Fahrrad News 04.17

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Fahrrad Fahrrad News News 04 01 .17 .17

JUBILÄUM

REISE

TEST

Das Fahrrad wird 200 Jahre alt

E-MTB-Ausflug ins Anhänger und Salzkammergut Lastenräder

RADS D N E TR 2018

24 SEITEN SPEZIAL BADEN-WÜRTTEMBERG

RADSÜDEN BADEN-WÜRTTEMBERG RADFAHREN IST PURER GENUSS. DIES SIND DIE SCHÖNSTEN FAHRRADREGIONEN IM SÜDEN.


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HERE FOR GOOD

Die Highlights des Fahrradsommers Sommer ist für uns Radfahrer die beste Zeit des Jahres. Das schöne Wetter und die warmen Temperaturen machen jede Ausfahrt zu einem Genuss und auch aus eventtechnischer Sicht ist viel geboten. Hunderttausende bewiesen das erst Anfang Juli beim Auftaktwochenende der Tour der France in Düsseldorf: Die Begeisterung um die Radprofis Marcel Kittel und Co. war so groß, dass man sich an ein Radsportsommermärchen erinnert fühlte. In dieser Ausgabe der Fahrrad News lesen Sie deshalb unter anderem einen Rückblick auf das größte Radrennen der Welt. Einer der Höhepunkte des Fahrradsommers ist jedes Jahr auch die Eurobike in Friedrichshafen. Auf der weltweit größten Radmesse werden die größten technischen Innovationen der Fahrradbranche präsentiert, neue Radmodelle und mehr. Als kleinen Appetitanreger haben wir schon jetzt einen Blick in die nächste Saison gewagt und zehn neue Räder des Jahres 2018 zusammengestellt. Hinzu kommt ein ausführlicher Test aktueller Anhänger und Lastenräder in unserer Technik-Rubrik. Der Fahrradsommer ist aber selbst nach der Eurobike noch lange nicht vorbei: Gerade in den nächsten Wochen werden sich zahlreiche perfekte Möglichkeiten für die ein oder andere tolle Ausfahrt ergeben. In unserem Reiseteil entführen wir Sie dieses Mal nach Baden-Württemberg, in das Saarland und das Salzkammergut. Und auch wenn dann schon die Tage rasch kürzer werden und sich der Sommer seinem Ende zuneigt – Rad fahren lässt sich auch im Herbst noch prima. In diesem Sinne viel Spaß mit dieser Ausgabe der Fahrrad News. Werner Müller-Schell Chefredakteur

PELAGO BICYCLES .COM Eurobike, Urban Alley #A2-502


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Inhalt

06 Rückblick: Tour de France 2017 10 News 26 200 Jahre Fahrrad Das Fahrrad feiert Jubiläum – eine Geschichte

32 Einzelvorstellungen

SPECIALIZED Turbo Vado 4.0

MERIDA Eninety-Nine 500 EQ

GENESIS Croix de Fer 20

CORRATEC Dolomiti 105

36 Fahrrad-News 2018 Das sind die Trends des nächsten Jahres 44 Test: Cargo Bikes Vier Lastenradkonzepte im Vergleich 4

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GERM N I E MAD

ANY

50 Test: Fahrradanhänger Vier Modelle auf dem Prüfstand

56 Interview: City Bikes Im Gespräch mit Alexander Hülsmann

60 Ergonomie Wie man gesünder auf dem Rad sitzt

64 Porträt Mit dem Tandem über die Alpen

Mit dem E-MTB im Salzkammergut

ALLES

Grenzüberschreitung im Saarland

WAS DU BRAUCHST!

68 Reisen

+

Wendetitel 24 Seiten Baden-Württemberg


Text Werner Müller-Schell

— Galerie —

Foto A.S.O./Pauline Ballet

Foto A.S.O./Alex Broadway

Foto A.S.O./Alex Broadway

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— Tour de France 2017  —

EIN RADSPORTSOMMERMÄRCHEN Die Tour de France 2017

Foto A.S.O./Pauline Ballet

Foto A.S.O./Pauline Ballet Die 104. Tour de France begann am 1. Juli mit einem Einzelzeitfahren in Düsseldorf. Damit startete das größte Radrennen der Welt erstmals seit 30 Jahren wieder auf deutschem Boden. Einer der heimischen Hoffnungsträger zum Auftakt war dabei der Cottbusser Tony Martin (links). Der amtierende Zeitfahrweltmeister verfehlte beim Prolog das Gelbe Trikot in der Tat nur knapp und belegte Rang vier. Grund zum Jubeln gab es für die deutschen Fans aber schon einen Tag später, als Marcel Kittel (grünes Trikot oben) die zweite Etappe gewann. Kittel zeigte sich im Verlauf der Tour als bester Sprinter und holte stolze fünf Tagessiege.

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Foto A.S.O./Pauline Ballet

Foto ASO/Pauline Ballet An den großen Bergpässen in den Alpen und Pyrenäen tummelten sich Tausende Fans am Streckenrand, um das Spektakel Tour de France hautnah zu erleben (oben). Dabei konnten sie auch erleben, wie sich der Deutsche Emanuel Buchmann (links) aus dem in Bayern beheimateten Team Bora–hansgrohe im Kreise der besten Fahrer der Welt etablierte. Am Ende belegte der 24-Jährige aus dem Allgäu einen hervorragenden 15. Platz in der Gesamtwertung. Nicht wenige sagen ihm eine große Zukunft im Profiradsport voraus.

Foto A.S.O./Digital Reporters

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Foto A.S.O./Bruno Bade Nach 21 spannenden Etappen erreichte das Peloton am 23. Juli das Ziel auf der Avenue des Champs-Élysées in Paris. Am Ende triumphierte der Brite Chris Froome (links) im Kampf um das Gelbe Trikot. Froome hatte letztlich 54 Sekunden Vorsprung vor dem Kolumbianer Rigoberto Uran. Es war bereits der vierte Gesamtsieg Froomes bei der Tour de France. Damit zählt der 32-Jährige bereits jetzt zu einem der erfolgreichsten Radprofis in der Geschichte des Radsports.  Foto A.S.O./Pauline Ballet

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SPEED

SPEEDGRIP

SOFT

ULTRA SOFT


— News —

T K A P M

KO

NEUES AUS DER FAHRRADWELT

Die Deutschland Tour kommt zurück Deutschland bekommt wieder ein ProfiEtappenrennen. Nach zehnjähriger Pause wird 2018 die Deutschland Tour wiederbelebt. Die neue Deutschland Tour wird von der A.S.O. (Amaury Sport Organisation), den Organisatoren der Tour der France, veranstaltet und unter dem Motto „Deutschland. Deine Tour“ ausgetragen. Der Auftakt des viertägigen Etappenrennens soll in Düsseldorf stattfinden, als Zielort wurde bereits Stuttgart bestätigt. Als Termin wurde die zweite Augusthälfte festgelegt. Am Start werden zahlreiche internationale Stars und heimische Topprofis wie André Greipel, Marcel Kittel und Tony Martin erwartet.

Zahlen

des Monats

1,97

Millionen Räder wurden 2016 in Deutschland produziert. Millionen Fahrräder bewegen sich derzeit auf deutschen Straßen.

73

3

www.deutschlanddeinetour.de

4,05

Millionen davon sind bereits E-Bikes.

Millionen Räder wurden im Jahr 2016 neu verkauft.

15

Prozent beträgt der Marktanteil von E-Bikes am Gesamtfahrradmarkt. (Quelle: ZIV/Zweirad-Industrie-Verband)

BREMS- UND FERNLICHT AM FAHRRAD ZUGELASSEN 10 Fahrrad News

Seit 1. Juni darf man die Scheinwerfer an Fahrrädern offiziell mit Tagfahrlicht, Fernlicht und Bremslicht ausstatten. Das wurde im Rahmen einer Änderung der StVZO (Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung) beschlossen. Dabei ist es egal, ob die Lichter mit einem Dynamo, mit Batterien oder wiederaufladbaren Akkus betrieben werden. Weitere Änderungen sind zudem, dass Batteriebeleuchtung nun nicht mehr tagsüber mitgeführt werden muss. Anstelle von zwei roten Reflektoren auf der Rückseite reicht nur noch einer. Bei zweispurigen Fahrrädern, beispielsweise Lastenrädern, sind zudem Blinker erlaubt.


Ein Haus und Hotel nur für Fahrradfahrer Fahrradfreundlichkeit wird in Skandinavien großgeschrieben, besonders das schwedische Malmö gilt als Vorzeigestadt für Radler. An zahlreichen Kreuzungen genießen Fahrradfahrer hier Vorfahrt, das Radwegenetz ist mit rund 500 Ki­lometern bestens ausgebaut. Schon jetzt werden 30 Prozent aller Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt. Mit dem Cykelhuset Ohboy gibt es in der Küstenstadt seit Kurzem auch ein Wohnhaus mit integriertem Fahrradhotel, das perfekt auf die Bedürfnisse von Fahrradfahrern zugeschnitten ist. Breitere Türen und Gänge sorgen dafür, dass man überall mit dem Bike hinkommt, ein Bikepool steht zudem für die Gäste bereit, um jederzeit Räder auszuleihen. Geöffnet ist das Hotel seit 1. März. www.ohboy.se


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BIKES – DURCHDACHT BIS INS DETAIL KALKHOFF ENDEAVOUR P18: Es gibt viele gute Gründe, die für das Kalkhoff Endeavour P18 sprechen. Hier sind vier davon: 1. Das optimierte Ausfallende als hochfunktionale Lösung mit besonders aufgeräumter und cleaner Optik 2. Das gekapselte Getriebe mit großer Übersetzungsbandbreite und gleichmäßiger Stufung der bis zu 18 Gänge 3. Der hydrogeformte Triple butted Rahmen mit optimaler Stabilität bei geringem Gewicht 4. Der cleane Riemenantrieb – langlebig, leise, sauber, wartungsarm www.kalkhoff.de


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Genormte Sicherheit für Elektropiloten Der Pedelec+ ist ein Erwachsenen- und Jugendhelm speziell für den Alltagseinsatz. Er ist mit einem tief heruntergezogenen Schläfen- und Nackenbereich für besonders hohe Sicherheit ausgestattet und verfügt zudem über ein sehr weit oben positioniertes LED-Rücklicht, das in einem Radius von 180 Grad sichtbar ist. Die im Abus-Helm integrierte Regenhaube sowie das eingearbeitete Fliegennetz bieten zusätzlichen Schutz. Der Helm ist in den Farben Black, Silver und Blue erhältlich und auch für die Nutzung von Speed-Pedelecs bis 45 km/h freigegeben. UVP 139,95 € www.abus.com

Pack 'n Pedal Commuter Backpack Vor allem für das tägliche Abenteuer entworfen, bietet der Pack 'n Pedal Commuter Backpack von Thule besten Schutz im Straßenverkehr dank der 360-Grad-Reflektoren. Neben dem wasserdichten Hauptfach mit Rollverschluss zum Schutz vor Spritzwasser gibt es ein knautschsicheres SafeZone-Fach, in dem die Sonnenbrille und auch kleinere Elektrogeräte sicher verstaut werden können. Atmungsaktive Schulterpartien erhöhen den Tragekomfort, das Fassungsvermögen des Rucksacks beträgt 21 Liter. UVP 149,95 € www.thule.com

Eine Jeans für Stadtradler Die robuste Löffler Bike Jeans ist aus einem casual-funktionellen Jeans-Stoff mit angenehmem Tragekomfort gefertigt und hat damit den Anspruch, eine alltagstaugliche Sportbekleidung zu sein. Für Sicherheit sorgen eine einklappbare Reflektor-Platte an der linken Gesäßtasche und eine Beinabschluss-Reflektorpaspel innen. Wie alle Löffler-Produkte wird die Jeans größtenteils in Österreich gefertigt. Erhältlich ist das schicke Bekleidungsstück in den Größen 46 bis 56. UVP 129,99 € www.loeffler.at

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Preisgekrönter E-Bike-Antrieb Extrastarkes Getriebe, hohes Drehmoment, ultrakompaktes Design und entsprechende Effizienz – das verspricht der TQ-Antrieb, ein Antrieb für E-Fahrräder und Pedelecs. Der TQ HPR 120S gilt als der derzeit stärkste E-Bike-Antrieb auf dem Markt und kommt unter anderem am Modell Spitzing von M1 Sporttechnik zum Einsatz. Beim Bicycle Brand Contest 2017 wurde der Motor in der Kategorie E-Bike/ Pedelec als Gewinner ausgezeichnet. www.tq-drives.com

E-Bikes elektrisch schalten Die neue Rohloff E-14-Schaltansteuerung verbindet die Getriebenabe Rohloff Speedhub 500/14 mit der E-Shift-Funktion des Bosch E-Bike-Systems. Damit soll das Schalten an E-Bikes komfortabler werden. Antrieb und Schaltung kommunizieren miteinander und synchronisieren den Schaltvorgang. Das Ergebnis: ein leichtes, schnelles und effizientes Schalten mit zusätzlichen Komfortfunktionen. Die elektronische Rohloff E-14 ist ab Herbst 2017 an ausgewählten E-Bikes im Handel zu finden. www.rohloff.de

Konnektivität für Elektroräder Der Begriff Konnektivität gewinnt in der Fahrradbranche immer mehr an Bedeutung. BMZ und Comodule treiben das Thema nun bei Elektrofahrrädern weiter voran. Dank einer neuen Smartphone-App gehören das Einstellen des Antriebssystems, das Navigieren mit Reichweitenvisualisierung oder direkter Support so zum neuen Erlebnis von E-Bikes, die mit dem BMZ Drive System und der Comodule-Technologie ausgestattet sind. Das BMZ Drive System ist eine Systemlösung aus Display und Motor, zusammen mit Lithium-Ionen-Batterie und adaptiertem Ladegerät für E-Bikes. www.bmz-drive.de / www.comodule.com

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Bartpflege für Radfahrer Seit Jahren ist Radprofi Simon Geschke nicht nur einer der zuverlässigsten Helfer im Peloton, sondern aufgrund seiner angriffslustigen Fahrweise auch einer der beliebtesten Sportler bei den Fans. Sein Erkennungsmerkmal: der markante Vollbart. Für Radsportler, die ebenfalls mit Bart unterwegs sind, hat der Berliner nun das „Geschke Beard Balm“ auf den Markt gebracht. „The Balm for the bearded cyclist” hält den Bart auch bei sportiven Abenteuern in den Bergen für mindestens zwölf bis 24 Stunden in Form. Dass das funktioniert, bewies Geschke zuletzt bei der Tour de France, die er in diesem Jahr zum fünften Mal erfolgreich beendete. UVP 24,95 € www.geschkebeardbalm.com

Die Tour de France als Kartenspiel Die gerade zu Ende gegangene Tour de France hat Ihnen Lust auf mehr gemacht? Mit dem Kartenspiel Attack the Pack ist es möglich, die Frankreich-Rundfahrt nachzuspielen. Mit den Spielkarten übernimmt man die Steuerung eines Teams, attackiert und fährt – bestenfalls – zum Sieg. Das Spiel eignet sich für zwei bis vier Spieler, freigegeben ist es für Jugendliche ab zwölf Jahren. UVP 15 £ www.attackthepack.com

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Kopfschutz für die Kleinen Ausgezeichnet vom ADAC, bietet dieser elegante Radhelm den Kindern Sicherheit, und das in einem ansprechenden Design. Der Limar 242 verfügt unter anderem über ein Lichtsystem mit einem abnehmbaren Rücklicht mit Batterie für erhöhte Sichtbarkeit bei schlechteren Sichtverhältnissen. Zehn Öffnungen bieten darüber hinaus Belüftung an heißen Tagen. Mit reflektierenden Aufklebern, tollem Design und Grafiken für die Kids. UVP 44,95 € www.limar.de

Bioracer Urban Cycling Tech Hoodie Beim Radfahren in der Stadt sind Straßensicherheit und Sichtbarkeit zwei essenzielle Punkte. Herrscht dazu auch noch schlechtes Wetter, ist Schutz vor Regen und Kälte notwendig. Die Idee zur Entwicklung dieses Hoodies von Bioracer kam während genau solcher Radfahrten durch das nasskalte Berlin. Das wasserabweisende Material bietet dem Fahrer Schutz vor Nässe und Kälte, die reflektierenden Einsätze gewährleisten Sichtbarkeit von allen Seiten. Der Sitzbereich wird darüber hinaus durch die magnetisch einklappbare Rückenverlängerung vor Nässe geschützt. Für ausreichenden Stauraum sorgen zwei Seitentaschen und eine diagonal angebrachte Tasche am Rücken. UVP 190 € www.bioracer.de

Wasserdichte Transportbox So erreichen die Getränke oder Speisen für das Picknick auch bei sommerlichen Temperaturen wohltemperiert das Ziel: Ortliebs Rack-Box ist eine wasserdichte Transportbox, die durch ihre hohen Isoliereigenschaften als Einkaufsbox oder auch als Kühlbox genutzt werden kann. Der abnehmbare Deckel ist leicht zu sichern und kann zusätzlich auch an der Außenseite der Rack-Box fixiert werden, falls das Volumen von 18 Litern einmal nicht ausreichen sollte. Die maximale Zuladung der Box beträgt zehn Kilo, die seitlichen Griffmulden und der Tragegriff erleichtern den Transport abseits des Rades. UVP 99,95 € www.ortlieb.com

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Wellnesskur für Bike und Co. Wer sein Bike regelmäßig pflegt, darf sich über lang anhaltenden Fahrspaß freuen. Mit den Bike Liquids präsentiert SKS Germany ein Reinigungs- und Pflegesortiment, das neben Reiniger, Schmierspray, Langzeit-Konservierer und Dichtmilch auch ein neu entwickeltes Hochleistungs-Kettenöl mit Applikator zum Auftragen enthält. UVP 7,99 € (Konservierer, Schmierspray, Dichtmilch) UVP 12,99 € (Bike-Reiniger und Kettenöl) www.sks-germany.com

