WIRPLUS September 2015

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S U L P WIR

WIRPLUS September 2015

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en rauen für Frau F n o v n re h U – r und Delance fe u R e ll e is G 4 Mrd.-Schwelle 5 t e it re h c rs e b der WIR Bank ü e m m su z n a il B WIR Bank ie 10 d r fü n te o N agung: gute 13 Kundenbefr olung im Goms rh E d n u ss a p S 19 Sport, 1


N E T I E Z S G N U NEUE ÖFFN LLEN A H E U E rlagen N d n u anmeldeunte r/

.ch/ausstelle

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CHW 1700.–

nd ab r CHW Schnuppersta r Dienstleiste fü rk a p s s e in WIR KMU Bus (zzgl. MWST

700.–

in bar)

19. bis 22. November 2015 Donnerstag, 16 – 21 Uhr | Freitag, 10 – 20 Uhr Samstag, 10 – 20 Uhr | Sonntag, 10 – 18 Uhr


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KEIN KINDERSPIEL EDITORIAL

Die Lancierung einer neuen Firma ist kein Kinderspiel – gerade auch im hart umkämpften Uhrenmarkt. Giselle Rufer, Gründerin der Marke Delance Watches, zeigt, wie es geht (S. 4). Wenn man beschränkte finanzielle Mittel hat, braucht es ein klares Konzept, einen starken Willen und vollen Einsatz. Gleichzeitig darf man auch nicht zu stolz sein, Starthilfe in Anspruch zu nehmen. So liess sich Giselle Rufer zu Beginn gerne von einer Non-ProfitOrganisation coachen, die innovative Jungunternehmen fördert. Giselle Rufer ist längst selber zu einer Mentorin geworden. Zur Unternehmensphilosophie von Delance gehört es, Frauen in der Ausbildung oder auf dem Weg in die Selbstständigkeit zu fördern. Giselle Rufer unterstützt die Bildung eines internationalen Netzwerks engagierter Frauen und Unternehmerinnen. Bei allem Engagement für die Frauen ist ihr die Harmonie zwischen Frau und Mann sehr wichtig. Giselle Rufer hat auch die Bedeutung des grössten KMU-Netzwerks der Schweiz erkannt und ist seit 2013 WIR-Teilnehmerin. Die Bedeutung von Start-ups kennt die WIR Bank als Protagonistin des grössten KMU-Netzwerks der Schweiz schon lange. Die WIR Bank war deshalb auch mit einem Stand an der grössten nationalen Messe für Jungunternehmer vertreten. Es ging darum, den

angehenden Jungunternehmerinnen und Jungunternehmern die Funktionsweise und die Vorteile des WIR-Systems zu erklären. Die Reaktionen der Besucherinnen und Besucher am Stand der WIR Bank finden Sie auf S. 22. Die Schwelle von 5 000 000 000 Franken (fünf Milliarden) überschritten hat die Bilanzsumme der WIR Bank Genossenschaft. Im Abschluss per 30. Juni werden 5,031 Mrd. Franken (+8,2%) ausgewiesen. Auch andere wichtige Werte zeigen nach oben: So hat das Gesamtkreditvolumen im ersten Halbjahr um 6,1% auf 4,3 Mrd. CHF/CHW zugenommen und bei den Kundengeldern ergab sich sogar eine Steigerung um 10,3%. Erfreulicherweise hat auch die WIR-Geldmenge auf 778,1 Mio. CHW (+1,3%) zugenommen. Leider hat sich das noch nicht auf den WIR-Umsatz ausgewirkt (657,7 Mio. CHW, –2,6%). Wie Germann Wiggli, Vorsitzender der Geschäftsleitung, im Halbjahresbericht (S. 10) erklärt, setzt die WIR Bank alles daran, ihr Angebot für Firmenkunden in Zukunft noch attraktiver zu gestalten – selbstverständlich ohne die Privatkunden zu vernachlässigen – , denn KMUs haben eine nicht zu unterschätzende gesamtwirtschaftliche Bedeutung.

ROLAND SCHAUB

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INHALT

SEITE 22

SEITE 16

Firmengr체nder oder Startups haben es in der Schweiz nicht immer einfach. Das KMU-Netzwerk der WIR Bank Genossenschaft kann eine wertvolle Starthilfe sein. An der 3. Startupfair in Z체rich begegneten sich Startups und die WIR Bank.

Wer sein krankes oder behindertes Kind zu Hause und rund um die Uhr betreut, l채uft selbst Gefahr, krank zu werden. Thomas Engeli von der Kinder-Spitex Ostschweiz plant nun ein Monitoringsystem zur Entlastung der Eltern in der Nacht.

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4 ZEIT IST LEBEN Delance – eine Uhr von Frauen für Frauen 10 BILANZSUMME ÜBERSCHREITET 5-MRD.-SCHWELLE

Halbjahresbericht 2015

13 POSITIVES FAZIT FÜR DIE WIR BANK GENOSSENSCHAFT

Kundenbefragung 2015

16 HILFE FÜR DIE HILFLOSESTEN

19 SPORT, SPASS UND ERHOLUNG IN DER FREIEN NATUR

Wake!up erfindet neue Angebote im malerischen Goms

22 STARTHILFE FÜR STARTUPS

Die WIR Bank an der Startupfair

24 SPAREN ODER GEBÜHREN ZAHLEN? 27 ARBEITSZEITERFASSUNG: KNACKNUSS FÜR DIE SOZIALPARTNERSCHAFT 30 MANGELHAFTE PRODUKTE – MIT GARANTIE 33 DIE NEUE FÜHRUNGSPERSON 36 DER WOHNUNGSBAU – KONJUNKTURSTÜTZE ODER KOMMENDES KLUMPENRISIKO?

SEITE 36

Der Wohnungsbau ist gegenwärtig eine Konjunkturstütze. Doch wie lange noch?

39 BLEIBENDE BLECHSCHÄDEN AM KOPF

Dr. Richard Schwertfeger

Kolumne Willi Näf

40 CARTOON 41 AGENDA

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ZEIT IST LEBEN DELANCE – EINE UHR VON FRAUEN FÜR FRAUEN

Es gibt nur eine Delance Uhr – mit der unverkennbaren Rautenform. Aber es gibt unzählige Varianten. Die Kundinnen können bis zu einem gewissen Grad selber bestimmen, wie ihre eigene Delance aussehen soll. Eine Delance ist ein Schmuckstück voller Symbole. Giselle Rufer hat die Marke 1996 ins Leben gerufen.

Giselle Rufer wollte mit ihrer eigenen Uhrenmarke zum einen ihrem Verlangen, kreativ und aktiv zu sein, Ausdruck verleihen, zum anderen aber auch für Frauen einen Glücksbringer («Talisfrau») schaffen, der diese ermutigen soll, ihr Schicksal selber aktiv zu gestalten. Schon als Kind hatte sie den Ruf, ehrgeizig und dickköpfig zu sein, und sie verstand sich bereits in jungen Jahren als Kämpferin für die Gleichberechtigung.

Uhren «À la Perle» Die Unternehmerin Giselle Rufer stammt ursprünglich aus dem französischen Pont-sur-Yonne in der Bourgogne. Aufgewachsen ist sie im jurassischen Porrentruy. Ihre Mutter führte dort den Laden «À la Perle», in dem u.a. Uhren, Porzellan und Messer verkauft wurden. Genau diese Produkte gehörten zum Angebot ihres Vaters mit seinem Import/Export-Geschäft. Er exportierte Schweizer Uhren nach Frankreich und importierte Porzellanwaren und Messer in die Schweiz.

Giselle Rufer: «Delance Uhren sind ein Symbol der Weiblichkeit und Harmonie.» Die typische Rautenform ist auch als Anhänger für Halsketten erhältlich.

Das wichtigste Symbol der Delance ist die Rautenform. «Diese steht für Weiblichkeit», betont Giselle Rufer, Gründerin und Inhaberin. Die Delance ist als einzigartige Luxusuhr für Frauen, als TalisWOman (= «Talisfrau») konzipiert worden (s. auch Kasten «TalisWOman – individuell und einzigartig», S. 6). 4

Als Giselle sieben Jahre alt war, starb ihr Vater bei einem Unfall. Als älteste von fünf Kindern war sie dazu bestimmt, im Haushalt und bei der Kinderbetreuung mitzuhelfen. Mit 15 Jahren, nach der obligatorischen Schulzeit, begann sie, im Laden ihrer Mutter zu arbeiten und absolvierte eine kaufmännische Lehre sowie eine Verkäuferinnenlehre. Nach Aufenthalten in Deutschland und Frankreich – in Paris besuchte sie eine Kunstgewerbeschule – arbeitete sie wieder im Laden ihrer Mutter. Mit 22 heiratete sie. Bereits elf Monate später kam ihr Sohn auf die Welt und kaum ein Jahr später ihre Tochter. Ihre Mutterpflichten hielten sie nicht davon ab, in der Abendschule die Maturität nachzuholen. Sie studierte Kunst in Bern und arbei-


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Giselle Rufer: «Ich wollte aktiv sein und meine Talente nutzen.»

tete anschliessend als Sekundarlehrerin in Biel. Ihr Mann arbeitete als Assistent an der EPFL in Lausanne. «Er war einer der ersten Informatikingenieure der Schweiz», erklärt Giselle Rufer. Diese neue Fachrichtung stand damals ganz am Anfang. Giselle Rufer entschloss sich in der Folge, als erste Frau an der Ingenieurschule in Biel ein Informatikstudium zu absolvieren. Nach dem erfolgreichen Abschluss 1986 arbeitete sie in der Informatikfirma SAP. «Von den männlichen Kollegen wurde ich wie eine Sekretärin behandelt», erinnert sich Giselle Rufer, «obwohl ich die gleiche Ausbildung wie sie hatte.» Sie hatte nach kurzer Zeit genug und ging.

Kein Kinderspiel Bald darauf ergab sich eine neue Chance. Die SMH – heute Swatch Group – suchte einen Verkaufsmanager, «der es anders macht». Beim Bewerbungsgespräch wurde ihr gesagt, dass sie von ihrer Ausbildung her nicht geeignet sei, aber sie sei interessant als Persönlichkeit. Überraschend kam sie schliesslich doch in die engere Wahl, zusammen mit zwei Männern – und erhielt die Stelle. Als Verkaufsmanagerin der Kinderuhr Flik-Flak machte sie es dann tatsächlich anders, übertraf die Zielvorgaben bei den Verkäufen deutlich und wurde «zu einem kleinen Star in der Firma», wie sie betont. Als sie einmal fragte, warum sie die Stelle bekommen habe, wurde ihr gesagt, dass sich die beiden Männer zurückgezogen hatten, als sie erfuhren, dass es um eine Kinderuhr ging …

gen, dies sei ja ein Lohn für einen Mann. Nach einigen Stellen, jeweils nur für kurze Zeit, kam sie zum Schluss, dass sie nicht geeignet sei, in einer grossen Firma zu arbeiten. «Ich hätte es locker nehmen können – ein bisschen malen, ein bisschen schreiben und einfach das Leben geniessen», erklärt Giselle Rufer, «aber ich wollte aktiv sein und meine Talente nutzen.»

Die Frauenuhr ist zurück Giselle Rufer kam wieder zurück auf ihre Idee, eine spezielle Frauenuhr zu kreieren. Drei Jahre lang hat sie gearbeitet – von der Idee bis zur Realisierung ihrer Uhr bzw. ihrer eigenen Uhrenfirma. Sie befragte Frauen auf der ganzen Welt, was für sie Zeit bedeutet. «Dabei kristallisierte sich heraus, dass sich Frauen viel stärker als Männer bewusst sind, dass die Zeit unkontrollierbar ist», erklärt Giselle Rufer. Seit Jahrtausenden seien die Frauen für die Kinderbetreuung zuständig und mit Kindern sei das Einhalten eines starren Zeitplans kaum möglich, das Unvorhergesehene sei eher die Regel. «Wir geben unsere Zeit, wir geben Leben. Zeit ist Leben.» – Das war die Quintessenz der Aussagen zahlreicher Frauen weltweit.

Sie wechselte dann intern zur Firma Omega und bekam dort die Möglichkeit, ihre Idee einer speziellen Frauenuhr weiterzuverfolgen. Als ihr Chef Ernst Thomke ging, war Giselle Rufer «allein im Haifischbecken», wie sie erklärt. Mit ihrem neuen Chef verstand sie sich nicht und verliess die Firma wenig später.

Giselle Rufer machte sich nun daran, eine Uhr zu realisieren, mit der die symbolische Ebene der Zeit dargestellt wird und die Frauen aller Alterskategorien anspricht. Giselle Rufer und ihre Designerin Carol Gygax kamen über unzählige Skizzen, Varianten und entsprechende Prototoypen zur endgültigen Form. «Die Raute ist das Symbol von Leben und Weiblichkeit, umflossen von einer unendlichen Spirale – als harmonische Verbindung von Gegensätzen; oben und unten, kalt und warm, Feuer und Wasser, Mann und Frau», erklärt Giselle Rufer.

Bei Omega war Giselle Rufer sehr gut bezahlt. Bei ihren Bewerbungsgesprächen sagte man ihr jeweils zu ihren Lohnforderun-

Es gibt eine einzige Grundform, aber unzählige Varianten (s. Kasten «TalisWOman – individuell und einzigartig», S. 6). 5


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TalisWOman – individuell und einzigartig Delance ist konzipiert als eine einzigartige, weibliche Luxusuhr und als weiblicher Talisman, deshalb auch die Bezeichnung «TalisWOman» (= «Talisfrau»). Ihre Linien und Kurven symbolisieren weibliche Werte – Leben, Harmonie, Spiritualität: – Am Scheitelpunkt steht die Spirale: das Wasser, der Mond, das Leben, die Frau – Im Mittelpunkt steht die Raute, das universelle Symbol für Weiblichkeit – Bei der Position 6 Uhr ist der Stein – das Feuer, die Sonne, die Energie, der Mann – Die Lünette ist als Endlosschlaufe gestaltet – ähnlich wie ein Möbiusband – und symbolisiert die Verbindung des Weiblichen mit dem Männlichen sowie die Ewigkeit Auf der Basis der Grundform – der Raute – kann die Kundin ihre eigene individuelle Delance Uhr kreieren. Am einfachsten geht das mit dem «Konfigurator» unter www.delance.com/cms/delance/configurator.html Die Kundin sieht, wie die «eigene» Delance Schritt für Schritt entsteht – und wie sich der Preis entwickelt: – Uhrwerk ETA-Quarz 967.001 oder Piguet 8.10 – mechanisch, Handaufzug (das mechanische Werk ist auch in Skelettform [Gold oder Bi-Color] erhältlich) – Grösse: mittel oder klein – Gehäuse in Gold (18 Karat, Weiss- oder Gelbgold) oder Edelstahl – Bis zu 141 Diamanten oder Saphire auf der Lünette – Zifferblatt: Perlmutt oder Kupfer. Farbe Weiss/Silber, Blau, Braun oder Grün – Anzahl Diamanten auf dem Zifferblatt als Index(e): 1 (bei 12 Uhr), 4 oder 12 – Zeiger in Stahl oder Gold – Zahlreiche Armbänder in Leder, Edelstahl, Silber, Weiss- oder Gelbgold. Die Armbänder sind leicht austauschbar Nicht alles ist mit dem Konfigurator realisierbar. Dazu gehören z.B. spezielle Gravuren auf der Lünette wie Edelweiss, Kirschblüte usw. oder das Setzen eines Steines an einer ganz bestimmten Position (z.B. die Geburtsstunde der Tochter oder des Sohnes). Auch die mechanischen Werke sind nicht mit dem Konfigurator wählbar. Die Preise für mechanische Werke sind deutlich höher als für Quarzwerke, am teuersten sind die vergoldeten Skelettwerke. Die Preise der Steine sind als ungefähre Angaben für eine Topqualität zu verstehen und sind für Diamanten und Saphire dieser Kategorie praktisch identisch. Bei speziellen Steinen bzw. spezieller Farbe und Grösse können die Preise auch deutlich höher sein. Alles in allem gibt es Tausende verschiedener Kombinationsmöglichkeiten. Die Preise bewegen sich zwischen 1990 und ca. 150 000 CHF.

