Fahrrad News 3.19

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E K I B 10 EST IM T GRAVEL BIKES 7 Geländeräder im großen Check

RADREISEN

Passendes Zubehör für unterwegs

E-RENNRAD

Das Moustache Dimanche im Test

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E-MTB-TIPPS ALPENCROSS So verhält man Über die Alpen im sich in den Bergen 19. Jahrhundert

ABENTEUER Mit dem Fahrrad durch Afrika


E-POWER RS 150

KING OF THE MOUNTAIN

Das E-Power RS 150 ist das perfekte Allmountain-Touren E-MTB. Sein Bosch-Performance-CX-Motor lässt jede Steigung, egal wie steil, zu einem Kinderspiel werden. Das ausgeklügelte Fahrwerk und der schön im Rahmen integrierte Akku im Shadow-Edge-Tube-Design machen das Bike zu einem kompletten Trailbike mit jeder Menge Flow – ein wahrer König der Berge!


AB INS GELÄNDE! Kein Schnee mehr, dafür saftig blühende Almwiesen, die die Trails säumen. Der Juni ist traditionell der Monat, in dem selbst in höheren Höhenlagen die Bikesaison endlich wieder beginnt. Es kommt daher nicht von ungefähr, dass sich die neue Fahrrad News dem Radfahren im Gelände besonders stark widmet. Vor allem im Rampenlicht: das E-Mountainbike. Kaum eine Radkategorie erfreut sich momentan einer so rasch ansteigenden Beliebtheit wie die elektrobetriebenen Bergräder. Kein Wunder: E-MTBs ermöglichen es, Gipfel zu erstürmen, ohne ein austrainierter Radprofi sein zu müssen. Und dank neuester Technik sind auch rasante Trailabfahrten kein Problem mehr – das nötige Fahrkönnen immer vorausgesetzt. In unserem großen Fahrrad-NewsTest stellen wir Ihnen zehn aktuelle E-Mountainbikes vor. Doch nicht nur mit dem MTB lassen sich Trails und Co. erkunden: Wie sehr Radfahren im Gelände derzeit im Trend liegt, beweist auch ein Blick auf die Rennradszene. Rennräder mit Stollenreifen – kurz Gravel Bikes – sind so angesagt wie nie zuvor. Im Gegensatz zu klassischen Straßenrennern erlauben sie

eine unglaubliche Freiheit – egal, ob sportliche Feierabendrunde oder Bikepacking-Adventure über Stock und Stein mit anschließender Zeltübernachtung. Auch sie nehmen wir in dieser Fahrrad News deshalb besonders in den Fokus und stellen nicht nur sieben aktuelle Gravel-Modelle, sondern auch entsprechendes Zubehör in Form von passenden Radtaschen und Co. vor. Genug Lesestoff also, damit der nächsten Tour im Gelände nichts mehr im Wege steht. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, viel Spaß beim Schmökern in der neuen Ausgabe der Fahrrad News!

Werner Müller-Schell Chefredakteur

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Foto David Schultheiß

INHALT

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RADMOMENT

Unterwegs mit dem E-MTB in den Alpen

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RADSPLITTER

Neuigkeiten aus der Fahrradwelt

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SCHAUFENSTER

Ausgewählte Produktempfehlungen der Saison 2019

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FIRST RIDE: MOUSTACHE

Probefahrt des neuen E-Rennrads der Franzosen

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PORTRÄT: ANDERSWO. ALLEIN IN AFRIKA

Das Radabenteuer von Anselm Nathanael Pahnke

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PORTRÄT: DIE ERSTE MOUNTAINBIKERIN

Eine Alpenüberquerung Ende des 19. Jahrhunderts

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TEST: E-MOUNTAINBIKES 2019

Zehn aktuelle E-MTBs im großen Fahrrad-News-Test

ES IST SEHR WICHTIG, DASS ALLE NATURNUTZER AUFEINANDER RÜCKSICHT NEHMEN.

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BIKER VS. WANDERER

Interview mit dem DAV-Experten Matthias Laar

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NAHAUFNAHME: GRAVEL BIKES

Sieben aktuelle Geländerennräder im Check

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RADREISEZUBEHÖR

Diese Taschen sollten bei keiner Radreise fehlen

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PORTRÄT: ACROS

Hinter den Kulissen des Komponentenspezialisten

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REISE

Fränkische Schweiz: Auf Gravel-Tour in der Heimat

St. Moritz: Trailgenuss im Engadin

Montafon: Mit dem E-MTB in der Silvretta-Region

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VORSCHAU & IMPRESSUM Die Themen der Fahrrad News 4/2019

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Matthias Laar ist Experte des Deutschen Alpenvereins. Mit ihm sprachen wir über das E-Mountainbiken in den Bergen. Mehr ab Seite 28

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RADMOMENT // E-MOUNTAINBIKE

RADMOMENT Ein Gefühl von Freiheit Egal, ob mit Motor oder ohne, ob Fully oder Hardtail – mit dem Mountainbike kann man die Berge in einer neuen Dimension erleben. In dieser Ausgabe der Fahrrad News dreht sich deshalb ein wesentlicher Teil um das Radfahren im Gelände – unter anderem in unserem großen Biketest ab Seite 34. Foto Andreas Meyer

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E-MOUNTAINBIKE // RADMOMENT

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RADSPLITTER // NEUES AUS DER FAHRRADWELT

Text Werner Müller-Schell

NEUES AUS DER FAHRRADWELT FAHRRAD NEWS KOMPAKT

Foto Pixathlon

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NEUES AUS DER FAHRRADWELT // RADSPLITTER

DEUTSCHLAND TOUR VON HANNOVER NACH ERFURT Nach ihrem erfolgreichen Comeback nach zehnjähriger Pause im vergangenen Sommer wird die Deutschland Tour 2019 vom 29. August bis 1. September erneut ausgetragen. Deutschlands größtes und einziges Etappenrennen wird dabei in vier Etappen von Hannover nach Erfurt durch vier Bundesländer führen. Die Radprofis erwartet dabei eine spannende und abwechslungsreiche Streckenführung über 700 Kilometer. Schon jetzt haben zahlreiche von der Tour de France bekannte Radprofis ihren Start bei der Fernfahrt angekündigt.

DIE ETAPPEN Die vier Etappen der Deutschland Tour 2019 führen über abwechslungsreiches Profil durch Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Hessen und Thüringen. Zum Auftakt von Hannover in die Region Harz über 185 Kilometer wird dabei ein Aufeinandertreffen der Sprinter erwartet, bevor am zweiten Tag über 199 Kilometer von Marburg nach Göttingen die Spezialisten für welliges Gelände gefragt sind. Eine Vorentscheidung im Kampf um den Gesamtsieg dürfte dann die hügelige dritte Etappe über 177 Kilometer von Göttingen nach Eisenach bringen, während der es unter anderem über den Rennsteig geht. Das spannende Finale steigt schließlich auf den finalen 166 Kilometern von Eisenach nach Erfurt.

Foto Marcel Hilger

1 Mehr zur Deutschland Tour und ihrem Rahmenprogramm gibt es unter www.deutschland-tour.com. 1

DIE STARS

DAS PROGRAMM

Bereits im vergangenen Jahr standen bei der Deutschland Tour internationale Radsportgrößen wie der niederländische Tour-de-France-Zweite Tom Dumoulin oder Tour-Etappensieger Warren Barguil am Start. Zudem präsentierten sich auch die besten deutschen Radprofis wie etwa die Sprintstars André Greipel oder John Degenkolb in der Heimat. Auch in diesem Jahr ist deshalb ein entsprechend großes Staraufgebot zu erwarten. Freuen dürfen sich die Fans unter anderem auf die beiden deutschen Senkrechtstarter Pascal Ackermann und Maximilian Schachmann, die sich mit ihren Leistungen in diesem Jahr in der absoluten Weltspitze etabliert haben.

Neben den Radprofis bietet die Deutschland Tour auch allerlei spannende Nebenevents für alle Fahrradfans. Zu nennen sind etwa Laufradrennen für Kinder, Radrennen für Nachwuchsathleten, diverse Auftritte von Showgruppen und Eventmessen für Fahrradinteressierte in den jeweiligen Start- und Zielorten. Die Veranstaltungen dauern meist den ganzen Tag, auch viele Städte entlang der Etappenverläufe bieten Veranstaltungen an. Im vergangenen Jahr hatten während der gesamten Deutschland Tour 125.000 Schaulustige dem Spektakel beigewohnt; in dieser Saison erwarten die Veranstalter eine weitere Zuschauersteigerung. Fahrrad News 9


RADSPLITTER // NEUES AUS DER FAHRRADWELT

DIE HAUPTSTADT FEIERT DAS FAHRRAD Viel für Fahrradfans war Ende April auf der Velo Berlin geboten. Das Festival für alle Fahrradfans präsentierte am 27. und 28. April die Trends und Neuheiten der Fahrradwelt am ehemaligen Flughafen Tempelhof. Rund 300 Aussteller, 500 Marken und ein vielfältiges Programm aus Bühnen-Talks und Workshops, Bike Shows und 20 Radrennen sowie Tausende Testfahrten machten den Mega­ trend Fahrrad für die 20.000 Besucherinnen und Besucher zum großen Erlebnis. Das Fa-

zit: Egal, ob Gravelbike als multifunktionelles Geländerennrad bzw. mit leichtem Gepäck als eine der vielseitigsten Arten des sportlichen Radfahrens oder urbanes E-Bike, das neben feinster Technik auch ein Designstate­ ment und Ausdruck eines neues Lebensstils ist: Die Zukunft des Radfahrens ist bunt und bietet für jeden Anspruch das passende Gefährt. Im kommenden Jahr findet die Velo Berlin am 18. und 19. April erneut am Flughafen Tempelhof statt.

Foto Stefan Haehnel

Foto Stefan Haehnel

Die Mobilitätswende ist eines der größten Themen unserer Zeit. Ein oft gewähl­ tes Argument der Kritiker ist dabei, dass durch sie zu hohe Kosten entstehen wür­ den. Ein Forscherteam der schwedischen Universität Lund hat nun das Gegenteil herausgefunden: Laut der Untersuchung im Auftrag der Europäischen Union wurde festgestellt, dass für die EU ein jährlicher Nutzen von bis zu 24 Milliarden Euro entstehen kann, wenn man das Auto zu Gunsten des Rades stehen lässt. Dies liege an geringeren Gesundheitskosten, Infra­ strukturaufwendungen und Umweltschäden, so die Forscher. Noch mehr Geld würde nur der Umstieg auf das Gehen bringen: Fußwege anstelle von Autofahrten würden 66 Milliar­ den erwirtschaften. Der Autoverkehr selbst kostet nach Berechnungen der Wissenschaftler die Gesell­schaft pro Jahr 500 Milliar­ den Euro.

DEUTSCHE STÄDTE HINKEN HINTERHER Karlsruhe ist die fahrradfreundlichste Groß­stadt Deutschlands. Das ergab der ADFCFahrradklima-Test 2018, bei dem alle deutschen Städte auf ihre Fahrradtauglichkeit hin untersucht wurden. Karlsruhe setzte sich mit einer Durchschnittsnote von 3,1 in der Kategorie der Städte mit über 200.000 Ein­wohnern durch. In der Kategorie über 500.000 Einwohner gewann Bremen mit einer Note von 3,5. Die verhältnismäßig niedrigen Durchschnittsnoten des Tests senden allerdings auch ein beschämendes Signal an die Politik: Die Zufriedenheit beim Radfahren hat sich nach Einschätzung von 170.000 Teilnehmern der ADFC-Umfrage weiter verschlechtert. 2014 wurde das Fahrradklima noch mit 3,7 bewertet, 2016 mit 3,8, 2018 mit 3,9. Besonders bedenklich ist der Trend, dass die Menschen sich immer unsicherer beim Radfahren fühlen (Note 4,2 gegenüber 3,9 in 2016). 10 Fahrrad News

RADFAHREN ALS WIRTSCHAFTS­ FAKTOR

Foto ADFC


PRÄSENTIERT DAS EINZIGE OFFIZIELLE PROGRAMM ZUR

TOUR DE FRANCE I I I I I I I I I I I II II

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SCHAUFENSTER AKTUELLE PRODUKTNEUHEITEN

REISEBEGLEITER Ideal für alle, die mit ihrem Fahrrad auf Reisen gehen wollen: Das neue Bike.Bag II von B&W bringt zahlreiche Funktionen mit sich, die den Fahrradtransport vereinfachen. Beispielsweise wurde im Vergleich zum Vorgänger die Größe angepasst und ein neues Halterungssystem integriert, sodass nun mehr Platz im Innenleben für gängige Radmodelle ist und ein maximaler Schutz gewährleistet werden kann. Besondere Features sind die integrierte Servicematte zum Schrauben am Rad, der gepolsterte Gabelschutz und das verstellbare Pedestal. Außen sorgen die verstärkte Bodenschale aus stoßfestem ABS-Material und die Tasche aus strapazierfähigem Rip-Stop-Polyester mit zusätzlicher Polsterung für den nötigen Schutz während des Transports. UVP 400 € www.b-w-international.com

LEICHTGEWICHT Mit nicht einmal elf Kilogramm ist das neue One eCycle von Coboc eine echte Kampfansage unter den E-Bikes: Selbst ohne elektrischen Rückenwind ist das Pedelec ein agiler Racer, der Ampelsprints mit Leichtigkeit nimmt. Mit Feinsteuerung via Smartphone saust der Avantgardist beinahe geräuschlos durch den Stadtverkehr. Perfekt im Unterrohr versteckt befindet sich dabei ein 352 Wattstunden starker Akku, der einen Motor mit bis zu 500 Watt Spitzenleistung speist. UVP 5.999 € www.coboc.biz

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FLOW IM GELÄNDE Das neue Flyer Uproc7 ist mit 160 Millimeter Federweg, voluminösen 27,5-Zoll-Reifen, kurzen Kettenstreben und einer optimierten Gewichtsverteilung ideal für viel Fahrspaß – auch in grobem Gelände. Das Rad ist unter anderem mit dem starken GX0-Antrieb von Panasonic ausgestattet, der mit nur 2,9 Kilogramm zu den leichtesten auf dem Markt gehört und mit 90 Newtonmeter Drehmoment starke Unterstützung liefert. Steinfelder, Wurzeln, steilste Anstiege und Abfahrten bewältigen sportliche Biker mit dieser vollgefederten Trailmaschine dynamisch und agil. UVP ab 4.299 € www.flyer-bikes.com

ABENTEUERTASCHE Mit dem Atrack BP etabliert sich Ortlieb weiter als Spezialist für Radabenteuer. Das BP im Namen steht für Bikepacking, entsprechend stark ist das neueste Modell aus der bereits aus dem Outdoor-Bereich bekannten Atrack-Serie auf die Bedürfnisse von Radfahrern zugeschnitten. Neben der Reduktion der beim Biken störenden Hüftflossen überzeugt der Rucksack auch durch die schlanke Silhouette und die spezielle Helmhalterung. Im Zusammenspiel mit den atmungsaktiven Rückenauflageflächen und reduziertem Hüftgurt sorgt die verstellbare Rückenlänge dabei für eine gute Lastenverteilung des Gepäcks. Die Integration eines Trinksystems ist ebenfalls problemlos möglich, ohne damit die Wasserdichtigkeit einzuschränken. UVP 179,99 € www.ortlieb.com

ORIENTIERUNGSHELFER Mit dem Elemnt Roam stellt Wahoo seinen dritten GPS-Radcomputer vor. Das Modell soll Radfahrer aller Richtungen nachhaltig unterstützen, um neue Straßen und Trails zu erleben. Die neuen Smart-Navigation-Features bringen den Fahrer nämlich automatisch wieder zurück zur geplanten Route, wenn er einmal vom Kurs abgekommen ist. Sie berechnen in Sekundenschnelle einen neuen Weg oder helfen dabei, möglichst rasch nach Hause zu kommen. Der Tacho verfügt über eine Akkuleistung bis 17 Stunden und kann mit der kostenfreien Wahoo-Smartphone-App gekoppelt werden. UVP 349,99 € www.wahoofitness.com

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FÜR JEDES TERRAIN Das Macina Chacana LFC passt in keine bestehende Schublade; es ist weder Mountainbike noch City- oder Trekkingrad. Dennoch eignet es sich für alle Einsatzbereiche gleichermaßen gut. Der 125-Millimeter-Federweg bringt Komfort in der City und Sicherheit im Gelände, die maßgeschneiderten Aluschutzbleche sind bei Schmuddelwetter allseits beliebt, und wer in die Dämmerung radelt, ist über die gute Sicht bzw. Sichtbarkeit wegen der Lichtanlage dankbar. Obendrein lassen sich am Rad auch noch Gepäcktaschen befestigen und ein Seitenständer ist auch vorhanden … sonst noch Wünsche? UVP 4.099 € www.ktm-bikes.at

RADSCHUH FÜR ABENTEURER Rapha ist bekannt für seine exklusive Radbekleidung. Nun präsentiert man mit dem Explore Shoe einen Radschuh für Bikepacking-Fans. Kern ist eine leichte Sohle mit Carbonplatte, die klassische Rennradschuhe auszeichnet. Dabei gibt es einen Unterschied: Die Platte ist an der Ferse drei, im Zehenbereich zwei Zentimeter kürzer, um vorne und hinten am Fuß komfortablen Flex zu ermöglichen, wenn Steilpassagen oder mangelnde Reifenhaftung zum Absteigen und Schieben zwingen. Der Explore Shoe ist in vier Farben erhältlich: Schwarz, Black Pearl, Dunkelgrün und hoch sichtbares Pink. UVP 260 € www.rapha.cc

LUFTDRUCKPROFESSOR Mit dem richtigen Luftdruck können Mountainbiker das Maximum aus ihrem Bike herausholen. Doch der richtige Druck ist so individuell wie die Facetten des Mountainbikens. Zur Orientierung bietet Schwalbe jetzt einen Online-Rechner an: Der Schwalbe Pressure Prof ermittelt aus neun Parametern den optimalen Reifendruck – und ist damit eine praktische Hilfe für alle, die ihr Bike immer perfekt aufgepumpt wissen wollen. Der Schwalbe Pressure Prof ist kostenlos auf der Schwalbe-Website abrufbar. www.schwalbe.com/pressureprof

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WELTMEISTERLICHE KOLLEKTION Peter Sagan ist der größte Star des Profiradsports. Sein Radausrüster, der amerikanische Hersteller Specialized, hat dem 29-jährigen Superstar aus der Slowakei nun eine Sonderkollektion gewidmet: The Sagan Collection ist nicht nur von den Farben des Regenbogens inspiriert – sie zeigt außerdem zwei Facetten von Sagans speziellem Fahrstil: Kunden haben so die Wahl zwischen der Underexposed Kollektion und der Overexposed Kollektion. Während Erstere in gedeckten, klassischen Farben erhältlich ist, punktet Letztere mit schillernden Looks. In beiden Farbvarianten sind so zahlreiche Produkte erhältlich: Vom Specialized S-Works 7 Road-Schuh bis hin zum Evade-Helm, vom SL Air Jersey bis hin zum eigenen Faltreifen. Auch spezielle Rahmensets und Raddesigns stehen zur Auswahl, sodass Fans den kompletten SaganAuftritt auf die Straße bringen können. www.specialized.com

Taube Nudel?

Dauerhaft hoher Druck auf dem Dammbereich ist ein Alarmsignal und sollte beachtet werden.

hilft! Das SQlab Stufensattelsystem bietet für jeden Einsatzbereich die richtige Entlastung. Dein Freiraum. Weniger Druck. Dein Sattel. Deine Entscheidung.

