günstig. Obendrein biete solch ein Investment teilweise auch ein Exposure zum starken US-Dollar, meint Van Weyenberg. Schließlich erzielen Europas Konzerne ihre Umsätze weltweit.
Ein entsprechend regional ausgerichtetes Sektorinvestment bietet beispielsweise der SPDR MSCI Europe Consumer Staples Ucits ETF (IE00BKWQ0D84). Mit einem ETF, kurz für Exchange Traded Fund, setzen Anleger kostengünstig auf einen Indexfonds. Bei diesem Produkt wird die Wertentwicklung des MSCI Europe Consumer Staples abgebildet. Die größte Position entfällt auf Nestle, doch auch Pernod Ricard und British American Tobacco zählen dazu.
Trotz all der stabilen Eigenschaften des Basiskonsumsektors sind in besonders turbulenten Zeiten auch bei solchen Titeln größere Kursverluste möglich. Das sollten Anleger beachten.
% MEINE RENDITE
Güter des täglichen Bedarfs werden stets gebraucht, auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Genau deshalb können sich zahlreiche Konzerne aus dem Basiskonsumsektor erfolgreich durchsetzen. Dabei nutzen findige Fondsmanager Chancen sowohl in den USA als auch in Europa, sie investieren in Getränke- und Nahrungsmittelhersteller bis hin zu Produzenten von Hygieneartikeln. Kursverluste sind dennoch möglich. n