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Delance Uhren können zu einem grossen Teil von den Kundinnen mitgestaltet werden. Dazu kommen spezielle Kollektionen wie Sakura (= jap. Kirschblüte). Auch die einfachste Ausführung (rechts) ist eine echte Delance.

GROSSE WIR-AKTION Bis zum Valentinstag 2016 80% WIR auf den ganzen Betrag – gültig ab sofort bis und mit 13. Februar 2016 (= letztes Bestelldatum). Lieferfrist je nach Ausführung von 2 Tagen bis ca. 8 Wochen.

Distribution als Herausforderung Nicht nur beim Design und bei der Produktion, sondern auch bei der Vermarktung der Uhr setzt Giselle Rufer wenn möglich auf Frauen. Die Konkurrenz auf dem Uhrenmarkt ist hart und es ist schwierig, Endverkaufsstellen zu finden. Vor allem die grösseren Anbieter verlangen nebst der üblichen grossen Marge auch einen Mindestumsatz, damit eine Uhr ins Sortiment aufgenommen wird. Gegenwärtig werden die Delance Uhren zu etwa 50% direkt und zu 50% über Uhren- und Bijouterie-Geschäfte verkauft. In der Schweiz gibt es gegenwärtig über 20 Fachhändler, die Delance Uhren anbieten (s. www.delance.com/cms/de/delance/distribution/ country.html). Beim Direktkauf bei Delance erfolgt die Lieferung in der Schweiz gegen Rechnung, wenn es sich um relativ häufig gekaufte, nicht personalisierte Uhren handelt; bei personalisierten Uhren wird eine Vorauszahlung verlangt.

Erfahrene Referentin – Engagement für die Frauen und die Umwelt Giselle Rufer ist eine erfahrene Referentin. Seit 1986 spricht sie an Konferenzen in der ganzen Welt über Unternehmensgründungen von Frauen und allgemeine Frauenfragen. Sie hat im Radio und im Fernsehen in Europa, in den Vereinigten Staaten, in Afrika, in Asien und im Mittleren Osten Interviews gegeben.

Botschafterinnen Zahlreiche prominente Frauen aus aller Welt sind «Delance-Botschafterinnen». – Shirin Ebadi, Friedensnobelpreisträgerin des Jahres 2003, Juristin und Menschenrechtsaktivistin (seit Ende 2009 im Exil in Grossbritannien) – Carol Gygax, die Designerin der Delance Uhr – Jane Royston, «Swiss Business Woman of the Year» , erste Professorin für Unternehmertum und Innovation in der Schweiz (Eidgenössische Technische Hochschule) – Émilie Aubry, Snowboard Boardercross – Muriel Sommer Vorpe, Bijoutière und Graveurin – Nathalie Pfeiffer, Sängerin und Schauspielerin – Judith Polgar, gilt als weltbeste Schachspielerin der Geschichte (Rücktritt 2014) – Anna Novion, Regisseurin – Ruth Waldburger, Inhaberin und Geschäftsführerin der Vega Film AG und der Vega Distribution AG – Rachel Rufer, Primaballerina im «Les Grands Ballets Canadiens de Montréal» – Zabou Breitman, Schauspielerin und Regisseurin – u.v.m.

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Steine können ganz individuell platziert werden, um z.B. die Geburtsstunde des eigenen Kindes darzustellen. Die Armbänder aller Delance Uhren sind leicht austauschbar. (links) Delance Uhr mit skelettiertem mechanischen Piguet-Werk.

Einige Delance-Meilensteine 1996 - Gründung von Delance. Unterstützung durch Genilem1 - Delance stiftet einen Preis am Global Summit of Women; 1997 – Delance wird im Internationalen Uhrenmuseum in La Chaux-de-Fonds im Bereich «Shape Evolution» (Formenentwicklung) vorgestellt; – Giselle Rufer wird an den ersten Kongress über «Corporate Social Responsibility» (soziale Verantwortung von Unternehmen) nach Kopenhagen eingeladen; – Delance wird von «L’Hebdo/Schweizer Illustrierte» nominiert für den Wettbewerb «Uhr des Jahres». Von den Frauen aus der Westschweiz wird sie auf den ersten Platz gewählt, insgesamt resultiert der vierte Rang; 1998 – die erste mechanische Delance wird vorgestellt; – Delance erhält den «10th Golden Award for Quality» in New York; – Sharon Stone trägt eine Delance während einer Folge der «Oprah Winfrey Show»; 1999 – die acht Award-winning Working Woman Entrepreneurs in den USA erhalten eine Delance; 2000 – die Produktlinie sowie das Unternehmen Delance werden von Idée Suisse mit dem «Golden Idea Oscar» ausgezeichnet; 2004 – Shirin Ebadi, Friedensnobelpreisträgerin 2003, erhält anlässlich eines Vortrages in Genf im Namen der Schweizer Frauen eine Delance; 2006 – das American Biographical Institute verleiht Giselle Rufer eine Medaille als «2005 Woman of the Year» für ihre soziale Unternehmensführung; 2008 – Giselle Rufer erhält den Preis «Woman Entrepreneur of the Year 2008» in der Schweiz; 2012 – Giselle Rufer erhält den «Enterprising Woman Award USA» sowie – den «Priyadarshini Award» by the Federation of Indian Women Entrepreneurs; 2015 – Giselle Rufer publiziert ihre Geschichte in Englisch – «Butterfly in a Storm». 1 Genilem ist eine Non-Profit-Organisation, die innovative Jungunternehmen aus allen Branchen mit einem kostenlosen professionellen 3-Jahres-Coaching durch erfahrene Unternehmer fördert. Genilem ist regional organisiert und damit sehr nahe am Markt der Start-ups und der Innovationsförderung.

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DELANCE SA Delance SA 201, rte Principale 2532 Magglingen/Macolin

Giselle Rufer mit der Skizze der «Ur-Delance».

Tel. 032 323 64 01 Fax 032 323 68 27 www.delance.com info@delance.com Giselle Rufer legt grosses Gewicht auf ethische Werte und ein ökologisch verantwortliches Verhalten. So arbeitet sie z.B. mit Transparence zusammen, die sich für eine ökologisch und ethisch korrekte Goldproduktion einsetzt. So soll bei der Produktion z.B. kein Quecksilber oder Zyanid verwendet werden, und für die Minenarbeiter gelten soziale Mindeststandards. Im Weiteren engagiert sich Giselle Rufer bei verschiedenen Verbänden im In- und Ausland für die Ausbildung von Mädchen und Frauen. So unterstützt sie in verschiedenen afrikanischen Ländern entsprechende örtliche Organisationen. Von einer Afrikanerin ist sie übrigens angeregt worden, ein Buch über ihre Lebensgeschichte zu veröffentlichen.1 Mit der eigenen Firma arbeitet sie auch bei externen Aufträgen bevorzugt mit Frauen zusammen und sie unterstützt die Bildung eines internationalen Netzwerks engagierter Frauen und Unternehmerinnen.

WIR-Netzwerk Netzwerke findet Giselle Rufer gerade für kleinere Unternehmen generell wichtig. Deshalb beurteilt sie auch das KMU-Netzwerk der WIR-Teilnehmer bzw. das WIR-System sehr positiv. Seit 2013 ist die Firma Delance WIR-Teilnehmerin. «Ich glaube an die Zukunft des WIR-Systems. Die Idee der gegenseitigen Berücksichtigung der angeschlossenen KMUs ist einleuchtend», erklärt Giselle Rufer (s. auch Kasten «Grosse WIR-Aktion», S. 7). ROLAND SCHAUB

1

« Butterfly in a Storm. – Lady to Watch». The True Story of Giselle Rufer by Diana S. Zimmerman, ABBI Books, Ibadan, Nigeria – nur auf Englisch.

WIR-Annahmesatz: 30% oder mehr nach Vereinbarung (s. WIR-Aktion S. 7) Gründerin und Inhaberin: Giselle Rufer, Magglingen/Macolin Gegründet:

1996 (Firmengründung Delance SA – Fertigstellung des definitiven Prototyps: 1994)

Anzahl Mitarbeiterinnen:

3 (fest angestellt) sowie zahlreiche freie Mitarbeiterinnen

Angebot Luxuriöse Uhren bzw. Schmuckuhren als Symbol der Essenz der Weiblichkeit und der Harmonie zwischen Frau und Mann. Auf der Basis einer Grundform (Raute) können die Kundinnen zwischen zahlreichen Kombinationen wählen bzw. mit dem Konfigurator ihre eigene persönliche Uhr gestalten. Die durch und durch weibliche Uhr wird von Frauen hergestellt und vermarktet: Designerinnen, Graveurinnen, Steinsetzerinnen, Marketingspezialistinnen. Deshalb ist die Delance Uhr auch ein Symbol der zahlreichen Talente der Frauen. Ganz ohne Männer geht es nicht. Der Name ist männlich inspiriert; in Anlehnung an ihren Vater Fridelance hat Giselle Rufer die Marke Delance Swiss Watches genannt, und bei der Produktion sind einige Männer involviert. «Viele Männer unterstützen und ermutigen uns auch auf andere Weise», betont Giselle Rufer.

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BILANZSUMME ÜBERSCHREITET 5-MRD.-SCHWELLE HALBJAHRESBERICHT 2015

Per 30. Juni hat die WIR Bank Genossenschaft einen weiteren Meilenstein erreicht: Die Bilanzsumme hat die 5-Mrd.-Schwelle überschritten und beläuft sich nun auf 5,031 Mrd. CHF/CHW (+8,2%). Germann Wiggli.

80 der 100 Kantonal- und Regionalbanken, Sparkassen und anderen Schweizer Banken – darunter auch die WIR Bank Genossenschaft – wiesen gemäss Nationalbank letztes Jahr eine Bilanzsumme von unter 5 Mrd. CHF auf. Mit dem Überschreiten der 5-Mrd.-Schwelle steigt die WIR Bank nun in das «gewichtigere» Fünftel dieser Bankenkategorien auf. Obwohl sie dort eines der kleinsten Institute ist und sich bankregulatorisch für die WIR Bank nichts ändert, ist diese Schwelle doch bedeutsam. Die Tragbarkeit der Fixkosten verbessert sich dank Skaleneffekten, die Stimme der WIR Bank erhält in der Zusammenarbeit mit Partnerunternehmen mehr Gewicht, und die immer anspruchsvoller werdenden Kundenbedürfnisse können dadurch besser und schneller erfüllt werden. Dabei bleibt die Grösse des Unternehmens überschaubar, was ein wesentlicher Vorteil ist. Das erste Halbjahr stand ganz im Zeichen der Aufhebung des Euromindestkurses und damit der Verteuerung des Wirtschafts10

standorts Schweiz. Darunter leiden vor allem Gastronomie, Hotellerie, die Tourismusbranche im Allgemeinen, aber auch der grenznahe Detailhandel und die Exporteure. Da und dort sind Rufe nach Vergünstigungen oder Nachlässen in Bereichen wie Mehrwertsteuer, touristische Abgaben oder Energiekosten zu vernehmen. Andere greifen zu drastischen Massnahmen wie Produktionsverlagerungen ins Ausland, Lohnkürzungen, Einstellungsstopp oder gar Entlassungen. Es bleibt zu hoffen, dass die betroffenen Unternehmen weiterdenken und durch ihre Qualität und Innovationskraft überzeugen. Ein mögliches Instrument zur Kundenbindung, Kundengewinnung und zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit stellt die WIR Bank mit dem WIR-System zur Verfügung. Die Währung WIR kann nur in der Schweiz und unter den angeschlossenen KMUs ausgegeben werden und übt so einen positiven Einfluss auf wichtige Kennzahlen wie Auslastung, Umsatz oder Ertrag aus.


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Kreditgeschäft Nachdem das Gesamtkreditvolumen zwischen 2013 und 2014 um 8,2% auf 4,08 Mrd. CHF/CHW zugelegt und damit erstmals die 4-Mrd.-Schwelle überschritten hatte, wuchs es im ersten Halbjahr um 6,1% auf 4,3 Mrd. CHF/CHW (vgl. Tabelle: Summe aller Positionen unter den Aktiven). Der grösste Zuwachs geht auf das Konto der Hypothekarforderungen CHF, die sich per Ende Juni auf 2,75 Mrd. CHF beliefen, ein Plus von 179,6 Mio. CHF oder 7%. Nicht im gleichen Ausmass, aber um sehr zufriedenstellende 17,1 Mio. (+2,6%) stiegen die Hypothekarforderungen CHW. Das Wachstum der Hypothekarforderungen CHW ist mehrheitlich auf den grossen Zuspruch, den der LIBOR-Kredit WIR gefunden hat, zurückzuführen: Von 90,6 Mio. CHW Ende 2014 wuchs diese Position um knapp 40% auf 126,6 Mio. CHW. Der LIBOR-Kredit WIR ist hypothekarisch gedeckt und mit einem Zinssatz von 0,00% versehen (ohne Bankmarge für Wohnobjekte, mit Bankmarge für Gewerbeobjekte). Er soll zu einer weiteren Erhöhung des WIR-Kreditvolumens führen und so die WIR-Verrechnung nachhaltig dynamisieren.

Kundengelder Die Kundengelder haben in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres um 10,3% oder 266,45 Mio. auf 2,86 Mrd. CHF zugenommen (Tabelle: Summe der ersten beiden Positionen unter den Passiven). Innerhalb der Verpflichtungen gegenüber Kunden in Spar- und Anlageform wuchs das Sparkonto 60+ am markantesten und stand Ende Juni bei 231,67 Mio. CHF, was gegenüber Ende 2014 einem Zuwachs von 34,8 Mio. entspricht (+17,7%). Auch dem Sparkonto flossen erfreuliche 27,2 Mio. CHF zu, was einer Zunahme um 3,4% auf 816,2 Mio. CHF entspricht. Mit 759,1 Mio. CHF (+16,7 Mio. CHF) erreichte auch das Volumen an Vorsorgegeldern auf TERZOKonti (Säule 3a) einen neuen Höchststand, während die Freizügigkeitsgelder leicht um 6,8 Mio. auf 366,3 Mio. CHF abnahmen. Fulminant gewachsen sind die übrigen Verpflichtungen gegenüber Kunden CHF. Der Zuwachs um 193,7 Mio. CHF (+40%) auf 678,0 Mio. CHF ist hauptsächlich auf den Zufluss auf Festgeldkonti zurückzuführen. Die WIR Bank gehört auch in diesem Bereich zu den interessantesten Partnerinnen von Sparern, die in Tiefzinsphasen nach fairen Anlagemöglichkeiten suchen.