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SPRITZSCHUTZ Es gibt Schutzbleche für Citybikes, Trekkingbikes, Mountainbikes, aber bei Rennrädern oder Gravel Bikes sieht das Angebot weit weniger gut aus. SKS hat sich der Sache angenommen und den Speedrocker entwickelt. Dank gummierter Klett-Sraps und flexibler Halterungen lassen sich die Speedrocker an unterschiedliche Rahmengeometrien anpassen und sollen auch bei starken Vibrationen sicher an Ort und Stelle bleiben. Ein besonderes Feature ist der Mudbreaker am vorderen Schützer, der ein Spritzwasser im Gesicht verhindern soll. Gefertigt werden die Speedrocker in Deutschland. Der Satz wiegt 408 Gramm. UVP 49,99 € www.sks-germany.com

KINDERWAGEN Wer hat schon Platz und Geld, sich Fahrradanhänger, Kinderwagen und/oder Baby-Jogger einzeln anzuschaffen? Qeridoo hat mit seinem Kidgoo die 3-in-1-Lösung, und das alles bereits mit der Serienausstattung. Mit optional erhältlichem Zubehör kann man den Kidgoo sogar noch fürs Inlineskaten, Skilaufen oder Wandern optimieren. Dass die Kleinen bei Outdoor-Aktivitäten bestmöglich aufgehoben sind, dafür sorgen Ausstattungsmerkmale wie die Federung, der 5-Punkt-Sicherheitsgurt, ein Kopfprotektor und, und, und … Und wenn er mal nicht gebraucht werden sollte, lässt sich der Kidgoo im Handumdrehen zusammenfalten und platzsparend verstauen. Kidgoo 1 UVP 549 € (Einsitzer) Kidgoo 2 UVP 599 € (Zweisitzer) www.qeridoo.de

STARKE RÄDER Das E-Bike in seinen verschiedenen Ausführungen ist aus dem Markt nicht mehr wegzudenken. Höhere Gewichte, Geschwindigkeiten und Belastungen bringen aber manche Zubehörteile an ihre Grenzen. Fulcrum bietet mit dem E-Fire 5 27,5 einen Mountainbike-Laufradsatz, der genau dafür ausgelegt ist. So kommen bei dem Satz Speichen mit verstärktem Kopf, verstärkte Scheibenflansche und ein robusterer Freilaufkörper zum Einsatz. Mit seinen 40 Millimeter breiten Felgen ist er speziell für Mountainbikes entwickelt und nimmt es mit entsprechend breiten Reifen auf. Das Gewichtslimit liegt übrigens bei satten 150 Kilogramm (Fahrer plus Rad). UVP 409 € www.fulcrumwheels.com

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STÜTZE FÜR BERGFAHRER Seit 2001 liefert e*thirteen hochwertige Komponenten für Bikes, und seit dem Jahr 2018 findet sich mit der TRS Plus eine verstellbare Vario-Sattelstütze im Produktsortiment. Der Fokus in der Entwicklung lag darauf, eine zuverlässige, wartungsarme und erschwingliche Stütze anzubieten. Sie ist in drei Hubvarianten – 125, 150 bzw. 170 Millimeter – und mit 30,9 und 31,6 Millimeter Durchmesser verfügbar, die Höhenverstellung bietet vier verschiedene Einrastpunkte. Die Ansteuerung per Lenker-Remote ist rein mechanisch, das Ausfahren der Stütze geht mittels einer Stahlfeder vonstatten. UVP 289 € www.bythehive.com www.cosmicsports.com

GELÄNDEPNEUS Der Flintridge von Kenda fühlt sich am wohlsten auf harten, gerne auch sandigen Böden. Durch den Steg auf der Mitte der Lauffläche rollt der Reifen leicht, griffige Seitenstollen sorgen für Halt in der Kurve. Verfügbar mit GCT Casing (GCT steht für Gravel Casing Technology) mit Pannenschutz über den kompletten Reifen oder in der TR-Variante (Tubeless Race) mit leichter Karkasse ohne Pannenschutz. Der Pneu wird als Faltreifen angeboten und ist in vielen Größen für verschiedene Einsatzzwecke verfügbar. UVP ab 44,90 € www.kendatire.com

GRAVEL LENKER Die Sehnsucht nach Abenteuern stillen – das soll der Gravel Lenker von Acros. Er ist für mehr Lenkkontrolle extrabreit gehalten (440 Millimeter am Oberlenker, 558 am Unterlenker), besteht aus Aluminium und stellt mit einer detaillierten Lasergrafik zur Schau, wofür er entwickelt wurde: um dem Alltag zu entfliehen und Abenteuer zu erleben. Durch den breiten Oberlenker und zusätzlichen Flare sorgt er nicht nur für viel Kontrolle beim Fahren, sondern auch für genug Platz, um Lenkertaschen zu montieren. UVP 74,95 € www.acros.de

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KOPFSCHUTZ Ganz bewusst trägt der neue Urban-Helm von Alpina den Namen Grunerlokka. Allerdings muss man wissen, dass es sich dabei um das angesagteste Stadtviertel der norwegischen Metropole Oslo handelt. Das hippe Viertel steht für schicke Bars, Lebensfreude und Stilsicherheit. Der Grunerlokka ist daher der Helm für den modebewussten Radfahrer im Großstadt­ dschungel. Fünf dezente Farben stehen zur Auswahl, die Polsterung ist in Lederhaptik ausgeführt. Neben schickem Design sollte ein Helm aber primär für Sicherheit sorgen. Deshalb ist der Grunerlokka mit einem Rücklicht ausgestattet, das dezente Textilschild ist mit einem Reflektorabschluss versehen. An den Gurtbändern lassen sich Kopfhörer anbringen … ganz im Zeichen der Zeit eben. UVP 79,95 € www.alpina-sports.com

LENKER FÜRS GELÄNDE Ein Lenker kann durch Querschnitt, Biegung bzw. Form grundlegend zum Wohlbefinden auf dem Rad beitragen. Für alle Gravel-Fans stellt FSA den Adventure Compact vor. Die Formgebung des Oberlenkers ist oval ausgeführt und die 34 Millimeter breite Auflage­fläche sorgt für eine größere Lastenverteilung in den Händen. Zudem fällt die Vorbiegung mit 80 Millimetern recht kurz aus, was sich in einer aufrechteren Sitzposition widerspiegelt. Der Lenker ist in den Breiten 40, 42 und 44 Zentimeter erhältlich, die Farbe ist Schwarz. UVP 39 € www.fullspeedahead.com

DATENSAMMLER Brose präsentiert drei neue Displays für seine Antriebslinie: Allround, Remote, Central. Remote – für den Puristen: minimalistisches Design, Lenker umfassendes Display mit farbigem LED-Band, das auf der linken oder rechten Lenkerseite Platz findet. Allround – das Universelle: Ausgestattet mit einem 1,5-Zoll-Farbdisplay, lässt es sich links oder rechts am Lenker montieren. Central – der große Überblick: mittig am Lenker montiertes, 3,5 Zoll großes Farbdisplay mit Hintergrundbeleuchtung. Erste Kundenräder mit den neuen Displays werden ab der Eurobike 2019, sprich ab Herbst, im Handel verfügbar sein. E-Bikes mit Brose-Antrieben lassen sich einfach mit den Displays nachrüsten. www.brose-ebike.com

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... das ist auf Papier gebannte Vorfreude auf den nächsten Radurlaub.

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TEST // MOUSTACHE DIMANCHE 28

MOUSTACHE DIMANCHE 28 MOUSTACHES ERSTES E-RENNRAD Im April lud uns die Firma Moustache zur Neuvorstellung ihres ersten E-Rennrades an die Côte d’Azur ein. Die noch junge Marke hat sich ganz dem Thema E-Bike gewidmet und es sich zur Mission gemacht, durch elektrounterstützte Räder mehr Leute fürs Radfahren zu begeistern. Die bisher von uns getesteten Trekkingräder und Moutainbikes konnten alle mit durchdachten Details und bemerkenswerten technischen Lösungen überzeugen. Dementsprechend gespannt waren wir, wie sich das neue Dimanche 28 präsentiert und fahren lässt. Text Dieter Steiner Fotos Jérémie Reuiller/Moustache

DAS RAD Moustache verbaut beim Dimanche 28 einen Active-Line-Plus-Antrieb aus dem Hause Bosch. Als Akku wird bei allen Ausstattungsvarianten die Version mit 500 Wattstunden in der klassischen Aus­führung verwendet, welche jedoch trotzdem elegant im Unterrohr integriert ist. Geladen werden kann der Akku direkt am Rad, man kann ihn aber auch leicht auf der Unterseite des Unterrohrs entnehmen. Die Modelle mit Rennradlenker werden mit Bosch-Kiox-Display ausgeliefert. Damit das Bedienteil für Antrieb und Display auch am Rennradlenker in den typischen Positionen ideal erreichbar ist, baut Moustache einen eigenen Halter. Das Dimanche 28 gibt es vorerst in drei Ausstattungsvarianten von 3.199 bis 5.299 Euro. Die günstigste Variante, das 20 Fahrrad News

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MOUSTACHE DIMANCHE 28 // TEST

Gewicht, kg ca. 17,3 (Dimanche 28.7) Rahmenmaterial Aluminium Garantie (Rahmen) 5 Jahre Gabel Moustache Carbon Antrieb, Akku Bosch Active Line Plus, 500 Wh Schaltung Shimano Ultegra, Kettenschaltung 2x11 Bremsen Shimano Ultegra, Scheibenbremse Reifen, Dimension 5

Continental Grand Sport Race, 32-622 Verfügbare Rahmengrößen S, M, L, XL

Dimanche 28.1, ist mit einer Tiagra1x10-Gruppe von Shimano ausgestattet und wird serienmäßig mit einem geraden Lenker für mehr Komfort und beste Kontrolle angeboten. Das Topmodell, das Dimanche 28.7, soll mit seiner Shimano-Ultegra-2x11-Gruppe und einem Carbonlaufradsatz selbst ambitionierte Rennradfahrer zufriedenstellen. Alle drei Modelle des neuen Moustache E-Renners sind mit einem klassischen Rahmen oder aber mit einem Rahmen mit tief nach unten gezogenem Oberrohr (Open Version) verfügbar. Ebenso sind bei allen Modellen 32 Millimeter breite Reifen verbaut. Der Rahmen hat noch genügend Reifenfreiheit, sodass die Montage von breiteren Reifen möglich ist. Mit den Befestigungsösen kann das Rad einfach mit Schutzblech und Gepäckträger aufgerüstet werden

IN BEWEGUNG Ich durfte auf dem Topmodell, dem Dimanche 28.7, auf Tour gehen. Die Sitzposition ist eher aufrecht. Die 32 Millimeter breiten Continental-Grand-Sport-Reifen rollen sehr leicht und bieten bei schlechten Straßen ein hohes Maß an Komfort. Ohne Motorunterstützung merkt man beim Beschleunigen das etwas höhere Gewicht im Vergleich zu einem norma-

Preis UVP 5.299 € (Dimanche 28.7) Web

MIT MOTORUNTERSTÜTZUNG BESCHLEUNIGT DAS MOUSTACHE-E-RENNRAD IM NU AUF 25 KM/H. DARÜBER HINAUS LÄSST ES SICH WIE EIN NORMALES RENNRAD WEITER BESCHLEUNIGEN UND BEWEGEN.

www.moustachebikes.com 1 + 2 Der Akku liegt schön im Rahmen integriert unter einer Abdeckung und lässt sich ganz einfach herausnehmen. 3 Kleines Detail für beste Ergonomie: Damit das Bedienteil für Antrieb und Kiox-Display auch am Rennradlenker optimal erreichbar ist, verbaut Moustache einen eigenen Halter. 4 Julien Absalon, Mountainbike-CrossCountry-Legende, fünffacher Weltmeister und zweifacher Olympiasieger, ist heute Moustache-Markenbotschafter und -Tester.

len Renner. Erst einmal in Bewegung, ist kein Unterschied spürbar. Mit Motor­ unterstützung beschleunigt das Rad im Nu auf 25 km/h. Darüber hinaus lässt es sich wie ein normales Rennrad weiter beschleunigen und bewegen. Eindrucksvoll ist dabei, wie unauffällig der verbaute Active-Line-Plus-Antrieb von Bosch seinen Dienst verrichtet; er ist deutlich leiser als die Motoren der Performance-Linie. Zudem ist der Übergang bei der Unterstützungsgrenze von 25 km/h sehr sanft. Nach knapp 90 gefahrenen Kilometern mit 1.500 Höhenmetern und einem Körpergewicht von 70 Kilogramm im höchsten Unterstützungsmodus (Tur­ bo) zeigt das Display noch immer einen Akkustand von über 50 Prozent an.

5 Pässe werden dank dem Active-LinePlus-Antrieb von Bosch zum Kinderspiel.

FAZIT Mit dem Dimanche 28 ist Moustache auf Anhieb ein Volltreffer gelungen. Das komfortabel zu fahrende Rad mit hoher Reichweite eignet sich hervorragend als Rennrad für lange Touren. Mit der großen Reifenfreiheit und den Befestigungsösen für Schutzblech wie auch Gepäckträger lässt es sich vielseitig einsetzen.

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PORTRÄT // ANDERSWO. ALLEIN IN AFRIKA

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ANDERSWO. ALLEIN IN AFRIKA // REISE

ANDERSWO UNTERWEGS ALLEIN IN AFRIKA

414 Tage, 15.000 Kilometer, 15 Länder. Mit seinem Kinofilm „Anderswo. Allein in Afrika“ tourt der Hamburger Anselm Nathanael Pahnke gerade erfolgreich durch Deutschland und Österreich. Es die Geschichte einer atemberaubenden Fahrradreise quer durch Afrika, einmal von unten nach oben, voller unerwarteter Begegnungen mit wilder Natur, bemerkenswerten Menschen und sich selbst. Ein Porträt. Text Werner Müller-Schell Fotos Anselm Nathanael Pahnke

1 Einsam durch die Sahara. Drei Monate kämpft sich Pahnke durch den Sudan und Ägypten gegen den unerbittlichen Nordwind.

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PORTRÄT // ANDERSWO. ALLEIN IN AFRIKA

„Ich will hinaus, will mich spüren, möchte Grenzen überschreiten, staunen und dem Unbekannten begegnen, aus eigener Kraft die Welt erfahren und meinen eigenen Rhythmus finden. Jeder Moment ist neu, jeden Tag bin ich anderswo.“ Mit diesen Worten beginnt für Anselm Nathanael Pahnke das größte Abenteuer seines Lebens. 25 Jahre ist er jung, als er gemeinsam mit zwei Freunden beschließt, eine Entdeckungsreise durch den Süden Afrikas zu wagen – auf dem Fahrrad. Doch wohin ihn die Reise führen soll, weiß er zu jenem Zeitpunkt noch nicht. Nur, dass er weiterfahren will. Immer weiter. Aus ursprünglich geplanten drei Wochen werden so drei Monate. Und aus drei Monaten letztlich mehr als ein Jahr. 414 Tage ist Pahnke unterwegs. Dabei legt er 15.000 Kilometer zurück und durchquert 15 Länder. Von Kapstadt im Süden Afrikas bis nach Ägypten ans Mittelmeer. „Eine Reise ohne Ziel“, wie er im Fahrrad-News-Interview erzählt. Denn einen konkreten Plan habe er nicht gehabt, als er sich auf den Weg machte. „Wie tief diese Reise in den Kontinent hineingehen würde, war mir zu dem Zeitpunkt noch nicht klar. Eigentlich wollte ich nur die Zeit zwischen meinem Bachelor- und meinem Master-Studium überbrücken, vorbereitet habe ich mich insgesamt gerade einmal zwei Tage“, lacht er.

Wie tief diese Reise in den Kontinent hineingehen würde, war mir zu BEGINN noch nicht klar.

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Eine Reise ins Unbekannte – genau dieses Abenteuer ist es jedoch, das den jungen Hamburger reizt. Ein Abenteuer, das schon bald eine schlagartige Wendung nimmt: Nachdem er und seine Freunde drei Monate lang Südafrika durchquert haben, müssen seine Weggefährten plötzlich nach Hause fliegen. Mitten in der sengenden Hitze der Kalahari-Wüste steht Pahnke vor einer

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2 Unterwegs auf den Straßen von Uganda. Tritt für Tritt entwickelt sich sein atemberaubender Weg durch das Herz Afrikas.


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unerwarteten und schwierigen Entscheidung: Die Heimreise antreten oder allein die Wüste durchqueren? Er fährt weiter. Mehr als 1.000 Kilometer geht es durch die Kalahari nach Botswana und Namibia. Endlos lange, geradeaus führende Straßen durch die Savanne, nur vereinzelte Dörfer, kaum Verkehr, allein gegen den Wind. Die einzige Gesellschaft: seine Kamera. Es ist die Phase

der Reise, in der Pahnke ausgiebiger beginnt zu filmen – und mit der Kamera zu sprechen. „Als Mittel gegen die Einsamkeit. Die Kamera ist zu meinem ständigen Begleiter geworden“, erzählt er. Selbstgespräche in der Savanne, gemischt mit beeindruckenden Naturaufnahmen – gerade diese atemberaubende Mischung aus intimen Momenten und Road­ trip-Szenen in der afrikanischen Wildnis macht Anderswo. Allein in Afrika zu einem Film, der viel mehr erzählt als nur die Reise eines jungen Mannes, der allein mit dem Fahrrad Afrika durchquert. „Es ist ein Film über eine Entdeckungsreise, die Suche nach dem Abenteuer, vor allem aber auch die Suche nach dem Ich, nach mir selbst“, fasst Pahnke das 103 Minuten lange Werk zusammen.

IM HERZEN AFRIKAS Sambia, Malawi, Tansania, Burundi, Ruanda, Uganda, Kenia, Äthiopien – Tritt für Tritt entwickelt sich sein atemberaubender Weg durch das Herz Afrikas. Ein Weg, der von zahlreichen Herausforderungen begleitet wird. Eine der größten: die Suche nach Wasser: „Um Afrika so authentisch wie möglich zu erleben, habe ich kein Wasser gekauft, sondern nur aus lokalen Quellen geschöpft“, erklärt er. Auch ansonsten verzichtet er weitestgehend auf Hilfsmittel und schlägt sein Zelt in der Wildnis auf – das lässt ihn den riesigen Kontinent unvermittelt am eigenen Körper erleben. Eine Art zu reisen, die ihn mehr als nur einmal in brenzlige Situationen bringt: Nächtliche Begegnungen mit Löwen und

3 Oft tagelang einsam unterwegs, kommt Anselm der Natur ungewohnt nahe. 4 Anselm Natha­ nael Pahnke bei einem Stopp auf dem Weg durch den Sudan.

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PORTRÄT // ANDERSWO. ALLEIN IN AFRIKA

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ANDERSWO. ALLEIN IN AFRIKA // PORTRÄT

5 Kontakte mit Einheimischen stehen bei seiner Reise auf der Tagesordnung. 6 Kinder in Sambia unterstützen Pahnke beim Reparieren seines Fahrrades. 7 Cockpit-Perspektive eines Radreisenden auf dem Weg durch Afrika.

Nilpferden, Malaria- und Typhuserkrankungen und die Bewältigung von Grenzübertritten fordern ihn stets aufs Neue heraus. Doch was ihn wirklich bewegt, ist ein Afrika abseits der typischen Bilder und Erwartungen, ein Afrika von beeindruckender Schönheit und von offenen, herzlichen Menschen. So ist es nicht nur die Einsamkeit, sondern es sind auch spannende Begegnungen, die seine Reise durch Afrika prägen: In Lesotho trifft er einen jungen Mann, dem er hilft, sein Dorf mit Fahrrädern auszustatten. In Uganda arbeitet er bei einem lokalen Radunternehmen, das Fahrräder aus Bambusrohren baut. Doch Menschen sind es auch, die ihn in gefährlichen Situationen bringen: Raubüberfälle durch uniformierte Ranger sind genauso Teil des

Tritt für Tritt spürte ich den Puls Afrikas, kraftvoll, farbenfroh und unberechenbar.

Films wie eine Nacht im Gefängnis in Ägypten. „Ich bin jemand, der gerne Probleme löst. Ich habe durch solche Erfahrungen ein tiefes Vertrauen in mich selbst und eine ganz andere Art von Stärke entwickelt“, erklärt der Filmemacher, der sich letztlich mit einem auf dem Handy notdürftig gefälschten Flugticket aus der Misslage am Nil befreit.

DURCH DIE SAHARA Die größte Herausforderung für ihn sind aber nicht die offensichtlichen Gefahren. Es ist der Weg durch die Sahara – der letzte große Abschnitt des Abenteuers. Drei Monate quält sich Pahnke durch Sand und Staub und vor allem durch den starken Gegenwind, der hier stets von Norden weht. Teilweise kann er sich kaum auf der Straße halten, so stark sind die Windböen. „Dagegen sind Malaria und Co. Peanuts“, lacht er. Doch auch diese Hürde meistert er. Was er auf seiner Reise gelernt hat? „Irgendwann kam der Punkt, wo meine Herkunft, mein Hab und Gut, mein Name und meine Errungenschaften keine Rolle mehr spielten. Außerdem habe ich wirklich etwas gefunden, was ich davor noch nicht kannte: Die Erkenntnis, dass die Einsamkeit auch eine schöne Seite hat und dass das Alleinsein, wenn man es akzeptiert, bereichernd, ehrlich und wunderschön sein kann. Und ich habe erfahren, dass sich ein Abenteuer wie dieses ausschließlich mit Willenskraft bewältigen lässt.“ Seine Tour ist für Pahnke so vor allem eine Reise zu sich selbst geworden – und eine Reise, in der er einen Kontinent kennengelernt hat, wie ihn nur ganz wenige Menschen erleben können. Eine Reise, die der letzte Satz im Film perfekt zusammenfasst: „Tritt für Tritt spürte ich den Puls Afrikas, kraftvoll, farbenfroh und unberechenbar. Allein auf dem Fahrrad war ich ganz nahe bei den Menschen, aber auch ganz nahe bei mir. Ich habe das Unbekannte gesucht und so viel mehr gefunden. Ich habe erfahren, dass ich allein, aber nicht einsam bin.“

INFORMATIONEN

Anselm Nathanael Pahnke wächst bei Hamburg auf. Mit 15 macht er mit einem Freund seine erste Radreise nach Freiburg und beginnt mit seiner Video­ kamera, besondere Lebensmo­ mente festzuhalten. Nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr in Kanada studiert er Ozeanografie und Geophysik an der Universität Hamburg. Wenige Tage nach seinem Bachelorabschluss löst er seine Wohnung auf und beginnt eine Fahrradreise, die ihn drei Jahre lang um die Welt führt – unter anderem durch Afrika. Anderswo. Allein in Afrika heißt der Kinofilm, mit dem Pahnke derzeit erfolgreich durch Deutschland und Österreich tourt. Der Film handelt von seiner Ent­ deckungsreise quer durch Afrika, die Suche nach dem Abenteuer und nach dem Ich. Interessierte können ihn sowohl auf der derzei­ tigen Kinotour (noch bis 1. Sep­ tember) als auch in vielen Kinos, die den Film regelmäßig spielen, sehen. Im November erscheint zudem die DVD. Mehr auf www.anderswoinafrika.de.

