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CSR-PORTRÄTS

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PRO & KONTRA

PRO & KONTRA

GOLDGRÄBERSTIMMUNG FÜR DIE GRÜNE ENERGIEWENDE

In fünf Jahren profitabel. Die Energiedrohnen von Twingtec segeln durch die Luft und erzeugen durch den Zug am befestigten Seil Strom. Die Insel – zukünftig im Wasser – kann dabei fest verankert sein oder selbst schwimmen. In fünf Jahren soll das Konzept profitabel werden.

Start-ups aus dem Green-Tech-Bereich wollen mit neuen Technologien die Energiewirtschaft revolutionieren. Innovative Lösungen sind gefragt wie nie zu vor, es herrscht Goldgräberstimmung. Der Börsianer Grün sprach mit sechs Erfindern über ihre Visionen, Herausforderungen und nachhaltiges Unternehmertum.

TEXT CHRISTOPH EISELE

Angesichts der jüngsten Ereignisse in der Ukraine sind die Schlagworte Energiesicherheit und Autarkie wieder in unseren Mittelpunkt gerückt. Hinzu kommt das Thema der Klimawende, das nach wie vor wie ein Damoklesschwert über unseren Köpfen schwebt. Um diese Herausforderungen zu bewältigen und einen Ausweg aus der fossilen Energiefalle zu finden, braucht es vor allem Innovation und Technologie. Das führt in der Branche derzeit zu einem regelrechten Wachstumsschub. Neue GreenEnergy-Start-ups sprießen wie Pilze aus dem Boden, mit dem Wunsch, die Welt zu verbessern. Der Börsianer Grün hat sich unter die Start-up-Szene gemischt und bei den Erfindern umgehört, was sie zurzeit besonders beschäftigt.

Die Firma Twingtec aus der Schweiz etwa entwickelte die Idee von schwimmenden Energiedrohnen im Deep-offshore-Gebiet. Das klingt im ersten Moment nach einem Science-FictionDrehbuch. Rolf Luchsinger, der Gründer der Firma, die als Spin-off der ETH Zürich entstandenen ist, sieht aber genau darin die Energiequelle der Zukunft. Weder auf Wind noch Wasser setzt hingegen das Team von Hydrosolid. Das junge Unternehmen aus Österreich hat einen Wasserstoffspeicher entwickelt, der bei niedrigem Druck sicherer und effizienter ist als die üblichen Hochdruckflaschen. Das Vierergespann um den Geschäftsführer Lukas Renz will „die Energiespeicherung von Wasserstoff für den privaten Gebrauch gefahrenfrei werden lassen“. Auf ein gänzlich anderes Geschäftsmodell setzt Lisa Ittner, Gründerin von Vibe. Mit einem Abo-Modell für E-Autos soll der niederschwellige Einstieg in die neue Mobilitätsform gelingen. Die Idee kommt aber nicht bei allen gut an: „Die Vorurteile gegenüber der Technologie sind immer noch massiv“, sagt Ittner. Auch der Erfinder von Bluepower, Herbert Gösweiner, muss immer wieder gegen Gegenwind ankämpfen: „Ist die Hürde der Forschungs- und Entwicklungsphase einmal geschafft, schlägt die leider völlig uferlose Bürokratie in unserem Lande zu.“ Diese Phase hat die deutsche Firma Sonnen schon längst hinter sich. Als inzwischen etablierter Player am Markt für Stromspeicherlösungen steht bei Sonnen nicht das Großkraftwerk, sondern der Haushalt im Mittelpunkt des Energiesystems. Ein Konzept, auf das auch das digitale Start-up Exnaton aus der Schweiz setzt, dessen Co-Founderin Anselma Wörner keinen geringeren Anspruch hat, als „der dominante Softwareprovider für EnergieGemeinschaften in Europa zu werden.“ Ob das gelingt und in einem der Unternehmen vielleicht schon das Tesla von morgen schlummert, werden die nächsten Jahre zeigen. n

