The Profile 2020/2021

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ANTWORTEN AUF DIE „GRAND CHALLENGES“ Die AIT-Managing Directors Anton Plimon und Wolfgang Knoll zur strategischen Ausrichtung und aktuellen Forschungsthemen des AIT. Die Corona-Krise fordert natürlich auch das AIT. Wie gehen die rund 1.400 Mitarbeiter*innen damit um? Anton Plimon: Zwei wichtige Ziele haben wir erreicht: Das AIT funktioniert auch unter herausfordernden Bedingungen. Forschungsprojekte liefen im Homeoffice bestmöglich weiter, Kommunikation und Kollaboration wurden virtuell vorangetrieben. Zweitens sind viele Themen, an denen wir arbeiten, zur Bewältigung der Krise essenziell – etwa TelegesundheitsLösungen, mit denen Personen in Quarantäne medizinisch betreut werden können, ein Symptomtracking mit Hilfe einer anonymisierten Online-Umfrage oder Systeme zur Optimierung der Logistik von Hilfsmaßnahmen. Auch Simulationstools zum Management von Personenflüssen in Supermärkten oder in Einrichtungen des öffentlichen Verkehrs sind bedeutend. Wolfgang Knoll: Auch unsere Forschung im Bereich von Biosensoren ist ein wichtiger Beitrag: So zum Beispiel die Entwicklung eines Geruchstests, der eine Art „Frühindikator“ einer Covid-19-Infektion werden könnte. Durch die anerkannte Erfahrung mit Tools zum Management von Krisen und Katastrophen zählt das AIT auch zu den führenden Partnern im EU-Projekt STAMINA. Darin soll ein neues System zur Bewältigung künftiger Pandemien entwickelt werden. 38 Partner aus mehr als einem Dutzend Länder erarbeiten gemeinsam ein intelligentes System zur Unterstützung von Entscheidungen bei der Vorhersage und beim Management von 8

Pandemien. Dieses System soll Ersthelfer, Praktiker, Personal in Krankenhäusern sowie Pandemie-Krisenmanager in ihrer täglichen Arbeit unterstützen. Da spielen wir ganz vorne mit. Zur strategischen Ausrichtung des AIT bei der Infrastrukturforschung ist neben der Digitalisierung die Dekarbonisierung essenziell. Wie geht es hier weiter? WK: Projekte in diese Richtung verfolgen wir seit Gründung des AIT. Wir sehen darin eine unbedingte Notwendigkeit, um die Welt der nächsten Generation in einem zumindest gleich guten Zustand übergeben zu können. Das bietet auch Chancen für die österreichische Wirtschaft: Mit neuen, effizienteren und zukunftsweisenden Technologien wächst unsere Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt. Das sichert Wertschöpfung und Arbeitsplätze. AP: Ein großer Schwerpunkt ist die Dekarbonisierung der Industrie: Das AIT ist federführend an der österreichischen „Vorzeigeregion Energie“ zum Thema „New Energy for Industry NEFI“ beteiligt, einem einzigartigen Innovationsverbund, der Lösungen zur vollständigen Dekarbonisierung der österreichischen Industrie entwickelt. Diese Innovationen werden wesentlich zur Standortsicherung der Industrie in Österreich beitragen und die Basis für klimafreundliche Technologien „made in Austria“ legen. Große Bedeutung kommt der Nutzung der Abwärme in der Industrie selbst,

aber auch außerhalb, etwa in Fernwärmenetzen in der Umgebung, zu – Stichwort: Sektorkopplung. In diesem Zusammenhang wird auch das Thema Wasserstoff immer wichtiger: Vor allem in Bereichen, wo Wasserstoff sowohl stofflich als auch energetisch genutzt wird, sehen wir viel Potenzial. Welche Schwerpunkte verfolgt das AIT im Bereich der Energieforschung? WK: Energiesysteme sind hochkomplex. Eine Transformation in Richtung Klimaneutralität erfordert neben neuen Einzeltechnologien eine Sicht auf das Gesamtsystem. Nur der Blick auf die gesamte Wertschöpfungs- und Wirkungskette ermöglicht es, das volle Innovationspotenzial im Sinne ganzheitlichen Klimaschutzes abzurufen. Diese Systemkompetenz ist ein Alleinstellungsmerkmal des AIT. So können wir etwa in vielen Simulationssystemen und mehreren speziellen Labors Komponenten in reale Netze integrieren und dort unter Bedingungen nahe an der Praxis testen und weiterentwickeln. In unserem SmartEST-Labor bieten wir realitätsnahe Forschung etwa für flexible „Smart Grids“. AP: Die Energiewende erfordert die Integration aller Sektoren. Wir forschen z. B. für eine klimafreundliche, nutzergerechte und multimodale Mobilität. Das beginnt bei Simulationen zur Optimierung der Verkehrsinfrastruktur und der Interoperabilität verschiedener Verkehrsmittel und reicht bis zu Forschungen zur E-Mobilität. Unser Batterie-Labor verfügt über AIT AUSTRIAN INSTITUTE OF TECHNOLOGY


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