Wir! in Ingolstadt und Region / Ausgabe 2

i n g o l s t채 dt e r ku ltu r m ag a z i n kostet nur zeit zum lesen...

Ausgabe 2 / 2013

g es t e r n h eu t e m o rg e n

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© Design by CITICON – Das Trendmagazin | FOTOS: Franz Richarz

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16 e l a n io

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das war weniger überheblich, als anerkennend gemeint. Ja, übersichtlich ist es. Wer gut vernetzt ist, trifft beim samstäglichen Gang über den Wochenmarkt schon mal ein halbes Dutzend Bekannte, einfach so. Ingolstadt ist eben keine Metropole wie München, Berlin oder auch Wien. Spötter behaupten ja, die einstige k. und k.-Hauptstadt verhielte sich zum restlichen Österreich wie ein Mann, der im Frack ins Kino ginge. Ingolstadt ist nicht der „Frackträger“; zur Schanz passt eher das hübsche Alltagsgewand, das sich freilich immer noch „aufrüschen“ lässt. Unsere Ideen zur „roten Brücke“ und zu „Stadt-Kunst-Fluss“, die wir Ihnen in dieser Ausgabe vorstellen, beweisen es! Zusammen mit den bereits publizierten Visionen in Sachen Tränktorstraße haben wir unsere Vorstellungen auch an „höchster Stelle“ eingereicht, nämlich beim bekanntesten Einwohner dieser Stadt, Horst Seehofer. Mit Spannung erwarten wir die Stellungnahme des Ministerpräsidenten.

Und Wir! gehen wieder auf Zeitreise. Eine „Tour de Ingolstadt“ führt uns 600 Jahre zurück, zum Beginn der Regierungszeit Ludwig des Gebarteten. Ein Ereignis, das medial bislang vernachlässigt wurde. Ins Ingolstadt vor rund 60 Jahren begeben wir uns zusammen mit zwei charmanten Damen. Begeistert erinnert sich eine der beiden daran, wie sie in Kindertagen bei einem Märchenstück mitwirkte. Das ist das Stichwort für unser Schwerpunktthema: Ingolstadt leistet sich ja im wahrsten Sinn ein „großes Theater“. Eine fantastische Bilderstrecke, meisterhaft fotografiert von Ritchie Herbert, führt Sie hinter die Kulissen – in Abteilungen, die den Besuchern normalerweise verschlossen bleiben.

Und wir unterhielten uns mit dem Mann, der das Juwel Stadttheater wieder richtig zum Glänzen zu bringen vermag: Intendant Knut Weber. „Knut tut gut“ resümierte unser Autor augenzwinkernd. Wem dieses Wortspiel zu trivial erscheinen mag, dem sei gesagt: Das Interview ist es keineswegs, im Gegenteil. Knut Weber spricht sehr offen darüber, was ihn geprägt hat, was ihn antreibt, welche Pläne er hat. Sie erfahren viel Spannendes über das Theatermachen und bekommen „so nebenbei“ ein Stück Zeitgeschichte geliefert.

Bühne frei !

„Schön übersichtlich habt Ihr‘s hier“, meinte kürzlich eine Münchner Freundin zu mir. Und

Eine ganz andere Szenerie betraten wir beim Bericht über die Lernpaten, die Migrantenkinder unterstützen. Ein schönes Beispiel, wie wichtig ehrenamtliches Engagement ist.

Integration, so wurde uns ebenfalls klar, ist keine Einbahnstraße.

Viele weitere aufregende Themen haben wir für Sie auch in der zweiten Ausgabe aufbereitet – deshalb nun: Bühne frei für Menschen und Geschichten aus Ingolstadt!

Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihnen Ihre Barbara Schuster Chefredakteurin „Wir! In Ingolstadt“

Wi r ! suc h e n M e d i e n b e r ate r /i n Wer hält für uns die Nase in den Wind?

Wir! suchen ab sofort für Ingolstadt und Region Medienberater/in als freie Mitarbeiter (Provisions-Basis). Sie verstehen Ihr Geschäft und wissen genau, was Neukunden-Aquise bedeutet. Zeigen Sie es uns! Ihre „aussagekräftige“ Nachricht – manche sagen „Bewerbung“ – richten Sie bitte via E-Mail an info@wiriningolstadt.de

w i r i n i n g o l s ta d t. d e

ingolstadt

an der donau

1.000 Autos auf dem Rathausplatz?

A n d i es e r Ste lle sag en w i r „ Da n k e“ Danke an alle, die das Gelingen unserer ersten Ausgabe in dieser Form ermöglicht haben.

Danke an unser großartiges Team, das sein Bestes gab, dem nichts zu viel war, das vor Ideen nur so sprühte, uns Neulinge an seiner Erfahrung teilhaben ließ und in unermüdlichem Einsatz das gute Gelingen erst ermöglichte.

Wir danken unseren Lesern für die überwältigend begeisterte Resonanz und die vielen wertvollen Anregungen. Besonders auch denjenigen, die ihr privates Bildmaterial und ihre lange bewahrten Erinnerungen zur Verfügung stellten, damit wir daraus Artikel schmieden konnten.

Wir danken den kleinen und großen Unternehmen, die uns Neueinsteigern so viel Vertrauen entgegenbrachten, bei uns zu inserieren und uns

Nicht nur für Kulturinteressierte: seit 1976 bieten wir Ihnen über 1200 Parkplätze direkt am Stadttheater

durch Sponsoring zu unterstützen. Wir betrachten sie nicht als Kunden, sondern als Partner, welche die wirtschaftliche Basis für unsere Arbeit sichern.

Wir danken vor allem deshalb, weil wir uns darin bestätigt sehen, auf dem richtigen Weg zu sein.

Und dies ist uns Verpflichtung und Ansporn für

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die Zukunft!

Ihre Maria Bentz und Stephan Arens

* Die Abendpauschale gilt von Montag bis Samstag von 18:00 – 7:00 Uhr, sowie ganztägig an Sonn- und Feiertagen.

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D er I n h a lt Gestaltung Titelblatt: Maria Bentz, Fabrizio Verni, Ritchie Herbert 08

Die Hoffnung ist grün

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erlebnis innenstadt

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Bobby, Rosi und die gute alte zeit

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Herzog ludwig der gebartete

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Kolumne: der stodschreiner

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der stoff, aus dem die träume sind

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mein tin tin-rezept

30 wegbegleiter 36

mode-galerie

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schlank ohne diätfrust?

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ein zweites zuhause

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hinter den kulissen

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der rastlose

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alles theater

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anton tyroller und seine kunst

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von der rolle?

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zukunftsvisionen

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letzte worte

I m pr es su m WIR! in Ingolstadt Verlag, Tränktorstr. 10, 85049 Ingolstadt, Tel. 0841 993496-00, Fax 0841 993496-02, info@wiriningolstadt.de

Herausgeberin Maria Bentz V.i.s.d.P. & Marketing Stephan Arens Chefredaktion Barbara Schuster redaktion Nick-IN, Janine Bentz-Hölzl, Maxi Grabmeier, Stephan Arens,

Hans Bichlmaier

redaktionelle mitarbeit Michael Klarner grafik Fabrizio Verni Kreativ-team Fabrizio Verni, Ritchie Herbert, Maria Bentz FOTOGRAFIE Ritchie Herbert Anzeigen & vertriebsleitung Maria Bentz, Anita Ihle DRUCK Hofmann Druck Nürnberg AUFLAGE 15.000 Exemplare Nächste Ausgabe Ende April 2013 Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit Zustimmung der Redaktion und mit Quellenangabe gestattet.

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder der Herausgeber wieder. w i r i n i n g o l s ta d t. d e

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Anselm Grün – Autor und Freigeist im Mönchsgewand

Di e Hoffn u ng ist G rü n Text: Stephan Arens Interview: Maxi Grabmaier Fotos: Maria Bentz

Maria Bentz: Was kann der einzelne Ingolstädter tun, um die Energie und Stimmung in seiner Stadt positiver zu gestalten?

Anselm Grün: So, wie Sie durch eine Stadt gehen, prägen Sie auch deren Gesicht mit, ob Sie freundlich sind oder jammern... denn so, wie ich morgens in die Arbeit gehe, wie ich den Menschen begegne, präge ich auch ein Stück weit meine Umgebung und damit die Stadt, in der ich lebe. Ausstrahlung vermittelt sich auch über die Sprache, die etwa Jammern, Hoffnung oder Werturteile ausdrückt. Auch muss sich der Einzelne fragen: Wie setze ich mich ein für die Stadt; wo bin ich bereit, etwas zu tun?

Kleine Initiativen in der Nachbarschaft… was auch immer.

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Maxi Grabmaier: Vor einigen Jahren haben Sie das

gelungenen Leben und „echter Menschwerdung“ zu

Buch „Königin und wilde Frau“ im Rahmen der Litera-

weisen. Wie glaubhaft er darin ist, beweist nicht nur die

turtage im Münster vorgestellt. Anschließend haben

weltweite Auflage von 15 Millionen seiner Bücher, er ist

Sie den mehr als zweihundert Menschen dort gezeigt,

auch sehr gefragt als Referent von jährlich zirka 200

wie man segnet und alle das auch gleich tun lassen.

Vorträgen und Seminaren, die immer darauf ausgelegt

Eigentlich eher unüblich in der katholischen Kirche!

sind, den Menschen in ihrer jeweiligen Lebenssituation,

Wie gehen Ihre Glaubensbrüder mit Ihnen um und Ih-

ihren Sorgen und Problemen, ihren Fragen und Sehn-

rem doch sehr revolutionärem Denken und manchmal

süchten Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Der Mann, der

unkonventionellem Handeln?

bei allem Erfolg und Charisma bescheiden auftritt, zieht

Anselm Grün: Jeder Mensch hat eine Freiheit. Ein Vater

sein Publikum mit seiner authentischen Ausstrahlung

segnet seine Kinder. Eine Mutter tut das auch; wir seg-

in den Bann. Er ist aus tiefster Seele ein Helfer, dessen

nen unseren Tag, die Mahlzeiten. Jeder Christ ist ge-

immer wiederkehrende Erkenntnis lautet: Habe ein wei-

segnet und darf segnen. Ein einfaches Prinzip: Positives

tes Herz und lebe einfach! www.anselmgruen.de

Denken, gute Wünsche, für mich und für andere. Hebt die Herzen und die Mundwinkel. Das bewirkt eine gute Stimmung und ist auch für Nichtchristen geeignet. So also lautet ein Rezept für eine schönere Stadt, bessere Beziehungen und und und...

War diese Möglichkeit des freiheitlichen Denkens, also die Autonomie der Benediktiner, Ihr Beweggrund, gerade diesem Orden beizutreten?“ Ja, unter anderem. Ein weiterer Grund war, dass ich zu der Zeit auch noch in die Mission wollte...

Ja, aber Bayern ist ja auch ein sehr schönes Missionsland?!

Anselm Grün grinst nur spitzbübisch, ohne ein Wort zu sagen – das ist auch nicht nötig...

Zur Person Pater Anselm Grün ist als Cellerar der Benediktinerabtei Münsterschwarzach verantwortlich für die wirtschaftliche Leitung des Klosters. Aber nicht deswegen ist er so bekannt, nein, Pater Anselm verbreitet eine Botschaft, mit der er die Menschen wirklich erreicht.

Er sucht neue Aufbrüche in die Spiritualität und mischt dabei durchaus auch Elemente christlicher Mystik mit denen der Psychologie, anderer Religionen und Weltanschauungen mit dem Ziel, den Weg zu einem

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„ H i e r le b e i c h , h i er k au f ‘ i c h ei n “

E r le b n is i n n ensta dt Liebe Ingolstädter,

bestimmt auch in Ihrem Interesse, dass die Innenstadt, das Herz von Ingolstadt, auch

Die Schanzer sind sehr stolz auf ihre Stadt

weiterhin pulsiert. Es ist IHRE Stadt! SIE

und das können sie auch sein: Die jüngste

leben hier und tragen dazu bei, dass die

deutsche Großstadt ist Dreh- und Angel-

Innenstadt weiterhin floriert, wenn Sie hier

punkt einer bedeutenden Wachstums-

einkaufen.

region mit geringer Arbeitslosenquote.

Die schöne Altstadt, umgeben von einem

Schon jetzt haben wir ein hochwertiges,

Grüngürtel und durchzogen von idyllischen

umfassendes Angebot: Es gibt zahlreiche

Ecken und Gässchen, kündet von einer großen Vergan-

inhabergeführte Geschäfte, die ihre Läden mit viel

genheit: Ingolstadt hat als Landesfestung die deutsche

Herzblut und Charme betreiben, Kaufhäuser mit großer

Historie mitgeprägt und war Bayerns erste und lange

Auswahl und guter Beratung und eine breitgefächerte

Zeit einzige Universitätsstadt. Heute ziehen Universität

Gastro-Szene.

und FH wieder Studenten aus der ganzen Welt an, Eishockey- und Fußball-Vereine spielen in der Bundesliga,

„Das finde ich in jedem Einkaufszentrum auch“, könnten

das Stadttheater freut sich über volle Häuser.

Sie jetzt sagen. Ist das wirklich so? Denn in welchem Einkaufstempel gibt es neben den Geschäften so viele

Mit „Stolz“ ist natürlich auch ein Anspruchsdenken

Arztpraxen, Anwaltskanzleien, Handwerksbetriebe,

verbunden. Wir von IN-City, unsere Mitglieder und die

kleine und größere Dienstleister, kulturelle Einrichtun-

vielen Geschäfte der Innenstadt, wollen diese Ansprü-

gen und vieles mehr, was die Innenstadt bereichert und

che bestmöglich erfüllen. Selbstverständlich ist mir be-

einzigartig macht. Zudem kann kein Einkaufscenter das

wusst, dass wir noch am Branchenmix und am „Erlebnis

Ambiente einer gewachsenen Innenstadt ersetzen.

Innenstadt“ arbeiten müssen, aber wir machen unsere „Hausaufgaben“ und werden die City Schritt für Schritt

Ein nettes Lächeln, umfassender Service, persönliche

wieder attraktiver und abwechslungsreicher gestalten.

Beratung und die ehrliche Meinung der Verkäuferin oder des Verkäufers Ihres Vertrauens gibt es im Inter-

Aber nicht nur die Gewerbetreibenden, IN-City und die

netshop nicht – ganz zu schweigen von urbanem Flair:

Verantwortlichen der Stadt tragen Verantwortung für

Viele gehen einkaufen, nicht, weil sie gerade etwas

die Innenstadt. Ohne SIE, ohne die Bürger, können wir

Bestimmtes brauchen, sondern weil sie gerne bummeln,

kaum etwas erreichen, denn Angebote müssen auch

durch die Geschäfte schlendern und zwischendrin oder

wahr genommen werden. Leider spüren wir die Beliebt-

danach bei einem gemütlichen „Ratsch“ einen Espresso

heit des Online-Handels nur zu gut und das ein oder

genießen. Dieses Einkaufserlebnis fehlt beim Online-

andere Geschäft hat im Wettbewerb mit dem Internet

shopping völlig.

schon aufgeben müssen.

Foto: IN-City

Seien Sie stolz auf Ihre Stadt, denn sie ist Ihre Heimat Daher mein Appell an SIE: Nutzen Sie das abwechs-

und Sie bestimmen die Zukunft mit – gemäß dem Motto:

lungsreiche Angebot vor Ort!

„Hier lebe ich, hier kauf’ ich ein!“

Gehen Sie wieder bewusster durch die Innenstadt

Ihr

und entdecken die Vielfalt in IHRER Stadt. Es liegt

Bernd Wölfl, Geschäftsführer IN-City e.V.

