MENSCHENRECHTSBILDUNG
Weiterbildung in der Natur: Der Pfad der Menschenrechte an der Korkenziehertrasse in Solingen.
Auf der Suche nach der Jugend In der Welt und vor Ort: Um engagierte Menschen für die Arbeit von Amnesty zu gewinnen, müssen sie zunächst einmal auf das Thema aufmerksam werden. Ein Beispiel dieser Bildungsarbeit ist der Menschenrechtspfad in Solingen. Von Nina Apin (Text) und Roland Geisheimer (Fotos)
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ass glänzend und schnurgerade liegt die Solinger Korkenziehertrasse im Regen – unterhalb rauscht der Straßenverkehr, auf die ehemalige Bahntrasse verirren sich an diesem grauen Tag nur wenige Fußgänger*innen und Radfahrer*innen. Bei schönem Wetter sehe das ganz anders aus, erzählt Daniela Tobias unter ihrer Regenkapuze: 2006 wurde die Strecke, die s-förmig durch die Stadt führt und nach 15 Kilometern in Wuppertal endet, im Rahmen des Strukturwandelprogramms »Regionale«
60 AMNESTY JOURNAL | 04/2022
im Bergischen Land für den nicht-motorisierten Verkehr umgebaut. »Seither hat der Solinger das Fahrradfahren entdeckt«, sagt Tobias, die selbst bevorzugt mit dem Rad unterwegs ist. An den Wochenenden, wenn bei schönem Wetter die Menschen aus der Umgebung auf ihren E-Bikes, Hollandrädern oder Scootern durcheinanderflitzen, macht der eine oder die andere vielleicht am Menschenrechtspfad in der Nähe des Botanischen Gartens eine Pause. Auf knapp 200 Metern laden 13 mit auffälligen bunten Illustrationen versehene Stahltafeln dazu ein, stehen zu bleiben und die Kurztexte zu lesen: zur Arbeit von Amnesty International und zu den 30
Artikeln der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. 2012, zum 40. Geburtstag der Solinger Amnesty-Gruppe, wurde der Menschenrechtspfad feierlich eingeweiht, mit viel Pathos, wie bei solchen Anlässen üblich. Der damalige konservative Oberbürgermeister Norbert Feith sprach über Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, AltBundespräsident Walter Scheel ließ ein Grußwort in seine Heimatstadt übermitteln und prophezeite dem politischen Bildungsangebot in bester Stadtlage einen großen Erfolg. Bis zur Eröffnung hatte die Amnesty-Gruppe Solingen allerdings viel Nervenstärke und Beharrlichkeit gebraucht, wie sich Helmut Eckermann er-