18. SPIELTAG
HOLSTEIN KIEL HOLSTEIN STORY
Auf die Menge kommt es an Diätassistent Philip Süß spricht im Interview unter anderem über heimische Trendnahrungsmittel und Zuckerersatzstoffe
Philip Süß ist ausgebildeter Diätassistent, Ökotrophologe und zertifizierter Ernährungsberater.
„In der heutigen Zeit fällt es zunehmend schwer, zwischen Ernährungsempfehlungen und Ernährungsmythen zu unterscheiden“, weiß Philip Süß. Als ausgebildeter Diätassistent, Ökotrophologe und zertifizierter Ernährungsberater verfolgt der 30-Jährige täglich die Entwicklungen von Ernährungstrends. Genau wie zum Beispiel in der Modebranche gibt es hier wechselnde saisonale Themen, kurzzeitige Hypes, aber auch langfristige Tendenzen. Darüber spricht Süß ebenso wie über das Thema Zucker. Schließlich ist der Zuckerkonsum unserer Gesellschaft enorm hoch, weshalb Alternativen immer populärer werden. Folglich klärt der Ernährungsexperte im Interview auch über den Einsatz von Zuckerersatzstoffen auf. Gibt es aktuell heimische Trendnahrung oder Trendlebensmittel? Ja, die Hülsenfrucht ist momentan wortwörtlich in aller Munde. Insbesondere heimische Varianten wie Erbsen, Bohnen, Lupinen oder die Ackerbohne erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Hülsenfrüchte sind eine
eiweißreiche, pflanzliche Alternative zu Fleisch, versorgen uns mit einer Vielzahl wichtiger Nährstoffe und sind zudem enorm ballaststoffreich. Diese Kombination macht die Hülsenfrucht unschlagbar und heutzutage so beliebt. Welche überregionalen Trends beobachtest du? Es kommt tatsächlich auf die Klientel an. Patienten mit Grunderkrankungen versprechen sich häufig eine Linderung ihrer Beschwerden mit Nahrungsergänzungsmitteln oder eben mit Superfoods. Insbesondere Nahrungsergänzungsmittel entwickeln sich förmlich zu einem Ernährungstrend. Der Markt gibt mittlerweile alles her. Es gibt beinahe keine Erkrankung mehr, die durch ein Nahrungsergänzungsmittel, laut Herstellerangaben, nicht positiv beeinflusst werden kann. Sportler hingegen wollen „immer mehr, immer weiter und immer schneller“ und sind auf der Suche nach Lebensmitteln, die leistungssteigernd wirken sollen oder greifen auf beinahe jedes Nahrungsergänzungsmittel zurück, welches es momentan auf dem Markt gibt. Dabei fehlen insbesondere bei den Nahrungsergänzungsmittel im Sportbereich die wissenschaftlichen Belege für den Nutzen dieser Produkte. Diese beiden Beispiele sind zwar nicht vergleichbar mit einem Ernährungstrend, wie beispielsweise der „low-carb Diät“, jedoch greifen die Menschen immer schneller auf Superfoods oder Nahrungsergänzungsmittel zurück und vernachlässigen dabei die Basis einer gesunden und ausgewogenen Ernährung. Das ist meiner Meinung nach ein viel größeres Problem. Spielen Trends wie der Bio-Boom, umweltbewusste Ernährung und Regionalität in Schleswig-Holstein eine Rolle? Auf jeden Fall! Ich beobachte innerhalb der letzten Jahre vermehrt, dass die Regionalität und die umweltbewusste Ernährung in Schleswig-Holstein enorm angestiegen sind. Viele Absolventen der beiden Studiengänge
Agrarwissenschaften und Ökotrophologie der CAU haben in Kiel oder zumindest in Schleswig-Holstein ihre neue Heimat gefunden und dies spürt man. Viele meiner PatientInnen achten zudem auf regionale Erzeugnisse oder informieren sich zumindest über den Herstellungsprozess ihrer Lebensmittel. Kommen wir zum Thema Zucker, das in der Ernährung natürlich auch eine tragende Rolle spielt. Welche Arten von Zuckerersatzstoffen gibt es? Grundsätzlich müssen wir zunächst zwischen zwei Arten der Zuckerersatzstoffe unterscheiden: die Süßstoffe und die Zuckeraustauschstoffe. Süßstoffe sind synthetische oder natürliche Verbindungen mit einer teilweise sehr viel höheren Süßkraft als herkömmlicher Haushaltszucker und werden vom Körper beinahe unverdaut wieder ausgeschieden. Süßstoffe finden wir heutzutage in Getränken, Süßspeisen, Tablettenform und Streu- oder Flüssigsüße vor. Zuckeraustauschstoffe hingegen haben eine geringere Süßkraft als Haushaltszucker und können größtenteils ohne Insulin vom Körper verarbeitet werden. Im Gegensatz zu Süßstoffen haben Zuckeraustauschstoffe einen Energiegehalt von 2 kcal pro Gramm und müssen daher auch in die Energieberechnung mit einbezogen werden. Warum sind Zuckerersatzstoffe nützlich bzw. warum gibt es sie überhaupt? Aufgrund ihrer süßenden Eigenschaften werden Zuckerersatzstoffe für kalorien-/zuckerreduzierte Produkte eingesetzt und werden als Alternative zum Haushaltszucker verwendet, da dieser mit negativen Auswirkungen auf den menschlichen Körper in Verbindung gebracht wird. Häufig werden dabei Süßstoffe in Kombination mit Zuckeraustauschstoffen in Lebensmitteln verarbeitet, um eine angenehme und langanhaltende Süße bei gleichzeitig verringertem Energiegehalt zu erhalten.
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