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QUARTIER-MAGAZIN
Bern, 12. Februar 2020
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In einer Freizeitanlage würde man kaum eine ausufernde Tavolata erwarten. Doch wir sind genau hier fündig geworden: Im Indoorspielplatz Bimano auf dem Zentareal. Jean-Claud Galli
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Entdeckung im unteren Galgenfeld
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RESTAURANT & BAR ZENT
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INFOS Küche: Jahreszeitgerechte Produkte aus der Gegend, mit Sorgfalt dargebracht Service: Einfach, umkompliziert Ambiente: Juvenil, sportlich, das Gegenteil von steif Grosszügiger Barbereich.
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as Januarloch ist glücklich überstanden, die vegane Karenzzeit und die alkoholfreie Phase sind ebenso Geschichte. Doch auch im Februar gilt bezüglich gastronomischer Ausschweifungen die Devise: Zusammenrücken, teilen und Wärme spenden. Irgendwann sind wir aber der Fondue-Caquelons und Raclette-Öfen überdrüssig und sehnen uns nach Alternativen. Fündig werden wir diesmal am äussersten Rand des Nordquartiers hinter der PostFinance-Arena zwischen Gros ser und Kleiner Allmend, wo sich neben der Autobahn nicht etwa Fuchs und Has Gute Nacht sagen, sondern vielmehr Kletterer und Skateboarder aktiv sind: im seit 2017 bestehenden, 850 Quadratmeter umfassenden Indoorspielplatz Bimano am Zentweg. Gleich neben der Abenteuerfläche mit Vulkan, weissem Hai und U-Boot erstreckt sich im Obergeschoss in beeindruckender Grösse das Restaurant Zent samt Bar, welches nach überstandenem Nervenkitzel eine willkommene Oase der Ruhe darstellt. Weit entfernt von Hot Dog und Pommes frites Wo Hobbysportler, Fortgeschrittene, Familien und Müssiggänger aufeinandertreffen, sind kulinarisch meist keine Hexereien zu erwarten und das Angebot reicht in der Re-
Ein Genuss: Fried Bio-Chicken …
Bilder:Jean-Claude-Galli
Zum Verweilen: Gemütliche Sofaecke.
gel von Hot Dog bis Pommes frites. Das «Zent» ist eine höchst erfreuliche Ausnahme, von der sich andere Freizeitzentren eine buchstäbliche Scheibe abschneiden könnten. Die Karte trägt die Handschrift von «Zwöi feissi Meitli», welche sich bereits mit mehreren Pop-up-Lokalen einen Namen gemacht haben. Am Mittag gibt es zwischen 11.30 und 14 Uhr täglich wechselnde Menüs mit und ohne Fleisch mitsamt einer veganen Option sowie einen Pastateller. Die saisonal wechselnde Abendkarte gilt ab 18 Uhr und umfasst fünf Hauptgänge sowie eine Reihe von kleineren Gerichten, die wild durcheinandergewürfelt eine wunderbare Tavolata ergeben. Von «Muscles from Brussels» bis Goldie Hawn Was wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Und dies landet schliesslich auf unserem Tisch: dünn aufgeschnittene Bio-Kalbsnuss mit Selleriecrème – der Favorit unserer bezaubernden Begleiterin; gebratener Chicorée mit glasierten Baumnüssen, genannt «Muscles from Brussels»; frittiertes Bio-Poulet in Buttermilchpanade; ein «The Goldie Hawn» getaufter Salat aus Karotten, konfierten Safran-Schalotten und Brunnenkresse als unser persönlicher Liebling; Patatas Bravas mit pikanter Tomatensalsa und
… Patatas Bravas …
hausgemachter Aioli; dazu kommen marinierte Oliven und Ruchbrot. Weitere Optionen: Bio-Speck mit eingemachtem Rotkabis oder gebratene Schwarzwurzeln mit Portulak. Die «preussische Madonna» hält im «Grand Hotel Savoie» Hof Auch die Hauptgänge locken allein schon mit ihrer Originalität, verstärkt durch die «kuriose» Namensgebung. Hinter der «Preussischen Madonna» verbirgt sich gerösteter Sellerie mit halbgetrockneten Birnen, konfierten Kartoffeln und Lauchsenf. Das «Papipapo» entpuppt sich als Pastinakenrisotto mit Pinienkernen und Parmesansplittern. Und der «Grand Hotel Savoie» genannte Teller glänzt mit gebackenem Wirz samt Belugalinsen, Chili-Butter, Federkohl und Burrata. In den Wintermonaten stets ein Volltreffer: Ossobuco. Im «Zent» wird die Bio-Kalbshaxe mit Tomatensauce, marinierten Borlottibohnen, glasierten Rüebli und Gremolata gereicht. Wer es lieber salopp mag: Im Focacciabrot gibt es Fried Chicken oder Roasted Ricotta, serviert mit Patatas Bravas oder Eichblattsalat. Zum Trinken empfehlen wir aufgrund der unterschiedlichsten Komponenten und in Anbetracht der unkomplizierten Klientel Bier oder Wasser, zum Apero eignet sich ferner Prosecco mit einem Schuss Ingwer. Nicht verpassen dürfen Sie den Kaffee. Er
… Eichblattsalat …
CHF
Preise: Sehr vernünftig Adresse: Zentweg 1A, 3006 Bern, Telefon 031 934 03 60, www.bimano.ch. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 9 bis 23 Uhr; Freitag 9 bis 00.30 Uhr; Samstag 10 bis 00.30 Uhr; Sonntag 10 bis 18 Uhr. Am 13. und 15. Februar ist das Restaurant abends für eine private Gesellschaft reserviert.
stammt aus dem Solothurner Hause Oetterli. Zum Abrunden: hausgemachter Schoggi- oder Zitronenkuchen oder Schoggimousse. Wer hat an der Uhr gedreht? Nochmals kurz zurück zur Tavolata: Sie trifft in ihrem Charakter genau unser eingangs geschildertes Credo des sich Näherkommens und Teilens. Alles geht, nichts muss. Und die Zeit rast, als hätte der rosarote Panther schwungvoll an der Uhr gedreht. Ungläubig schauen wir irgendwann auf unser Telefon, schlagartig daran denkend, was uns morgen im Büro blüht. Und freuen uns desto mehr schon wieder auf kleine Fluchten wie diesen Abend. Nachtrag für Ambitionierte: Der Boulderwettkampf «bimano Bärecöp» findet am 22. Februar statt. www.bimano.ch
… und hausgemachter Kuchen.