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SWISS RE ALS VORDENKERIN
ESG-PORTFOLIO STEIGERT RENDITE
Das konsequente ESG-Benchmarking bei Kapitalanlagen macht die Swiss Re zu einem Vorzeigeunternehmen. Die Umstellung hat die Performance positiv beeinflusst und das Risiko verkleinert, erklärt Investmentchef Guido Fürer im Interview mit dem Börsianer Grün.
VITA GUIDO FÜRER
Chief Investment Officer Swiss Re
Mit 25 Dienstjahren gehört der promovierte Ökonom zu den Veteranen im Swiss-Re-Management. Seine Berufslaufbahn begann 1990 beim Schweizerischen Bankverein, heute UBS, für den er an diversen Standorten im Optionenhandel und im Kapitalmarktgeschäft tätig war. Seit 1997 ist Fürer bei der Swiss Re, wo er 2012 zum Group Chief Investment Officer aufstieg und Mitglied der Konzernleitung wurde.
GUIDO FÜRER
Guido Fürer verantwortet die Verwaltung der Kapitalanlagen von Swiss Re in der Höhe von 114 Milliarden US-Dollar per Ende März 2022. Je rund zwölf Prozent der Mittel werden in Cash beziehungsweise Aktien und alternativen Anlagen gehalten. Der Rest ist ebenfalls etwa zu gleichen Teilen in Staats- sowie Unternehmensanleihen angelegt. Der Rückversicherer hat sich ambitionierte Ziele gesteckt und bewirtschaftet das ganze Portfolio seit fünf Jahren nach einer ESG-Benchmark.
Herr Fürer, immer mehr Unternehmen setzen bei ihren Klimaziele auf die Agenda der jährlichen Aktionärsversammlung.
Was macht Swiss Re? – Guido Fürer: Swiss Re verfolgt einen umfassenden Klimaplan. Bis 2050 werden wir die Treibhausgasemissionen auf netto null senken, und schon zwanzig Jahre vorher wollen wir bezüglich unserer direkten betrieblichen Tätigkeit einschließlich Geschäftsreisen und der Bewirtschaftung unserer Geschäftsimmobilien den CO2-Ausstoß auf netto null senken. Zur Erreichung dieser Ziele setzen wir uns konkrete Vorgaben auf beiden Seiten unserer Bilanz, also auf der Versicherungs- wie auch auf der Anlageseite.
Wie lautet Ihr nächstes Ziel auf der Anlageseite? – Es ist ein sehr ambitiöses Ziel. Wir
Seitwärts. Die Aktie der Swiss Re kommt nicht richtig vom Fleck. SWISS RE
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Quelle: baha
haben uns im vergangenen Jahr vorgenommen, den CO2-Ausstoß unseres aktiven Anlageportfolios bis 2025 um 35 Prozent zu senken. Das bleibt unverändert.
Wie bewerten Ihre Aktionäre die Klimastra-
tegie von Swiss Re? – Das Thema kommt bei den Treffen mit unseren Investoren immer zur Sprache. Die Aktionäre bekunden ein großes Interesse daran und geben uns regelmäßig zu verstehen, dass wir auf dem absolut richtigen Weg sind. Viele unserer Großaktionäre sehen uns als Vordenkerin in diesem Thema und als vorbildliche Akteurin in der globalen Versicherungswirtschaft. Das bestärkt uns natürlich, den Weg weiterzugehen.
Viele Firmen sind schon so weit und lassen sich ihre Klimaziele über konsultative Aktionärsabstimmungen bestätigen. Wie nutzt
Swiss Re ihre Rechte als Aktionärin? – Wir sind eine aktive Aktionärin und nehmen unsere Stimmrechte in fast 100 Prozent der Fälle wahr. Wir messen die Leistung der Emittenten an einer globalen ESGBenchmark und geben unseren Portfoliomanagern klare Stimmvorgaben.
Wie verhält sich Swiss Re konkret als aktive Aktionärin? – Wir arbeiten mit unseren externen Vermögensverwaltern, die sich persönlich mit den Verantwortlichen der meisten Unternehmen treffen, in denen wir Gläubigerin oder Aktionä-
„Messen Engagement mehr Bedeutung zu als unserer Stimme als Aktionärin.“
GUIDO FÜRER
rin sind. Das waren im vergangenen Jahr rund zwei Drittel aller von uns berücksichtigten Emittenten. Die 20 größten CO2-Emittenten in unseren Portfolios treffen die Vermögensverwalter jährlich. Wir besprechen deren Klimaziele und die entsprechende Umsetzungsstrategie. So erhält jede dieser Firmen Gelegenheit zu erklären, wie sie bis 2050 den Übergang in die Netto-null-Welt erreichen will. Wir messen diesem sogenannten Engagement eigentlich mehr Bedeutung zu als der Möglichkeit, unsere Stimme als Aktionärin auf der Generalversammlung abgeben zu können.