Sicherheit in der Nacht Nachts fahrende Radfahrer benötigen sowohl eine gute Fernausleuchtung zum Erkennen von Hindernissen wie auch eine weite Nahausleuchtung, um gesehen zu werden. Der Theta-K von Guee bietet beides: Der Leuchtstrahl fokussiert vom Vorderrad bis zu 50 Meter voraus, ebenso in einem weiten Bogen um das Rad zur Ausleuchtung der Straßenverhältnisse. Die wiederaufladbare Batterie lässt sich leicht über USB laden und verfügt über eine vierstufige Ladestandsanzeige. UVP 52,95 € www.guee.eu

Ein Reifen für fast jedes Terrain Zur Eurobike bringt Schwalbe mit dem Marathon GT Tour den dritten Reifen seiner neuen GT-Serie heraus. Mit seinem deltaförmigen Mittelteil und dem ausgeprägten Seitenbereich bleibt der GT Tour auch abseits befestigter Radwege stabil in der Spur. Ausdauernden und pannensicheren Fahrspaß liefern das Endurance Compound, die Anti-Aging-Seitenwand und der DualGuard-Pannenschutz. Der neue Pneu ist in den vier gängigen Größen zwischen 26 und 28 Zoll Laufradgröße erhältlich. UVP 34,90 € www.schwalbe.com 20 Fahrrad News


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Zahlenspiele auf Tour Pure GPS – der Name des neuesten Fahrradcomputers von Sigma Sport ist Programm: So verzichtet der Pure GPS auf jegliche Sensorik, ist schnell am Rad montiert und sofort einsatzbereit. Der Tacho verfügt über insgesamt 13 Bike-Funktionen, darunter die aktuelle, durchschnittliche und maximale Geschwindigkeit, ebenso wie Strecken-, Fahrzeit- und Temperaturanzeige. Bis zu 110 Stunden Fahrzeit können mit dem Pure GPS aufgezeichnet werden. Jedes Training wird mit dem Tourdaten-Reset automatisch gespeichert und kann anschließend am Gerät betrachtet oder ausgelesen werden. UVP 89,95 € www.sigmasport.com

Die vier Regionen Ausseerland, Dachstein-Salzkammergut, Bad Ischl und Traunsee stehen für das Bike-Eldorado Salzkammergut. Eindrucksvolle Bergspitzen, 76 tiefblaue Seen und glasklare Fernsichten auf über 1.500 km bestens beschilderter Mountainbikestrecken verteilt auf über 70 Routen, die von gemütlich bis anspruchsvoll keinen Wunsch offen lassen. NEU eröffnet wurde im Sommer 2014 ein zusätzliches Highlight in der Region, die BIKE-ARENA in Obertraun am Hallstättersee: eine Cross Country Strecke von internationalem Zuschnitt! Fotos: Meyer, Ziener

Seelengenuß Berglandschaft

Bikevergnügen

Alle Informationen zu den Mountainbike-Angeboten im Salzkammergut: www.salzkammergut-biken.at Fahrrad News

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Elektropower fürs Rennrad BH Bikes gehört zu den Trendsettern, wenn es um Elektrorennräder geht. Und mit dem Rebel Gravel-X bringt das Unternehmen eine motorisierte Rennmaschine auf den Markt, die es in sich hat – nämlich in Form eines 250 Watt starken PW-Motors von Yamaha. Die Reichweite: 105 Kilometer. Ausgestattet ist der flott designte Elektroflitzer darüber hinaus mit Komponenten von Shimano, Schwalbe und Prologo. Sein Gewicht beträgt 18,3 Kilogramm. UVP 3.299 € www.bhbikes.com

Ein Bike für große Trailabenteuer Mit dem E-Power RS 150 Performance 45 greift Corratec im Gelände an. Der Bosch-Performance-Motor erleichtert Steigungen, das Fahrwerk und der schön im Rahmen integrierte Akku machen das Bike zu einem kompletten Trailbike. Das Modell verfügt über 150 Millimeter Federweg in der Front und ebenfalls 150 Millimeter am Dämpfer. Der Rahmen des E-Power RS 150 Performance 45 ist so entwickelt, dass er gleichermaßen mit 29-Zoll-Laufrädern und mit 650B-Plus-Laufrädern ausgestattet werden kann. Das sorgt dafür, dass der Fahrer immer das perfekte Set-up für jeden Einsatzbereich wählen kann. UVP 5.699 € www.corratec.com

Ein Rad für Sammler Mit der Gründung im Jahr 1885 ist Diamant die älteste Fahrradmarke Deutschlands. Jedes Jahr bietet das Unternehmen hier ein neues, sogenanntes Kollektionsrad an, das die Geschichte des Unternehmens in die heutige Zeit übersetzt. Das Konzept für das 133 basiert auf dem Englisch-Racing-Thema, das den Radsporthintergrund der Marke widerspiegelt. Das Kollektionsrad gibt es immer nur ein Modelljahr lang; es ist in der Stückzahl limitiert. UVP 999 € www.diamantrad.com

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— News —

Vollintegration als Motto Centurion nutzt 2018 die Möglichkeiten des neuen PowerTube-Systems von Bosch, mit dem der Akku komplett und formschön in das Unterrohr integriert werden kann. Die Abdeckung bildet dabei einen Teil des Unterrohrs, sodass man tatsächlich auf den ersten Blick meinen könnte, es wäre gar kein Akku vorhanden. Verfügbar sind jeweils zwei Modelle der Linien Lhasa E, E-Fire Sport und E-Fire Tour. Bei Gelegenheit komplett neu mit Viergelenk-Hinterbau entwickelt wurde Centurions elektrisches All-Terrain-Bike für Tour und Trekking, das Lhasa E, das mit und ohne Vollausstattung erhältlich sein wird. Die Trekking-Bikes E-Fire Sport und E-Fire Tour kommen grundsätzlich mit Licht, Schutzblechen und Einstreben-Gepäckträger. UVP ab 3.949 € (Lhasa E) UVP ab 3.149 € (E-Fire Sport und E-Fire Tour) www.centurion.de

BEREITS TAUSENDE LADESTATIONEN IN GANZ EUROPA

ALLE E-BIKES AUFLADEN

LADE-INFRASTRUKTUR FÜR GEMEINDEN, REGIONEN UND KOMMUNEN. BIKE-ENERGY.COM Fahrrad News 23


— News —

Neue Modelle bei Flyer Mit einer Neuauflage der Tourenmodelle und mit neuen City Bikes erneuert Flyer sein Sortiment. Steifigkeit, leichte Bedienbarkeit, hoher Komfort und hohe Reichweite sind die Eigenschaften, die die Tiefeinsteiger Gotour4 (26-Zoll-Laufräder) und Gotour5 (28-Zoll-Laufräder) zu Alltagspartnern machen sollen. Beide Modelle sind mit einem neuen Motor von Panasonic ausgerüstet und bereits ab Herbst 2017 im Fachhandel erhältlich. Hingucker beim neuen Modell Gotour6 ist die Vollintegration des neuen PowerTube-Akkus und -Motors von Bosch. Das Gotour6 ist ab 2018 in einer Vielzahl an Modellen erhältlich. UVP ab 2.999 € (Gotour6)/ab 3.499 € (Gotour4, Gotour5) www.flyer-bikes.com

Schickes E-Bike für die Stadt Das Macina Gran von KTM ist ein Urban Cruiser für das tägliche Pendeln. Ausgestattet ist er mit der wartungsfreien Acht-Gang-Nabenschaltung Nexus und mit zuverlässigen Scheibenbremsen. Hinzu kommen Alu-Schutzbleche, eine LED-Lichtanlage und eine Federgabel mit 40 Millimeter Federweg. Dank des Wingee-Gepäckträgers, welcher Schutzblech, Gepäckträger und Beleuchtung in einem Bauteil vereint, können vielseitige Packtaschen zum Einsatz kommen. Für Power sorgt der Bosch-Performance-Motor. UVP 3.199 € www.ktm-bikes.at

Komfortrenner für Einsteiger Einfach nur zu fahren, wohin es einen zieht, ohne auf die Zeit zu achten – das neue Merida Silex spricht Menschen an, die genau das vorhaben und vielleicht bislang nicht das klassische Zielpublikum für ein Rennrad waren. Das mit dem Gravel-Trend im Sinn entwickelte Bike ist Meridas bislang komfortabelstes und vielseitigstes Straßenrad. Seine moderne Geometrie mit langem Steuer- wie Oberrohr und kurzem Vorbau ist durch die Mountainbikes inspiriert. UVP ab 1.249 € (Silex 3000) www.merida-bikes.com

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— News —

stellt

in jede r Ausg nützli abe che Ap Online p s, -Porta le und zum T Co. hema Fahrra d vor.

Trainingsplattform für Radfahrer Strava ist das soziale Netzwerk für Sportler. Die App und Website verbinden jeden Tag Millionen von ambitionierten Athleten. Strava bietet eine Plattform für sprichwörtlich jeden Sportler, unabhängig vom Wohnort, Lieblingssport oder GPS-Gerät. Das Prinzip von Strava ist dabei simpel: Man zeichnet entweder per App oder per GPS-Computer seine Radeinheit auf und lädt diese im Anschluss auf die Online-Plattform und in sein persönliches Profil. Dort bekommt man dann nicht nur einen detaillierten Überblick über die jeweilige Radfahrt, sondern auch einen sportlichen Vergleich zu anderen Radfahrern, die auf einer ähnlichen Strecke unterwegs waren. Die StravaSoftware vergleicht nämlich die hochgeladenen GPSTracks der verschiedenen Mitglieder miteinander und

erstellt auf sogenannten Segmenten, also Abschnitten, die man auf der jeweiligen Ausfahrt passiert hat, individuelle Rankings. Strava eignet sich allerdings nicht nur als Trainingsplattform, sondern auch zum Planen von Routen – auch im täglichen Stadtverkehr. Über 100 Städte nutzen so etwa bereits Strava Metro, um die Infrastruktur für das Pendeln zu verbessern. Spannend ist das Netzwerk zudem für Radsportfans: Über 600 Profisportler sind mittlerweile auf Strava aktiv, auch zahlreiche Stars der gerade zu Ende gegangenen Tour de France laden ihre Trainings- und Rennaufzeichnungen regelmäßig auf das Online-Portal hoch. Strava ist prinzipiell gratis, wer aber vom Strava-Fieber gepackt wurde, kann für 7,49 Euro pro Monat oder 59,99 Euro pro Jahr auf einen Premium-Account upgraden. Mehr Informationen gibt es unter www.strava.de.

Für jedes Fahrrad

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Der komplett zusammenklappbare, kompakte und benutzerfreundliche Anhängekupplungs-Fahrradträger für Fahrräder jeder Art, von leichten Straßenrädern bis hin zu Mountainbikes, E-Bike und sogar Fatbikes. Besuchen Sie uns in Halle A7/Stand 400.


—  200 Jahre Fahrrad  —

DIE MENSCH-MASCHINE Das Fahrrad wird 200 Jahre alt Text Hannah Röther  Fotos Technoseum, Klaus Luginsland (außer anders angegeben)

1817 Karl Freiherr von Drais erfindet die zweirädrige Laufmaschine mit einer einfachen Bremse.

1860 Sylvester H. Roper stattet das erste Fahrad mit einer Dampfmaschine aus.

1861 Der Tretkurbelantrieb wird eingeführt. Die Pedale drehen sich mit dem Vorderrad.

1869 Der Elsässer Eugène Meyer erfindet das Hochrad. Der Rahmen ist aus Stahl.

1878 Das Sicherheitsfahrrad wird gebaut. Das Hinterrad wird über eine Kette angetrieben.

1885 John Kemp Starleys Rover wird zum Prototypen des modernen Fahrrads.

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Vergessen Sie für einen Moment, dass es normal ist, auf einem mechanisch angetriebenen Gerät ihre Reichweite und Geschwindigkeit um ein Vielfaches erhöhen zu können. Vergessen Sie kurz, dass ein Fahrrad zwei hintereinander angeordnete Räder hat, zwischen denen Sie sitzen. Vergessen Sie alles, was Sie für selbstverständlich halten. Das Fahrrad wird 200 Jahre alt – und hat es verdient, bestaunt zu werden. Ein faustisches Versprechen Der französische Mathematiker Jacques Ozanam veröffentlicht im Jahr 1696 ein Buch mit dem Namen Recreations Mathematiques et Physiques. Darin stellt er seinen Zeitgenossen eine Reihe kniffliger physikalischer Rätsel, aus deren Lösung er sich Nutzen für die Zukunft verspricht. In Aufgabe Nummer 23 regt er die Erfindung einer selbstfahrenden Maschine an, angetrieben weder durch Pferde noch durch Wind, sondern einzig und allein durch die eigene menschliche Kraft. So simpel und selbstverständlich uns das Fahrrad heute erscheint, so fantastisch muss der Gedanke an ein vom Menschen selbst angetriebenes Transportmittel vor Erfindung des Fahrrads gewesen sein. Zu Fuß kommt man schließlich nur langsam voran, Pferde sind anspruchsvoll in der Haltung, und das vom Wind angetriebene Segel ist den Launen der Natur ausgesetzt. Die Vorstellung, seine eigene körperliche Kraft zum Antrieb eines Gefährts nutzen zu können, muss etwas Magisches, ja Faustisches an sich gehabt haben. Aber wie könnte so eine Maschine nur aussehen? Einfachheit setzt sich durch Frühe Entwürfe erinnern nicht im Entferntesten an unser heutiges Fahrrad: Meist erinnern die Erfindungen an Kutschen, die von zwei oder mehreren Menschen über Zahnräder angetrieben und gesteuert werden. Es dauert noch bis zum Jahre 1817, bis


„DIE NACH SEINEM ERFINDER BENANNTE DRAISINE IST NOCH HEUTE DIE URFORM ALLER FAHRRÄDER. VOM BMX BIS ZUM CARGO BIKE.“

ein deutscher Förster eine Erfindung vorstellt, die das Potenzial hat, das von Ozanam gestellte Rätsel zu lösen. Nach mehreren gescheiterten Versuchen mit vierrädrigen Apparaten präsentiert Karl von Drais seine „Laufmaschine“: zwei hintereinander angeordnete Räder, verbunden durch eine Sitzstrebe, von der sich der Fahrer mit den Füßen vom Boden abstößt, um Vortrieb zu generieren. Wie bei fast allen genialen Erfindungen ist es nicht Komplexität, sondern Einfachheit, die den Durchbruch markiert. Die nach seinem Erfinder benannte Draisine ist noch heute die Urform aller Fahrräder. Vom BMX bis zum Cargobike, jedes Fahrrad trägt in sich die DNA dieses auf radikaler Reduktion beruhenden Konzepts von Drais. Bis die Laufmaschine jedoch fahren lernt und ihre heutige Gestalt bekommt, ist es allerdings noch ein weiter und verworrener Weg. Ein europäisches Gemeinschaftsprojekt Der französische Schmied Pierre Michaux bringt 1867 an der Achse des Vorderrads Kurbel und Pedale an: Der Antrieb ist geboren. Was von Journalisten zunächst als Laune und vorübergehender Trend belächelt wird, setzt sich schnell als neuer Standard durch. Die Ära der „Boneshaker“, wie die unbequemen, rumpelnden Gefährte genannt werden, bricht an. Nicht nur für den alltäglichen Gebrauch erweisen sie sich als praktisch, auch der sportliche Geist ist geweckt, und schon bald blüht ein bunter Wettkampfzirkus. Aus ihm geht auch der nächste Evolutionsschritt hervor: James Moore, britischer Radrennfahrer, startet im August 1870 mit einem Aufsehen erregenden Velociped bei einem Wettkampf: 43 Zoll Durchmesser misst sein gigantisches Vorderrad und sichert ihm nicht nur den Sieg, sondern auch den Streckenrekord. Das große Vorderrad erweist sich dabei nicht nur als schneller, sondern als sehr viel alltagstauglicher: Durch den hohen Sitz schützt es die Fahrer vor Dreck und Staub, während es gleichzeitig größere Stöße absorbieren kann. Fahrrad News 27


1888 Der Luftreifen wird erfunden. Der Vollgummireifen wird damit abgelöst.

1894 Modemacher bringen einen Anzug mit Pumphosen (den Bloomer) heraus.

1900 Eine Freilaufnabe mit Rücktrittsbremse wird von der Firma Fichtel und Sachs patentiert.

1905 Die Kettenschaltung mit Umwerfer für verschiedene Übersetzungen wird verbreitet.

1933 Der italienische Radprofi Tullio Campagnolo präsentiert eine zuverlässige Schnellschaltung.

1970 In den 70ern geht man dazu über, die Radrahmen aus Alu zusammenzuschweißen.

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Im Laufe der Jahre werden die Vorderräder deshalb immer größer, doch mit den wachsenden Durchmessern entfernt sich das Fahrrad von seinem einstigen Vorteil, ein Transportmittel für den kleinen Mann zu sein. Seine Benutzung erfordert athletisches Können und birgt noch dazu Gefahren, die sich nur Bessergestellte leisten können. Dennoch setzt die mittlerweile florierende Zweirad-Industrie voll und ganz auf das Hochrad, mit dem am Ende der 1870er-Jahre „das ideale Fahrrad“ gefunden zu sein scheint. Durch kleine Verbesserungen, von gefederten Sätteln bis hin zu Speichenrädern, wird es auch im Folgenden stetig technisch weiterentwickelt und perfektioniert. Niemand zweifelt zu jener Zeit daran, dass eine Rückkehr zu den unbequemen, ineffizienten Niederrädern ausgeschlossen ist. „MIT BEGINN DER 1890ER-JAHRE GIBT ES NUR NOCH EIN FAHRRAD AUF DEN STRASSEN: DAS „ROVER-STYLE BIKE.“ Als John Kemp Starley 1885 in London sein „Rover Safety Cycle“ vorstellt, ist die Fachpresse daher zunächst mehr als skeptisch. Die kleinen Laufräder erinnern an die längst überholten Boneshaker (welch ein Rückschritt!), und das über eine Kette und Zahnräder angetriebene Hinterrad sieht verdächtig danach aus, viel zu viel Reibungsverlust zu erzeugen. Doch Starleys Neuerung überzeugt jeden, der sie fährt, und schon ein Jahr später beginnt sie die Hochräder vom europäischen Markt zu verdrängen. Die Amerikaner verschlafen den Trend zunächst völlig, Marktführer Pope sieht im Rover nichts weiter als eine „passing fancy“ – ein verheerender Fehler, den weitsichtigere Importeure schnell zu ihrem Vorteil zu nutzen wissen. Mit Beginn der 1890er-Jahre gibt es nur noch ein Fahrrad auf den Straßen: das „Rover-Style Bike“ – gleich große Räder, diamantförmiger Rahmen, kettenangetriebenes Hinterrad. Die Nachfrage explodiert.