WIR-Umsatz Der WIR-Umsatz hat sich im ersten Halbjahr um 2,6% auf 657,7 Mio. CHW reduziert. Betrachtet man die letzten 25 Jahre, so ist – trotz einiger Hochs – der WIR-Umsatz stetig leicht gesunken. Es kommt hinzu, dass in den letzten Jahren das anhaltende Umfeld tiefster Zinsen die verschiedenen Vorteile der traditionell günstigen WIR-Kredite – sie sind der eigentliche Motor des WIR-

Systems – in den Hintergrund gerückt hat. Um Gegensteuer zu geben, haben Verwaltungsrat und Geschäftsleitung nicht mehr Einzelmassnahmen, sondern eine vollständige und nachhaltige Erneuerung und Vereinfachung des WIR-Systems beschlossen. Die Arbeiten an der Modernisierung dieses Systems sind fortgeschritten und haben höchste Priorität. Das Gesamtpaket der Neuerungen wird in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres schrittweise umgesetzt. Ich bin überzeugt: Das reformierte WIRSystem wird mit neuen Umsatz- und Ertragschancen für noch mehr KMUs attraktiv sein. Und je grösser und feinmaschiger das Netzwerk ist, je höher die Qualität der einzelnen Mitglieder und die Solidarität untereinander ist, desto grösser ist der Nutzen für das einzelne KMU und für das ganze Netzwerk. Erfreulich ist die Zunahme der WIR-Geldmenge: Innerhalb des ersten Halbjahrs legte sie um 1,3% oder 9,7 Mio. auf 778,1 Mio. CHW zu (Tabelle: Übrige Verpflichtungen gegenüber Kunden CHW). Die Voraussetzungen für aktive Geschäftsbeziehungen unter den WIR-Teilnehmern sind damit zweifellos gegeben, die leicht gesunkene Umlaufgeschwindigkeit des WIR-Geldes (1,84 Ende Juni 2015 gegenüber 1,88 Ende Dezember 2014) weist jedoch darauf hin, dass nicht alle WIR-Teilnehmer die Möglichkeiten des Netzwerks voll ausschöpfen.

Stammanteil Anleger haben es zurzeit nicht einfach. Müsste der vergangene und noch vor uns liegende Teil des Börsenjahrs 2015 charakterisiert werden, dürften Begriffe wie «wildes Auf und Ab» oder – etwas beschönigender – «spannende Volatilität» nicht fehlen. Die Aktienmärkte stehen in Abhängigkeit von aussergewöhnlichen (geo-)politischen und wirtschaftlichen Faktoren, welche den Anlegern ein Wechselbad der Gefühle bescheren. Stichworte dazu sind Griechenland, die Ukraine, Sanktionen gegen Russland und mögliche Gegenreaktionen wie die Drosselung der Energieversorgung Westeuropas, die Infragestellung des Euro oder die Liquiditätsspritzen durch Zentralbanken. Was hat dies mit dem Stammanteil der WIR Bank zu tun? Wenig bis nichts! Als Nebenwert, der auf der OTC-Plattform der Berner Kantonalbank und an der internen Börse der WIR Bank gehandelt wird, ist der Stammanteil äusseren Einflüssen weniger unterworfen als andere, börsenkotierte Titel. Mit einem Kurs von 443 CHF notierte der Stammanteil der WIR Bank am letzten Handelstag im Juni 2015 um 15 CHF oder 3,5% höher als Ende Dezember 2014 (428 CHF). Ende Juni belief sich die Anzahl Stammanteilhalter auf 9996, gegenüber Ende 2014 nahm damit die Zahl der Kapitalgebenden um 388 zu. Sie konnten sich nicht nur über den Wertzuwachs des Stammanteils freuen: Zusätzlichen Wert erhält der Stammanteil dadurch, dass er dividendenberechtigt ist. Dieses Jahr beschloss die Generalversamm11


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lung in Basel eine Dividende von 9.75 CHF pro Stammanteil (Vorjahr 9.40 CHF), was einer Dividendenrendite auf dem Jahresschlusskurs von 2,3% entspricht.

Ausblick Die plötzliche Frankenaufwertung hat in der Schweizer Wirtschaft Bremsspuren hinterlassen: Im ersten Quartal 2015 ist das Bruttoinlandprodukt BIP gegenüber dem Vorquartal saisonbereinigt um 0,2% geschrumpft. Wie nicht anders zu erwarten war, stammen die negativen Impulse vor allem aus den Bereichen Handel und Gastgewerbe. Nur der robuste Privatkonsum verhinderte Schlimmeres. Das SECO rechnet mit langsamen Aufhellungen der europäischen Wirtschaft, die zusammen mit der Inlandnachfrage zu einem BIP-Wachstum 2015 von 0,8% führen sollen. Für 2016 erwartet das SECO eine BIP-Zunahme von 1,6%. Betrachtet man den Hochbauindex, so haben sowohl der Wohnungs- wie auch der Wirtschaftsbau im ersten Quartal 2015 zugelegt, und zwar um 0,8 bzw. 4,1%. Die Entwicklung der Baugesuche zeigt, dass die Auftragsbücher der Hochbaufirmen gut gefüllt sind. Die Negativzinsen führen dazu, dass die Nachfrage

nach Wohneigentum weiterhin hoch bleibt. Das gilt im Übrigen auch für Mieteigentum, da Immobilien für institutionelle Anleger attraktiver sind als etwa Obligationen oder flüssige Mittel. Die WIR Bank wird weiterhin von der grossen Nachfrage nach Hypotheken für Wohneigentum profitieren. Auf der Seite der Kundengelder sind wir fest entschlossen, unsere Spar- und Vorsorgeprodukte zu Konditionen anzubieten, die zu den besten im Markt gehören. Die aufmerksame Leserin und der aufmerksame Leser werden festgestellt haben, dass die WIR Bank gegenwärtig alles daransetzt, ihr Angebot für Firmenkunden noch attraktiver zu gestalten. Dies bedeutet in keiner Weise, dass wir die Privatkunden aus den Augen verlieren. Nicht nur profitieren wir alle von gesunden KMUs – sie sind unsere Arbeitgeber, wir kaufen bei ihnen ein –, der Erfolg der WIR Bank misst sich auch daran, wie gut die Bank, ihre Kunden und ihre Mitarbeitenden als Team funktionieren. Wie ich bereits an der Generalversammlung im Mai gesagt habe: Wenn wir alle die Ziele der WIR Bank Genossenschaft vor Augen haben, die Vision mittragen und untereinander solidarisch sind, dann kann uns nichts aufhalten! GERMANN WIGGLI, VORSITZENDER DER GESCHÄFTSLEITUNG

Eckdaten aus der Bilanz per 30. Juni 2015 30.6.2015

Bilanzsumme

31.12.2014

VERÄNDERUNG IN %

5 030 937 011

4 647 784 919

8,2

716 957 551 2 751 644 203 182 344 248 672 281 437

658 329 689 2 572 039 538 190 110 086 655 205 676

8,9 7,0 -4,1 2,6

2 178 722 874 678 020 933 778 091 117

2 106 009 846 484 282 179 768 393 976

3,5 40,0 1,3

Aktiven Forderungen gegenüber Kunden CHF Hypothekarforderungen CHF Forderungen gegenüber Kunden CHW Hypothekarforderungen CHW Passiven Verpflichtungen gegenüber Kunden in Spar- und Anlageform CHF Übrige Verpflichtungen gegenüber Kunden CHF Übrige Verpflichtungen gegenüber Kunden CHW

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WIRPLUS September 2015

POSITIVES FAZIT FÜR DIE WIR BANK GENOSSENSCHAFT KUNDENBEFRAGUNG 2015 Die repräsentative Befragung der Kunden der WIR Bank durch die Firma Publicom ergab ein positives Fazit. Insbesondere konnte die Bank ihre «spezifischen Stärken als Nischenanbieter mit attraktiven Produkten» im Vergleich zur Befragung von 2010 weiter ausbauen.

Sehr gute Noten in der Kundenbefragung erhielten die Beraterinnen und Berater der WIR Bank. Im Bild Hans Ramsebner (r.) von der Filiale Bern auf Besuch bei einem Kunden.

Befragt wurden rund 1000 Privatkunden und ebenso viele Firmenkunden. Betrachtet man die Strukturdaten, so fällt auf, dass die Kundinnen und Kunden der WIR Bank ein deutlich höheres Bildungsniveau aufweisen als der Durchschnitt der Bevölke-

rung: Knapp drei Viertel aller Kunden besitzen einen mittleren oder hohen Abschluss, während dies nur für 54% der Gesamtbevölkerung gilt. Ebenfalls hoch ist mit 69% der Männeranteil und mit 61% der Anteil Personen, die älter sind als 50 Jahre. 13


WIRPLUS September 2015

Hier ortet die Firma Publicom eine Notwendigkeit, vermehrt und intensiver das junge Publikum anzusprechen, um einer Überalterung der Kundschaft vorzubeugen. Eine gute Ausgangslage für die neuen Aktivitäten der WIR Bank auf Social-Media-Kanälen ist die Tatsache, dass Smartphones unter den Kunden der WIR Bank eine hohe Akzeptanz besitzen, und zwar nicht nur in den jüngeren Segmenten (80% der bis 39-jährigen Kunden nutzen ein solches Gerät), sondern auch in den älteren. So besitzen bei den über 60-Jährigen 42% der Privatkunden und 45% der Geschäftskunden ein Smartphone. Exemplarisch für die schnell fortschreitende Marktdurchdringung des Smartphones steht die WIRGASTRO-App, welche es den Geschäftskunden erlaubt, Restaurants und Hotels mit WIR-GeldAnnahme zu finden: Die App wird rege genutzt, und die Anwender sind damit «hochzufrieden». Am verbreitetsten – auch für die Erledigung von Bankgeschäften – bleibt jedoch vorläufig der PC.

Grosses Potenzial Im Rahmen der Kundenbefragung wurde eine weitere repräsentative Umfrage in der Bevölkerung durchgeführt. Sie ergab erwartungsgemäss, dass Herr und Frau Schweizer, wenn sie den Namen einer Bank nennen müssen, zuerst an ihre Kantonalbank, an eine der Grossbanken, an die Raiffeisenbank oder an die Zürcher Kantonalbank denken. Die WIR Bank findet spontan keine Nennung. Wird jedoch gefragt, ob die WIR Bank ein Begriff sei, so antworten 60% der Befragten mit Ja. Da sich die WIR Bank für bestimmte Kundensegmente als Hauptbankverbindung anbieten will, schlummert hier ein enormes Potenzial an möglichen neuen Kunden. Voraussetzung für die Aktivierung dieses Potenzials ist, dass die WIR Bank ihre Produkte- und Dienstleistungspalette wie geplant weiter ausbaut. Massnahmen in Richtung Hauptbank sind auch deshalb erfolgversprechend, weil die WIR Bank – insbesondere bei den Privatkunden – «einen vorzüglichen Ruf und riesiges Vertrauen» geniesst. Da sich auch die Zufriedenheit der Privatkunden mit den 14

Ein WIRPLUS wird im Schnitt von zwei Personen gelesen.

bestehenden Produkten und Dienstleistungen seit 2010 noch verbessert hat – «unglaubliche 81%» würden das von ihnen gewählte Produkt sicher wieder wählen –, sind die bestehenden Kunden gute Botschafterinnen und Botschafter der WIR Bank. Die Bekanntheit der WIR Bank ist einerseits auf die lange Tradition des nur in der Schweiz anzutreffenden WIR-Systems zurückzuführen, andererseits auf die Tatsache, dass die attraktiven Spar- und Vorsorgeprodukte der WIR Bank regelmässig Spitzenplatzierungen in den Erhebungen von Vergleichsdiensten erreichen.

WIR-System Das WIR-System geniesst einen «beträchtlichen Sympathiebonus». Insgesamt muss die Einstellung der Geschäftsklientel gegenüber dem WIR-System aber als ambivalent eingestuft werden. Dies liegt vor allem an einem bestimmten Segment der Firmenkunden, den sogenannten Teilnehmern mit WIR-Annahme nach Vereinbarung (TVA). Diese geben sich nach aussen nicht als WIRFirmenkunden zu erkennen, nehmen WIR-Geld nur sporadisch an und profitieren kaum vom Mehrwert des WIR-Netzwerks. Es verwundert deshalb nicht, dass dieses Segment gegenüber dem Nutzen von WIR am kritischsten eingestellt ist. Die Gewinner des WIR-Systems sind vor allem bei kleineren Firmen aus Detailhandel, Dienstleistungen und Gastgewerbe angesiedelt.


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WIRPLUS Während die Zahl der regelmässigen Leserinnen und Leser des WIRPLUS rückläufig ist – das Phänomen dürfte auf den allgemeinen Trend zur abnehmenden Nutzung von Printmedien zurückzuführen sein –, hat die Leseintensität deutlich zugenommen: 41% der Firmenkunden und 49% der Privatkunden frequentieren mindestens 75% der Seiten eines WIRPLUS (2010: 29 bzw. 41%). Identisch mit den Benchmarks, die aus 80 vergleichbaren Magazinen aus dem deutschsprachigen Raum gewonnen wurden, ist der Multiplikatoreffekt: 1 Exemplar des WIRPLUS wird von 1,8 Privatkunden und von 2,2 Firmenkunden gelesen. Betrachtet man das Titelprofil, so übertrifft das WIRPLUS wie schon 2010 alle Benchmarks bei der Glaubwürdigkeit, «was für eine Bank im derzeitigen Umfeld sicher beachtlich ist», wie Publicom schreibt. In der Tat bestätigen 96% der Leserinnen und Leser die Aussage «Das WIRPLUS ist glaubwürdig» mit den Antworten «trifft voll und ganz zu» oder «trifft eher zu». Auf Augenhöhe mit den Benchmarks ist das WIRPLUS in puncto Verständlichkeit, Kompetenz, Nutzwert und Exklusivität. Nicht verbessert hat sich das Kundenmagazin allerdings beim Unterhaltungswert, wo es mit einem Zuspruch von nur 51% deutlich unter den Benchmarks von ähnlichen Magazinen liegt. Die Ergebnisse bestätigen die Bemühungen der WIR Bank, in Zukunft die Transparenz im Netzwerk zu erhöhen und dessen aktive Nutzung voranzutreiben.

Geschätzte Kundenberatung Sehr gute Noten erhalten die Kundenberaterinnen und Kundenberater der WIR Bank vor allem von Kunden, die innerhalb der letzten zwölf Monate einen Kontakt mit einem Berater hatten. Die ermittelten Werte fasst Publicom so zusammen: «Erfreulich ist die nachhaltige Wirkung, welche Kundenberatungen auslösen: Spitzenbewertungen werden vergeben für die Beratungskompetenz, und besonders geschätzt werden das freundliche Auftreten, die entgegengebrachte Wertschätzung, die Wissensvermittlung und die Lösungsorientierung der Beraterinnen und Berater.»

