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IN DIE WENDE INVESTIEREN
VITA CHRISTIAN ROM
Co-Portfoliomanager DNB Asset Management
Der gebürtige Norweger Christian Rom (40) ist Co-Portfoliomanager für die Renewable Energy Strategies bei DNB Asset Management, wo er seit 2010 arbeitet. Zuvor war der Betriebswirt als Aktienanalyst bei Carnegie Securities knapp vier Jahre tätig. Seinen Ausgleich findet der vierfache Familienvater dabei im Sport.
IN DIE SMARTE WENDE INVESTIEREN
Portfoliomanager Christian Rom zählt Wind- und Solarenergieproduzenten langfristig zu den Gewinnern der Energiewende, zumal deren Produktionspreise sinken, während die Nachfrage steigt. Höhere Rohstoffkosten werden Produzenten in den Griff bekommen, meint Rom.
INTERVIEW RAJA KORINEK
Der globale Energieverbrauch steigt, die notwendigen Lösungsansätze sind vielfältig. Dazu zählt etwa das Thema Effizienz, das im DNB Fund Renewable Energy Fonds (LU0302296149) mit rund 30 Prozent die größte Gewichtung einnimmt. Was aber steckt dahinter? Eine Energieeinheit einzusparen sei letztendlich günstiger als eine neue Einheit zu erzeugen, konstatiert DNB-Fondsmanager Christian Rom im Interview mit Börsianer Grün. Dabei gibt es zahlreiche Nischen, in denen der Fonds Unternehmen mit starken Marktpositionen in diesem Zusammenhang identifiziert, so etwa in den Bereichen Isolierung, Wärmepumpen, Beleuchtung, um drei Beispiele zu nennen. Der niederländische Leuchtenhersteller Signify etwa setzt als klimaneutrales Unternehmen unter anderem zu 100 Prozent auf Strom aus erneuerbaren Energien und vermeidet obendrein Abfälle an seinen Produktionsstandorten.
Der Bereich „Power Generation“ spielt eine große Rolle im Fonds und wird etwa mit der italienischen Enel abgedeckt. Was
DNB RENEWABLE ENERGY RETAIL
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Quelle: baha
steckt dahinter? – Christian Rom: Das Unternehmen kommt ursprünglich aus der klassischen Kohlestromerzeugung, hat aber in den vergangenen Jahren enorme Anstrengungen hinsichtlich einer grünen Energieversorgung unternommen und gilt innerhalb der Branche deshalb als Vorreiter für erneuerbare Energien. Noch ist aufgrund des hohen Anteils des Strom- und Gasgeschäfts der CO2Ausstoß hoch. Allerdings hat Enel bereits 2011 einen Strategiewechsel hin zu mehr Nachhaltigkeit festgelegt. Erst vor wenigen Monaten wurden Investitionen in der Höhe von 170 Milliarden Euro in erneuerbare Energien bis 2030 als Teil des Transformationsprozesses angekündigt.
Seit Ausbruch des Ukraine-Konflikts rückt auch Europas Energieunabhängigkeit in den Fokus. Wie realistisch ist in diesem Zusammenhang der rasche Umstieg auf er-
neuerbare Energien? – Rund 40 Prozent des europäischen Gasbedarfs werden aus Russland abgedeckt. Eine Verringerung der Abhängigkeit von russischem Gas würde den Weg der Dekarbonisierung und Erreichung der Netto-nullPläne beschleunigen. Kurzfristig erwarten wir jedoch einen Emissionsanstieg aufgrund des vermehrten Einsatzes von Kohle für die Verstromung. Angesichts der Ukraine-Krise wollen viele Länder damit die Energiesicherheit gewährleisten. Längerfristig wird der Umstieg auf erneuerbare Energien aber nicht nur positive Auswirkungen auf die Umwelt und die Energiesicherheit haben, sondern er könnte auch zu niedrigeren Strompreisen führen.
Weil die Preise für die Stromproduktion etwa aus Wind und Strom sinken? – Energie aus erneuerbaren Quellen wurde be-
reits vor der Krise zu wettbewerbsfähigeren Kosten im Vergleich zu Gas produziert. Daran dürfte sich künftig nichts ändern. Produzenten von Solarenergie und Windkraft, aber auch unabhängige Stromerzeuger, die auf eine nachhaltige Produktion setzen, sehen wir deshalb als klare Gewinner. Zu den gut aufgestellten Unternehmen zählt etwa die dänische Vestas. Demgegenüber werden die Herausforderungen an die Netzstabilität und die Energiespeicherung wachsen, da die aktuellen Verteilungs- und Übertragungsnetze weltweit nicht für erneuerbare Energien ausgelegt worden sind. Windräder und Solaranlagen sind schließlich sehr dezentral aufgebaut.
Zuletzt wurden allerdings die zum Teil recht hohen Bewertungen vieler Titel aus der Erneuerbaren-Energie-Branche hinterfragt.