UNSER TESTSIEGER!

Das Fahrrad als Gesellschaftsveränderer Ende des 19. Jahrhunderts befindet sich das Fahrrad in seiner Hochphase. Polizei, Post und selbst die Armee nutzen Fahrräder für ihre Zwecke. Es entsteht ein flächendeckendes Netz aus Reparaturläden, fast jeder größere Händler führt mittlerweile Fahrräder im Sortiment, alleine in den USA gibt es über 300 Hersteller. 1895 wird in Brooklyn die erste Fahrrad-Schnellstraße eröffnet, Zehntausende Menschen nehmen an der Einweihung teil. Für Frauen ermöglicht das Rad eine nie dagewesene Freiheit, fast ein Drittel der Radfahrer sind weiblich. Gemeinsam kämpfen sie nun für Wahlrecht, Berufsrecht und gegen die strengen viktorianischen Sitten, die unter anderem das Tragen von langem Rock und Korsett vorschreiben. Jeder, vom Professor bis zum Dienstmädchen, fährt Fahrrad. Nur eine selbstfliegende Maschine, so die gängige Meinung damals, könnte dem Boom jemals ein Ende setzen. Bekannterweise ist es eine sehr viel weniger aufregende Erfindung, die das Fahrrad vom Thron stoßen wird: Kein Fluggerät, sondern der Verbrennungsmotor setzt der Fahrrad-Ära im 20. Jahrhundert langsam, aber sicher ein Ende. Zwei Weltkriege und ein Wirtschaftswunder später ist das Fahrrad auf einmal das Auto für Arme, sträflich vernachlässigt von Stadtplanung, Wirtschaftsförderung und der allgemeinen Anerkennung. Wer aber das Auto für die Krone der Ingenieurskunst hält, vergisst, dass es seine Erfolgsgeschichte dem Fahrrad zu verdanken hat. Viele Technologien, vom Kugellager bis zum Luftreifen, waren von Fahrradpionieren entwickelt worden. Die Massenfertigung des Automobils wurde ebenfalls überhaupt erst durch die Industrien ermöglicht, die das Fahrradzeitalter hervorgebracht hatte. Und selbst Tankstellen ließen sich nur deshalb in so kurzer Zeit flächendeckend errichten, weil sie in vielen Fällen in die bereits vorhandenen Fahrrad-Reparaturläden einzogen.

TRELOCK BS 650 GUT (1,6) Ausgabe 08/2017

Aufbruchsicherheit: sehr gut (1,3) Haltbarkeit: sehr gut (1,1) Schadstoffe: sehr gut (1,0) In der Ausgabe 08/2017 ihres Magazins testete die Stiftung Warentest 20 Fahrradschlösser. Unser Bügelschloss BS 650 erzielte mit der Gesamtnote 1,6 (Gut) das beste Ergebnis unter allen getesteten Schlössern.

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1981 Das Mountainbike mit einer fein abgestuften Gangschaltung wird entwickelt.

1982 Patentanmeldung für das Pedelec-Prinzip – ein wichtiger Schritt zum modernen E-Bike.

1996 Mountainbiking wird als neuer Olympischer Sport eingeführt und bis heute beibehalten.

2001 Mit dem Sparta ION wird das erste als Pedelec bezeichnete E-Fahrrad vorgestellt.

2012 Die Zahl der Elektrofahrräder auf dem Markt steigt rasant an. Der E-Bike-Boom beginnt.

2017 Der nächste Schritt der Elektrifizierung: E-Rennräder gelten als neueste Innovation.

30 Fahrrad News

Die Welt retten – auf einer 200 Jahre alten Erfindung Erst in den letzten Jahren bekommt das Fahrrad endlich wieder die Anerkennung, die es verdient. Es erobert sich die Städte zurück und ist drauf und dran, dem Auto als Statussymbol den Rang abzulaufen. Manch einer schreibt ihm gar eine wesentliche Rolle beim Stoppen des Klimawandels zu. Das in die Jahre gekommene Fahrrad wird auf einmal wieder zum Heilsbringer der Zukunft. Und das, obwohl es sich seit 1885 kaum verändert hat: ein paar Verbesserungen hier und dort, Freilauf, Bremsen, Gangschaltung, etwas weniger Gewicht, etwas mehr Komfort. Ein paar sportliche Ausdifferenzierungen. Die Philosophie aber ist die gleiche geblieben: zwei Räder, ein Antrieb, simpelste Mechanik, klug angewandt, um aus wenig viel zu machen – ein Wunderwerk der Effizienz. Und so radeln wir heute selbstverständlich durch unser Leben auf einer Erfindung, die den Menschen bereits seit mehr als 300 Jahren im Kopf herumgeistert. Das mechanische Pferd, die „human powered machine“ – die perfekte Symbiose aus Mensch und Maschine. Nur eines scheint diese Idylle erneut mit Diskussionen zu füllen: der Elektromotor, gehasst und gefeiert zugleich wie einst Pedale, kleine Laufräder und Kettenantrieb. Ist er das zu komplizierte Extra, das die ursprüngliche Idee der Reduktion auf das Wesentliche verrät? Oder nur ein folgerichtiger Entwicklungsschritt, der das Fahrrad auf die nächste Evolutionsstufe hebt? Werden wir uns eines Tages über ihn amüsieren wie über die vielen Sackgassen, die es in der 200-jährigen Geschichte des Fahrrads gab? Oder über die Kritiker, die nicht erkennen wollten, dass es die logische Weiterentwicklung ist? Wenn sich aus der Geschichte des Fahrrads etwas lernen lässt, dann wohl vor allem eines: dass es mit Sicherheit anders kommt als erwartet. Es bleibt also spannend. Auf die nächsten 200 Jahre!


STAYING PWR

Foto Giant

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— Vorstellung  —

SPECIALIZED

Turbo Vado 4.0

2 1 Die eigens von Specialized entwickelten Schutzbleche halten die Füße auch bei tieferen Pfützen weitgehend trocken. 2 Kleines Detail am Rande: Das Specialized Vado verfügt unter anderem über eine magnetische Abdeckung für die Ladebuchse – ein Pluspunkt in Sachen Design.

Das neue Vado ist das Vorzeige-E-Bike von Specialized, das es in fünf Ausführungen gibt: Vom nackten Einsteiger-E-Bike 2.0 bis zum Vado 4.0 geht die Pedelec-Range. Die Varianten 5.0 und 6.0 sind S-Pedelecs mit Unterstützung bis 45 Stundenkilometer. Alle besitzen den gleichen neuen Alu-Rahmen, der in Sachen Design sowie Verarbeitung sehr ansprechend daherkommt. Die Unterschiede zwischen den Modellen: Das Einsteigermodell wird als Naked-Bike ohne Beleuchtung, Radschützer und Gepäckträger ausgeliefert (2.799 Euro). Die anderen beiden Pedelecs des US-amerikanischen Herstellers bieten sehr hochwertige Vollausstattung, wobei das 4.0 sich durch einen größeren Akku (504 statt 460 Wattstunden) von den anderen beiden 25ern unterscheidet.

Das Fahrrad in Aktion Das Konzept: Ein E-Bike für den flotten Weg zur Arbeit und die längere Tour. Man sitzt sportlich, aber bequem auf dem Rad. Der Mittelmotor schafft einen tiefen Schwerpunkt, die 21 Kilo Gewicht fühlen sich auch bei schnellen Kurven fast an wie auf einem sportlichen Bike ohne Antrieb. Beim Ampelstart zeichnet das direkte Ansprechen ein Siegerlächeln ins Gesicht. Die elf Gänge bieten genügend Übersetzungs-Bandbreite, die Scheibenbremsen halten bei Bedarf in jeder Situation gekonnt dagegen. Für Komfort und ruhigen Lauf sorgen – mehr als die Federgabel – die 47 Millimeter breiten Reifen. Die eigens vom Hersteller entwickelten Schutzbleche halten die Füße auch bei tieferen Pfützen weitgehend trocken.

Das Specialized Turbo Vado 4.0 ist ein sehr gut konzipiertes Pendler-Pedelec mit schickem Auftritt und hochwertigem Antrieb. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist ebenfalls sehr gut. Gewicht, kg  21 Rahmenmaterial CroMoly Stahl Antrieb/Akku Specialized, 36 V, 250 W/504 Wh Schaltung Shimano XT, 11-fach Reifen, Dimension Trigger Sport Reflect, 700 x 47 mm UVP 3.499 € (Einstiegsmodell 2.799 €) www.specialized.com Fahrrad News 32

FAZIT

Text Georg Bleicher  Fotos Georg Bleicher/Hansi Heckmair (Fahrbild)

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— Vorstellung  —

MERIDA

Eninety-Nine 500 EQ

2 1 Neben den interessanten Informationen zu Strecke, Geschwindigkeit oder Ladestand lässt sich am Display auch das Licht ein- bzw. ausschalten. 2 Voll gefederte Rahmen und Gepäckträger lassen sich nur schwer kombinieren – Merida beweist das Gegenteil und montiert den AluTräger sicher am Hinterbau.

Es ist untypisch, dass ein voll gefedertes Rad über eine Vollausstattung mit Schutzblechen, Lichtanlage und Gepäckträger verfügt. In der Regel kommen diese Modelle mit grobstolligen Reifen fürs Gelände auf den Markt. Warum aber, fragt man sich. Denn erstens ist der Fahrkomfort bereits auf weniger guten Asphaltstraßen besser und zweitens vergrößert sich der Einsatzbereich dadurch ungemein. Um den Spagat zwischen City und Gelände zu schaffen, spendiert Merida dem Rad 100 Millimeter Federweg. Bei Reifen und Bremsen sieht es ähnlich aus. Der Conti Double Fighter ist für befestigte, aber auch unbefestigte Untergründe geeignet und die Shimano-Scheibenbremse hat schon auf vielen Mountainbikes ihre Klasse bewiesen.

Das Fahrrad in Aktion Es gibt immer noch Leute, die ein voll gefedertes Rad strickt ablehnen. Das muss man akzeptieren, aber wir sind uns sicher, dass nahezu jeder, der mit dem Merida seine Runden dreht, sich kaum noch von einem anderen Rad überzeugen lässt. Der Fahrkomfort ist enorm und die Abkürzung über den Feldweg wird gerne genommen. Zudem sorgen die Schutzbleche dafür, dass man sauber bleibt. Der Träger aus Aluminium transportiert das Gepäck derweil sicher. Und für die Sicherheit bei Dunkelheit ist die Lichtanlage zuständig, die am Bordcomputer bedient werden kann. Der Antrieb verfügt übrigens über die Light-Offroad-Abstimmung und unterstützt merklich mehr als im normalen Setup.

Wenn es das ultimative E-Bike gibt, dann gehört das Merida Eninety-Nine 500 EQ ganz klar zum Favoritenkreis. Das Rad hat alles, was man braucht, um Spaß auf dem Sattel zu haben. Gewicht, kg  23,1 (exkl. Pedale) Antrieb/Akku Shimano E6001/500 Wh Schaltung  Shimano Deore 10-Gang Bremsen Shimano M506 Disc Brake Reifen, Dimension Continental Double Fighter, 50-622 UVP 3.299 € www.merida-bikes.com Fahrrad News 33

FAZIT

Text Johannes Haidn  Fotos Andreas Meyer

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— Vorstellung  —

GENESIS

Croix de Fer 20

1 Das Herzstück des Genesis-Modells ist ein in gedeckten Farben lackierter, äußerst edel anmutender Stahlrahmen aus CroMoly-Rohren von Reynolds. 2 In Sachen Schaltgruppe wurde beim Croix de Fer hauptsächlich Shimanos Tiagra-Gruppe verbaut. Gebremst wird mit einer Scheibenbremse von TRP.

Ein Stahlrahmen-Crosser mit Scheibenbremsen – das Genesis Croix de Fer ist mit seinem klassischen Auftritt schon auf den ersten Blick ein Hingucker. Der in gedeckten Blautönen lackierte CroMoly-Rahmen aus Reynolds-Rohren surft auf der aktuellen „Gravelgrinder“-Welle und auch ansonsten ist das Modell für Rennradabenteuer abseits asphaltierter Wege bestens ausgerichtet. Dafür sorgen nicht zuletzt die funktionellen Anlötteile für Schutzblech- und Gepäckträgermontage, dank derer man das Croix de Fer zum sportlichen Alltagsrad umrüsten kann. Das Fahrrad in Aktion Ausgestattet mit Shimanos Tiagra-Schaltgruppe und TRP-Scheibenbremsen, ist das Bike vor allem auf Haltbarkeit hin kon-

zipiert. Die Parts verrichteten unterwegs sowohl auf der Straße als auch im Gelände ihren Dienst. Mit rund zwölf Kilo ist das Rad zwar nicht das leichteste, allerdings hilft das Gewicht gemeinsam mit den Kenda-Reifen auch dabei, besonders rutschige Schotterpassagen sicher und mit angenehmer Laufruhe zu bewältigen. Mit diesem Auftritt und mit einem Preis von rund 1.600 Euro spricht das Croix de Fer vor allem Einsteiger an, die in den GravelBereich hineinschnuppern wollen. Seine Eigenschaften machen das Bike übrigens zu einer Alternative für Pendler. Denn was gibt es Besseres, als den täglichen Weg zur Arbeit auf einem topmodernen, gleichzeitig aber klassisch anmutenden und zuverlässigen Renner zurücklegen zu können?

Das Genesis Croix de Fer ist das ideale Bike für all diejenigen, die einen Einsteiger-Gravelgrinder mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis suchen. Besonders gefällt der edle Auftritt. Gewicht, kg  11,9 Rahmenmaterial CroMoly Stahl Schaltung  Shimano Tiagra Bremsen TRP HY-RD Disc Brakes Reifen, Dimension Kenda Flintridge, 700 x 35 UVP 1.599,99 € www.genesisbikes.co.uk Fahrrad News 34

FAZIT

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Text & Fotos Werner Müller-Schell

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— Vorstellung  —

CORRATEC

Dolomiti 105

1 Das Corratec-Modell ist mit einem Aluminium-Rahmen und einer Carbon-Gabel ausgestattet – perfekt für Einsteiger. 2 In Sachen Schaltgruppe vertraut man beim Dolomiti auf Shimanos 105er-Gruppe, welche auch bei Bergauffahrten tadellos ihren Dienst verrichtet.

Als „Einstieg in die Rennradwelt“ beschreibt Corratec sein Dolomiti. Der flotte, neongelbe Flitzer basiert auf einem Aluminium-Rahmen mit farblich abgestimmter Carbon-Gabel und ist darüber hinaus mit Shimanos 105er-Gruppe mit Kompaktkurbel und elf Gängen ausgestattet. Hinzu kommen die Corratec-typischen Zzyzx-Laufräder sowie Continental-Reifen vom Typ Ultra Sport mit 25 Millimeter Reifendurchmesser. Der Preis des Komplettrades: 1.299 Euro. Das Fahrrad in Aktion Als typisches Rennrad seiner Preisklasse ist das Dolomiti klassischerweise mit Einsteigerkomponenten ausgestattet. Dennoch überschreitet man die NeunKilo-Grenze nur knapp. Gemeinsam mit

der auffälligen Optik untermauert das Bike damit seinen Anspruch, nicht nur einfach ein Tourenrenner zu sein, sondern auch auf sportlich ambitionierteren Ausflügen seinen Dienst zu verrichten. Beim Fahren liegt das Dolomiti angenehm stabil auf der Straße – so fühlt man sich auch in kurvigen und schnellen Abfahrten sicher auf dem CorratecSattel, während man bergauf durchaus schneller in die Pedale treten kann. Die Shimano-Gruppe vom Typ 105 verrichtet dabei ihren Dienst zuverlässig und präsentiert sich feinfühliger als etwa die ansonsten oftmals mit Tiagra-Komponenten ausgestatteten Räder dieser Preisklasse. Das gilt ebenso für die Zzyzx-Laufräder, die die aufgewendete Kraft direkt auf die Straße übertragen.

Das Corratec Dolomiti 105 ist mit seiner komfortablen Sitzposition ein klassisches Rennrad für Einsteiger. Mit AluRahmen und Shimano-Ausstattung ist es im Auftritt trotzdem sportlich. Gewicht, kg  9,1 Rahmenmaterial Aluminium 6061 Schaltung  Shimano 105, 11-fach Bremsen Shimano 105 Reifen, Dimension Continental Ultra Sport, 700 x 25 UVP 1.299 € www.corratec.com Fahrrad News 35

FAZIT

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Text Sebastian Lehr  Fotos Stefan Schopf

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Text Werner Müller-Schell

Fotos Hersteller

— Material —

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— Fahrrad-Trends 2018 —

DESIGN, HIGH-END UND VIEL ELEKTRO Das sind die Fahrrad-Trends 2018 E-Mountainbike-Fullies, Carbon-Rennräder, Gravel-Racer, Cityflitzer – noch nie zuvor war der Fahrradmarkt in so viele verschiedene Unterkategorien aufgefächert, wie es momentan der Fall ist. Auf der Eurobike in Friedrichshafen, der größten Fahrradmesse der Welt, wird Ende August nun die nächste Generation an Fahrrädern für die kommende Saison präsentiert. Eines ist dabei bereits im Vorfeld kein Geheimnis: Die Modellvielfalt wird weiter wachsen. Damit Sie schon jetzt auf dem neuesten Stand sind, stellen wir Ihnen zehn Fahrräder vor, die im nächsten Jahr in der Szene kräftig für Furore sorgen werden.