Umfassende Befragung Von den drei Kundenbefragungen, welche die WIR Bank seit 1996 hat durchführen lassen, war diejenige von 2015 am breitesten angelegt. 230 Seiten umfasst der Tabellenband, 70 Seiten die Analyse der rund 2000 Online-Interviews. Die Resultate dienen der WIR Bank dazu, eine Standortbestimmung vorzunehmen und Weiterentwicklungs- und Optimierungsfelder – auch bezüglich des Magazins WIRPLUS – zu definieren. Die Ziele sind eine möglichst bedürfnisgerechte Ansprache der Kundensegmente und eine ideale Ausrichtung der Produkte und Dienstleistungen. Die Arbeit daran ist im Gange.

DANIEL FLURY

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HILFE FÜR DIE HILFLOSESTEN KINDER-SPITEX OSTSCHWEIZ ENTWICKELT MONITORINGPROGRAMM

Mit der Gründung der Kinder-Spitex Ostschweiz und als Gründungsmitglied des Verbands Kinder-Spitex Schweiz hat er bereits Pionierarbeit geleistet. Nun will Thomas Engeli in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule St. Gallen und dem Kantonsspital Münsterlingen ein Monitoring für pflegebedürftige Kinder entwickeln. Das ehrgeizige Ziel: Anstatt im Spital können die Kinder rund um die Uhr zu Hause gepflegt werden – und die Eltern kommen trotzdem zu ihrem Schlaf.

Auch pflegebedürftige Kinder sollen im Kreis der Familie aufwachsen dürfen.

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«Wer als Mutter oder Vater rund um die Uhr ein schwerbehindertes Kind zu Hause pflegt, entlastet zwar den Staat, belastet sich selbst aber mit Stress und permanentem Schlafentzug. Es kommt der Zeitpunkt, an dem man völlig isoliert, am Ende – ja einfach kaputt ist und ausfällt.» Thomas Engeli weiss, wovon er spricht. Eines seiner vier Kinder, der heute 21-jährige Silvan, ist seit der Geburt auf ständige Betreuung angewiesen. Aufgrund einer Stoffwechselkrankheit ist Schlucken die einzige Tätigkeit, die er bewusst ausführen kann. Als Silvan 2-jährig war, entschloss sich das Ehepaar Engeli, die Spitex zur Entlastung herbeizuziehen. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass die herkömmliche, auf die Pflege von betagten Erwachsenen ausgerichtete Spitex auf spezielle Bedürfnisse von schwerstkranken Säuglingen und Kindern nicht eingehen konnte. Also schritt Engeli zur Tat und gründete die Kinder-Spitex Ostschweiz, die heute 110 nebenamtliche Pflegefachfrauen beschäftigt. Zusammen leisteten sie 2014 knapp 28 000 Pflegestunden.

Im Zwiespalt Als wären die familiären und beruflichen Belastungen nicht genug – Engeli ist Geschäftsleiter der Kinder-Spitex Ostschweiz, Unternehmer im Bereich Wasseraufbereitung sowie Herausgeber der Satirezeitschrift «Nebelspalter» und des Fachmagazins «KMUMagazin» –, nahm Engeli im Lauf der Jahre Ungereimtheiten im Sozialversicherungsbereich unter die Lupe und zog für seine Überzeugungen auch vor Gericht. Heute müssen betroffene Eltern abwägen zwischen Eigenleistungen und Leistungen, die durch Fachpersonen oder durch Laien ausgeführt werden. «Wer zu seiner Entlastung einen Laien anstellt, hat Anspruch auf einen sogenannten Assistenzbeitrag, doch wird dann auch die anspruchsvolle Behandlungspflege unter Umständen laienhaft ausgeführt, was lebensbedrohend sein kann», so Engeli. Der Befreiungsschlag für viele Eltern ist nachvollziehbar: Sie geben ihr Kind wieder in die Obhut einer auf die Pflege schwerstbehinder-

ter Kinder spezialisierten Pflegeeinrichtung oder ins Kinderspital. So ist die professionelle Pflege sichergestellt, die Kostenverteilung klar, die zeitliche Überforderung eliminiert. Die Nachteile dieses Auswegs sind schwerwiegend – für die Eltern wie für die Gesellschaft. Engeli: «Das Kind wächst nicht mehr in der Obhut seiner Familie auf, die Eltern sind von Gewissensbissen gequält und die Kosten für die Invalidenversicherung, die Krankenkassen und die Kantone vervielfachen sich.»

Monitoring als Lösung Wie schafft man es, ein gut aufgehobenes Kind und glückliche Eltern mit einer professionellen Pflege und Betreuung zu vernünftigen Kosten zu kombinieren? Thomas Engeli sieht die Lösung in einem Monitoringsystem. Dabei wird das pflegebedürftige Kind zur Schlafenszeit zu Hause an Sonden angeschlossen, die alle 10 Sekunden die notwendigen Werte erheben und in eine Zentrale übermitteln. Zwei erfahrene Fachkräfte der Kinder-Spitex Ostschweiz überwachen dort die Geräte und alarmieren in einer Notfallsituation die schlafenden Eltern. Was eine Notfallsituation ist, können die Eltern im Rahmen der ärztlichen Verordnung selbst definieren. «Dazu braucht es viel Vertrauen, einerseits in die Technik, andererseits in die Personen in der Zentrale», sagt Engeli. Viele Hürden sind noch zu nehmen. So muss beispielsweise der sichere Datenaustausch garantiert sein – pfannenfertige Lösungen gibt es nicht, denn aufgrund von Haftungsbedenken gibt es kaum einen Markt für die Verarbeitung von Livedaten –, und die Sonden müssen so angepasst werden, dass keine Druckstellen entstehen können. In das Projekt involviert ist die Fachhochschule St. Gallen, und zwar gleich mit zwei Instituten: dem Institut für angewandte Pflegewissenschaft und dem Institut für Informations- und Prozessmanagement. Dessen Leiter, Prof. Peter Jaeschke, ist überdies Mitglied der Fachkommission der Kinder-Spitex Ostschweiz und damit bestens auch mit der allgemeinen Spitex-Materie vertraut. 17


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Thomas Engeli mit seinem Sohn Silvan.

Pilotprojekt Die ersten Monitoringerfahrungen konnte die Kinder-Spitex Ostschweiz in Zusammenarbeit mit dem Kantonsspital Münsterlingen sammeln. Die Erkenntnisse sind ermutigend: Pflegebedürftige Kinder können schneller aus der Spitalpflege entlassen und in die Obhut der Eltern gegeben werden, und die Eltern leiden deutlich weniger unter Entscheidungsstress. «Die Eltern wissen, dass sie nicht alleine sind und dass der Entscheid, ob ein Notfall droht, nach genauen Kriterien gefällt wird», so Engeli. Väter und Mütter werden also von ihrer Dauerüberwachungsfunktion entlastet. Das Ziel Engelis ist es, das Monitoring zunächst in der Ostschweiz zu etablieren, es danach kostendeckend zu kommerzialisieren und anderen Kinder-Spitex-Organisationen anzubieten.

Anschubfinanzierung nötig Wie die Kinder-Spitex-Organisationen in der Schweiz ist auch das Monitoringprojekt der Kinder-Spitex Ostschweiz auf Spendengelder angewiesen (s. Kasten). Für die Anschubfinanzierung rechnet Engeli mit Kosten von nicht unter einer Million Franken. Ist das System erst einmal in Betrieb, werden die Invalidenversicherung und die Krankenkassen für die Kosten aufkommen, da sie Überwachungsfunktionen für Geräte, welche dem Erhalt vitaler Funktionen dienen, abgelten müssen. Gemäss Engeli belaufen sich die Kosten für eine Spitalnacht zwischen 2400 und 5700 CHF, während die Kosten für ein Kind, das im Rahmen des Monitorings betreut wird, auf nur 200 bis 400 CHF pro Nacht zu stehen kommen. «Bei diesen Kosteneinsparungen tritt auch der volkswirtschaftliche Nutzen eines Monitorings zu Hause deutlich hervor», ist Engeli überzeugt. DANIEL FLURY

www.kinderspitex-schweiz.ch www.kinder-spitex.ch

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In der Schweiz beschäftigen 13 Kinder-Spitex-Organisationen über 500 Pflegefachfrauen.

Kinder-Spitex 13 Kinder-Spitex-Organisationen sind im Verband Kinder-Spitex Schweiz zusammengeschlossen. Sie alle setzen sich für die Pflege von kranken oder behinderten Säuglingen, Kindern und Jugendlichen im Umfeld der Familie – also zu Hause – ein. Auch sterbende Kinder werden bis ans Lebensende von der Kinder-Spitex gepflegt. Die Leistungen werden auf ärztliche Verordnung erbracht. Kosten, die die Krankenkasse oder die Invalidenversicherung nicht übernehmen, werden über Subventionen der Kantone und Gemeinden oder über Spenden finanziert. Das Monitoringprojekt wird als Pilotprojekt von der Kinder-Spitex Ostschweiz, Bahnhofstrasse 17, 9326 Horn, betrieben. Spenden, die auf die unten angegebenen Konti der WIR Bank eingehen, werden zweckgebunden für das Monitoringprojekt eingesetzt. Die Spenden sind von der Steuer absetzbar. Spenden in Schweizer Franken (CHF): IBAN CH54 0839 1666 7931 8180 0 Spenden in WIR-Franken (CHW): IBAN CH57 0839 1666 7931 8000 0


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SPORT, SPASS UND ERHOLUNG IN DER FREIEN NATUR WAKE!UP ERFINDET NEUE ANGEBOTE IM MALERISCHEN GOMS

In einem der schönsten Täler der Alpen beschreitet Roland Staub mit seiner Wake!up GmbH neue Wege in der Freizeitgestaltung sowohl für Einzelpersonen wie auch für Gruppen, Firmen oder deren Kunden. In der Sommerund in der Wintersaison bietet er Sportevents an, auf Wunsch als Paket kombiniert mit anderen Disziplinen, die viel Spass bereiten sowie Körper und Geist förderlich sind.

Roland Staub ist der lebendige Beweis dafür, dass man mit Leidenschaft, Engagement und etwas Fantasie Erfolg haben und zeitgleich sich und seine Kunden glücklich machen kann. Der 55-jährige Zürcher zieht sich schrittweise aus seinem angestammten Arbeitsgebiet in der Personalberatung zurück und macht aus seiner Leidenschaft einen Beruf. «Ich verkaufe den Leuten gerne etwas, an dem ich selber Freude habe», erklärt Staub. Und das gehört wohl zu seinem Erfolgsrezept. Angefangen hat alles mit dem Langlaufen im Oberwallis. Roland Staub hat dabei das obere Goms entdeckt, das absolute Langlaufparadies der Alpen. Das Goms bietet über 100 km Loipen in vier verschiedenen Schwierigkeitsgraden, eingebettet in einer bezaubernden Landschaft, wo die Natur der Verwüstung durch geldgierige Menschen nicht preisgegeben wurde. Ein Tal, in dem ein vernünftiges Verhältnis zwischen Freizeit- und Sportangebot

einerseits und Respekt vor der Natur andererseits gefunden wurde. Staub war überwältigt und seine Gedanken von einer aktiven Frühpensionierung wurden wach. Dass zudem die Möglichkeiten für Schneeschuhlaufen und Schlittenhundefahrten praktisch grenzenlos sind, haben seine Träume weiter genährt. Schliesslich fand Roland Staub in Oberwald, am Fusse der Furka, seinen zweiten Wohnsitz. Er kaufte eine Wohnung – selbstverständlich mit einem angemessenen WIR-Anteil – und liess sich zum Langlauflehrer ausbilden. Für ihn ist Oberwald der ideale Ort, denn hier kann alles zu Fuss erreicht werden: Bahn, Postauto, Hotels, Restaurants, Lebensmittelladen, Sportgeschäft, Loipe, Schneeschuhspuren usw. «Das ist echte Lebensqualität», schwärmt Staub. So nahm sein Winterangebot konkrete Formen an, und mit seiner neuen Wake!up GmbH ging es in die Umsetzungsphase. 19


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Vielseitiges Winterangebot Roland Staub geht es nicht darum, andere Anbieter einfach zu kopieren, sondern neue Angebote zu kreieren, die komplementär zum Bestehenden sind. So unterscheidet sich allein schon sein Programm für Langläufer von den üblichen Langlaufkursen. «Spass, Balance, Flow» lautet seine Erfolgsformel. Er bezeichnet sich bewusst nicht als Lehrer, sondern als Coach. Er leitet an, damit seine Kunden Veränderungen selber initialisieren und neue Muster speichern. Dank den Videoaufnahmen, die der Kursteilnehmer innert 48 Stunden nach der Lektion erhält, sind die Fortschritte in der Regel nachhaltig. Das Prinzip gilt sowohl für Anfänger wie auch für Fortgeschrittene in der klassischen Technik oder im Skating. Wake!up bietet auch ganze Pakete für Gruppen und Firmen oder für Kundenanlässe von KMUs an. Roland Staub stellt ein ganzes Programm auf, kümmert sich um die Reservation der Hotelzimmer, Mahlzeiten, Transfers, Mieten von Langlaufskis oder Schneeschuhen, Buchungen bei Partnern usw. «Der Kunde muss mir nur sagen, wann er ankommt und wieder abreisen will. Alles Übrige erledige ich», erklärt Staub. Die Programme, die Roland Staub zusammenstellt, sind äusserst vielseitig und können sehr unterschiedlich zusammengesetzt werden, je nach Wunsch des Kunden. Sie beinhalten neben Langlauflektionen in beiden Techniken, Schneeschuhlaufen auf Strecken diverser Schwierigkeitsgrade oder Schlittenhundefahrten auch Überraschendes wie ein Schnupperkurs im Alphornblasen. Solche aussergewöhnliche Elemente als Programmpunkte zementieren den Teamgeist und 20

fördern die Kameradschaft innerhalb einer Gruppe. Dies ist besonders bei Firmenevents von Bedeutung. Dass das Goms als absolut schneesicheres Gebiet gilt, ist ein weiterer Trumpf. Was viele «Üsserschwizer» jedoch falsch einschätzen, ist die Anreisezeit. «Sie meinen, das Goms sei furchtbar weit entfernt. Dabei ist man von Zürich in 21/4 Stunden in Oberwald», präzisiert Staub. Er ist zudem immer auf der Suche nach neuen Zusammensetzungen des Angebots. So wird er im nächsten Jahr ein ALY-Programm lancieren. ALY steht für Antara, Langlauf, Yoga. Lassen wir uns überraschen. Jedenfalls werden dabei Themen wie Atem, Konzentration und Entspannung in der Bewegung eine zentrale Rolle spielen.