Zu Recht? - Die Kurse vieler solcher Titel sind im Zuge der Erholung nach dem Coronajahr 2020 tatsächlich massiv gestiegen. Hinzu kamen wichtige regulatorische Treiber, etwa die EU-Taxonomie und SFDR, sowie fiskalpolitische Maßnahmen wie das grüne Wiederaufbauprogramm der EU. All das förderte die Auflage neuer Fonds und begünstigte somit hohe Mittelzuflüsse in solche Titel. An den langfristigen Aussichten für Unternehmen aus der Erneuerbaren-Energie-Branche hat sich nicht wirklich etwas geändert. Derzeit sind Titel mit Aufholpotenzial interessanter. Auch lohnt sich der Blick auf Unternehmen, die auf den ersten Blick nicht unbedingt als grüne Vorbilder gelten, deren Hebelwirkung in Richtung einer grünen Transformation jedoch enorme Chancen bietet.
Können Sie auf ein aktuelles Beispiel einge-
hen? - Ein attraktives Value-Play bietet die finnische Wärtsilä, ein weltweit führender Anbieter nachhaltiger Lösungen für die Schifffahrt. Wärtsilä liefert zum Beispiel die weltweit effizientesten Motoren für die Schifffahrt, die zudem mit verschiedenen Kraftstoffen, einschließlich Wasserstoffs, betrieben werden können. Darüber hinaus bietet das Unternehmen Speicher und andere Ausgleichslösungen für den Energiesektor.
CHRISTIAN ROM
Unternehmen wie der Windturbinenhersteller Siemens Gamesa verkündeten unlängst, dass ihnen die hohen Preise für Industriemetalle zu schaffen machen. Wird es solchen Unternehmen gelingen, die Kosten
an Kunden weiterzugeben? - An Lösungen wird bereits gearbeitet. Siemens Gamesa etwa gab 2021 Preiserhöhungen für neue Windturbinen um drei bis fünf Prozent bekannt. Bei Aufträgen für das derzeit problematische Geschäft mit Windkraftanlagen auf dem Festland werde es laut dem Konzern zudem keinen Fixpreis mehr geben, sondern Gleitpreisklauseln, wie es bei Offshore-Windturbinen mit langer Projektlaufzeit bereits länger üblich ist. Damit kann der Anlagenbauer steigende Materialpreise weitergeben.
Können Sie auch auf die jüngsten und wichtigsten Innovationen aus der Erneuerba-
ren-Energie-Branche eingehen? – Wasserstoff dürfte ein sehr wichtiger Bestandteil der Energiewende werden, die Nachfrage wird aller Voraussicht noch positiv überraschen. Der Sektor ist innovativ, sodass künftig die Kosten sinken sollten. Ähnlich wie bei der Solarbranche bedeutet ein größerer Endmarkt als erwartet jedoch nicht unbedingt attraktive Margen für alle Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette. Auch in diesem Sektor muss man die Unternehmen und deren Lieferketten sorgfältig analysieren, um das Potenzial beim Aufbau dauerhafter Wettbewerbsvorteile herauszufiltern. Diese verschafft sich ein Unternehmen etwa mit einer differenzierten Technologie oder anderen Alleinstellungsmerkmalen.
Wie passt in diesem Zusammenhang das Fondsinvestment Plug Power aus den USA
dazu? – Plug Power ist ein führendes Unternehmen im Bereich der Brennstoffzellenherstellung und der Elektrolyse für die Erzeugung grünen Wasserstoffs. Das Unternehmen bietet auch Lösungen für die Speicherung und Betankung flüssigen Wasserstoffs an. Dabei sind die Herstellung von Wasserstoffbrennzellen und elektrolytische Verfahren gute Beispiele disruptiver Technologien. Plug Power bietet die Technologien für große Gabelstapler in Verteilerzentren an und hat sich damit den First-Mover-Vorteil in einer Nische gesichert.
Im Februar gab es Übernahmen. Ihre Portfoliobeteiligungen Renewable Energy Group und Cornerstone Building Brands wurden übernommen, die eine von Chevron, die andere von der Private-Equity-
Firma CD&R. Wie könnte es weitergehen? – Unser Portfolio dürfte weiterhin Akquisitionsziele für größere und breiter aufgestellte Unternehmen enthalten, die ihr Geschäft aus strategischen Überlegungen verstärkt auf die Energiewende ausrichten und sich nachhaltiger positionieren wollen. Schlussendlich entdeckt auch der breite Markt zunehmend die Chancen, sie sich aus einer nachhaltigen Transformation ergeben können.
% MEINE GRÜNE RENDITE
Christian Rom sieht als Portfoliomanager des DNB Fund Renewable Energy (LU0302296149) Effizienzsteigerungen als wichtigen Teil der Energiewende. Einsparungen seien einfacher zu erzielen als Produktionssteigerungen. Rom erklärt auch, weshalb er trotz der jüngsten Kursverluste Titel aus der Wind- und Solarbranche zu den langfristigen Profiteuren der Energiewende zählt. Er sieht Potenzial bei Wasserstoff. n