HYDROSOLID

BRANCHE: SPEICHERUNG VON WASSERSTOFF MITARBEITER: 4 LAND: ÖSTERREICH

TWINGTEC AG

BRANCHE: WINDENERGIE MITARBEITER: 7 LAND: SCHWEIZ

Welches Ziel hat Ihr

Geschäftsmodell? – Die sichere und effiziente Speicherung von Wasserstoff ist bisher das ungelöste Problem in der Wasserstoffindustrie. Unser Ziel ist es, Wasserstoffanwendungen über unseren Wasserstoffspeicher für den privaten Gebrauch zugänglich zu machen. Über die stationäre Speicherung von grünem Strom in Form von Wasserstoff in unserem Speichersystem ermöglichen wir mehr Energieautarkie in Eigenheimen. Über unsere Wasserstoffspeichertanks, die wir auch als Großspeicher in Containern integrieren werden, kann auch Sonnenstrom aus der Wüste gespeichert werden und sicher auf dem Schiffsweg nach Europa transportiert werden. Wie sieht die Energieversorgung der Zukunft aus? – Die Zukunft der Energieversorgung wird in Abkehr von fossilen Brennstoffen immer stärker von erneuerbaren Energiequellen abhängen. Zur nachhaltigen und effizienten Speicherung von erneuerbaren Energien wird es Wasserstoff-Langzeitspeicherlösungen mit hohen Speicherkapazitäten brauchen. Diese werden auch bei der Einspeisung von erneuerbaren Energien in das Energie- Netz erforderlich sein, um die wetterbedingte schlechte Planbarkeit der Stromeinspeisung ins Netz im Netz auszugleichen. Welche Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen Sie in Ihrem Betrieb? – Die in unserem Speichersystem verwendeten Rohstoffe sind unkritisch und im Sinne der Kreislaufwirtschaft recyclebar. Bei der Synthese des Nanomaterials entsteht ein umweltfreundlicher Reaktionszyklus, und es werden nur natürliche Materialien oder Nebenprodukte benötigt. Bei der Herstellung des WasserstoffTrägermaterials wird CO2 verwendet, was auch zur Verringerung der CO2-Emissionen beiträgt. Welche Ziele wollen Sie mit Ihrem Unternehmen noch erreichen? – Mit unserem weiterentwickelten Adsorptionsspeicher visieren wir in den kommenden Jahren auch den Mobilitätssektor an. Wir glauben, dass wasserstoffbetriebene Fahrzeuge die Zukunft sind. Der Speichertyp ist in der Zukunft potenziell auch für wasserstoffbetriebene Flugzeuge geeignet.

„Rohstoffe in unseWelches Ziel hat Ihr Geschäftsmodell? – rem Speichersystem Mit unserer Enersind unkritisch und giedrohne könrezyklierbar.“ nen neue Anwendungsfelder für LUKAS RENZ die Windkraft mit mobilen und schwimmenden Anlagen erschlossen werden. Unser Ziel ist es, mittels eines schnellen, aber auch nachhaltigen Wachstums mit der Energiedrohne einen substanziellen Beitrag zur Energiewende zu leisten und damit auch unsere Investoren an der Wertschöpfung teilhaben zu lassen.

„Wollen mit möglichst wenigen Ressourcen viel erreichen.“ ROLF LUCHSINGER

Welche Rolle spielt ESG in Ihrem Unternehmen, und wie drückt sich das gegenüber Mitarbeitern und Kunden aus? – Nachhaltigkeit hat bei uns in jeder Beziehung oberste Priorität. Unser Produkt ist grundsätzlich „Environmental“, da wir die Windenergie optimal mit minimalem Ressourcen- und Platzverbrauch nutzbar machen. Grüner und günstiger Strom ist sicher auch „Social“. Eine gute „Governance“ leben wir durch flache Hierarchien.

Welche Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen Sie in Ihrem Betrieb?

– Ein wichtiges Element unserer Nachhaltigkeitsstrategie ist es, mit möglichst wenigen Ressourcen möglichst viel zu erreichen. Dies widerspiegelt sich einerseits in unserem Produkt, wo wir bei gleicher Leistung 90 Prozent des Materials einer Windturbine einsparen können.

Welche Ziele wollen Sie mit Ihrem Unternehmen noch erreichen? – Das nächste Ziel ist, unser erstes Produkt für die dezentrale Stromversorgung in zwei bis drei Jahren auf den Markt zu bringen. Heute in fünf Jahren wollen wir profitabel sein. Unser großes mittelfristiges Ziel aber ist es, mit schwimmenden Energiedrohnen den Deep-offshore-Windmarkt zu erschließen, wo es praktisch unbeschränkt Wind und Platz gibt. Allein in der Nordsee gibt es für schwimmende Windkraftwerke ein Potenzial, das dem vierfachen Strombedarf von Europa entspricht.

Mit welchen Hürden hatten Sie bisher am meisten zu kämpfen? – Unsere größte Herausforderung ist die Beschaffung der finanziellen Mittel. Es braucht viel Zeit und Geld.

