Aargauer Wirtschaft Juli 2022

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4 SOMMER

AGV NR. 7 | 14. JULI 2022

SCHWEIZER BRAUEREI-VERBAND

DER AARGAU – EINE «BIER-HOCHBURG»

Spitzenreiter Kanton Bern

Christoph Lienert stv. Direktor Schweizer Brauerei-Verband (SBV)

BE ZH VD AG SG LU BL VS SO TG TI GE FR GR NE BS ZG JU SH OW SZ NW FL GL UR AR AI

24 21 19 19 19 17 16 12

53 52 47 45 41 40 40 33

73 65

123 113

Der Schweizerische Bierbrauerverein wurde im Jahr 1877 mit einem Anfangsbestand von 92 Mitgliedern gegründet. Unter anderem sollte mit der Gründung ­ eines gemeinsamen Vereins der Braumeister gegen die steigende Zahl der Bierimporte vorgegangen werden. So reichten die Mitglieder des SBV anlässlich der ersten Versammlung eine Petition beim Bundesrat ein, welche die Erhöhung des Eingangszolls auf ausländische Biere verlangte. Dieser Wunsch wurde auch alsbald umgesetzt. Die Anzahl der Mitglieder des SBV wuchs

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oraussetzung für eine Mitgliedschaft ist ein Mindestausstoss von 1000 hl Bier pro Jahr. Die Geschäftsstelle des SBV befindet sich in Z­ ­ürich. Der SBV wahrt und fördert die beruflichen und wirtschaftlichen Interessen der Mitglieder. Ferner fördert er die Rationali­ sierung im Braugewerbe durch Normierungen, Forschungen und ­Erfah­rungsaustausch.

in den folgenden Jahren, sodass A ­ ustritten von Feldschlösschen, Hürli- bildeten Brauern:innen (3-jährige 1913 fast alle Schweizer Brauereien mann und Sibra aus. Lehre zum:r Lebensmittel­ technolo­ Mitglied im Verband waren. gen:in Schwerpunkt Bier) und Brau­ Seit der turbulenten Zeit nach Auslau- meistern:innen verfügen. Die Konvention der schweizerischen fen des Kartells und den nachfolgenBrauereien, welche am 1. März 1935 den Zusammenschlüssen ist die aktu- Ziele des Verbands in Kraft trat, war eine Zusammen­ elle Bierlandschaft durch einen spie- Der Schweizer Brauerei-Verband hat fassung bereits bestehender Verträge lenden Wettbewerb gekennzeichnet. sich als Branchenverband der Brauin gestraffter Form. Das sogenannte Neben den bekannten grossen Brau- wirtschaft folgende strategische BeBierkartell sollte die Absatzverhält­ ereien finden kleine und mittlere Un- tätigungsfelder gesetzt: (politinisse regeln, ungesunde Wettbe- ternehmen ebenfalls die Möglichkeit, sche) Rahmenbedingungen, Qualität, werbsformen beseitigen, gute Ver- sich auf dem Markt erfolgreich zu Image, Berufsausbildung. Auf politihältnisse zwischen den Marktbewer- positionieren. Namentlich seit dem scher Ebene setzt sich der SBV dafür bern schaffen und so eine vernünftige Jahre 2000 kann eine starke Zunah- ein, dass die Schweizer Brauereien Rationalisierung ermöglichen. Kar­ me von Klein- und Kleinstbrauereien ohne Hindernisse Bier brauen und telle waren in der Zwischenkriegs- beobachtet werden. Waren im Jahr absetzen können. Damit dieses Bier zeit für Wirtschaftsverbände keine 2000 noch 77 aktive biersteuerpflich- qualitativ möglichst hochwertig ist, Seltenheit. Durch diese Kooperatio- tige Unternehmen in der Schweiz re- setzt sich der SBV zusammen mit nen erhoffte man sich in der Schweiz gistriert, so ist ihre Anzahl bis 2010 Fachexperten:innen mit technischen wirtschaftliche Besserung. Die Brau- auf 322 angestiegen. Diese Entwick- Fragen auseinander und veröffentereien hatten die Lehren aus dem lung explodierte förmlich in den letz- licht regelmässig Hilfsdokumente für Ersten Weltkrieg gezogen und der ten Jahren, so dass Ende letzten Jah- Brauereien. So ist auf der Website des Biermarkt wurde demzufolge vom res 1278 Brauereien in der Schweiz SBV ein Arbeitspapier «Gute VerfahZweiten Weltkrieg weniger stark ge- registriert waren. Die 53 grössten renspraxis für Brauereien» frei verfügBrauereien in der Schweiz stehen für bar. Dieses Arbeitspapier soll ein beutelt. über 98 Prozent des schweizerischen Hilfsmittel für alle Schweizer BrauerBierausstosses. Jede von ihnen braut eien sein, um die gesetzlichen An­ Entwicklungen im Schweizer über 100 000 Liter Bier pro Jahr. Ih- forderungen möglichst gut erfüllen Biermarkt Nach dem Zweiten Weltkrieg erholte nen gemeinsam ist, dass sie über und Qualitätsbier brauen zu können. sich der Biermarkt gut, trotzdem stieg professionelle ­Strukturen mit ausge- Bezüglich Image des Bieres hat der die Produktion zuerst nur langsam, dann aber immer rascher und erreich- Spitzenreiter Kanton Bern te 1965 bereits die vierfache Menge von 1945. 1971 war der Höhepunkt Anzahl Brauereien in den Kantonen* 2021 dieser Entwicklung erreicht. Eine ­erste Konzentrationswelle unter den Brauereien führte Anfang der 1970erJahre zu einer geringeren Anzahl an Brauereien. Zwischen 1969 und 1974 sank die Zahl unabhängiger Unternehmen von 59 (mit insgesamt 60 Braustätten) auf 37 (mit 49 Braustätten). Zu jener Zeit wurde die Konvention der Schweizer Brauereien bezüglich ausländischer Biere gelockert, so dass mehrere Brauereien ausländische Bierspezialitäten in ihr Sortiment aufnahmen. Die Nachfrage nach ausländischen Premium-Bieren stieg und Schweizer Brauereien versuchten solche Biere mit eigenen Produkten nachzuahmen. In den Krisenjahren stoppten die Konzentrationsprozesse: 8 6 5 5 2 Bis 1986 verschwand nochmals rund ein Drittel der Brauereien. Ebenfalls lief die Konvention der Schweizer *Inklusive Liechtenstein Brauereien Ende 1991 nach den Anzahl Brauereien in den Kantonen 2021 (inklusive Liechtenstein) 165

Der Schweizer BrauereiVerband (SBV) ist der Interessenverband der schweizerischen Brauereibranche. Dem Verband gehören 32 schweizerische Brauerei-Unternehmen mit 36 Braustätten an, wobei mit den Brauereien Erusbacher & Paul AG, H. Müller AG, Feldschlösschen Getränke AG und LägereBräu AG 4 Mitglieder ihren Sitz im Kanton Aargau haben. ­


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