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TITELTHEMA // RADABENTEUER

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DIE ERSTE MOUNTAINBIKERIN MIT DEM MOUNTAINBIKE ÜBER DIE ALPEN Seit es Fahrräder gibt, zieht es die Menschen damit in die Berge. Eine der Ersten von ihnen war Elizabeth Robins Pennell. Die Amerikanerin überquerte mit dem Fahrrad die Alpen – im Jahr 1898. Ihre Spuren führen nicht nur zu einem vergessenen Ereignis unseres Sports, sondern auch zu fantastischen Singletrails. Text Hannah Röther Fotos Sanne Moritz

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Es heißt, Mountainbiken sei ein sehr junger Sport. Jeder kennt die Geschichte der Hippies im Kalifornien der 1970er-Jahre, die mit ihren Klunkern die Berge hinun­ terrasten und so das Mountainbiken erfanden. Ein Schöpfungsmythos, der bis heute die Wahrnehmung des Sports prägt: Das rebellische, unangepasste, kamikazemäßige und halsbrecherische

Klischee haftet Bikern an. Umso verdutzter war ich, als ich das erste Mal von Elizabeth Pennell las. Over the Alps on a Bicycle lautet der nüchterne Titel ihres Buches, in dem sie das Abenteuer ihrer Alpenüberquerung schildert. Plötzlich gesellt sich ein ganz neues Bild zu den coolen, langhaarigen, männlichen Hippies in meinem Mountainbiker-Selbstverständnis:

1 Vom Grimsel­ pass führen heute in beide Richtungen traumhafte Singletrails hinab. Wer den Post­bus schlau kombi­niert, kann zwischen dem Dreieck Grimsel-/Furka-/Nufe­ nenpass viele Tiefenmeter an einem Tag zusammenschustern.

das einer Frau in langem, wehendem viktorianischen Kleid mit bauschigen Puffärmeln, zugeknöpft bis ans Kinn, gerade dabei, eine holprige Passstraße hinunterzuschießen. „Gewidmet dem Alpenverein, den ich darauf hinweisen möchte, dass es eine weitaus angenehmere Art und Weise gibt, Berge zu überqueren“, heißt es auf der ersten Seite. Im hochgestochenen Englisch des 19. Jahrhunderts schildert die Autorin auf so humorvolle Reise ihre Abenteuer, dass ich mehrmals beim Lesen laut lachen muss. In ihrem Buch, 1898 erschienen, beschreibt sie ihre Reise von Dijon nach Luzern. Gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Illustrator Robert Pennell, überquert sie zehn der großen Alpenpässe. Ihr Bericht ist dabei wie ein Fenster zu den vergessenen Wurzeln unseres Sports. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von Over the Alps on a Bicycle ist Elizabeth Pennell keine Unbekannte: Sie hat sich einen Namen als Schriftstellerin, Kunstund Restaurantkritikerin gemacht und verkehrt in ihrer Wahlheimat Fahrrad News 29


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London in Künstlerkreisen. Ihre eigentliche Leidenschaft aber gilt dem Radfahren: „Es gibt keine größere körperliche Freude als die, mit guter Geschwindigkeit und aus eigener Anstrengung heraus eine Straße entlangzufahren“, schreibt sie. Mit ihrem Mann hat sie bereits mehrere Reisen auf dem Rad unternommen, ihre Berichte darüber werden zu Bestsellern. Kein Wunder, das Fahrrad erlebt gegen Ende des 19. Jahrhunderts einen Boom. Jeder fährt Rad – vom einfachen Arbeiter bis zum reichen Bürger, an jeder Ecke gibt es Reparaturläden, eine In­ frastruktur, die später das dichte Tankstellennetz überhaupt erst möglich macht.

MEHR ALS NUR EIN TRANSPORTMITTEL 2

Schon damals ist das Rad nicht nur ein Transportmittel. Pennells Reise macht das mehr als deutlich: Sie bewegt sich zwar ausschließlich auf den teils von Napoleon gut ausgebauten Passstraßen, diese sind jedoch weit entfernt von heutigen Standards. Staub, Schlamm, Schlaglöcher und unwegsames Gelände sind an der Tagesordnung. Und so ist es auch für die Pionierin ein Stück weit der Nervenkitzel, der sie in die Berge führt. Ihre ersten Fahrversuche auf den holprigen Pisten entpuppen sich als Herausforderung: „Am Anfang fiel es mir schwer, ich landete im Straßengraben und in den Büschen. Aber nach einem halben Dutzend Kurven (…) gelang es mir, immer früher einzulenken und ich hatte schließlich den Dreh raus.“ Und an Aufgeben ist nicht zu denken: „Selbst wenn man mir eine Kutsche mit Sechsergespann zur Verfügung gestellt hätte, ich hätte mich geweigert, einzusteigen.“ 30 Fahrrad News

AM ANFANG FIEL ES MIR SCHWER, ICH LANDETE IM STRASSENGRABEN UND IN DEN BÜSCHEN. ABER NACH EINEM HALBEN DUTZEND KURVEN HATTE ICH SCHLIESSLICH DEN DREH RAUS.

2 Pässe, Pässe, Pässe – auch über sie lernt man in Over the Alps eine ganze Menge. Zum Beispiel, dass die Schweizer damals den Ruf hatten, miserable Straßen zu bauen. Das kann man heute nicht mehr behaupten.

Elizabeth fährt ein Fahrrad der Marke Rover, ein sogenanntes Safety Cycle. Anders als die damals geläufigen Hochräder mit ihrem überdimensionierten Vorderrad verfügen diese erstmals über zwei gleich große Räder, was die häufigen und gefährlichen Stürze über den Lenker verhindern soll. Was damals noch niemand weiß – und von der Radindustrie viel zu spät erkannt wird –, ist

die Durchsetzungskraft des neumodischen Rahmens. Heute erinnern selbst unsere modernen Mountainbikes noch an den diamantförmigen Rahmen der Marke Rover und stehen damit in einer direkten Entwicklungslinie zu dem Modell, mit dem die Pennells vor 118 Jahren durch die Alpen kurven. Elizabeths Rad wiegt um die 14 Kilogramm, hat nur einen Gang und wahrscheinlich keinen Freilauf. Neuester Standard ist eine „pneumatische Bremse“, eine kleine Sensation an den bislang nur durch Blockieren der Kurbelarme zu bremsenden Zweirädern. So kommt es, dass die beiden die Anstiege überwiegend schieben und bei den Abfahrten den Bremshebel mit einem Lederriemen am Lenker fixieren, um die Hände zu entlasten. Ihre pneumatischen Bremsen werden überall neugierig beäugt: auf dem Gotthardpass von einem Deutschen, der dieser neuen Technik nicht traut und sich zum Verzögern lieber ein Holzpaddel ans Fahrrad bindet – und sich damit eine spöttische Beschreibung in Elizabeths Werk sichert.

SINGLETRAIL-TIPPS VON DER URGROSSMUTTER Ich bin überzeugt: Wenn Elizabeth heute leben würde, wäre sie Mountainbikerin. Ihr Buch liest sich fast genauso wie ein Reisebericht von heute. Ausführlich beschreibt sie die Schönheit der Natur, kommentiert detailliert die Beschaffenheit der Wege und verliert sich in Schwärmereien über das Fahren selbst: „Ich ließ mein Fahrrad schneller als je zuvor fahren (…). Die ganze Abfahrt war so schnell vorbei, dass ich sie nur als einen einzigen Flug wahrnahm, durch Berge, die sich mit Licht-


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geschwindigkeit veränderten.“ All das klingt so vertraut, als würde eine Freundin von ihrem letzten Trip in die Alpen berichten. Auch einen detaillierten Reiseverlauf hat sie der Nachwelt hinterlassen. Als deutlich wird, dass einige der Unterkünfte, in denen sie übernachtete, noch heute in Betrieb sind, gibt es für uns kein Halten mehr: Wir brechen auf, um selbst auf den Spuren dieser Pionierin zu wandeln! Aber dass uns Elizabeth dabei auf solche Trailperlen führen würde, hätten wir selbst nicht für möglich gehalten. Hier kommen drei Touren, die sich das Prädikat „zeitlos schön“ wirklich verdient haben:

3 Nicht mehr überall erwartet uns die Idylle von früher: Am Simp­ lonpass endet die historische Pass­straße abrupt, um einer vielbefahrenen, modernen Version Platz zu machen. Durch die vielen engen Galerien ist sie mit dem Bike sehr unangenehm zu befahren, der Post­bus ist hier die bessere Wahl.

1. ÜBER DEN SIMPLONPASS NACH ITALIEN Der vierte Pass auf ihrer Reise ist der Simplonpass. An einem heißen Julitag bricht sie nach dem Frühstück aus dem von „Touristen überschwemmten“ Brig im Schweizer Wallis auf. Die Hitze, der von den vorbeifahrenden Kutschen aufgewühlte Staub und die Schlaglöcher bringen sie gleich am Anfang an den Rand eines Wutanfalls. Heute beginnt der Anstieg angenehmer: Die historische Passstraße ist menschenleer. Die tonnenschweren Lkws donnern weit oberhalb auf der neuen Passstraße entlang. Erst weiter oben

weicht die historische der neuen Passstraße. Sie führt vorbei an den von Napoleon gebauten Refugien, in denen die Pennells das zweite und dritte Frühstück zu sich nehmen. „Es ist unglaublich, wie viel man essen kann, wenn man einen Pass überquert“, schreibt sie. Auf 2.005 Meter Höhe erreicht man schließlich das SimplonHospiz, in dem die beiden nach einem siebeneinhalbstündigen Anstieg die Nacht verbringen. Noch heute wird man hier von Mönchen in Empfang genommen und von ihnen durch die dunklen, etwas gruseligen Gemäuer des Hospizes zu spartanisch eingerichteten Zimmern geführt.

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Parallel zur Passstraße geht nun ein historischer Säumerpfad hinunter nach Italien. Der Stockalperweg führt vorbei am alten Simplon-Hospiz, durch Simplon-Dorf, über uralte Brücken, durch lichte Fichtenwälder und schließlich in die Gondoschlucht, wo es an Wasserfällen vorbei und durch alte Militärstollen hindurchgeht. Von hier sind es nur noch wenige Meter bis zur italienischen Grenze und damit zum ersten italienischen Restaurant, wo es sich bestens einkehren lässt. Die Pennells fahren von hier weiter Richtung Domodossola. Für eine Tagestour bietet es sich dagegen an, den Postbus zurück auf die Passhöhe zu nehmen und von dort den Stockalperweg nach Brig zu fahren. 32 Fahrrad News

4 „Ob sie wohl da oben in den Wolken sitzt und auf uns runterschaut, wie wir ihre Route nachfahren?“ Mit Over the Alps hat sich Elizabeth je­denfalls ein Stückchen Unsterblich­ keit gesichert – und uns damit den Weg in eine der faszinierendsten Landschaften der Welt gewiesen.

2. GOTTHARDMASSIV: DIE TEUFELSBRÜCKE Der Gotthardpass markiert den Höhepunkt ihrer Reise: „Nirgends sonst hatte ich das Gefühl, auf den Gipfel von allem gefahren zu sein.“ Mit Ausgangspunkt in Hospental starten die Pennells eine Rundtour vorbei an der Teufelsbrücke. Über eine schwindelerregende Schlucht, durch die sich ein tosender Bergbach stürzt, führt noch heute die alte Teufelsbrücke. Selbst die Touristenströme von damals sind noch da. Ende des 19. Jahrhunderts sind die Alpen jedenfalls bereits der gleiche Touristenmagnet wie heute, und auch die erste Mountainbikerin schimpft schon über überteuerte Preise und die Menschen: „Hüte

PLÖTZLICH GESELLT SICH EIN GANZ NEUES BILD ZU DEN COOLEN, LANGHAARIGEN, GRAS RAUCHENDEN, MÄNNLICHEN HIPPIES IN MEINEM MOUNTAINBIKERSELBSTVERSTÄNDNIS.

dich vor Touristen jeder Nation, sie sind blind und taub, laufen immer in der Mitte des Weges und wehren sich dagegen, dir auch nur einen Zoll Platz zu machen.“


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Von der neuen Passstraße oberhalb der alten Teufelsbrücke zweigt noch in der ersten Galerie eine alte Militärstraße ab, die in zahlreichen Kehren bis auf 2.000 Meter Höhe führt. Von hier kann man entweder direkt über einen Singletrail nach Hospental abfahren oder dem technisch anspruchsvollen Höhenweg noch etwa sechs Kilometer folgen, um zu einer wunderschönen Trailabfahrt nach Realp zu gelangen.

3. MIT DEM RAD ÜBER DEN GRIMSELPASS Wenn es einen Ort gibt, an dem es sich wirklich in die Vergangenheit eintauchen lässt, ist es das Grand Hotel Glacier du Rhone am Fuße des Grimselpasses. Fast unverändert hat der pompöse Backsteinbau mit den roten Fensterläden die letzten hundert Jahre überstanden. Ein Kaminfeuer in der Hotellobby, urige Zimmer mit knarzenden, viel zu kurzen Betten und herabblätternder Tapete, eine längst zerfallene Kapelle und dazu ein Besitzer, der mit leuch­ tenden Augen von der bewegten Geschichte des Hauses erzählen kann – es ist ein magischer Ort. Von einem der Balkone beobachtet Pennell mehrere Radler, wie sie den Furkapass herunterstolpern. „Es amüsierte mich, dass sie sich sicher alle über das Pfund freuten, das sie ohne Bremsen einsparten. Aber mit Bremsen hätten sie mich vielleicht geschlagen und mir das letzte freie Zimmer im Hotel weggeschnappt.“ Vom Hotel sind es noch 1.000 Höhenmeter bis auf den Grimselpass, wo eine der spektakulärsten Trailabfahrten der Alpen startet. Das Tragen über die ersten verblockten Passagen lohnt sich, denn von nun an geht es durch

fast senkrechte Felswände, vorbei an gletscherblauen Stauseen „immer weiter und weiter und weiter“, bis kurz vor Guttannen. „Ich wollte herausfinden, ob ich die Alpen auf einem Fahrrad überqueren kann“, schließt Pennell ihren Bericht, „ich kann es, und jede fahrradfahrende Frau, die ein gutes Rad mit starken Bremsen an beiden Rädern besitzt, die es weder bergab unkontrolliert laufen lässt noch sich bergauf völlig verausgabt und die nicht vor harter Arbeit zurückschreckt, kann ebenso in den Genuss kommen, mit dem ich belohnt wurde.“

Und wenn eine Frau in Korsett und langem Kleid auf einem Fahrrad mit nur einem Gang es kann, ist kaum vorstellbar, was noch alles möglich ist. Vieles hat sich seitdem ver­­ ändert, Gletscher sind geschmol­ zen, Technik hat sich weiterentwickelt, Landesgrenzen wurden geöffnet. Aber noch mehr ist geblieben: die erhabene Schönheit der Alpen; die Kraft eines eisernen Willens; das gute Gefühl, es geschafft zu haben; die Glücksgefühle beim Bergabfahren. Und all das haben nicht erst die Hippies aus Kalifornien erfunden.

5 Über das welt­ berühmte Kopfsteinpflaster am Gotthardpass pe­dalierte auch Eli­ zabeth bereits mit ihrem Rover. Die alte Passstraße ist hier in weiten Teilen erhalten.

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TEST // E-MOUNTAINBIKES

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E-MOUNTAINBIKES // TEST

MIT STROM AM BERG

ZEHN E-MOUNTAINBIKES IM TEST Mal ehrlich: Wer weiß schon immer genau, wohin es einen bei seiner Radtour verschlägt? Bis vor wenigen Jahren war das anders – da spielten die Distanz, die Topografie, aber auch die Bodenbeschaffenheit eine erhebliche Rolle. Dank E-Unterstützung wird nun vieles einfacher. E-Mountainbikes mit breiten, profilierten Reifen lassen sich problemlos auf asphaltierten Straßen leichtfüßig bewegen, und die Abkürzung durch den Wald, der Abstecher zum Aussichtspunkt oder der Versuch, eine neue Strecke zu entdecken, sind damit genauso möglich. E-MTBs sind die SUVs unter den Fahrrädern. Probieren Sie einfach mal eins bei Ihrem Händler aus – und Sie werden sehen: Mit einem E-MTB ist man freier als mit jedem anderen Rad. Und man kann auch mal spontan neue Wege erkunden. Auf den folgenden Seite haben wir zehn E-MTBs für Sie getestet. Vier davon haben einen starren Rahmen mit Federgabel, sechs sind Fullys, also vollgefedert.

Text Johannes Haidn Fotos Andreas Meyer

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TEST // E-MOUNTAINBIKES

Tip

E-NINERAY 7.0

Preis/Leist p:

Gewicht, kg 21,8

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RAYMON

N°3.19

Rahmenmaterial Aluminium Garantie (Rahmen) 5 Jahre bei Registrierung Federbein – Gabel RockShox Recon RL Federweg v/h, mm 100/– Antrieb, Akku Yamaha PW-SE, 500 Wh Schaltung Shimano SLX/XT, 1x11 Bremsen Tektro HD-M275, 180/180 Reifen, Dimension Schwalbe Nobby Nic, 29 x 2,35 Verfügbare Rahmengrößen 45, 50, 55 Preis 1

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UVP 2.799 € Web www.r-raymon-bikes.com

ROUTINIERTER NEUEINSTEIGER DAS RAD

IN BEWEGUNG

Viele werden die Marke Raymon im Fahrradbereich erst selten oder noch gar nicht gehört haben. Wer die Macher bzw. deren Taten der letzten Jahrzehnte kennt, kann vielleicht das Potenzial der Firma in der Zukunft einschätzen. Das E-Nineray 7.0 ist ein vergleichsweise günstiges E-MTB. Bei der Wahl der Ausstattung erkennt man aber klar die Erfahrung des Herstellers. So kommt trotz des günstigen Preises eine 1x11-Schaltung mit großer Übersetzungsbandbreite zum Einsatz, die Scheibenbremse besitzt an Vorder- und Hinterrad ausreichend große Bremsscheiben und die Schwalbe-Reifen sind mit einer Breite von 2,35 ordentlich dimensioniert.

Das E-Nineray unterscheidet sich optisch wie auch vom Fahrverhalten von vielen anderen E-Mountainbikes. Durch das lange Steuerrohr und den gekröpften Lenker ist die Sitzposition recht aufrecht und komfortabel. Als Sicherheitsplus zu werten ist auch das tief gezogene Oberrohr, was die Schrittfreiheit vergrößert. Angenehm, homogen und trotzdem leistungsstark unterstützt der Yamaha-Antrieb, die große 11-46er-Shimano-Kassette sorgt zudem für leichte Gänge in steilen Anstiegen. Die Bedienkräfte am Schalthebel sind aber recht hoch. In der Abfahrt überzeugt die Tektro-Bremse, auch wenn sie deutlich weniger Biss hat als andere Modelle.

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1 Nicht optimal, aber immerhin ist eine Aufnahme für einen Flaschenhalter an der Unterseite des Oberrohrs vorhanden. 2 Griffbereit, gut lesbar und beschränkt auf das Wesentliche ist das Display des Yamaha-Antriebs. 3 Aufnahmefähig für Gepäckträger, Schutzbleche und Seitenständer: Diverse Ösen ermöglichen eine einfache Montage.

FAZIT Wer die Marke Raymon noch nicht kennt, sollte die Augen offen halten. Das E-Nineray 7.0 ist ein KomfortE-Mountainbike mit durchdachter Ausstattung zu einem durchaus sehr fairen Preis.


E-MOUNTAINBIKES // TEST

SPECIALIZED

MEN’S TURBO LEVO HARDTAIL COMP 29 Gewicht, kg 21 Rahmenmaterial Aluminium Garantie (Rahmen) lebenslang Federbein – Gabel RockShox Recon RL Federweg v/h, mm 100/– Antrieb, Akku Brose Specialized 1.3, 500 Wh Schaltung Shimano Deore, 1x10 Bremsen Shimano BR-MT200, 180/180 Reifen, Dimension Specialized Ground Control, 29 x 2,3 Verfügbare Rahmengrößen S, M, L, XL Preis

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UVP 3.549 € Web www.specialized.com

E-BIKE PAR EXCELLENCE DAS RAD

IN BEWEGUNG

Nicht umsonst genießen die E-Bikes von Specialized einen sehr guten Ruf. Die Integration vom Antrieb ist nahezu perfekt, zudem sind die Räder dank diverser Montagemöglichkeiten auch multifunktional einsetzbar. Wer einen Gepäckträger oder Seitenständer wünscht, kann diesen problemlos montieren. Auch ein Flaschenhalter hat an gewohnter Position Platz. Serienmäßig kommt das Rad ohne Remote-Hebel für den Antrieb und die Unterstützung kann am Akku angewählt werden. Dort wird auch über LEDs der Ladestand angezeigt. Die Ausstattung ist solide und zuverlässig. Ein Schnellspanner für die schnelle Verstellung der Sattelstütze fehlt.

Specialized versteht es gekonnt, den Fahrer zu täuschen – im positiven Sinne, versteht sich. Schließlich sieht man dem Levo erst auf den zweiten Blick an, dass es ein E-Bike ist. Außerdem unterstützt der Antrieb sehr homogen und deutlich geräuschärmer wie Bosch, Yamaha und Co. Der Antrieb liefert genug Power bzw. leichte Gänge für steile Anstiege, wer jedoch oberhalb von 30 km/h noch mittreten will, muss eine hohe Trittfrequenz strampeln können. Der US-amerikanische Hersteller macht es dem Fahrer auf dem Rad möglichst angenehm, die hauseigenen Body-Geometry-Griffe sowie der Henge-Sportsattel stechen positiv hervor.

1 Specialized bringt am Levo an gewohnter Position einen Flaschenhalter unter. Zusätzlich ist auch noch ein kleines Werkzeug parat. 2 Vorne ist ein kleines Kettenblatt montiert – berghoch stehen somit sehr leichte Gänge zur Verfügung. 3 Die Bedienung ohne Remote ist gewöhnungsbedürftig. Optional gibt es einen Lenker-Remote für 129,90 Euro.

FAZIT Sieht gut aus, fährt gut, und der sehr gute Ruf eilt ihm nicht zu Unrecht voraus. Das Specialized Men’s Turbo Levo Hardtail Comp 29 ist mit das Beste, was es derzeit für gutes Geld zu kaufen gibt.

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TEST // E-MOUNTAINBIKES

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EBIG.TRAIL 800 Gewicht, kg 20,74

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MERIDA

ger Hard sie st

N°3.19

Rahmenmaterial Aluminium Garantie (Rahmen) lebenslang Federbein – Gabel RockShox Revelation RC Federweg v/h, mm 130/– Antrieb, Akku Shimano Steps E8000, 500 Wh Schaltung Shimano SLX/XT, 1x11 Bremsen Shimano SLX, 200/200 Reifen, Dimension Maxxis Rekon+, 27,5 x 2,8 Verfügbare Rahmengrößen S, M, L, XL Preis 1

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UVP 3.999 € Web www.merida-bikes.com

BIG.TRAIL – BIG.TIRES DAS RAD

IN BEWEGUNG

Das EBig.Trail 800 kommt teils modern, teils klassisch daher. Modern ist die Ausstattung mit absenkbarer Sattelstütze, breiter Plus-Bereifung und moderner Geometrie, eher klassisch ist die Teil­ integration des Akkus zu werten. Doch obwohl dieser aufs Unterrohr aufgesetzt ist, findet man dennoch eine gute Position für einen Flaschenhalter. Dass das Rad klar auf den sportlichen Radfahrer ausgerichtet ist, zeigt die Tatsache, dass der Rahmen keinerlei Aufnahmen für beispielsweise Gepäckträger oder Seitenständer hat. Zudem besitzt die Federgabel massig Federweg. Neben dem Shimano-E8000-Antrieb ist eine SLX/XT-Schaltgruppe verbaut.