FACC MITARBEITER SETZEN ZEICHEN FÜR NACHHALTIGKEIT

Mit dem Anpflanzen eines Waldstücks hat die FACC Belegschaft ein gemeinsames Zeichen für Nachhaltigkeit und Wachstum gesetzt. Nachdem vor Weihnachten jeder Mitarbeiter einen Setzling geschenkt bekommen hatte, wurde mit Beginn der warmen Jahreszeit ein Teil dieser Bäume nun in einem Waldstück in der Nähe des FACC Headquarters in Ried eingesetzt.

Nachhaltiges Denken und Wirtschaften ist seit vielen Jahren fester Bestandteil der FACC. Im Zentrum stehen innovative Leichtbaulösungen, die das Fliegen der Zukunft CO2 neutral machen. Die derzeit laufenden Projekte reichen vom Einsatz nachwachsender Rohstoffe bis hin zu neuen Recyclingkonzepten, die den gesamten Lebenszyklus eines Produktes miteinbeziehen. Ebenso wesentlich ist auch die eigene CO2 Bilanz des Unternehmens: Bereits jetzt werden 98% der Raumwärme mittels Geothermie und Wärmerückgewinnung erzeugt. Bis 2040 wird die gesamte Produktion CO2 neutral sein. Im Rahmen mehrerer Initiativen wird derzeit an einer weiteren Optimierung des Energieverbrauchs geforscht. Dass der Nachhaltigkeitsgedanke auch von der Belegschaft gelebt wird, zeigte die Baumpflanzaktion der FACC Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Nachhaltigkeit und Wachstum

„Die bereits vor Weihnachten letzten Jahres an die Belegschaft verschenkten Bäume sollten ein Zeichen für Nachhaltigkeit setzen – zugleich aber auch ein Symbol des nachhaltigen Wachstums sein, das die FACC und die gesamte Luftfahrtindustrie umsetzen“, unterstreicht CEO Robert Machtlinger. Dieses Bekenntnis zu Nachhaltigkeit zeigen auch die insgesamt über 2.500 Bäume, die von der Belegschaft eingepflanzt wurden. Mit Schaufel und Spaten ausgestattet wurden die Bäume im Waldboden eingesetzt und gegossen. Die Aktion erfreute sich auch beim FACC Nachwuchs großer Beliebtheit: Viele der FACC MitarbeiterInnen brachten auch ihre Kinder zu dieser Baumpflanzaktion mit. Bis zum Jahr 2040 werden mit der FACC Baumpflanzaktion 500 Tonnen CO2 eingespart. Das entspricht dem Verbrauch von ca. 200 Einfamilienhäusern pro Jahr.

Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil

Symbolisch stehen die Bäume auch für das Wachstum der FACC und der Belegschaft, die bis zum Jahresende um über 200 Personen wachsen wird. Mit neuen Innovationen für die Luftfahrtindustrie und den neuen Bereichen Space und Urban Air Mobility plant die FACC auch in den nächsten Jahren mit einem konstanten Unternehmenswachstum. In den kommenden fünf Jahren werden über 150 Mio. EUR in die nachhaltige Entwicklung der Standorte in Oberösterreich investiert. Die dabei gesetzten Initiativen für mehr Nachhaltigkeit entwickeln sich zunehmend zum Wettbewerbsvorteil für die FACC – denn eine nachhaltige Produktion wird auch vonseiten der Kunden zunehmend gefordert. FACC ist hier seit vielen Jahren ein internationaler Vorreiter, der vor allem auch langfristig an der nachhaltigen Weiterentwicklung seiner Produkte arbeitet.

ÜBER FACC

Die FACC AG zählt zu den weltweit führenden Aerospace Unternehmen und entwickelt, designt und fertigt fortschrittliche Leichtbausysteme für die Luft- und Raumfahrt. Als Technologiepartner aller großen Hersteller arbeitet FACC gemeinsam mit ihren Kunden an Lösungen für die Mobilität der Zukunft. Weltweit startet jede Sekunde ein Luftfahrzeug mit FACC-Technologie an Bord. Im Geschäftsjahr 2020 erzielte FACC einen Jahresumsatz von 526,9 Mio. Euro. Weltweit werden rund 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 41 Nationen an 13 internationalen Standorten beschäftigt. Das Unternehmen notiert an der Wiener Börse und ist Teil der Fortune-500 Gruppe AVIC, die Zugang zu den größten Wachstumsmärkten der Branche bietet. Für weitere Informationen besuchen Sie bitte facc.com.

