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Die Haubengärtner

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Neue Produkte

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Wenn hochdekorierte Topgastronomen im Osten Österreichs für ihre Speisekarte nach besonders originellem oder hochwertigem Obst und Gemüse suchen, wird manchen selbst der gut sortierte Naschmarkt zu banal. Auch reichlich belohnte Foodhunter, Trüffeljäger und Beerensammler können diese Not kaum lindern.

Als Geheimtipp wird hier jedoch unter Eingeweihten seit nunmehr bereits rund drei Jahrzehnten die Adresse einer gut verborgenen Gärtnerei in Stetten bei Korneuburg weitergereicht wie eine Schatzkarte unter Piraten. Von Chef zu Sous-Chef sozusagen und nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Sogar unter dem Radar mancher gewöhnlich gut informierten Food-Journalisten wachsen hier Obst- und Gemüsesorten, die noch nie das Licht der Selbstbedienungsregale erblickt haben. Denn dieser Familienbetrieb ist nicht nur Hoflieferant der heimischen Sterne-, Hauben- und Gabelsammler, sondern auch die Quelle so mancher Food-Trends des letzten Vierteljahrhunderts. Waltraud und Michael Bauer, beide seit ihren Boku-Tagen unheilbar am Gartenvirus erkrankt, haben hier schon 45 Tomatensorten gezogen, als Paradeiserraritäten im Supermarkt noch undenkbar waren. Michael Bauer hat in Österreich schon 1984 Chicorée als Gemüse salonfähig gemacht, alten, fast vergessenen Apfelsorten ein Comeback ermöglicht und die heute supermodernen „Microgreens“ wie Erbsensprossen und sehr spezielle Kressen angeboten.

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Die geschmacksexplosiven Erdbeersorten „Mitzi Schindler“ und „Mara de Bois“ sind hier aktuell zu haben, der trendige Wildbrokkoli „Spigarello“, runde Karotten, weiße Radieschen, gelbe Wassermelonen und grünes Salzkraut der Sorte „Mönchsbart“. Aber auch Duftgeranien, Keniabohnen, brasilianischer Sauerklee, Gurkenmelonen, römischer Schildampfer... Nicht zu vergessen kleine, gelbfleischige Erdäpfel, derentwegen auch große Namen des Michelin immer wieder nach Stetten pilgern.

Des einen Leid, des andern Freud. Mit dem Coronavirus aber wurde alles anders. Die Gastronomie wurde erst dicht gemacht und dann sehr auf Sparflamme gesetzt. Ob es in der neuen Realität wieder ganz so wird wie in alten präcovidalen Tagen, steht noch in den Sternen. Also begann Familie Bauer im März ihre Produkte auch an Private zu verkaufen – was schon aus Kapazitätsgründen noch vor drei Monaten undenkbar schien. Wieder ganz im Stillen, nur einmal pro Woche und nur durch Mundpropaganda beworben. So kamen auch wir zu den besten Kartoffeln seit langem, zu ungemein zarten, bunten Radieschen und zu delikaten Romana-Köpfchen. Denn nun gibt es in Stetten seit Neuestem Topgemüse für alle – und zwar jeden Freitag von 9 bis 12 und von 15 bis 19 Uhr ein „Spezialitäten-Kisterl“ mit saisonalem Obst und Gemüse und anderen Bodenschätzen je nach Saison. Alles regional und vorwiegend selbst produziert. Der Preis je Kisterl liegt ab Hof bei 24 Euro, bei Zustellung kommen noch 4 Euro dazu. Beliefert wird der Großraum Korneuburg und Wien.

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