Stand Up Paddling als Sommerhit Roland Staub ist kein Mann der halben Sachen. Nach dem Winter mussten auch Angebote für die Sommersaison geschmiedet werden. Und so verschiebt sich sein Leben immer mehr ins Goms, wo er sich bald einmal ganz niederlassen will. Als absoluter Sommerhit hat er auf dem zwischen Münster und Ulrichen gelegenen Geschinersee das Stand Up Paddling eingeführt. Das ist eine Art stehendes Paddeln auf einem Brett, wo die Muskelkraft keine Rolle spielt, sondern Geschicklichkeit und Gleichgewicht. Der Geschinersee liegt auf 1340 m. ü. M. und entstand nach der Jahrtausendwende beim Bau des Lawinenleitdamms von Geschinen. Durch die Entnahme des Erdmaterials, das zur Aufschüttung des Damms benötigt wurde, entstand dieser Baggersee. Die Be-


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Roland Staub hat den Geschinersee für das Stand up Paddling erschlossen.

willigung für das «Steh-Paddeln» auf diesem wunderschön gelegenen, romantischen kleinen See erhielt Roland Staub im Nu. Der Gemeinderat in corpore liess sich nach einem Augenschein und der Präsentation des Projektes begeistern und erteilte Wake!up eine Bewilligung mit einigen Auflagen, die den Naturschutz betreffen. Das Stand Up Paddling wurde im letzten Juli lanciert und fand sofort grossen Anklang bei Jung und Alt. Auch Obergoms Tourismus hat von Beginn weg das Projekt unterstützt. Das Stand Up Paddling zieht Schaulustige an wie ein Magnet. Sobald ein paar Paddler auf dem See sind, bleiben die Spaziergänger stehen und schauen gespannt zu. Den Aktiven sieht man an, dass diese neue Sportart riesigen Spass bereitet. Schon nach zwei Wochen wurde von Auswärtigen und Einheimischen ein PaddlingClub gegründet und im August fanden die ersten Plauschrennen statt. Selbstverständlich kann vor Ort das Material gemietet werden und Instruktoren stehen als Berater und Coaches bereit. Roland Staub ist also auf bestem Weg, seinen Traum zu realisieren. Dabei hat er enormen Spass, wie man im Gespräch richtiggehend spürt. Zudem hat er das Talent, dieses Gefühl von Spass und Begeisterung seinen Zuhörern zu vermitteln. Künftig will er weitere Ideen entwickeln und eng mit den anderen Freizeitanbietern des Tals zusammenarbeiten.

Wake!up. Gemäss Eintrag akzeptiert er 30% WIR, nach Vereinbarung kann der Annahmesatz aber auch höher liegen. Das muss von Fall zu Fall verhandelt werden. Mit seiner WIR-Teilnahme hofft er, innerhalb des Netzwerks schneller eine grössere Aufmerksamkeit erwirken und das Prinzip der gegenseitigen Berücksichtigung nutzen zu können. Deshalb nahm er 2014 an der Luzerner WIR-Messe teil, und an der nächsten Zürcher WIR-Messe wird er wieder mit einem Stand präsent sein. Das Platzieren bereitet ihm keinerlei Sorgen. «Im Wallis kann man leicht WIR platzieren», sagt Staub. Er setzt es vor allem in Hotels und Restaurants ein, auf die er für die Gruppenarrangements zurückgreift. Und so profitieren alle Beteiligten vom WIR-Netzwerk. HERVÉ DUBOIS

Wake!up GmbH Wake!up GmbH Haus Perle Dorfstrasse 6 3999 Oberwald VS Kontakt: Roland Staub 079 218 03 18 oder info@wakeup.ch

WIR als Netzwerk

WIR-Anteil: 30% (nach Vereinbarung bis 100%)

Seit über acht Jahren ist Roland Staub WIR-Teilnehmer. Zuerst mit seiner Personalberatungsfirma und seit zwei Jahren mit

www.wakeup.ch

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STARTHILFE FÜR STARTUPS DIE WIR BANK AN DER STARTUPFAIR

Die 45 000 Firmenkunden der WIR Bank Genossenschaft bilden das älteste und grösste Netzwerk von Schweizer KMUs. Es sorgt dafür, dass neue Geschäftsbeziehungen entstehen, die Wertschöpfung im Land bleibt, Arbeitsplätze gesichert und Transportwege verkürzt werden. Firmengründern bietet es eine wertvolle Starthilfe auf dem Weg in die Selbstständigkeit. An der 3. Startupfair in Zürich konnten sich Jungunternehmerinnen und -unternehmer über die Vorteile dieses Netzwerks informieren.

1700 Besucher – an der Startupfair im Zürcher «Kaufleuten» herrschte reger Betrieb.

Die Startupfair – dieses Jahr fand sie im Zürcher «Kaufleuten» statt – ist die grösste nationale Messe für Jungunternehmer. Hier treffen sich Startups, Dienstleister, Behörden, Startup-Förderer, Hochschulen, Investoren und Medien, um Networking zu betreiben und Geschäfte anzubahnen. «Der ideale Ort für die WIR Bank, um ihr KMU-Netzwerk auch denjenigen bekannt zu machen, die am Anfang des Wegs in die Selbstständigkeit sind», so Daniel Landolt, Filialleiter der WIR Bank in Zürich. Das verbindende Element innerhalb der WIR-Community ist die gemeinsame Währung WIR. Sie zirkuliert nur innerhalb des Netzwerks und festigt so die Beziehungen zwischen den einzelnen Akteuren. Landolt: «Das gibt Halt und Sicherheit, was in einer immer komplexer werdenden Welt gerade für Jungunternehmer sehr vorteilhaft ist.» 22

Einleuchtende Vorteile Die meisten Fragen der Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer bezogen sich auf die Funktionsweise des WIR-Systems* und damit auf jene Besonderheit, welche die WIR Bank weltweit von allen anderen Banken abhebt. «Die Reaktionen der Messebesucherinnen und -besucher auf unser Netzwerk waren durchwegs positiv», so Landolt, «am meisten eingeleuchtet hat die Tatsache, dass es das Knüpfen von Geschäftsbeziehungen erleichtert und dass eine Firma sofort ihren Platz in diesem Netzwerk einnehmen kann, indem sie auf dem Marktplatz auf www.wir.ch, in Medien der WIR Bank oder – je nach Branche – auch auf Apps präsent ist.» Dabei kommen die Startups selbstverständlich auch in den Genuss der üblichen Produkte und Dienstleistungen einer Bank.


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Daniel Landolt, Leiter der Filiale Zürich der WIR Bank, im Gespräch mit Messebesuchern.

Myrta Zumstein, Präsidentin der WIR-Gruppe Zürich, erläutert die Vorteile des WIR-Netzwerks.

Lokale Netzwerke 13 WIR-Gruppen sorgen dafür, dass das riesige KMU-Netzwerk auch auf einer lokalen, direkten Ebene spürbar und erlebbar wird. Mit Myrta Zumstein, Präsidentin der WIR-Gruppe Zürich, und Cristina Giampa, in der WIR-Gruppe Zürich verantwortlich für die Organisation der Business-Treffs, waren auch die WIR-Gruppen an der Startupfair präsent. «Die jungen Leute zeigten sich sehr offen und profitierten ausgiebig von der Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen», fasst Myrta Zumstein zusammen. Auch in den WIRGruppen gehe es darum, die Inhaberinnen und Inhaber von KMUs zusammenzubringen. «Je nach Anlass und Thema steht manchmal mehr die Geselligkeit im Vordergrund, manchmal mehr Geschäftliches oder die Aneignung von Wissen und neuen Fähigkeiten.»

Erfreut über das Interesse der nächsten Unternehmergeneration zeigte sich auch Germann Wiggli, Vorsitzender der Geschäftsleitung der WIR Bank: «Eines unserer mittelfristigen Ziele ist die Verdoppelung der Anzahl unserer KMU-Kunden, aber auch die Verjüngung des WIR-Netzwerks. Aus diesen Gründen wollen wir vermehrt auch Startups in unser Netzwerk einbinden, zum gegenseitigen Nutzen aller Beteiligten.» DANIEL FLURY * So funktioniert das WIR-System: www.wir.ch/video-de www.wir.ch/de/wir-netzwerk/wir-gruppen/ www.startupfair.ch

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SPAREN ODER GEBÜHREN ZAHLEN?

Auch wenn Privatkunden in der Schweiz keine Negativzinsen auf ihre Sparguthaben bezahlen müssen: Hohe Gebühren führen bei vielen Banken dazu, dass nicht nur die magere Verzinsung aufgefressen, sondern auch noch das Kapital angeknabbert wird. Nicht so bei der WIR Bank.

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Geht es um das Erfinden von Steuern, Abgaben und Gebühren, waren wir in der Schweiz schon immer sehr kreativ. Auch die helvetischen Banken haben ihrem Erfindungsgeist freien Lauf gelassen und allerlei Gebühren und Kommissionen ersonnen. Ins Visier des Preisüberwachers geriet kürzlich die Kontoauflösungsgebühr. Stefan Meierhans fragte in einer Kolumne, «wieso und wofür» sie eigentlich zu entrichten sei. Für andere Kündigungen (Telefon, Zeitungsabo, Wohnung, Versicherung) bezahle man schliesslich auch nichts. «Was ist bei Bankkonten so anders, dass es Auflösungsgebühren rechtfertigen würde? Meine Antwort lautet: nichts», befand Meierhans, es handle sich um ein ganz normales Ende einer Geschäftsbeziehung. Deshalb habe er die Schweizer Banken aufgefordert, diese Gebühren zukünftig aufzuheben. Mit der Frage – oder dem Aufruf – «Welche Banken helfen mit?» schliesst der Preisüberwacher seine Kolumne.

Die WIR Bank macht’s vor Auf die Mithilfe der WIR Bank Genossenschaft wird der Preisüberwacher verzichten müssen, denn eine Kontoauflösungsgebühr kennt sie beim Sparkonto nicht – ebenso wenig wie die Kontoeröffnungs- oder die Kontoführungsgebühr. Auch Barbezüge an einem der sieben Bankschalter sind bei der WIR Bank spesenfrei. Gratis sind zudem der Jahresabschluss und die jährliche Steuerbescheinigung.

auf der sicheren Seite stehen: Fallen keine Gebühren an, führt die Verzinsung von 0,2%* notwendigerweise zu einem Zuwachs auf dem Sparkonto. Dieser Basiszinssatz lässt sich durch die Speisung des Kontos mit mindestens 5000 CHF Neugeld (Neugeldbonus von 0,3%) und durch den Kauf von mindestens 25 Stammanteilen (Stammanteilbonus von 0,5%) auf bis zu 1% optimieren.

0,4% Zins auf dem Sparkonto 60+ Für Personen, die den 60. Geburtstag gefeiert haben, bietet sich auch das Sparkonto 60+ an. Wer hier beispielsweise frei gewordene Vorsorgegelder aus der 2. oder 3. Säule parkiert, profitiert von einem attraktiven Zinssatz von 0,4% (bis 300 000 CHF).

Festgelder: 0,3 bis 1% Ebenfalls mit 0,4% werden Geldbeträge verzinst, die über 3 Jahre fest angelegt werden (2 Jahre: 0,3%). Mit jedem weiteren Jahr erhöht sich der Festgeldzins um 0,1% und erreicht bei einer Anlagezeit von 8 Jahren 0,9%. Auch über 9 und 10 Jahre lässt sich bei der WIR Bank Geld fest anlegen, die Zinssätze belaufen sich dann auf 0,95 bzw. 1%. Sie wollen sparen und nicht Gebühren bezahlen? Dann prüfen Sie die Angebote der WIR Bank Genossenschaft. Alle Details zu Sparkonto, Sparkonto 60+ und Festgeld finden Sie hier: www. wir.ch/sparen

Bis zu 1% Zins auf dem Sparkonto Saftige Gebühren und mickrige Zinsen auf einem Sparkonto können bei gewissen Anbietern bewirken, dass ein Kunde für sein Sparguthaben mehr bezahlt, als er erhält. Aus dem oben Gesagten ergibt sich von alleine, dass Kundinnen und Kunden der WIR Bank

DANIEL FLURY

* Alle genannten Zinssätze beziehen sich auf den Stand Mitte August 2015.

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144 SEITEN FASZINATION WIR 80 Jahre sind seit der Gründung der WIR Bank Genossenschaft vergangen. Das Buch «Faszination WIR – Resistent gegen Krisen, Spekulationen und Profitgier» beleuchtet Aspekte einer spannenden Firmengeschichte, setzt dazu bereits beim Börsencrash von 1929 ein und zeigt die Zukunftschancen der Komplementärwährung WIR auf. Das Buch ist im Buchhandel erhältlich, kann zu einem Vorzugspreis, aber auch über die WIR Bank bezogen werden.

Das WIR-System der WIR Bank unterstützt die Schweizer Binnenwirtschaft und ist in seiner Grösse und Nachhaltigkeit weltweit einzigartig: Was 1934 als Netzwerk von 300 Firmen und Privaten begann, umfasst heute 50 000 KMUs, die 2013 unter sich einen Mehrumsatz von 1,43 Mrd. CHW generierten. In seinem Buch «Faszination WIR» zeigt Hervé Dubois auf, wie diese spannende Erfolgsgeschichte möglich war, welche Hürden dabei genommen werden mussten und was auch in Zukunft der okönomische Nutzen einer Komplementärwährung in einer von Wachstums- und Profitdenken geprägten Wirtschaftsordnung ist. Hervé Dubois wurde in La Chaux-de-Fonds geboren und wuchs in Zürich auf. Nach der Matur studierte er Wirtschaftswissenschaften und Publizistik an der Hochschule St. Gallen. Während 20 Jahren war Dubois in der Region Basel als Redaktor bei Tageszeitungen, bei der Schweizerischen Depeschenagentur und als Radiojournalist tätig. 1995 wechselte er zur WIR Bank Genossenschaft, wo er bis zu seiner Pensionierung 2014 als Kommunikationsleiter tätig war. Heute lebt Hervé Dubois im Wallis.

Faszination WIR – Resistent gegen Krisen, Spekulationen und Profitgier. 144 Seiten, Hardcover, Leinenstruktur mit Prägung Erhältlich ist das Buch in allen Buchhandlungen (ISBN 978-303781-075-0) zum Preis von 34 CHF (Richtpreis). Das Buch kann – solange der Vorrat reicht – auch über die WIR Bank zum Vorzugspreis von 20 CHF oder 20 CHW bezogen werden, und zwar – über das Webformular auf www.wirbank.ch/buch* – per Post mit dem unten stehenden Talon* – per E-Mail (s. Talon)* – in den Filialen und Agenturen der WIR Bank – an den folgenden Veranstaltungen der WIR Bank (s. S. 41): • WIR-Messe Zürich • Herbstgespräche im KKL Luzern (für Stammanteilhalter/-innen) • WIR-Business-Treffs * Portokosten werden nicht verrechnet

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TALON Bitte senden Sie mir

….... Exemplar(e) des Buchs «Faszination WIR» zum Preis von 20 Franken/Exemplar an diese Adresse:

Firma: ……………………………………….............................……................................................ Vorname/Name:

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Unterschrift: ……………………………………….............................……................................................ Ich bezahle mit WIR. Bitte belasten Sie mein WIR-Konto Nr. …………………………......................... Ich bezahle mit CHF. Bitte belasten Sie mein

Kontokorrentkonto Nr. ………..................................… Sparkonto Nr. ……….............................…........ Ich bezahle mit CHF nach Erhalt einer Rechnung (Lieferung nach Zahlungseingang)

Talon einsenden an WIR Bank, Marketing, Auberg 1, 4002 Basel. Oder bestellen Sie das Buch über das Webformular auf www.wirbank.ch/buch oder per E-Mail bei Nadja Maurer: nadja.maurer@wir.ch (bitte gewünschte Anzahl Bücher, Adresse und Zahlart mit Kontonummer angeben).