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Text: Michael Klarner Fotos: Privat und von Stephan Arens

Damals hatte die Schanz gerade mal 30.000 Einwohner, und Michael Heltau war noch der „Huber Harry – Ja, es klingt schon ein wenig nach der „guten alten Zeit“, aus der zwei Damen berichten …

Am Nachmittag, bei Kaffee und Kuchen, werden die

Obstbäumen und Gemüsebeeten. Jeden Samstag wur-

Erinnerungen hervorgeholt, an die Jugendzeit in

de, wie sich das gehörte, gebadet – in der Zinkwanne

Ingolstadt. An eine Zeit, in der der Gendarm noch am

und alle im selben Wasser. Die kleinste zuerst, dann die

Schliffelmarkt stand und von Hand die erste Ampel be-

mittlere Schwester und schließlich die große.

dient hat, als auf dem Künettegraben im Winter Schlittschuh gelaufen wurde und als beim Kreuztor in der

Im Sommer war das freilich nicht nötig, denn da ging´s

alten Schmiede noch die Rösser beschlagen wurden.

fast jeden Tag hinaus zum Baden unter freiem Himmel.

Entweder runter an die Donau, deren Wasser noch so

So lebendig, als wäre es gestern gewesen, wissen die

klar war, dass man den Kies am Grund gut sehen konn-

beiden Schwestern zu erzählen, die Kögl Bobby (eigent-

te. Sogar Flusskrebse gab´s hier noch. Später ist man

lich heißt sie ja Franziska) und die sieben Jahre jüngere

dann hinüber ins Volksbad gelaufen, das sich ja auch

Rosemarie Masset. Dort, wo heute in der Münzberg-

heute noch an der gleichen Stelle befindet, wenngleich

straße ein modernes Studentenwohnheim steht, sind

es jetzt viel schöner sei als früher, da sind sich die

sie aufgewachsen. Damals stand hier noch der städti-

Schwestern einig. Damals war man halt mit dem zufrie-

sche Betriebshof. Der Vater war verantwortlich für den

den, was es gab – ein Schwimmbecken aus Beton und

kleinen Fuhrpark der Stadt, hielt die Wagen in Schuss

eine Liegewiese, auf der die Brennnesseln sprossen.

und war später, nach dem Krieg, sogar der Chauffeur

Später kam sogar eine kleine Rutsche hinzu – natürlich

des Bürgermeisters. In der Garage standen der Einsatz-

kein Vergleich zu der, auf der heute die Kinder johlend

wagen der Stadtpolizei, Kehrwagen, der kommunale

in die Tiefe sausen. Hier im Volksbad, durch das die

Leichenwagen und was es sonst noch so braucht. Oben

Schutter floss, haben die beiden das Schwimmen ge-

drüber war im ersten Stock die Dienstwohnung, hinten

lernt, und später, als sie größer waren, auch schon mal

raus zur Stadtmauer der kleine Garten der Familie, mit

den schneidigen Burschen hinterher gesehen.

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Damals war Michael Heltau noch der „Huber Harry“

extra in die Schule gekommen und hat die Klassen einzeln vorsprechen lassen. Groß war ihre Freude, als sie dann auch ausgewählt wurde, einen der Zwerge

An einen kann sich Rosemarie Masset noch gut erin-

zu spielen. „Des war fei aber scho a ganze Menge

nern, ein netter und zuvorkommender Kerl sei es ge-

Text zum lernen“, weiß sie noch genau. „Und als Gage

wesen, ein paar Jahre älter als sie. Er lag auf der Wiese

gab‘s dann immer Süßigkeiten nach der Vorstellung –

nicht weit entfernt und hatte wie immer ein Buch dabei.

und zum Schluss ein Autogramm von Schneewittchen

Er hat sich mehr für die Lektüre als für das laute Trei-

und dem Regisseur.“ Vor den Vorstellungen haben sie

ben drum herum interessiert. Eines Tages hat sie ihn

immer heimlich durch den Bühnenvorhang gespitzt, ob

angesprochen, ob er ihr nicht etwas aus seinem Buch

ein bekanntes Gesicht im Zuschauerraum gesessen ist.

vorlesen könnte, was er auch getan hat. „Mei konnte

Eigentlich hat man fast immer wen gekannt, denn so

der gut lesen!“ schwärmt sie auch heute noch von ihm

groß war Ingolstadt damals noch nicht, knapp 30.000

– er hat daraus einen Beruf gemacht, in dem er es weit

Einwohner waren zu der Zeit hier gemeldet.

gebracht hat. Nicht als Vorleser, sondern als Schauspieler. „Huber Harry“, so hieß er damals noch und hat in der Dollstraße gewohnt. Später hat er unter seinem Künstlernamen Michael Heltau Karriere gemacht, ist ein gefeierter, mehrfach ausgezeichneter Theaterschauspieler geworden, in Deutschland und dem Nachbarland Österreich, wo er heute auch noch lebt.

Als kleines Mädchen spielte Rosi im Weihnachtsmärchen im alten Stadttheater Zum Thema Theater fällt der Bobby gleich auch noch etwas ein, das alte Stadttheater nämlich, das damals noch am Rathausplatz war. Dort stand sie selbst auf der Bühne, 1940, als kleines Mädchen, im Weihnachtsmärchen „Schneewittchen und die sieben Zwerge“. Der siebente Zwerg, das war sie. Der Regisseur war damals

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her gepfiffen. Franziska Kögl denkt noch gern daran zurück, wie sie bei einem solchen Sonntagsspaziergang erstmals die neuen Seidenstrümpfe und Plateauschuhe ausgeführt hat, „das waren die ersten in der Stadt“.

Freilich war sie da schon eine junge Dame.

Die Ampel musste noch von Hand geschaltet werden Für Ordnung sorgte an allen Tagen die Stadtpolizei im

Stolz führte die Franziska die neuen Plateauschuhe und die Seidenstrümpfe aus

Rathaus, etwas weiter nördlich, am Schliffelmarkt, stand ein Gendarm und achtete auf den Verkehr. Denn damals kreuzten sich mitten in der Stadt zwei Bundesstraßen – freilich waren damals noch nicht so viele Autos unterwegs wie heute. Aber: Es gab schon eine Ampel, die allerdings noch von Hand geschalten werden muss-

Der Sonntagsspaziergang nach der Kirche, manchmal

te. Und es gab einen Polizisten, an den erinnern sich

auch schon während der Zeit des Gottesdienstes,

die beiden Schwestern noch gut, der nahm es immer

führte die Ingolstädter meist die Donaustraße entlang,

ganz genau. Einmal soll er gar seine eigene Frau zur

am Rathausplatz vorbei, durch die Moritzstraße und

Anzeige gebracht haben, weil sie ein Verkehrsdelikt mit

dann in einem Bogen zum Café Kürzinger, wo man nach

dem Rad begangen hat. Was es genau war, wissen sie

dem Krieg auch mal mit Brotmarken ein Stück Kuchen

heute nicht mehr, nur dass sich die halbe Stadt über

bekam. Im feinen Sonntagsgewand haben die Buben

diesen Vorfall köstlich amüsiert hatte. Den Namen des

den Mädels beim Spaziergang nachgeschaut und,

Polizisten wissen sie schon noch, „aber den schreiben

wenn eine ganz besonders fesch war, auch mal hinter-

wir besser nicht“.

w i r i n i n g o l s ta d t. d e

20 Pfennig kostete das

Schlittschuhlaufen auf dem Künettegraben Über was wir aber schreiben können, sind die Wintervergnügen am Künettegraben. Dort war damals nämlich Schlittschuhlaufen angesagt. Ein älteres Ehepaar bewirtschaftete die Eisfläche und kassierte die Nutzungsgebühr von 20 Pfennig, wenn sie schnell genug waren und die Kinder nicht rechtzeitig ans andere Ende der Bahn gelaufen sind. An einem Kanonenofen konnte man sich zwischen den Runden aufwärmen, aus dem alten Grammophon dudelte der Schneewalzer oder vergleichbares.

Allerdings gab es nur zwei Schallplatten, die abwechselnd rauf und runter gespielt wurden. Aber das tat der Stimmung keinen Abbruch und es reichte aus, um einen geselligen Nachmittag auf dem Eis zu verbringen.

Für die beiden Frauen war es eine glückliche Kindheit in der Ingolstädter Altstadt, trotz Entbehrungen während und nach dem Krieg, trotz schrecklicher Momente bei Fliegeralarm und Bombardierung. Aber auch diese dunklen Tage waren irgendwann vorüber. „Man hat das Leben halt genommen, wie‘s gekommen ist und immer das Beste draus gemacht“.

„I weiß fei no ois“, erklärte uns Edmund Schuller, dessen „Ingolstädter Geschichten“ wir in der ersten Ausgabe unserer Zeitschrift veröffentlichten. Es gäbe noch einiges zu erzählen, meinte er. Wir nahmen das Schanzer Original beim Wort und werden in einem der nächsten Hefte noch einmal mit dem rüstigen Herrn einen „Spaziergang“ durch das alte Ingolstadt unternehmen!

Ihre Wir!-Redaktion

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„ Ei n Fr eu n d h o h er Pr ac ht u n d wa h r er V er eh r er d es Fr au en g esc h lec hts “

Text: Michael Klarner Fotos: Stadtarchiv Ingolstadt & Ritchie Herbert

Vo r 60 0 Ja h r en w u r d e Lu dw i g d er G eba rte te H er zog vo n Bay er n - I n g o l sta dt Die geschichtliche Einordnung ist eindeutig: Herzog Ludwig VII. hat Ingolstadt geprägt wie kein zweiter! Mit dem Neuen Schloss, dem Münster und dem Pfründnerhaus, der späteren Hohen Schule, gab er die markantesten Gebäude der Stadt in Auftrag, er förderte die schönen Künste und hinterließ ganze 44 Stiftungen für wohltätige Zwecke. Sein Charakter jedoch bleibt zweideutig. Vor 600 Jahren, im Herbst 1413, begann die Regentschaft von Ludwig dem Bärtigen, dem letzten Herzog von Bayern-Ingolstadt.

Sein Vater war Stephan III. aus dem Hause Wittelsbach,

anders verlaufen, aber wer weiß es schon? Ihm jeden-

ein lebenslustiger, prunkvoll auftretender Fürst, was ihm

falls machte später die dritte Landesteilung von 1392

im Volk den Beinamen „der Kneißl“ einbrachte. Seine

arg zu schaffen, bei der das damalige Bayern zwischen

Mutter Thaddäa stammte aus der uralten italienischen

seinem Vater und dessen Brüdern in die Teilherzogtümer

Adelsfamilie der Visconti. Vom Vater, so heißt es, hätten

München, Landshut und Ingolstadt aufgeteilt wurde. Als

Ludwig und seine Schwester Elisabeth, von der später

einzige Gemeinsamkeit setzte man jedem der drei neuen

noch zu sprechen sein wird, die „Unruhe und die wilde

Territorien ein „Bayern-“ voran, in der geografischen Auf-

Sinnlichkeit“ geerbt, von der Mutter das „italienische

teilung hingegen gab es große Ungerechtigkeiten, teilte

Blut, verbunden mit der Grausamkeit und Gewalttätigkeit

sich das Land doch in das ertragreiche Bayern-Lands-

der Visconti“. Und noch etwas haben ihm seine Vorfah-

hut, das wirtschaftlich eher schwache Bayern-München

ren hinterlassen, nämlich die Bayerische Landesteilung

und das, was übrig blieb, war Bayern-Ingolstadt. Dieses

von 1392, deren Ausgang Ludwig zeitlebens immer wie-

bestand aus Streubesitz und war nicht zusammenhän-

der in Auseinandersetzungen getrieben hat.

gend. Angefangen von Besitztümern in der nördlichen Oberpfalz, über Gebiete in Franken, das Kerngebiet rund

Worum ging es bei der Landesteilung? Nun, schlichtweg

um die Residenzstadt Ingolstadt, über Neuburg bis nach

darum, wie das Erbe zu verteilen sei. Starb der Vater und

Donauwörth, runter bis Friedberg und dann noch Land-

gab es mehrere Söhne, so wurde das Herzogtum unter

striche im Alpenvorland bis hinein nach Tirol mit den

diesen aufgeteilt - mehr oder weniger gerecht. Gleich

Städten Kufstein, Kitzbühel und Rattenberg, erstreckte

mehrfach ist dies in der Geschichte der Wittelsbacher so

sich das Herzogtum. Ein arger Fleckerlteppich!

geschehen, sogar einzelne Teilherzogtümer wurden später erneut geteilt. Bis zu acht solcher Landesteilungen

Mit dieser Landesteilung haderte schon Stephan der

zählt man vom 13. bis zum 15. Jahrhundert, drei waren

Kneißl. Nach dem Tod seiner beiden Brüder forderte er

es, die das gesamte bayerische Territorium betrafen. Erst

die Herrschaft über die beiden übrigen Herzogtümer,

im 16. Jahrhundert, nach dem Landshuter Erbfolgekrieg,

allein er bekam sie nicht, was für Zwietracht und Händel

besannen sich die Wittelsbacher, vereinigten Bayern wie-

sorgte. Schon zu Lebzeiten des Vaters ist der Gebartete

der und verfügten, dass fortan der erstgeborene Sohn

in diese, zum Teil kriegerischen Streitigkeiten involviert –

das ganze Land regieren solle.

sie werden ihn auch sein Leben lang begleiten.

Hätte man sich darauf schon früher geeinigt, dann wäre

Geboren wird Ludwig VII. im Jahre 1368, seine jünge-

auch das Leben von Ludwig dem Gebarteten vielleicht

re Schwester Elisabeth heiratet 1386 den Regenten

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von Frankreich und wird so zur französischen Königin

Meister in den Waffen, sondern auch in allen seinen

Isabeau de Bavière. Etliche Jahre verbringt der junge

Hofmanieren, dabei edelmütig und großgesinnt, ein

Ludwig am Hofe Karls VI. in Paris, wird von diesem mit

Freund hoher Pracht und wahrer Verehrer des Frauen-

Ländereien und einer Pension finanziell gut ausgestat-

geschlechts.“ So beschreibt Christian Häutle die andere

tet. Entscheidend prägen ihn französische Sitten und

Seite jenes streitsüchtigen Patrons; ein feinsinniger Geist

das Leben am Königshof. Er heiratet eine der Hofdamen

soll er dann und wann gewesen sein, der nicht nur viel

seiner Schwester, die ihm nicht nur einen Sohn, sondern

Geld aus Paris mitbrachte, sondern auch die französi-

auch eine beachtliche Mitgift schenkt. Geschäftstüchtig

sche Lebensart in Ingolstadt einführte: „Ausländische

war er überhaupt, stets darauf bedacht, sein Vermögen

Trachten, Sitten und Gebräuche gestalteten seinen Hof

zu mehren. Konnte der König die zugesagten Zahlun-

zu einem Miniatur-Paris.“ Er fördert die schönen Künste,

gen mangels Liquidität nicht leisten, so ließ sich Ludwig

gibt den Bau des Neuen Schlosses sowie der Frauen-

wertvolle Teile aus dem Kronschatz verpfänden. Gleich-

kirche (des heutigen Liebfrauenmünsters) in Auftrag und

zeitig gewinnt er in Frankreich weiter an Einfluss – als

errichtet das Pfründnerhaus. Dort sollen Arme Unterkunft

sein Schwager wegen einer Geisteskrankheit nicht mehr

und Verpflegung finden; im Gegenzug sollen sie für sein

regierungsfähig ist, hilft er das Land mitzuregieren.

Seelenheil und die Vergebung seiner Sünden beten.

