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STATISTIK

ENERGIE IN ZAHLEN

4 ERDEN

würde es benötigen, wenn jeder Mensch so viele Ressourcen verbraucht wie ein Durchschnittsösterreicher. 3-mal

so viel Treibhausgase wie die gesamte Schweiz emittiert der Lebensmittelkonzern Nestle jährlich.

4.000.000.

7

Vögel sterben pro Windrad und Jahr in Österreich. Auf die Gigawattstunde gerechnet, sterben durch fossile Energieträger rund 15-mal so viele.

80

Jahre lang muss eine Buche wachsen, um eine Tonne CO2 aufzunehmen. Wird das Holz verbaut, bleibt das Kohlendioxid gebunden.

– in Worten vier Billionen – Euro investiert, vier von zehn Euro

35%

beträgt der Russland-Anteil der deutschen Erdgasversorgung im April 2022, zu Jahresbeginn waren es noch 55 Prozent.

2/3

aller im vergangenen Jahr in Österreich errichteten Photovoltaikanlagen erhielten eine Förderung.

Spannende Zahlen aus der Welt der Nachhaltigkeit in dieser Ausgabe.

QUELLE: „BÖRSIANER GRÜN“

136

Terawattstunden Energie in Form von Gas verbraucht die deutsche Chemieindustrie jährlich, das sind knapp 37 Prozent des Gesamtverbrauchs.

2023

ist das Jahr, ab dem der Schweizer Rohstoffkonzern Glencore jährlich mindestens 10.000 Tonnen Altbatterien recyceln will.

000.000

sind in Europa in nachhaltige Fonds fließen in grüne Geldanlagen.

100 Prozent 19

– um diesen Faktor hat sich die Energieeffizienz von Windkraftanlagen seit dem Jahr 2000 verbessert.

des Stroms will Österreich ab 2030 aus erneuerbaren Energien beziehen.

4.152 TERAWATTSTUNDEN

beträgt der Gasverbrauch der EU, 351 Terawattstunden befinden sich aktuell in den Speichern.

WENN CONTROLLING UND NACHHALTIGKEIT ZU DEN SCHALTHEBELN DER STRATEGIE WERDEN …

Das Thema Klimawandel hat in der Strategie 2030 der EVN einen ganz besonderen Stellenwert. Wir sprechen mit Andrea Edelmann, Leiterin Innovation, Nachhaltigkeit und Umweltschutz, und Gerald Reidinger, Leiter Controlling und Investor Relations, über den Strategieprozess und die feste Verankerung der Nachhaltigkeit in Zahlenwerk, Planung und Strategie des international erfolgreichen Anbieters von Energie, Wasser und Umweltdienstleistungen.

Andrea Edelmann

Leiterin Innovation, Nachhaltigkeit und Umweltschutz

Gerald Reidinger

Leiter Controlling und Investor Relations

Die EVN hat ihre Strategie im Jahr 2020 aktualisiert. Wie darf man sich den Weg zur Entwicklung der neuen Strategie vorstellen?

Gerald Reidinger: Wir haben die neue Strategie im Sommer 2020 in einem konzernweiten Prozess erarbeitet. Dabei haben wir uns natürlich intensiv mit den für einen Strategieprozess typischen Fragen beschäftigt, also z. B. unserer Positionierung in bestehenden und potenziellen Märkten, der fortschreitenden Digitalisierung, der Resilienz und den Potenzialen unserer Geschäftsmodelle und ihrer Weiterentwicklung bis hin zur Frage von neuen Geschäftsfeldern. Diese Fragestellungen haben wir anhand von Szenarien in Planrechnungen analysiert und bewertet, natürlich stets verbunden mit der Frage, ob wir weiterhin die Erwartungen des Kapitalmarkts erfüllen – und damit meine ich die Aktionäre auf der Eigenkapitalseite genauso wie die Ratingagenturen auf der Fremdkapitalseite. Andrea Edelmann: Ein Aspekt war unserem Vorstand dabei im gesamten Strategieprozess besonders wichtig: die eingehende Analyse der aktuellen Rahmenbedingungen und ihres Einflusses auf die künftigen Aktivitäten der EVN. Eine wesentliche Rolle spielen dabei gerade im Energiesektor internationale Rahmenwerke wie die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen oder die Zielsetzungen der Energie- und Klimapolitik, z. B. das Pariser Klimaabkommen oder der European Green Deal. Denn sie lösen teils massive Änderungen der für uns relevanten rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen aus. Wesentlich war auch, dass wir in unsere umfangreichen Planrechnungen auch Aspekte der Nachhaltigkeit, insbesondere den Klimaschutz, integriert haben.

Es ist sicher sehr herausfordernd, diese vielfältigen Faktoren in der Unternehmensplanung zu erfassen?

Gerald Reidinger: Unsere mittel- bis langfristige Finanzplanung hängt entscheidend von den Annahmen und Szenarien ab, die wir für volks- und insbesondere für energiewirtschaftliche Parameter unterstellen. Gerade die letzten sechs bis neun Monate haben gezeigt, wie stark sich die Preise für Erdgas, CO2-Emissionszertifikate und damit auch für Strom entwickeln können. Die Zusammenhänge mit volkswirtschaftlichen Entwicklungen auf regionaler wie globaler Ebene, aber auch mit energiewirtschaftlichen und klimapolitischen Zielsetzungen sind höchst komplex. Daher war für die EVN ein Strategieprozess undenkbar, ohne dabei das Thema Klimaschutz und die damit verbundenen Chancen und Risiken für ein auf Energie, Wasser und Umweltdienstleistungen spezialisiertes Unternehmen wie unseres in der Tiefe mitzudenken. Dies umso mehr, als es hier auch Wechselwirkungen zu unserem zentralen Kundenversprechen, der Versorgungssicherheit, gibt.

