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MEIßEN

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RADEBEUL

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EINE STARKE FRAU

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DIE SOZIALKRITISCHE AUTORIN LOUISE OTTO-PETERS EBNETE DER DEUTSCHEN FRAUENBEWEGUNG DEN WEG. MEISSEN FEIERT 2019 IHREN 200. GEBURTSTAG.

SOZIALKRITISCH AUS ÜBERZEUGUNG

Eine erste Begegnung mit der streitbaren Meißnerin ergibt sich bei ihrem Geburtshaus am Baderberg im Schatten der Albrechtsburg. Überlebensgroß und ziemlich streng blickt Otto-Peters hier als Wandgemälde auf die Besucher herab. Zeitlebens war das Haus ein wichtiger Ort für sie. Hier lebte sie mehr als zwei Jahrzehnte allein, nachdem sie ihre Eltern im Alter von 17 Jahren verloren hatte. Hier unternahm sie früh schriftstellerische Versuche und verfasste ihre ersten sozialkritischen Romane. Viel beachtet wurde vor allem das Werk „Schloss und Fabrik“ von 1846, das die unmenschlichen Lebensbedingungen armer Fabrikarbeiter und ihrer Familien thematisierte. Nach einem Besuch bei Textilarbeitern in Oederan notierte Otto-Peters bereits 1840 tief beeindruckt: „…so töne auch mit weiblichem Erbarmen | mein Singen für die ausgestoßnen Armen! | Es fordert auch Gemeinschaft aller Güter, | Es ruft nur laut: So leiden uns’re Brüder“.

Soziale Fragen zählten wohl auch deshalb neben den Frauenrechten zeitlebens zu ihren wichtigsten Lebensthemen. „Die Teilnahme der Frau an den Interessen des Staates ist nicht ein Recht, sondern eine Pflicht“, formulierte Otto-Peters später und gab 1849 erstmals ihre „Frauen-Zeitung“ heraus, die bereits im Folgejahr von den Zensurbehörden verboten wurde. Daneben hatte die Schriftstellerin immer wieder mit existenziellen Sorgen zu kämpfen. Das hinterlassene Vermögen ihrer Eltern ging nach einigen Jahren zur Neige, sodass sie mit ihren Publikationen ihren Lebensunterhalt bestreiten musste.

REVOLUTIONÄRE IDEEN

Ein Bummel durch die Kopfsteinpflastergassen der Meißner Innenstadt führt zu weiteren Stationen, die mit Otto-Peters’ Leben verknüpft sind. In der prächtigen Frauenkirche wurde sie am Tag nach ihrer Geburt getauft und Ostern 1834 auch konfirmiert. Gleich nebenan hatte Dr. Otto, ihr Großvater väterlicherseits, seine Praxis und der Vater ihrer Mutter war oben auf dem Burgberg als Porzellanmaler in der Manufaktur angestellt gewesen.

Gleich nebenan im gotischen Dom heiratete Louise 1858 den revolutionären Schriftsteller August Peters. Der hatte zuvor eine siebenjährige Haftstrafe wegen seiner Beteiligung an den Revolutionskämpfen von 1848/49 absitzen müssen, was seine künftige Frau nicht davon abhielt, sich bereits im Kerker mit ihm zu verloben.

Bald nach der Hochzeit siedelte das freigeistige Ehepaar nach Leipzig um. Zwar reiste Louise Otto-Peters auch weiterhin häufig in ihr Elternhaus nach Meißen, doch Leipzig wurde nun zum Lebensmittelpunkt. Bis zum Tod ihres Ehemannes 1864 gab sie hier gemeinsam mit ihm die „Mitteldeutsche Volkszeitung“ heraus. Ein Jahr später gründete Louise Otto-Peters mit drei Mitstreiterinnen den Leipziger Frauenbildungsverein und veranstaltete eine erste deutsche „Frauenkonferenz“ in der Messestadt. Sie initiierte den Allgemeinen Deutschen Frauenverein, den sie lange Jahre leitete, und immer wieder veröffentlichte sie Schriften, in denen sie mehr Teilhabe von Frauen am öffentlichen Leben einforderte.

Im Jahr 1895 starb die Kämpferin für Frauenrechte in Leipzig. Viel hatte sie schon zeitlebens erreicht, doch etliche Früchte ihres Wirkens ernteten spätere Frauengenerationen. Auch in Meißen, wo 1919 – genau zum 100. Geburtstag von Louise Otto-Peters – erstmals auch weibliche Stadtverordnete ins altehrwürdige Rathaus von 1481 einziehen durften.

• www.stadt-meissen.de/stadtmuseum

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