Aber weisen Sie den Generalversammlungen der von Swiss Re investierten Firmen auch mal ein Klimaziel als ungenügend
ambitioniert zurück? – Wir sind überhaupt nicht immer auf einer Linie mit dem Management. Wie Sie unserem Nachhaltigkeitsbericht 2021 entnehmen können, haben wir uns in den insgesamt 5.366 Abstimmungen, an denen wir im vergangenen Jahr teilgenommen haben, in zehn Prozent der Fälle gegen die Anträge des Managements ausgesprochen und in zwei Prozent der Fälle der Stimme enthalten. Da ging es aber jeweils um Themen aus allen Unternehmensbereichen.
Swiss Re hat die Verwaltung der Kapitalanlagen 2017 vollständig auf ESG-Benchmarks umgestellt. Wie sieht die Fünfjah-
resbilanz aus? – Wir waren damit sehr früh dran in unserer Branche, was wahrscheinlich einer unserer besten Anlageentscheide überhaupt gewesen ist. Ich verwende bewusst das Wort Anlageentscheid.
Warum? – Weil es eben nicht nur darum ging, ein besseres Portfolio für die Umwelt zu bauen, sondern auch darum, eine qualitative Verbesserung vom anlagetechnischen Gesichtspunkt zu erreichen. Unsere damalige Hoffnung hat sich erfüllt.
Woran machen Sie diese Aussage fest? – Die risikobereinigte Performance, gemessen an der sogenannten Sharpe-Ratio, hat sich durch die Umstellung klar verbessert. Das war immer auch unser Hauptgedanke der Umstellung. Wir waren also nicht primär von der Idee geleitet, den gesellschaftlichen Wert unseres Portfolios zu steigern, wie dies ein typischer Impact-Investor tut, sondern die risikobereinigte Performance zu erhöhen. Das
ist uns sowohl im Bereich der Aktien als auch im Bereich der Unternehmensanleihen gelungen.
Wie muss sich ein Laie dieses Konzept der
risikobereinigten Performance vorstellen? - Wir haben durch die Umstellung unseres Portfolios auf ESG-Benchmarks das Universum der für uns investierbaren Emittenten um rund 30 Prozent verkleinert und haben damit bei vergleichbarer Rendite ein tieferes Risiko im Portfolio erreicht. Im Aktienbereich zum Beispiel beläuft sich der durchschnittliche Sharpe-Quotient für die Fünfjahresperiode in unserer ESG-Benchmark auf 0,7, verglichen mit 0,65 bei einem traditionellen Index.
Das tönt jetzt nicht gerade wie eine Revo-
lution. – Das täuscht. Die Differenz zeigt eine sehr deutliche Überperformance an. Besonders interessant ist dabei, dass diese positive Abweichung in Zeiten sehr volatiler Märkte am größten ist. Das war zum Beispiel ausgeprägt im Frühjahr 2020 zu Beginn der CovidKrise der Fall. Das ist eigentlich keine Überraschung, denn ein ESG-Portfolio hat eine höhere Qualität. Da fließen neben Umweltaspekten auch Kriterien der Unternehmensführung ein. Ein höheres ESG-Rating zeigt an, dass ein Unternehmen in puncto Umwelt- und Sozialverträglichkeit wie auch bei der Governance entweder eine bessere Positionierung aufweist oder eine überlegene Strategie verfolgt. Man würde erwarten, dass die Aktien solcher Firmen in volatilen Zeiten weniger stark ausschlagen. Genau das ist in unserem Portfolio passiert.
Hat der global starke Trend hin zum ESG-Benchmarking nicht auch zu großen
Preisblasen in diesen Anlagen geführt? – Die Nachfrage nach ESG-Anlagen hat in den vergangenen Jahren tatsächlich stark zugenommen, obschon sie in den vergangenen Quartalen aufgrund der steigenden Zinsen und der kriegsbedingt veränderten Risikosituation wieder etwas abgenommen hat. Aber der zugrunde liegende Trend ist sicher ungebrochen, was zu höheren Preisen geführt hat. Aber die Swiss Re war eine Vorreiterin bei der ESG-Umstellung, und wir haben deshalb anfänglich auch klare Überrenditen gesehen. Diesen Windfall-Profit würde man theoretisch eigentlich nicht erwarten. Wir wären bereit gewesen, für ein sichereres Portfolio auch leicht tiefere Renditen in Kauf zu nehmen.