Dem Wohltätigen war er generell zugetan, insgesamt

Im Herbst 1413 stirbt sein Vater. Ludwig der Gebartete

44 Stiftungen hinterlässt er für karitative Zwecke. Seine

ist nun Herzog von Bayern-Ingolstadt. Sogleich legt er

Bauwerke, die heute so prägend sind für das Stadtbild,

sich mit seiner wittelsbachischen Verwandtschaft an und

hat er selbst nicht mehr vollendet gesehen.

fordert von seinem Landshuter Vetter, Herzog Heinrich, Ländereien als Ausgleich für die ungerechte Landestei-

Denn, es kommt wie es kommen muss: Ludwig überwirft

lung. Auch seine beiden Münchner Vettern überzieht

sich auch noch mit seinem eigenen Sohn, der, ob seines

er mit Forderungen, mit dem Burggrafen von Nürnberg

Buckels „Höckrige“ genannt, ihm bisher treu zur Seite ge-

schafft er sich einen zusätzlichen Gegner. Nachdem

standen hatte. Der letzte Akt dieser wittelsbachischen Fa-

Ludwig dabei alles andere als diplomatisch vorgeht,

milientragödie hat begonnen. Kurzerhand erklärt der Sohn

herrscht bald offener Krieg in Bayern, der Jahrzehn-

dem Vater den Krieg und nimmt ihn nach mehrmaligen

te lang tobt. Städte und Dörfer werden wechselseitig

Versuchen 1443 in Neuburg gefangen. Bald darauf stirbt

überfallen, gebrandschatzt oder ganz niedergemacht.

der Sohn, unerwartet und unversöhnt mit dem alten Vater.

Immer wieder gibt es durch Waffenstillstände kurzzeitige

Dieser fällt darauf in die Hände seines ärgsten Feindes,

Pausen, dann geht es an anderer Stelle weiter. Schaden-

seines Vetters Heinrich aus Landshut, der ihn auf der

ersatzforderungen werden erhoben, die Reichsacht über

Burg zu Burghausen gefangen setzt. Ein Lösegeld will der

Ludwig verhängt, diese nach Verhandlungen wieder

stolze Ludwig nicht zahlen, er verbietet sogar, dass seine

aufgehoben, Sühnezahlungen verweigert – kurz: Es war

Ingolstädter ihn loskaufen. Zwei Jahre später, 1447, stirbt

ein kriegerisches Leben, das der Gebartete führte. Als

er in Gefangenschaft. Begraben wird er an unbekannter

„streitsüchtig, jähzornig und rücksichtslos“ wird sein

Stelle im Kloster Raitenhaslach. Sein Vermögen und seine

Gemüt beschrieben, „alle Dämonen der Zeit tobten in

Besitztümer aber fallen mehrheitlich den Landshutern

seiner Seele“, so urteilt der Historiker Michael Döberl.

zu, Ingolstadt ist nicht mehr Residenzstadt. Vom letzten Herzog von Ingolstadt bleiben als Geschenk an seine

Doch es gibt auch andere Stimmen: „Ludwig war bei

geliebte Heimatstadt aber die großartigen Bauwerke, die

außerordentlicher Stärke und Gewandtheit nicht bloß

er hinterlassen hat.

Ko lu m n e : D er Sto dsc h r ei n er

1956 im September war mein erster Schuidog. Mei, hab’

Übergangslos geht’s für de armen Kleinen dann in den

ich mich drauf g’freut, weil’s alle g’sagt haben, dass

Kindergarten und gleich wieder in de Vorschui oder

man da g’scheiter werdn tät. A bisserl hams damals

so ähnlich, dazwischen noch Musik in der Früherzie-

schon recht g’habt. Vor der Schuizeit hab’ ich als einzi-

hung und und und. Manche können sogar ihren Namen

ge Vorbildung einen zweiwöchigen Aufenthalt im Kin-

tanzen.

dergarten Marienheim vorzuweisen. Länger nicht – weil ich immer heim mögn hab’ zur Familie und in mei Natur.

Derweil naht der erste Schuidog. Die bayrische Sprach’

Und vor allem mei Freiheit wollt’ ich haben.

haben de Kinder offiziell noch nie g’hört – obwohl’s bis

Heute kommen de Kids samt volle Windeln schon in

dahin scho durch die vierte weibliche Erziehung mar-

die Kinderkrippe, müss’n da schon mehrere Sprachen

schiert san. Kreativ, freiheitlich – g’sund sans deswegen

brabbeln, obwohl’s noch gar nicht richtig red’n können.

noch lang ned. Aber dafür kennens scho alle Automar-

Aber die g’scheiten Fräuleins (Erzieherinnen sozusagen)

ken, denn mit dene sans ja bis jetzt umeinand g’fahrn

sorgen scho dafür, dass de armen Kinder einen hoch-

wordn. Und wenn’s mal nach unten g’schaut ham, ha-

deutsch-internationalen Kauderwelsch über de Lippen

bens net g’wusst, dass des da unten ihre Füß san und

kriegen. Des hört sich oft echt krass an. Und „echt

für was de gut san, nämlich zum Gehn.

krass“ – des muss ma gleich in Anführungszeichen

Am ersten Schuidog bin i ganz g’mütlich mit meiner

schreib’n – des sagen’s andauernd.

Schwester Anneluise auf de Moritzschui ( jetz „Schule

seite 21

auf der Schanz“) zu Fuß rein. Als Stärkung hat mir mei

g’holfen, obwohl du manchmal danach den Himmel für

Mama a Haferflockensuppn g’macht und als Freud

a Baßgeign g’halten hast.

für de Schui a „Pfüa-God-Bussl“ gebn. Und so san de

Heut’, wenn de verzogenen „Kids“ von der Lehrerin

nächsten vier Jahr abgelaufen. Zu Fuß oder mit dem

nur krumm ang’schaut wern, dann kommen die Eltern,

Radl – aber ohne mei Schwester.

vielleicht noch mit einem Advokaten. Oder der grausige

Und wie geht’s heut zur Schui? Mam und Pap san in der

Elternbeirat wird gleich eing’schalten.

Früh scho beide in der Arbeit zwecks dem Zweitauto

Mei, haben’s mir noch gut g’habt. A kleine Strafe, ein

und an anderen Luxus. Und g’fahrn werden de Kindl

ernstes Wort und dann war Ruh. Mei, und die Klas-

mit dem Auto von der Tante - oder sie nehmen glei

sen mit 38 Kinder und mehr. War des schön. Hast nix

den Bus, nach dem Motto: Lieber einpfercht wie im

g’wusst, hast dich leicht klein machen können. Und vor

Viechtransporter als mit de eigenen Füß bewegt. Der

allem hast viel mehr Spezln g’habt als wie heut mit den

Heimweg schaut genauso aus: Hauptsach’, schnell heim

kleinen Klassen.

zur Playstation oder zum PC.

Seinerzeit eine kurze Hausaufgab, dann naus in’d Schit-

Mei, war unser Heimweg noch schön. Zeit hamma

tel (heut: Donauauen Weltnaturerbe). Aber ohne Handy,

g’habt, am Hedschenweiher Steindln gschmissen, an

denn die ausg’machte Uhrzeit für unsern Treff hat halt

Holzstrommasten runtergrutscht, bis a Schiefer im

noch gegolten. Und wenn de Sonn dann tiefer g’stan-

Oarscherl weh getan hat, und in der Glacis no schnell

den is, haben wir g’wusst: Der Tag geht dem End zu,

an „Judenstrick“ g’raucht. Des haben wir aber ned oft

das Abendessen naht und wir sind halt heim.

g’macht, denn daheim sans uns schnell draufgekom-

Heutzutag wissen die Kids freilich auch, wann Feier-

men. Erstens, weil’s de Mam g’rochen hat und zwei-

abend is: Wenn’s mit der letzten Nachhilfestund fertig

tens, weil mei Spezi, der Bernhard Klause, an g’scheitn

sind – dazwischen habens aber noch schnell Judo,

Dünnpfiff kriegt hat.

Musik (oder eine andere sogenannte Weiterbildung)

Und de Schuispeisung nebenher war auch besser.

genießen dürf’n. Und nebenher noch 50 Mal ins

Wennst wirklich mal a Fünferl – damals waren’s noch

Handy g’plärrt, und mit de Finger 60 Mal übers iPhone

Pfennig – mitkriegt hast, hast dafür einen Negerkuss

g’wischt. Und weil’s gaaanz wichtig is, darf Mama das

gekriegt. Heutzutag kriegst gleich an Neunerpack Dick-

Jungvolk noch kreuz und quer rumkutschiern.

manns mit für paar Euro. Kein Wunder, dass wir damals

Is des a Leben?

noch richtig zäh warn. So viele Dickkinder wie heut

Kein Wunder, dass für meine Generation Burn out ein

hat’s fei no ned geb’n.

Fremdwort war. Aber de Jungen haben mit dera Krank-

Seinerzeit hat’s a in de ersten vier Schuljahr ned nur

heit ja scho fast a feste Beziehung…

Lehrerinnen geb’n. Naa, wir san noch von richtigen Männern g’scheit g’macht worn.

Des war a harte Erziehung. Zum Beispui in der dritten Klass der Lehrer Nieswandt im Jahr 1959. Hast an Fehler an de Tafel g’schriebn, hast mit an dünnen Bambus was auf de Bratzen kriegt, hast an großen Blödsinn g’macht, is des Haselnuss-Steckerl raus gekommen

Foto: Ritchie Herbert

und dann hat er dich übers Knie glegt – und drauf aufn Oarsch. War ned so schlimm, ich hab ja eh a Lederhosn anghabt. Und der Metzgerbua Bauer Lenze, den hat’s öfter derwischt. Der war ein ganz ein Pfiffiger, der hat sich heimlich unter der Ledernen a dünnes Kissen g’steckt.

Hast dich ganz blöd ang’stellt, hast mit dem dünnen Steckerl vom Nieswandt a paar aufs Hirn kriegt, das hat

w i r i n i n g o l s ta d t. d e

Vo n M eister h a n d

seite 23

Der Stoff, aus dem die Tr äume sind Text: Stephan Arens Fotos: Ritchie Herbert

Licht, Polster und natürlich Stoffe: Damit beschäfti-

Kunden die Wahl schwer; Stapel von Stoffrollen und

gen sich Raumausstatter tagtäglich. Ob Festsaal oder

Musterkatalogen füllen die Regale. Der kreative Um-

Mini-Apartment – diese Handwerker verstehen es, Räu-

gang mit Stoffen ist die Leidenschaft von Bernd

men das richtige Flair, das gewisse Etwas, zu verleihen.

Möding. Seit er diese Passion mit 18 Jahren entdeckte,

Ein Gefühl für Formen, Farbe, Stilbewusstsein und das

ließ sie ihn nicht mehr los. Lehr- und Wanderjahre führ-

nötige handwerkliche Know-how gehören dazu. Dass

ten ihn an viele Orte, bis er in Kassel die Prüfung zum

Bernd Möding all dies besitzt, begreift sofort jeder, der

Raumaustattermeister ablegte. Er leitete in Hamburg

sein Geschäft in der Milchstraße betritt. Man sieht: Hier

zwei Raumaustattergeschäfte, gestaltete im Nymphen-

ist ein Überzeugungstäter zugange…

burger Schloss Wandbespannungen, arbeitete in der

Floral, abstrakt, exotisch, klassisch, bunt, wild gemus-

Möbelrequisite des Staatstheaters am Gärtnerplatz

tert oder einfarbig: Stoffe unterschiedlichster Materiali-

und an anderen Stätten, an denen er seine Ideen und

en, Webarten, Provenienzen und Designs machen dem

Begeisterungsfähigkeit einbringen konnte.

w i r i n i n g o l s ta d t. d e

Sc h li eSS li c h er fü l lte er s i c h s ei n en l a n g g eh egten W u n sc h , ei n e ei g en e M eister w er kstat t.

Nicht jeder, der eine Wohnung schön einrichten kann, ist auch ein Raumausstatter. So darf sich nur nennen, wer die Lehre mit den Schwerpunkten Dekorieren, Polstern, Bodenlegen und Wandbekleiden geschafft hat. Wandbespannungen, Vorhänge, Bodenbeläge und Möbelpolsterarbeiten zusammen ermöglichen erst eine optimale textile Raumgestaltung, erklärt Bernd Möding der WIR!-Redaktion. Kunden schätzen die Vorstellungskraft und die Kreativität des Profis. Denn der Laie tut sich schwer, über Material, Design und Farbe der einzelnen Bereiche zu

Für einen heimatverbundenen Menschen wie ihn kam

entscheiden, die ein harmonisches Gesamtbild ergeben

nur Ingolstadt als Standort in Frage. Nach Umwegen

sollen. Eine fundierte und einfühlsame Beratung, bei der

über Kreuz- und Kupferstraße hat er sich in der Milch-

natürlich auch auf die Wünsche des Kunden eingegangen

straße etabliert.

wird, ist der erste Schritt bei der textilen Raumgestaltung.

seite 25

Ei n b eso n d er er Sc h w er pu n k t s ei n er Täti g k eit ist d i e N eug esta ltu n g a lter P o l ster m ö b e l .

Gerade bearbeitet Bernd Möding ein Sofa. Unser Blick

Watte oder Schaumstoff ist der nächste Schritt; dies

fällt auf das ausgebreitete Werkzeug. Er erklärt uns

sorgt für die richtige Kontur. Nun muss der ausge-

Garniernadeln, Durchnähnadeln, Aalen, Haarzieher,

wählte Stoff maßgeschneidert werden. Mit dem neuen

Abschlagspitz, Polsternägel und Garnierfaden aus

Bezug wird das alte Sofa zum Blickfang. Auf diese Art

Hanf. Stets beginnt er mit der Befestigung der Fede-

und Weise hat Bernd Möding vielen vormals reprä-

rung der Sitzpolster durch einen dreifachen Schnür-

sentativen Möbeln, die im Lauf der Zeit verschlissen

faden. dann folgt eine volumige Aufpolsterung, die

waren oder unmodern wurden, neuen Glanz verliehen

sogenannte Fasson, die aus Afric besteht, einem Gras.

und ungeliebte Erbstücke zu einem Lieblingsmöbel

Die Feinpolsterung oder Piquierung aus Rosshaar,

werden lassen.

w i r i n i n g o l s ta d t. d e

Mit der gleichen handwerklichen Sorgfalt und Hingabe gestaltet er auch seine unterfütterten Wandbespannungen, die lotgerecht zusammengenäht und in einem Befestigungsrahmen an der Wand angebracht werden. Immer wieder schön sei es, so erzählt Bernd Möding, wenn die Kunden ihre „facegelifteten“ Möbel sehen und einfach begeistert sind.

M a n c h er er k en nt s ei n zu vo r u n sc h ei n ba r es So fa o d er s ei n en frü h er fa r b los en Stu h l n i c ht m eh r w i ed er – da s sc h ö n ste Ko m p li m ent fü r d en M a es tro. I n d er Tat, m a n c h e S to ffe v er m ög en es , Tr äu m en G esta lt zu g eb en .

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ENERGIETRÄGER MIT ZUKUNFT Stadtwerke feiern 150 Jahre Gasversorgung mit Jubiläumsbonus und Veranstaltungen Umweltschonend, günstig, komfortabel: Gas ist attraktiv

der SWI-Messeauftritt auf der Mittelbayerischen Ausstel-

wie eh und je – und hat in Ingolstadt bereits 150 Jahre

lung (miba) von 16. bis 24. März wird sich um das Thema

Tradition. Bereits vor eineinhalb Jahrhunderten hat in

Erdgas drehen, um Geschichte, Gegenwart und Zukunft.

Ingolstadt das Gaszeitalter begonnen: Am 10. Oktober

In den Wochen dazwischen wird es eine Ausstellung – zu-

1863 wurde die Gasbeleuchtung mit 116 Straßen- und

gänglich für die Öffentlichkeit und Schulklassen – auf dem

1088 Privatflammen eingeweiht. Die Stadtwerke bege-

SWI-Werksgelände geben.

hen das Jubiläum des beliebten Energieträgers – bereits gesamten Jahr 2013 mit verschiedenen Aktionen und

Ideal für die Energiewende

Veranstaltungen.

