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QUARTIER-MAGAZIN
Zwei der Lernenden, die für zwei Wochen die Migros Lorraine führen: «Marktleiter» Marc Tschanz…
Bern, 12. Februar 2020
… und die «stellvertretende Marktführerin» Natascha Inniger.
Bilder: Jean-Claude Galli
Stolz auf seine «temporären» Chefs: Filialleiter Shaip Avdullahi.
MIGROS LORRAINE
«Viel Vertrauen und noch mehr Verantwortung» 23 Migros-Lernende haben im Rahmen der «Next Generation Weeks» für zwei Wochen die Lorraine-Filiale übernommen. Eine echte Herausforderung für die angehenden Berufsleute. Und ein veritabler Aufsteller für den «echten» Filialleiter. Jean-Claude Galli
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er in diesen Tagen in der Migros Lorraine einkauft, dem fällt bestimmt der Altersschnitt der Belegschaft auf. Doch die scheinbar über Nacht erfolgte Verjüngungskur lässt sich logisch erklären. Bei genauerem Hinschauen weisen schon beim Eingang ein Banner und Plakate auf die besonderen Umstände hin: «Diese Filiale wird vom 3. bis zum 16. Februar durch Lernende im 2. und 3. Lehrjahr selbständig geführt», ist zu lesen. «Die Erfahrungen der ‹Next Generation Weeks› in der Migros Kalchacker waren so gut, dass nun auch Lernende der Stadt Bern für zwei Wochen in der Lorraine das Sagen haben», erklärt die Medienverantwortliche Daniela Lüpold. «Es ist somit bereits das vierte Mal, dass bei der Genossenschaft Migros Aare eine solche Aktivität stattfindet.» «Die zwei Wochen sind enorm praxisnah» Der temporäre neue Marktleiter heisst Marc Tschanz. Der 20-Jährige aus Schmitten FR arbeitet normalerweise in der Filiale Westside, nun ist er für den Geschäftsgang in der Lorraine verantwortlich. «Wir sind alle sehr stolz auf das Vertrauen und die Verantwortung, die wir übertragen bekommen», sagt er gegenüber dem Anzeiger für das Nordquartier. «Ich persönlich kann sehr viel profitieren, weil diese zwei Wochen enorm praxisnah sind. Spannend finde ich vor allem, was im Hintergrund alles abläuft und stimmen muss.» Ganz
zu Beginn sei es zwar noch etwas komisch gewesen, Befehle zu erteilen, statt sie anzunehmen. Doch das habe sich rasch eingependelt. Als Chef fühlt er sich nicht: «Wir sitzen hier alle im selben Boot».
aber die Zeit für Reaktionen reicht kaum. Einkaufen ist ein schnelles Geschäft. Doch die allgemeinen Feedbacks sind top. Der Tenor lautet: ‹Die Junge hei der Lade im Griff.› Und gröbere Fehler sind bisher keine passiert.»
«Allgemeine Feedbacks sind top» Ausgewählt wurde die Filiale in der «Hilfreich für meine Zukunft» Lorraine wegen ihrer idealen Grösse Drei Viertel der 23 involvierten Lerund Infrastruktur. Ihr eigentlicher nenden sind Männer, was eher ungeLeiter, Shaip Avdullahi, betrachtet wöhnlich ist. In einer typischen Fidie Szenerie mit grosser Freude. «Ich liale machen Frauen 60 Prozent der finde es sensationell, mit welchem Belegschaft aus. Eine davon ist NaElan die Lernenden zur Sache ge- tascha Inniger, in der Lorraine stellhen. Ihre Motivation zeigt, dass sie vertretende Marktleiterin und noram richtigen Ort sind. Sie können malerweise im Bahnhof Bern tätig. nun ihre bereits erworbenen Kennt- Die 20-Jährige bestätigt den Einnisse vertiefen und in die Praxis um- druck von Marc Tschanz: «Wir hasetzen. Und jene Lernenden, welche ben freie Hand und viel Spielraum. im April ihre praktische Abschluss- Nun gilt es, das in uns gesetzte Verprüfung haben, finden hier ein per- trauen zurückzugeben.» Nach ihrer fektes TrainingsLehre möchte feld.» Von einer sie gerne bei der «Spannend finde ich Migros weiterarAusnahmesituation will er nicht beiten. «In dievor allem auch, sprechen. «Das sen zwei Wochen was im Hintergrund Ta ge sge s c h ä f t kann ich mir ein alles abläuft und soll reibungslos genaues Bild malaufen und die chen, was auf stimmen muss.» qualitativen somich zukommt. wie quantitatiDie ‹Next Geneven Ziele müssen stets erreicht wer- ration Weeks› sind echt hilfreich für den.» Die Dauer von zwei Wochen meine Zukunft.» Die Einschätzung sei ideal, weil die Lernenden den von Inniger deckt sich mit den Zieganzen Prozess der Warenbeschaf- len, welche die Migros-Verantwortfung mitbekommen, Wochenakti- lichen mit solchen Engagements veronen inklusive. Angesprochen auf folgen. «Durch die Führung einer direkte Reaktionen meint er: «Viele ‹eigenen› Filiale werden die Sozial-, merken den Unterschied gar nicht. Fach- und Methodenkompetenz geStammkunden vielleicht eher, fördert. Zudem hat das Projekt auf-
LERNENDE HABEN DAS SAGEN Im Rahmen der Next Generation Weeks führen Lernende eine Filiale während zwei Wochen in Eigenregie. Aktuell in der Filiale Lorraine. – Die Erfahrungen der «Next Generations Weeks» in der Migros Kalchacker der letzten drei Jahre waren so gut, dass nun auch Lernende aus Bern das Sagen haben. Noch bis zum 15. Februar führen sie den Migros-Supermarkt Lorraine. Begleitet werden die 23 Lernenden dabei von zwei bis drei Coaches. Die Lernenden sind im zweiten und dritten Lehrjahr. Sie können in den zwei Wochen ihre bereits erworbenen Kenntnisse vertiefen und in die Praxis umsetzen. Durch die Führung einer «eigenen» Filiale werden die Sozial-, Fach- und Methodenkompetenz gefördert. Zudem hat das Projekt aufgrund der Selektionskriterien einen positiven Einfluss auf die Motivation und die Leistung der Lernenden. grund der Selektionskriterien einen positiven Einfluss auf die Motivation und die Leistung der Lernenden», sagt die Medienverantwortliche. Die Einteilung erfolgte gemäss den Wünschen der Lernenden bei der Anmeldung. Von oben eingegriffen wird höchst selten. «Die zwei bis drei Coaches helfen bei Fragen oder können in einem Notfall einschreiten. Nach einer gewissen Einführungszeit nimmt die Marktleitung dann bloss noch eine Beobachtungsfunktion wahr.» www.migros-aare.ch