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BH BIKES Atom-X Lynx 6

Das futuristische E-MTB Sieht so die Zukunft des E-Mountainbikes aus? Vor drei Jahren startete der spanische Produzent BH Bikes das Atom-X-Projekt. Das Ergebnis: ein innovatives Elektro-MTB, das fortschrittliche Akkuintegration und Antriebstechnik mit weiteren technischen Highlights und einem Fahrwerk für den extrem sportiven Einsatz kombiniert. Unter anderem verleiht das neuartige Rahmendesign dem Rad ausreichend Gabelfreiheit am Unterrohr, was seinem Verwendungszweck als Enduro- und Trailbike entgegenkommt. Der Rahmen des BH-Modells bietet außerdem eine integrierte Kettenführung und einen Protektor an den Ketten- und Sitzstre-

ben. Die Atom-X-Serie 2018 verfügt über den Brose-S-Mittelmotor. Das Display ist in ein stabiles Aluminium-Cover integriert und als Einheit vorne am Vorbau in Head-up-Position angebracht, was beim Fahren eine optimale Sicht nach vorne erlaubt. Das Atom-X Lynx 6 ist eines von mehreren Modellen aus der Reihe und unter anderem mit einem Fox-Fahrwerk, mit Dropper-Seatpost und 27,5-Plus-Reifen ausgestattet. UVP 5.499 € www.bhbikes.com

CORRATEC CCT Evo Etap

Windschnittiger Straßenflitzer Mit dem CCT Evo Etap bekommt die Rennradfamilie von Corratec Zuwachs. Vor allem in Sachen Aerodynamik hat sich der Hersteller aus dem oberbayerischen Raubling einiges einfallen lassen: Sowohl der Rahmen als auch die Vollcarbon-Gabel verfügen über ein windschnittiges Tragflächenprofil, durch die Schwingungsdämpfung der Gabel wird außerdem die Oberkörperermüdung stark reduziert. Aufgrund der leicht abgesenkten Kettenstrebe sollen darüber hinaus Kettenschläge komplett eliminiert werden, wodurch der Rahmen auf ruppigem Untergrund keine Schäden durch entsprechende Fremdeinwirkungen neh38 Fahrrad News

men soll. Eines der Highlights am neuen Corratec CCT Evo Etap ist zudem die kabellose Schaltung Sram Etap; zusätzlich verfügt das Bike über aerodynamische Hochprofilfelgen aus Kohlefaser. Durch diese Kombination aus aerodynamischem Rahmen, leichten Laufrädern und der restlichen hochwertigen Ausstattung ist das CCT Evo Etap das richtige Rad für professionelle und ambitionierte Rennradler. UVP 7.499 € www.corratec.com


GRECOS Urban Belt

Stadtrad mit Riemenantrieb Grecos blickt bereits seit 1907 auf eine bewegende und vielseitige Geschichte zurück. Das Urban Belt will nun an diese lange Markengeschichte anknüpfen: Ausgestattet mit dem Continental-Riemenantrieb, lädt das sportliche Rad zu Feierabendrunden, ausgedehnten Wochenendtouren oder zum aktiven Arbeitsweg ein. Die optimierte sportliche Sitzposition und weitere Komponenten sollen für schnelles und dynamisches Fahren sorgen. Das durch die cleane Optik edle Design überzeugt darüber hinaus in Kombination mit dem reduzierten Gewicht. Der schwarzmatt lackierte Diamant-Rahmen ist aus Aluminium gefertigt und

mit Shimano-Komponenten bestückt. So sind nicht nur hydraulische Scheibenbremsen aus dem Sortiment des japanischen Großherstellers verbaut, sondern auch ein Nabendynamo. Bei Dunkelheit kann man auf Axa-Scheinwerfer mit LEDs vertrauen. Auch ein Standlicht zählt zur Ausstattung. Das Gewicht des Stadtflitzers: 14,9 Kilogramm. Verfügbar ist das Urban Belt in den Größen 50, 55 und 60 Zentimeter. UVP 899,50 € www.boettcher-fahrraeder.de

KALKHOFF Berleen

Modern und stilvoll in der Stadt Für das kommende Modelljahr hat der deutsche Traditionshersteller Kalkhoff wieder tief in die Designkiste gegriffen. Herausgekommen ist das Berleen, ein schicker Cityflitzer mit Elektroantrieb, der durch seine schlichte Formsprache überzeugen soll. Das E-Bike basiert auf dem kompakten Groove-Go-Hinterradmotor mit einer schlanken 20-Zellen-Batterie, sodass die Elektrokomponenten unauffällig in den Hintergrund rücken. Durch die leichte Bauweise wird zudem Gewicht gespart (das Rad wiegt unter 19 Kilogramm), was besonders beim Tragen des Rades über Treppen und andere Hindernisse bedeutend wird. Hingu-

cker sind auch die eigens designte Vorbau-Lenker-Einheit und der eingebaute Scheinwerfer. Den hochmodernen Anspruch des Berleen untermauern zudem seine Fähigkeiten in Sachen Konnektivität: Das Bedienfeld mitsamt Bluetooth-Modul ist im Oberrohr integriert, per kostenloser Kalkhoff-Display-App für das iPhone oder andere Smartphones wird für Navigation und Infotainment gesorgt. UVP ab 2.499 € www.kalkhoff-bikes.com Fahrrad News 39


KTM Macina Flite Street 11

Rennrad mit Elektroantrieb E-Rennräder sind einer der großen Trends auf der kommenden Eurobike. Und das Macina Flite Street 11 von KTM trifft mit seinem stylischen Konzept genau den Nerv des Bedürfnisses nach neuen Elektroflitzern für die Straße mit sportlichem Anspruch. Das Road Bike besitzt einen komfortablen Rennradlenker, aerodynamische Felgen, hydraulische Scheibenbremsen und ein gut bedienbares Purion Display. Bei der On-Road-Version zählt die volle StVO-Ausstattung, Alu-Schutzbleche inklusive einer Premium-LED-Lichtanlage zum Repertoire. Fahrsicherheit und Komfort bietet die neu entwickelte Federgabel im urbanen Design

mit 40 Millimeter Federweg. Der kräftige CX-Motor von Bosch verleiht dem Macina Flite wahrlich Flügel, der voll integrierte Bosch-PowerTube-Rahmen macht das Rad zum Lifestyle-E-Bike. Mit seinem Design ist das Rad genau richtig, um rasch in die Arbeit oder durch das Innenstadtgewühl zum nächsten Termin zu gelangen. Ebenso ist es ein geeigneter Begleiter für sportlich ausgedehnte Touren am Wochenende. UVP 3.699 € www.ktm-bikes.at

MARIN Pine Mountain 2

Stilvoller Geländeklassiker Marin Bikes bringt Klassikercharakter ins Mountainbikesortiment. So hat man sein progressives Geländeportfolio für das Modelljahr 2018 deutlich weiterentwickelt und ihm auch einen Hauch Retro verpasst. Wie Marins original Pine-Mountain-Trailbike der 1990er-Jahre, basieren die neuen Pine-Mountain-Modelle auf qualitativ hochwertigen Rahmen aus Double-ButtedStahl. Dazu kommen Style-Elemente, die an die frühen Tage des US-amerikanischen Herstellers erinnern. Ihre 27,5-Plus-Bereifung liefert dank des großen Volumens entsprechend gute Traktion. Die Einfach-Schaltgruppe mit großer Bandbreite und 40 Fahrrad News

die kräftigen hydraulischen Scheibenbremsen gewährleisten darüber hinaus optimale Schalt- und Bremspower. Insgesamt baut das Pine Mountain 2 auf eine Shimano-XT-Komplettausstattung, für Dämpfung sorgt am Stahl-Hardtail eine RockShox-Federgabel mit 120 Millimeter Travel – ein ideales Bike, um nicht nur Spaß im Gelände zu haben, sondern gleichzeitig auch elegant und stilvoll unterwegs zu sein. UVP 2.999 € www.marin.com


MERIDA One-Forty 800

Günstiges AllMountain für Trailfahrer Die komplette Neuentwicklung des altbekannten Merida-AllMountains One-Forty fügt sich nun zwischen den bereits etablierten Gelände-Meridas One-Twenty und One-Sixty ein und hat den Anspruch, ein Alleskönner auf anspruchsvollen Trails zu sein. Das Alu-Bike ist dabei extrem preisbewusst gestaltet und spricht besonders Einsteiger und Fortgeschrittene an. Dabei gibt es sich vielseitiger als ein Tourer und agiler als ein Enduro. Die Geometrie des One-Forty weist sehr kurze Kettenstreben auf, die für viel Agilität und ein verspieltes Fahrverhalten sorgen sollen. Ein langer Hauptrahmen und ein tiefer Schwerpunkt erge-

ben zusammen mit dem kurzen Vorbau und dem breiten Lenker ein angenehmes, verlässliches Handling. Der Hinterbau bietet genug Durchlauf für Reifen bis zu 2,6 Zoll Breite. In dieser Variante kommen die Reifen standardmäßig, um im angesprochenen Einsatzbereich viel Sicherheit und Traktion zu bieten. Für mehr Einfachheit, Robustheit und Effizienz ist das neue One-Forty außerdem ausschließlich für Einfachantriebe konzipiert. UVP 3.099 € (Einstiegsmodell One-Forty 600: 2.099 €) www.merida-bikes.com

MOUSTACHE Samedi 27 Xroad 7

Modernes für Stadt und Gelände Das Samedi 27 Xroad 7 der französischen Marke Moustache Bikes hat den Anspruch, ein Fahrrad für alle Gelegenheiten zu sein. Dafür hat man nicht nur bei der Rahmengeometrie hohen Wert auf Komfort gelegt, sondern auch bei der Auswahl der verschiedenen Komponenten. Angetrieben wird das E-Bike durch den verlässlichen Performance-CX-Motor von Bosch, welcher mit einer 500-Wattstunden-Batterie bestückt ist, welche genügend Reichweite auch außerhalb der Stadt bietet. Hierbei überzeugt das Rad mit einer stilvollen Integration des Akkus: Dieser ist nämlich im Unterrohr des hydrogeformten Rahmens

untergebracht und fällt so trotz seiner Kapazität auf den ersten Blick kaum ins Auge. Für geschotterte Pisten ist das Moustache Samedi 27 Xroad 7 mit einer Suntour-Federgabel und einem zusätzlichen Dämpfungselement in der Sattelstütze ausgestattet, hinzu kommen Hutchinsons Python-Reifen, welche für ausreichend Halt sorgen. Wer außerdem Kinder mit dem Rad mitnehmen will, kann einen Kindersitz montieren. UVP 3.999 € www.moustachebikes.com Fahrrad News 41


SPECIALIZED Diverge

Geländerenner mit dicken Reifen „While the fun may begin where the road ends, you still need a bike that‘ll get you there.” Nach diesem Motto hat Specialized das neue Diverge designt. Das Rennrad des US-amerikanischen Herstellers ist mit allen Features ausgestattet, die ein geländetauglicher Bolide, der zugleich für Touren und sportliche Abenteuer geeignet sein soll, mitbringen muss. Mit dem Specialized-Flitzer ist man so nicht nur auf der Straße, sondern auch auf Singletracks flott unterwegs. Hierzu wurde das Rad mit einer Komfortgeometrie und Federungselementen im Steuerbereich (20 Millimeter Federweg) und in der Sattelstütze (stilecht mit

Dropper-Funktion und 35 Millimeter Federweg) ausgestattet. Für Spaß sorgen zudem die hauseigenen Reifen mit 38 Millimeter Durchmesser, die das Rad auch auf holprigen Schotterabfahrten sicher in der Spur halten. Für Frauen wurde zudem eine spezielle „Women’s Version“ entwickelt, die bereits ab Rahmenhöhe 48 erhältlich ist. Wer es gerne individuell mag: Bei beiden Versionen stehen zahlreiche Lackierungen zur Verfügung. UVP ab 999 € www.specialized.com

SURLY ECR

Offroad Touring für Abenteurer Für 2018 legt Surly sein Modell ECR neu auf. Seitens des US-amerikanischen Herstellers gibt es mehrere Umschreibungen für den Produktnamen ECR: „Enduro Camping Rig“, „Escape Common Routine“, „Exit Cities Rapidly“. Eines haben dabei alle gemeinsam: Das ECR ist ein Rad für all diejenigen, die ein Abenteuer auf ihrem Bike erleben wollen. Daher ist das sowohl mit 27,5-Plus- als auch mit 29-Plus-Bereifung erhältliche Bike vollkommen auf die Bedürfnisse von Offroad-Bikepackern ausgelegt. Der Rahmen ist aus CroMoly-Stahl gefertigt und mit zahlreichen Montageösen für Gepäckträger, Schutzbleche und 42 Fahrrad News

Wasserflaschenhalter ausgerüstet. Und der neue, hauseigene Moloko-Lenker bietet zahlreiche Griffmöglichkeiten sowie Platzangebot zur Montage von Zubehör wie Beleuchtung, GPS-Gerät und Ähnlichem. Die Gänge wechselt man stilecht per Daumenschalthebel; Touringfreunde können sich zudem über das horizontale Ausfallende für den wahlweisen Einsatz von Kettenschaltung, Singlespeed oder Rohloff-Nabe freuen. UVP 2.299 € www.surlybikes.com


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Laufrad- und Sattelstützensicherung

Wer sein Fahrrad bereits einmal ohne Laufräder oder ohne Sattel vorgefunden hat, weiß, dass auch Komponenten begehrte Diebstahlobjekte sind. Mit der NutFix-Sicherung schützen Sie Ihre Laufräder und Sattelstütze.

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Text Johannes Haidn

Fotos Stefan Schopf

— Material —

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— Lastenräderkonzepte —

LASTENRÄDER ... ... UND DAS AUTO WIRD ÜBERFLÜSSIG Schwere Lasten mit dem Fahrrad transportieren … geht das? Jeder weiß, dass ein Fahrrad ein umweltfreundliches, gesundes, in der Regel günstiges und oft auch schnelles Verkehrsmittel ist. Doch was ist, wenn man größere Einkäufe transportieren will oder die Kinder in den Kindergarten gebracht werden müssen? Fahrradanhänger sind eine Möglichkeit, doch auch das Angebot an Lastenrädern beziehungsweise Cargo Bikes wird immer größer. Für nahezu jeden Einsatzbereich gibt es mittlerweile spezialisierte Modelle, mit oder ohne Elektro-Unterstützung. Auf den kommenden Seiten stellen wir vier dieser modernen Lastenträger vor. Und wer weiß – vielleicht bleibt ja auch Ihr Auto schon bald in der Garage stehen?

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BÖTTCHER

Bote-E

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Das Bote-E von Böttcher ist sozusagen der chice Taschenträger unter den Cargo Bikes, doch dank seines im Rahmen integ­rierten Front- und Heckträgers kann man das Rad problemlos mit den Einkäufen für den täglichen Bedarf beladen. Insgesamt 125 Kilogramm mitsamt Fahrrad, Fahrer und Gepäck kann das Rad schleppen; wem dafür die nötige Kraft und Ausdauer fehlt, der kann dann auf die Unterstützung des integrierten Shimano-Mittelmotors vertrauen. Böttcher ist bekannt für seine farbenfrohen Räder – das Bote-E kommt in einem kräftigen Orange, Kristallrot, oder Türkis auf den Markt. Wer es dezenter mag, kann es auch in Schwarz erhalten oder aus einer von diversen Sonderfarben wählen, für die aber ein Aufpreis zu bezahlen ist. 46 Fahrrad News

Das Fahrrad in Aktion Es muss nicht immer gleich ein SpezialTransportrad à la Douze Cycles sein. Wer nicht gerade zusätzliche Einkäufe schleppen muss, kann vieles mit dem Bote-E bewerkstelligen. Der Träger über dem Vorderrad eignet sich für leichtes Gepäck, während man auf dem hinteren Träger auch schwere Gegenstände problemlos festzurren kann. So beladen, lässt sich das Bote-E sicher fortbewegen, immer mit der Gewissheit, dass man in der Abfahrt auf die Magura-Hydraulikbremse zählen kann. Gewissheit bzw. gute Unterstützung gibt es außerdem am Anstieg durch den Mittelmotor. Beim Schaltvorgang mit Nabenschaltung heißt es jedoch Kraft vom Pedal nehmen, damit diese sauber ihren nächsten Gang einlegen kann.

Das Böttcher Bote-E ist ein Transportrad, um Dinge des täglichen Bedarfs von A nach B zu befördern, egal ob bergab oder bergauf. Dafür sorgt nicht zuletzt der Mittelmotor. Gewicht, kg  25,35 Rahmenmaterial Alu Max. Gewicht Ladung, kg 125 (Gesamtgewicht Rad + Fahrer + Last) Antrieb/Akku Shimano Steps E6000/418 Wh Bremsen Magura HS22 UVP 2.979 € www.boettcher-fahrraeder.de

FAZIT

1 Rahmenbauteil – sowohl der vordere als auch der hintere Gepäckträger sind fester Bestandteil des Rahmens. 2 Sorglospaket – die Nexus-Nabenschaltung aus dem Hause Shimano sowie die HS22-Bremse von Magura sind Garanten für einen geringen Wartungsaufwand.


— Lastenräderkonzepte —

DOUZE CYCLES

F5e 600 GO SwissDrive

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Größenabhängig – Douze Cycles geht mit seinem Lastenradkonzept auf die Bedürfnisse seiner Kunden ein. Wie groß bzw. lange der Stauraum sein soll, kann der Kunde nämlich selbst entscheiden. Das hintere Rahmenteil kann mit einem 400, 600 oder gar 800 Millimeter langen Vorderteil kombiniert werden. Um das Lastenrad selbst einfacher transportieren zu können, lässt es sich von technisch versierten Radlern in wenigen Minuten in zwei Teile zerlegen. Wir haben bei unserem Testrad den Stauraum mit dem „Pack B“ mittlerer Größe ausgestattet, der neben einer Art Wanne auch zwei Sitzplätze samt Drei-Punkt-Gurten für Kinder beinhaltet. Für Ganzjahresfahrer gibt es optional ein regendichtes Überdach für die Kleinen.