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ARBEITSZEITERFASSUNG: KNACKNUSS FÜR DIE SOZIALPARTNERSCHAFT GESAMTARBEITSVERTRÄGE GAV – IHRE GESCHICHTE UND IHRE BEDEUTUNG HEUTE

Im letzten Beitrag zur Geschichte des Arbeitsgesetzes wurde die Notwendigkeit eines staatlichen Arbeitnehmerschutzes aufgezeigt (vgl. WIRPLUS Juli). Im Folgenden beschäftigen wir uns mit der Pflicht zur Arbeitszeiterfassung und möglichen Ausnahmen.

Als wichtiges Instrument des Gesundheitsschutzes wird nach wie vor das Erfassen der Arbeitszeit angesehen. Doch ist diese Methode angesichts der Vielfalt flexibler Arbeitsmodelle und der sich immer mehr verwischenden Grenze zwischen Arbeit und Freizeit unzeitgemäss und unbefriedigend. Die Masseinheit Zeit für die Arbeitsleistung trägt dem Wandel von einer Industriegesellschaft zu einer Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft keine Rechnung. Wer fährt heute noch ein Auto, das vor einem halben Jahrhundert entwickelt wurde? Daher hielt sich mit der Zeit kaum ein Betrieb mehr an die gesetzlichen Vorgaben. Vertrauensarbeitszeit war das Schlüsselwort. Die Gewerkschaften sahen in der steigenden Zahl von psychisch erkrankten Arbeitnehmern eine Folge des fehlenden Schutzes durch Arbeitszeiterfassung. Sie begannen, mit gezielten Anzeigen gegen Unternehmen der Dienstleistungsbranche eine vermehrte Kontrolle durch die Vollzugsorgane zu erzwingen. Die Arbeitgeber ihrerseits verlangten eine Revision des Arbeitsgesetzes und zeitgemässere Formen des Gesundheitsschutzes. Da Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften in der Frage der Ausgestaltung der Arbeitszeiterfassung durch Verhandlungen zu keinem Ziel kamen und sich jahrelang gegenseitig blockierten, drohte die Regelung dieser Frage durch die Politik. Das erschien allen Beteiligten als wenig wünschenswert.

Kompromisslösung So kam es, dass nach einem über sechs Jahre dauernden Kampf der Schweizerische Arbeitgeberverband und der Schweizerische Gewerkschaftsbund Ende 2014 unter Mitwirkung des Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung in letzter Minute

einen Kompromiss erarbeiteten. Der Bundesrat hat aufgrund des gefundenen Kompromisses nun die Verordnung 1 zum Arbeitsgesetz angepasst. Die Interimslösung von 2013 wurde im Wesentlichen so angepasst, dass es neu nicht nur die Zustimmung des Arbeitnehmers, sondern auch die einer Personalvertretung braucht. Neu wurde für Arbeitnehmer, die brutto 120 000 CHF verdienen, die Möglichkeit der vollständigen Befreiung von der «Stempelpflicht» geschaffen. Dies aber nur, wenn dies in einem für den Betrieb geltenden GAV so vorgesehen ist. Obwohl niemand mit der gefundenen Lösung wirklich glücklich ist, wird sie die Interimslösung von 2013 ab dem 1. November 2015 ablösen.

Bedeutung des GAV Nebst diversen beachtenswerten Argumenten einzelner Interessengruppen ist die Verknüpfung des Wegfalls der Zeiterfassungspflicht mit einem Gesamtarbeitsvertrag GAV der grösste Stein des Anstosses bei den Arbeitgebern: Die Firmen und Branchen, die von der Lockerung der Zeiterfassungsregeln profitieren wollen, müssen sich dazu einem GAV anschliessen. Zwar ist es laut den Erläuterungen des Bundes möglich, dass Branchen oder einzelne Betriebe einen schlanken GAV abschliessen, der nur Regeln zur Arbeitszeiterfassung und zum Gesundheitsschutz enthält. Doch der GAV muss von einer betriebsunabhängigen Arbeitnehmervertretung unterzeichnet werden. Nicht zulässig wäre laut Bund die Gründung einer Ad-hoc-Gewerkschaft nur zwecks Abschluss eines GAV zur Arbeitszeiterfassung. Da der Vollzugsaufwand selbst bei schlanken, nur für die Zeiterfassung abgeschlossenen GAVs für kleine und mittlere Firmen viel zu hoch ist, müssen sich diese faktisch einem bestehenden branchenverwandten, etablierten GAV anschliessen. Genau dagegen wehren sich die Arbeitgeber. Aber ist der Widerstand gegen einen GAV wirklich begründet? 27


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einzelne Arbeitnehmer eine schwächere Vertragsposition als der Arbeitgeber. Für eine bessere Verhandlungsposition gegenüber dem Arbeitgeber schliessen sich Arbeitnehmer in Gewerkschaften oder Verbänden zusammen. Gewerkschaften handeln dann aus einer stärkeren Position heraus mit einem Arbeitgeber oder mit Arbeitgeberverbänden Minimalvorschriften zum Inhalt der Einzelarbeitsverträge aus. Für den Lohn wird im GAV beispielsweise eine Mindesthöhe von 4000 CHF festgelegt. Daran muss sich dann jeder diesem GAV unterstellte Arbeitgeber halten.

Wegweisend: 1937 schlossen die Gewerkschaften und der Arbeitgeberverband der Maschinen- und Metallindustrie das sogenannte Friedensabkommen ab.

Was ist ein GAV? Ein GAV ist ein Vertrag zwischen Gewerkschaften auf der einen und Arbeitgeberverbänden oder einem Arbeitgeber auf der anderen Seite. Er regelt die Arbeitsbedingungen sowie das Verhältnis zwischen den GAV-Parteien. Ein GAV enthält somit Mindestvorschriften über Abschluss, Inhalt (Lohn, Arbeitszeit, Ferien, Weiterbildung) und Beendigung der einzelnen Arbeitsverhältnisse der beteiligten Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Ausserdem enthält er Bestimmungen bezüglich der Rechte und Pflichten der Parteien, z.B. die Friedenspflicht. Grundsätzlich können Arbeitgeber und Arbeitnehmer einen Einzelarbeitsvertrag schliessen, dessen Inhalt individuell ausgehandelt wird. Das privatrechtliche Arbeitsrecht stellt nur punktuell zwingende Regeln auf. Zusätzlich schützt das Arbeitsgesetz die Gesundheit des Arbeitnehmers. Die Regelung der meisten Vertragspunkte bleibt jedoch der Autonomie der Vertragsparteien überlassen. Sie können beispielsweise die Höhe des Lohnes oder zusätzliche Ferien frei, ohne Einmischung des Staats, vereinbaren. In der Regel hat jedoch der 28

Unter Umständen erzwingen die Gewerkschaften mit Streiks den Abschluss von GAVs, welche den Arbeitnehmern gewisse Vorteile bringen. Es gibt GAVs, die nur eine Region betreffen, und solche, die national Gültigkeit haben. Ein GAV kann für eine ganze Branche abgeschlossen worden sein oder mit nur einem Arbeitgeber. Aufseiten der Arbeitnehmer braucht es jedoch immer einen Zusammenschluss vieler in einer Arbeitnehmerorganisation. GAVs gelten für eine bestimmte Zeit, meist zwei bis vier Jahre, und müssen dann neu ausgehandelt werden.

Allgemeinverbindlicherklärung Die meisten GAVs gelten nur für die gewerkschaftlich organisierten Angestellten, die in einem Betrieb arbeiten, der im Arbeitgeberverband organisiert ist. Da ein GAV immer soziale Zugeständnisse den Arbeitnehmern gegenüber enthält, sind Betriebe, welche sich dem GAV nicht unterstellen, theoretisch konkurrenzfähiger. Sie können im Einzelarbeitsvertrag schlechtere Bedingungen vereinbaren und so die Lohnkosten tiefer halten. Diese unfaire Situation kann geändert werden, wenn etwa die Mehrheit aller vom konkreten GAV betroffenen Betriebe und Mitarbeiter diesem unterstellt ist. Dann kann ein GAV vom Bundesrat oder von der kantonalen Regierung als allgemeinverbindlich erklärt werden. Damit gilt er für alle Angestellten und Arbeitgeber einer Branche oder Region wie ein Gesetz.


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Geschichte des GAV Die Schweiz gehörte nicht zu den GAV-Pionierländern, und die Gewerkschaften mussten hart um jeden sozialen Fortschritt kämpfen. Die GAVs gewannen jeweils in Krisenjahren an Boden. Als Folge einer Streikwelle wurden erste Landesverträge (Maschinensetzer 1906, Typografen 1907) abgeschlossen. 1911 sah die Schweiz im Obligationenrecht – immerhin als erstes Land Europas – den GAV als eigenständige Vertragsform vor. Nach konfliktreichen Jahren folgten weitere Vertragsabschlüsse in den Jahren 1917 bis 1920. Die Situation während und nach dem Zweiten Weltkrieg war erneut schwierig. 1944 bis 1950 stieg die Zahl der Gesamtarbeitsverträge, wiederum in einer Streikwelle, von 632 auf 1447 an. 1937 schlossen die Gewerkschaften und der Arbeitgeberverband der Maschinen- und Metallindustrie das sogenannte Friedensabkommen ab: Die Gewerkschaften wurden von der Arbeitgeberseite endlich als vollwertige Verhandlungspartner anerkannt und verzichteten im Gegenzug auf Streiks. Dieses Friedensabkommen gilt als Grundlage für die Sozialpartnerschaft in der Schweiz. Die Sozialpartnerschaft ist ein Erfolgsmodell, obwohl statistisch nicht nachgewiesen ist, dass der Arbeitsfrieden der Schweiz wirklich den ihm zugeschriebenen Wohlstand gebracht hat. Die Sozialpartnerschaft hat in jedem Falle ermöglicht, in Gesamtarbeitsverträgen den Realitäten jeder Wirtschaftsbranche angemessene Lösungen auszuhandeln, und dies ohne Intervention des Staates. Doch kämpfen alle Gewerkschaften mit Mitgliederschwund und Nachwuchsproblemen. Heute ist ein Arbeitnehmer häufig teils unselbstständig, teils selbstständig erwerbend. Er wechselt während seines Erwerbslebens öfter die Branche und die Region. Da stellt sich tatsächlich die Frage, ob eine Gewerkschaft noch die zeitgemässe Interessensvertretung ist. Dies schwächt natürlich ihre Position. Ausserdem ist das Verhältnis zwischen Arbeitgeberverbänden und den Gewerkschaften teilweise sehr angespannt. Diverse GAVs wurden nicht mehr erneuert.

Wenn aber die Sozialpartner keine gemeinsamen Lösungen in Form von GAVs finden, muss die Politik die Mindestvorschriften über Gesetze erlassen. Volksinitiativen für sechs Wochen Ferien, die Einführung von Minimallöhnen oder die Einschränkung des Lohngefälles sind Vorboten dieser Entwicklung. Statt im Dialog gefundene und der Region oder Branche angepasste Lösungen drohen gesamtschweizerische Gesetzesvorschriften. Unter diesem Gesichtspunkt sollte die über 100 Jahre alte Tradition pragmatischer Gesamtarbeitsverträge nicht leichtfertig als unzeitgemäss oder lästig verworfen werden.

PROF. URSULA GUGGENBÜHL

So ist die Arbeitszeiterfassung geregelt Der Normalfall Im Normalfall gilt die Pflicht zur Arbeitszeiterfassung weiterhin. Vollständiger Wegfall der Pflicht Bei Arbeitnehmern, die brutto mehr als 120 000 CHF verdienen, kann auf die Pflicht zur Arbeitszeiterfassung verzichtet werden, falls – die explizite Einwilligung des Arbeitnehmers vorliegt; – ein Gesamtarbeitsvertrag GAV vorliegt. (Art. 73a der Verordnung 1 des Arbeitsgesetzes) Vereinfachte Tagesarbeitszeiterfassung Eine zusätzliche Ausnahme ist für flexibel arbeitende Angestellte vorgesehen, die weniger als 120 000 CHF brutto verdienen, aber über eine gewisse Arbeitszeitsouveränität verfügen. Der Arbeitgeber muss ihnen zwar die Möglichkeit einer kompletten Arbeitszeiterfassung anbieten, diese kann unter Umständen aber erleichtert werden. Dann reicht die Angabe der summarischen Tagesarbeitszeit. Dazu ist eine Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Personalvertretung nötig. (Art. 73b der Verordnung 1 des Arbeitsgesetzes)

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MANGELHAFTE PRODUKTE – MIT GARANTIE Trotz allgemein hoher Qualitätsstandards heutiger Produkte werden die Erwartungen gelegentlich nicht erfüllt. Dies kann Ärger und Frustration auslösen. Ziemlich einfach ist ein Fall, bei dem der Mangel nur das Produkt selbst betrifft – auch wenn einige Umtriebe damit verbunden sind. Verursacht ein Mangel jedoch anderweitige Schäden, wird die Situation rasch komplex und kann zu erheblichen Schadensummen führen. Was ist dabei zu beachten?

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Beim Kauf eines (neuen) Produkts ist immer umgehend zu prüfen, ob es dem vereinbarten Zustand entspricht. Dies gilt unabhängig davon, ob es sich um eine gesetzliche Gewährleistungsdauer (zwei Jahre) oder eine vereinbarte handelt. Konkret bedeutet dies, dass man das im Winter gekaufte Fahrrad nicht erst im nächsten Frühling testet oder dass man den neuen Gasgrill nicht erst bei der nächsten Grillparty in einem Jahr zum ersten Mal nutzt.

Garantiert konsumentenfreundlich…? Anlässlich der Revision des Kaufvertragsrechts wurde die gesetzliche Gewährleistung (im allgemeinen Sprachgebrauch «Garantie» genannt) ab 1. Januar 2013 beim Kauf von Neuwaren von einem auf zwei Jahre verlängert. Dabei unterscheidet man zwischen Verkäufen von Unternehmen (namentlich Händlern) an private Konsumenten und Verkäufen an Unternehmen. Findet der Verkauf an private Konsumenten statt, ist es nicht mehr möglich, die gesetzliche Garantiedauer von zwei Jahren zu verkürzen. Anders verhält es sich bei Verkäufen zwischen Unternehmen. Hier ist eine Verkürzung der Frist nach wie vor möglich und durchaus üblich. Auch ist ein gänzlicher Ausschluss der Gewährleistung nicht nur gegenüber Firmen, sondern auch gegenüber Privatkunden zulässig. Tatsächlich ist zwar eine Verkürzung der Garantiedauer gegenüber Privaten nicht möglich, jedoch eine völlige Wegbedingung! Der Garantieumfang kann ebenfalls vereinbart werden. Zum Beispiel kann ein Recht auf Reparatur oder Ersatz vorgesehen und eine Rückerstattung des vollen Kaufpreises (sogenannte Wandelung) oder eines Teilbetrags (sogenannte Minderung) ausgeschlossen werden. Im Falle von Occasionswaren kann die Gewährleistung verkürzt werden, muss jedoch mindestens ein Jahr betragen.