EXNATON AG

BRANCHE: SOFTWARE FÜR ENERGIEWIRTSCHAFT MITARBEITER: 12 LAND: SCHWEIZ

VIBE

BRANCHE: E-MOBILITÄT MITARBEITER: 30 LAND: ÖSTERREICH

„Möchten dominaWelches Ziel hat Ihr Geschäftsmodell? – ter Softwareprovider Exnaton vertreibt für Energiegemein- Software für Enerschaften sein.“ giegemeinschaften an EnergieverANSELMA WÖRNER sorgungsunternehmen. Energiegemeinschaften sind mit dem neuen Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) seit dem letzten Jahr auf dem Vormarsch. Dabei schließen sich Gemeinden, Unternehmen und Haushalte lokal zusammen. Strom wird vor Ort produziert und, damit er nicht gespeichert werden muss, in Echtzeit an umliegende Käufer verteilt und dann verbraucht. Dabei sparen Käufer und Verkäufer dank der großzügigen Anreize durch das EAG bis zu 200 Euro pro Jahr durch Energie-Sharing ein. Die Software von Exnaton automatisiert die Abrechnung der Energieflüsse innerhalb dieser Energiegemeinschaften und reduziert so die Komplexität der Umsetzung von Energiegemeinschaften für Energieversorger. Wie stellen Sie sich die Energieversorgung der Zukunft vor? – Der Energiemarkt wird sich in den nächsten Jahren radikal verändern, da wir von der mehrheitlichen Energieerzeugung durch fossile Brennstoffe in zentral gesteuerten Kraftwerken hin zur dezentralen Energieerzeugung in unzähligen erneuerbaren Anlagen wie Solardächern und Windparks gehen. Welche Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen Sie in Ihrem Betrieb? – Da unser Produkt inhärent die Förderung von erneuerbaren Energien vorantreibt, ist Nachhaltigkeit ein allgegenwärtiges Thema für uns, das wir auch in unseren alltäglichen Aktivitäten beachten. Wir versuchen Auto- und Flugreise wann immer möglich zu vermeiden und achten darauf, nachhaltig und fair erzeugte Produkte für unseren Büroalltag zu beziehen.

Welche Ziele wollen Sie mit Ihrem Unternehmen noch erreichen?

– Wir möchten der dominante Softwareprovider für Eneriegemeinschaften in Europa werden.

Welches Ziel hat Ihr Geschäftsmo-

dell? – Wir wollen den niederschwelligen Einstieg in neue Mobilitätsformen möglichst unkompliziert anbieten und die erste Anlaufstelle für eine Community sein, die Elektromobilität als das bessere Autofahren identifiziert hat. Unseren Kunden bieten wir emissionsfreie Mobilität mit vielen Inklusivleistungen, ohne Restwert- und Technologierisiko an. Unsere Customer-Journey ist auf hohen Service-Komfort im B2B- wie auch im B2C-Bereich ausgelegt.

„Helfen Unternehmen bei Transformation der Fuhrparks.“ LISA ITTNER

Welche Rolle spielt ESG in Ihrem Unternehmen, und wie drückt sich

das gegenüber Mitarbeitern und Kunden aus? – Vibe war von seiner Gründung an ein Unternehmen, das sich ausschließlich mit nachhaltiger Mobilität beschäftigt. Wir haben in unserer Flotte nur Elektrofahrzeuge und helfen gleichzeitig Unternehmen und Einzelkunden bei der Transformation von ganzen Fuhrparks.

Wie stellen Sie sich die Energieversorgung der Zukunft vor? – 100 Prozent regenerativ, vor allem aus der Kraft von Sonne, Wasser und Wind. Österreich kann hier mit über 80 Prozent Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen ein Vorbild für diesen Wandel und motivierender Teil der Erfolgsstory über sauberen Strom sein.

Mit welchen Hürden hatten Sie bisher am meisten zu kämpfen? – Im Privatbereich herrscht großes Unwissen darüber, was ein Auto tatsächlich kostet, Fuhrparks wiederum brauchen für die Umstellung auf Elektromobilität Unterstützung bei der Ansprache der Mitarbeiter, die Vorurteile gegenüber der Technologie sind immer noch massiv. Es braucht enorm viel Aufklärung, auch in Zusammenhang mit Ladeinfrastruktur und auch bei der Abgrenzung zu etablierter Fahrzeugfinanzierungen, die in der Regel über das geschickte Verbergen von versteckten Kosten vermeintlich bessere Preise darstellen.