Und auch für die Zukunft ist Erdgas prädestiniert: Der

die Hälfte aller deutschen Haushalte nutzt Erdgas – im

Energieträger gilt als idealer Partner für die Energie-

Jubiläumsbonus für Kunden

wende, da umweltschonende Gaskraftwerke optimal die

So erhöht der Energieversorger die Energiespar-Prämie

en ergänzen. Außerdem soll es künftig möglich sein, das

für den Umstieg auf Erdgas um einen Jubiläumsbonus

Erdgasnetz als großen Stromspeicher zu nutzen: Erzeu-

von 150 Euro: Jeder Kunde, der sich im Jubiläumsjahr für

gen Photovoltaikanlagen und Windkraftwerke aufgrund

den umweltschonenden Energieträger – Erdgas verur-

guten Wetters mehr elektrische Energie als verbraucht

sacht weit weniger CO2-Emissionen als andere fossile

wird, kann diese mittels Elektrolyse in Gas umgewandelt

Brennstoffe – entscheidet, erhält eine Förderung über

und im bestehenden Netz gespeichert werden. Die Stadt-

450 Euro. Voraussetzung ist, dass der neue Erdgaszähler

werke setzen voll auf die Innovationskraft von Erdgas. Im

zwischen 1. Januar und 31. Dezember 2013 gesetzt wird.

Rahmen eines Praxistests betreiben sie drei Mikro-Block-

Mit ihren Kunden wollen die Stadtwerke den 150. Ge-

heizkraftwerke in privaten Kellern, die aus Erdgas Strom

burtstag von Erdgas, das etwa von den hohen Preisstei-

und Wärme erzeugen. Interessierte können diese Anlagen

gerungen beim Heizöl weit entfernt liegt, gebührend fei-

jeweils einmal im Monat besichtigen und von den gewon-

ern. So findet am 6. Juli 2013 ein Tag der offenen Tür auf

nenen Erfahrungen profitieren. Weitere Informationen

dem Werksgelände an der Ringlerstraße statt und auch

erhalten Interessierte unter sw-i.de/mikro-bhkw.

schwankende Stromerzeugung aus erneuerbaren Energi-

Bild links: Lange Tradition: Ingolstadts erstes Gaswerk stand 1863 am Feldkirchner Tor. (Foto: Archiv) Bild rechts: „Kraftwerk“ im Keller: Die Stadtwerke betreiben drei Mikro-Blockheizkraftwerke (BHKW) in Privathäusern, die von Interessenten besichtigt werden können. (Foto: Stadtwerke)

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- R e zept

R avioli mit Rote-Beete-Ricotta-Füllung in Mohnbutter für 4 Personen N u d e lt e i g h e r s t e l l e n 400 g Mehl Typ 405 4 ganze Eier etwas Wasser 1 Mehl mit den Eiern in der Küchenmaschine vermengen und nach und nach etwas Wasser dazugeben, nicht zu viel, da der Teig nicht feucht und weich werden darf.

2 Danach durch die Nudelmaschine lassen, dünne Teig-

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platten herstellen.

3 Beliebig große Kreise ausstechen.

F ü r d i e F ü l lu n g ca. 500 g Ricotta 1 – 2 gekochte und geschälte Rote Beete, sehr klein und fein schneiden 1 Eigelb ca. 1 Hand voll Parmesan, fein gehobelt Salz Pfeffer 1 Alles vermengen und noch einmal gut abschmecken, es darf ruhig etwas überwürzt sein.

2 Ca. 1 – 2 TL mittig auf den ausgestochenen Nudelteig geben, die Rundungen mit Eigelb bestreichen und die Enden übereinander klappen, gut festdrücken, so dass ein Halbmond entsteht.

3 In siedendes Wasser geben. Wenn die Ravioli an die Oberfläche kommen, noch ca. 2 Min. sieden lassen, nicht kochen.

4 Die fertigen Nudeln in eine Pfanne mit viel Butter geben, mit Mohn bestreuen und darin schwenken.

5 Auf einem Teller anrichten und mit etwas Parmesan und Rucola bestreuen.

Fertig und Guten Appetit!

Tag und Nacht für Sie unterwegs

Wir! sagen Danke für das Rezept aus der tin|tin-Küche.

Tipp: Allen Fleisch-Fans sei der „Schnitzel-Tag“ jeden Mittwoch im tin|tin empfohlen! w i r i n i n g o l s ta d t. d e

Le r n pate n proj e k t a n d er S i r -W i l li a m - H ersc h e l- M it te l sc h u le

Wegbegleiter Lernpaten k端mmern sich um Migrantenkinder und erleichtern ihnen damit das Ankommen in unserer Gesellschaft.

Text: Barbara Schuster Fotos: Ritchie Herbert

seite 31

What are you doing in the evening? Is your mother busy

Ingenieur, der einst in der Firma mit den vier Ringen

in the evening? No, she isn´t.” Elisa bildet englische

Motoren entwickelte, suchte bei Beendigung seiner

Frage- und Antwortsätze. Es ist 13 Uhr. Neben ihr in

Berufstätigkeit nach einer sinnvollen Betätigung. Schon

der Schulbank des Klassenzimmers sitzt ihre Lernpatin,

früher liebäugelte er mit einer Laufbahn als Lehrer.

Traude Spahn. Geduldig übt sie mit dem Mädchen eng-

Wissen zu vermitteln, jungen Leuten auf ihrem Weg in

lische Verben und Grammatik. Zweimal in der Woche

die (Berufs-)Welt zu helfen, das habe ihn schon immer

treffen sich die beiden Damen jeweils für zwei Stunden.

gereizt. Einige ambitionierte Damen und Herren aus

Dann wird trainiert, was vom Lernstoff noch nicht genü-

dem Freundes- und Bekanntenkreis von Günter Krömer

gend verankert ist. Traude Spahn ist eine von 18 Lern-

waren ebenfalls angetan von einem ehrenamtlichen

paten, die mit Schülern der

Engagement in diesem

Sir-William-Herschel-Schule

Bereich und sind mittler-

betreuen.

weile mit großer Begeisterung Lernpaten. Durch

Die hilfreichen Paten sind

Mund-zu-Mund-Propaganda

seit 2005 an der Sir-Willi-

und Vermittlung der Freiwilli-

am-Herschel-Mittelschule

genagentur wurden es stetig

aktiv. Zunächst ging es ums

mehr. Derzeit sind 18 Paten

Lesen. Die Idee: Ein größe-

im Einsatz; mit einer Ausnah-

res Verständnis der Spra-

me sind sie (Un-)Ruheständ-

che soll den jungen Leuten

ler, waren Offizier, Manager

einen besseren Zugang

oder Hausfrau, Ingenieur

in die Gesellschaft ebnen.

wie Günter Krömer oder Arzt

Seit Jahren gibt es an der

wie Gerd Werding. Neue

Schule auch Deutschkurse

Mitstreiter sind jederzeit

für Kinder ausländischer

willkommen.

Eltern. Deutsch ist im Piusviertel nur eine von vielen

Die Koordination des Lernpatenprojekts liegt in den

Sprachen. Von den rund 430 Buben und Mädchen,

Händen von Katharina Graf, Sozialpädagogin an der

die an der Herschelschule lernen, haben 90 Prozent

Schule. An sie wenden sich die Schüler, die gerne mit

Migrationshintergrund. Sie kommen aus der Türkei, aus

einem Paten arbeiten wollen. Das geht unproblema-

Kirgisien, Rumänien, Mazedonien, Ungarn, Russland

tisch und unbürokratisch. „Wer betreut werden will“, so

undundund. 28 Nationalitäten verzeichnet die Schüler-

die Caritas-Mitarbeiterin, „bekommt auch einen Paten.

kartei. Sie leben mit ihren Familien in einem Stadtteil,

40 Schülerinnen und Schüler sind „im Boot“. Beispiels-

den Soziologen als sozialen Brennpunkt bezeich-

weise existiert auch an der Schule an der Ungerneder-

nen und viele von ihnen sprechen weder genügend

straße ein solches Projekt; hier hat das Stadtteilbüro

deutsch noch die Sprache ihrer Eltern perfekt – das ist

die Betreuung übernommen.

auch ein Manko, wenn es darum geht, Fremdsprachen

„Natürlich verstehen wir uns nicht als Konkurrenz zu

wie Englisch zu erlernen.

den Lehrern“, betont Günter Krömer. Wir wollen das

Als man erkannte, dass Lesen allein nicht genügt,

leisten, wozu die Lehrer nicht kommen, das heißt, bei

sondern es auch der Hilfestellung beim Verständnis

der Bewältigung des Lernstoffs in allen Fächern zu hel-

des Lernstoffes bedarf, entstand das Lernpatenprojekt.

fen, Schwachstellen zu beseitigen, Gelerntes zu üben

Lesen gehört allerdings nach wie vor zu einem Schwer-

– natürlich in Absprache mit Eltern und Lehrern.“

punkt. Wichtig: Die Teilnahme ist auf beiden Seiten

Nicht selten entwickelt sich zwischen Schülern und

freiwillig. Die Schülerinnen und Schüler kommen aus

Lernpaten eine enge Beziehung. Manche Lernpaten

eigener Entscheidung, und die Ehrenamtlichen helfen

begleiten „ihre Kinder“ während der gesamten Haupt-

freiwillig und kostenlos. Wie und in welchem Umfang

schulzeit. Es finden auch Elternabende, gemeinsame

die Unterstützung gegeben wird, das bestimmen Pate

Feste und Ausflüge statt. Brücken werden gebaut zwi-

und Schüler selbst.

schen Alt und Jung, zwischen verschiedenen Kulturen,

Der „Mann der ersten Stunde“ war Günter Krömer. Der

Lebensweisen und Mentalitäten.

w i r i n i n g o l s ta d t. d e

Manche der Lernpaten begleiten „ihre“ Kinder schon

nimmt mich ernst, der behandelt mich auf Augenhöhe,

im achten Jahr. Auch nach dem Schulabgang bleiben

hat Zeit für mich und unendlich Geduld. Ich kann mich

manche in Kontakt. Etliche helfen ihren Schützlingen

auf ihn oder sie verlassen. Lob ist wichtig, es spornt die

bei der Jobsuche und bei der Vorbereitung auf Bewer-

Lust zum Lernen an. Fortschritte, auch noch so kleine,

bungsgespräche. Drei junge Türkinnen haben ihren

stärken das Selbstbewusstsein und das Selbstwertge-

Lernpaten Günter Krömer und dessen Frau sogar zu

fühl der Kinder.“

ihren „Wahlgroßeltern“ erhoben. „Zuerst haben wir nur

Ein anderer Lernpate berichtet von einer Schülerin

zusammen gelesen“, erinnert

deutsch-asiatischer Eltern,

sich Günter Krömer, „dann

welche die mittlere Reife als

haben sie mir ihre Zeugnisse

eine der Besten erworben

gezeigt, und mir war klar, dass

hatte, obwohl ihre Ausgangs-

Lesen allein zu wenig war. Wir

situation nicht günstig war.

haben dann die Arbeit auf die

Das Mädchen war in ihrer

Fächer Deutsch, Mathematik

früheren Schule gemobbt wor-

und Englisch erweitert. Eine

den und hatte Zweifel an ihren

von ihnen hat inzwischen die mittlere Reife erworben

Fähigkeiten. Nach einem Jahr Betreuung durch den

und hat eine Lehrstelle als Kauffrau für Bürokommuni-

Lernpaten bekam sie mehr Selbstvertrauen. „Manchmal

kation. Eine besucht die Handelsschule und die dritte

ist es nicht wichtig zu pauken, sondern den Kindern zu

wird als Zahnarzthelferin ausgebildet.“

zeigen, was sie können und ihnen Zutrauen zum eige-

Bei den Lernstunden geht es auch darum, sich die

nen Wissen zu geben“, so der Lernpate.

großen und kleinen Sorgen der Kinder anzuhören.

Ein anderes Mädchen, das aus der Sonderschule kam,

Günter Krömer: „Für etliche Kinder sind die Lernpaten

hat auch dank Unterstützung eines Lernpaten die

auch deshalb wichtig, weil sie sich anerkannt fühlen.

Mittlere Reife geschafft. Ein indisches Geschwisterpaar

Für die Kinder ist es toll, zu sehen: Da ist jemand, der

wurde durch den „Quali“ gebracht.

seite 33

Schlägt sich die gemeinsame Arbeit in guten Zeugnis-

Wie viel freilich noch für eine wirkliche gesellschaftliche

noten nieder, ist das Glück groß – auf beiden Seiten.

Integration geschehen muss, erlebte Günter Krömer,

Man investiert viel Zeit und Energie, aber, so sind sich

als er mit seiner Frau bei den türkischen Eltern eines

alle Lernpaten einig, es kommt viel zurück – sei es ein

seiner Schützlinge eingeladen war. Als die Gastgeber

Lächeln, ein selbst gemaltes Bild oder gar ein liebe-

meinten, dass zuvor noch nie Deutsche bei ihnen in

voll gestaltetes Fotoalbum. Die Schüler lernen, was es

der Wohnung gewesen seien, habe ihn das berührt und

heißt Verantwortung zu übernehmen und was soziales

nachdenklich gemacht. „Auf beiden Seiten sollte da

Engagement vermag. Nur sehr selten hat ein Schüler

noch einiges geschehen“, meint Günter Krömer. Und da

sich wieder ausgeklinkt oder ein Lernpate das Hand-

hat er sicher Recht.

tuch geworfen, weil der Schützling unzuverlässig war.

Auch untereinander stehen die Lernpaten in Kontakt.

Einmal im Monat ist Stammtisch im Mooshäusl. Dort kann man sich austauschen. Die freiwilligen Helfer machen auch gemeinsame Ausflüge in Naturfreundehäuser.

Schulleiter Michael Schels steht voll und ganz hinter dem Projekt. Er schätzt die „integrative Hilfe, die durch

Wer Lust hat, sich als Lese- oder Lernpate zu engagieren, kann sich an Katharina Graf oder Günter Krömer wenden.

die Lernpaten geleistet wird. Der sehr rührige Pädagoge

Kontaktadressen:

pflegt eine Kultur der Offenheit im wörtlichen und über-

Katharina Graf, Caritas Jugendsozialarbeit an Schulen,

tragenen Sinne. Die Schule wird tagsüber nicht geschlossen, jeder Schüler kann mit Problemen zur Schulleitung kommen. „Wir müssen“, sagt er, die Kinder aus dem

Telefon (0841) 305-42752 Günter Krömer, ehrenamtlicher Lese- und Lernpate, Telefon (0841) 76850

Quartier an die Hand nehmen.“ Das war auch im Sinne vor über zehn Jahren lancierten Projekts „Soziale Stadt.

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Sch l ank ohne Diätfrust ? „Metabolic Balance“ Text: Barbara Schuster Im Frühjahr überrollt uns wieder die Diätwelle. Doch:

lich sind. Stoffwechselhormone werden dann wieder in

Was hilft wirklich, um Winterspeck loszuwerden oder

einer ausgewogenen Menge produziert, und es kommt

gar massives Übergewicht zu besiegen?

zu Verbesserungen bei vielen stoffwechselbedingten

Maxi Grabmaier möchte aus gesundheitlichen Gründen

Krankheiten. Funktioniert der Stoffwechsel wieder,

abnehmen und sucht eine Methode, die ihr das auf ge-

kommt es ganz automatisch zu einer bleibenden Ge-

sundem Weg ermöglicht. Ein Konzept, das anders ist als

wichtsabnahme. Außerdem führt Metabolic Balance zu

andere, heißt Metabolic Balance. Heilpraktiker Stephan

einem veränderten Körperbewusstsein.