Mit dem EBig.Trail 800 demonstriert Merida, wozu ein E-Hardtail mit voluminösen Reifen fähig ist. Mit 20,74 Kilo ist es das leichteste unter den vier Testkandidaten und das, obwohl es neben den fetten Reifen auch noch eine VarioSattelstütze hat. Bergab ist es in Sachen Fahrsicherheit nicht zu schlagen, der Grip ist enorm, die Position dank tiefem Sattel zentral und die Shimano-XTBremsen sind ergonomisch und leistungsstark. Der sportliche Charakter kommt auch beim Antrieb bzw. dessen Zubehörteilen zum Ausdruck: Der Unterstützungsgrad ist auf Wunsch hoch, das Display ist klein gehalten, der Remote ergonomisch positioniert.

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1 Merida bringt trotz nicht integriertem Akku einen Flaschenhalter im Rahmendreieck unter. 2 Die Vario-Sattelstütze lässt sich für sicheres Abfahren, aber auch für ein komfortables Aufund Absteigen vom Lenker aus absenken. 3 Klein, dezent, aber gut leserlich ist das Display des Shimano-Antriebs. Es liefert alle wichtigen Informationen.

FAZIT Es ist leicht, hochwertig ausgestattet und besitzt Fähigkeiten, um auch mal gröberes Gelände zu bezwingen. Das Merida EBig.Trail 800 ist durch und durch ein gelungenes E-MTB für den sportlichen Radfahrer.


E-MOUNTAINBIKES // TEST

CORRATEC

E-POWER X VERT FACTORY Gewicht, kg 23,1 Rahmenmaterial Aluminium Garantie (Rahmen) 6 Jahre Federbein – Gabel RockShox Revelation RC Federweg v/h, mm 140/– Antrieb, Akku Bosch Performance Line CX, 500 Wh Schaltung SRAM GX Eagle, 1x12 Bremsen Magura MT5/4, 203/180 Reifen, Dimension Schwalbe Nobby Nic, 27,5 x 3,0 Verfügbare Rahmengrößen 39, 44, 49, 54 Preis

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UVP 3.999 € Web www.corratec.com

DEM FULLY SO NAH DAS RAD

IN BEWEGUNG

Corratec versteht es beim E-Power X Vert perfekt, den Bosch-Akku im Rahmen zu integrieren – und dennoch ist eine einfache Entnahme gewährleistet. Eine weitere Besonderheit ist, optisch gesehen, sofort erkennbar – die breite 3.0-Bereifung. Der Hersteller verspricht dadurch mehr Fahrsicherheit abseits der Straße. Corratec will damit den Kundenkreis bedienen, der gerne mal ins Gelände fährt, aber kein vollgefedertes Rad möchte. Entsprechend dem Preis ist die gesamte Ausstattung sehr hochwertig. Magura-Bremsen, eine Eagle1x12-Schaltgruppe von SRAM und die RockShox-Revelation-Gabel sind durchweg erprobte Komponenten.

Den Komfort eines vollgefederten Rades wird man auf einem Hardtail nie erreichen, doch beim E-Power ist man schon ganz nah dran. Die Federung, die bei passendem Luftdruck durch die dicken Reifen gegeben ist, ist deutlich spürbar. Auf Schotter- und gemäßigten Waldwegen steht das E-Bike einem vollgefederten in nichts nach. Wer auf Asphalt dahinrollt, wird oberhalb der 30-km/h-Marke ein Surren des Profils wahrnehmen, ein evtl. höherer Rollwiderstand wird vom starken Antrieb ausgeglichen. Ein feines Händchen wird bei den starken Bremsen vorausgesetzt, punktgenau bringen einen diese auch bei längeren Abfahrten zum Stehen.

1 Der Schalthebel mit dem Adler-Logo: Diese Schaltung bietet eine extrem große Übersetzungsbandbreite von 500 Prozent. 2 Ösen für Gepäckträger sowie Seitenständer sorgen beim X Vert für einen vielfältigen Einsatzbereich. 3 Serienmäßig leider nicht angeschlossen, da (noch) nicht StVZO-konform, doch vielleicht in Zukunft ein Sicherheitsplus: das Tagfahrlicht.

FAZIT Das Corratec E-Power X Vert Factory kann deutlich mehr als normale Hardtails. Es ist komfortabler, fahrsicherer, dafür aber etwas schwerer – das ideale E-Mountainbike zum Cruisen im Gelände.

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TEST // E-MOUNTAINBIKES

KONA

REMOTE CTRL Gewicht, kg 25,2 Rahmenmaterial Aluminium Garantie (Rahmen) lebenslang Federbein RockShox Monarch Plus R Gabel RockShox Yari RC Federweg v/h, mm 150/132 Antrieb, Akku Bosch Performance Line CX, 500 Wh Schaltung SRAM GX/NX, 1x11 Bremsen Sram Guide RE, 200/180 Reifen, Dimension Maxxis Rekon+, 27, x 2,8 Verfügbare Rahmengrößen S, M, L, XL Preis

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UVP 4.699 € Web www.konaworld.com

E-MTB MIT ABFAHRTSDRANG DAS RAD

IN BEWEGUNG

Die legendäre US-Marke Kona feierte 2018 ihr 30-jähriges Jubiläum. Mit dem Remote CTRL bringt Kona nun sein erstes E-MTB-Fully auf die Trails, das speziell die sportlichen Biker ansprechen soll. Die Geometrie ist so gewählt, dass das Rad besonders in der Abfahrt punktet. Auch bei der Bereifung setzt man auf die breiten B-Plus-Modelle, um die Geländeeigenschaften zu verbessern. Angetrieben wird das Rad mit einem kraftvollen Bosch-Performance-Line-CX-Mittelmotor, der Akku ist unauffällig im Unterrohr integriert. Erhältlich ist dieses E-Mountainbike nur in der hier gezeigten Ausstattungsvariante; für 4.699 Euro wechselt es den Besitzer.

Beim Kona merkt man klar die sportliche Affinität. Das Fahrwerk ist weniger soft und somit merklich direkter als bei den meisten anderen Testkandidaten. Die modern geschnittene, sportliche Geometrie schenkt dem E-Bike viel Lauf­ ruhe und vermittelt dem Fahrer große Sicherheit. Die Agilität leidet etwas unter dem hohen Gewicht von 25,2 Kilogramm. Bosch sei Dank feiert das Re­ mote CTRL auch im Anstieg eine gelungene Premiere. Trotz des deutlich schwereren ersten Gangs gelingen die Steilstücke in der Testrunde anstandslos. Generell gibt die vergleichsweise günstige Ausstattung des E-Mountainbikes keinen Anlass zu Kritik.

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1 Massige 150 Millimeter Federweg stellt die RockShox Yari RC dem Fahrer parat und sorgt somit für beste Abfahrtsqualitäten. 2 Der Akku kann zum Laden aus dem Rad genommen, doch dank Ladebuchse auch im Rad mit Strom versorgt werden. 3 Dank kräftiger Motorunterstützung kommt man auch mit der „kleinen“ 11-42er-Kassette problemlos jeden Anstieg hoch.

FAZIT Premiere geglückt: Das Remote CTRL aus dem Hause Kona ist der richtige Untersatz für den sportlichen Biker. Das Gewicht ist vergleichsweise hoch, Fahreigenschaften sowie Aus­stattung sind tadellos.


E-MOUNTAINBIKES // TEST

GIANT

TRANCE SX E+ 1 PRO Gewicht, kg 24,25 Rahmenmaterial Aluminium Garantie (Rahmen) lebenslang Federbein Fox DHX2 Performance Elite Gabel Fox Float 36 Performance Federweg v/h, mm 160/140 Antrieb, Akku Giant (by Yamaha), 496 Wh Schaltung Shimano SLX/XT, 1x11 Bremsen Shimano MT501, 203/203 Reifen, Dimension Maxxis Minion DHF/DHR, 27,5 x 2,6 Verfügbare Rahmengrößen S, M, L, XL Preis

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UVP 4.999,90 € Web www.giant-bicycles.com

BERGAB UND BERGHOCH DAS RAD

IN BEWEGUNG

Der taiwanesische Fahrradgigant Giant hat mit der Trance-E-Pro-Reihe etwas für geländeverliebte Radfahrer im Angebot. Bei unserem Testmodell, das den Zusatz „SX“ im Modellnamen trägt, kommen zudem ein Stahlfederbein und eine Gabel mit 160 (statt 150) Millimeter Federweg zum Einsatz. Giant kooperiert bei dem SyncDrive-Pro-Mittelmotor mit Yamaha. Dieser wird von einem formschön integrierten 496-Wattstunden-Akku mit Energie gespeist. Die Bedieneinheit fällt – ganz typisch für ein Sportbike – minimalistisch aus. Wer mehr Informationen wünscht, kann sich diese über die GiantRide-Control-App auf sein Smartphone herunterladen.

Mit 24,25 Kilo zählt das Trance gewiss nicht zu den leichtesten Rädern, doch in Sachen Fahrleistung – sei es bergab oder berghoch – hängt es weit leichtere Modelle problemlos ab. Berghoch ist der Grund dafür der kraftvolle Mittelmotor, kombiniert mit den guten Kletter­ eigenschaften des Rades an sich. Auch in der Abfahrt mischt das Rad bei den ganz Großen mit. Für ein ruhiges Fahrgefühl sorgt das hochwertige Fahrwerk von Fox. Vorbildlich ist die Wahl der stabilen Maxxis-Reifen. Der breite Lenker verleiht dem Giant ein hohes Kontrollgefühl. Die gruppenlose Shimano-MT501Bremse beißt kraftvoll zu und konnte uns in der Praxis vollends überzeugen.

1 Die neue minimalistische Kontrolleinheit am Giant gibt Aufschluss über Unterstützungsstufe und Akkuladestand. 2 In den SX-Modellen kommen ein Stahlfederdämpfer und eine Gabel mit mehr Federweg zum Einsatz – für mehr Sicherheit. 3 SyncDrive Pro nennt sich der leistungsstarke Mittelmotor mit maximal 80 Newtonmeter Drehmoment.

FAZIT Giant hat mit dem Trance SX E+ 1 Pro ein rundum gelungenes Bike designt. Trotz des höheren Gewichts hat es klasse Fahreigenschaften – bergab, aber auch berghoch. Der SyncDrivePro-Mittelmotor zieht sehr gut durch.

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TEST // E-MOUNTAINBIKES

T

SAMEDI 27 RACE 6

tsieger Full es

Gewicht, kg 23,55

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MOUSTACHE

N°3.19

Rahmenmaterial Aluminium Garantie (Rahmen) 5 Jahre Federbein Moustache Luftdämpfer Gabel Fox Float 36 Performance Federweg v/h, mm 160/160 Antrieb, Akku Bosch Performance Line CX, 500 Wh Schaltung Shimano SLX/XT, 1x11 Bremsen Formula Cura, 203/180 Reifen, Dimension Maxxis Minion DHF/Rekon, 27,5 x 2,8 Verfügbare Rahmengrößen S, M, L Preis 1

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UVP 4.999 € Web www.moustachebikes.com

DER FULLY-FAVORIT DAS RAD

IN BEWEGUNG

Das Samedi 27 Race konnte im vergangenen Jahr den Testsieg in unserem Schwestermagazin world of mtb einfah­ ren. Der Preis ist fair, die Details und Mach­art sind durchdacht und clever. Der Bosch-Antrieb samt Akku ist formschön in den Rahmen integriert. Dennoch kommt beim Akku die Standard- und nicht die sogenannte Power-Tube-Version zum Einsatz. Die Vorteile sind 200 Gramm weniger Gewicht, ein tieferer Schwerpunkt und die Möglichkeit, auch kleine Rahmen bauen zu können. Dennoch bleibt Platz genug, um einen Flaschenhalter unterzubringen. Mit 160 Millimeter Federweg und breiten Reifen ist das Rad auch für schwieriges Gelände ausgelegt.

Die französischen E-Bike-Experten wissen genau, worauf es ankommt. Die 2,8er-Reifen sind griffig, der Bosch Performance CX stark – dem steilen Anstieg steht somit nichts im Wege. Der Rahmen bzw. speziell der Hinterbau zeigt sich recht verwindungssteif, was ein Resultat der breiten Abstützung ist. In der Abfahrt vermittelt das Rad Sicherheit, das Fahrwerk ist auf Komfort getrimmt und besonders das Heck nutzt effektiv den Federweg. Überzeugen konnte auch die Ausstattung: Die Schaltungskombi funktioniert einwandfrei, die Übersetzungsbandbreite ist groß und die Formula Cura macht beim Bremsen zwar Geräusche, verzögert aber tadellos.

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1 Nicht der beste Platz, aber besser als keiner: Die Flaschenhalteraufnahme ist bei diesem Bike am Oberrohr platziert. 2 Breite Abstützung = Stabilität. Der Hinterbau ist extrem breit abgestützt, was man auch im Fahrbetrieb merkt. 3 Der Bosch-Standard-Akku ist leichter als die Power-Tube-Version, wodurch kleinere Rahmen realisierbar werden.

FAZIT Moustache hat sich auf E-Bikes spe­zialisiert, und das merkt man auch beim Samedi 27 Race 6. Die Machart ist eigenständig, durchdacht und clever, die Fahreigenschaften sind sicher und souverän.


E-MOUNTAINBIKES // TEST

CANNONDALE

CUJO NEO 130 1 Gewicht, kg 23,95 Rahmenmaterial Aluminium Garantie (Rahmen) 2 Jahre (lebenslang bei Registrierung) Federbein RockShox Deluxe RT Gabel RockShox Pike RC Federweg v/h, mm 130/130 Antrieb, Akku Shimano Steps E8000, 504 Wh Schaltung SRAM X01/GX Eagle, 1x12 Bremsen SRAM Guide RE, 200/180 Reifen, Dimension Maxxis Rekon+, 27,5 x 2,8 Verfügbare Rahmengrößen S, M, L, XL Preis

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UVP 5.699 € Web www.cannondale.com

SCHÖN, SPORTLICH, CUJO DAS RAD

IN BEWEGUNG

Vor ziemlich genau einem Jahr war es so weit – der US-amerikanische Bikehersteller Cannondale legte seine zweite E-Fully-Modellreihe auf. Während die Moterra-Modelle mit Bosch angetrieben werden, setzt man bei den Cujos auf den Shimano-Steps-E8000-Mittelmotor, wobei der 504 Wattstunden starke Akku formschön ins Unterrohr integriert ist. Verfügbar ist das Rad in fünf Ausstattungs­ varianten inklusive einer Damenversion ab 3.799 Euro bis hin zum Topmodell, entsprechend unserem Testbike, für 5.699 Euro. Das Cujo Neo kommt mit ei­ ner 27,5-Zoll-Plus-Bereifung, je 130 Millimeter Federweg und einer modernen, sportlichen Geometrie.

Sportlich, flink und agil sausen wir mit dem Cujo über die Waldwege unseres Testreviers im Bayerischen Wald. Dank der breiten 2,8er-Maxxis-Reifen bewältigt man mit dem Rad auch problemlos anspruchsvolleres Gelände. Die Fahrsicherheit ist damit merklich höher, die Traktion sehr gut. Auch die Komponenten schränken einen bei der Geländewahl nicht ein: Die SRAM-NX-Eagle-Schaltung sorgt mit ihrer 10-50er-Kassette immer für den richtigen Gang, die SRAM Guide RE packt mit ihren großen Scheiben ordentlich zu. Und dank des leistungsstarken Shimano-Antriebs braucht man sich um mangelnden Druck auf das Pedal keine Sorgen zu machen.

1 Eine zusätzliche Batterieabdeckung schützt den integrierten 504 Wattstunden-Akku vor äußeren Einflüssen. 2 Keine Selbstverständlichkeit beim E-FullyBike, doch das Cujo Neo verfügt über einen Flaschenhalter an gewohnter Position. 3 Die Funktion der am Cujo Neo verbauten 1x12-Schaltung war in unserem Praxistest tadellos.

FAZIT Ob eine Tourenausfahrt oder eine knackige Geländerunde – mit dem Cujo Neo 130 1 gelingt alles mit Bravour. Die Ausstattung am Cannondale ist durchdacht und stimmig, das Fahrverhalten agil.

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TEST // E-MOUNTAINBIKES

STORCK

E:DRENALIN Gewicht, kg 20,6 Rahmenmaterial Carbon Garantie (Rahmen) 3 Jahre Federbein Fox Float DPS Performance Gabel Fox Float 36 Performance Federweg v/h, mm 160/140 Antrieb, Akku Continental 36V eBike System, 636 Wh Schaltung Shimano XT, 1x11 Bremsen Shimano XT, 180/180 Reifen, Dimension Schwalbe Rocket Ron, 27,5 x 2,60 Verfügbare Rahmengrößen S, M, L Preis

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UVP 5.699 € Web www.storck-bikes.com

„STORCK E:LECTRIFIED!“ DAS RAD

IN BEWEGUNG

Storck hat für 2019 drei neue E-Modellreihen, vom E-MTB-Fully bis hin zum E-Rennrad, aufgelegt. Beim Fully-Modell, wie wir es in unserem Test wiederfin­den, handelt es sich um das E:drenalin. Dem komplett aus Carbon gefertigten Rahmen verpasst Storck das Continental 36V-eBike-Antriebssystem mit integriertem 636-Wattstunden-Akku. Trotz kompletter Ausstattung mit absenkbarer Sattelstütze, standfesten Shimano-XT-4Kolbenbremsen und Gabelfernbedienung ist es mit einem Gewicht von nur 20,6 Kilogramm das leichteste vollgefederte Bike im Test. Eine weitere Besonderheit ist das kabellose Bedienteil für den Antrieb.

Das Fahrwerk des E:drenalin ist komfortabel abgestimmt. Schläge, die bei anderen Bikes wahrgenommen würden, filtert es sehr viel stärker heraus. Der Continental-Antrieb ist deutlich leiser als Bosch, Shimano und Co., dafür muss man sich damit abfinden, dass er in der maximalen Unterstützungsstufe weniger Leistung beisteuert. Storck wird diesbezüglich in naher Zukunft ein Software-Update bringen. Die Sitzposition auf dem Bike ist angenehm gewählt. Die Ansteuerung des Antriebs über das WLAN-Bedienteil funktioniert einwandfrei, auch wenn die Fixierung am Lenker mit dem Gummiring nicht stramm genug ist und es leicht verrutscht.

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1 Minimal: Ohne viel Schnickschnack zeigt sich die Bedieneinheit für den ContinentalAntrieb. 2 Storck integriert in sein erstes E-MTB-Fully den Continental-36V-eBike-System-Mittelmotor samt 600-Wattstunden-Akku. 3 Züge und Leitungen verschwinden direkt nach dem Steuerrohr ins Innere des Rahmens und runden den cleanen Look ab.

FAZIT Storck hat mit dem E:drenalin ein leichtes und komfortables E-Fully auf den Markt gebracht. Die Sitzposition ist angenehm, der leise Conti-Antrieb nicht der stärkste, dafür passt er stimmig ins Gesamtkonzept.


E-MOUNTAINBIKES // TEST

BH BIKES

ATOMX CARBON 6 ER969 Gewicht, kg 22,9 Rahmenmaterial Carbon Garantie (Rahmen) 2 Jahre (10 bei Registrierung) Federbein Fox Float DPS Performance Gabel Fox Float 36 Performance Federweg v/h, mm 150/150 Antrieb, Akku Brose Drive S Mag, 720 Wh Schaltung Shimano SLX/XT, 1x11 Bremsen Shimano SLX, 200/200 Reifen, Dimension Schwalbe Magic Mary, 27,5 x 2,8 Verfügbare Rahmengrößen M, L, XL Preis

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UVP 6.999 € Web www.bhbikes.com

INNOVATIV UND AUSDAUERND DAS RAD

IN BEWEGUNG

Das neue AtomX Carbon ist in vielerlei Hinsicht besonders. Unbedingt zu erwähnen sind der Carbonrahmen, der große 720-Wattstunden-Akku mit per Armband zu öffnendem Verschlussdeckel, aber auch der neue Brose-Drive-S-MagAntrieb. Trotz breiter Schwalbe-Bereifung und einem üppigen Federweg von 150 Millimetern liegt das Gewicht bei vergleichsweise leichten 22,9 Kilo. Durch die Verwendung von Carbon ist es BH möglich, den Rahmen um 50 Prozent (!) leichter zu machen, verglichen mit dem Alumodell. Interessant ist auch das Display bzw. dessen Positionierung: Unmittelbar vor dem Vorbau sitzt es gut sichtbar und geschützt in einem Alugehäuse.

Die bullige, aggressive Optik täuscht, denn das AtomX ist das ideale Bike für den Toureneinsatz. Der Brose Drive S Mag ist leise und oberhalb von 25 km/h nahezu widerstandsfrei, zudem ist er sehr leistungsstark. Das Fahrwerk ist währenddessen soft abgestimmt. Die Unterstützungsmodi werden durch ein kurzes Vibrieren am Remote angekündigt. Verspielt wirkt das Display. Für eine komfortable Sitzposition braucht es ein paar Spacer bzw. einen höheren Lenker, kräftige Fahrer werden eine Nachgiebigkeit des Rahmens spüren. Dafür fährt es sich im steinigen und technisch anspruchsvollen Gelände gutmütiger und ist fehlerverzeihend.