Entgeltliche Einschaltung
VBV: IHRE VORSORGE IM GRÜNEN BEREICH
Mag. Andreas Zakostelsky Generaldirektor VBV-Gruppe
© VBV/Tanzer
Mehr als drei Millionen Menschen zählt die VBV-Gruppe bei betrieblichen Zusatzpensionen und der Abfertigung Neu bereits zu ihren Kunden. Ihre Vorsorge ist bei der VBV in guten Händen und zahlt sich langfristig aus.
Zur Lebensqualität der Kunden sowie zum Umwelt- und Klimaschutz beizutragen, das ist die Vision der VBV-Gruppe, eines heimischen Leitbetriebs und Nachhaltigkeits-Vordenkers. Mit ihrer Pensionskasse (betriebliche Zusatzpension) und ihrer Vorsorgeklasse (Abfertigung Neu) macht die VBV dies seit vielen Jahren – sehr erfolgreich: Die VBV-Gruppe ist seit Jahren Marktführer in Österreich.
Beitrag zur Erreichung der Klimaziele von Paris
Die VBV ist zudem seit rund 20 Jahren Vorreiter im Bereich der Nachhaltigkeit. Sie veranlagt das ihr anvertraute Sozialkapital von beinahe 14 Milliarden Euro langfristig ertragreich und bereits zum größten Teil nachhaltig. Die VBV arbeitet daran, den CO2 Fußabdruck ihres Aktienportfolios weiter zu reduzieren, um einen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele von Paris zu leisten. So hat die VBV im Jahr 2020 in der Pensionskasse und Vorsorgekasse den CO2-Fußabdruck ihrer Aktien-Investments um rund 150.000 Tonnen CO2 reduziert. Dies entspricht der Menge an Treibhausgasemissionen, die pro Jahr von den Einwohnern einer Stadt wie etwa Tulln an der Donau verursacht wird.
Führend mit gelebter Nachhaltigkeit
„Wir verbinden gute Finanzergebnisse mit gelebter Nachhaltigkeit“, erklärt Andreas Zakostelsky, Generaldirektor der VBVGruppe. „Kunden erhalten mit unserer Strategie gute langfristige Ergebnisse mittels nachhaltiger Veranlagung.“
www.vbv.at
Selbstbewusst. „Ich schlafe sehr gut. Unser Portfolio hat eine sehr hohe Qualität“, sagt Guido Fürer.
Sind solche Überrenditen nicht trügerisch?
– Wir haben sie gern genommen. Sie sind für uns aber auch ein Grund mehr, genau hinzuschauen und die von den Unternehmen genannten ESG-Ziele mit ihrer Strategie und Umsetzung abzugleichen. Die von Ihnen angesprochene Preisblase hat es zwar in einzelnen Marktsegmenten klar gegeben, aber sie hat sich in der jüngeren Zeit wieder deutlich korrigiert. Die Erzeuger fossiler Energie haben die starke Unterperformance der vergangenen Jahre gegenüber den Erzeugern nachhaltiger Energie aufgeholt. Die Preisblase ist jetzt sicher weniger offensichtlich, als sie es noch 2021 gewesen ist.
Die Nachhaltigkeitsthematik ist stark im Fluss. Nun gibt es Stimmen, die sogar Anlagen in Aktien von Kriegsmaterialherstellern als nachhaltig erklären. Wie sieht das
Swiss Re? – Wir schließen grundsätzlich keinen Sektor aus unserem Anlageportfolio aus. Die Sektorgewichtung unserer ESG-Benchmark ist im Prinzip identisch mit jener eines traditionellen Index. Wir suchen uns in jedem Sektor jene Firmen aus, welche die glaubwürdigste ESGStrategie verfolgen. Ausschlusskriterien stellen die Ausnahme dar.
Kritiker sagen, ESG sei ein neoliberaler Ansatz, der dem Problem des Klimawandels gar nicht gewachsen ist. Es brauche mehr gesetzliche Leitlinien. Davon halten
GUIDO FÜRER
Sie nicht viel, oder? - Ich hoffe natürlich immer auf Anreize, die wir als Investoren setzen können. Aber der öffentliche Sektor kann sehr viel zur Lösung des Klimaproblems beitragen. Zum Beispiel indem er global einen realistischen Preis für eine Tonne CO2 festlegt, was bislang leider nicht passiert ist. Ein anderer, vielleicht noch weniger offensichtlicher Anreiz wäre für institutionelle Investoren wie Swiss Re, durch geeignete Regularien bei der Eigenkapitalunterlegung Anreize zur Förderung nachhaltiger Anlagen zu schaffen.