Neue Fristen im Baubereich Was passiert, wenn ein Hersteller einem Händler eine Garantie von einem Jahr einräumt (was möglich ist, wie wir oben gesehen haben), dieser aber wiederum verpflichtet ist, dem Konsumenten eine Frist von zwei Jahren zu gewähren? Wenn die Herstellergarantie ein Jahr beträgt, muss der Händler nur im zweiten Jahr die Garantiekosten übernehmen. Der Händler kann jedoch in einem 31


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solchen Fall auch seine gesetzliche Gewährleistung wie oben beschrieben ganz ausschliessen und dem Kunden lediglich die kürzere Herstellergarantie gewähren. Das Ergebnis ist unbefriedigend: Der Kunde hat für Produkte der entsprechenden Marke einen Garantieanspruch von lediglich einem Jahr. Im Zusammenhang mit Bauten und Immobilien hat die Revision wichtige Änderungen mit sich gebracht (in Kraft seit 1. Januar 2013). Für in Immobilien eingebaute Waren wie Türen, Lavabos, Geschirrspüler usw. gilt die fünfjährige Gewährleistungsfrist des Werkvertragsrechts. Früher gab es hier eine grosse Diskrepanz: Der Unternehmer musste gegenüber den Abnehmern eine fünfjährige Gewährleistung übernehmen, konnte jedoch gegenüber seinen Lieferanten lediglich auf den einjährigen Garantieanspruch zurückgreifen. Dazu kam, dass die Einbauten von Türen usw. häufig mehrere Monate vor Abnahme des Objekts durch den Käufer vorgenommen wurden. Dies ist auch heute noch so, aber durch die Angleichung der beiden Fristen gilt nun für den Bauunternehmer eine gegenüber früher wesentlich vorteilhaftere Regelung.

funden hat, was in solchen Fällen in der Regel nicht der Fall ist. Doch um welche Schadensart handelt es sich bei den beschädigten Wänden? – Es ist ein sogenannter Mangelfolgeschaden. Ein solcher Schaden kann Sachen und/oder Personen betreffen. Im vorliegenden Fall trifft der Schaden nur eine Sache, insbesondere die Wände des Pausenraumes. Personen sind keine zu Schaden gekommen. Anwendbar ist in solchen Fällen das Produkthaftpflichtgesetz. Dabei setzt Artikel 1 des Produkthaftpflichtgesetzes voraus, dass der Schaden an einer privaten und hauptsächlich privat genutzten Sache entstanden ist. Oft wird fälschlicherweise davon ausgegangen, dass das mangelhafte Produkt (hier die Kaffeemaschine) hauptsächlich privat genutzt werden muss. Dem ist jedoch nicht so. Relevant ist nur die beschädigte Sache. Personenschäden (Tötung oder Körperverletzung) wären vom Produkthaftpflichtgesetz ebenfalls gedeckt. Im vorliegenden Fall wird der Pausenraum geschäftlich genutzt und nicht privat oder hauptsächlich privat. Somit entfällt die Haftung aus Produkthaftpflichtgesetz.

Schäden durch mangelhafte Produkte Solange ein Mangel nur das Produkt selbst betrifft, kann das – wie erwähnt – mittels kaufrechtlicher Gewährleistung gelöst werden, ausser die entsprechende Gewährleistung sei ausgeschlossen worden.

Die Bedeutung für den Konsumenten

Schwerwiegender können Schäden sein, die durch ein mangelhaftes Produkt verursacht werden, wie das folgende Beispiel zeigt:

– der effektive Produzent; – jede Person, die sich als Hersteller ausgibt, indem sie einen Namen, ein Warenzeichen oder dergleichen am Produkt anbringt; – jede Person, die das Produkt einführt zum Zweck des Verkaufs, der Vermietung, des Mietkaufs oder einer anderen Form des Vertriebs.

In einem kleineren Unternehmen findet gerade eine Kaffeepause statt. Es ist üblich, dass sich bei dieser Gelegenheit die gesamte Belegschaft an den Tisch neben der Kochnische setzt. – Plötzlich ist ein lauter Knall zu hören: Die Überhitzung der sechs Monate alten Kaffeemaschine hat zu einer Explosion geführt. Zum Glück wird niemand verletzt. Doch die Wände sind alle mit Kaffee vollgespritzt, und die Kaffeemaschine selbst hat natürlich einen Totalschaden erlitten. Wie ist hier die Rechtslage? Es liegt ein Schaden von wohl mehreren Tausend Franken vor, vor allem an den Wänden. Darüber hinaus ist die Kaffeemaschine nach einer Lebensdauer von nur einem halben Jahr zerstört. Der Schaden an der Kaffeemaschine kann über den Gewährleistungsanspruch des Kaufvertrags mit dem Verkäufer geltend gemacht werden, sofern keine Wegbedingung der Haftung stattge32

Das Produkthaftpflichtgesetz greift auf den Hersteller des fehlerhaften Produkts zurück. Dieser ist für den Mangelfolgeschaden verantwortlich. Als Hersteller gilt gemäss Produkthaftpflichtgesetz:

Zum Schutz des Konsumenten wird der Begriff des «Herstellers» im Produkthaftpflichtgesetz also weit gefasst. Dies ist insbesondere dort von Bedeutung, wo der eigentliche Produzent des fehlerhaften Produkts nicht ermittelt werden kann – etwa bei No-Name-Produkten. Letztlich trägt jeder, der das Produkt in irgendeiner Form einführt, das Risiko, für Mangelfolgeschäden belangt zu werden. Dessen sollte man sich auf beiden Seiten bewusst sein – sowohl aufseiten des «Herstellers» im Sinne des Produkthaftpflichtgesetzes als auch aufseiten des Konsumenten.

MIRCO LOMBARDI WWW.LOMBARDIPARTNERS.COM


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DIE NEUE FÜHRUNGSPERSON

In wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist die Herausforderung für neue Führungskräfte besonders gross. Sie müssen die Unternehmensziele rasch verstehen, sich in die betrieblichen Prozesse integrieren und mit ihrem Team eine Basis für den zukünftigen Erfolg erarbeiten.

Der Anspruch an neue Führungskräfte ist sehr hoch. Dabei stellen sich wichtige Fragen: – Was zeichnet eine neue Führungskraft als Person aus? – Wo liegen die Stärken und Schwächen bzw. sind die eigenen Stärken/Schwächen bekannt? – Wie schätzt sich die Person ein? Verfügt sie über eine gesunde Portion Selbstkritik? Solche Fragen stellen sich den neuen Führungskräften selber, aber auch den Unternehmen. Die Führungsperson muss zur Firma und zum Team passen. Eine weitere Frage ist, was die Motivation der Führungskraft für die neue Stelle ist – zum Beispiel: – Aufstiegschancen – das gute Salär – die Möglichkeit, das Gelernte umzusetzen Solche Gründe und die persönliche Einstellung prägen sehr stark die Einstiegsmotivation, die sich auf das Arbeitsumfeld und das Team überträgt. Im Austausch mit dem involvierten Team zeigt sich rasch, welchen Umgang die neue Führungsperson pflegt. Ist sie zu locker, zu autoritär oder kooperativ? Es gilt, je nach Situation das richti-

ge Mass zu finden – manchmal ist ein subtiles Vorgehen angezeigt oder, z.B. in Notfallsituationen, eine autoritäre Haltung. Die neue Führungskraft muss situativ entscheiden und die richtige Antwort finden. Im Weiteren braucht es die viel zitierte Zielorientierung. Diese erlaubt es, für die Kunden, die Mitarbeiter und die Führungskraft eine gewisse Sicherheit zu schaffen und gleichzeitig den Erfolg zu messen. Dabei gilt es, hohe, aber auch erreichbare Ziele zu formulieren. Hier werden häufig Chancen verpasst. Mit einer guten Zielidentifikation lässt sich besser führen und arbeiten. Die Ansprüche sind also sehr komplex, wenn jemand eine neue Stelle als Vorgesetzte/Vorgesetzter startet.

Akzeptanz von Beginn an Xaver Allensbach* ist 32 Jahre alt und ist seit einem Monat bei der Metallverarbeitung GmbH* tätig. Er hat eine kaufmännische Lehre und anschliessend an einer Fachhochschule ein betriebswirtschaftliches Studium absolviert. Im Weiteren hat er in drei verschiedenen Firmen Praxiserfahrung gesammelt. Dabei durchlief er die folgenden Abteilungen: Controlling, Marketing und Kundensupport. Seit einem Monat führt er ein Team von sechs Mitarbeitenden. Er leitet den Bereich Schlüsselkunden (Keyaccount). Die in- und ausländischen Grosskunden arbeiten seit mehreren Jahren mit der Metallverarbeitung GmbH zusammen. 33


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In seinem Team arbeiten drei Frauen und drei Männer. Xaver Allensbach hat sich in der Firma gut eingelebt und die Zusammenarbeit im Team läuft grundsätzlich gut. Nach einem Monat zeigt sich jedoch ein Problem. Dieter Ernst* (45) zeigt durch sein unkooperatives Verhalten, dass er Xaver Allensbach als jüngeren Vorgesetzten nicht akzeptiert. Xaver Allensbach fragt sich, wie er die Situation entspannen könnte. Nichts tun ist nicht seine Art. Er bittet seinen Vorgesetzten um Rat. Dieser antwortet ihm: «Sprechen Sie mit ihm und erarbeiten Sie eine Lösung. Ich will Dieter Ernst unbedingt behalten. Wir brauchen ihn, er ist ein guter Mitarbeiter.» Xaver Allensbach hatte sich mehr Unterstützung erhofft. Somit bereitet er sich vor und vereinbart einen Gesprächstermin mit Dieter Ernst. Das Resultat des konstruktiven Gesprächs zeigt folgende Punkte: – Dieter Ernst hätte es begrüsst, wenn Xaver Allensbach zu Beginn die gegenseitigen Erwartungen stärker gewichtet hätte. – Der fast unterwürfige Führungsstil stösst bei Dieter Ernst auf Ablehnung. Er liebt es eher direkt, klar und kurz. – Xaver Allensbach spürt, dass sich Dieter Ernst auch gerne als Teamleiter gesehen hätte. Xaver Allensbach verspricht, Lösungen zu erarbeiten. Er will Dieter Ernst offen über seine Erwartungen orientieren. Aufträge wird er in Zukunft kompakter formulieren und er möchte vom Know-how von Dieter Ernst profitieren. Er will ihn als ältesten und erfahrensten im Team stärker einbinden. Xaver Allensbach will sich jedoch nicht für seine Funktion rechtfertigen. Er beabsichtigt, in Abstimmung mit seinem Vorgesetzten und dem Team, Dieter Ernst mit exklusiven Kundenprojekten und eventuell mit der Rolle der Stellvertretung zu motivieren. 34

Das zu Beginn vorliegende Konfliktpotenzial konnte mit einem offenen Gespräch entschärft und eine Entspannung herbeigeführt werden. Es gelingt, Dieter Ernst mit anspruchsvollen Zielen und Projekten zu motivieren, ohne dass sich die anderen Teammitglieder zurückgesetzt fühlen. Dabei hilft eine klare, sachlich begründbare organisatorische Aufteilung.

Die Grenze erkennen Roberta Stalder* (40) leitet seit sechs Monaten das Serviceteam im erfolgreichen Restaurant zum Bären*. Ihr Team besteht aus fünf Frauen und drei Männern, die in Voll- oder Teilzeit angestellt sind. Roberta Stalder gilt als sehr pflichtbewusste Mitarbeiterin. Sie ist zuvorkommend und hilft überall gerne mit. Das Team führt sie engagiert. Sie wird von ihrem Team wie auch von den Kunden sehr geschätzt. Doch bei näherer Betrachtung gibt es einige beunruhigende Aspekte: – Roberta Stalder ist nicht nur sehr engagiert – ihre Tage sind auch sehr lang: 14 bis 15 Stunden sind keine Seltenheit, und dies sechs Tage die Woche (ausser am Montag). – Das Team findet Roberta Stalder nett, fühlt sich aber etwas zu stark bevormundet, da sie alles bis ins letzte Detail selber kontrollieren und z.T. auch ausführen will. – In letzter Zeit sind ihr bei einzelnen Bankettbestellungen Fehler unterlaufen. – Roberta Stalder fehlt der Ausgleich zum Geschäft. Seit einiger Zeit ist sie auch an ihrem freien Tag unruhig und denkt schon an die Wochenplanung im Geschäft. All ihre Gedanken drehen sich ums Geschäft. Sie fühlt sich ausgelaugt und müde. – Roberta Stalder hat in den letzten Monaten acht Kilo abgenommen. Bis jetzt hat sie noch keinen Tag gefehlt. Sie hatte jedoch bereits zwei grippale Infekte. – Das Privatleben hat nur einen marginalen Stellenwert.


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– die private Zeit mehr zum Ausgleich und zur Erholung nutzen; – eine ausreichende Distanz zur Arbeit finden; – bei Problemen vermehrt aktiv den Austausch mit der Geschäftsleitung suchen. Roberta Stalder hat Glück, dass sie es mit einer aufmerksamen Geschäftsleitung zu tun hat, die sich Zeit nimmt und an gemeinsamen Lösungen arbeitet.

Fazit

Die innere Unruhe, immer wieder im Betrieb alles zu geben, um Erfolg zu haben, führt zu einem konstanten Druck. Die Inhaber des Restaurants zum Bären wie auch die Mitarbeitenden haben gemerkt, dass es Roberta Stalder nicht so gut geht. Bei einem ersten Gespräch mit der Geschäftsleitung versuchte Roberta Stalder von der Situation abzulenken. Sie sagte, es sei nur temporärer Stress, den sie bald in den Griff bekomme.

Startet jemand in einer neuen Vorgesetztenfunktion, sind in kurzer Zeit viele hohe Anforderungen zu erfüllen. Es braucht couragierte Leute, die sich den gewichtigen Fragen und Problemen des geschäftlichen Alltags stellen. Führungsstärke wird nicht zuletzt in schwierigen Zeiten gefordert. Mitarbeitende brauchen Wertschätzung und klare Ziele. Ein subtiles Vorgehen ist angezeigt. Dies schafft Ruhe und eine gewisse Gelassenheit. Eine werteorientierte Führung, die von der Unternehmensleitung vorgelebt wird, hilft einer neuen Führungskraft, die Herausforderungen zu meistern.

In einem zweiten offenen Gespräch will die Geschäftsleitung eine nachhaltige Lösung erreichen. Dabei stehen folgende Ziele im Vordergrund: – Mit Roberta Stalder einen strukturierten Tagesablauf ausarbeiten; – die Arbeit im Team aufteilen, weniger eigene Präsenzzeit und vermehrtes Delegieren;

ENRICO LOMBARDI INTRA DM AG TRAINING & MARKETING

* Alle Namen erfunden

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DER WOHNUNGSBAU – KONJUNKTURSTÜTZE ODER KOMMENDES KLUMPENRISIKO? Solange Exportindustrien und Tourismus unter dem starken Franken leiden, kommt jenen Wirtschaftszweigen, die kaum wechselkursabhängig sind, besonders grosse Bedeutung für die Erhaltung von Wachstum und Vollbeschäftigung zu. Es sind dies zurzeit – trotz wachsender Auslandkonkurrenz – der Detailhandel, ohne Konkurrenz unser immer teureres Gesundheitswesen und die von der allgemeinen Konjunktur stark abhängige, aber immer noch prosperierende Bauwirtschaft.