Das klingt nach einem intensiven Projekt. Aber mit der Präsentation der neuen Strategie im Herbst 2020 hat die eigentliche Arbeit wohl erst so richtig begonnen …

Andrea Edelmann: Ganz richtig, denn es galt nun, eine Fülle an Initiativen und Maß-

nahmen einzuleiten. In meinem Fachbereich, der Stabsstelle Innovation, Nachhaltigkeit und Umweltschutz, haben wir z. B. im vergangenen Geschäftsjahr die EVN Klimainitiative entwickelt. Die Strategie 2030 enthält ja das klare Bekenntnis, dass die EVN aktiv zur Reduktion der Treibhausgasemissionen und damit zur Eindämmung der Klimaerwärmung beitragen wird. Mit der EVN Klimainitiative wollen wir dieses Bekenntnis mit Leben erfüllen und konkrete Taten folgen lassen. Eine konkrete Maßnahme war es, mit der Science Based Targets Initiative (SBTi) fünf Ziele zur Reduktion unserer CO2 Emissionen zu akkordieren. Damit unterstützen wir die Verwirklichung des in Paris vereinbarten Klimaziels, den Anstieg der Erderwärmung auf deutlich unter 2°C zu beschränken. Besonders wichtig war uns dabei, dass unsere Ziele einer externen Überprüfung durch eine international anerkannte Institution unterzogen werden. Diesen Anspruch sehen wir durch die SBTi erfüllt. Höchste internationale Standards setzen wir übrigens auch bei einem weiteren Projekt im Rahmen der EVN Klimainitiative: Sukzessive wollen wir ausgewählte Konzerngesellschaften nach dem britischen Zertifizierungsverfahren PAS 2060 klimaneutral machen. Als erste Konzerngesellschaft hat die EVN Wasser diese Zertifizierung im Dezember 2021 erhalten; weitere werden folgen.

Welche Rolle spielt nun das Controlling bei der EVN Klimainitiative?

Gerald Reidinger: Im Controlling laufen – betriebswirtschaftlich gesehen – die einzelnen Fäden der Strategie 2030 und ihrer Umsetzung zusammen. Die Wirtschaftlichkeit von Investitionsprojekten zu analysieren und zu überwachen, gehört zu den Kernaufgaben meines Teams. Hier sind wir auch besonders gefordert, denn im Rahmen der Strategie 2030 investiert die EVN jährlich rund 500 Millionen Euro. Etwa drei Viertel davon fließen nach Niederösterreich, besonders in den Ausbau der erneuerbaren Erzeugung, in die Netzinfrastruktur und in die Trinkwasserversorgung. Mit der EVN Klimainitiative stehen wir im Controlling aber auch vor neuen Themenstellungen, denn wir müssen gemeinsam mit unseren Kolleginnen und Kollegen aus den Bereichen Innovation, Nachhaltigkeit und Umweltschutz sowie aus der Energiewirtschaftlichen Planung den Reduktionspfad und die damit verbundenen unternehmerischen Maßnahmen in unsere Plan- und Wirtschaftlichkeitsrechnungen integrieren, analysieren und beobachten.

Wie hat sich die Tatsache, dass Nachhaltigkeitsthemen im Strategieprozess der EVN so hohe Bedeutung beigemessen wurde, aus Ihrer Sicht ausgewirkt?

Andrea Edelmann: Die Frage der effizienten und nachhaltigen Nutzung von Energie geht bereits auf die Ölkrisen in den 1970erJahren zurück. Zudem ist es schon durch unsere geschäftlichen Aktivitäten naheliegend, dass wir diesem Thema breiten Raum widmen. Nachhaltigkeit wird dann relevant, wenn sie in Strategie- und Planungsprozesse fix eingebunden ist. Wir sehen Themen wie Klimaschutz, aber auch Kreislaufwirtschaft als Innovationstreiber, die erhebliche Geschäftschancen für uns bieten. Insofern ist ein professionelles ESG-Management ein wesentlicher Faktor für die Umsetzung unserer Strategie. Daher wurde es auch eng mit dem Controlling und anderen Unternehmensbereichen verzahnt und spielt eine wichtige Rolle für Aufsichtsrat, Vorstand und Führungskräfte der EVN. Gerald Reidinger: Ich verantworte für die EVN auch die Investor Relations und nehme dadurch die Erwartungen des Kapitalmarkts bzw. dessen Haltung zur EVN sehr unmittelbar wahr. Mit der Strategie 2030 konnten wir unsere Equity Story jedenfalls deutlich schärfen. Dass wir von nun an mit der SBTi akkordierte Ziele zur Emissionsreduktion berichten, erhöht die Attraktivität unserer Aktie für Investoren – nicht nur für solche mit explizitem ESG-Fokus.

Die von Carbon Disclosure Project, UN Global Compact, World Resources Institute und World Wide Fund for Nature gegründete Science Based Targets Initiative (www.sciencebasedtargets.org) ermöglicht es den teilnehmenden Unternehmen, auf Grundlage des Greenhouse Gas Protocol wissenschaftsbasierte Ziele zur Reduktion ihrer Treibhausgasemissionen im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen zu definieren. Die Verifizierung durch die SBTi erhöht die Glaubwürdigkeit, Messbarkeit und Vergleichbarkeit der angestrebten Ziele und steigert damit deren internationale Akzeptanz. Die EVN ist derzeit der einzige Energieversorger in Österreich, der sich zu mit der SBTi akkordierten Emissionsreduktionszielen bekennt.

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