Greenwashing ist dem von Ihnen propagierten Marktmodell auch nicht förder-
lich. Wie groß ist das Problem? – Es ist ein sehr ernsthaftes Problem. Aber die Regulatoren sollten deshalb nicht darauf verzichten, umweltfreundliche Portfolios zu favorisieren, sondern vielmehr auf eine ganz starke Governance hinarbeiten. Die Unternehmen müssen zu strikter Transparenz und größter Verlässlichkeit verpflichtet werden, und die Art, wie Firmen über ESG rapportieren, muss standardisiert werden. Swiss Re hält sich an die Leitlinien des Financial Stability Board.
Wir beobachten gerade einen globalen Anstieg der Zinsen, begleitet von starken Schwankungen an den Aktienmärkten.
Was heißt das für Swiss Re? – Wir sagen seit vielen Jahren, dass die Zinsen steigen müssen. So gesehen ist das eine positive Entwicklung. Kurzfristig hilft uns der Zinsanstieg vor allem beim Wiederveranlagen unserer Liquidität. Diese betrug Ende März etwa zehn Prozent unserer Kapitalanlagen. Wenn wir auf diesen Mitteln plötzlich ein Prozent oder mehr Zins erhalten, macht das einiges aus.
In der EU gehen nun auch die Risikoprämien wieder hoch. Der italienische Staat zahlt jetzt wieder zwei Prozent mehr Zins als der deutsche. Kommt die Eurokrise zu-
rück? - Das sehe ich nicht. Wir haben einen Rahmen, der verschiedene Krisen schon erlebt und gemeistert hat. Es ist nur normal, dass die Märkte in diesen turbulenteren Zeiten wieder stärker nach Risiken differenzieren.
Aber das Schuldenproblem Italiens ist in den vergangenen Jahren laufend gewachsen. Kauft Swiss Re noch italienische Bonds? - In Japan ist die Verschuldung schon lange viel höher. Italien ist
im Eurosystem verankert und hat eine Regierung, die einen langfristigen Plan verfolgt. Das Auseinanderdriften der Risikoprämien zwischen den Ländern ist Ausdruck der gestiegenen Unsicherheit und ein normales Phänomen.
Sie haben in den vergangenen Jahren den Bestand an BBB-Anleihen stark ausgeweitet und so die Anlagerendite im Nullzinsumfeld aufpoliert. Wie steht es um die Qua-
lität Ihres Portfolios aus dieser Sicht? – Das BBB-Segment ist global stark gewachsen in den vergangenen zehn Jahren. Damals hatte etwa ein Drittel der Emittenten ein BBB-Rating, inzwischen ist der Anteil auf rund 50 Prozent gewachsen. Dieser Entwicklung kann sich ein Investor wie Swiss Re nicht einfach entziehen. Was wir aber tun, ist nicht nur das Kreditrating in Betracht zu ziehen, sondern auch die anderen Aspekte, welche die Qualität eines Unternehmens auszeichnen, einzubeziehen.
Trotzdem, man kann sich im aktuellen Umfeld ein paar sehr unangenehme Szenarien vorstellen. Wie gut schlafen Sie als Anlagechef der Swiss Re? – Ich schlafe gut. Unser Portfolio hat eine sehr hohe Qualität. Wir mussten in den vergangenen Jahren praktisch keine Wertberichtigungen vornehmen. Auch nicht nach der massiven Korrektur im März 2020.
Und das schreiben Sie auch der Umstellung Ihres Portfolios auf die ESG-Benchmark
zu? – Ja. Vor allem in volatileren Zeiten ist das Portfolio stabiler. Mit unserem großen Anteil Cash können wir nun auch Opportunitäten nutzen. Zudem haben wir in den vergangenen Jahren auch unsere Privatmarktanlagen deutlich ausgebaut.
Vorerst droht der Weltwirtschaft aber eine
Rezession. - Die Zunahme des Rezessionsrisikos ist tatsächlich sehr real. Wir sehen derzeit auch klar mehr Abwärtsrisiken als Chancen. Vor Insolvenzen haben wir aber mit Blick auf unser Portfolio wenig Angst.
% MEINE GRÜNE RENDITE
Guido Fürer, Swiss-Re-Investmentmanager, konstatiert, dass das mit der relativ starken Einengung des Anlageuniversums eingegangene Risiko bezüglich ESG-Kriterien durch eine deutlich verbesserte Performance entschärft wird. „Die positive Abweichung ist in Zeiten sehr volatiler Märkte am größten“, stellt Fürer zufrieden fest. n