Arens arbeitet damit seit über sieben Jahren erfolgreich.

Die WIR!-Redaktion unterhielt sich mit ihm darüber, was

Metabolic Balance harmonisiert einen entgleisten

dieses System auszeichnet.

Stoffwechsel, ist das richtig?

Genau! Es geht darum, falsche Ernährungsgewohnheiten gegen andere einzutauschen, die dem eigenen

Wir!: Was ist das Besondere an dem Diätprogramm?

individuellen Stoffwechsel förderlich sind.

Stephan Arens: Metabolic Balance ist keine Diät, sondern eine Lebensweise. Dieses Stoffwechselprogramm

Und woher weiß ich, was meinen Stoffwechsel harmo-

versorgt den Körper mit den Grundnährstoffen, die für

nisiert?

eine ausgewogene Biochemie im Organismus erforder-

Der Entwickler der Methode, Dr. Wolf Funfack, ein

seite 39

Internist und Ernährungsmediziner, hat ein System ge-

zeiten mit dem Eiweißanteil. Es gibt natürlich noch mehr

schaffen, mit dem aus 38 Blutwerten herauszufinden ist,

Regeln, aber auf diese einzugehen, würde den Rahmen

welche Nahrungsmittel dem Einzelnen zuträglich sind

dieses Interviews sprengen.

und welche weniger. Das hängt damit zusammen, dass die Leistung der an der Verdauung beteiligten Organe

Ist das Programm denn leicht durchzuhalten?

von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist.

Metabolic Balance ist weder eine Hungerkur noch eine Crash-Diät. Man lernt, sich den eigenen Bedürfnissen

Also bestimmen die Blutwerte dann über die Nah-

gemäß zu ernähren und wird belohnt durch ein Mehr an

rungsmittel, die ich essen soll?

Wohlbefinden und Energie, verliert Gewicht und auch

Richtig! Anhand der Laborwerte wird eine Positivliste

das eine oder andere Zipperlein und braucht sich auch

mit den für Ihre Stoffwechselsituation optimalen Nah-

vor dem Jo Jo-Effekt nicht zu fürchten. Allein dadurch

rungsmitteln erstellt, die Sie zunächst ausschließlich

ist man schon gut motiviert. Aber wenn die Motivation

und später zumindest bevorzugt zu sich nehmen sollen.

nachlässt oder andere Probleme auftreten, ist es meine Aufgabe als Betreuer, gegenzusteuern.

Und dann fängt man einfach an?

Das Programm gliedert sich in vier Phasen: Nämlich in

Und wie können Sie da helfen?

die Vorbereitungsphase, die strenge, die gelockerte

Zunächst muss ich eventuelle Verhaltensfehler aus-

Phase und die Erhaltungsphase. Die strenge Phase

schließen bzw. abstellen. Wenn jemand chronisch

dauert mindestens zwei Wochen, weil der Stoffwechsel

übersäuert ist und deshalb seine Fettverbrennung

diese Zeit mindestens braucht, um sich auf die neue Er-

erschwert ist, kann eine Diätkrise durch die Einnahme

nährungsweise umzustellen. Vor allem in dieser Phase

von Säurepuffern beendet werden. Macht der Klient

tut den Klienten eine fachliche Begleitung gut. Danach

alles richtig und ist trotzdem nicht zufrieden, kann ich

geht es in die gelockerte Phase, in der man lernt, die

mit Homöopathie oder Akupunktur helfen. Aber das ist

gesunde Kost zu genießen. Wichtig ist beispielsweise,

selten nötig.

möglichst unverarbeitete, natürliche Lebensmittel zu verwenden. Es ist Ihnen dabei erlaubt, ein bis zwei so-

Mit welchen Kosten muss man rechnen?

genannte „Schlemmermahlzeiten“ pro Woche einzuneh-

Das gesamte Programm, also Labor, ein individueller

men, bei denen Sie einfach essen, was Sie wollen – um

Plan von Metabolic Balance und die Betreuung durch

zu merken, wie Ihr Stoffwechsel darauf reagiert. Diese

mich kosten einmalig 360 Euro.

Phase dauert drei bis vier Wochen, bis Ihnen Ihre neue Lebensweise in Fleisch und Blut übergegangen ist und Sie sich eigentlich nicht mehr anders ernähren wollen.

Im Rahmen der „Maxi-Grabmaier-Solidaritätsaktion“

Dann folgt die Erhaltungsphase, in der Sie im Wesent-

vom 1. März bis 30. April biete ich das Programm für

lichen nach den Regeln leben und intuitiv wissen, was

einen Sonderpreis von 325 Euro an.

für Sie richtig ist.

Von welchen Regeln sprechen Sie? Jede Mahlzeit besteht aus einem Gemüse- und einem Eiweißanteil. Für Frühstück, Mittag- und Abendessen gibt es jeweils drei Vorschläge, von denen Sie ei-

Foto: Ritchie Herbert

nen wählen und sich dann aus Ihrer Liste aussuchen, worauf Sie Lust haben. Roggenbrot und Obst aus Ihrer Zusatzliste dürfen Sie in erlaubter Menge ergänzen.

Stephan Arens Heilpraktiker

Bei Metabolic Balance geht es unter anderem darum,

Im Medi-Center

den Insulinspiegel niedrig zu halten, um Heißhunge-

Mitterstraße 18-20 · 85077 Manching

rattacken zu vermeiden und den Fettabbau zu fördern.

Telefon 08459-333222

Daher ist zwischen den Mahlzeiten eine fünfstündige

Mobil 0173-3931065

Pause einzuhalten; auch beginnt man deshalb die Mahl-

www.naturheilpraxis-in.de

w i r i n i n g o l s ta d t. d e

Tr a d iti o n tr i ff t m o d er n e

seite 41

Ein zweites

ZUHAUSE Gastronomischer Service in familiärer Atmosphäre und gleichzeitig auf hohem professionellem Niveau erwartet Geschäftsreisende und Privatgäste im Hotel Domizil der Familie Hummel

Text: Barbara Schuster 100 Jahre wird der Betrieb im nächsten Jahr – und von Anfang an wurde er von der gleichen Familie geführt.

Schon diese Tatsache macht das Hotel zu etwas Besonderem. Doch das Domizil überzeugt mit vielen guten Eigenschaften.

Zimmer und Restaurant halten, was die repräsentative, sehr gepflegte Fassade verspricht. Die gemütliche Hotelbar wird gerne für einen After-work-Schluck genützt.

Viele Manager kommen hierher, weil sie die persönliche Atmosphäre schätzen, die den großen Hotelketten meist fehlt. In verschiedenen Restaurant-Räumen werden regionale Schmankerl und Gerichte der internationalen Küche serviert. Das Weinangebot überzeugt auch anspruchsvolle Genießer. In den gut ausgestatteten Tagungsräumen kann man (und frau) konzentriert referieren, präsentieren und arbeiten. Prädestiniert ist das Hotel natürlich auch für Privatfeiern jeder Couleur und Größe. Schon legendär ist die Trachtennacht, die alljährlich im Domizil stattfindet; sehr gut angenommen wird auch der wöchentliche Brunch, den die Hummels seit einiger Zeit anbieten.

Seit den Zeiten, als der von Franziska und Simon Hummel 1914 gegründete Betrieb noch „Gasthof Pionierübungsplatz“ hieß, hat sich viel verändert. Geblieben ist die Begeisterung für perfekte und liebevolle Gästebetreuung. Legendär ist Walburga Hummel, die vor rund 20 Jahren verstorbene Mutter des heutigen Besitzers Simon Hummel. Die dreifache Mutter führte das Gasthaus, nachdem ihr Mann nicht mehr aus dem

w i r i n i n g o l s ta d t. d e

Krieg heimgekehrt war, in der schwierigen Nachkriegs-

dort trefflich übernachten und sogar wohnen – mittler-

zeit allein weiter. „Eine Wirtin mit Leib und Seele“,

weile sind auch 17 Apartments angegliedert, die eben-

erinnert sich Evi Hummel, die Schwiegertochter. Die

so wie die Fremdenzimmer vom Feinsten ausgestattet

„Wally“ hatte ein goldenes Herz; Flüchtlinge wohnten

sind. Die Auswärtigen fühlen sich ebenso wohl wie die

nach dem Krieg in der Feldkirchner Straße, und oftmals

Schanzer, die im Domizil ihren Stammtisch haben oder

war die Wirtin Bankerin und Arbeitsvermittlerin. Zu zwei

ihre Feste feiern. Das Gästebuch weist viele Promis aus

Franzosen, die als Kriegsgefangene in Ingolstadt waren,

Showbusiness und Sport aus. Ein sehr bekannter Politi-

bestand noch viele Jahre lang ein enger freundschaftli-

ker hat Evi Hummel schon mal mit einem Blumenstrauß

cher Kontakt.

für die gute Bewirtung gedankt.

Viele Schanzer, die um 1950 geboren sind, verbrachten

Der Name „Domizil“, so Evi Hummel, ist ein Bekenntnis

als Teenager (damals hießen sie noch „Backfische“)

und ein Versprechen: Für die Gäste soll das Hotel ein

viel Zeit beim Ratschen und Kickern in der Wirtschaft.

wirkliches zweites Zuhause sein, in dem sie sich rund-

Walburga Hummel hat das Treiben immer wohlwollend

um wohlfühlen.

betrachtet. Die Gaststube mit den Gewölbedecken und

Nächstes Jahr, also im Jubiläumsjahr, wollen Evi und

den Holzverkleidungen an der Wand hat schon vieles

Simon Hummel ganz offiziell die Schlüssel an die

erlebt. Heiligabend war in der Ära von Walburg Hummel

nächste Generation übergeben. Sohn Ralf und Schwie-

übrigens immer ab 22 Uhr geöffnet. An weniger besinn-

gertochter Vanessa, die beide längst im Familienbetrieb

lichen Tagen ging es manchmal gar sehr bewegt zu. So

aktiv sind, haben das Gastronomie-Metier von der

soll ein Gast, ein leidenschaftlicher Donaufischer, einem

Pike auf gelernt. Ralf Hummel ist ausgebildeter Koch,

bösen Buben, der sein Angelzeug klauen wollte, mit

Hotelfachmann und Betriebswirt der IHK und hat bei so

einer Holzlatte, die er aus dem Zaun um das Gasthaus

guten Adressen wie dem Bogenhauser Hof und dem

herausgebrochen hatte, verdroschen haben.

Königshof gelernt und Erfahrungen gesammelt. Vanes-

Evi Hummel, die heutige Senior-Chefin, kam 1967 in

sa Hummel, die mehrere Sprachen fließend spricht, war

den Betrieb. Eine echte Schanzerin, in der Liebl-Klinik

im bekannten Münchner Hotel Vier Jahreszeiten. Die

geboren, in der Nähe des ESV-Stadions aufgewachsen.

Familientradition wird also weitergeführt. Die Gründer

Sie und ihr Mann Simon haben aus dem Gasthof Hum-

der „Gasthof Pionierübungsplatz“ wären stolz.

mel das Hotel Domizil gemacht. Seit 1990 lässt es sich

www.hoteldomizil.de

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50 Jahre KESSEL 50 Jahre Ideen

Die KESSEL AG feiert in diesem Jahr ein halbes Jahr-

sondern vor allem technische Innovation bietet. Aus dem

hundert innovative Entwässerungslösungen. „Wir sind

Ein-Mann-Betrieb des Firmengründers Bernhard Kessel,

stolz, auf eine 50-jährige Erfolgsgeschichte bei KESSEL

der heute Vorstandsvorsitzender der AG ist, hat sich ein

zurückblicken zu können und freuen uns, diese fünf

Marktführer mit rund 450 Mitarbeitern entwickelt.

Jahrzehnte gemeinsam mit unseren Mitarbeitern, Kunden, Geschäftspartnern und der gesamten Region zu

KESSEL s e t z t s i c h ei n

feiern“, erklärt Alexander Kessel, Vorstand der KESSEL AG für Vertrieb, Marketing und Personal. Das gesamte

Obwohl die Vertriebsaktivitäten der KESSEL AG weit

Jahr hindurch sind verschiedene Aktionen geplant. „So

über Deutschland hinaus reichen, setzt der Entwässe-

haben unsere Mitarbeiter beispielsweise bereits zum

rungsspezialist nach wie vor auf den Standort Deutsch-

Auftakt des Jubiläumsjahres ein Silvesterpaket erhal-

land. Seit 1979 produziert KESSEL in Lenting. „Der Erhalt

ten. Auch Preisaktionen für unsere Kunden und Ehren-

von Arbeitsplätzen in unserer Region ist uns wichtig.

amtsaktionen in der Region sind geplant“, sagt Kessel.

Deshalb engagieren wir uns auch über das eigene

Den Höhepunkt bildet die Jubiläumsveranstaltung mit

Unternehmen hinaus“, erklärt Kessel. So ist Kessel

einer großen Spendenaktion am 17. und 18. Oktober.

federführend in der Initiative „Verantwortungspartner für die Region“ aktiv, die beispielsweise ein Fördercamp

I n n ovati o n en fü r d i e Ent wä s s eru n g stec h n i k

für Kinder und Jugendliche ohne Aussicht auf einen

Mit der Herstellung von Werkzeugen und Spritzgusstei-

gen in der Region rund um Lenting.

Ausbildungsplatz organisiert. Darüber hinaus unterstützt KESSEL Theaterprojekte, Schulen und Sportveranstaltun-

len für die Kunststoff verarbeitende Industrie fing 1963 die Erfolgsgeschichte der KESSEL AG an. 1969 entwi-

Ü b er d i e KESSEL AG:

ckelte KESSEL die ersten Produkte für die Entwässerungstechnik. Mit der Anmeldung des Gebrauchsmus-

Die 1963 gegründete KESSEL AG aus dem bayrischen

ters eines Reinigungsrohres wird 1971 der Grundstein

Lenting zählt seit Jahrzehnten zu den führenden Her-

für das Staufix-Programm gelegt. Inzwischen ist Staufix

stellern von Entwässe-rungslösungen für Grundstücke

zum Synonym für Rückstauverschlüsse geworden. In

und Gebäude und beschäftigt rund 450 Mitarbeiter. Zum

50 Jahren Firmengeschichte konnte auf diese Weise

Produktspektrum zählen unter anderem Rückstauver-

ein umfangreiches Produktsortiment entstehen, das

schlüsse, Hebeanlagen, Abscheider, Kleinkläranlagen,

nicht nur Funktionalität mit Praxistauglichkeit verbindet,

Duschrinnen und Abläufe. www.kessel.de

w i r i n i n g o l s ta d t. d e

vo r d e m st端c k ist n ac h d em st端 c k

seite 45

Hinter den Ku lissen Eine Bildg esc hic hte 체ber die G esc hic htenerz채hler des Stad t the aters Text: Maxi Grabmaier Fotos: Ritchie Herbert

w i r i n i n g o l s ta d t. d e

n, i e s s s u m e F ar b w o hin ?  aber

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G roSS ist es , u n s er Th e ater . A b er n i c ht j ed er fi n d e t es sc h ö n – j edoc h u n v erw ec h s e lba r !

Vergangene Spielzeit und wohl auch diese wieder lockt es mit rund 140.000 (!) Besuchern mehr Zuschauer in die Vorstellungen, als unser Ingolstadt (mit knapp 130.000) Einwohner hat. Rein rechnerisch natürlich.

Der Zuschauer sieht vor dem geneigten Auge jedoch lediglich eine mehr oder minder große Schar Darsteller.

Das, was dahinter liegt, das bleibt ihm verborgen.