Das Fahrrad in Aktion Verdeck öffnen und los geht’s. Der 600erStauraum ist so groß, dass ziemlich genau zwei Wasserkästen darin Platz haben. Wer sich für ein Douze ohne Antrieb entscheidet, wohnt entweder im Flachland oder braucht selbst bei kleinen Steigungen viel Kraft. Mit Unterstützung des Go Swissdrive wird alles viel einfacher und selbst mäßige Steigungen sind mit Beladung kein Problem. Erstaunlich ist, wie das Rad auch mit Beladung schnell und flink den Lenkbewegungen folgt; dank der Seilzuglenkung sind dabei sehr enge Kurvenradien (etwa beim Wenden) möglich. Schwieriger wird es bei Lastenrädern dieser Art, wenn hohe Bordsteinkanten überwunden werden müssen. Ein Tipp: Das Rad rückwärts über das Hindernis schieben.

So individuell wie der jeweilige Fahrer ist auch das Douze Cycles. Wie groß der Stauraum ist, ob mit oder ohne Motor – das kann der Kunde ganz individuell entscheiden. Gewicht, kg  43,20 Rahmenmaterial Vorderer Rahmen Stahl/hinterer Alu Max. Gewicht Ladung, kg 180 (Gesamtgewicht Rad + Fahrer + Last) Antrieb/Akku Go Swissdrive/446 Wh Bremsen Tektro Gemini UVP 5.669 € www.douze-cycles.com Fahrrad News 47

FAZIT

1 Für geübte Fahrradfahrer kein Problem – bei Bedarf lässt sich das F5e in wenigen Minuten in zwei Teile zerlegen. 2 Man spürt ihn, aber man nimmt ihn akustisch kaum wahr – der Nabenmotor von Go Swissdrive ist eine leise Antriebshilfe, die unterwegs viel Freude bereitet.


— Material —

RIESE UND MÜLLER

Load Touring

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Die Modellbezeichnung „Touring“ ist für viele im Automobilbereich der Inbegriff für einen großen Kofferraum, aber ein dennoch sportliches Fahrverhalten. Das Load Touring von Riese und Müller soll genau für diese Eigenschaften im Fahrradbereich stehen. Der Hersteller aus Weiterstadt zieht dafür alle Register, stattet das Rad mit einer Vollfederung aus, setzt auf eine Scheibenbremse und unterstützt den Piloten mit einem Mittelmotor. Mit welchem Hab und Gut das Load beladen wird, sollte dabei beim Kauf berücksichtigt werden, schließlich gibt es diverses Zubehör für die Ladefläche, angefangen von verschiedenen Seitenwänden über unterschiedliche Verdecke bis hin zum doppelten Kindesitz. Man kann das Rad also individuell an seine Bedürfnisse anpassen. 48 Fahrrad News

Das Fahrrad in Aktion Mit wenigen Handgriffen ist das Load auf die Körpergröße angepasst, denn der Vorbau lässt sich nicht nur in der Höhe, sondern auch in der Länge verstellen. Kraftvoll und zuverlässig unterstützt der Bosch-Antrieb und das Transportieren von bis zu 100 Kilo schweren Dingen war noch nie so einfach. Der Komfort durch die Vollfederung wirkt sich auch positiv auf das Transportgut aus. Beim „Ritt“ über Kopfsteinpflaster sorgt die Federung dafür, dass beispielsweise Flaschen fast schon ruhig im Wasserkasten steckenbleiben. Zudem steigt auch die Fahrsicherheit enorm. Der Wendekreis des Load ist im Vergleich zum Douze Cycles deutlich größer und beim Wenden muss man öfter rangieren. Die Lenkung ist dafür leichtgängiger.

Das Load Touring aus dem Hause Riese und Müller macht es einfach, auf das Auto zu verzichten. Das Transportieren von Dingen war nie so einfach. Man kann bis zu 100 Kilo zuladen. Gewicht, kg  39,80 Rahmenmaterial Alu Max. Gewicht Ladung, kg 100 Antrieb/Akku Bosch Performance CX/500 Wh Bremsen Tektro Dorado UVP 5.888,70 € www.r-m.de

FAZIT

1 Höhen- und weitenverstellbar – der Vorbau bzw. der Lenker lassen sich am Bike von Riese und Müller variabel einstellen. Ein gutes Feature, denn das Rad sollte ja schließlich vielen Personen im Haushalt passen. 2 Kommt dem Transportgut und dem Fahrer zugute: die Federung an Front und Heck.


— Lastenräderkonzepte —

SURLY

Big Dummy

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Wenn die Reise mal etwas länger dauert. Der US-amerikanische Hersteller Surly hat für jedes Abenteuer das richtige Rad im Sortiment. Alleine 90 Kilo Zuladung verträgt das Big Dummy, die man etwa in den beiden Seitentaschen oder auf dem etwa 70 mal 18 Zentimeter großen Ablagebrett über dem Hinterrad verteilen kann. Zusätzlich hat die Gabel Montagemöglichkeiten für einen Frontträger. Und wer gleich mit seinem ganzen Hausstand verreisen will, kann hinter dem Big Dummy noch einen der beiden Hänger Bill oder Ted Trailer nachziehen. Das Big Dummy gibt es dabei als Rahmenkit oder Komplettrad wie abgebildet zu erwerben, wer jedoch im Straßenverkehr damit unterwegs ist, muss zusätzlich noch die nötige StVZO-Ausrüstung nachrüsten.

Das Fahrrad in Aktion Der Umstieg von einem normalen Rad auf das Big Dummy ist einfach – eigentlich: Denn während das Lenkverhalten nahezu identisch ist, muss man sich an den deutlich verlängerten Radstand erst gewöhnen. Dennoch ist das Fahrgefühl recht normal und selbst mit Beladung rollt es im Vergleich zu den motorunterstützten Modellen mit geringem Widerstand. Bei der Beladung sollte man die schweren Gegenstände weit unten verstauen. So gelingen schnelle Richtungswechsel deutlich einfacher, die Fahrsicherheit ist höher und der Seitenständer kann das Rad besser halten. Recht einfach gelingt das Überfahren bzw. Überwinden von Bordsteinkanten oder gar Treppen, da das große 26-Zoll-Vorderrad gut darüberrollt.

Wem ein normales Rad zu wenig schleppt, der ist beim Surly Big Dummy an der richtigen Stelle. Mit 90 Kilogramm Zuladung ist es ein geräumiger Transporter. Ein Motor fehlt allerdings. Gewicht, kg  23,30 Rahmenmaterial Stahl Max. Gewicht Ladung, kg 90 Antrieb/Akku

Bremsen Avid BB7 UVP 2.499 € www.surlybikes.com Fahrrad News 49

FAZIT

1 Taschen größer als beim Wohnraumausstatter – die beiden Gepäckträger­ taschen des Surly-Modells bieten einen enormen Stauraum, sind unterteilt und schützen den Inhalt darüber hinaus vor Spritzwasser. 2 Wenn man auf eine lange Reise geht, kann man beim Big Dummy mindestens vier Flaschenhalter anbringen.


Text Johannes Haidn

Fotos Andreas Meyer (Aufmacher), Stefan Schopf

— Material —

UNTERWEGS MIT KIND UND KEGEL Vier Radanhänger im Test


— Fahrradanhänger —

Als meine Frau schwanger war, war für mich klar: Es muss ein Fahrradanhänger her. Zwar bin ich nicht der Täglich-zur-Arbeit-Radler, doch genieße ich es, am Wochenende mit dem Rad zum Bäcker zu fahren oder eine längere Tour zu unternehmen. Auch zum Spazierengehen bzw. Joggen lassen sich die meisten Hänger verwenden, und so stellt sich oft schon die Frage, wozu man noch einen normalen Kinderwagen braucht. Selbst das Argument, dass sie groß und sperrig sind, räumen die meisten Hänger schnell aus dem Weg. Mit wenigen Handgriffen lassen sich Räder demontieren, die Fahrgastzelle zusammenklappen und mit kleinem

Packmaß in den Kofferraum legen. Für uns persönlich hat sich die Anschaffung in jedem Fall gelohnt. Obwohl meine Tochter schon längst selbst Rad fahren kann, ist der Hänger nach wie vor stetig im Einsatz. Oft dient er „nur noch“ als Transportmittel für Reisegepäck, wenn wir mehrere Tage mit dem Rad wegfahren, ab und an kann ich auf einer Etappe mehrere Kilometer schnell mal runterstrampeln und er dient als Shuttle für meine Kleine. Auf die Frage, wann ich denn meinen Kinderanhänger wieder hergeben will, kann ich nur sagen: Ich weiß es nicht, er ist einfach zu praktisch.


— Material —

CROOZER

Kid Plus for 1

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2 1 Meiner, nicht deiner – mit dem Schloss lässt sich der CroozerAnhänger diebstahlsicher am Rad befestigen. 2 Gefedert und immer richtig eingestellt – die Sylomer-Puffer sind wartungsfrei und passen sich darüber hinaus automatisch an das Gewicht an.

Croozer-Hänger sind seit 2003 auf den Straßen unterwegs und der Kid Plus for 1 ist ein sehr beliebtes und oft gesehenes Modell. Mit 749 Euro zählt er zwar zu den teureren, doch ist die Basisausstattung mit Fahrrad-, Buggy-, Jogger-Set und Licht sehr umfangreich. Weiteres Zubehör wie beispielsweise ein Ski-Set oder einen Babysitz hat der Hersteller ebenfalls im Angebot. Die Sicherheit wird bei Croozer dabei großgeschrieben; so ist es nicht verwunderlich, dass die Spurbreite für einen Einsitzer recht üppig designt ist. Im vorderen Bereich schützt darüber hinaus eine stabile Stoßstange die Fahrgastzelle. Ihr Kind wird mit viel Platz verwöhnt, kann seitlich eine Trinklasche einstecken und Utensilien in zwei Innenraumtaschen stecken.

Die Handhabung Der Croozer ist ein geräumiger Hänger für die Mitreisenden und ebenso geräumig ist der „Kofferraum“ hinter dem Fahrgastsitz. Dort befinden sich auch die beiden Verriegelungen, die einfach zu bedienen sind, wenn man den Hänger zusammenklappen möchte. Dies geschieht in wenigen Sekunden, den Sicherheitswimpel muss man aber vorher rausziehen. Genau so einfach gelingt der Umbau zwischen Hänger, Jogger oder Buggy. Der Schiebebügel mit integriertem Licht ist innovativ und lässt sich in zwei Höhen einstellen. Beim Kid Plus for 1 merkt man die langjährige Erfahrung von Croozer. Zwar vergleichsweise schwer, zählt er doch zu den besten Anhängern im Feld.

Gewicht (wie abgebildet), kg  16,95 Zulässiges Gesamtgewicht, kg 50 Abmessungen, cm (L x B x H)* 107 x 75 x 88 Packmaß, cm (L x B x H)* 106 x 73 x 27 Federung/Typ ja, Sylomer-Puffer Zubehör inklusive Fahrrad-, Buggy- und Jogger-Set, Licht Zubehör optional Babysitz, Sitzstütze, weiteres Zubehör Zubehör optional 1- oder 2-Sitzer erhältlich UVP 749 € www.croozer.com *ohne Deichsel und Griffe

52 Fahrrad News

FAZIT


— Fahrradanhänger —

MERIDA

Kinderanhänger

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2 1 Großes Zubehörpaket – beim Merida-Kinderanhänger ist all inclusive das Motto. Das ganze Zubehör ist bereits im Lieferumfang mit enthalten. 2 Kofferraum auf und Inhalt rein – die Öffnung des Modells erlaubt selbst das Mitnehmen von großen Spielsachen.

All inclusive – beim Merida-Kinderanhänger ist für günstige 429 Euro das ganze verfügbare Zubehör bereits mit im Lieferumfang enthalten. Damit lässt er sich vom Hänger mit Deichsel zum Jogger mit großem 16-Zoll-Vorderrad oder Buggy mit Bugrad umrüsten. Auf eine Federung wurde beim Design verzichtet und bei schlechtem Fahrbahnbelag empfiehlt es sich, je nach Beladung, etwas mit dem Luftdruck in den Reifen zu variieren. Mit 13,65 Kilo ist das Modell dafür der leichteste Hänger in unserem Testfeld. Der Fußraum ist mit einer stabilen und leicht abwischbaren Bodenplatte versehen, links und rechts der Sitzplätze befindet sich zudem eine kleine Tasche, um beispielsweise den Reiseproviant für die Anhängertour sicher zu verstauen.

Die Handhabung Die verschiedenen Umbaumaßnahmen sind mit wenigen Handgriffen erledigt. Dennoch ist für das Arretieren der Deichsel oder das Aufklappen der Fahrgastzelle etwas mehr Übung erforderlich als bei den Konkurrenten. Die fixe Höhe des Schiebebügels spart Gewicht, kann aber beim Joggen nicht an die Körpergröße angepasst werden. Überzeugt hat uns die Verarbeitung: Die Reißverschlüsse sind hochwertig und die Feststellbremse ist einfach per Fußpedal zu bedienen. Beim Merida-Kinderanhänger bekommt man für 429 Euro das volle Paket für Anhänger, Jogger und Buggy. Er verfügt zwar über keine Federung, dafür ist er der leichteste Hänger im Test.

Gewicht (wie abgebildet), kg  13,65 Zulässiges Gesamtgewicht, kg 45 (Zuladung) Abmessungen, cm (L x B x H)* 101 x 80 x 90 Packmaß, cm (L x B x H)* 103 x 84 x 31 Federung/Typ nein Zubehör inklusive Fahrrad-, Buggy- und Jogger-Set Zubehör optional – Zubehör optional 1- bis 2-Sitzer UVP 429 € www.merida-bikes.com *ohne Deichsel und Griffe

FAZIT

Fahrrad News 53


— Material —

THULE

Chariot Cross

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2 1 Komfort für den Insassen – die Rückenlehne ist einstellbar, durch das Panoramadach kann man beim Schieben ins Innere schauen. 2 Geht in weniger als fünf Sekunden – schnell ist der Anhänger zusammengeklappt und lässt sich im arretierten Zustand einfach von A nach B tragen.

Der Chariot Cross ist der Luxusschlitten unter den Fahrradanhängern, wobei Schlitten auch wörtlich genommen werden kann, denn im umfangreichen Zubehörkatalog gibt es unter anderem ein Ski-Set. Serienmäßig ist lediglich das Fahrradbzw. das Buggy-Set inklusive. Bei schönem Wetter wird der Nachwuchs dabei durch einen verstellbaren Sonnenschutz geschützt und bei schlechtem Wetter lassen sich die Front bzw. das Dach komplett mit einem Überzug abdecken. Natürlich verfügt der Chariot Cross über eine Federung, bei der der Härtegrad einfach angepasst werden kann. Der Schiebebügel lässt sich außerdem in mehreren Höhen einstellen und für Pausen besitzt das Modell aus dem Hause Thule eine Feststellbremse.

Die Handhabung Alles flutscht, nichts hakt und die Verarbeitung und Handhabung ist in allen Punkten sehr gut. Eine automatische Arretierung ermöglicht zudem ein einfaches Tragen. Ein schönes Detail ist unter anderem, dass der geräumige Kofferraum im Jogger-Betrieb nach oben gehängt werden kann, um die Beinfreiheit zu vergrößern. Lediglich der Boden im Fahrgastraum wirkt dünn und muss ohne Verstärkung auskommen. Dafür zählt er mit 13,85 Kilo zu den leichtesten Anhängern. Leicht, durchdacht und hervorragend in der Verarbeitung – der Thule Chariot Cross ist nicht umsonst einer der begehrtesten Kinderanhänger. Diese Qualität hat aber ihren Preis.

Gewicht (wie abgebildet), kg  13,65 Zulässiges Gesamtgewicht, kg 34 (Zuladung) Abmessungen, cm (L x B x H)* 99 x 65 x 85 Packmaß, cm (L x B x H)* 86 x 54 x 34 Federung/Typ ja, einstellbare Blattfeder Zubehör inklusive Fahrrad-Set, Buggy-Set Zubehör optional Jogger- und Ski-Set und weiteres Zubehör Zubehör optional 1- oder 2-Sitzer erhältlich UVP 899 € www.thule.com *ohne Deichsel und Griffe

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— Fahrradanhänger —

QERIDOO

Speedkid 2

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2 1 Die Kombination aus Luft- und Sprungfeder sorgt für ein feines Ansprechverhalten und vermeidet ein Aufschwingen bei höheren Geschwindigkeiten. 2 Größer als normal und befüllt mit Luft – das Buggyrad erlaubt ein angenehmes Schieben auch auf unbefestigten Wegen.

Der Speedkid 2 ist das Großraumwunder, in der geräumigen Fahrgastzelle haben problemlos zwei Kinder Platz. Dort findet jedes eine kleine Seitentasche für Spielzeug oder Proviant, die jedoch weit unten angebracht ist. Der Fußraum ist von der Unterseite gegen Spritzwasser geschützt und mit einer robusten Platte versehen, um Beschädigungen vorzubeugen. Weitere Features sind das Panoramadach und die Belüftungsfenster, die unter anderem für guten Luftaustausch sorgen. Die Handhabung So groß der Qeridoo auch im aufgeklappten Zustand ist, so klein ist er zusammengeklappt. Dies gelingt eigentlich recht leicht – bis auf die beiden Stabilisatorstäbe, die vor dem Zusammenklappen vom

Rahmenrohr gelöst werden müssen und ein kräftiges Händchen brauchen. Die Montage an das Rad, der Umbau vom Anhänger zum Buggy oder das Betätigen der Feststellbremse funktionieren tadellos. Dank des mit Luft befüllten und etwas größeren Buggy-Rades lässt sich der Qeridoo Speedkid 2 auch gut auf unbefestigten Strecken schieben. Das Heckfach ist recht geräumig, verfügt über eine kleine Innentasche sowie zwei zusätzliche Außentaschen, als Verschluss dient aber lediglich ein großer Klett. Wer seinen zwei Kindern eine geräumige Mitfahrgelegenheit bieten will, tut dies am besten mit dem Qeridoo Speed­ kid 2. Das Zubehörangebot ist groß, der Preis fair.