1 Ein Armband ermöglicht das „schlüssel­ lose“ Öffnen des Deckels und das Entnehmen des leistungsstarken Akkus. 2 Der neue Brose-Drive-S-Mag-Antrieb ist sehr leise, stark und oberhalb von 25 km/h lässt er sich nahezu widerstandsfrei treten. 3 Gut sichtbar platziert, sicher geschützt im stabilen Alugehäuse: Das Display informiert über alles Wichtige während der Fahrt.

FAZIT Die bullige, aggressive Optik des neuen AtomX Carbon 6 ER969 täuscht, denn das Rad aus dem Hause BH Bikes ist durch sein softes Fahrwerk und das gutmütige Fahrverhalten ein ideales Tourenbike.

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INTERVIEW // MATTHIAS LAAR

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MATTHIAS LAAR // INTERVIEW

„AUFEINANDER RÜCKSICHT NEHMEN“ MIT DEM E-MOUNTAINBIKE IM GEBIRGE Mountainbiker und Wanderer – leider ist das immer wieder ein Gegen- statt ein Miteinander. Mit der wachsenden Popularität von E-Mountainbikes erhält die Debatte um die Berghoheit neuen Rückenwind. Doch das gemeinsame Genießen der Natur kann funktionieren – „wenn man sich an gewisse Grundregeln hält“, sagt Matthias Laar. Fahrrad News sprach mit dem Experten aus dem Bundeslehrteam MTB des Deutschen Alpenvereins darüber, wie sich Mountainbiker am Berg verhalten sollten. Interview Werner Müller-Schell Fotos Andreas Meyer (außer anders angegeben)

Herr Laar, Sie sind seit mehr als 20 Jahren in der Trainingsberatung, -betreuung, und -anleitung tätig und arbeiten unter anderem für das Bundeslehrteam Mountainbike des Deutschen Alpenvereins. Was hat sich durch das E-Mountainbike in der Szene verändert? Matthias Laar: Also prinzipiell hat sich das Mountainbiken allgemein sehr verändert – schon vor dem E-Mountainbike. Vor 25 Jahren waren wir einfach glücklich, dass wir einen Berg auf einer breiten Forststraße hinauffahren konnten. Dadurch, dass der Sport immer populärer geworden ist und sich auch die Technik rapide weiterentwickelt hat, sind die Ansprüche der Mountainbiker an Infrastruktur und Natur stark angestiegen. Man will heute nicht nur Forstautobahnen, sondern deutlich mehr schmale Wege und Abenteuer.

Selbst der Einsteiger will Singletrails auf seiner Tour erleben. Das E-Mountainbike verstärkt dies noch einmal zusätzlich. Laut den aktuellen Zahlen des Zweirad-Industrie-Verbandes ZIV wurden in Deutschland im Jahr 2018 980.000 E-Bikes verkauft. Davon waren rund ein Viertel Mountainbikes. Ist diese Menge bereits in den Bergen angekommen? Matthias Laar: Konkrete differenzierte Zahlen sind hier noch nicht veröffentlicht worden. Persönlich habe ich auf jeden Fall den Eindruck, dass man mittlerweile sehr viele E-Mountainbiker trifft. Das gilt aber vor allem für breitere Forststraßen. Auf schmalen Trails und technisch anspruchsvollen Passagen scheint das E-MTB noch nicht in der Masse angekommen zu sein. Die Befürchtung, dass

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1 Immer mehr Radfahrer zieht es mit ihren E-Mountainbikes in die Berge. Die Folge: Auf vielen klassischen Wanderwegen erhöht sich das Verkehrsaufkommen. 2 Matthias Laar ist Sportwissenschaftler und arbeitet unter anderem für das Bundeslehrteam Mountainbike des Deutschen Alpenvereins.

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INTERVIEW // MATTHIAS LAAR

WER MIT SEINEM E-BIKE INS GEBIRGE WILL, MUSS SICH VORHER EINE ENTSPRECHENDE FAHRTECHNIK ANEIGNEN.

das E-Mountainbike zum Liftersatz würde und nun die schmalen Trails von Massen eingenommen werden, kann ich bis zum heutigen Zeitpunkt nicht teilen. Langfristig bedeutet diese Entwicklung aber trotzdem sicherlich, dass sich Radfahrer und Wanderer Wege immer mehr teilen müssen. Matthias Laar: Das ist richtig. Es ist deshalb umso wichtiger, dass alle Naturnutzer aufeinander Rücksicht nehmen und respektvoll miteinander umgehen. Viele Wanderer können beispielsweise die Geschwindigkeit eines bergauf fahrenden E-MTBs noch nicht einschätzen und erschrecken dann – das muss nicht sein. An welche Grundregeln sollte man sich mit dem E-Mountainbike im Gebirge prinzipiell halten? Matthias Laar: Neben der Selbstverständlichkeit des Respekts ge­genüber der Natur und den Mitmenschen fängt das grundsätzlich bereits lange vor dem eigentlichen Fahren an – beim Material. Ein E-Mountainbiker ist am Berg genauso in der Natur unterwegs wie ein klassischer Mountainbiker 48 Fahrrad News

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– also auch den gleichen Gefahren und Herausforderungen ausgesetzt. Man braucht deshalb auch die gleiche Ausrüstung: Helm, Handschuhe, Rucksack, Windjacke, Regenjacke, Trinkflasche etc. Beim E-Mountainbike kommt aber noch hinzu, dass man sich mit den Begebenheiten seines Materials auskennen sollte. Das heißt, man muss sich zunächst mit der deutlich höheren Masse des Rades und deren Auswirkungen auf den Bremsweg beschäftigen. Leider trifft man immer wieder E-Biker, die zwar relativ einfach auf

den Gipfel gefahren sind, aber in schwierigen Abfahrten vor großen Problemen stehen. Können Fahrkurse hier eine Alternative sein? Matthias Laar: Unbedingt. Wer mit seinem E-Bike ins Gebirge will, muss sich vorher eine entsprechende Fahrtechnik aneignen. Zur Sicherheit und Freude aller. Wie sieht es mit der Tourenplanung aus? Worauf muss ich hier achten?

3 Die richtige Vor­­bereitung fängt bereits beim Mate­rial an. Helm, Hand­schuhe, Rucksack, Windjacke, Regenjacke und Co. sind auf Tour Pflicht. 4 Beim Aufeinan­ dertreffen mit Wanderern ist Rücksicht geboten. Viele Wanderer unterschätzen beispielsweise die Geschwindigkeit von E-MTBs.


MATTHIAS LAAR // INTERVIEW

Foto DAV/Hans Herbig

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E-MTBs geeignet. Vor allem Hindernisse wie ein Kuhweidezaun oder längere Tragepassagen können für einen E-Mountainbiker zum Problem werden, wenn man sein 25 Kilogramm schweres Bike über Kopf heben oder über längere Zeit tragen muss.

Matthias Laar: Auch hier sind Fahrkönnen und das Material entscheidend. Distanz und Höhenmeter sind hier sehr gute Werte, die schon einmal einen ersten Eindruck von der Schwierigkeit einer Tour vermitteln und auch bereits erste Fragen beantworten können: Wie weit komme ich mit meinem Akku? Gibt es unterwegs Ladestationen? Das muss man unbedingt vor dem Tourstart klären, denn sonst kann es eine böse Überraschung geben. Dann geht es um die Feinheiten der Strecke. Nicht jeder MTB-Trail ist auch für

Gibt es E-Mountainbike-Touren, die speziell als solche gekennzeichnet sind? Matthias Laar: Wenn man Einsteiger ist, ist es am geschicktesten, sich immer an Touren zu halten, die ausgeschrieben sind. Viele Tourismuseinrichtungen haben hier mittlerweile ein breites Wege- und Trailnetz erarbeitet, das entsprechend gekennzeichnet ist – auch speziell für E-Mountainbiker. Wird man hier nicht fündig, sind gängige Outdoorportale wie Komoot oder Outdooractive zu empfehlen.

Wie schätzen Sie die Zukunft des E-Mountainbikes im Gebirge und die Koexistenz mit Wanderern langfristig ein? Matthias Laar: Ich denke, dass wir Fahrradfahrer hier eine Menge Arbeit vor uns haben. Mountainbiker hatten noch nie den besten Ruf bei anderen Naturnutzern. Der E-Mountainbiker hat es da nicht leichter, weil er ja zusätzlich zur eigenen Kraft einen Motor nutzt. Ich glaube aber, dass es funktionieren kann, wenn man auf­einander aufpasst. Vorgeschlagene Lösungen wie getrennte Strecken für E-Mountainbiker und Wanderer sehe ich beispielsweise nur in absoluten Tourismushochburgen als realistisch an. Das Ziel sollte vielmehr sein, keine neuen Wege in die Alpen zu bauen. Herr Laar, vielen Dank für das Gespräch! Fahrrad News 49


NAHAUFNAHME // GRAVEL BIKES

AUF ALLEN WEGEN

Wo „Gravel“ draufsteht, ist – alles Mög­liche drin. Die junge RennradGattung ist vielfältig, verspricht dabei aber in jedem Fall einen erweiterten Aktionsradius und Touren abseits vom Asphalt.

GRAVEL BIKES IM CHECK Text Caspar Gebel Fotos Andreas Meyer

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„Gravel“ lässt sich recht treffend mit „Schotter“ übersetzen und bezieht sich auf den entsprechenden Straßenbelag: In vielen Weltgegenden sind Landstraßen mit lockerem, gewalztem Belag üblich; in den USA gelten sie als beliebte Ausweichrouten für Radfahrer, die dem Autoverkehr auf den Hauptstrecken entgehen wollen. Will man auf solchen Straßen Reifendefekte vermeiden, ob Durchschlag oder Durchstich, ist man auf breitere, möglichst robuste Reifen angewiesen, wobei Schlauchlosreifen das Optimum sind. Und für Rennräder, die mit solchen Pneus gefahren werden können, hat sich ein eigener Begriff eingebürgert: eben Gravel Bike. Wie das in der Praxis aussieht, kann sich von Hersteller zu Hersteller freilich deutlich unterscheiden. Mancher Anbieter setzt die Gattung mit supersoliden Fahrrädern für sportliche Tourenfahrer gleich, die im Bikepacking-Stil mit reduziertem Gepäck unterwegs sind. Das heißt dann meist voluminöse 27,5-Zoll-Bereifung (650B), viele Gewindeösen für Flaschenhalter und Zubehör, an den Enden in die Breite gehende Rennlenker und besonders bergtaugliche Übersetzungen. Andere Modelle orientieren sich eng am Cyclocross-Rad, wieder andere Firmen stellen sich unter dem Gravel Bike eine Art „Rennrad +“ vor, das mit voluminöseren Reifen auch Straßen geauf schlechten (Schotter-)  fahren werden kann. All dies findet sich auch im folgenden Testfeld, das einen Blick auf die derzeit angesagten Spielarten der Gattung erlaubt – interessante Räder, die zeigen, was man mit dem Rennrad alles machen kann.


GRAVEL BIKES // NAHAUFNAHME

AIRSTREEEM

GRAVELLER Gewicht, kg 7,97/1,48/1,78 (kpl. o. P./VR/HR) Rahmenmaterial Ultralight Carbon Gabel Vollcarbon Schaltung Shimano Dura-Ace Kurbelsatz Shimano Dura-Ace Laufradsatz Carbon Aero 50 Bereifung Schwalbe G-One Allround 35 mm Vorbau/Lenker Speeed Carbonlight Sattel Speeed Carbonlight Stütze Graveller Carbon Preis UVP 7.420 € Web

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Der Salzburger Hersteller definiert „Gravel“ sehr nah am Aero-Rennrad. Mit integriertem Gabelkopf, tief angesetzten Sitzstreben, ausgekehltem Sitzrohr und Aero-Stütze wirkt der Graveller erst einmal wie ein typisches Modell der Österreicher. Doch die Reifen fallen mit 35 Millimetern ziemlich breit aus, und schon sind wir bei dem Alleinstellungsmerkmal dieser Rennmaschine: Der Graveller ist nichts anderes als ein Aero-Rad, das mit bis zu 40 Millimeter breiten Reifen bestückt werden kann, kein offroadtaug­licher, extrem robuster Reiserenner. Doch wenn es darum geht, ab und zu auf nicht asphaltierten Strecken, Kopfsteinpflaster oder Ähnlichem zu fahren, ist das Airstreeem ideal. Selbst mit den breiten Pneus ist das Rad sehr leicht – nur knapp acht Kilo –, dazu schnell und handlich. Schwalbes G-One Allround rollt überraschend leicht und geschmeidig, bietet mit reduzier-

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tem Druck viel Grip im Gelände und sorgt in schnellen Kurven für optimale Bodenhaftung; der Rahmen ist mit noch recht kurzem Radstand und eher steilem Lenkwinkel handlich und agil. Ein Blick auf die Geometrietabelle überrascht: Abgesehen von den zwei ausgewiesenen Aero-Spezialisten „Super TT“ ist kein Airstreeem-Bike so aggressiv geschnitten wie der Graveller – ein komfortorientierter Tourenrenner ist dieses Rad damit definitiv nicht. Dazu passt die edle Komplettierung mit mechanischer Dura-Ace und tiefen Carbonfelgen; verbaut sind dazu ein leichter Carbonsattel sowie ein griffgünstiger Aero-Lenker mit flachem Oberlenker. Kurz: Der Graveller ist eher „Rennrad +“ als Gravel Bike, damit aber der vielleicht perfekte Kom­promiss zwischen Straße und Gelände für alle, die den Schwerpunkt auf Ersteres legen und definitiv nicht richtig crossen wollen.

www.airstreeem.com

1 Ohne Spacer unter dem Vorbau ist die Sitz­ position auf dem Airstreeem-Graveller ungemein sportlich. 2 Hier zeigt sich der sportliche Einsatzzweck: Der 35 Millimeter breite Reifen füllt den Bauraum hinter dem ausgekehlten Sitzrohr exakt aus. 3 Klar, auch das Airstreeem-Modell ist – wie jedes aktuelle Gravel Bike – mit Scheibenbremsen ausgestattet.

FAZIT Die eigentlich im Triathlon behei­­mateten Salzburger bleiben ihren Wurzeln treu und stellen ein Rennrad vor, das mit 35-Milli­meter-Pneus große Freiheiten bei der Streckenwahl bietet, dabei aber jederzeit für Highspeed gut ist.

Fahrrad News 51


NAHAUFNAHME // GRAVEL BIKES

BERGAMONT

GRANDURANCE ELITE Gewicht, kg 9,16/1,55/2,27 (kpl. o. P./VR/HR) Rahmenmaterial Ultra Lite High Strength Carbon Gabel Gran­durance Carbon Schaltung SRAM Apex 1 Kurbelsatz SRAM Apex 1 Laufradsatz Mavic Allroad Bereifung Schwalbe G-One Allround 35 mm Vorbau/Lenker Syncros RR2.5/Creston 2.0 Sattel Syncros FL2.5 Stütze Syncros RR2.5 Preis UVP 2.599 € Web

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Mit nach außen gebogenem Unterlenker und 1x11-Schaltung ist das Bergamont auf den ersten Blick als klassisches Gravel Bike zu erkennen: abgeleitet vom Crosser, mit einem breiteren Übersetzungsspektrum versehen und für Touren geeignet. Die spezielle Lenkerform erleichtert die Montage einer breiten Lenkertasche; an der Alustütze lässt sich eine große Satteltasche befestigen. Ungewöhnlich ist der Schnellspanner an der Sattelklemme – vielleicht zum Absenken des Sattels vor Steilabfahrten. Bergamont veredelt das Topmodell der Grandurance-Reihe mit einem schlanken Carbonrahmen, dessen Gewindeösen die Montage von Schutzblechen ermöglichen. Auch ein Umwerfersockel kann montiert werden. Hinterbau und Gabel sind mit Steckachsen ausgestattet; bei der Forke hat es leider nicht für eine Innenverlegung der Bremsleitung gereicht. Vorne ist bereits ein klei52 Fahrrad News

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ner „Fender“ montiert. Die Sitzhaltung fällt etwas kompakter aus als etwa auf dem Crossrad, ist aber nicht allzu aufrecht; bei fünf Rahmenhöhen wachsen die Rahmen stärker in der Höhe als in der Länge. Auch die Hamburger montieren den G-One Allround in 35 Millimeter Breite. Ein 40er dürfte noch durch Rahmen und Gabel passen, nicht jedoch die ZweiZoll-Walzen mancher Hardcore-Graveller – auf extreme Offroad-Einsätze ist also auch dieses Rad nicht abgestimmt. Dafür auf steile Anstiege: Mit 11-42 Zähnen hinten und 42er-Blatt ist eine 1:1-Übersetzung an Bord. Die SRAM Apex schaltet knackig und bremst tadellos; ein Unterschied gegenüber den teureren Gruppen des Anbieters ist nicht feststellbar. Mit anderen Reifen könnte der Radsatz auch schlauchlos gefahren werden, wobei es den G-One Tubeless leider nicht mit gelber Flanke gibt.

www.bergamont.com

1 Der Mavic-Radsatz sorgt mit tangential eingegängten Speichen für eine optimale Übertragung der Bremskräfte. 2 An der Unterkante des Ausfallendes verbirgt sich eine Gewindebohrung, die die Montage eines Schutzbleches zulässt. 3 Der kleine Fender schützt vor Spritzwasser, zeigt aber auch, dass es unter der Gabel durchaus eng zugeht.

FAZIT Das Bergamont liegt noch etwas näher am Crosser als am ExtremReise-Offroad-Rennrad, ist aber in Sachen Übersetzung, Sitzhaltung und Bereifung klar „Gravel“ – dazu gut ausgestattet, attrak­tiv ausgepreist und nicht zu schwer.


GRAVEL BIKES // NAHAUFNAHME

CENTURION

CROSSFIRE GRAVEL 4000 Gewicht, kg 9,62/1,57/2,01 (kpl. o. P./VR/HR) Rahmenmaterial Aluminium Gabel Cross Carbon Schaltung Shimano Ultegra Kurbelsatz Shimano Ultegra Laufradsatz Procraft/DT Swiss 350 Road Bereifung Maxxis Rambler 38 mm Vorbau/Lenker Procraft AL OS PRO/Gravel Sattel Procraft Race III Stütze Procraft JD-SP67T.2 Preis UVP 2.449 € Web

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Die süddeutsche Marke hat sich komplett aus dem Rennradsegment verabschiedet, bietet jedoch noch eine Handvoll Geländerenner an – Ehrensache, Centurion-Gründer Wolfgang Renner war schließlich mehrfacher deutscher Querfeldein-Meister. Eine Unterscheidung zwischen Cross und Gravel findet freilich nicht statt, mit weniger als 2.500 Euro ist zudem selbst das Topmodell eher günstig. Für diesen Preis bekommt man eine Ultegra mit Straßenübersetzung (53/34, 11-32), montiert an einen kühl wirkenden gebürsteten Alurahmen mit knallroter Carbongabel und modernen Details: Züge und Leitungen werden durch Gabel und Unterrohr geführt, wobei hinterer Schaltzug und hintere Bremsleitung ab dem Tretlager außen an den Ketten­ streben verlaufen; vorne wie hinten kommen zeitgemäße Steckachsen zum Einsatz. Außerdem gehört Centurion zu den ganz wenigen Anbie-

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tern, die ein Direct-Mount-Ausfallende spezifizieren. Das Crossfire Gravel ist moderat komfortabel geschnitten, wobei kurzer Vorbau und Spacer am Testrad eine eher aufrechte Haltung ergeben. Auch hier sorgt ein unten breiterer Lenker für Taschen-Kompatibilität, Gravel-typische Gewindeösen an allen möglichen Stellen fehlen jedoch. Dafür erlauben die hinteren Ausfallenden die Montage eines speziellen Gepäckträgers, dessen Belastbarkeit von 15 auf 25 Kilo gesteigert werden kann, wenn man spe­zielle Zusatzstreben montiert. Die 38er-Tubeless-Reifen rollen sehr leicht und bieten mit Schulterstollen dabei Kurvengrip auf losem Untergrund. Für breitere Reifen bietet der Rahmen ausreichend Platz, sodass das Centu­rion auch deutlich geländegängiger abgestimmt werden könnte – interessant für Fahrer, die offroad reisen wollen.

www.centurion.com

1 Die Gabel des Crossfire Gravel 4000 kommt mit großem Reifendurchlauf und integrierter Bremsleitung. 2 Die wirklich moderne Lösung an diesem Bike ist das Direct-Mount-Ausfallende, wie es Centurion verbaut. 3 Dieser Hinterbau lässt breiteren Reifen sowie einem Schutzblech viel Platz – interessant für Geländegängigkeit wie Alltagsnutzung.

FAZIT Centurion liegt mit dem Crossfire nah am Quer­feldeinrad, wobei die Straßenübersetzung der Kurbel weder hier noch da passt. Es sei denn, man montiert den Träger und geht mit dem insge­samt gut gelungenen Rad auf Reisen über As­phalt und Naturwege.