Deshalb schickten WIR! unseren Fotografen Ritchie Herbert mit seinem „Bildfänger“ für Sie hinter die Kulissen, um dort Impressionen eines Kulturbetriebes zu erhaschen, in dem etwa einhundertachtzig (180 in Zahlen!) fleißige Menschen ihr Können und Mühen zu einem Ganzen fügen!

Hier noc h ein w enig na c hg epinselt!

w i r i n i n g o l s ta d t. d e

Sc hätze versc hiedener Epochen

Ma nc h mal g ehztu !es a nimalisc h

O bwo h l au c h da s Th e ater ja h r n i c ht m eh r a l s 3 65 Tag e h erg i bt, wa r en es 60 8 Vo rste l lu n g en i n d er S pi e l zeit 20 1 1 / 12.

Erfreulich: Die erstaunlich hohe Anzahl Kinder- und Jugendlicher unter den Besuchern – 40.000 immerhin! Hierauf wird mit Kinderstücken für kleine Menschen ab bereits zwei Jahren gezielt – bayernweit einzigartig. Und neue Türen geöffnet. Was für eine Menge Arbeit steckt dahinter!?! Blut, Schweiß und Tränen, Stoßgebete, Flüche, Lampenfieber und vieles mehr...

tsi e k h c i l t n e f f Ö g, ar beit: Fleuißnid h u mor v ollnstark ! ner v e

seite 49

Alle bitte die Sc h uhe ru nter !

Ein riesig er Fu nd us an Kostü m en wird gepfleg t.

h i nter d en ku li s s en – a l le g eb en a l les .

Klassische und zeitgenössische Stücke werden von Intendanten und Dramaturgen gewählt. Regisseure, Theaterpädagoginnen, Musiker, Choreografen, Stimmtrainer und Assistenten aktiviert. Und das unerschütterliche Werkstatt-Team. Schauspieler, Sänger, Tänzer und Statisten werden – mit all ihrem Mut, ihrer Kreativität und ihrer Lebenskraft – zu der einzigen „Verabredung“ zusammengeführt. Und das bitte professionell. So werden dann Geschichten erzählt. Berührend. Bildend. Und Diskussionsstoff geliefert, für das Glas Wein und den „gesellschaftlichen Prozess“ danach.

Oh ne Tec h niknix ! lä uf t hier g ar

w i r i n i n g o l s ta d t. d e

Konstru ktion und Stückwerk

B ü h n en b i ld er w er d en erso n n en , Kostüme geschneidert, Masken, Perücken und Requisiten hergestellt. Pforten werden geöffnet und bewacht, Garderobe betreut, Karten verkauft oder getauscht. Kulissen werden geschoben, Texte soufliert. Und und und...

Viele kräf tige Hände packen mit an!

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F er tig e bespielbare Kulisse D i es A l les , u m I h n en sc h luSS en d li c h s i n n - u n d s i n n en vo l le G esc h i c hten s i c ht- u n d er leb ba r zu m ac h en .

In echt. Nicht nur virtuell. Von Angesicht zu Angesicht, nicht nur via facebook oder Pantoffelkino. Von Mensch zu Mensch! Was für eine schöne Kunstform! WIR! sagen hierfür Dankeschön!

Ein Kulissenba u er a m Wer k

w i r i n i n g o l s ta d t. d e

K n ut Tut G ut

Der R astlose Ein Intenda nt u nd die Vision Ing olstad t Text: Nick-IN Fotos: Ritchie Herbert

Er kam, sah und siegte. Er kam zu spät – wegen

Knut Webers Zeit als Intendant begann gleich mit ei-

eines Staues auf der Autobahn. Er sah sich der Fin-

nem doppelten Paukenschlag: Ließen sich die Ingol-

dungs-Kommisions-Hydra der Stadt Ingolstadt gegen-

städter dazu bewegen, bei nächtlichen Expeditionen

über. Und siegte: Knut Weber, ein eher introvertierter

ihre „unsichtbare Stadt“ neu zu entdecken? Sie ließen.

Erdenbürger, überzeugte in der – und die – K.o.-Run-

Und kamen sie zum „Heimatabend“ mitsamt Fresspake-

de – und ließ damit all die anderen Bewerber/innen

ten unter‘m Arm fürs Kalte Buffet beim anschließenden

um den Stuhl des Theater-Intendanten hinter sich. Ein

Theaterfest? Sie kamen. In Massen, übten Standing

feines, kleines Dramolett gleich zu Beginn…

Ovations und feierten bis tief in die Nacht. Knut Weber

seite 53

war in Ingolstadt angekommen – noch ehe seine erste Spielzeit begann. „Fremde Heimat“, die Spielzeit 2011/2012, verzückte von A wie „Amphitryon“ bis Z wie die „Zierde für den Verein“ – und dem „Jungen Theater“. Berührend war der „Abschied“ von Karlheinz Habelt bei der letzten Freilicht-Aufführung von „Der Bauer als Millionär“…

Diese F orm vo n Erzähl-Theater, die a us der Vork riegszvoeint sta m mt, w ill keiner uns m ehr sehen

Die zweite Spielzeit gilt als größte Herausforderung im Intendanten-Dasein. Knut Weber hält dem Druck bisher solide stand. Noch nicht mal Halbzeit, tauchten hier

Knut Weber: (lacht) Auf jeden Fall bin ich durch die 68er

doch etwa schon „Onkel Wanja“, „Das Fest des Lamms“

politisiert worden. Damals hatten wir schon die ersten

oder „Dylan. The Times They Are A-Changin‘“ auf.

Referendare an den Schulen, die durch die 68er-Be-

Und mit „Über den Dächern von Ingolstadt“ oder „Mei-

wegung geprägt waren. Da gab es zum Beispiel im

ne gottverlassene Aufdringlichkeit“ erlebte Ingolstadts

Sport-Unterricht „Gedenkminuten“ für den Schah. Diese

Altstadt auch diesmal ihr bestens inszeniertes Wunder…

allererste neue Lehrer-Generation hat auch in mir ein Bewusstsein geschaffen, das in unserer Generation

Es grenzte fast schon an ein Wunder, dass Knut Weber,

durchaus auf offene Ohren gestoßen ist. Sie sagten es

der „Man in Black“, Zeit gefunden hat für ein Gespräch

ja schon: Die Gesellschaft war in dieser Zeit noch sehr

mit Wir! So lernten Wir! einen Knut Weber kennen, der

stark geprägt durch die Vergangenheit, die Kriegs- und

trotz des an diesem Tag ziemlich vollen Termin-Kalen-

Nachkriegszeit, die 50er-Jahre. Gegen den Mief dieser

ders entspannt wirkte – und es auch war. Schnell war

Zeit stand die Jugendrebellion – wir wollten die Welt

klar, warum ihn das Ensemble – man möchte sagen –

verändern. (Tipp: Googeln Sie einfach mal die „68er“)

liebt: Er lässt sich auf sein Gegenüber ein. Er mag – so scheint es – die Menschen, er nimmt sie mit. Und er

Da ging‘s Ihnen nicht anders als mir. Bleiben wir noch

kann komplizierte Dinge verständlich erklären. Man

in dieser Zeit: Stichwort „Theater als Provokation“.

muss nicht Theaterwissenschaft studiert haben, um ihn

Ein paar Namen: Rainer-Werner Fassbinder, Peter

zu verstehen.

Stein oder Peter Handke. Der hat’s sogar bis in den

Sie begegnen „unseren“ Intendanten in unserem

Deutsch-Unterricht geschafft. Unvergessen die „Publi-

Interview auch als Zeitzeugen. Knut Weber war wohl

kums-Beschimpfung“ – Handkes erstes Theaterstück:

überrascht über den Anfang unserer Unterhaltung, die

1966 im Frankfurter Theater am Turm uraufgeführt.

seine Jugend, seine Studienzeit beleuchtete. Er hatte

Regie: Claus Peymann. Nicht der einzige handfeste

wohl Vergnügen daran. Immer wieder glitt ein Lächeln

Theaterskandal damals. War das notwendig?

über seine Lippen. Sie erleben also mit Knut Weber

Ja, ich denke schon. Man muss das immer aus der

auch ein – natürlich subjektives - Stück Zeitgeschichte.

Zeit heraus verstehen. Um die verkrusteten Strukturen

Schön, dass er sich darauf eingelassen hat.

aufzubrechen, glaube ich, war das alles notwendig. Wie

Aber sehen und lesen Sie selbst:

sich über diese neue Form vom Regie-Handschriften – von Leuten wie Peter Stein, Peter Zadek oder Klaus Michael Grüber – eine ganze Generation von Regisseuren plötzlich aufgemacht hat, sich gegen dieses Stand-

Wir!: Herr Weber, 1968 waren Sie zwar grad mal 15 Jah-

bein-Spielbein-Theater der Vorfahren zu stellen, um

re alt – aber einer aus der 68er-Generation. Erinnern

Geschichten neu zu erfinden, neu zu erzählen…

wir uns: Es ging gegen die starren Strukturen, gegen

Ich hab’s zwar damals nur im Fernsehen gesehen, aber

den Vietnamkrieg, gegen die rigide Sexualmoral, ge-

Peter Stein in Bremen mit dem legendären „Tasso“ –

gen Unterdrückung. Es ging um die Rolle der Frau und

Bruno Ganz in der Titelrolle – das war ein Riesenschritt.

um die mangelnde Aufarbeitung der NS-Vergangenheit.

Ich meine, im Programmheft konnte man es damals le-

Wie hat Sie die 68er-Bewegung, der Geist, der Mythos,

sen: Es galt, „den überflüssigen Zuckerguss der Hohen

die aufmüpfige Kultur „mitgenommen“, begeistert,

Kunst, mit dem das unnötige Elend überzogen wird“,

beeinflusst?

sichtbar zu machen…

w i r i n i n g o l s ta d t. d e

Was tat sich da außerhalb Deutschlands?

Also schon sehr anti-elitär…

Ich sehe sehr viel Theater in Ländern wie Frankreich,

Jajaja (lacht) Ja, in dieser Bandbreite fand ich das eben

England oder Italien, wo es diese Bewegung so nicht

auch immer interessant. Ich war nie nur immer auf einer

gab, wo immer noch diese ungebrochene Tradition

Seite zuhause – und das ist auch so geblieben. Ich

existiert – zumindest in den großen Häusern, nicht in

hatte und habe ein großes Faible für Straßen- und Figu-

der freien Szene. Das ist langweilig. Diese Form von

ren-Theater, aber gleichzeitig interessiert mich natürlich

Erzähl-Theater, die aus der Vorkriegszeit stammt, will

die Hochkultur. Klar!

keiner von uns mehr sehen. Dagegen haben sich im deutschsprachigen Raum und in Osteuropa die Sehge-

Und wie war Ihre – sagen wir mal so – musikalische

wohnheiten dauerhaft und nachhaltig verändert. Und

„Sozialisation“?

darüber bin ich sehr froh.

Ich bin ja im Grunde genommen bei Bob Dylan stehen geblieben. (Das saß – er lacht)

Dieser Aufbruch hat Sie beeinflusst…

Auf jeden Fall. Jajaja. Wobei ich noch bei den alten

Was mich nicht wirklich wundert. Ich brauch ja bloß auf

Knochen gelernt habe. Boleslaw Barlog zum Beispiel –

den Spielplan schauen. (Wir lachen beide)

das war mein erster Regisseur, bei dem ich als Regieas-

Ja – wie es halt damals angesagt war: Die Stones, die

sistent gearbeitet habe. Das waren halt tatsächlich noch

Beatles, Dylan – das waren die Fixsterne am Himmel.

die alten Geschichten-Erzähler.

Ich habe, ehrlich gesagt, die Affinität zur Oper erst später entdeckt. Deswegen wollte ich seinerzeit unbedingt

Gehen wir doch noch kurz zu Ihrer Berliner Studienzeit

nach Karlsruhe, weil es eben ein Viersparten-Theater ist

zurück– Theaterwissenschaften, Germanistik und Phi-

– mit der Oper.

losophie, das ist ja schon ganz schön üppig. Wie haben

Zur Oper fühlte und fühle ich mich zunehmend hingezo-

Sie dort das Theater der 70er- und frühen 80er-Jahre

gen. Mein Erweckungs-Erlebnis war wohl „Der Ring“ von

erlebt?

Patrice Chéreau, den ich 1976 in Bayreuth gesehen hab.

Sehr unterschiedlich… Da war natürlich die legendäre

Es war der Bayreuther Jahrhundert-„Ring“. Für konserva-

Schaubühne. Hier hab ich alles gesehen. Und es gab

tive Wagnerianer ein Skandal, Verrat.

das Schiller-Theater, das sehr wichtig war, aber mittler-

Aber mir hat es die Augen geöffnet – was man mit Oper

weile leider, leider geschlossen ist. Im Schiller-Theater

und Musik-Theater alles machen kann. Wie ein ganz

hat man großartige Schauspieler gesehen, die auch

neues Fenster aufgeht, wie man Stoffe neu entdecken

mein Verständnis von Schauspielerei geprägt haben.

und erzählen kann. Mit großartigen Sängern, mit einem

Rolf Boysen, Martin Held, Bernhard Minetti, Berta

klaren Konzept. Das ist eine Form von Musik-Theater,

Drews… Alle großen Protagonisten waren ja damals am

die ich plötzlich entdeckt habe und die mich bis heute

Schiller-Theater.

nicht mehr loslässt.

Und gleichzeitig haben wir auf studentischer Seite versucht, durch Theater, durch Straßen-Theater, direkt und

Das ist ja quasi das Stichwort – landen wir einfach

ohne Institutionen, an die Menschen, an die Zuschauer

im Hier und Jetzt: Ihre Leidenschaft gilt also auch

heranzukommen. Wir haben Theater gemacht über The-

und besonders der Opern-Regie. Isabella Kreim sah

men, die zumindest von studentischer Seite interessant

Anfang 2012 im Kulturkanal gar ein neues Zeitalter des

waren.

Stadttheaters Ingolstadt heraufziehen: „Pimpinone oder

nf t u k u Z ie d r fü ir w s a W hier pla nen, ist eenindig es fa c et tenreic hes, levbielen The ater mit Stof fen u ntersc hiedlic henu ren u nd Regisse

Die ungleiche Heirat“ war quasi Ihr Pilotprojekt der Oper, der Jungen Oper für Ingolstadt. Diese Urmutter der Komischen Oper von Telemann, fast 300 Jahre alt, kommt unter Ihrer Regie im Heute an: rotzfrech, witzig, tiefgründig…

Ja, das macht auch großen Spaß. Es ist auch ein archaischer Stoff: Junge Frau – alter Mann lässt sich übertölpeln. Wunderbar – daraus kann man auch heute viel ziehen. Wobei wir das Stück nicht gewaltsam ins Heute

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gezerrt haben. Wir haben „Pimpinone“ faktisch durch den Raum, durch die Bühne im Zeitlosen gelassen. Und das war, meine ich, die richtige Entscheidung.

Was können oder dürfen wir vom „neuen Zeitalter des Stadttheaters Ingolstadt“ im weiteren Sinne zukünftig noch erwarten?

Also – das Stadttheater Ingolstadt ist ein reines Schauspielhaus. Und das wird auch so bleiben, das ist klar.

Mein Anspruc h ist, dass w ir das, w as w ir ma chen, gut ma chen .

Dass die Qualität stim mt.

Dennoch: Die große Oper werden wir einkaufen, Ballett und Tanz ebenfalls. Was ich aber in Ingolstadt zunehmend verankern möchte, ist die Junge Oper. Oper für

auch wichtig fürs Ensemble. Gleichzeitig werden wir den

Kinder und Jugendliche, wobei pro Spielzeit eine Pro-

Weg, in die Stadt hineinzuwirken, weitergehen und uns

duktion in diesem Segment angeboten werden soll.

weiterhin einmischen.