Gewicht (wie abgebildet), kg  14,5 Zulässiges Gesamtgewicht, kg 60 Abmessungen, cm (L x B x H)* 99 x 84 x 99 Packmaß, cm (L x B x H)* 84 x 71 x 29 Federung/Typ ja, Luft- und Sprungfeder Zubehör inklusive Fahrrad- und Buggy-Set Zubehör optional Jogger-Set und weiteres Zubehör Zubehör optional 1- bis 2-Sitzer UVP 429 € www.qeridoo.de *ohne Deichsel und Griffe

FAZIT

Fahrrad News 55


Interview Werner Müller-Schell  Foto Hersteller Alexander Hülsmann ist Brandmanager bei Kalkhoff.

56 Fahrrad News


— Interview —

„DAS RAD WIRD WEITER DIE MASSE EROBERN“ Interview mit Alexander Hülsmann Rund 73 Millionen Fahrräder tummeln sich nach den aktuellen Zahlen des Zweirad-Industrie-Verbandes auf deutschen Straßen – ein Großteil davon in den Städten. Im Zuge des weiterhin anhaltenden E-Bike-Booms gewinnt dabei gerade das Radfahren im urbanen Raum immer mehr an Popularität. Fahrrad News sprach mit Alexander Hülsmann, Brandmanager des Traditionsherstellers Kalkhoff, über die aktuellen Entwicklungen in Sachen City- und Urban Bikes.

Herr Hülsmann, Radfahren in der Stadt – was heißt das im Jahr 2017 für Sie als Fahrradhersteller? Alexander Hülsmann: Früher gab es in der Fahrradbranche ein klassisches Schubladendenken. Es gab Radfahren in der Stadt, in den Bergen und so weiter. Heute kann man das schon nicht mehr so einfach einteilen. Manche Leuten rollen mit ihren Mountainbikes durch die City, andere bevorzugen eher ein puristisches Rad mit Starrgabel, das vor allem edel aussieht. Viele Familien kaufen dagegen lieber praktische Lastenräder, mit denen sie ihre Kinder morgens zur Kita bringen und anschließend zum Einkaufen fahren können. Radfahren im Jahr 2017 ist also eine sehr individuelle Angelegenheit und vielfältiger denn je. Wie sieht es bei den Radfahrern selbst aus? Einen großen Einfluss auf die aktuelle Fahrradszene hat ja beispielsweise der massive Zuwachs an Elektrofahrrädern im Verkehr. Welche Auswirkungen hat der E-Bike-Boom auf das Nutzerverhalten? Alexander Hülsmann: In jedem Fall sind immer mehr Leute dazu bereit, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu pendeln – das E-Bike hat da schon entscheidend mitgewirkt.

Die Entscheidung wird dabei aber nicht nur aus ökonomischen Gründen getroffen, sondern auch aus zeitlichen. Bis zu einer Strecke von 15 Kilometern ist man beim Pendeln mit dem Elektrofahrrad zumeist eben im Vorteil gegenüber dem Auto. Und wer will schon, einmal am Ziel angekommen, ewig nach einem Parkplatz suchen? Wie reagieren Sie bei Kalkhoff auf diese Entwicklung? Alexander Hülsmann: Wir haben unsere Modelllinie genau nach diesen Entwicklungen ausgerichtet. Egal ob Hamburg, Köln oder München – das größte Bevölkerungswachstum findet derzeit in den Städten statt. Daher haben wir uns bei unserer Urban-Kollektion ganz klar auf die Bedürfnisse des modernen Stadtradfahrers konzentriert. Das Rad wird zu einem Hauptverkehrsmittel in der Stadt, deshalb haben wir den Modellen beispielsweise sehr lange Schutzbleche verpasst – man will schließlich auch bei Regen so lange wie möglich trocken bleiben. Eine Starrgabel spart darüber hinaus Gewicht gegenüber einer Federgabel – und sorgt außerdem noch für eine aufgeräumte Optik, die ebenfalls immer gefragter ist. Zudem verzichten wir auf riesige Gepäckträger, da man diese nicht braucht, wenn man etwa

nur die Aktentasche auf dem Arbeitsweg transportieren muss. Unser neues Topmodell mit Elektromotor, das Berleen, liegt in Sachen Gewicht bei nur noch 18 Kilogramm. Der E-Bike-Boom ist allgegenwärtig. Wie sieht es eigentlich beim Motor aus: Was muss der Motor eines Stadt-E-Bikes können? Alexander Hülsmann: Der moderne E-Bike-Antrieb muss hier vor allem eines sein: leicht. Man muss in der Stadt das Fahrrad schließlich auch einmal tragen können – sei es auf dem Weg in die U-Bahn oder beim Abstellen im Keller. Aus dieser Perspektive heraus bringt es also gar nichts, wenn ich einen 1.000-Wattstunden-Akku mit einem Fünf-Kilo-Motor verbinde. Wir verbauen deshalb den Groove-Go-Antrieb, einen leichten Heckmotor. Man muss auch bedenken, dass die Reichweite in der Stadt gar nicht mehr so wichtig ist, rein technisch geht sie oftmals sogar mit deutlich unnötigem Gewicht einher. Der durchschnittliche Weg zur Arbeit ist schließlich nicht länger als acht Kilometer. Daher liegt das Augenmerk für uns hier nicht beim E-Bike-Display oder dem Wechsel von Unterstützungsstufen, sondern bei der reinen Konzentration auf das, was auf der Straße benötigt wird. Fahrrad News 57


— Interview —

In Ihrem Sortiment bei Kalkhoff konzentrieren Sie sich vor allem auf Elektrofahrräder. Wie wichtig sind klassische Stadträder überhaupt noch? Alexander Hülsmann: Die Zahlen des Zweirad-Industrie-Verbandes lassen erahnen, dass das klassische Cityrad eher auf dem absteigenden Ast ist. Viele moderne Radfahrer legen in ihrer Freizeit mehr Wert auf E-Mountainbikes, die gerne als SUV-Pendant auch in der Stadt gefahren werden – oder eben auf das leichte, spezialisierte Urban Bike mit E-Antrieb unter 20 Kilogramm. Nichtsdestotrotz haben wir dennoch adäquate, hochmoderne klassische Citybikes im Programm. Trotz der steigenden Verkaufszahlen schrecken noch viele Endverbraucher vor den hohen Preisen von E-Bikes zurück. Wie sind hier die aktuellen Entwicklungen? Alexander Hülsmann: Unsere Durban-Familie beginnt bei 1.600 Euro, das Berleen liegt bei 2.500 Euro. Das hört sich viel an, ist es im Endeffekt aber doch nicht: Gehen wir von aktuellen Strompreisen aus, kostet die Ladung eines 500-Wattstunden-Akkus rund 12,5 Cent. Mit allem Drum und Dran, also Anschaffung, Wartung und Stromkosten, kommt man bei einem Pedelec damit auf rund acht Cent pro Kilometer Fahrt. Beim Auto muss man eher 50 bis 60 Cent rechnen – das Elektrorad ist also immer noch deutlich günstiger als ein Pkw. Hinzu kommt, dass es mittlerweile auch Leasingkonzepte gibt, sodass man nicht direkt den ganzen Preis bezahlen muss. Zum Abschluss der berühmte Blick in die Kristallkugel: In welche Richtung entwickeln sich Ihrer Meinung nach das Radfahren in der Stadt und die Stadträder der Zukunft? Alexander Hülsmann: Jedes Fahrrad, das es in der Vergangenheit nicht motorisiert gab, wird es in Zukunft auch in einer motorisierten Variante geben. Wir glauben außerdem, dass modulare Konzepte deutlich an Bedeutung gewinnen werden. Das heißt, dass man ein Rad mit eher kleinerem Akku kauft und diesen dann gegebenenfalls ergänzen kann, wenn man wirklich einmal auf längere Touren gehen sollte. Ein ganz großes Thema wird in den kommenden Jahren auch die Vernetzung sein. Das beginnt beim schon heute immer üblicheren Zusammenspiel zwischen Rad und Smartphone – vorstellbar ist etwa die Anzeige der verbleibenden Akkulaufzeit per Smart Notification – und führt über die Verbindung mit mobilen Radreparaturservices und Leasingprogrammen. Auch wird das Rad weiter die Masse erobern: Man braucht kein High-End-Modell, um in der City unterwegs zu sein, sondern kann für das Radfahren in der Stadt auch im günstigen Segment einsteigen. Vielen Dank für das interessante Gespräch!

58 Fahrrad News


LEBE DEINEN TRAUM! Du liebst das Biken. Du hast Spaß am Kundenkontakt. Du bist ein Organisationstalent.

MACHE DEIN HOBBY ZUM BERUF. Wir stellen ein: Umschulung/Ausbildung zum Bürokauffrau/-mann Bewirb dich jetzt mit einer aussagekräftigen Bewerbung. Sende deine Unterlagen mit dem Betreff „Bewerbung als Bürokauffrau/-mann“ an e.geiger@wom-medien.de


— Service —

Text Werner Müller-Schell  Fotos Paul Lange

SCHMERZFREIES RADFAHREN IST KEIN HEXENWERK

Radfahren soll Spaß machen, Schmerzen haben hier keinen Platz. Dennoch klagen viele Radfahrer über Beschwerden, wenn sie im Sattel sitzen. Abhilfe kann eine professionelle Radvermessung schaffen. Es ist jedes Jahr das Gleiche: Die Motivation zum Radfahren steigt, man freut sich auf schöne, lange Touren. Doch wenn es dann so weit ist, wird die Begeisterung im Sattel zur Qual. Die Handgelenke schlafen ein, der Sitz schmerzt, der Spaß verschwindet. Jeder dritte Radfahrer in Deutschland leidet an solchen typischen Problemen. „Fahrradspezifische Beschwerden treten insbesondere an den Händen, Füßen, Knien, am Rücken, an den Schultern und im Nacken oder im Sitzbereich auf“, erklärt Robert Lechner. Probleme wie die oben geschilderten gehören zum Tagesgeschäft des Radhändlers. Im oberbayerischen Ruhpolding betreibt er das Geschäft „Die Radgeber“, zudem ist der ehemalige Olympia-Bronzemedaillengewinner im Bahnradfahren für Paul Lange, einen Großvertrieb für Fahrradmarken, als Experte im Bereich der Sitzposition und Materialanpassung tätig. Die Bandbreite der Lösungen reiche, so Lechner, von einfachen Dingen wie Handschuhen mit Gelpolstern oder der Montage ergonomischer Lenkergriffe bis hin zu komplexen Radver60 Fahrrad News

messungen, bei denen eine ergonomisch sinnvolle Sitzposition auf dem Fahrrad ermittelt wird. Viele Radhändler und Sportinstitute in ganz Deutschland bieten solche Vermessungen, die auch Bikefittings genannt werden, an. Klassischerweise wird hier zuerst der Körper des Radfahrers analysiert und anschließend wird, basierend auf diesen Werten, das Rad des Kunden eingestellt. Von einfachen Analysen bis hin zu aufwendigen, mehrstündigen Terminen mit Videoaufnahme ist hier alles möglich, um eine schmerzfreie Sitzposition zu ermöglichen. Bikefitting für alle Zielgruppen Dabei sei ein professionelles Bikefitting keineswegs nur etwas für ambitionierte Fahrer. „Grundsätzlich ist das eine Sache für jedermann bzw. -frau. Wer fährt nicht gern beschwerdefrei oder beugt Verletzungen vor? Auch E-Biker müssen sich nicht nur auf die Akkukapazität verlassen. Vom besseren körperlichen Befinden einmal abgesehen, schont eine höhere Treteffizienz Motor und Energiereserven und erhöht somit die Reichweite. Trotzdem ist die Vermessung eines Triathlon-Wettkampfrades natürlich aufwendiger als die Einstellung eines Cityrades“, erklärt Lechner. Sogar die Leistung könne mit einer professionell durch­ geführten Analyse gesteigert werden: „Die Abstimmung von Mensch und Rad bringt den Bewegungsapparat und die Musku-


— Ergonomie —

latur in die bestmögliche Position für eine optimale Kraftentfaltung. Dies erhöht einerseits die Kraft am Pedal und verbessert auch den Pedaltritt, was einer Erhöhung des effektiven Kraftverhältnisses, also des Wirkungsgrades der Tretbewegung, entspricht. Wer als Bikefitter eine Erhöhung der Leistung zusichert, sollte auch die Möglichkeit anbieten, dies durch eine entsprechende Pedalkraftanalyse zu messen.“ Bikefitting ab 59 Euro Die Kosten für ein Bikefitting hängen dabei von der Ausführlichkeit des jeweiligen Termins ab. So gibt es Angebote ab 59 Euro für eine Sitzpositionsempfehlung nach statischer Vermessung. Ein professionelles Bikefitting in dynamischer Art, sprich auf dem Positionssimulator oder dem eigenen Rad, beginnt ab etwa 159 Euro. „Dies ist für Menschen mit Beschwerden beim Radeln zu empfehlen. Wer seine Performance auf dem Rad verbessern möchte, sollte aber bereit sein, mehr als 200 Euro zu investieren“, so Lechner, der die Kosten gut angelegt sieht. „59 Euro sind meinem Empfinden nach wesentlich günstiger, als sich einmal einen nicht passenden Sattel gekauft zu haben und diesen dann später ersetzen zu müssen. Der günstigste Einstieg ist also der Gang zum kompetenten Bikefitter.“

Gerade für die großen Radtouren des Jahres sei es, so Lechner, besonders ratsam, über die Einstellung des Rades nachzudenken. „Beschwerden, die sich nur beim Radfahren zeigen, lassen sich in der Regel durch die Radeinstellung oder Montage passender Bauteile beheben.“ Der Experte betont allerdings, dass es gerade bei Vielfahrern mit dem Gang zum Radhändler des Vertrauens nicht getan sei. „Wichtiger als die Behebung bestehender Beschwerden ist aber noch die Prävention, also die Vorbeugung von Problemen. Demnach sollte man nicht erst warten, bis Schmerzen überhaupt erst auftreten, sondern bereits von Grund auf dafür Sorge tragen, dass Fahrrad und Mensch aufeinander abgestimmt sind“, sagt er und betont in diesem Zusammenhang, dass bei größeren medizinischen Problemen, die sich nicht durch eine neue Sitzposition beheben lassen, der Gang zum Mediziner unumgänglich sei. „Sobald körperliche Defizite, Dysbalancen oder Fehlstellungen erkannt werden, ist medizinische oder physiotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen, da das selbst ein ausgebildeter Bikefitter nicht beheben kann. Nichtsdestotrotz gilt: Ein Rad, das optimal passt, hat auch einen entscheidenden Anteil an einem angenehmeren Fahrgefühl und somit einer höheren Leistung.“

„GERADE FÜR DIE ERSTEN GROSSEN RADTOUREN DES JAHRES IST ES BESONDERS RATSAM, ÜBER DIE EINSTELLUNG DES RADES NACHZUDENKEN.“

Robert Lechner beim Bikefitting. Der ehemalige Olympia-Bronzemedaillengewinner im Bahnradfahren ist für Paul Lange, einen Großvertrieb für Fahrradmarken, als Experte im Bereich der Sitzposition und Materialanpassung tätig. In seinem eigenen Radgeschäft „Die Radgeber“ im oberbayerischen Ruhpolding führt er Radvermessungen aller Art durch – vom Einsteiger bis zum sportlich ambitionierten Fahrer.

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Interview Lucas Arnhold Foto Colin Meagher Tibor Simai ist Ex-Mountainbikeprofi und in der Entwicklung für den Ergonomiespezialisten SQlab tätig.

62 Fahrrad News


— Ergonomie —

„RADFAHREN SOLL IMMER SPASS MACHEN“ Interview mit Tibor Simai Das Thema Ergonomie gewinnt in der gesamten Fahrradbranche mehr und mehr an Bedeutung. Der Ex-Mountainbikeprofi Tibor Simai arbeitet gemeinsam mit dem Ergonomiespezialisten SQlab an neuen ergonomischen Produkten für alle Radarten. Wir sprachen mit dem 45-Jährigen über seine persönlichen Erfahrungen in Sachen Sitzposition und Co. und über die aktuellen Trends.