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NAHAUFNAHME // GRAVEL BIKES

CORRATEC

ALLROAD C2 Gewicht, kg 9,64/1,78/2,25 (kpl. o. P./VR/HR) Rahmenmaterial Corratec Allroad Carbon Gabel Corratec Pro Control Fork Schaltung Shimano Ultegra Kurbelsatz Shimano FC-RS 510 Laufradsatz ZZYZX 700C Disc Bereifung Schwalbe G-One Allroad 40 mm Vorbau/Lenker ZZYZX SL Alloy Sattel Fizik Antares R7 Stütze Carbon Preis UVP 2.699 € Web

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Das mattgraue Corratec präsentiert sich ausgesprochen formschön mit integriertem Gabelkopf, säuberlich innen verlegten Zügen wie Leitungen und einer nahezu unsichtbaren Sitzklemme. Gabelbeine und Unterrohr erwecken mit ihren aerodynamischen Formen den Eindruck eines schnellen Straßenrenners, doch spätestens die diversen Gewinde­ ösen zeigen, dass hier ein echter Allrounder vor einem steht, der mit 40-MillimeterReifen dazu ziemlich geländetauglich ist. Und der üppige Durchlauf deutet an, dass noch breitere Pneus gefahren werden können. Die Schaltung ist mit einer einfachen Shimano-Kompakt-Kurbel und 11-32 hinten für fast alles gerüstet, schnelle Abfahrten wie steile Anstiege. Mit ausgewogener Sitzposi­ tion ist das Corratec ebenso sportlich wie tourentauglich; flacher Lenkwinkel und langer Radstand sorgen für ein ruhiges Fahrverhalten, Bereifung und Carbon54 Fahrrad News

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stütze für Komfort. Der hochwertige Fizik-Sattel fährt sich sehr angenehm, und zum griffigen Lenkerband gesellen sich breite Gummi-Endkappen, die ein Abrutschen am Unterlenker verhindern. Die Ultegra-Komponenten des All­ road liefern bewährt gute Funktion ab in Form von geschmeidigen Schaltvorgängen und hoher Bremskraft. Und auch hier überzeugen die ebenso geschmeidigen wie griffigen Schwalbe-Reifen – eine Verbesserung könnte nur noch die Tubeless-Variante bringen, die für einen Reifen dieser Breite schon fast unheimlich leicht abrollt. Eher unmodern ist freilich der 32-Speichen-Radsatz, der komplett mit Kranz und Reifen über vier Kilo auf die Waage bringt – kein Wunder, dass das Komplettrad mit Pedalen mehr als zehn Kilo wiegt. Das ist gerade für ein Carbonrad sehr üppig und angesichts des Preises ein echter Nachteil.

www.corratec.com

1 Der schön geformte Rahmen am Corratec Allroad C2 lässt viel Platz für die Montage von breiteren Reifen. 2 Die eng in den Rahmen eingepasste Gabel ist für die Schutzblechmontage vorbereitet; die Bremsleitung wird innen geführt. 3 Mit Scheibenbremsen und Steckachsen vorne wie hinten ist das Corratec-Gravel-Bike zeitgemäß ausgestattet.

FAZIT Im dezenten Rennrad-Look gehalten, bietet das Corratec viel GravelFunktion mit breiten Reifen und diversen Gewindeösen. Die Ausstattung ist solide, aber perfekt fürs Gelände; für ein Carbonrad ist das Allroad freilich eher schwer.


GRAVEL BIKES // NAHAUFNAHME

DRÖSSIGER

GRAVEL PIT 1 Gewicht, kg 10,17/1,84/2,58 (kpl. o. P./VR/HR) Rahmenmaterial Aluminium Gabel G-CST 1.0 Vollcarbon Schaltung SRAM Apex 1 Kurbelsatz Praxis Works Alba 1x Laufradsatz DT Swiss 483D 650B/DT Swiss 370/DT Swiss Factory 2.0 Bereifung Panaracer Gravelking SK 27,5“ 48 mm Vorbau/Lenker Ritchey Comp 4-Axis/ErgoMax Sattel Selle Italia SL Stütze Ritchey Comp V2 Zero Offset Preis UVP 1.799 € (Schutzbleche 99 €)

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Das Gravel Pit wirkt auf den ersten Blick wie ein Heavy-Duty-Reiserad: Diverse Lötösen an Rahmen und Gabel erlauben die Montage mehrerer Flaschenhalter und einer kleinen Oberrohrtasche; der Lenker – hochgezogen und etwas zum Fahrer hin gebogen – liegt dank umgedrehtem Vorbau beinahe auf Höhe des Sattels. Dazu kommt die spezielle Übersetzung, die mit 40er-Kettenblatt und 11-42er-Kassette auf steile Anstiege und langsame Fahrt zugeschnitten ist – perfekt für schwere Touren mit Gepäck. Am Rahmen fällt der Knick im Sitzrohr auf, der für mehr Reifenfreiheit sorgt; die rechte Kettenstrebe ist nach unten gezogen, um Kettenschlagen zu vermeiden. Schaut man sich das Rad genauer an, zeigen sich interessante Details: Drössiger spezifiziert einen 650B-Laufradsatz, sodass der Abrollumfang der 48er-Pneus nicht allzu groß ausfällt – bei viel Reifenvolumen kann man sich so über ein recht

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lebendiges Handling freuen; außerdem verschließt sich das Rad dank der leicht profilierten „Tubeless ready“-Reifen keinem Untergrund: Asphaltstraßen, Schotterpisten, Waldwege und wurzelige Trails lassen sich gut fahren. Eher sportlich statt tourenmäßig fällt die Sitzgeometrie des Gravel Pit aus. Kurzes Steuerrohr und langes Oberrohr ergeben eine sehr gestreckte Sitzhaltung mit viel Überhöhung, wird der Vorbau richtig herum montiert. Im Gelände hat das Rad damit eher den Charakter eines Cyclocrossers, zumal es sich bei höherem Tempo als wendig und agil erweist. Bei langsamer Fahrt ist es etwas kippelig. Ohne Pedale und die als Zubehör erhältlichen Schutzbleche wiegt das Rad etwas über zehn Kilo, was aber zu einem Gutteil am Radsatz liegt – an sich ist es ziemlich leicht. Attraktiv ist dazu die Möglichkeit, das Drössiger in Wunschfarbe zu ordern – ebenso die Schutzbleche.

Web www.centurion.com 1 Der ungewöhnlich geformte Lenker sorgt auf Touren für Komfort und eine etwas aufrechtere Sitzhaltung. 2 Die nicht eben günstigen Schutzbleche lassen sich wie der Rahmen gegen Aufpreis individuell einfärben. 3 Der Knick im Sitzrohr vergrößert die Reifenfreiheit, die am Gravel Pit 1 freilich ohnehin schon üppig ausfällt.

FAZIT Das Drössiger wirkt wuchtig, ist aber ziemlich leicht. Es wirkt gemächlich, ist aber sehr sportlich geschnitten. Die Ausstattung ist hochwertig, der Preis ausgesprochen attraktiv. Kurz: Das auch in Wunschfarbe erhältliche Rad kann sich sehen lassen.

Fahrrad News 55


NAHAUFNAHME // GRAVEL BIKES

FUJI

JARI CARBON 1.1 Gewicht, kg 9,08/3,38 (kpl. o. P./Radsatz) Rahmenmaterial C15 One-Piece UHM Carbon Gabel FC-440 Cross Carbon Schaltung Shimano Ultegra Kurbelsatz FSA Energy Modular Laufradsatz WTB KOM Light i23 TCS 2.0 Bereifung Panaracer Gravelking SK 43 mm Vorbau/Lenker Oval Concepts 707/325 Sattel Oval Concepts X38 Stütze Oval Concepts 905 Preis UVP 2.899 € Web 1

Am Fuji Jari Carbon 1.1 lässt sich vorzüglich zeigen, wie ein spezialisiertes Gravel Bike aussieht. Die US-Firma präsentiert einen echten Offroader mit unten in die Breite gezogenem Rennlenker und zahlreichen Details, die das Rad interessant für Langstreckenfahrer machen. Los geht’s mit dem Rahmen, der mit einem Gewicht von unter 1.000 Gramm (Herstellerangabe) sehr leicht ausfällt und mit zahlreichen Gewindebohrungen versehen ist. Am Unterrohr können zwei Flaschenhalter montiert werden, dazu eine am Sitzrohr und eine an jedem Gabelbein. Das Oberrohr ist hinten/unten mit einem Schulterpolster zum Tragen ausgestattet, vorne/oben mit einer angeschraubten „Bento box“ – einer kleinen Tasche mit Reißverschluss, in die man etwa Energieriegel packen kann. Auch Schutzbleche lassen sich montieren; Züge und Leitungen sind fein säuberlich innen verlegt. Die flachen Kettenstre56 Fahrrad News

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ben sowie der auffällige Knick in den Sitzstreben dienen dem Komfort: Bis zu 15 Millimeter Federweg soll der Carbonhinterbau damit bieten. Dazu sind 43 Millimeter breite Panaracer mit schnellem, dabei griffigem Profil montiert; wie die WTB-Felgen sind sie „tubeless ready“. Gabel wie Hinterbau lassen Platz für breitere Reifen, außerdem kann das Rad mit 650B-Laufrädern gefahren werden. Richtig exotisch wird’s bei der Übersetzung: Zur 11-34er-Kassette gibt es vorne eine leichte, hohlgeschmiedete FSA-Kurbel mit 46/30 Zähnen, einen Berggang unterhalb von 1:1 also, was gerade angesichts der breiten Reifen sinnvoll ist. Schaltung und Bremsen entstammen der Ultegra-Familie. Mit 9,1 Kilo ist das Jari Carbon recht leicht, ebenso der Radsatz mit den breiten Reifen; die Optik mit Akzenten in Goldtönen ist sehr stimmig und der Preis angesichts all dieser Merkmale voll angemessen.

www.fujibikes.com

1 „Bento box“ nennt sich die kleine, auf dem Oberrohr sitzende Tasche zur Aufnahme von Riegeln und anderen Mitbringseln. 2 Mit 46 zu 30 Zähnen ist die Zweifach-Kurbel sehr kurz übersetzt. Das ist hilfreich am Berg; ausreichend lange Schnellgänge gibt es dennoch. 3 Shimanos Shadow-Schaltwerk sorgt mit hoher Federspannung dafür, dass die Kette auf unebenem Untergrund nicht schlägt.

FAZIT Die hierzulande leider unterrepräsentierte Marke stellt ein Gravel Bike „im klassischen Sinne“ vor: auf Radreisen und schweres Gelände abgestimmt, opti­mal übersetzt, dazu optisch gelungen, schön leicht und ziemlich preiswert.


GRAVEL BIKES // NAHAUFNAHME

SPECIALIZED

DIVERGE EXPERT X1 Gewicht, kg 8,61/1,53/2,0 (kpl. o. P./VR/HR) Rahmenmaterial FACT 9r Carbon Gabel FACT Carbon Schaltung SRAM Force 1 Kurbelsatz Praxis Zayante Carbon 1X Laufradsatz Roval C38 Disc Bereifung Sawtooth 2Bliss Ready 38 mm Vorbau/Lenker Specialized Adventure Gear Hover Sattel Body Geometry Phenom Expert Stütze Specialized Carbon Preis UVP 4.799 € Web

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Mit Sichtcarbon und Glitterlack ist das Diverge ein ausgesprochen attraktives Gravel Bike – so hip wie der neue Rennradtrend selbst, dabei konsequent auf Komfort getrimmt. Die weit ausgezogene Stütze mit dem charakteristischen Knick ist sicht- und spürbar vibrationsdämpfend; im Gabelschaft sitzt das „Future Shock“-System mit 20 Millimeter Federweg. Im Vergleich zu älteren Ausführungen führen auch harte Stöße nun nicht mehr dazu, dass die Federung durchschlägt; Dauervibrationen und kleinere Schläge werden abgepuffert und sorgen für einen lockeren Griff am Flare-Lenker. Dieser ist auch nach oben gezogen und sorgt zusammen mit der extrem entspannten Sitzgeometrie für eine ungewohnt aufrechte Haltung: Im Vergleich zu einem Specialized-Crosser bietet das Diverge bei gleichem „Reach“ gut sechs Zentimeter mehr „Stack“. Das ist angenehm auf entspannten Gelände-

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touren und perfekt auf den Einsatz­zweck abgestimmt. Als einziger Anbieter im Testfeld verbaut Specialized eine SRAM-XG-Kassette mit 10er-Abschlussritzel, das zusammen mit dem 40er-Kettenblatt für einen ausreichend lang übersetzten Schnellgang sorgt. Am Berg steht mit 40-42 sogar eine Untersetzung zur Verfügung; die Abstufung muss dafür etwas grob ausfallen, was im Gelände freilich kein Nachteil ist. Die Amerikaner montieren ihren Sawtooth-Reifen, der auf Asphalt sehr ruhig und leicht rollt, mit dem mäßig tiefen Sägezahnprofil aber auch auf losem Untergrund sichere Haftung bietet. Allerdings sind die Reifen mit 38 Millimetern nicht allzu breit und der Durchlauf ist vorne wie hinten nicht allzu üppig bemessen. Mit seinen Carbonlaufrädern ist das Specialized sehr leicht; mit schmaleren Reifen und enger gestuftem Kranz würde es sich wie ein Komfortrennrad fahren.

www.specialized.com

1 Die 20 Millimeter Federweg des „Future Shock“Systems bringen wirksame Stoß- und Vibrationsdämpfung. 2 Specialized pur ist am Diverge Expert X1 die ungewöhnlich geformte Stütze mit stoßmildernder Aussparung. 3 Die Gewindeeinsätze an der Gabel sind typische Gravel-Zutaten – genauso wie die selbstverständlich montierte Scheibenbremse.

FAZIT Dem ziemlich leichten Specia­lized kann man „Gravel pur“ be­scheinigen mit sehr aufrechter Sitzhaltung, opti­maler Übersetzung und sogar einer Federung im Gabelschaft. Nur die Reifen dürften etwas breiter sein.

Fahrrad News 57


28 ZUBEHÖRPRODUKTE FÜR RADREISENDE … … stellen wir euch hier vor; angefangen beim Handyhalter, um während der Fahrt best­ mögliche Navigationsbedingungen zu schaffen oder Neuigkeiten im Blick zu haben, bis hin zu Sattel-/Rahmentaschen zum Verstauen von Tourgepäck – ein Ersatzschlauch, Werkzeug und ein Energieriegel sollten schließlich immer mit an Bord sein. Doch lassen sich natürlich, je nach Taschengröße, noch weitere Utensilien unterbringen. Zwei Gepäckträger für die Sattelstützen-Montage etwa, um beispielsweise Radpendlern auf dem Weg zur Arbeit den Rücken zu entlasten und den Schweißtrieb zu reduzieren – denn Tasche oder Rucksack lassen sich auf dem Träger unterbringen. Tipp: Die Kontakt­ stellen von Tasche und Rahmen mit Schutz­folie abkleben, um unschönen Scheuerspuren vorzubeugen. Und noch ein Hinweis: Ganz bewusst haben wir die Fotos der Satteltaschen in Kombination mit einer versenkbaren Sattelstütze geknipst, da sich ihre Verwendung nicht wechselseitig ausschließt. Jedoch ist, je nach Typ und Größe der Satteltasche, ein Absenken nur noch eingeschränkt bzw. gar nicht mehr möglich. Text Matthias Baumgartner, Johannes Haidn Fotos Andreas Meyer


BIKEPACKING // PRODUKTE

XLC

GEPÄCKTRÄGER RP-R07

Der RP-R07 ist ein Gepäckträger von XLC, der für die Montage an der Sattelstütze konzipiert ist. Per Schnellspann-Klemm­ mechanismus lässt sich der Aluminiumträger an der Sattelstütze fixieren; so eignet er sich auch für vollgefederte Räder. Verschiedene Gummiadapter decken einen Klemmdurchmesser von 25,4 bis 31,8 Millimeter ab. Die Seitenhalter erlauben eine optimale Packtaschenbefestigung, die Federklappe klemmt weitere Gepäckstücke. Freigegeben für maximal zehn Kilogramm Zuladung, Rücklichtaufnahme vorhanden.

Zuladung [kg]

Preis [€]

10

UVP 30

Maße [mm]

Web

480 x 130 x 280

www.xlc-parts.com

Gewicht [g] 877

TOPEAK

MTX BEAMRACK E-TYPE

Mit bis zu neun Kilogramm Gepäck nimmt es der MTX Beam­ rack E-Type auf. Schnell und einfach ist der Topeak-Gepäckträger via Schnellspannmechanismus an der Sattelstütze montiert. Verschiedene im Lieferumfang enthaltene Adapter ermöglichen die Fixierung an Rohrdurchmessern von 25,4 bis 31,8 Millimetern. Zwei Spanngummis sorgen für die Fixierung des Gepäcks; zusätzlich ist der Beamrack mit den MTX Trunkbags kompatibel. Der Aluminiumgepäckträger ist mit einem Sicherheitsreflektor ausgestattet und bietet zudem die Möglichkeit, ein Rücklicht zu montieren. Zuladung [kg]

Preis [€]

9

UVP 49,95

Maße [mm]

Web

540 x 120 x 100

www.topeak.com

Gewicht [g] 710 Fahrrad News 59


PRODUKTE // BIKEPACKING

SKS

SMARTBOY

Die mit Gummiriemen entwickelte und werkzeuglos montierbare Lenkerklemmung ermöglicht einen maximalen Klemmdurchmesser von 35 Millimetern. In der wasserabweisenden Handyhülle sollten alle gängigen Smartphone-Formate bis zu einer Größe von 144 x 76 x 9 Millimeter unterkommen. Die durchsichtige Transmitterfolie erlaubt eine Display-Bedienung. Die Hülle wird per Klettverschluss auf den Halter fixiert. Smartphone L x B x H [mm]

Preis [€]

max. 144 x 76 x 9

UVP 24,99

Gewicht [g]

Web

69

www.sks-germany.com

SP CONNECT

BIKE BUNDLE UNIVERSAL

Das Bike Bundle kommt mit einem 3M-Klebepad, das mit dem „twist to lock“-Mechanismus ausgestattet ist. Es lässt sich direkt auf die Rückseite des Smartphones platzieren. Zusätzlich hat SP Connect auch spezielle Ausführungen mit entsprechenden Hüllen für gängige Smartphone-Modelle im Angebot. Im Lieferumfang sind zwei Halter enthalten: Einer ist für die Montage am Lenker, der zweite für die Montage auf dem Vorbau mittels spezieller Steuersatzkappe gedacht. Beide sind GoPro-Action-Cam-kompatibel. Smartphone L x B x H [mm]

Preis [€]

universal durch Klebepad

UVP 29,99

Gewicht [g]

Web

38 (mit Lenkerklemmung)

www.sp-connect.de

38 (mit Steuersatzdeckelhalter)

TOPEAK

OMNI RIDECASE / IPHONE X/XS / SMARTPHONE DRYBAG

Alle drei hier gezeigten Varianten sind in unterschiedlichen Ausführungen, passend zu verschiedenen Smartphone-Modellen, erhältlich. Das Omni RideCase ist ein elastischer Silikonhalter, der sich für Smartphones mit Displaygrößen von 4,5 bis 5,5 Zoll eignet. Das RideCase iPhone kommt mit entsprechender Handyschale und lässt sich entweder per Steuersatzdeckel-Adapter oder mittels Lenker-/Vorbauklemme montieren. Die Drybag-Hülle schützt das Gerät vor widrigen Bedingungen, erlaubt aber trotzdem eine Bedienung; ein rückseitiges Kamerafenster ist gegeben. Alle Systeme sind mit dem QuickClick-Mechanismus ausgestattet. Smartphone L x B x H [mm]

Preis [€]

je nach Ausführung

UVP 34,95 (Omni RideCase)

Gewicht [g]

UVP 49,95 (RideCase iPhone X/XS)

49 (Bild oben)

UVP 29,95 (Smartphone Drybag)

88/96 (mit Steuersatzdeckelhalter)

Web

60 (mit Lenkerklemmung)

www.topeak.com

60 Fahrrad News


BIKEPACKING // PRODUKTE

SYNTACE

SMART-MAP GRIPPER

Durch einen verstellbaren, breiten Schieber und Module zur Höhenanpassung lässt sich der Smart-Map Gripper von Syntace an jedes gewöhnliche Smartphone anpassen. Die tiefer am Vorbau gewählte Position soll Beschädigungen vorbeugen. Die Montage erfolgt mittels TwinFix-Klemmen, die an jedem Syntace-Vorbau verwendet werden können. Optional ist noch eine Lupine-Lampenhalterung erhältlich. Smartphone L x B x H [mm]

Preis [€]

60–90 Breitenverstellung

UVP 108

Gewicht [g]

Web

89

www.syntace.com

NC-17

3D UNIVERSAL HALTER 1

Der Universal Halter von NC-17 ist mit zwei unterschiedlichen Befestigungsoptionen verfügbar: einmal mit einer herkömmlichen Lenkerklemmung, die durch verschiedene Gummi-Adapter Durchmesser von 22 bis 32 Millimeter klemmt, oder mit einer A-Head-Kappenbefestigung, bei der sich der originale Steuersatzdeckel gegen den NC-17-Haltearm tauschen lässt. Das patentierte Zahnstangengetriebe sorgt für eine parallele Klemmung der vier Haltearme. Durch eine Kugelkopfhalterung lässt sich der Universal Halter um 360 Grad drehen sowie in einem großen Neigungswinkelbereich verstellen. Smartphone L x B x H [mm]

Preis [€]

114–182 x 56–92 x –12,5

UVP 19,98 (Lenkermontage)

Gewicht [g]

UVP 24,98 (A-Headset-Montage)

96 Lenkermontage

Web

102 A-Headset-Montage

www.nc-17shop.de

ZEFAL

Z CONSOLE DRY M / Z HANDLEBAR MOUNT

Gefertigt aus wasserabweisenden Materialien, sitzt das Smartphone gut geschützt in der Z-Console-Dry-M-Hülle. Die Klarsichtfolie ermöglicht eine Gerätebedienung; das rückseitige Fenster erlaubt es, die Kamerafunktion zu nutzen. Im Lieferumfang enthalten ist eine Lenker-/Vorbauhalterung, die mittels zweier Gummiringe fixiert wird. Die Handytasche lässt sich dabei einfach einklicken. Optional käuflich zu erwerben ist die Lenkerbefestigung Z Handlebar Mount, die auf der Unterseite mit einer Action-Cam-Halterung ausgestattet ist. Geeignet für Lenkerdurchmesser von 25,4 und 31,8 Millimeter. Smartphone L x B x H [mm]

Preis [€]

max. 150 x 72 x 10

UVP 29,95/29,95

Gewicht [g]

Web

69 (mit Vorbauhalterung)

www.zefal.com

125 (mit Lenkerhalterung) Fahrrad News 61


PRODUKTE // BIKEPACKING

REVELATE DESIGNS Die Vole von Revelate Designs ist eine Satteltasche mit zwei bis sieben Liter Packvolumen, die sich auch für vollgefederte Räder mit absenkbarer Sattelstütze eignet. Sie ist ausgestattet mit dem Indie-Rail-Befestigungssystem, das sich dadurch auszeichnet, dass die Tasche links und rechts separat an den Sattelstreben befestigt wird. Durch die breite Abstützung sollen Pendelbewegungen deutlich reduziert werden. Durch die vielfachen Versteifungen behält die Tasche allzeit ihre Form; der Rollverschluss ermöglicht ein einfaches und sicheres Verschließen. Volumen [l]