Da würde es mich natürlich besonders freuen, wenn es

Wir werden Orte in dieser Stadt ergründen, die man mit

mit dem Georgischen Kammerorchester eine koopera-

dem Theater neu entdecken kann. Und wir werden die

tive Zusammenarbeit gäbe. Man muss sehen, wie sich

internationale Kooperation, die wir jetzt mit Budapest

das entwickelt.

angefangen haben, in Zukunft auch fortsetzen.

In der kommenden Spielzeit wird es auf alle Fälle eine

Also, diese Spannbreite zwischen „sich mit Haut und

Kinderoper ab sechs Jahren geben. Mit einem kleinen

Haar auf die Stadt, auf Ingolstadt einlassen“ und der

kammermusikalischen Orchester, mit einer kleinen Sän-

Diskussion „wie soll Ingolstadt aussehen in dreißig,

ger-Besetzung. Und ich werde sie inszenieren. Klar, es

vierzig Jahren“ einerseits und eben die internationale

liegt mir schon sehr viel daran, dass Kinder schon sehr

Vernetzung andererseits werden wir verfolgen. Beides

früh mit diesem – ja – seltsamen Genre Oper in Berüh-

ist uns wichtig.

rung kommen.

Zum einen sollen die Kinder erfahren, dass ihre eigenen

Nach der „Fremden Heimat“ in der letzten Spielzeit

Themen in dieser Kunstform behandelt werden. Dass

nun „Rasender Stilstand“. Er hat schon verblüfft, dieser

sie sich darin wiederfinden. Zum anderen: Wenn das in

altstadtweite Theater-Parcours. Erst „Über den Dä-

diesem frühen Alter nicht passiert, werden sie es auch

chern von Ingolstadt“. Und dann „Meine gottverlassene

später nicht mehr lernen, fremd bleiben.

Aufdringlichkeit“ in einer Altstadtwohnung – inmitten dieser gediegenen Spießigkeit der 50er, 60er Jahre...

Angewandte Theater-Pädagogik…

…da ist sie wieder.

Ja. Es wäre ein kultureller Verlust und da stehen wir alle in der Verantwortung. Darum liegt mir an der Jungen

Buchstäblich… Wie machen Sie das? Wie kommt man

Oper so viel. Wir können keine eigene Sparte aufbauen

auf so was?

– aber eine Produktion pro Spielzeit. Und Tanz deckt

Naja, man muss sich in der Stadt bewegen. Dann hört

ja in gewisser Weise die Sparte Junges Theater ab.

man auch von Orten, die normalerweise verborgen blei-

Die machen ja pro Spielzeit eine spartenübergreifende

ben. Augen aufhalten, durch die Straßen marschieren,

Produktion, bei der Sprech-Theater und Tanz zusam-

mit vielen Leuten reden – dann erfährt man so was. Und

menfinden.

diese Altstadtwohnung hab ich mir mal angeguckt vor zwei Jahren, weil wir noch dringend eine Wohnung fürs

Ansonsten?

Theater, für die Schauspieler gesucht haben.

Ansonsten – was wir für die Zukunft hier planen, ist ein

Diese Wohnung war dermaßen theatral und in einer

facettenreiches, lebendiges Theater mit vielen unter-

Weise abgefahren, dass ich gespürt hab: Irgendwann

schiedlichen Stoffen und Regisseuren. Ich denke, das ist

werden wir hier Theater spielen. Und dann kam uns

wichtig für ein Haus dieser Größenordnung.

„Meine gottverlassene Aufdringlichkeit“ zwischen die

Wir sind hier das kulturelle Flaggschiff! Wir müssen

Finger. Da war klar: Das ist der richtige Ort. Und ich

viele unterschiedliche Handschriften zeigen. Das ist

kann Ihnen versprechen: Es wird nicht der letzte sein.

w i r i n i n g o l s ta d t. d e

Das „Junge Theater“ – sogar mit eigenem Ensemble

Kommen die Teenies schon mal allein oder eher schul-

– auch das ist neu. Das ist Ihr Ansatz – wir waren ja

klassenweise?

schon mal bei dem Thema – um auch Jugendliche und

Beides. Im Wesentlichen kommen Schulklassen. Wir

Kinder fürs Theater zu begeistern…

haben das Prinzip der Schul-Partnerschaften sehr in-

Auf jeden Fall. Und es gilt, ein kontinuierliches Ange-

tensiviert. Dadurch und durch die Theater-Scouts, also

bot zu schaffen. Es ist ja schon phänomenal, wie diese

Schüler, die sich alle Produktionen angucken können

Sparte hier in Ingolstadt angekommen ist. Unsere

und wieder rückkoppeln in ihre Klassen, hat sich die Zu-

Vorstellungen sind regelmäßig ausverkauft. Der Bedarf

sammenarbeit mit den Schulen und den jungen Leuten

in den verschiedenen Altersgruppen ist enorm, wir

richtig intensiviert.

können ihn nicht wirklich befriedigen. Wir haben jetzt

Und wir machen eine ganze Menge Angebote für junge

schon die Sparte um zwei Schauspieler aufgestockt –

Leute, die denen Spaß machen und wenig bis gar kein

von drei auf jetzt fünf; und eine zusätzliche Pädagogin

Geld kosten. An den Wochenenden am Nachmittag

eingestellt. Weil wir sonst dieser Nachfrage gar nicht

sind es frei verkaufte Vorstellungen für Kinder mit ihren

mehr gerecht werden könnten. Das ist natürlich wun-

Eltern. Das Junge Theater hat wirklich Zukunft.

derbar. Eine bessere Bestätigung, ein besseres Zeichen kann es gar nicht geben.

Jetzt geh’ ich mal durch die Wand: Ist man heutzutage als Intendant quasi verpflichtet, Klassiker an den Zeitgeist anzupassen? Etwa Gretchen nackt…

(Der Blick, die Stimme: Lebst du hinter dem Mond?!?)

Ach, das interessiert mich alles nicht. Es sei denn, es ist vom Stück heraus, vom Autor her motiviert. Die Zeiten sind nun wirklich vorbei, als man mit nackten Menschen provozieren wollte und auch provozieren konnte. Das langweilt heute nur noch jeden.

Theater ist immer zeitgenössisch – ist auch immer zeitgenössisch gewesen. Ob es die Antike war, Shakespeare oder Goethe. Goethe hat in seinen zeitgenössischen Kostümen Stücke aus der italienischen Renaissance gespielt. Shakespeare hat in Kostümen des 17. Jahrhunderts „Troilus und Cressida“ aufgeführt.

Also: Theater lebt immer in seiner Zeit – und man muss es auch dort verorten.

Wir wollen ja kein Museum. Und insofern, glaube ich, muss sich jedes Regie-Team sehr gut überlegen: Wo sind in jedem Stück die Stränge, an die man heute andocken kann, um auch ein heutiges Lebensgefühl zu treffen. Sonst interessiert es nicht.

Wenn man keine Fantasie für das Heute hat, sollte man die Finger von Klassikern lassen.

Dieses verzopfte Theater, das so tut, als würde es wissen, wie damals im 18. Jahrhundert Theater gemacht wurde, das ist eben ein großer Irrtum. Das funktioniert nicht.

Stichwort Werktreue…

Für mich gibt’s keine Werktreue. Werktreue im Sinne, dem Autor und dem Werk treu sein: Ja. Das würde ich für mich absolut in Anspruch nehmen – und für jeden

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Es würde mich besonders fre uen, wenn es mit de m eine ko operative G eorgisc hen Ka m m er orchester gä Zusa m m enar beit be Regisseur, der intelligent ist. Das heißt aber nicht, dass

Klaus Michael Grüber der Leitstern. Eine Theater-Legen-

man den Goethe mit Zopf spielen muss. Werktreue ist

de, für mich einer der ganz großen Theater-Regisseure.

für mich Verpflichtung gegenüber dem Werk und dem Autor. Ich muss mich fragen: Warum spielen wir heute

Das Stadttheater steht ja vor einer längeren Renovie-

den Faust. Und wenn man den Faust II liest und da Go-

rungs-Phase. Eine Herausforderung für alle Theater-

ethes Kapitalismus-Kritik ernst nimmt, ergibt sich daraus

menschen. Das gesamte Gebäude wird eine Baustelle,

eine Interpretations-Schiene für Faust I und Faust II. Wie

der Spielbetrieb wird ausgelagert. Wollen Sie sich das

das jetzt konkret aussieht, ist eine andere Frage – aber

antun oder – demissionieren?

da kann, da muss zeitgenössische, heutige Welterfah-

Neinnn. Ich persönlich sehe das sehr sportiv. Es ist doch

rung in die Arbeit mit einfliesen.

eher eine Herausforderung, das Publikum mitzunehmen für einen Zeitraum von für mich mindestens zwei Jahren.

Was ist denn Ihr Maßstab für Erfolg?

Das Publikum an andere Spielorte zu führen und mit

Für Erfolg? Das Publikum! Die Reaktion des Publikums.

anderen Spielorten andere Spielweisen zu entdecken

Ich sag jetzt gar nicht: Volles Haus. Weil ich genau

– das finde ich sehr spannend. Aber neue Spielstätten

weiß, wenn wir Jelinek auf den Spielplan setzen, wird

müssen ja erst mal da sein. Und das dauert. Ich kenne

es nicht den gleichen Zuschauerkreis ansprechen wie

jetzt noch keinen Bauabschnitt, der begonnen wurde. Ich

ein Musical. Trotzdem muss man diese Autoren zeigen,

weiß es nicht, aber das Ziel 2016 ist schon sehr sportiv.

schließlich gibt es viele Menschen, die solche Stücke sehen wollen. Es ist ja auch unsere Verpflichtung,

Zeichnet sich schon was ab?

zeitgenössische Autoren zu fördern – dafür kriegen wir

Bis jetzt ist immer die Rede von der Reithalle im Klen-

Subventionen.

zepark als alternativem Spielort fürs Große Haus – der

Mein Anspruch ist, dass wir das, was wir machen, gut

dann später wieder zurückgerüstet wird fürs Kleine

machen. Dass die Qualität stimmt. Da will ich mir nichts

Haus. Dauerhaft. Und im jetzigen Kleinen Haus am

vorwerfen lassen.

Turm Baur sollen dann endlich der Malersaal und die

Und das Publikum merkt das. Das weiß ich. Das Publi-

Werkstätten unterkommen.

kum spürt intuitiv, ob etwas flapsig oder ungenau gear-

Das ist auch dringend nötig – hinter der Bühne hier

beitet wurde – oder ob die Schauspieler auf der Bühne

sind die Zustände wirklich katastrophal! Da muss ich

präzise sind und auch eine Haltung zu dem haben, was

meine Leute wirklich bewundern, wie sie das alles trotz-

sie da spielen und sagen. Das kommt über die Rampe.

dem schaffen.

Aber bis jetzt sind ja die Reaktionen des Ingolstädter Publikums durchaus positiv.

Und zum Schluss noch das: Welche Frage würden Sie noch unbedingt beantwortet sehen wollen? Eine Her-

Und – welche Vorbilder haben Sie eigentlich als Inten-

zens-Angelegenheit?

dant?

Jaaa – eine Herzensangelegenheit wäre tatsächlich,

Also, was Frank Baumbauer gemacht hat in seinen

dieses Theater gut durch diese schwierige Phase des

Zeiten als Intendant in Basel, Hamburg und München,

Umbaues zu führen. Und danach in den Räumlichkei-

war schon großartig. Er war immer eines meiner großen

ten – die dann zeitgenössisch (ein Lieblingswort) die

Vorbilder. Ich hab auch Friedel Schirmer immer sehr

Infrastruktur haben, die man heute braucht, um Theater

geschätzt. Beide waren übrigens nicht-inszenierende

zu machen – meine Zeit als Intendant abzurunden.

Intendanten. Es spricht auch einiges dafür, dass Intendanten nicht zu viel inszenieren sollten.

Herr Weber, ganz im Ernst: Vielen Dank für dieses wirk-

Und künstlerisch war für mich über viele, viele Jahre

lich spannende Gespräch – und: Toi, toi, toi…

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A lles The ater Text: Nick-IN

Das Theater ist sprichwörtlich in aller Munde. Sprichwörtlich im wahrsten Sinne des Wortes. Ohne theatralisch sein zu wollen: Wie sehr Redewendungen, Zitate und Begriffe, die wir quasi tagtäglich einsetzen, ihren Ursprung in der Welt des Theaters haben, zeigt Ihnen diese kleine Auswahl, die sich noch beliebig ergänzen ließe. Wir müssen nur genau hinhören. Die Spurensuche etwa via Internet kann richtig spannend sein…

Toi, toi, toi Es ist ein noch heute gern gepflegter Brauch, Schau-

mal wieder die Begriffe: „Es ist die allerhöchste Eisen-

spielern vor dem Auftritt Gelingen zu wünschen. Aber

bahn, die Zeit ist schon vor drei Stunden anjekommen.“

nur über die linke Schulter. Und Schauspieler bedanken

Heutzutage verwenden wir den ersten Teil des Zitates als

sich auch nicht dafür, weil dies Unglück brächte.

Redewendung, wenn es eilt, also „allerhöchste Zeit“ ist.

Und wir wünschen uns damit „viel Glück“…

Kein Blat t vor den Mund nehm en

So ein Affenthe ater Im 19. Jahrhundert kannte man die „Menagerie“, Vorläufer des heutigen Zoos. Eine Attraktion und Volksbe-

Noch bevor es Masken gab, verbargen Schauspieler

lustigung war es, dressierte Affen in Menschenkleidung

ihr Gesicht gern hinter einem Blatt (Papier), um nicht

Kunststücke vorführen zu lassen. Zwar dem richtigen

erkannt zu werden, um einer Strafe zu entgehen. Vor

Theater fern, ist uns diese Redewendung erhalten

allem dann, wenn sie hochrangige Personen kritisierten

geblieben.

oder auf die Schippe nahmen.

Heute verwenden wir dieses geflügelte Wort etwa,

Diese Redewendung fällt oft, wenn jemand seine Meinung

wenn sich jemand übertrieben aufregt: „Mach nicht so

direkt, ohne zu zögern und ohne Beschönigung sagt.

ein Affentheater.“

Es ist aller höchste Eisenba hn

Ab du rc h die Mitte Ursprünglich war es eine Regie-Anweisung. Schauspie-

Der Berliner Schriftsteller, Humorist, Journalist und Ver-

ler können von der Bühne nach beiden Seiten, aber

leger Adolf Glaßbrenner (1810-1876) schrieb 1847 das

auch nach hinten „durch die Mitte“ abgehen.

Theaterstück “Ein Heiratsantrag in der Niederwallstra-

In der Alltags-Sprache wollen wir hier schnellstens

ße”. In einer Szene vertauscht der Briefträger Bornike

verschwinden.

seite 59

A nto n T y ro lle r u n d s ei n e ku n st

S ichtbar mach e n , B rücken bau en Text: Barbara Schuster Das Unbewusste sichtbar zu machen und Brücken zu

diese an Bedeutung für das Ganze verliert. Solidarität

bauen – das ist es, was den Künstler Anton Tyroller

und solidarische Aktionen üben auf ihn eine besondere

antreibt. Ein kleiner Ausschnitt seines Schaffens war in

Faszination aus, betont Anton Tyroller. Ein wunderbares

der neuen Galerie am Kunstpark in der Tränktorstraße

Beispiel dafür liefert die Installation „Die Brücke“. Hier

zu sehen.

verbinden sich 33 fast lebensgroße Figuren aus Holz zu einer acht Meter langen und vier Meter hohen Brücke.