Herr Simai, Sie sind lange Zeit Rennen gefahren. War das Thema Ergonomie für Sie im Rennsport auch schon einThema? Tibor Simai: Ja und nein. Bei einem kurzen Sprint auf der Rennstrecke, der nicht länger als 400 Meter ist, denkt man wenig darüber nach. In der Vorbereitung auf längere Ausdauereinheiten spielte das Thema dann auf einmal doch eine größere Rolle. Vor allem war es damals auch so: Ein Rad muss steif sein, ein Sattel hart usw. Sprich, wenn es wehtut, muss es gut sein. Leider taten während und nach dem Training nicht nur die Muskeln weh. Seit einigen Jahren sind Sie für die Marke SQlab in der Entwicklung tätig. Wie kam es dazu? Tibor Simai: Der Geschäftsführer Tobias Hild und ich kennen uns schon seit mehr als 20 Jahren. Durch unseren Kontakt kam uns beiden die Idee, intensiver zusammenzuarbeiten. Seitdem ist die Produktentwicklung in diesem Bereich eine richtig intensive Leidenschaft von mir geworden. Das Thema Ergonomie ist derzeit in aller Munde. Bei welchen Zielgruppen ist es denn am gefragtesten? Tibor Simai: Ergonomie auf dem Fahrrad betrifft jeden. Ich würde daher gar nicht eine bestimmte Zielgruppe explizit hervorheben. Im Rennsport ist Ergonomie wich-

tig, um leistungssteigernd und präventiv zu arbeiten. Im Breitensport, um Spaß mit Prävention zu verbinden. Wir haben auch einen Sattel im Programm für Menschen, die mit massiven degenerativen Problemen zu kämpfen haben und dennoch wieder auf das Fahrrad steigen wollen. Was sind typische ergonomische Probleme beim Fahrradfahren? Tibor Simai: Handgelenks-, Nacken-, Halswirbelsäulen-Beschwerden bis hin zu Kopfschmerzen und Verspannungen. Lendenwirbelsäulen-Probleme mit ziehenden und stechenden Schmerzen bis ins Bein. Und die Krönung: Sitzprobleme mit allen Facetten. Taubheit, Blut im Urin, Druckschmerz. Meist gleich in Verbindung mit Kniebeschwerden. Ja, wenn der Wurm drin ist, wird es erstmal richtig ernst. Gibt es unterschiedliche Beschwerden bei verschiedenen Radsparten (Urban, Rennrad, Mountainbike etc.)? Tibor Simai: Das Ganze ist immer individuell zu betrachten: „Wofür wird das Bike verwendet?“, ist eher die Frage. Ist es der Arbeitsweg, der Style, weil das Bike zwar hip ist, aber ergonomisch eine Katastrophe, oder ist es ein äußerst ambitionierter Radsportler, der die letzten Watt aus sich und seinem Material holen und nach seiner Laufbahn „gesund“ zurücktreten möchte.

Glauben Sie, dass man mit den passenden ergonomischen Produkten in der Praxis tatsächlich schneller ist? Tibor Simai: Ja, das ist sogar wissenschaftlich erwiesen. Je weniger der Körper muskuläre Probleme ausgleichen und kompensieren muss, desto höher ist der Output. Einfaches Beispiel ist ein Sattel, der nicht passt. Der Fahrer rutscht von links nach rechts, vor und zurück, geht aus dem Sattel etc. – das kostet Watt und somit Kraft. Davon ausgehend können wir aber einen Sattel auf die Beckenform und alle anderen Gegebenheiten nach Maß schneidern. Man kann sich vorstellen, wie sich das positiv auf die Kraft auswirkt. SQlab ist durch die langjährigen Studien und die Zusammenarbeit mit der FH und Uni in Frankfurt sehr nah am perfekten Sattel dran. Lohnt es sich für den normalen Hobbysportler, sich einem professionellen Bikefitting zu unterziehen? Tibor Simai: Am Ende des Tages lohnt sich alles, wenn es das Wohlbefinden steigert. Hier empfehle ich Hobbysportlern, kritisch zu sein und auszuprobieren. Fahrradfahren soll immer Spaß machen und keine Schmerzen verursachen. Herr Simai, vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch! Fahrrad News 63


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— Porträt  —

EIN EINGESPIELTES TEAM Mit dem Tandem über die Alpen

Text Ann-Katrin Luh Fotos Andreas Meyer/privat

Schließen Sie für einen kurzen Moment die Augen und stellen Sie sich vor, wie Sie mit verbundenen Augen auf dem Rücksitz eines Tandems sitzen. Ihre Mitfahrerin beschreibt Ihnen die Umgebung: Vor Ihnen liegt ein schmaler Trail, links befindet sich ein Abhang, rechts eine steile Felswand. Die Breite des unbefestigten Weges lässt gerade noch zu, einen Fuß abzusetzen, ohne in den Abgrund zu stürzen. Wie fühlen Sie sich?

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1 Für Renate Hundsberger ging mit diesem Trip quer über die Alpen ein Traum in Erfüllung. Ihrer Freundin Gabi Schmid ist sie unglaublich dankbar dafür, dass sie sich mit ihr auf den Weg gemacht hat. 2 Bergauf ist vor allem das Schieben keine Freude. Hier braucht es viel Kraft und Teamgeist. 3 Doch die anschließende Abfahrt, der Fahrtwind und das Gefühl von Freiheit sind jede Schweißperle wert.

Renate Hundsberger muss sich das nicht vorstellen. Die 48-Jährige arbeitet als Masseurin in einer orthopädischen Klinik, ist aktiv in einem Laufverein und nimmt regelmäßig an Rennen teil. Ihr Augenlicht hat sie im Laufe der letzten Jahre verloren, bedingt durch eine angeborene Augenkrankheit, ein Glaukom. Doch durch dieses Handicap lässt sie sich nicht unterkriegen. Sie erzählt, dass der Verlauf eines Glaukoms meist schleichend vorangehe. Zunächst merke man meist nichts von seiner Erkrankung. Irgendwann komme dann aber der Moment, an dem man feststelle: „Das habe ich doch vor einigen Monaten noch erkennen können!“ Diese Feststellung war für sie absolut nicht erfreulich und Frustration setzte ein. Aber wie so häufig im Leben hieß es: Da müsse man eben durch und das Beste daraus machen. „Mit dem Alltag kommt man relativ gut zurecht“, so Hundsberger. „Was geht, macht man selber, ansonsten zähle ich auf die Hilfe meiner Freunde. Es gibt für viele Dinge eine

Lösung, so eignet man sich Verschiedenes an wie zum Beispiel, Ordnung zu halten, um nicht viel suchen zu müssen.“ Gabi Schmid, 44 Jahre und Lehrerin, ist aktive Marathonläuferin und Mountainbike-Guide. Vor knapp sechs Jahren ging ein Hilferuf bei ihrem Laufverein ein: Einer blinden Sportlerin war für ihren anstehenden Marathon der Begleitläufer ausgefallen und sie suchte nach einem Ersatz. Gabi erklärte sich spontan bereit und der Grundstein für eine einzigartige Freundschaft war gelegt. Seither waren die beiden, gerade was das Laufen angeht, viel gemeinsam unterwegs. Doch beim Laufen allein sollte es nicht bleiben: Irgendwann stellte Schmid Hundsberger die Frage, ob sie nicht einmal Lust hätte, auf das Mountainbike zu steigen. Es dauerte nicht lange und beide fanden sich auf einem 22 Kilogramm schweren Tandem am Gardasee wieder. Dort bereiteten sie sich insgesamt drei Tage auf ihre 330 Kilometer lange Transpiemont-Tour durch die Cottischen und Seealpen vor. Fahrrad News 65


Zweiergespann Tandem Der Umstieg von einem normalen Bike auf ein Tandem fiel beiden nicht leicht. Auf die Frage, wie es so sei auf einem Tandem, antwortet Schmid sofort: „Das Gefühl ist schon krass.“ Ihre Freundin hatte vor allem am Anfang gegen den Drang zu kämpfen, mitlenken zu wollen. Aufgrund der Länge ist ein Tandem viel träger als ein normales Fahrrad. Schnelle Reaktionen und Manövrieren sind kaum möglich. Daher sind die beiden mit diesem exotischen Gerät schon wesentlich eingeschränkter als mit einem Single Bike. Schließlich muss immer mit eingeplant werden, dass sie sicher anhalten und ein Bein abstellen können. Somit ist zum Beispiel das Befahren von schmalen Wegen eine große Herausfor-

„DAS SCHÖNE IST, ES ZU MACHEN, DA ICH ES ALLEIN GAR NICHT MACHEN KÖNNTE.“ Renate Hundsberger

derung. Einmal mussten sie einen Felsen umqueren und es führte nur ein schmaler Weg auf einem Mäuerchen vorbei. Auf der einen Seite ging es gut 120 Meter bergab. Gabi Schmid verlor das Gleichgewicht, kam nicht aus ihren Klickpedalen und schaffte es nicht, gegen die Trägheit des Rades anzukämpfen und das Rad entgegen den Abhang zu kippen. Sie sah sich und ihre Freundin schon den Berg runterkullern und brüllte wie am Spieß. Dank Hundsbergers Reaktion, die ihren Fuß knapp einen Zentimeter vor den Abgrund abstellte, kamen die beiden noch einmal mit dem Schrecken davon. In solchen Passagen sei es dann wichtig, betonen beide, dass eine Absprache stattfinde, auf welcher Seite ein Abstieg möglich sei. In den Kurven gibt es vorher keine Ansagen, wie man vielleicht meinen könnte. Bis die Vorderfrau das Wort Kurve ausgesprochen hätte, wäre diese schon vorbei. Renate Hundsberger versucht nachzuempfinden, was die Pilotin macht, und auf diese Weise aktiv auf dem Bike zu sitzen. Die Abmachungen sind beschränkt 66 Fahrrad News

auf: „Achtung, festhalten, sehr ruppig!“ – „Vorsicht, ruhig verhalten. Nur ganz vorsichtig treten!“ – „Absturzgefahr rechts oder links!“ Vorteile bietet das Mountainbike-Tandem vor allem bei schlechtem Wetter, da die Pilotin nur vorne, die Hinterfrau nur hinten schmutzig wird – beide müssen schmunzeln. In technisch einfacheren Downhill-Passagen ist man, aufgrund des höheren Gewichts, eindeutig schneller als alle anderen. Einen absoluten Nachteil gibt es allerdings bergauf: Hier kann man sich nicht so agil bewegen, wie wenn man allein auf dem Bike sitzt. Das Aufwärtstreten ist somit viel anstrengender. Und natürlich sind Schiebe- und Tragepassagen sowie enge Kurven eine Herausforderung. Ein sehr guter Parameter für das aktuelle Wohlgefühl der Pilotin seien die Schreie, so Renate Hundsberger. Sie kann anhand der Schreie abschätzen, ob das Befahren eines Streckenabschnittes noch Spaß macht oder grenzwertig ist. Mittlerweile ist sie Spezialistin im Differenzieren von Angst- und Spaßschreien. Mit dem Tandem auf Alpentour Die Transpiemont-Tour des Veranstalters bikeAlpin umfasst insgesamt sechs Etappen. Die ersten Tage führen der Reihe nach in folgende Täler: Valle Varaita, Maira und Stura. Die letzten beiden Tage radelt

man entlang der ligurischen Grenzkammstraße an die italienische Riviera: eine sehr schwierige, grobe Schotterpiste mit herrlichen Ausblicken in alle Richtungen. Vor Antritt ihrer Reise war Renate Hundsberger skeptisch, wie sie solch eine Tour mit dem Tandem schaffen würden. So war es für sie nur schwer abzuschätzen, ob eine solche Strecke mit einem Tandem überhaupt zu überwinden sei. Doch ihre Freundin setzte ihre ganze Überzeugungskraft ein. Als die erste logistische Herausforderung, den Fahrradkoloss an Ort und Stelle zu bringen, geschafft war, hatten die beiden Frauen ihr Ziel klar vor Augen: Spaß haben, verletzungsfrei ankommen und mit dem anderen Teil der Gruppe mitfahren können. Um die Möglichkeit zu haben, gefährliche Abschnitte zu umfahren, bekam Schmid als Pilotin ein GPS-Gerät von ihrem Guide ausgehändigt. Doch einmal abgesehen von ein paar wenigen Ausnahmen konnten sie auf den meisten Strecken gut mithalten. Insgesamt waren 13 Personen mit ihnen unterwegs. Alle nahmen die zwei mit ihrem außergewöhnlichen Gefährt positiv auf. Gefragt wurden sie vieles: Wie ist das so, zusammen auf dem Rad zu sitzen? Wie fühlt sich das an? Ist das Fahren schwierig? Letztlich hatte aber nur einer den Mut, mit Gabi Schmid auf dem Doppelsitzer ein paar


„ES IST JA KLAR, DASS DU VERRÜCKT BIST, ABER DASS DU AUCH NOCH SO VERRÜCKTE LEUTE FINDEST, DIE DAS ALLES MIT DIR MACHEN, DAS FINDE ICH ENORM.“ Bekannte von Renate Hundsberger

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3 1 Auf dem Tandem sind Gabi Schmid und Renate Hundbserger ein eingespieltes Team. 2 Viel ist passiert während der sechs Etappen. So wundert es nicht, dass die beiden während unseres Treffens viel zu erzählen haben. 3 Über Stock und Stein ging es mit dem Tandem über die Alpen.

Runden zu drehen. „Schlimme Stürze sind ausgeblieben. Auch deswegen, weil wir vorsichtig waren. Falls es uns zu unsicher war, haben wir zur Sicherheit den festen Boden unter unseren Füßen gewählt“, so Gabi. „Teilweise sind wir aber sogar Abschnitte gefahren, bei denen alle anderen abgestiegen sind.“ „Natürlich hatten wir unterwegs auch die ein oder andere Panne. Auf einer groben Schotterpiste hielt der Schnellspanner aufgrund der enormen Kräfte nicht stand und löste sich. Durch das lose Hinterrad wurden wir zum Notabstieg gezwungen“, erzählt Hundsberger. Kurz stiegen sie ab und reparierten den entstandenen Defekt. Dies gelang und sie konnten die Gruppe wieder einholen.

Mehrtägig auf Tour zu sein bedeutet für das Tandem-Duo, gleichzeitig auch die Stunden abseits der Strecke gemeinsam zu verbringen. Für beide ist das allerdings kein Problem. Aufgrund ihrer vielen Laufveranstaltungen sind sie aneinander gewöhnt und haben ein Geheimrezept entwickelt, miteinander umzugehen: Renate Hundsberger gehört das rechte Bett, das rechte Handtuch und anders herum. Wer jetzt aber meint, Gabi Schmid wäre für das Auffinden von Dingen zuständig, hat weit gefehlt. Meist ist sie auf der Suche nach diesem oder jenem und ihre Freundin hat den innerlichen Überblick. Gabi Schmid ist bis heute noch ratlos und fragt sich, wie ihre Zimmerkameradin das trotz ihres Handicaps nur mache – genauso wie das Biken auf dem Tandem. Fahrrad News 67


Text Bernadette Bader Fotos Andreas Meyer

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SALZKAMMERGUT Aufsatteln, losfahren Salz ist allgegenwärtig. Ob im Namen der Region oder in einem der vielen Salzbergwerke. Aber das Salzkammergut kann noch viel mehr. Es bietet 1.450 Kilometer Mountainbike-Wege, die nur darauf warten, von fleißigen Radlern unter die Stollen genommen und entdeckt zu werden. Da gibt es zum einen die Dachsteinrunde oder die Salzkammergut Trophy, Österreichs größten MTB-Marathon, oder man leiht sich ein Elektro-Mountainbike und erkundet einen der zahlreichen Trails.

Wir starten in der Tourist-Info in Bad Goisern und holen uns einige Tipps zur Region. Wenn man einen Überblick über die verschiedenen Trails erlangen möchte, tut man gut daran, hier eine Mountainbike-Karte zu erwerben. Diese besteht aus 17 einzelnen Faltkarten mit hilfreichen Informationen über die insgesamt 70 Routen, die einen im Salzkammergut erwarten. Die Ewige Wand ruft Nach kurzer Überlegung zieht es uns sogleich zur berühmten Ewigen Wand. Hoch oben über Bad Goisern hat man einen herrlichen Blick über das Tal und die umliegenden Bergketten. In der Ferne sieht man sogar den Hallstätter See – was für eine Kulisse! Kein Wunder, dass dieser Spot ein Highlight der Dachsteinrunde und auch der Salzkammergut Trophy ist. 68 Fahrrad News

Salzkammergut Trophy Österreichs größter Mountainbike-Marathon feierte dieses Jahr sein 20-jähriges Jubiläum. Jedes Jahr gehen über 5.000 Teilnehmer aus 40 Nationen in den verschiedensten Disziplinen an den Start. Auch E-Biker kommen nicht zu kurz. Mittlerweile gibt es sogar einen eigenen Wettbewerb über 32,5 Kilometer und 1.180 Höhenmeter, bei dem um Podestplätze gekämpft wird. Neben dem Rennspektakel hat man im Rahmen der Veranstaltung auch die Möglichkeit, über 100 Elektrofahrräder verschiedener Hesteller kostenlos auszuleihen und auf Herz und Nieren zu testen. Außerdem gibt es geführte Touren mit professionellen Fahrern, die zusätzlich zur Orientierungshilfe auch Tipps zur Fahrtechnik vermitteln.


— Salzkammergut  —

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1 Auf der Rossalm gibt es nicht nur Rösser. Inzwischen haben auch zottelige, gutmütige Kühe Einzug gehalten. 2 Es geht entlang der eindrucksvollen Ewigen Wand oberhalb von Bad Goisern. Nicht nur hier fällt es schwer, den Blick auf den Wegen zu lassen. 3 Der vorzügliche Kaiserschmarn auf der Blaa-Alm – ein Gaumenschmaus. 4 Wirkt wie ein Ölgemälde, ist aber Realität: der Ödensee mit dem Blick auf die romantische Kohlröserlhütte.

Dachsteinrunde Drei Tage Zeit sollte man sich schon nehmen, um die atemberaubende Landschaft rund um das königliche Dachsteinmassiv, das die Region eindrucksvoll überragt, zu genießen. Es stehen insgesamt drei Varianten zwischen 182 bis 269 Kilometern und 4.700 und 7.900 Höhenmetern zur Auswahl, die man an den verschiedenen Tagen erkunden kann. Bei der blauen Variante geht es im Uhrzeigersinn einmal um den Dachstein. Die rote Variante führt geradewegs in die entgegengesetzte Richtung. Und bei der schwarzen Variante sind ein paar anspruchsvolle Zusatzschleifen eingebaut. Praktisch: Die Runde kann mit Gepäcktransfer und Kartenmaterial gebucht werden oder man macht sich auf eigene Faust auf Erkundungstour.