Preis [€]

2–7

UVP 199,99

Gewicht [g]

Web

351

www.revelatedesigns.com

TOPEAK

WEDGE PACK II MEDIUM

Die Wedge Pack II von Topeak ist in verschiedenen Größen von XS bis L erhältlich. Hier zu sehen ist die Medium-Ausführung mit einem Volumen, das durch ein Reißverschlusssystem von 0,95 auf 1,25 Liter Fassungsvermögen erweiterbar ist. Die im Lieferumfang enthaltene knallgelbe Regenhülle sorgt auch bei Schmuddelwetter für trockene Bedingungen im Inneren der Tasche. Die Halterung lässt sich fest mit dem Sattelgestell verschrauben; per Klicksystem ist die Tasche abnehmbar. Volumen [l]

Preis [€]

0,95–1,25

UVP 22,95

Gewicht [g]

Web

170

www.topeak.com

Maße [mm] 165 x 123 x 105

XLC

SATTELTASCHE XS

Der Minimalist unter den Satteltaschen: Die XLC zeichnet sich durch 0,3 Liter Stauvolumen und ein helles Innenfutter aus, das den Tascheninhalt besser sichtbar macht. Ein kleines, auf der Innenseite der Öffnung angebrachtes Netzfach erlaubt das Verstauen von Bargeld oder anderen kleinsten Mitbringseln. Der Schlüssel lässt sich beispielsweise sicher an einem Cliphaken (Öse) fixieren. Zwei Klettbänder sorgen für eine stabile Befestigung am Sattel. Die Tasche ist ausgestattet mit Reflektorstreifen und einer Lasche am Deckel zur Befestigung eines Rücklichtes. Volumen [l]

Preis [€]

0,3

UVP 17

Gewicht [g]

Web

62

www.xlc-parts.com

Maße [mm] 135 x 64 x 84 62 Fahrrad News

VOLE


BIKEPACKING // PRODUKTE

ORTLIEB

SADDLE-BAG TWO / MICRO TWO

Der Kofferraum fürs Sattelgestell: Die oben gezeigte Saddle-Bag Two fasst 4,1 Liter. Wer weniger zu transportieren hat, kommt mit der unten gezeigten Micro Two aus. Das Stauvolumen der gezeigten Tasche beträgt 0,8 Liter, eine 0,5-Liter-Variante ist ebenfalls erhältlich. Das PU-beschichtete Nylongewebe ist frei von PVC und punktet durch Wasserundurchlässigkeit. Der Rollverschluss mit Steckverschluss bzw. Gummizügen zum Verschließen der Öffnungen lässt sich schnell und einfach bedienen. Volumen [l]

Preis [€]

4,1/0,8

UVP 44,99 (Saddle-Bag Two)

Gewicht [g]

UVP 28,99 (Micro Two)

289/140

Web

Maße [mm]

www.ortlieb.com

280 x 210 x 140/140 x 120 x 90

SKS

RACER STRAPS 800 / EXPLORER CLICK 1800

Die Racer Straps 800 ist der sportive Begleiter, die Explorer Click 1800 der Lastenesel. Erstere wird mittels Klettbändern fixiert, Letztere verschraubt – ein Klicksystem erlaubt Montage und Demontage. Beide verfügen über reflektierende Elemente, bieten die Möglichkeit, ein Rücklicht zu befestigen, und sind aus einem wasserabweisenden Material hergestellt. Netzeinsätze bringen Struktur ins Innenleben; zudem bietet die Explorer eine Volumenvergrößerung per Reißverschluss. Volumen []

Preis [€]

0,8/1,8

UVP 19,99 (Racer Straps 800)

Gewicht [g]

UVP 29,99 (Explorer Click 1800)

119/186

Web

Maße [mm]

www.sks-germany.com

190 x 75 x 100/180 x 80 x 130

ZEFAL

Z DRY PACK L

Sei das Wetter noch so schlecht – die Zefal-Satteltasche kommt genau recht. Das bei der Z Dry Pack L verwendete TPU-Material ist wasserfest, und sämtliche Verbindungen wurden verschweißt. Auch der Reißverschluss ist auf Undurchlässigkeit ausgelegt. Zwei Klettbänder stehen für die Fixierung an Sattelgestell und der -stütze parat. 1,2 Liter Volumen, Reflektorstreifen sowie eine Schlaufe an der Rückseite zur Montage eines kleines Rücklichtes sind weitere Eckdaten bzw. Details. Volumen [l]

Preis [€]

1,2

UVP 29,95

Gewicht [g]

Web

80

www.zefal.com

Maße [mm] 175 x 80 x 100 Fahrrad News 63


PRODUKTE // BIKEPACKING

ORTLIEB

FRAME-PACK TOPTUBE / COCKPIT-PACK

Wer mit mehr Gepäck unterwegs ist, wird bei der Frame-Pack Toptube, die in der Regel unter dem Oberrohr montiert wird, fündig. Typisch Ortlieb ist die Tasche wasserdicht – sie soll selbst einer Flussdurchquerung standhalten – und bietet großzügige vier Liter Stauraum. 0,8 Liter wasserdichtes, per Reißverschluss zugängliches Packvolumen bietet die Cockpit-Pack. Die Montagemöglichkeiten sind vielfältig, die Fixierung am Bike erfolgt über zwei Klettbänder. Volumen [l]

Preis [€]

4/0,8

UVP 99/49,99

Gewicht [g]

Web

169/94

www.ortlieb.com

Maße [mm] 500 x 60 x 130/180 x 80 x 80

REVELATE DESIGNS 0,9 Liter Platz bietet die Mag-Tank-Oberrohrtasche, die sich mithilfe zweier Klettbänder fixieren lässt. Der Clou ist der Magnetdeckelverschluss mit mechanischer Sicherung. Kinderleicht lässt er sich mit einer Hand öffnen und schließen, um während der Fahrt an den Inhalt zu gelangen. Gut viermal so viel Stauraum bietet die Tangle Frame Bag Medium. Sie ist aufgeteilt in zwei Hauptfächer mit Innentaschen. Das größere Fach verfügt über einen Ausgang für ein Kabel oder einen Trinkschlauch. Volumen [l]

Preis [€]

0,9/4

UVP 79,99 (Mag-Tank)

Gewicht [g]

UVP 129,99 (Tangle Frame Bag)

130/290

Web

Maße [mm]

www.revelatedesigns.com

216 x 64 x 127/502 x 60 x 102

SKS

EXPLORER EDGE

SKS ist schon lange bekannt für seine hochwertigen Luftpumpen. Mit der Explorer Edge ist das Unternehmen nun auf dem besten Wege, sich auch im Taschensegment einen ähnlichen Namen zu machen. Per Klettstraps wird die Tasche einfach bombenfest am Rahmen befestigt. Der Innenraum ist zur besseren Sortierung mehrfach unterteilt und von einer Seite per hochwertigem Reißverschluss zugänglich. Das Taschenmaterial ist wasserabweisend und einfach zu reinigen. Volumen [l]

Preis [€]

1

UVP 22,99

Gewicht [g]

Web

143

www.sks-germany.com

Maße [mm] 280 x 60 x 120 64 Fahrrad News

MAG-TANK / TANGLE FRAME BAG


BIKEPACKING // PRODUKTE

VAUDE

AQUA BOX LIGHT

Alles Kleine, Nötige findet in der wasserdichten Aqua Box Light von Vaude Platz. Befestigt wird sie mit zwei Straps am Lenker, zusätzlich kann man sie beim Verschließen auch noch am Vorbau fixieren. Wir empfehlen diese zusätzliche Befestigung zwecks besserem Sitz, auch wenn dadurch das Packvolumen deutlich reduziert wird. Im Lieferumfang enthalten ist ein Schultergurt. Die Tasche kann damit als Umhängetasche genutzt werden, lässt sich allerdings dann nicht mehr wasserdicht verschließen. Volumen [l]

Preis [€]

4

UVP 60

Gewicht [g]

Web

140

www.vaude.com

Maße [mm] 150 x 260 x 140

ORTLIEB

ACCESSORY-PACK / HANDLEBAR-PACK 9L

Ob die große Handlebar-Pack oder die kleinere Accessory-Pack: Beide sind perfekt aufeinander abgestimmt, lassen sich miteinander kombinieren, aber auch einzeln verwenden. Die Accessory-Pack kann darüber hinaus als Schulter- oder Gürteltasche verwenden. Die Handlebar-Pack ist in der hier gezeigten 9-Liter-Version und in einer 15-Liter-Version erhältlich. Dank Kompressionsriemen lässt sich das Gepäck gut zusammenzurren. Beide sind Ortlieb-typisch wasserdicht. Volumen [l]

Preis [€]

3,5/9

UVP 54,99 (Accessory-Pack)

Gewicht [g]

UVP 99,99 (Handlebar-Pack)

202/350

Web

Maße [mm]

www.ortlieb.com

500 x 170 x 50/450 x 160 x 160

LEZYNE

BAR CADDY

Sie ist leicht, bezahlbar, lässt sich schnell und sicher am Lenker befestigen und nimmt ordentlich Gepäck auf. Lezyne hat es mit dem Bar Caddy verstanden, eine modische Tasche für den Reiseradler zu machen. Der Zugang ist seitlich von links und rechts möglich. Der Inhalt ist vor Wasser geschützt, der Radler wird dank diverser Reflektoren bei Dunkelheit schneller gesichtet. Unter den außen liegenden Zugschnüren lassen sich während der Fahrt Handschuhe, Stirnband etc. schnell verstauen. Volumen [l]

Preis [€]

7

UVP 49,95

Gewicht [g]

Web

248

www.lezyne.com

Maße [mm] 8 x 60 x 115 Fahrrad News 65


PORTRÄT // ACROS

Die Lagerspezialisten HAUSBESUCH BEI ACROS

Zahlreiche Fahrradfahrer sind bereits einmal mit Acros in Berührung gekommen – zumindest unbewusst. Denn die Spezialität der schwäbischen Firma verbirgt sich im Inneren eines jeden Bikes: der Steuersatz. Dass Acros sich dabei alles andere als zu verstecken braucht, zeigt ein Blick hinter die Kulissen am Firmenstandort in Renningen, rund 30 Kilometer südwestlich von Stuttgart. Text Werner Müller-Schell Fotos David Schultheiß

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ACROS // PORTRÄT

Auf den ersten Blick ist es das Zusammenspiel aus Gabel, Lenker und Vorbau, dem an einem Fahrrad die wesentliche Rolle beim Steuern zukommt. Doch das ist zu einfach gedacht. Um ein unter allen Bedingungen flüssiges und leichtgängiges Lenken zu ermöglichen, braucht es ein weiteres entscheidendes Bauteil, das im Gegensatz zu den genannten Parts die meiste Zeit eines Fahrradlebens versteckt im Inneren des Steuerrohrs seine Arbeit verrichtet. Klein, unsichtbar und vor allem eines: zuverlässig. „Tatsächlich beschäftigen sich die meisten Leute erst mit dem Steuersatz, wenn er kaputt ist oder wenn er zu knacken und quietschen beginnt. Dabei ist er mit seinem Einfluss auf die Lenkbewegung entscheidend dafür, dass sich der Fahrer komplett auf die Strecke fokussieren und sicher radeln kann“, erklärt Axel Brunst. Der 25-Jährige ist verantwortlich für den Bereich Marketing und Kommunikation bei einem der größten Hersteller für Fahrradsteuersätze überhaupt: Acros. Seit 1999 gibt es die Marke bereits, die im beschaulichen Ren­ ningen, rund 30 Kilometer südwestlich von Stuttgart, beheimatet ist. In den vergangenen 20 Jahren hat man sich dabei allerdings nicht nur zum Spezialisten für Steuersätze entwickelt: Heute gilt Acros als Experte für so gut wie alle drehenden Teile am Fahrrad: Neben Steuersätzen zählen so Innenlager, Laufräder, Naben, Pedale sowie Lenker, Vorbauten und Griffe zum Portfolio. „Die Steuersätze in ihren verschiedensten Ausführungen sind aber unser Kerngeschäft. Hier gehören wir in Europa bei zahlreichen Radmarken schon von vorneherein zur Basisausstattung, wenn das Rad ausgeliefert wird“, erzählt Brunst.

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EXPERTISE FÜR ALLE DREHENDEN TEILE Dass man sich genau auf diesen Bereich spezialisiert hat, hat mit der erweiterten Unternehmensgeschichte zu tun. Denn schon vor der Markengründung 1999 blicken die Macher bei Acros bereits auf

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1 Die Montage vieler Acros-Produkte findet am Firmenstandort in Renningen statt. 2 Das Einpressen der Lager in die Steuersatzschale geschieht per Hand. 3 Das am besten sichtbare Steuersatzteil ist die Vorbaukappe. 4 Erwin Botosch (rechts) leitet seit einigen Jahren das operative Geschäft von Acros.

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PORTRÄT // ACROS

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ALS PASSIONIERTE RADENTHUSIASTEN SITZEN WIR LIEBER IM SATTEL ALS AM SCHREIBTISCH.

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5 Die im Haus ansässige Produktion ermöglicht einen effektiven Ablauf und bietet die Möglichkeit, innovatives Gedankengut direkt umzusetzen.

knappe zwei Jahrzehnte Industrieerfahrung zurück. Seit 1982 gibt es die Mutterfirma HWG. Horst Weidner gründete damals das Familienunternehmen, das zunächst als Handelshaus für Wälzlager aktiv ist, aufgrund des gestiegenen Bedarfs an Sonderteilen aber bald eine eigene Fertigung in Betrieb nimmt. Heute ist HWG ein global operierendes Unternehmen, die hier gefertigten Lagerteile kommen in zahlreichen Industriezweigen wie etwa der Autoindustrie

oder der Raumfahrt zum Einsatz. „Da gibt es schon einmal Lager, die einen halben Meter Durchmesser haben – dagegen ist der Steuersatz am Bike recht klein“, schmunzelt Brunst. Trotzdem liegt der Einstieg in den Fahrradsektor bald nahe – auch aus persönlichen Interessen des damaligen Juniorchefs und heutigen Firmeninhabers Frank Weidner, einem begeisterten Radfahrer, wie Brunst sagt: „Wir hatten schon länger die Fahrradindustrie beliefert, wollten aber unsere eigenen Produkt­ ideen verwirklichen. 1999 wurde daher unter dem Dach von HWG offiziell Acros gestartet.“ Das Premierenprodukt ist allerdings noch kein Steuersatz, sondern eine Mountainbike-Federgabel namens Mamba. „Der erste Steuersatz folgte aber kurze Zeit später, und so hat sich nach und nach alles entwickelt: Irgendwann haben wir begonnen, die ersten Naben zu bauen, und uns dann recht schnell dafür entschieden, dass unsere Expertise alle drehenden Teile am Fahrrad sind – weil wir dieses Know-how in Sachen Lager eben seit Jahren haben“, so der Acros-Experte. Ein Know-how, das schnell für Erfolg sorgt. Und dafür, dass Acros mittlerweile eine der Referenzen auf dem Markt ist – wie etwa neben den Steuersätzen auch andere Produkte wie das jüngst veröffentlichte Urban-Pedal oder die in den vergangenen Jahren vorgestellten Carbon-Komplettlaufradsätze. 22 Mitarbeiter zählt man inzwischen, davon tüfteln fünf Ingenieure tagtäglich daran, die aktuellen Produkte zu verbessern und neue zu entwickeln. „Wobei wir tatsächlich momentan den Großteil unserer Energie in die Weiterentwicklung von Steuersätzen stecken. Das Bauteil ist einfach höchst komplex“, fährt er fort.


ACROS // PORTRÄT

Kann man das Lager neu erfinden? Wie komplex, zeigt ein Blick in das Innenleben des Acros-Firmengebäudes: Der Klang von CNC-Fräsmaschinen, Laser- und Metallarbeiten erfüllt die Räumlichkeiten. Kisten mit verschiedensten Aluminium- und Stahlkomponenten sind fein säuberlich sortiert. Neben Produktionsstandorten in Asien erleben zahlreiche Produkte hier in Renningen den kompletten Zyklus – von der Idee bis hin zur Entwicklung am Rechner, von der Prototypenfertigung bis hin zur finalen Montage. Die im Haus ansässige Produktion ermöglicht dabei nicht nur einen flexiblen, zeitnahen und effektiven Ablauf, sondern bietet auch die Möglichkeit, frisches und innovatives Gedankengut direkt umzusetzen. Und auch getestet werden können neue Produkte direkt: „Das heimische Trailnetz beginnt direkt um die Ecke und dient nicht nur etlichen Praxis- und Erfahrungstests, sondern entfacht die von uns gelebte Bikebegeisterung tagtäglich aufs Neue“, wie Brunst sagt und mit einem Augenzwinkern anfügt. „Als passionierte Radenthusiasten sitzen wir lieber im Sattel als am Schreibtisch.“ Eine Frage treibt das AcrosTeam dabei tagtäglich an: Kann man den Steuersatz am Fahrrad neu erfinden? Die Antwort ist „jein“. Zwar würden viele Komponenten über Jahre gleich bleiben, dennoch gebe es stetige Verbesserungen. Wie es in der Natur des Steuersatzes liege, würden solche Innovationen dabei oftmals unbemerkt bleiben – etwa, wenn eine neue Dichtung entwickelt werde. „Eine der größten He­ rausforderungen für uns derzeit ist beispielsweise das Eindringen

von Wasser. So arbeiten wir da­ ran, dass Fahrräder auch dem kräftigen Strahl eines Hochdruckreinigers standhalten können, ohne dass Lager und Steuersatz durch den enormen Druck Schaden erleiden“, so Brunst. Es kommt nicht

von ungefähr, dass man für die Zukunft daran arbeiten will, neben der Technik auch die Bekanntheit eines der wichtigsten, zugleich aber unscheinbarsten Bauteile am Fahrrad zu verbessern: dem Steuersatz.

6 Während viele Marken ihre Pro­dukte mit Aufklebern kennzeichnen, werden die Grafiken bei Acros per Laser in das Eloxal gebrannt.

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Bikes

& Beer t s r u w t a r B &

AUF GRAVEL-TOUR IN DER FRÄNKISCHEN SCHWEIZ Text Johannes Haidn Fotos Stephan Peters, Martin Donat


FRÄNKISCHE SCHWEIZ // REISE

Ich gebe zu: Die Überschrift „Bikes & Beer & Bratwurst“ stammt nicht aus meiner Feder. Ich hätte jedoch keine passendere für meinen kurzen Aufenthalt in der Fränkischen Schweiz, genauer gesagt in Streitberg, finden können. Der Fürther Fahrradgroßhändler Cosmic Sports lud im vergangenen Spätsommer zu einer Produktpräsentation unter besagtem Motto ein. Der Schwerpunkt der Veranstaltung: Gravel Bikes.

Sport, Erholung und Kulinarik Das Navi zeigt mit Ausgangspunkt Deggendorf eine Fahrzeit von le­diglich zwei Stunden und zehn Minuten an. So nah liegt die Fränkische Schweiz, und dennoch habe ich es bisher noch nie geschafft, dort Urlaub zu machen. Doch auch von der Frankfurter oder Stuttgarter Ecke braucht man kaum länger, selbst von Nürnberg aus ist der Weg in die Fränkische Schweiz nur ein Katzensprung. Von Forchheim kommend, fah­re ich im Wiesenttal ins Herz der Region. Links und rechts ragen die Berge bis zu 200 Meter in die Höhe, auf der Spitze steht häufig eine intakte Burg bzw. ein Schloss oder eine Ruine. Nicht umsonst liegt die Fränkische Schweiz auf der Burgenstraße, die sich von Mannheim bis in die Tschechische Hauptstadt Prag schlängelt. Weniger offensichtlich, doch in dieser Region allgegenwärtig sind unzählige Höhlen und Kletterfelsen. Erstere trugen mitunter dazu bei, dass Anfang des 19. Jahrhunderts der Tourismus in die Region kam. Die Kletterer kamen deutlich später, doch mittlerweile zählt das Gebiet zu den attraktivsten und besterschlossensten Kletterrevieren der Welt und es gibt Touren in allen Schwierigkeitsgraden. Doch was wäre ein Urlaub ohne Kulinarik? Womit wir wieder bei der Überschrift „Bikes & Beer & Brat-

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wurst“ angelangt wären. Mit über 70 Brauereien hat die Regi­on weltweit die höchste Brauerei­ dichte, hinzu kommen 270 Brennereien und die weit über die Grenzen bekannte fränkische Bratwurst.

Warum wir eigentlich hier sind Fast hätte ich vergessen, warum ich eigentlich hierher gekommen bin. Doch beim Gespräch mit unseren Guides Norman und Flo wird mir schnell klar, dass sich diese Region perfekt mit dem Fahr-

rad erkunden lässt. Insgesamt elf Rund- und Zielwege zwischen 29 und 106 Kilometern beinhaltet die offizielle Broschüre der Tourismuszentrale – allesamt gut ausgearbeitet mit Verleih- und Servicestationen. Und natürlich kann man sich auch selbst zahlreiche Routen zusammenstellen. Unsere erste Tour führt uns in weiten Teilen entlang des Flusses Wiesent in Richtung Südwesten. Auf Asphalt- und Schotterstraßen sind wir mit unseren Gravel Bikes flott unterwegs. Diese Gegend ist übrigens das größte Kirschanbau-

1 Die Fränkische Schweiz bietet Radfahrern Touren in allen Varianten.

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Mit über 70 Brauereien hat MAN weltweit die höchste BRAUEREIDICHTE.