Tyroller gehört bereits seit 1994 dem Bundesverband Bil-

Eine gleichnamige Videoinstallation greift erneut sehr

dender Künstler, BBK, an und ist Mitglied der Gruppe Art

gekonnt dieses Thema auf, ebenso seine neueren, einen

Experiment. Der 1963 in Augsburg geborene Künstler lebt

ganz besonderen Zauber ausstrahlenden Computergra-

und arbeitet in Ingolstadt. Neben Malerei und Objektkunst

fiken wie „Piano“, „Reiter“ oder „Baustein“. Verblüffend

ist er zunehmend im multimedialen Bereich tätig.

real-surreal auch das Video „Haut“.

Der Mensch und sein Leben im sozialen Gefüge ist das Thema, das sich durch alle Arbeiten des Künstlers zieht.

Anton Tyroller bedient sich dazu verschiedener Ausdrucksformen: Ob mit reduzierten Körperformen wie bei der in der Galerie am Kunstpark ausgestellten Skulptur „Tenor“ oder durch Kollektivaktionen in Videos und Computergrafiken. Tyroller versteht es, den Fokus des Betrachters auf die einzelne Figur zu richten, ohne dass

Mehr über den Künstler unter www.tyroller.net und www.art-experiment.de

w i r i n i n g o l s ta d t. d e

„Von de r Rolle? “ Bet tina Reinisch dreht durch .............

seite 61

Text & Fotos: Maxi Grabmaier

Ein Wirbelwind aus Niederbayern, flott bis hyperaktiv,

interessiert. Schön, dass sie es geschafft hat, ihre Bio-

je nach Tagesform. Filme dreht sie, Theater spielt sie,

grafie bis auf die Schanz durchzumäandern. Findet sie

Fotografie ist ihre zweite Passion. Aber begonnen

selbst auch, mag die Mischung der Leute, verschiedene

hat alles rein wissenschaftlich: Studium der Film- und

Soziokulturen. „Klein und fein! Schön, wenn man sich

Medienwissenschaften in Jena. Raus aus Bayern –

kennt und mit Freunden zusammen arbeiten kann.“

weg vom Konservativen war ihre Devise. Während des

So kam sie über einen Freund eines Freundes 2009

Studiums für sechs Monate Praxissemester in Berlin.

schließlich nach Ingolstadt, um hier das Internationale

Dann nach London, wo sie Fotografie studierte und mit

Filmfestival 20MIN|MAX zu betreuen und weiterzuent-

der Film- und Kunstszene verwuchs. Fotografie wollte

wickeln. Seit 2012 gehört sie auch dem Vorstand der

sie von der Pike auf lernen, mit Dunkelkammer und

Fronte 79 an, betreut dort auch allwöchentlich eine

allem drum und dran.

Gruppe Jugendlicher im Filme drehen, schneiden, be-

......... Ingo lstadt „Stadtlandschaften“ war ihr auserkorenes Promotions-

lichten.... Nachwuchsförderung ist ihr wichtig, deshalb

thema. Deshalb ging sie nach dem Studium für vier

gibt sie auch einen Beitrag zum Ferienpass.

Monate nach China, ans Goethe-Institut in Peking.

Wer sie in Aktion erleben möchte, hat dazu im Stadtthe-

Dort war es erstmals möglich, Filme abseits staatlicher

ater in Schillers „Fiesco zu Genua“ Gelegenheit – dort

Zensur zu drehen. Ein Riesenvolk begann zu erwachen,

stellt sie eine Kamerafrau dar! Nebenbei dreht sie Trai-

sich zu liberalisieren, Gedanken und Bedürfnisse zu

ler fürs Theater Ingolstadt zusammen mit dem Grafiker

formulieren, größtenteils friedlich, über verschiedene

und Multitalent Daniel Lange; mit ihrer gemeinsamen

künstlerische Ausdrucksformen beispielsweise. „Diese

Firma „clap your Hands“ produzieren sie Imagefilme

Aufbruchstimmung, das Spannungsfeld und die facet-

und andere Auftragsarbeiten. Außerdem schreibt sie

tenreichen Verläufe finde ich interessant, ebenso die

noch für die mit WIR! befreundete WERKSPOST. Dafür

interkulturelle Kommunikation, Umbrüche“ so erzählt

schläft sie manchmal eben weniger…

sie, und ihr ganzer Körper reagiert, die Augen blitzen

Wo soll das noch hingehen? „Keine Ahnung, mal schau-

hellwach.

en was so kommt, es müssen halt noch neue Leute

Anschließend kam die Arbeit für verschiedene Galerien,

nachwachsen, es gibt hier so viel zu tun...“

Promotion zum Thema Stadtlandschaften, Ausbildung

Während der nächsten Wochen jedenfalls warten mehr

zur Kuratorin, Dozenten - Stelle an der Uni Jena.

als 1.200 Kurzfilme aus aller Welt auf Sichtung. „Das

Auf die Frage, wie sie denn zum Film gekommen sei,

wird schön spannend und international, denn es gibt

erzählt sie freimütig: „Im Grunde bin ich ohne Fernse-

auch dieses Jahr wieder tolle Einsendungen aus aller

her aufgewachsen, so dreimal die Woche gab’s dafür

Welt, auch von Filmemachern, die bereits in Cannes

einen ausgesuchten Videofilm.“ So einfach kann das

gelaufen sind. Also nix wie ran an die Vorbereitung für

Leben sein! Weniger Dauerkonsum, dafür gewählte

das große, einwöchige Festival vom 11. bis einschließ-

Qualität und drum herum Raum und Zeit zur Reflexion.

lich 17. Mai 2013. Cineasten der Region: Termin schon

Dazu Talent, Willenskraft und Eloquenz. Ihre Sprache

mal eintragen! WIR! sehen uns dort!

sind bewegte Bilder. So hat sie einfach studiert, was sie

www.20minmax.de

w i r i n i n g o l s ta d t. d e

zu ku n f tsv i s i o n Sc h los s l ä n d e

Stadt – Kunst – Fluss Ein erster Schritt ist getan: Mit dem Klenzepark ist die

Konrad-Adenauer-Brücken-Unterführung „tiefer gelegt“

Donau ein Stückchen an Ingolstadt herangerückt. Aber

und bis zur Donau „überdacht“.

ein richtiges Leben an und mit dem Fluss gibt es, mit

Soweit der notwendige Hochwasserschutz dem nicht ge-

wenigen Ausnahmen wie dem Donaufest, kaum.

nerell widerspricht, entsteht so ein zur Donau hin offener

Von der Altstadt-Seite aus – „abgeschnitten“ von der

Tunnel. „Oberirdisch“ sollen die vorhandenen Gehwege

Verkehrsader Schlosslände – ist die Wahrnehmung des

erhalten bleiben und die Kunstpark-Fläche in Richtung

großen Flusses eingeschränkt. Idee-aler Weise könnte

Donau und Stadttheater vergrößert werden.

es auch anders sein – aber wie bitteschön?

Zentrum der Schlossländen-Überdachung ist eine runde Bühne – rund als Symbol für das Glacis. Zur Hälfte auf Pfei-

Die WIR!-Redaktion entwickelte die Kunstpark-Vision:

lern an und über der Donau „schwebend“, soll die runde

Ausgehend vom Kunstpark – also dem Bereich zwischen

Bühne den Fluss erlebbar machen und auch der darstellen-

Donaukaserne und Schlosslände – wird die Schlosslän-

den Kunst wie Tanz, Musik oder Theater Platz bieten.

den-Fahrbahn bis Höhe Stadttheater in Verlängerung der

Exakt unter ihr, etwa auf Straßenniveau, findet die

seite 63

Vision: Maria Bentz, Umsetzung: Fabrizio Verni, Text: Stephan Arens, Fotos: Ritchie Herbert

Aber die Möglichkeiten, diesen wundervollen Platz zu nutzen, wären damit sicher noch nicht ausgeschöpft. Denkbar ist die gastronomische Bewirtschaftung eines Glaspavillons.

Die verschiedenen Zugangsmöglichkeiten zum Kunstpark sollen noch um eine weitere ergänzt werden. Uns Bühne in einer gleichgroßen, runden Fläche ihre Ent-

schwebt – im wahrsten Sinne des Wortes – eine Brücke

sprechung. Diese könnten zum Beispiel Wassersport-

vor, die vom Ende des Parks direkt auf die Terrasse des

ler nutzen.

Stadttheaters führt. So wäre nicht nur symbolisch eine

Der durch die Überdachung der Schlosslände ge-

Brücke zwischen bildender und darstellender Kunst ge-

wachsene Kunstpark böte den Ingolstädtern nicht nur

schaffen, sondern die Stadt wäre auch um einen außer-

ein Zentrum urbanen Lebens am Fluss, sondern auch

gewöhnlichen „Hingucker“ reicher.

Kreativen unterschiedlichster Richtungen Raum zum

Auch der Verkehrssicherheit wäre gedient, denn die

Arbeiten und Ausstellen.

Schutterstraße ließe sich gefahrlos überqueren.

w i r i n i n g o l s ta d t. d e

zu ku n f tsv i s i o n g l ac is

Über rote Brücken kannst du geh’n Das Glacis ist Ingolstadts einzigartiger Grüngürtel, wel-

Unsere Idee: Brücken bauen – im wörtlichen wie im

cher die historische Altstadt umgibt – die grüne Lunge

übertragenen Sinn. Brücken zwischen dem Rathaus und

der Stadt, sechs Kilometer lang und 120 Hektar groß.

den Bürgern. Und Brücken über die querenden Straßen

Ursprünglich das Schussfeld der Landesfestung aus

und Gewässer des Parks.

dem 19. Jahrhundert ist das Glacis heute als Park und

Brücken, ästhetisch sich schmiegend oder luftig schwe-

„Freilicht-Museum“ mit vielen historischen Bauten ein

bend – moderne, historische, japanisch anmutende

beliebtes Naherholungs-Gebiet der Schanzer.

Brücken, aus Holz, aus Stein, aus Metall ...all das ist

Die gut ausgebauten Rad- und Fußwege des Glacis

denkbar und verhandelbar.

werden immer wieder durch Straßen unterbrochen, die

Aber bei der der Farbe machen wir keine Kompromisse

passiert werden wollen. Was gerade für Kinder nicht immer gefahrlos möglich ist.

– die muss rot sein!

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Vision: Maria Bentz, Umsetzung: Fabrizio Verni, Text: Stephan Arens, Fotos: Ritchie Herbert

Ein besonderes Rot für besondere Brücken in einer besonderen Stadt. Bei roten Doppeldecker-Bussen denkt Rote Brücke

jeder an London. Bei roten Brücken denkt in Zukunft

Rote Brücke

jeder an ...

Ingolstadt.

Rote Brücke

Rote Brücke Rote Brücke

Schloßländepark

Neues Rathaus

Schloßländepark

Kunstpark

Schloßländepark Schloßländepark

Neues Rathaus Neues Rathaus Neues Rathaus

Neues Rathaus

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U n d zu g uter Le t z t

Ball ast abwerfen Text: Maxi Grabmaier Foto: Stephan Arens

Dort, wo der unverkennbare Ge-

Oha, vielleicht die richtige Frage?!

ruch von Kohlsuppe das Nasen-

Erst denken, dann überlegen... Je-

haar aufkräuselt, geht es auch

der für sich... Jetzt!

diesmal wieder los! Diät auf Teu-

Was will ich? Was tut mir gut? Das

fel kommt raus! Nach glücklich ent-

Rezept dafür? Obst? Gemüse? Be-

fallenem Weltuntergang, der Atta-

wegung? Eine neue Lebensphiloso-

cke der Weihnachtskost auf Leber

phie? Allein oder gemeinsam? Mit

und Galle, überstandenen Silves-

wem? Wann? Wie oft und lang? We-

terschlemmereien plus dazuge-

niger ist mehr – mehr Lebensquali-

höriger Vorsätze (gerne während

tät. Denn dein Leben ist eine Reise

eines gewaltigen Rausches formu-

– du selbst bist dein Gepäck!

liert), hart am Wind des Faschings-

Der Geist formt den Körper.

sturms gesegelt, ist es unweiger-

Also innehalten, denken, freischal-

lich jetzt Zeit! Wer selbst nicht dran

ten, dann konsumieren. Oder auch

denkt, auch mal für sich und das ei-

nicht.

gene Wohl zu sorgen, wird in die-

Weglassen, was nicht du bist. Al-

sen Tagen vom Kollektiv dazu gezwungen. Magazi-

kohol, Zigaretten, Zuckerberge, Fettmassen, Dosenfut-

ne (WIR! auch), Kollegen, selbst der Supermarkt („Wir

ter, Süßkram-Orgien, alles was bremst, nervt – das bist

lieben Lebensmittel... aber Ihnen sieht man das dann

nicht DU!

folglich auch an!“) rütteln uns wach! Werben mit teil-

Frische Luft, lachen, tanzen, liebe Menschen treffen, fri-

weise dubiosen Pulvern, Quellfasern, Fettbindern und

sche Kost. Aufbauende Lektüre, gute Musik, Theater,

ähnlichem, meist recht kostspieligem Zubehör zur Ei-

Kabarett, zwischenmenschliche Wärme, Humor. Eine

genreduktion.

Kräuterbank mit selbst gezogenen Sprossen. Ein ins-

Eine Freundin, die gerade genüsslich einen Krapfen

pirierender Gang zum Wochenmarkt oder Dorfladen.

inhaliert, empfiehlt Trennkost: „Trenn‘ dich von deinem

Regelmäßige Spiel-, Koch- oder Ratsch-Abende mit

Partner, und du kochst und isst weniger!“ Alles schon

Freunden, Sport- oder Freizeitpartnern tun dir gut und

versucht, hat auch geklappt, ungefähr bis zum Abend-

motivieren zu besserem Leben.

fernsehen des übernächsten Tages. Dann mampft man

Die Natur nimmt Anlauf für ein neues Jahr. Die Knospen

(frau ebenso) gerne mal eine Ersatzbefriedigungsscho-

bilden sich bereits in aller Stille.

kolade und/oder Chips. Das bringt es nicht! Soweit ist

Knospen und blühen Sie mit, im neuen „Kleide“, ganz

mir alles klar. Was aber bringt‘s dann???

Sie selbst – ohne unnötigen Ballast!

„ I c h pac k e m e i n e n Ko ffe r u n d n e h m e m it “...

Stellen Sie die Vertrauensfrage!

Wem vertrauen Sie? Wem vertrauen Sie Ihre Kinder an? Wem Ihr Geld?

Sicher nicht jedem! Und wem vertrauen Sie Ihre Gesundheit an? Am besten auch nicht irgendwem.

Vertrauen muss man sich verdienen.

Durch Kontinuität, durch Aufrichtigkeit, durch Leistung und Zuverlässigkeit, durch Menschlichkeit und Einfühlungsvermögen. Dadurch, dass man gerade dann für jemanden da ist, wenn er es besonders notwendig braucht.

Wir sind für Sie da.

24 Stunden am Tag an 365 Tagen im Jahr – in Schaltjahren sogar einen mehr. Wir bieten kontinuierlich medizinische Höchstleistungen und zuverlässige Qualität – das belegen nicht nur unsere erfolgreichen Zertifizierungen, sondern auch Vergleiche mit anderen Kliniken. Unsere Ärzte, Pflegekräfte und Mitarbeiter in der Verwaltung geben jeden Tag ihr Bestes für Sie und Ihre Gesundheit – mit Kompetenz, Menschlichkeit und Einfühlungsvermögen. Ihnen können Sie vertrauen.

Uns können Sie vertrauen.

Denn wir tun alles dafür, dass es Ihnen und Ihren Lieben möglichst bald wieder gut geht und Sie bei uns ganz gemäß unserem Motto „in guten Händen“ sind.

Gesundheit ist Leben. Wir sind Gesundheit.

Klinikum Ingolstadt.

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