„DIE SALZKAMMERGUT TROPHY FEIERTE DIESES JAHR IHR 20-JÄHRIGES JUBILÄUM. JEDES JAHR GEHEN ÜBER 5.000 TEILNEHMER AUS 40 NATIONEN AN DEN START.“

Hagan Lodge Spontan schauen wir bei Alexander Kalss in der Hagan Lodge vorbei. Er leitet ein Alpendorf am Fuße des Loser mit 46 einzelnen Ferienhäusern und Chalets, die fast gänzlich aus Holz gebaut sind. In enger Zusammenarbeit mit dem Mountainbikezentrum Salzkammergut werden hier viermal wöchentlich MountainbikeTouren angeboten. E-Bike-Touren und Techniktraining Fahrrad News 69


können ebenso gebucht werden. Stolz zeigt Kalls seine Bikegarage, in der einige Elektrofahrräder zum Verleih stehen. Er erklärt uns, dass es eine starke Zusammenarbeit zwischen der Lodge und der Trophy gebe und er außerdem eine Kooperation mit dem Fahrradhersteller BMC habe und daher auch eine Teststation für ebendiese Räder biete. Aktuell wird ein neuer, naturbelassener Flowtrail geplant. Dieser soll, sobald grünes Licht durch die Umweltverträglichkeitsprüfung gegeben wurde, im Frühjahr 2018 gebaut werden. Der Weg soll parallel zur Panoramabergstraße am Loser führen und vier bis sechs Kilometer lang werden. Aber wer denkt, Biken gehe nur im Sommer, hat weit gefehlt: Die Lodge hat ein eigenes Fatbike-Angebot für den Winter. Bergauf geht es mit dem Lift und bergab mit einem ausgebildeten Guide auf einem eigens dafür präparierten Weg. Am Alpendorf vorbei radeln wir zu unserem nächsten Stopp: der Blaa-Alm. Urig, warm und gemütlich empfängt uns die Hütte – genau richtig zum Aufwärmen. Denn seit wir am Morgen von unserem Hotel aufgebrochen sind, regnet es nonstop. Bei einem warmen Tee und einer ordendlichen Portion Kaiserschmarrn mit Zwetschgenröster tauen wir auf und beschließen, den Tag im nahe gelegenen Hallstatt zu beenden. Wir glauben, bei so einem miserablen Wetter an diesem magischen Ort mit angrenzendem See mit großer Wahrscheinlichkeit alleine zu sein. Von wegen: Als wir eintreffen, sind bereits alle Parkplätze belegt und wir fahren weiter, bis wir einen Stellplatz finden. Aber echte Radler hält nichts auf. Also raus aus dem 1

„BEI EINEM WARMEN TEE UND EINER ORDENTLICHEN PORTION KAISERSCHMARRN MIT ZWETSCHGENRÖSTER TAUEN WIR AUF.“ Auto, rein in die Regenklamotten und ab geht es mit unseren E-Bikes, hinein in den Trubel. Zehn Minuten später stehen wir, umringt von Asiaten in Regencapes, mit Regenschirmen und Selfiesticks, am Eingang der Fußgängerzone und bahnen uns unseren Weg hindurch. Nach diesem verregneten Tag zieht es uns zurück ins Hotel. Wir wollen uns erst einmal im angrenzenden Narzissenbad in der Sauna aufwärmen und im Ausseer Solebad entspannen. Abends, beim Abendessen mit Hirschrücken, Zanderfilet und Rindersteak, prüfen wir den Wetterbericht für den kommenden Tag und hoffen darauf, dass sich das Tief verzieht und uns zumindest trockenes Wetter und wenn möglich noch ein paar Sonnenstrahlen gegönnt werden. 2 1 Der atemberaubende Blick über den kleinen Bergsee zum imposanten Dachsteingletscher gehört zu den top Ausflugszielen. 2 Genuss am See: Die Kohlröserlhütte bietet eine Vielzahl an Pesto-, Gewürz-, Nudel- und Ölvarianten.

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Natursee Ödensee Wir werden am nächsten Morgen nicht enttäuscht. Fast schon gespenstisch kitschig liegt, umgeben von dichtem Nadelwald, der Ödensee. Es ist noch früh, als ein Fischer mit seinem Boot


— Salzkammergut —

„WO BEFREUNDETE WEGE ZUSAMMENFÜHREN, SIEHT DIE WELT FÜR EIN PAAR STUNDEN WIE HEIMAT AUS.“ ZITAT VON DER ROSSALM

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3 1 Auf dem Weg zur Rossalm passieren wir eine Vielzahl an kleinen, privaten Holzhütten. 2 Rossalm mit dem wohl schönsten, bestriechendsten, bilderreichsten Plumsklo, das wir kennen. 3 Am Hallstätter Marktplatz treffen wir einen Einheimischen.

hinausfährt und seine Runden über das Wasser zieht. Nur der Gamsbart auf seinem Haupt wackelt etwas hin und her, wenn er seine Rute auswirft. Eine kleine Oase ist die Kohlröserlhütte, die, neu renoviert, mit frischen, selbst gemachten Köstlichkeiten aus der Region lockt. Offen gestaltet, bietet sie einen wunderbaren Blick zum See, wohlig warm wird es in der Nähe des Kamins und heimelig fühlt man sich inmitten von Moos, das den Raum zwischen den Holzbalken füllt. Rossalm Unser nächstes Ziel: die Rossalm. Munteres Glockengeläut empfängt uns, als wir hierher kommen. Aber es sind nicht die typischen Rinder, die wir erwartet haben – nein: Es handelt sich um sanfte, zottelige Galloways mit mächtigen Hörnern, die auf der Weide stehen und uns interessiert beobachten. Nachdem wir uns gestärkt haben und ein Erinnerungsfoto von der Wirtin, einer begeisterten Hobbyfotografin, geschossen wurde, nehmen wir Abschied vom Salzkammergut. Auch wenn wir nur wenige Tage in den österreichischen Alpen unterwegs waren, ist es eines von vielen Erinnerungsfotos, die wir mit nach Hause bringen und die das Salzkammergut schnell als Paradies für Mountainbiker und E-Mountainbiker entpuppen.

Information Tipp Der erlebnisreiche Salzkammergut Radweg führt in zwei großen Schleifen in eine der schönsten Landschaften Österreichs. Er ist 345 Kilometer lang und der Höhenunterschied beträgt insgesamt 1.850 Höhenmeter. Hier gibt es zahlreiche Gelegenheiten für lohnende Zwischenstopps, zum Beispiel an den 13 wunderschönen Seen. Bikespezialisten Narzissenhotel Solebad & Vitalresort**** www.narzissenhotel.at Landhotel Agathawirt *** www.agathawirt.at Hüttendorf Aktiv & Natur Resort AlpenParks Hagan Lodge hagan-lodge-altaussee. alpenparks.at/de/ Mountainbike-Zentrum Salzkammergut www.biken.at Kontakt Ferienregion Dachstein – Salzkammergut www.dachstein-salzkammergut.at Tourismusverband Ausseerland – Salzkammergut www.ausseerland.at Mountain Bike Holidays www.bike-holidays.com Fahrrad News 71


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— Reise —

DER SAAR-RADWEG Touren, die in Erinnerung bleiben

Text Tourismus Zentrale Saarland (TZS)  Fotos TZS (1,2,3), Gerhard Kassner (4)

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Die familienfreundliche, völlig ebene Tour führt auf 110 Kilometern entlang des Saarufers von Saargemünd in Frankreich bis nach Konz, wo Saar und Mosel aufeinandertreffen. Der grenzüberschreitende Radweg wurde bereits zum dritten Mal als ADFC Qualitätsradweg mit vier Sternen ausgezeichnet. Die reizvolle lothringische Kleinstadt Saargemünd mit ihrem industriekulturellen Erbe bietet sich als Startpunkt für die Reise an. Der „Circuit de la Faïence“ (Steingutrundgang) führt zu Stätten der Steingutproduktion des 19. und 20. Jahrhunderts. Auf einem gut ausgebauten, ehemaligen Leinpfad fährt man entlang der Saar bis nach Saarbrücken. Die Landeshauptstadt bietet neben dem Saarbrücker Schloss, dem barocken Ensemble um die Ludwigskirche, der Stiftskirche St. Arnual und der Altstadt mit dem St. Johanner Markt 72 Fahrrad News

noch zahlreiche andere Sehenswürdigkeiten. Ein von Industrie und Gewerbe geprägter Streckenabschnitt führt weiter nach Völklingen, wo die 1986 stillgelegte Völklinger Hütte die Silhouette der Stadt überragt. Die komplett erhaltene Hochofenanlage wurde 1994 als einzigartiges Zeugnis der Technikgeschichte und Industriekultur zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Die Hütte und die benachbarte Gebläsehalle mit wechselnden Ausstellungen zählen zu den Highlights einer Radtour an der Saar. Das nächste Etappenziel ist die Stadt Saarlouis, die 1680 vom französischen Sonnenkönig Ludwig XIV. gegründet und durch dessen berühmten Baumeister Vauban als Festung ausgebaut wurde. Das französische Flair der Altstadt mit ihren vielen Cafés und Restaurants zieht das ganze Jahr über viele Gäste an. Vorbei am modernen Dillinger Yachthafen und der Burgruine Siersburg, gelangt man nach Rehlingen. Eine direkte

Verbindung zum Saarland-Radweg führt über den Niedtal-Radweg. Durch idyllische Talauen, entlang alter Mühlen und schmucker Lothringer Bauernhäuser gelangt man nach Hemmersdorf. Auf dem Saar-Radweg geht es flussabwärts weiter in Richtung Merzig. Ein kleiner Abstecher in den Wolfspark des Verhaltensforschers Werner Freund lohnt sich genauso wie ein Besuch im schön gelegenen „Garten der Sinne“. Gleich hinter Merzig beginnt der landschaftlich eindrucksvollste Teil des Radweges. Wenige Kilometer weiter erreicht man ein großartiges Werk der Natur: die Saarschleife. Ein Aufstieg zum Aussichtspunkt Cloef wird mit einem grandiosen Ausblick auf die Flusslandschaft belohnt. Wer noch höher hinaus möchte, wandert über den Baumwipfelpfad auf den Aussichtsturm. In Mettlach, dem Stammsitz des Traditionsunternehmens Villeroy & Boch, sind besonders das imposante Firmengebäude mit dem


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— Saarland —

Information

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3 1 Entspanntes Radfahren entlang des Saar-Kanals. 2 Grenzenlos unterwegs auf dem Saar-Radweg. 3 Ein großartiges Werk der Natur: die Saarschleife. 4 Völklinger Hütte – UNESCO-Weltkulturerbe.

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Erlebniszentrum „House of Villeroy & Boch“ sehenswert. Die letzte Etappe führt über Saarburg, ein mittelalterlich geprägtes Städtchen, bis zur Mündung der Saar in die Mosel nach Konz. Die Saar-Elsass-Tour Für bewegungshungrige Streckenradler lässt sich die Tour in nördlicher und südlicher Richtung ausdehnen. Starten kann man auf der Saar-Elsass-Tour in Trier, der ältesten Stadt Deutschlands. Ihre über 2.000-jährige Geschichte macht die Stadt zu einem offenen Museum, dem die Vielfalt der vorhandenen Epochen und Stile einen einzigartigen Charakter verleiht. Entlang des Moselradweges erreicht man nach wenigen Kilometern die Stadt Konz, in der man von der Mosel zur Saar als begleitenden Fluss wechselt. Entlang der Saar geht es in südlicher Richtung weiter bis nach Saargemünd. Der Saar-Kanal begleitet ab hier den naturbelassenen Ober-

lauf der Saar bis zum Vogesenrand. Mit dem Rad lässt es sich entspannt entlang des Kanals durch die offene Landschaft fahren. Immer wieder hat man Gelegenheit, den Freizeitkapitänen beim Manövrieren durch die kleinen Schleusen – 28 an der Zahl – zuzuschauen. Verschlafene Dörfer und charmante Städtchen fügen sich malerisch in die Fluss- und Seenlandschaft ein. Auf der lothringischen Seenplatte bei Gondrexange verbindet sich der Saar-Kanal mit dem Rhein-Marne-Kanal, dem man von nun an in Richtung Strasbourg folgt. Einen Stopp sollte man auf jeden Fall in der als Tor zum Elsass bezeichneten Stadt Saverne einplanen. Einen Abstecher entlang der Strecke lohnt auch das Hebewerk in Arzviller, ein Schrägaufzug für Schiffe, der 17 Schleusen ersetzt und einzigartig in Europa ist. Mit dem UNESCO-Welterbe Strasbourg erreicht man nach 275 Kilometern schließlich einen letzten Höhepunkt zum Abschluss der Saar-Elsass-Tour.

Radwege Sieben große und sehr gut ausgeschilderte Radwege stehen Ihnen im Saarland zur Auswahl. Hinzu kommt noch die grenzüberschreitende VeloRoute SaarLorLux, die Sie auch durch Frankreich und Luxemburg führt. Bikeverleih Gönnen Sie Ihrem Fahrrad eine Ruhepause und steigen Sie auf ein Mietfahrrad um. Die Leihstationen vor Ort helfen Ihnen gerne, das passende Fahrrad zu finden. Saarland-Touren-App Die Saarland-Touren-App bietet Infos für alle, die gerne draußen aktiv sind. Herzstück der App sind die stufenlos zoombaren topogra­ fischen Karten im Maßstab 1:25.000 und der Zugriff auf unsere umfangreiche TourenDatenbank, die insbesondere für Radfahrer und Wanderer jede Menge Inhalte für Outdoor-Aktivitäten bietet. Die App steht für Sie im AppleiTunes-Store und im GooglePlay-Store kostenlos zum Download bereit. Nachfragen Tourismus Zentrale Saarland GmbH Franz-Josef-Röder-Str. 17 66119 Saarbrücken Tel. 0681 92720-0 info@tz-s.de www.urlaub.saarland Fahrrad News 73


Die nächste

erscheint am 14. März 2018 ff

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Technik: E-Bikes der Saison 2018 Trend: Die neuen Elektro-Rennräder Szene: Zu Besuch bei Pumpenspezialist SKS

Impressum Fahrrad News erscheint in der

Disposition & Abo Michaela von Sturm,

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WOM Medien GmbH

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Industrie- und Testkoordination Stefan Baumgartner, s.baumgartner@wom-medien.de

Herausgeber Dieter Steiner Chefredaktion Werner Müller-Schell Redaktion Lucas Arnhold, Bernadette Bader,

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che Genehmigung durch den Verlag reproduziert

Georg Bleicher, Caspar Gebel, Johannes Haidn, Sebastian Lehr, Ann-Katrin Luh, Hannah

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Lektorat Helga Peterz

Erscheinungsweise 4 x pro Jahr

Dies gilt uneingeschränkt ebenfalls für alle

Layout Ann-Katrin Luh

Der Preis eines Einzelheftes beträgt 2,95 Euro.

Inhalte auf den Webseiten des Magazins:

Druck Mayr-Miesbach, Miesbach

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Röther, Ulrich Wörner

74 Fahrrad News







GUT VERNETZT UNTERWEGS

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n Baden-Württemberg finden Radfahrer alles, was sie für entspannte, genussvolle und herausfordernde Touren brauchen. Allein die vielfältigen Landschaften bieten all dies: Flache Touren finden sich entlang des Bodensees, die Weinregionen im Westen verheißen Gaumenfreuden. Schwarzwald und Schwäbische Alb bieten Rennradfahrern und Mountainbikern schwere Strecken und zahlreiche sportliche Events. Ein Tausende von Kilometern umfassendes Wegenetz ermöglicht es den Gästen, auf zwei Rädern jeden Winkel der Region auf geeigneten Routen zu erfahren. Regionale Radwanderwege gehören ebenso dazu wie die großen Radfernwege über mehrere Hundert Kilometer. Diese Wege sind ebenfalls bestens erschlossen – auf unterschiedliche Weise: Die Broschüre „Radsüden“ stellt 19 Landesradfernwege sowie zahlreiche regionale und an Themen orientierte Radwege vor. Neben der Streckenbeschreibung werden die wichtigsten

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Informationen sowie ein Höhenprofil geliefert, und eine Übersichtskarte gibt es natürlich auch. Tiefer gehende Informationen können per App auf das Smartphone geladen werden. Übersichtlich, informativ und interaktiv lassen sich Routenbeschreibungen abrufen und die grundlegenden Daten wie Streckenlänge und Steigungsmeter einsehen. Komplette Routenbeschreibungen können mitsamt Karte geladen werden und stehen dann auch „offline“ zur Verfügung. Und auch die individuelle Erstellung von Routen ist möglich, wobei die Eingabe von Wegpunkten sicherstellt, dass man genau dorthin kommt, wo man hinfahren möchte. „Hinkommen“ ist gerade für Fahrradtouristen ein wichtiger Punkt. In Baden-Württemberg stehen hierzu zahlreiche Regionalstrecken bereit, die Radwanderer etwa die beliebten Flusstäler hinauf befördern. Ein gutes Beispiel ist die Murgtalbahn von Mannheim nach Freudenstadt, deren

zahlreiche Haltepunkte die Tourenplanung erleichtern. Vielerorts ist die Fahrradmitnahme in den Zügen Baden-Württembergs nach neun Uhr morgens kostenlos. Die acht Rad­ expresse des 3-Löwen-Takts verfügen über viele Fahrradplätze und verkehren in radtouristisch attraktiven Regionen des Landes. Bei Fahrradfahrern sehr beliebt sind auch die Radwanderbusse, die auf ihren Anhängern Platz für rund 15 bis 20 Fahrräder bieten. www.tourismus-bw.de www.3-loewen-takt.de

INFORMATION Umfangreiche Informationen zur Reiseplanung Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg Tel. +49 711 23858-0 www.tourismus-bw.de















LANDKREIS GÖPPINGEN

BIKE & BUS Mit dem RadWanderBus (Linien RW1, RW2 und 170) ist der Landkreis Göppingen noch attraktiver für Radtouristen geworden. Der Bus verkehrt von Mai bis Oktober jeweils an Sonn- und Feiertagen von Göppingen oder Kirchheim zur Burgruine Reußenstein – vormittags im Stundentakt, am Nachmittag alle zwei Stunden. Fahrräder und natürlich auch Pedelecs können auf einem speziellen Anhänger transportiert werden, und zwar kostenfrei. Gruppen sollten sich rechtzeitig anmelden, da das Angebot sehr beliebt ist und gerne in Anspruch genommen wird.

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