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In der Bauwirtschaft kommt dem Wohnungsbau, der mit dem Auslaufen grosser öffentlicher Investitionsvorhaben noch an Gewicht gewinnen wird, eine Schlüsselrolle zu.

Ein grosser Teil des Kuchens Die gesamten Aufwendungen für Bauvorhaben liegen gegenwärtig auf einem Jahresniveau von etwa 65 Mrd. CHF. Dies entspricht, wenn man die öffentlichen Unterhaltsarbeiten abzieht, etwa einem Investitionsvolumen von 60 Mrd. CHF. Zieht man davon wiederum die Bautätigkeit des Staats (öffentlicher Auftraggeber) ab, kommt man auf private Bauinvestitionen von gegen 45 Mrd. CHF. Davon entfallen über 95% auf den Hochbau. Rund 70% der privaten Bauinvestitionen fliessen in den Wohnungsbau. Wir haben es da mit einer Grössenordnung von 30 Mrd. CHF im Jahr zu tun. Der Wohnungsbau ist von sehr grosser Bedeutung für die Gesamtwirtschaft. Würde dieser beispielsweise um die Hälfte zurückgehen, würde dies einen gewaltigen Wachstumseinbruch bewirken. Die Jahresleistung der schweizerischen Volkswirtschaft würde in diesem Fall um zwei bis drei Prozente sinken, was eine schwere Rezession wäre. Schon diese Überlegung zeigt, dass Wachstum und Vollbeschäftigung ein hohes Niveau und einen möglichst konstanten Verlauf des Wohnungsbaus voraussetzen.

familienhäusern (Miet- und Eigentumswohnungen) marktbestimmend ist. Nur 17% der neuen Wohnungen entfielen nach der letzten Statistik auf Einfamilienhäuser, aber immerhin 13% auf Wohngebäude mit Nebennutzung (z. B. gemischt mit Büros oder Geschäften). Die Grösse der neuen Wohnungen scheinen der Nachfrage weitgehend zu entsprechen. Der Zuwachs entfiel nach der Statistik vor allem auf die kleinen und mittleren Wohnungsgrössen bis vier Zimmer, wobei – wohl ein einmaliger Ausrutscher – die Zunahme bei den Einzimmerwohnungen 65% betrug (bei Vierzimmerwohnungen als normal zu betrachtende 6,7%). Ein Drittel der Neubauwohnungen weist vier Zimmer auf. Der gesamte «Wohnbaukuchen» hat also heute noch keine Ecken, die auf Marktstörungen hindeuten.

Grosse regionale Unterschiede Bereits in fünf Grossregionen der Schweiz nahm 2013, und das hat sich seither nicht geändert, die Fertigstellung neuer Wohngebäude (nicht hingegen von Wohnungen) ab, in Zürich (plus 7,5%) und erstaunlicherweise auch im Tessin (plus 2,3%) hingegen noch zu. Weniger neu erstellte Wohnungen gab es nur in der Nordwestschweiz und in der Genferseeregion, wo offenbar eine gewisse Sättigungsgrenze früher als anderswo erreicht wurde.

Wie rund ist der Wohnbaukuchen? Die Zahlen sind auf den ersten Blick etwas verwirrend. Die Wohnbaustatistik des Bundes, die alle zwei Jahre neu erhoben wird, unterscheidet zwischen der Zahl der neu errichteten Wohngebäude (12 773 im Jahr 2013) und den neu errichteten Wohnungen (45 833). Damit wird für die jüngste Vergangenheit ein Zuwachs des Wohnungsbestands nachgewiesen, wie er letztmals in den frühen 1970er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts erreicht wurde. Der Wohnungsbau in der Schweiz ist jetzt zweifellos auf einem Gipfelpunkt angelangt, der kaum mehr überschritten werden kann. Die Tendenz geht schon seit mehreren Jahren dahin, dass mehr Wohnungen in Mehrfamilienhäusern entstehen. 2013 befanden sich 70% der neu erstellten Wohnungen in Mehrfamilienhäusern. Damit ist klar, dass der Zuwachs an Wohnungen in Mehr-

Der gesamte Wohnungsbestand – sowohl bei Einfamilien- wie bei Mehrfamilienhäusern – ist in der Schweiz sehr modern, allerdings auch mit regionalen Unterschieden. Nur 30% aller Gebäude mit Wohnnutzung sind älter als Baujahr 1945, 49% wurden nach 1961 erbaut. Ebenfalls 49% der Gebäude werden mit Heizöl beheizt, weitere 16% mit Gas, je 10% mit Strom und Wärmepumpen. Überdurchschnittliche Anteile an Altliegenschaften (vor Baujahr 1961) weisen die Kantone Basel-Stadt (rekordmässige 75%), Glarus, Neuenburg, Jura und die beiden Appenzell auf. Ausser Basel sind das auch Kantone mit überdurchschnittlichen Leerwohnungsbeständen. Auffällig ist, dass der Kanton Solothurn trotz einer im Schweizer Durchschnitt liegenden Altersstruktur der Wohnungen eine über 2% liegende Leerwohnungsziffer aufweist, fast gleich wie der Jura. 37


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Wohnkomfort bleibt gefragt Interessant ist, dass die durchschnittliche Wohnfläche pro Bewohner in den Mehrfamilienhäusern seit 1970 ständig zugenommen hat und jetzt bei rund 50 Quadratmetern liegt, während bei den Einfamilienhäusern die Werte seit 1990 bei ebenfalls 50 Quadratmetern stagnieren. Eine Erklärung dürfte darin zu finden sein, dass in Mehrfamilienhäusern immer mehr ältere Ehepaare wohnen, deren Kinder längst ausgeflogen sind, während bei den Einfamilienhäusern die stark gestiegenen Preise für eine Beschränkung der Raumnachfrage sorgen. Der Wunsch nach mehr Komfort äussert sich nicht zuletzt auch in der – allerdings langsam – wachsenden Eigentümerquote. Diese liegt heute bei 38%, 1970 waren es erst 28%. Seit dem Jahr 2000 haben die Eigentümerhaushalte um 27%, die Mieterhaushalte nur um 7% zugenommen. Schwankungen bei der Wohnungsnachfrage wirken sich bei den Mietwohnungen mit ihrem schwächeren Wachstum deshalb stärker aus, und hier ist wohl für die Zukunft einige Vorsicht geboten. Kommentar

Brauchen wir weiter 47 000 neue Wohnungen im Jahr? Gut 120 000 Wohnungen werden jedes halbe Jahr auf den verschiedenen Internetplattformen angeboten, und nach dem letzten Onlinewohnungsindex liegt die durchschnittliche Angebotsdauer bei 27 Tagen, Tendenz leicht steigend. Der Markt funktioniert also noch immer gut. Wohnungen, die mehr als 3000 CHF im Monat kosten oder fünf und mehr Zimmer aufweisen, müssen aber dreimal so lange inseriert werden als die günstigeren Objekte. Damit wird eines klar: Die Nachfrage nach Wohnungen konzentriert sich stärker auf kleinere Objekte mit möglichst günstigen Mietpreisen an besseren Lagen. Was nicht in diesen Rahmen passt, steht länger leer. Nach der renommierten Immobilienfirma Wüest und Partner liegt die Anzahl der leer stehenden Mietobjekte heute bereits ein Drittel höher als vor zehn Jahren. Wer also im falschen Marktsegment investiert, kann bös in die Kreide geraten, vor allem, wenn – wie heute schon häufig der Fall – der Kreditgeber seine Bonitätsanforderungen erhöht. Die gesamten Ertragsausfälle der Vermieter für leer stehende Woh-

«Und wenn die Nachfrage kippt?» 38

nungen werden heute bereits auf eine gute halbe Milliarde CHF geschätzt. Wer eine Mehrzahl schwer vermietbarer, teurer Wohnungen in seinem Portefeuille hat, kann von seinem Kreditgeber als schlechtes Risiko betrachtet werden. Keine Bank will solche Risiken aufhäufen, bis sie zu einem Klumpenrisiko werden. Investitionsentscheidungen im Wohnungsbau müssen deshalb gut überlegt werden, wobei auch Denken in Alternativen nicht schaden kann. Zu überlegen ist beispielsweise, was es bewirkt, wenn wie fast überall in der Schweiz sozialpolitische Massnahmen gefordert oder ergriffen werden, um der älteren Generation das längere Verbleiben in den eigenen vier Wänden zu erleichtern. Hier entsteht ein neuer Renovationsmarkt bei älteren Liegenschaften, und bei diesem ist entscheidend, dass der Staat ihm nicht das Bein stellt. Ein Lifteinbau ist da wohl nötiger als der Erhalt einer Jugendstilfassade. Die Tendenz geht hier in Richtung auf eine Verlängerung der Lebensdauer von Altliegenschaften. Zu überlegen ist auch, wie sich früher oder später einsetzende Zinserhöhungen auswirken. Viele heutige Interessenten werden sich dann ihre geplanten Einfamilienhäuser nicht mehr leisten können und Mieter bleiben, allerdings in der Regel mit gehobenen Komfortansprüchen. Umgekehrt ist zu überlegen, wie sich die Wohnungsnachfrage aufgrund von restriktiveren Zuwanderungsbestimmungen entwickeln wird. Der Rückgang des Zuzugs Deutscher wegen der verbesserten Arbeitsmarktsituation in ihrem Heimatland senkt schon heute die Nachfrage nach gehobenen Wohnungen, und die noch in grosser Zahl zuwandernden Bürger von Mittelmeerstaaten haben geringere Komfortansprüche, aber in der Regel auch eine geringere Zahlungsbereitschaft. Sie drängen, soweit sie nicht einfach bei Familienangehörigen unterschlüpfen, in den Markt älterer Wohnobjekte, wie wir das ja schon vor 30 Jahren in Basel mit den türkischen Chemiearbeitern erlebt haben. Die Nachfragerelationen zwischen Alt- und Neubauwohnungen dürften sich in nächster Zeit verändern, was auf die Nachfrage nach Neubauwohnungen auch der günstigeren Preisklassen drückt. Unter diesen Umständen dürfen wir uns wohl fragen, ob der Markt weiterhin 40 000 Neubauwohnungen im Jahr erträgt, oder ob wir die Ziele nicht etwas tiefer stecken könnten, ohne der ganzen Wirtschaft zu schaden. DR. RICHARD SCHWERTFEGER


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BLEIBENDE BLECHSCHÄDEN AM KOPF

Wir sind schwach geworden. Vor allem meine Frau. Darum haben wir ein neues Familienmitgliedchen. Und natürlich geniesst der Kleine unsere uneingeschränkte Aufmerksamkeit, wenn er so munter auf dem Stubenboden umherwieselt. Ich war ursprünglich dagegen gewesen. Aber meine Frau sagte, erstens sind sie Aktion, fünftens hat Isabelle auch einen und achtens, überhaupt. Acht Gründe sind viele, zumal in Gewahrsam meiner Frau, zusammen sind sie in der Überzahl. Und darum kurvt jetzt ein Roboterstaubsauger durch unsere Stube. Manchmal setzen wir uns aufs Sofa und sehen ihm zu. Die weibliche Mehrheit ruft entzückt und a capella «Jöööööö!». Die männliche Minderheit versucht, hinter der Spurwahl des kuhfladengrossen Staubroboters ein System zu erkennen. Vergebliche Liebesmüh. Ich habe es ja nicht mal geschafft, im Tanzkurs hinter der Spurwahl meiner eigenen Füsse ein System zu erkennen.

«Blocher» ja ein antiquiertes Bohnergerät zum Polieren oder Blochen ist, und David kam mit «Sigmund», weil er Freud macht. Markus schlug «Francine» vor, aber ich suchte einen männlichen Namen, denn ich würde den Staubsauger voraussichtlich unflätig beschimpfen, wenn er sinnlos stecken bleibt, also wohl regelmässig, und bei einem Mädchennamen würde ich mich da echt mies fühlen. Magdalena führte Osama bin-Laden ins Feld. Ich könnte dann «Osama, wo bist du?» rufen und vernähme von der Ladestation ein lautes «Bin Laden!». Das gefiel mir. Meine Frauen indes wollten unbedingt einen Olaf, nach dem süssen Schneemann in «Frozen». Darum heisst unser Staubsaugroboter nun Olaf bin Laden. Ich habe die Garantie auf vier Jahre verlängert und hoffe, dass ich in seiner Spurwahl ein System erkenne bis Ende der Legislaturperiode. Und dass er auf dem Boden bleibt.

Etwas anderes aber habe ich erkannt: Unser Kleiner wäre ein guter Politiker. Er kämpft sich tapfer und orientierungslos durch die Gegend. Er erkennt Hindernisse erst, wenn er kaum mehr ausweichen kann. Er dreht sich bodenständig im Kreis und wendet sich verzweifelt nach links und rechts und links und rechts, und hat er sich aus einer verfahrenen Lage befreit, dann steuert er Achtung, fertig, los auf das nächste Hindernis zu, die Auswahl ist ja gross. Manchmal fährt er auch ungebremst hinein und trägt wie ein richtiger Politiker am Kopf bleibende Blechschäden davon. Und wenn er mal zwischen Stuhl und Bank feststeckt, dreht er durch, bis die Batterien leer sind. So geht das in den Niederungen unserer Stube und unserer Politik. Natürlich musste ein Name her. Ich dachte an Stalin oder Adolf oder Kim oder Recep oder an sonst einen Namen mit dem passenden Format für einen, dem das Kriechen gut täte. Meine Frauen fanden das aber eine rekordblöde Idee. Also startete ich auf Facebook einen Namenswettbewerb. Es kamen Ideen wie Brutus, Nero, Terminator, Nalar, Nebukadnezar, Uncle Sam oder Willi junior. Verena schlug Macho vor, Nadja Voldemort, Romina Gollum und Dominique Dieter Bohlen. Beat nannte Christoph, zumal

WILLI NÄF WILLI NÄF IST FREIER AUTOR, TEXTER UND KABARETTIST UND LEBHAFT IM BASELBIET UND IM APPENZELLERLAND. WWW.WILLINÄF.CH

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VERANSTALTUNGEN UND TERMINE

IMPRESSUM WIRPLUS Das Kundenmagazin der WIR Bank September 2015, 82. Jahrgang, Nr. 921

Herbstgespräche 2015 31. Oktober 2015 im KKL Luzern (für Stammanteilhalter/-innen)

Herausgeberin/Redaktion WIR Bank Genossenschaft Auberg 1 4002 Basel www.wirbank.ch

Generalversammlung 2016 der WIR Bank 18. Mai 2016 in Basel (für Genossenschafter/-innen) Informationen über diese und über weitere WIR-Anlässe erhalten Sie bei der WIR Bank, www.wirbank.ch, Tel. 0848 947 947.

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