SONNEN

BRANCHE: ERNEUERBARE ENERGIEN MITARBEITER: 1.000 LAND: DEUTSCHLAND

BLUE POWER

BRANCHE: KLEINWINDKRAFT MITARBEITER: 6 LAND: ÖSTERREICH

Welches Ziel hat Ihr

Geschäftsmodell? – Mit unseren Batterien kann sich ein Haushalt weitgehend mit selbst erzeugter und sauberer Energie versorgen. Damit spart er einen Großteil seines bisherigen, energiebedingten CO2-Ausstoßes sowie die damit verbundenen Kosten. Darüber hinaus können wir unsere Produkte miteinander vernetzen, sodass sie auch über den Haushalt hinaus die Integration erneuerbarer Energien vorantreiben können. Mit unserem virtuellen Kraftwerk bieten wir zum Beispiel eine ganz neue und CO2-freie Lösung, mit der die Stromnetze stabil gehalten werden können. Diese Aufgabe war bisher großen, industriellen Anlagen vorbehalten. Wie stellen Sie sich die Energieversorgung der Zukunft vor? – In unserer zukünftigen, dezentralen Energieversorgung steht der Haushalt in der Mitte des Energiesystems und nicht mehr das Großkraftwerk. Strom aus sauberen Quellen ersetzt die fossilen Brennstoffe als Hauptenergieträger. Zentrales Element sind also die Prosumer, die Energie erzeugen, speichern und mit anderen austauschen. Intelligent miteinander vernetzt, können sie die schwankende Erzeugung und den ebenfalls stärker schwankenden Verbrauch ausgleichen. Welche Ziele wollen Sie mit Ihrem Unternehmen noch erreichen? – Wir stehen aktuell noch weit am Anfang einer Entwicklung, die den Haushalten die Möglichkeit zum Erzeugen und Speichern von Energie sowie zum gegenseitigen Vernetzen bietet. Unsere Technologie muss also skaliert und im großen Stil zum Einsatz kommen, damit sie die richtige Wirkung erzielen kann. Kurz gesagt: Jedes Haus muss aktiver Teil des Energiesystems werden. Mit welchen Hürden hatten Sie bisher am meisten zu kämpfen? – Die größten Hürden liegen vor allem im regulatorischen und politischen Bereich. Wenn der Kauf einer Photovoltaikanlage mit Speicher sowie die Beteiligung am Stromhandel und an virtuellen Kraftwerken so einfach wäre wie der Abschluss eines Handyvertrags, könnte das die Energiewende deutlich beschleunigen.

„Unsere TechnoWelches Ziel hat Ihr Geschäftsmo-

logie muss in dell? – Das Ziel ist, großem Stil zum die Nutzung des Einsatz kommen.“ Windes für jedermann in einem OLIVER KOCH leistbaren Rahmen unkompliziert möglich zu machen. Damit verbunden ist auch das Ziel, eine dezentrale Energieversorgung und einen möglichst hohen Grad an Autarkie zu ermöglichen. Für den Zweck entwickeln, produzieren und vertreiben wir Kleinwindturbinen und erweitern das Produktportfolio ständig in Richtung hybrider Formen in Kombination mit Photovoltaik.

„Kaufwillige Kunden werden mit Auflagen geärgert.“ HERBERT GÖSWEINER

Welche Rolle spielt ESG in Ihrem Unternehmen, und wie drückt sich das

gegenüber Mitarbeitern und Kunden aus? – Wir tragen schon heute mit unseren Produkten zu einer nachweislich nachhaltiger werdenden Welt bei. Unsere Kunden wissen, dass sie mit uns ihren Energiekonsum grüner machen. Seit 2019 nehmen wir uns intern auch die SDG-Guidelines der Vereinten Nationen zur Vorlage.

Wie stellen Sie sich die Energieversorgung der Zukunft vor? – In Zukunft werden anders als heute fossile Energieträger keine primäre Säule der Energieversorgung mehr darstellen. Außerdem wird sie stark dezentral geprägt sein. Energienetze werden aber weiterhin notwendig sein, um Schwankungen und lokale Ausfälle aufzufangen, ebenso große Speicherkapazitäten wie Pumpspeicher. Generell werden neue Lösungsansätze hinzukommen, die heute kaum sichtbar sind, in zehn bis fünfzehn Jahren aber eine enorme Rolle spielen werden.

Mit welchen Hürden hatten Sie bisher am meisten zu kämpfen? – Der Kampf um Eigenkapital, um die Forschungs- und Entwicklungsphase zu finanzieren und gleichzeitig qualifizierte Mitarbeiter engagieren zu können. Dies ist in Österreich aufgrund der unterentwickelten Risikokultur und wenig Verständnis für Risikokapital extrem schwierig. Hat man diese Hürde der Finanzierung der Entwicklungsphase überstanden und ist die Markteinführung eines Produkts gelungen, schlägt die völlig uferlose Bürokratie in Österreich zu, indem kaufwillige Kunden so lange mit Auflagen und Verfahren vor Ort geärgert werden, bis diese das Interesse an Innovationen bei sich zu Hause endgültig verlieren.

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