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gebiet Deutschlands – ein Besuch in den Frühjahrsmonaten würde sich also sicherlich lohnen. Bei unserem Besuch im Spätsommer ist die Kirschernte längst abgeschlossen, dafür werden wir mit dem feinen Duft der Apfelbäume entschädigt. Immer wieder queren wir die Bahnlinie, auf der zwischen Behringersmühle und Ebermannstadt am Wochenende Fahrten mit der historischen Dampfbahn stattfinden, bis wir schließlich unseren Wendepunkt, Pretzfeld, erreichen. Mike Schmitt, der Braumeister der kleinsten Handwerksbrauerei der Region, erwartet uns bereits und gibt uns einen Einblick in die Welt der Biere und der Braukunst. Leider sind wir für eine ausgiebige Bierprobe mit den falschen Unter72 Fahrrad News

sätzen vor Ort, doch ein süffiges und bekömmliches Radler und ein altfränkisches Biergulasch geben uns Kraft für die bevorstehende Heimfahrt flussaufwärts. Am nächsten Tag ist es erst einmal vorbei mit dem Genussradeln – die Fränkische Schweiz zeigt sich nun von ihrer anstrengenden Seite: Die Anstiege hinauf zu den Burgen und Schlössern sind zwar höchstens 200 Meter hoch, doch in Sachen Steigung teilweise recht giftig. Oft bin ich im ersten Gang meines Gravel Bikes unterwegs. Oben angekommen, wird man jedoch für seine Mühen entschädigt: Egal, auf welcher Burg bzw. Ruine wir sind – die Aussicht ist immer grandios. Und auch zwischen den Berggipfeln findet man immer wieder Weg-

weiser zu Höhlen, deren Besuch absolut lohnenswert ist. Doch Vorsicht bei der Tourenplanung, denn mit diversen Besuchen von Burgen, Höhlen und Brauereien kann sich die Tour schnell mal bis in den Abend hineinziehen.

2 Beim GravelBiken in der Fränkischen Schweiz gehört oft auch der Besuch der ein oder anderen Burgruine zum Streckenprofil.

Warum in die Ferne schweifen?

3 Das hügelige Gelände bietet zahlreiche Aussichtspunkte. Aber Achtung! Die Anstiege sind oftmals sehr steil.

Diese Frage habe ich mir nach dem Aufenthalt in der Fränkischen Schweiz schnell gestellt. Von Land und Leuten begeistert, war ich sicher nicht zum letzten Mal in dieser Gegend. Zumal ich die Kirschblüte miterleben, sämtliche Biere und Brände probieren, andere Kletterrouten kennenlernen möchte … Bis bald also! Es gibt viel zu entdecken und zu bestaunen.


FRÄNKISCHE SCHWEIZ // REISE

MEIN RAD IN DER FRÄNKISCHEN SCHWEIZ Salsa Journeyman Claris 650 Überwiegend war ich bei meinem Kurztrip mit dem Salsa Journeyman unterwegs. Das Rad ist ein sogenanntes Gravel Bike und eignet sich für den Bereich von Asphalt bis leichtes Gelände. Die Sitzposition ist sportlich, jedoch deutlich aufrechter und komfortabler als auf einem Rennrad. Bei Bedarf lässt sich das Rad mit Gepäckträger oder diversen anderen Taschen beladen so­wie mit Schutzblechen bestücken. Der Fahrertyp sollte sportlicher Natur sein und über eine gute Grundfitness verfügen. Dann lassen sich auch die teils steilen Anstiege mit bis zu 200 Höhenmetern in der Fränkischen Schweiz gut meistern. Ein Spaßbereiter ist es durch sein leichtfüßiges Handling auf den oft welligen und kurvigen Wegen.

Preis 3

UVP 999 € Web www.salsacycles.com

Egal, auf welcher Burg wir sind – die Aussicht ist immer grandios. Fahrrad News 73


REISE // ST. MORITZ

TRAILGENUSS

ENGADIN ST. MORITZ Ehrwürdig erhaben späht „Guardiaun Grischun“, der in Bronze gebannte Steinbock, von einem Felsvorsprung am Piz Nair von 3.056 Meter Höhe ins Engadin. Für viele der persönliche Höhenrekord mit dem Bike. Text Holger Schaarschmidt Fotos Stefan Schopf

Kaum einen anderen Ort der Alpen verbindet man mehr mit Chic und Glamour als St. Moritz. In der Einkaufsmeile glitzern und glänzen Gucci, Prada und BlingBling – so meine Vorstellung. Doch schon der erste Eindruck belehrt mich eines Besseren. Zwar liegen Luxus und Extravaganz in der Luft des mondänen Kurorts, doch man spürt auch etwas anderes: „Die­se Berge. Diese Seen. Dieses Licht.“ Treffender als der Slogan der „Tourismusorganisation Enga­ din St. Moritz“ könnte man es nicht ausdrücken.

ELEGANTES ST. MORITZ Mit einem dezenten Rütteln und Rauschen verlassen wir mit der Standseilbahn Chantarella Corviglia das schicke St. Moritz und tauchen ein in die Engadiner Bergwelt. In Minutenschnelle erreichen wir die Bergstation, steigen um in die Luftseilbahn zum Piz Nair und finden uns kurz darauf in 3.056 Meter Höhe wieder. Für viele Mountainbiker wahrscheinlich der persönliche Höhenrekord, den man jemals mit dem Bike erreicht 74 Fahrrad News

1 Strahlender Sonnenschein in den Schweizer Alpen – wo lässt es sich besser mit dem E-Mountainbike auf Tour gehen? 2 Das ist episches Mountainbiken: die Livigno-Alpen im Hintergrund und der St. Mo­ rit­zersee in der Talsenke.

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St. Moritz ist nicht nur ein Paradies für Biker, hier kommen die verschiedensten Sportler, Naturliebhaber und Genussmenschen zusammen.


ST. MORITZ // REISE

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haben wird. Ehrwürdig erhaben späht „Guardiaun Grischun“, der in Bronze gebannte Steinbock, von einem Felsvorsprung ins Engadin, erblickt die imposanten Albula-Alpen sowie die mit gleißend weißen Schneegipfeln und mystisch blau schimmernden Gletschern bedeckte Bernina-Gruppe mit dem 4.049 Meter hohen Piz Bernina, das in den Granit geschnittene Bergell und die Livigno-Alpen mit ihrer von Nationalparks überzogenen Wildnis. Atemberaubend! In der breiten Talsohle präsentieren sich die trinkwassersauberen, tiefblauen Oberengadiner Seen, der Ursprung des Inn. Bei guter Fernsicht erkennt man zudem den Ortler in Südtirol, die Wildspitze und den Großvenediger in Österreich, die Zugspitze und sogar den Monte Rosa und das Matterhorn im Westen. Noch überwältigender als das Panorama, sorgen die vor uns liegenden Trails beinahe für euphorische Schnappatmung. Wir steigen direkt in den ersten Singletrail ein, queren auf einem schmalen Pfad ein Geröllfeld, um sogleich rasant bergab über Steinplatten, technische Passagen und Kurven gen Tal zu rauschen. Das Ende dieses noch fahrtechnisch fordernden Trails ist der Anfang des ersten Flowtrails an der Bergstation Corviglia. Schon nach den ersten Kurven spürt man: Hier haben erfahrene Trailbauer, die ihr Handwerk beherrschen, die Schaufel geschwungen. Feinste, sauber angelegte Kurven, kleine Sprünge, abwechslungsreiche Rich­ tungswechsel auf 480 Tiefenmetern führen auf der ehemaligen Olympiapiste von 1948 – daher der Beiname Olympia-Flowtrail – über herrliche Almwiesen und durch schroffes Felsgelände in wilde, bezaubernd duftende Arvenwälder. So macht Biken Spaß! Fahrrad News 75


REISE // ST. MORITZ

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TRAILS UND FLOW Unten angekommen, nehmen wir sogleich die nächste Bahn zur Corviglia. Wir sind im Bergrausch. Auch der WM-Flowtrail überzeugt mit perfekt gebauten Kurven, sauber angelegten Anliegern und inszenierten Sprüngen. Über eine Schotterstraße gelangen wir vom Trailende über die idyllisch gelegene Alp Suvretta zum Abschluss der Trail-Trilogie: dem Foppettas Flowtrail. Die Kombination aus Kurven und Wellen wurde perfekt in den lichten Nadelwald eingebettet. Elemente aus Holz und kleine Sprünge würzen das Flowerlebnis. Und plötzlich befinden wir 76 Fahrrad News

3 Am Piz Nair beginnt einer der spektakulärsten Trails der Region. Dort im Sonnenaufgang zu starten, ist eines der Highlights. 4 Oberhalb der Baumgrenze biken – ein Gefühl von Freiheit.

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uns unten im Tal, mit einem nur durch die Ohren unterbrochenen Grinsen im Gesicht, und kurbeln zurück nach St. Moritz. Mit der Alto Bar finden wir einen Ort mit Flair und guter Aussicht, direkt am Ausstieg der Standseilbahn Chantarella. Wir stärken uns mit einer Ladung Koffein, heißer Schoki und leckeren Snacks. Hier trifft sich die Bikerszene und man kommt rasch ins Gespräch. Es wird allerlei Bikerlatein ausgetauscht: Tourentipps, Highlights … Mit neuen Inspirationen und Energie starten wir zur Nachmittagstour. Alle Trails noch einmal – wir spüren schon Trail­entzug.

PANORAMA-E-BIKING Am nächsten Tag begleitet uns Silvan von der Tourismusorganisation Engadin St. Moritz zu einem der Highlights abseits der Lifte. Der anspruchsvolle Trail ist Teil der Via Engiadina, eines Pano­ rama-Weitwanderweges, der als Höhenweg vom Unterengadin bis zum Malojapass führt. Die zur Verfügung gestellten E-Bikes erleichtern das Vorankommen beachtlich, zumindest auf den ersten Kilometern bergauf zur Alp Suvretta. Auch eine kurze Schiebepassage um einen Felsen ist dabei. Der Trail ist nichts für Sonntagsradler, der Ausblick dagegen schon.


ST. MORITZ // REISE

INFORMATIONEN Destination Engadin St. Moritz Tourismus AG www.engadin.ch Alpine Region Bernina-, Livigno-, Albula-Alpen Badegewässer Lej Marsch, Lej da Staz 5

Regionale Küche Capuns, Pizzoccheri Mitbringsel Engadiner Nusstorte Veranstaltungen Vaude Engadin Bike Giro: 28.–30.06.2019, Swiss Epic: 20.–24.08.2019; Nationalpark Bike Marathon: 31.08.2019 Must-See Piz Nair Sunrise (3.056 m ü. M.) Must-So Flowtrails auf Corviglia, Bahnentour Engadin St. Moritz

5 Die Via Engiadina windet sich als Höhenweg durch das ganze Engadin – einer der schönsten Abschnitte ist der finale entlang der Oberenga­diner Seen.

Wir treffen einige Wanderer. Respektvoll grüßt man sich und tauscht sich aus. Unser Guide erwähnt, dass alle Wege in Graubünden von Wanderern und Bikern gleichermaßen benutzt werden dürfen, solange keine explizite Sperrung vorliegt. In der Ferienregion Engadin St. Moritz werden in einigen Bereichen mit hohem Touristenaufkommen allerdings Entflechtungen geprüft, damit Wanderer und Biker jeweils ungestört reine Wanderwege oder eben auch reine Biketrails genießen können. Ich beobachte den See und sehe eine Vielzahl von Kitern und Windsurfern, die gegen Abend

die guten Windverhältnisse ausnutzen. Die Ferienregion Engadin St. Moritz ist nicht nur ein Paradies für Biker, meint Silvan, hier kommen die verschiedensten Sportler, Naturliebhaber und Genussmenschen zusammen. Apropos Genuss: Um den Tag perfekt zu machen, zeigt uns unser Guide noch das beste Restaurant für leckere Bündner Capuns und Pizzoccheri della Valtellina. Nach unserem leider nur kurzen Intermezzo in der Ferienregion Engadin St. Moritz hat sich mein Bild von der Region gewandelt: Wenn ich nun von High Society spreche, dann nur wegen der Höhenlage oder der berauschenden Trails.

Einzigartig Quelle des Inns auf dem Pass Lunghin (2.644 m), Schnittpunkt dreier kontinentaler Wasserscheiden; außerdem: Piz Bernina (4.049 m) – einziger Viertausender der Ostalpen Guiding-Unternehmen Bike School Engadin, Samedan, www.bikeschool-engadin.ch Kartenmaterial Kompass N°99 „Oberengadin“ Hoteltipp Cresta Palace Hotel**** www.crestapalace.ch

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REISE // MONTAFON

Kultur trifft Bergliebe MIT DEM E-MTB IM MONTAFON

„Mit Rückenwind über Berg und Tal“ heißt einer der Werbeslogans des Montafons in Sachen Mountainbike-Tourismus. Das kommt nicht von ungefähr, denn besonders mit dem E-Mountainbike lassen sich die Touren in dem im äußersten Westen Österreichs gelegenen Bergtal perfekt erkunden. Bei unserem Besuch in Vorarlberg haben wir dabei allerdings noch viel mehr entdeckt als nur Trailspaß und Rückenwind: Denn ein Radurlaub zwsichen Bielerhöhe und Bludenz lässt einen in eine Region eintauchen, die für Biketouristen auch kulturell sehr viel zu bieten hat.

Text Norman Bielig Fotos Andreas Meyer

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MONTAFON // REISE

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Im Montafon ist man sich der eigenen Kultur und Tradition in be­ sonderem Maße bewusst. Schließlich kann die Vorarlberger Region bereits auf eine 5.000-jäh­rige Besiedlungsgeschichte zu­ rückblicken. Im Friegawald am Bar­ tholomäberg finden sich Überreste einer mächtigen, bronzezeitlichen Burganlage. Auch die älteste Barockkirche des Tals findet sich hier, ebenso wie eine längst stillgelegte Erzbergwerkanlage, die Besuchern noch immer zugänglich ist. Doch wenden wir uns der Gegenwart zu … Auch in dieser beginnen wir am Bartholomäberg. Eignet er sich doch perfekt, um sich ganz auf das Montafon, seine Kultur, Geschichte und auch Kulinarik einzustellen.

RUND UM DEN ITONSKOPF Die Tour rund um den Itonskopf – so heißt der Gipfel des Bartholomäbergs – ist trailreich und doch noch nicht zu anspruchsvoll für ein erlebnisreiches Warmfahren. Der Anstieg zum Traileinstieg lässt sich gut pedalieren – lediglich das Alpengasthaus Rellseck lassen wir vorerst schweren Herzens links liegen. Nach etwa 500 Höhenmetern erreichen wir einen Sattel, von dem aus wir bereits bis zum Arlbergpass blicken können. Die Alpe Latons ist unser erstes Zwischenziel knapp 150 Höhenmeter unterhalb des Sattels. Typisch für die Region entsteht hier der Montafoner Sura Kees – ein Sau-

1 Der Bartholo­ mäberg: perfekt, um sich mit einer Tour auf das Montafon, seine Kultur, Kulinarik und Geschichte einzustellen. 2 Die Scheidseen nahe der Neuen Heilbronner Hütte markieren den Übergang ins benachbarte Verwalltal.

ermilchkäse. Er ist fettarm, aber äußerst eiweißreich. Während der Habsburger Zeit im 13. Jahrhundert, als die Montafoner Bauern gezwungen waren, Butter und Butterschmalz an die Obrigkeit abzuliefern, entwickelte sich die spezielle Käsesorte, bei deren Herstellung beides entstand. Gut genährt, erreichen wir 20 Minuten später, an einem weiteren kleinen Sattel den Trail rund um den Itonskopf. Auf der Höhe wellig und anschließend flowig, zieht er sich um den Berg. Am Trailende angekommen, folgen wir dem Wegweiser in Richtung Fritzensee und treffen auf eine Sonderform der Almlandschaft, die das gesamte Montafon prägt. Maiensäß wird sie genannt – es Fahrrad News 79


REISE // MONTAFON

ders wegen ihrer Ähnlichkeit mit einer Schweizer Ikone – deshalb wird sie auch liebevoll als das „Montafoner Matterhorn“ bezeichnet. Wir haben Glück, denn heute geht die Sonne direkt am Westgrat der Zimba unter – ein spektakulärer Anblick.

IN HOCHALPINEN GEFILDEN

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handelt sich dabei um eine gerodete Fläche, meist auf einer Höhe zwischen 1.200 und 1.600 Metern, also noch unterhalb der Baumgrenze. Dazu gehörten meist ein kleines Haus und ein Stall, welche als Ensemble dorfähnliche Strukturen, meist sogar mit Kirche, aufweisen. Die kleinen Hütten hier um den Fritzensee können zum Teil von Touristen gemietet werden – und bieten einen Aufenthalt mitten in der Natur mit traumhaften Panoramablicken über Silvretta und Zimba. Am See angekommen, ruhen wir uns aus – ein Floß liegt be80 Fahrrad News

reit für eine ursprüngliche Art des Stand-up-Paddlings, die auch wir versuchen. Leider unterschätzen wir wohl unser Gewicht, und mehr und mehr Wasser fließt auf unser Floß, bis es sich schließlich so weit neigt, dass wir uns ganz erfrischen – wenn auch ungewollt. Um wieder warm zu werden, radeln wir in der letzten Sonne des Tages weiter zum Berggasthof Rellseck – und dieses Mal halten wir auch an. Gegenüber liegt die Zimba, die höchste Erhebung der Vandanser Steinwand im Rätikon. In der Region berühmt ist die Zimba beson-

3 Zahlreiche Tourenoptionen erlauben E-MTB-Fahrspaß für alle Alters- und Leistungsklassen.

Das Thema Genuss und Kulinarik nimmt man ernst im Montafon; nicht nur auf den Alpen, in den Höhenlagen. Nein, auch im Tal. So sitzen wir im Garten des Alpenhotels Montafon beim ausgiebigen Frühstück mit Blick auf den Bartholomäberg und das Hochjoch. Die Hochjochbahn befördert im Sommer übrigens auch Mountainbikes. Oben an der Bergstation erwartet Biker nicht nur ein unglaublicher Ausblick, sondern auch das Bergsportzentrum mit Einstieg in einen flowigen Trail. Ein Pumptrack bei der Hochjochbahn rundet das Bikeangebot ab. Geleitet werden geführte Mountainbiketouren oft von Markus Fessler-Jenny. Er ist Bikeguide und quasi der sportliche Tausendsassa im Team des Montafon Tourismus, für den er seit 13 Jahren tätig ist. Heute führt er uns zur Neuen Heilbronner Hütte im Verwall. Den Weg vorbei am Stausee Kops bewältigen wir mit dem E-Mountainbike. Die Illwerke, der Betreiber des Wasserkraftwerkes dieses Stausees, hat bis zum See eine asphaltierte Straße angelegt. Schmal und sehr angenehm für den Aufstieg schlängelt sich diese durch dichten, sattgrünen Wald. Von dem Guide erfahren wir, dass sich das Montafon auf Aktivtouristen fokussiert; auf Menschen, die Natur und Kultur einer Region sportlich erfahren


MONTAFON // REISE

Wir sind hier eine Region für aktive Genießer.

möchten, beispielsweise mit dem E-Bike. „Wir sind hier eine Region für aktive Genießer, und mit dem Verleih und Guiding können wir den Sport richtig pushen“, erzählt uns Markus begeistert. Über ein Kooperationssystem können die Gäste die leeren Akkus der geliehenen E-Bikes an zahlreichen Restaurants, Almen und Unterkünften gegen volle wechseln. Zur Heilbronner Hütte, vorbei an der malerisch gelegenen Ver-

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bellaalpe, eröffnet sich uns ein kleines Paradies. Der letzte Anstieg hat es allerdings in sich, und so freuen wir uns ganz besonders auf die kleine Kneipp­anlage direkt neben der DAV-Hütte, die als beliebte Übernachtungs- und Einkehrmög­lichkeit auf der populären Transalp-Strecke Oberstdorf– Gardasee liegt. Bei Kaffee und Kuchen sitzen wir auf der Terrasse mit Hüttenwirt Fredi Immler. Der 70-Jährige ist ein sportliches Multitalent und führt im Winter mit seiner Frau eine Skischule. Gerade als er zu einer weiteren Berggeschichte ausholt, kommen Angler von den nahe gelegenen Scheidseen mit ihrem Fang hinauf. Regelmäßig setzen sie hier Regenbogenforellen aus einer Zucht im Tal ein, um vor der alpinen Kulisse ihrem Hob­ by zu frönen. Das ist dann wohl der Moment, wo man sich aufhört zu fragen, warum man mit einem Rad in die Berge fährt. Manchmal braucht es eben keine Erklärung – der Augenblick genügt.

4 Die vielen Alm­hütten er­möglichen nicht nur tolle Pano­ rama­momente, sondern auch zünftige Brot­ zeiten.

INFORMATIONEN Destination Montafon Tourismus GmbH www.montafon.at Alpine Region Silvretta, Rätikon, Verwall Regionale Küche Polmanudla Mitbringsel Montafoner Sura Kees Veranstaltungen M3 Montafon Mountainbike Marathon: 26.–27.07.2019, www.montafon.at/m3 Must-See Tour #1: Flowig rund um den Itonskopf Tour #2: Zur Neuen Heilbronner Hütte Must-Do Teilnahme an einem BergePLUSProgramm, das ganzjährige Gästeprogramm für sportliche Naturliebhaber Einzigartig Die Alm heißt hier Alpe, meint aber dasselbe, nur eben auf Alemannisch. Guiding-Unternehmen Montafon Tourismus GmbH www.montafon.at Kartenmaterial Kompass N°32 „Montafon“ Weitere Infos zur Region, zu Hotels und Touren: www.mtb-travel.de

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Foto Messe Friedrichshafen/ Felix Kaestle

Die nächste

erscheint am 28. August 2019

VORSCHAU Fo to E

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Test Fahrrad-Trends 2020 – Die Räder der neuen Saison im Check

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Report Urban Mobility Media Days – zu Besuch auf der Messe für City Biker Gesundheit Ergonomischer im Sattel – so macht Radfahren Spaß

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IMPRESSUM Fahrrad News erscheint in der

Druck Mayr-Miesbach, Miesbach

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Erscheinungsweise 4 x pro Jahr

Dies gilt uneingeschränkt ebenfalls für alle

Lektorat Helga Peterz

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